Schadendorf: Bewerbungsrede Heinz Wedde zum Bürgermeister 1976

Unser ehemaliger Bürgermeister Heinz Wedde gab mir vor geraumer Zeit diverse Unterlagen aus seinen Archivalien zu meiner Verwendung.
Dabei war seine Rede vor der Stadtverordnetenversammlung (damals wurde der Bürgermeister noch nicht direkt gewählt) am 8.11.1976.
Erstaunlich wieviel dieser Rede noch heute gehalten werden könnte und welche Punklte (noch) nicht umgesetzt wurden.
Ihm verdanken wir u.a. maßgeblich den Erhalt des Ensembles „Im Winkel“. Schade, dass ihm seine eigene Partei (CDU) keine Zeit ließ, seine Pläne umzusetzen. Er hatte sich mit den „Großkopferten“ (wie die Bayern sagen) anlegt  – das kostete den Job!

Wedde

 

Kurzreferat Bürgermeister Wedde 8.11.1976

Vorstellung als Bürgermeister-Bewerber in der Stadt Bad Bramstedt;

„Aufgaben eines Bürgermeisters in einer Stadt wie BB“

Herr Bürgervorsteher, meine Damen und Herren!

Zunächst möchte ich Ihnen dafür danken, daß Sie mir heute Gelegenheit geben, mich als Bewerber um das Bürgermeisteramt Ihrer Stadt vorzustellen.

Lassen Sie mich eingangs ein paar Worte zu meiner Person sagen.
Mein Name ist Heinz Wedde, ich bin 37 Jahre alt und geborener Kieler. Ich bin „noch“ ledig, aber werde dieses bald ändern.

Ich bin gelernter Verwaltungsbeamter und habe nach meiner Schulzeit die Ausbildung im Dienst des Landes begonnen. Dazu gehörte eine Verwaltungslehre und eine anschließende Anwärterzeit von drei Jahren, die ich 1962 mit der Inspektorprüfung abschloß.

Danach schied ich aus dem Landesdienst aus und bin seit April 1962 bei mehreren Kommunalverwaltungen tätig gewesen.

Den Schritt vom Land in die Kommune habe ich bislang nicht zu bereuen brauchen – im Gegenteil, mir machte die Arbeit unten an der Front im Vergleich zum Dienst in der Landesverwaltung stets mehr Freude. Dabei haben mir die gute Ausbildung beim Land und noch mehr die zahlreichen Kontakte zu den ehemaligen Vorgesetzten und Kollegen im Landesdienst sehr geholfen, schwierige Fragen zu lösen oder die Quellen zur Finanzierung von kommunalen Baumaßnahmen zu entdecken.

Sie wissen, wie schwierig gerade dieses Alltagsgeschäft in der kommunalen Politik ist und wie hilfreich dabei persönliche Kontakte sein können.

Ich erwähnte bereits, daß ich in mehreren Kommunalverwaltungen tätig war. Das waren in der zeitlichen Reihenfolge die

  • Gemeinde Altenholz am nördlichen Stadtrand von Kiel,
  • das Amt Probstei-West ebenfalls in der Nähe Kiels,
  • die Stadt Glücksburg,
  • das Amt Oeversee im Kreis Flensburg – Schleswig- und
  • die Gemeinde Ahrensbök im Kreis Ostholstein.

Dort bin ich seit 1972 – also nahezu fünf Jahre – hauptamtlicher Bürgermeister.

Ahrensbök ist von der Fläche her gesehen die drittgrößte Gemeinde unseres Landes . Die Großgemeinde hat neben dem zentralen Ort Ahrensbök 19 Dorfschaften, die alle einen Dorfvorstand besitzen.

Im ehemaligen Kreis Eutin gibt es diese Verwaltungsform im ländlichen Bereich seit mehr als 100 Jahren anstelle der sonst üblichen Ämter.

Ich erwähne diese Tatsache, weil sich daraus meine Motive für die Bewerbung um die Bürgermeistersteile Ihrer Stadt ergeben. Es ist nämlich mein Wunsch für eine städtische Kommune tätig zu sein, die mehr Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten als eine agrarische Flächengemeinde bietet und für mich eine interessantere Arbeit bringt.

Sie haben mir als Thema für meinen Vortrag die „Aufgaben eines Bürgermeisters in einer Stadt wie BB“ gestellt.

Ich möchte zunächst auf meine Vorstellungen über die Arbeitsweise, insbesondere die Zusammenarbeit des Bgm. mit den anderen städtischen Organen zu sprechen kommen und anschließend kurz auf die Sachprobleme Ihrer Stadt eingehen.

Ganz oben an muß meines Erachtens gestellt werden, daß bei allen Kräften der kommunalen Gemeinschaft ein vernünftiges Miteinander in der täglichen Arbeit nötig ist, um für die Stadt das Beste erreichen zu können. Das bedeutet natürlich nicht eine vollkommene Übereinstimmung in allen Sachfragen, wohl aber die gegenseitige Achtung und das Ziel, nach außen hin gemeinsam für das städtische Wohl einzutreten.

Für die Zusammenarbeit der städtischen Organe ist es weiter wichtig, die unterschied­lichen Aufgabenbereiche zu achten. Stadtvertretung, Magistrat, Ausschüsse und Bgm. haben gen au umrissene Kompetenzen und müssen diese untereinander respektieren und mit Verantwortung und Energie wahrnehmen.

Aus meiner heutigen täglichen Arbeit ist mir natürlich bekannt, daß man in einer Demokratie Mehrheiten zum Regieren und Verwalten gebraucht und diese auch zu achten hat. Für den Bgm. gilt es, die dominierende Stellung der Stadtvertretung zu akzeptieren, also letztlich die politische Entscheidung zu verwirklichen. Natürlich hat er die Pflicht, Stadtvertretung, Magistrat und Ausschüsse offen zu informieren und zu beraten, um sachgerechte Entscheidungen möglich zu machen. Er hat aber auch, so meine ich, das Recht, Mehrheiten zu beeinflussen und für seine Ideen zu gewinnen. Mit anderen Worten gesagt, muß er sich darum bemühen, den städt. Gremien und später dem Bürger seine Vorschläge zu „verkaufen“.

Der Bgm. ist also bei weitem nicht nur Geschäftsführer des Magistrats oder reines Vollzugsorgan für Mehrheitsbeschlüsse, sondern ihm fällt ein weiter Spielraum für planende und gestaltende Aufgaben zu.

Er muß kurz gesagt Motor und Ideenträger der kommunalen Arbeit sein.

Als Verwaltungschef obliegen dem Bgm. die Organisationsgewalt und die Leitungs­befugnis und Dienstaufsicht über das Personal der Stadt. Er ist für den Geschäftsgang und die sachliche Erledigung der Aufgaben im Rahmen der Beschlüsse verantwortlich. Für mich ist die Stadtverwaltung ein Dienstleistungsbetrieb, der weitgehend nach kaufmännischen Grundsätzen zu führen ist. Er ist zur Wirtschaftlichkeit verpflichtet und muß moderne Arbeitsmethoden und Hilfsmittel nutzen. Die vielfältigen Aufgaben machen es andererseits nötig, ein gutes Mitarbeiterverhältnis zu pflegen und im Teamwork zu arbeiten.

Mittelpunkt aller Verwaltungstätigkeit ist der Bürger. Er hat Anspruch darauf, höflich und gerecht behandelt zu werden. Nur „es recht zu machen jedermann, ist eine Kunst, die niemand kann“, und es stimmte schon früher, wenn man sagte, daß nicht zum Schulzen tauge, wer sich nicht auch einmal unbeliebt machen kann. Selbstverständlich muß sich der Bürgermeister in solchen Fällen die Zeit nehmen,einem Bürger das Nein zu erklären und zu begründen und häufig auch den schwer begreiflichen Sinn von Gesetzesvorschriften zu erläutern.

Zur lebendigen Selbstverwaltung gehört der ständige Kontakt zum Bürger. Er muß über Absichten und Planungen der Stadt informiert werden, wenn man von ihm Vertrauen zur Verwaltung und Interesse an kommunalen Angelegenheiten erwartet. Ich spreche von Absichten und Planungen, und meine damit natürlich nicht, daß man auch jeden Gedanken, der in den Gremien auftaucht, offenlegen muß. Verschwiegenheit über vertrauliche Dinge und über noch nicht ausgegorene Absichten ist durchaus richtig und nötig.

Das Bürgerinteresse sollte auf vielfältige Weise gefördert und gestärkt werden. Damit rede ich nun keineswegs einem weichen Nachgeben jedermann gegenüber das Wort – nur muß heute auch in der Kommunalpolitik eine offene und verständige Bereitschaft zum Gespräch vorhanden sein. Besondere Sprechstunden des Bgm. halte ich deswegen nicht für notwendig, er muß nur für jeden erreichbar sein und darf nicht dem offenen Gespräch ausweichen.

Der Bürger sollte aber andererseits dafür Verständnis haben, wenn der Bürgermeister nicht jederzeit und sofort für alle zu sprechen ist. Ich erwähnte bereits, wie notwendig die Interessenvertretung der Stadt gegenüber Kreis und Land ist. Deshalb kann man nicht erwarten, daß der Bgm. zu jeder Stunde an seinem Schreibtisch im Dienstzimmer des Rathauses sitzt.

Die Repräsentation der Stadt ist eine gemeinsame Aufgabe von Bürgervorsteher und Bgm .. Beide sollen ihr Auftreten für die Stadt miteinander abstimmen. Ich meine allerdings, daß dem Bürgervorsteher als Vorsitzenden der Stadtvertretung ein Vorrang zukommt, während der Bgm. in erster Linie Verwaltungschef ist. Es ist aber auch für ihn wichtig, die Repräsentationspflichten ernst zu nehmen, denn der ständige Kontakt mit der Einwohnerschaft und den zahlreichen Vereinen ist letztlich das Aushängeschild der Stadtverwaltung und entscheidet mit über ein gutes Verhältnis zum Bürger.

Für jemanden, der Ihre Stadt hauptsächlich aus der Ferne von 50 km kennt, ist es natürlich nicht ganz einfach, sich über die städtischen Sachprobleme zu äußern. Ich möchte das trotzdem tun, auch auf die Gefahr hin, später von Ihnen oder einigen Zuhörern an meine Worte erinnert zu werden.

Ganz oben – fast über jeder Sachfrage – steht die Stärkung der Zentralitätsfunktion Ihrer Stadt. Als Unterzentrum nimmt BB weit über das Stadtgebiet Aufgaben im wirtschaftlichen, kulturellen und allgemeinen kommunalen Bereich für das Umland wahr und erhält dafür auch eine besondere Zuweisung des Landes. Künftig werden sich m. Erachtens dynamische Entwicklungen in der Wirtschaft, im Wohnungsbau und in der sogenannten Kommunalinfrastruktur noch mehr als bisher in den Zentren und städtischen Regionen – fast bin ich geneigt zu sagen – in den Großstädten abspielen. Allerdings haben Kleinstädte mit der Struktur BB und dem hohen Wohnwert weiterhin ihre guten Entwicklungschancen und werden ihre umfangreichen Versorgungsfunktionen für das ländliche Umland behalten.

Ein gutes Verhältnis zum Umland ist daher nötig, und das muß von der Stadt auch gepflegt werden, sei“ es über die Zusammenarbeit im Nachbarschaftsausschuß und im Schulverband oder auch einfach vom Kollegen in der Stadt zum Nachbarn im Amt. Für beide Teile – also für die Stadt und das Amt – liegen in einer Stärkung dieser Zusammenarbeit noch Rationalisierungsreserven, die finanziell nicht uninteressant sind. Derartige Formen einer gemeinsamen Arbeit sind andernorts im Lande schon verwirklicht.

Ich möchte hier nur die Standesämter für Stadt- und Landbewohner erwähnen, ohne ihnen damit ein Patentrezept vorschlagen zu wollen.

Zu den sogenannten Außenentwicklungen, die für BB von großer Bedeutung sind, gehören die Flughafenplanungen Kaltenkirchen. Mir ist natürlich bekannt, daß das Projekt zeitlich zurückgestellt ist. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben, und man wird deshalb die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen und sich darauf einstellen müssen.

Wenn es gelingt, die ungünstigen Auswirkungen für die Stadt zu vermeiden, wird ganz sicher eine Menge Positives davon ausgehen. Ich denke z.B. an den Einfluß auf das vorhandene Gewerbe, auf die Ansiedlung neuer Betriebe mit weiteren  Beschäftigungs­möglichkeiten und auf die Nachfrage nach Wohnungen und Bauland. Ich will nicht dem Wachstum um jeden Preis das Wort reden, aber ein gesundes Wachsen der Stadt ist für eine fortschrittliche Kommunalpolitik schon nötig.

Wer heute den Namen BB hört, denkt wohl in erster Linie an die Rheumaheilstätte, die größte ihrer Art in Deutschland. Der Kurbereich hat seinen Wert in dreierlei Hinsicht, einmal in den 670 Arbeitsplätzen der Heilstätte zum, anderen und das Übernachtungs­gewerbe und auch für einige Gewerbebetriebe, die für die Heilstätte tätig sind. Die Arbeitsplätze habe ich absichtlich an die erste Stelle gesetzt. Sie gehören dem Dienstleistungsbereich und damit dem zukunftsorientierten tertiären Sektor an. Es steht im ganz vordergründigen Interesse der Stadt, sie zu erhalten, und man wird deshalb auch ein Wort mitreden müssen, wenn es um Fragen der Kapazität, der Auslastung oder Reduzierung geht.

Die Entscheidungen liegen – das ist mir bekannt – nicht in erster Linie bei der Stadt. Ganz sicher aber wird man darauf Einfluß nehmen müssen, daß vorhandene Einrichtungen und Kapazitäten voll genutzt bleiben, bevor in anderen Orten mit sehr hohen Investitionen zusätzliche Kurangebote geschaffen werden. Ich meine damit das Konkurrenzdenken anderer Städte im Lande, die offenbar danach streben, sich mit der Förderung aus öffentlichen Kassen ein größeres Stück aus dem Kuchen schneiden zu können – zu Lasten anderer Orte, versteht sich.

Eine Kurstadt hat große Verpflichtungen bei der Stadtplanung und Stadtgestaltung. Im neuen F-Plan ist diese Aufgabe hervorragend berücksichtigt, indem der südöstliche Teil des Stadtgebietes allein dem Kurbetrieb vorbehalten und BB als „Stadt im Grünen“ mit großflächigen Park- und Waldanlagen und Grünzonen ausgewiesen ist.

Beim Plan allein darf es aber nicht bleiben. Vielmehr sind zahlreiche Verbesserungen am gesamten Bild der Stadt und an den Einrichtungen des Kursektors nötig. Das ist auch der Weg zu einem noch besseren Niveau des Heilbades, mit dem es gelingen sollte, mehr zur Auslastung beizutragen. Ich sage das vor allem mit Blick auf den Anteil der freien Patienten, der heute noch zu gering ist. BB darf sich das gute Ansehen und den Rang als Rheumaheilbad nicht von anderen abnehmen lassen – hier sehe ich eine der ganz großen städtischen Aufgaben der nächsten Jahre.

Als weitere überregional bekannte Einrichtung beheimatet BB seit mehr als 10 Jahren den Bundesgrenzschutz. Er nahm auf die Entwicklung der Stadt seitdem sichtbar Einfluß und konnte auch weitgehend integriert werden. Man wird diese Bemühungen ‚fortsetzen müssen, um diese bedeutende Bundesdienststelle nicht als Fremdkörper zu empfinden.

Wenn die Rheumaheilstätte das Ansehen der Stadt begründet hat, so ließen bis vor wenigen Jahren noch die B-Verkehrsverhältnisse manchen Kraftfahrer verzweifeln. Als Drehscheibe des Nord-/ Süd- und des Ost-/ Westverkehrs ist auch nach dem Bau der Bundesautobahn die Stadt außerordentlich stark mit Durchgangsverkehr belastet.

Gute überörtliche Verkehrsverbindungen sind zwar eine Standortgunst, die sich im städtischen Gewerbe widerspiegelt. Zugleich stören sie aber das Stadtbild und sind für den Ort unzumutbar. Mit einer zukunftsweisenden Verkehrsplanung müssen deshalb Engpässe behoben werden, z.B. durch den Bau der Nordumgehung zur B 206 (der aber z.Z. mit geringerer Priorität im Bundesfernstraßenprograrnm rangiert) und durch die geplanten

Kernrandstraßen, mit denen die Innenstadt entlastet werden kann. In diesem Zusammenhang sind auch die Bauplanungen für den städtischen Kern, d.h. die gesamte Bleekumgebung zu sehen.

Die innerstädtischen Straßenbauvorhaben müssen neu aufgenommen und mit Kraft vorangetrieben werden. Allerdings kann das die Stadt nicht allein aus eigener Kraft. Es sind vielmehr erhebliche Zuschüsse nach dem Gemeindeverkehrsfinanzgesetz vorn Land nötig. Ich möchte dazu anmerken, daß Ahrensbök ähnliche Sorgen mit überörtlichen Verkehrbelastungen und es uns gelungen ist, die zuständigen Stellen in Kiel davon zu überzeugen, daß östliche und westliche Tangenten als Entlastungsstraßen finanziert werden müssen. Z.Z. laufen diese Baumaßnahmen mit einem Gesamtvolumen von einigen Mill. DM, die zu 3/4 mit Zuschüssen gefördert werden.

Von der starken Zentralitätsbedeutung Ihrer Stadt sprach ich bereits. Besonders kommt diese Funktion für das Umland in den verschiedenen Schulen zum Ausdruck. In einer Stadt Ihrer Größenordnung ist es verhältnismäßig selten, ein so komplettes Schulangebot mit allen Nebeneinrichtungen ‚zu finden – und es ist gewiß auch selten, daß zu einer Kleinstadt täglich über 2000 Schüler einpendeln. Dem Schulverband bleiben für die nächste Zeit nur noch verhältnismäßig wenige Bauaufgaben von denen ich den Neubau der Hauptschule in der Nähe der Realschule (Schulzentrum) mit etwa 2,6 Mio. DM nennen möchte. Mit der Förderung des Landes und des Kreises sollte der Bau 1978 angefangen werden. Es heißt also im kommenden Jahr mit der Planung zu beginnen.

Zwei weitere Bereiche möchte ich ebenfalls nur kurz streifen – die Ausweisung und Erschließung von Gewerbe- und Wohnbauflächen. Beides wurde in der Vergangenheit zügig angepackt und hat zu dem überdurchschnittlichen Wachstum der Stadt geführt. Heute ist es aber sehr schwierig, weitere Gewerbebetriebe in den Standort BB zu locken.

Wachstum und Investitionsneigung sind noch nicht wieder auf dem alten Stand angelangt, und Patentrezepte zur Wirtschaftsförderung kann niemand vorbringen. Vielmehr ist die Konkurrenz groß und BB kann nur solche Betriebe gebrauchen, die sich in den Charakter als Kurstadt einordnen lassen.

Beim Wohnungssektor wird künftig fast ausschließlich an den Bau von Eigenheimen zu denken sein. Bei dem hohen Wohn- und Freizeitwert wird sich der Zuzug aus dem Stadtumland und dem Umland Hamburg fortsetzen und von Jahr zu Jahr 50 bis 70 Bauplätze für Eigenheime rechtfertigen.

Im Rahmen dieses kurzen Vortrages konnte ich natürlich nicht auf das ganze Spektrum der städtischen Aufgaben eingehen. Ich mußte mich vielmehr auf die Hauptprobleme beschränken. Ich sehe aber in der Pflege des Heimatgedankens und des kulturellen Lebens in dieser Rolandstadt einen keineswegs nebensächlichen Aufgabenkreis. BB ist soziale und kulturelle Heimat für über 9.000 Einwohner mit annähernd 1000 jähriger Geschichte. Hieraus ergeben sich vielfältige Aspekte und interessante Aufgaben für einen Bürgermeister.

Ich möchte zum Schluß noch auf ein leidiges Kapitel zu sprechen kommen, das überall Sorge bereitet – die Finanzpolitik In allen öffentlichen Haushalten – also auch bei den Gemeinden –

sind die Spielräume ganz erheblich enger geworden. Freie Mittel für neue Aufgaben, besonders für dringende Investitionen, sind selten oder gar nicht vorhanden, Städte, die schon eine hohe Schuldlast zu tragen haben, sind zum Nichtstun verurteilt, weil ja nahezu jede sinnvolle kommunale Leistung für den Bürger Geld kostet, das nicht vorhanden ist. Wann sich diese Situation ändert, vermag niemand zu sagen, und so bleibt vorerst nur eine Hoffnung auf Änderung.

Ich will hier nicht von Dingen sprechen, die man in den Gemeinden nicht ändern sondern nur als Bedingung für die Kommunalpolitik hinnehmen kann.

Was aber bleibt für eine Stadt wie BB zu tun?
Das soll die Frage sein, und darauf sind Antworten nicht leicht möglich.

Lassen Sie mich mit den Worten eines Finanzministers beginnen, der einmal sagte, die öffentlichen Haushalte seien keine Kühe, die man im Himmel füttern und auf Erden melken könne. Das müßte anscheinend jedem sofort einleuchten. Trotzdem tuen sich Bürger und Politiker gerade damit schwer, zu begreifen, daß eine staatliche oder kommunale Gemeinschaft für ihre Bürger nur soviel tun kann, wie die Bürger der Gemeinschaft geben wollen.

Auf diesen Hintergrund wird man daher nicht nur in Ihrer Stadt Steuern Gebühren, Beiträge und sonstige Abgaben ausschöpfen, ständig überprüfen und anpassen müssen. Ich denke dabei auch an die Bauabgaben nach dem Kommunalabgabengesetz und die Kurtaxe. Ebenso selbstverständlich haben Steuer- und Abgabenbelastungen auch im kommunalen Raum Grenzen und müssen aus der Konkurrenz zur Nachbarschaft beurteilt werden.

Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei Ihrem Freibad, das mit über 300.000 DM jährlichen Unterschuß den Stadtsäckel belastet. Verglichen mit anderen kommunalen Bädern ist das noch nicht einmal ungewöhnlich hoch. Trotzdem muß man aber Möglichkeiten suchen, diesen großen Brocken zu vermindern. Höhere Eintrittspreise sind nicht sinnvoll, weil dann der Anreiz zum Besuch schwindet. Zu denken wäre aber wohl daran, für diese großartige städtische Einrichtung mit der Werbung zusätzlich Besucher aus dem weiteren Umland anzusprechen, um damit das Bad besser auszulasten.

Leider stehen heute den Kommunen zu wenig eigene Einnahmen zur Verfügung. Sie tragen etwa 2/3 der öffentlichen Investitionen und bekommen nur 12 % aller öffentlichen Steuereinnahmen. Diesen Widerspruch können sie nur lösen, indem sie Mittel von anderen Stellen als Zuschüsse „erbetteln“. Die Gemeinden werden dadurch zu Verteilersteilen staatlicher Zuschüsse degradiert, und die Bürger verlieren die Einstellung, daß es ihrer finanziellen Opfer für die kommunalen Leistungen bedarf. Trotzdem muß jede Stadt mit diesem unbefriedigenden Zustand leben, und wenn sie noch etwas für ihre Bürger tun will,

ist es die Hauptaufgabe des Bürgermeisters/auf dem Klavier der Zuschußtöpfe mitzuspielen und Kontakte zu Kreis- und Landesdienststellen im Interesse der Stadt zu pflegen.

Es wäre sicher vermessen, wenn ich konkrete Einsparungsmöglichkeiten im städtischen Haushalt aufzeigen wollte. Dazu fehlt mir heute der Einblick in Ihre Verhältnisse. Ich möchte es vielmehr bei den bereits erwähnten Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit mit dem Umlandamt belassen, die m.E. beiden Partnern Vorteile bringen kann.

Meine Damen und Herren,Sie mögen bitte aus meinen Anmerkungen zu den städtischen Finanzen entnehmen, daß ich mich im Falle meiner Wahl auch mit diesen Fragen intensiv beschäftigen würde. Mein Ziel wäre es, durch eine solide Finanzpolitik die Grundlagen zur Verwirklichung der großen Aufgaben Ihrer Stadt zu schaffen. Ich würde mich freuen, in Zusammenarbeit mit Ihnen diese Probleme lösen zu können.

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Röstermundt: Geschichte einer alten Bramstedter Mühle

Der Bad Bramstedter Heimatforscher Max Röstermundt verfasste diesen Artikel zur Historie der Bramstedter Mühle. Am 21.6.1930 in den Bramstedter Nachrichten erschienen Artikel geschrieben.  Fotos und Links habe ich ergänzt. Meine Anmerkungen sind in [ ] gesetzt. Ferner sei auf den weiteren Beitrag auf dieser Internetseite verwiesen zu der Müllerfamilie Wichmann-Paustian.

Geschichte einer alten Bramstedter MühleBuch_Muehle_Diedr_03_033

Keine der gewerblichen Betriebe oder Einichtungen unserer Stadt ist so sehr mit dem wirtschaftlichen Leben und mit der Geschichte unserer engeren Heimat verbunden gewesen, als die Korn-Wassermühle des verstorbenen Herrn Otto Paustian. In ihrer engen Verbundenheit mit Stadt und Land teilte sie hinsichtlich mancher — wenn auch längst vergangener — Einzelheiten das gleiche Schicksal, von welchem der jetzige Hof Gayen, das frühere, adelige Gut, der Flecken selbst oder sogar das ganze Kirchspiel betroffen wurden.. Um so interessanter ist deshalb die Behandlung des gewählten Stoffes, als das Resultat der getroffenen Feststellungen geeignet sein kann, das Bild Bramstedter Geschichte in mancher Hinsicht zu ergänzen. Nicht nur die Eigentums- und Besitzverhältnisse sind es. die uns Aufklärung zu verschaffen geeignet sind, sondern in gleicher Weise die Zwangsgerechtigkeit, mit welcher diese Mühle von jeher ausgestattet gewesen ist und die oftmals Gegenstand eines heftigen und zähen Streites zwischen den Mühlenbesitzern und den Zwangspflichtigen wurde.

Von vornherein gebe ich folgende kurze Uebersicht:
Die Mühle war
1. Eigentum der Landesherren,
2. Bestandteil des adeligen Gutes,
3. nach dem Ausscheiden aus dem Bestande dieses Gutes:
Eigentum der Nachkommen der Wiebke Kruse mit
a) einer Periode der Zeitpacht,
b) einer Periode der Erbpacht,
4. freies Eigentum Bramstedter Bürger.

Ferner muß zunächst noch vorausgeschickt werden, daß die Zwangsgerechtigkeit dieser Mühle nicht nur darin bestand, daß die Mühlengäste des Kirchspiels verpflichtet waren, dort ihr Korn mahlen zu lassen, sondern daß sie gehalten waren, in allen Fällen der Not, die durch Wasser oder durch Eis hervorgerufen sein konnte, zu helfen, bei baulichen Verbesserungen Handdienste zu tun und ferner die nötigen Fuhren zu machen.

Diese Pflichten führten bereits in früheren Jahrhunderten zu Differenzen zwischen den Einwohnern des Fleckens einerseits und den Eingesessenen der Ortschaften des übrigen Distrikts andererseits. Es erging im Jahre 1585 ein Regierungsurteil zu Gunsten der Eingesessenen des Bleecks, und die Erwähnung dieser Tatsache an dieser Stelle findet lediglich deshalb eine besondere Berücksichtigung, weil dieses Urteil erkennen läßt, daß es sich bei der Einrichtung dieser Mühle schon damals um eine sehr alte handelte und weil zugleich die Erwähnung in diesem Urteil eine frühe urkundliche Ueberlieferung wurde.
Weitere Erwähnung fand die Mühle gelegentlich der mehrfachen Rechnungslegung seitens des Amtes Segeberg.
Der älteste urkundliche Beweis einer Mühle in Bad Bramstedt dürfte aus dem Jahre 1533 stammen. Nach dem ganzen weiteren Verlaufe der Begebenheiten handelt es sich dabei ohne Zweifel um die jetzige Mühle des Herrn Paustian. Ihre Geschichte umfaßt damit einen Zeitraum von mindestens 460 Jahren.
Nachdem die Mühle 1628 abgebrannt war — in Bramstedt lagerten damals kaiserliche Truppen, die den Flecken in Brand gesteckt hatten — wurde sie neu errichtet und von Christian lV, König von Dänemark, im Jahre 1633 an Wiebke Kruse, von deren Lebensschicksalen uns Frl. Prof. Meßtorf berichtet hat, im Wege der Schenkung zu Eigentum übertragen. Gleichzeitig bekam Wiebke Kruse „Stedinghof“ und ferner „den Ort Landes Mönke Gayen genannt, so jährlich 25 Rhtlr. Heuer gegeben hat“, samt allem Zubehör an Wiesen, Acker und Weiden. Wie die Mühle selbst, so wird auch Gayen Eigentum des Königs gewesen sein. Mit dem Jahre 1633 gingen also auch diese Grundstücke in Privateigentum über.

Durch die Tochter Wiebke Kruses, Elisabeth Sophie Güldenlöwe, kamen Stedinghof, Mühle und Gayen in das Eigentum des späteren Generals der Infanterie, Assessors im Kgl. Kriegs-Collegio, Gouverneur der Festung Nieburg [Nyborg, Fünen], Amtmann daselbst,

Claus von Ahlefeldt

auf Nord-Schierensee und Bramstedt. Ahlefeldt ließ durch König Friedrich III. im Jahre 1667 eine Bekanntmachung ergehen, insbesondere des Inhalts, daß die Einwohner des Bramstedter Distrikts in ihren eigenen Häusern keine Grützmühlen halten durften.

Die Tochter Ahlefeldts, Christine Sophie Amalie, 1650 geboren, heiratete zunächst den dänischen Obersten Claus von Oertzen, und zwei Jahre nach Scheidung dieser Ehe, im Jahre 1684, den Grafen

Johann Gottfried von Kielmannsegg,

Buch_Platte_013_Muehle

Rückseite der 1849 erbauten Mühle und Blick auf das Stauwehr und den Lagerschuppen an der Mühlenstraße

der vorher in spanischen, dann in kaiserlichen Diensten gestanden und letztere verlassen hatte, weil seinem Gesuche um Versetzung zur Artilleriewaffe nicht sogleich entsprochen
worden war. Er war nach Holstein gegangen und Major und Oberstleutnant in dänischen Diensten geworden.
Von Kielmannsegg wissen wir manches aus der Zeit des Freiheitskampfes der Bramstedter Bauern und wenn seine Gemahlin behauptete, daß sie imstande wäre, ihm 30 Criminalverbrechen nachzuweisen, so finden wir, wenn wir Zweifel darüber haben könnten, ob nicht ein anderer Kielmansegg Eigentümer des adeligen Gutes gewesen ist, eine auffallende Aehnlichkeit dieser Charaktermerkmale, die uns aus den Ueberlieferungen Jürgen Fuhlendorfs und aus den Behauptungen der eigenen Gemahlin Kielmannsegg erkennbar geworden sind. Aber auch diese Ehe mit Johann Gottfried von Kielmannsegg wurde nach beiderseitigem Uebereinkommen im Jahre 1686 [Anm. J-U S: richtig wohl 1696] für nicht rechtsgültig erklärt, 1696 wurde der Bramstedter adelige Hof verkauft, die königliche Genehmigung hierzu jedoch nur mit dem Vorbehalte erteilt, daß Mühle und Gayen in unveräußerlichem Besitze der Nachkommen der Wiebke Kruse zu bleiben hätten. Außerdem behielt sich der König das Rückfallsrecht an diesen beiden Besitzungen vor. Nach dem Verkaufe des adeligen Gutes wurde von dem Grafen von Kielmannsegg versucht, in den Besitz der Einkünfte zu gelangen, die seine von ihm geschiedene Gemahlin aus der Mühle hatte. Er behauptete, eine Forderung von 6000 Gulden zu haben und er verlangte, daß die Einkünfte aus dieser Mühle, die jährlich 460 Taler betrugen, solange an seinen Anwalt gezahlt werden sollten, bis seine Forderung „nebst Interessen und Unkosten“ beglichen sein werde. Wiederholt machte er diese Versuche, bis die Angelegenheit nach seinem Tode (1724) in Vergessenheit geriet. Seine Gemahlin, welche eine 3. Ehe eingegangen war, starb, fast 86 Jahre alt, im Jahre 1729. Durch ihre Tochter erster Ehe, Charlotte Friederike von Oertzen, kamen Mühle und Gayen in den Besitz des

Grafen Thomas Theodor von Schmidegg

in Ungarn und damit für eine längere Periode in das Eigentum der Angehörigen dieses Geschlechts. Mühle und Gayen wurden zunächst auf bestimmte Zeit verpachtet. Der letzte Zeitpächter war von 1739 an der Müller Peter Haacke. Der Verpächter war damals Friedr. Graf von Schmidegg (wohl ein Sohn von Thomas Theodor von Schmidegg). Die letzte Zeitpacht war vorgesehen für einen Zeitraum von 20 Jahren, also bis 1759.
Im Jahre 1740 wurde von dem Amtmann Hans Rantzau in Bramftedt ein Befehl erlassen, worin den Bramstedischen Mühlengästen wiederum aufgegeben wurde, bis auf weiteres Grützmühlen abzuschaffen. (Solche Mühlen waren damals sowohl im Flecken Bramstedt bei Rasmus Juel als auch in Wiemersdorf bei Jacob, Gripp,in Quarnstedt bei Marx Runge und in Hagen bei Marx Vöges Witwe.) Die Bekanntgabe dieses Befehls wurde von den Vertretern der einzelnen Ortschaften durch Unterschrift anerkannt und diese schriftliche Bestätigung gibt uns Kenntnis von dem örtlichen Umfang des Mühlenzwangsdistrikts und die beigefügten Namen geben zugleich Kunde von einigen damals hier seßhaften Geschlechtern.

So unterschrieben:
Für Bramstedt: Marx Schümann, Joh. Pingel.
Hinrich Behrens, Johann Langhinrichs, Erasmus Juel.
Für Wiemersdorf: Jacob Gripp, Tim Fischer.
Für Armstedt: TimmTodt, Marx Gripp.
Für Fuhlendorf: Hans Ricken, Peter Hein.
Für Boyemühlen: Marx Runge, Jasper Boy.
Für Hardebek: Detlef Schultz. Hans Lohrenss.
Für Hasencrog: Jasper Fehrs, Claus Fischer.
Für Borstel: Hinrich Buntz.
Für Quarnstedt: Marx Rungen, Paul Harbeck.
Für Hagen : Tim Ohrt, Claus Scharp.
Für Föhrden-Barl: Henning Kruse, Jürg. Karstens
Für Fuhlendorf erwähne ich noch, daß der Name Ricken nicht mit Sicherheit zu entziffern war, daß ich aber annehme, den Namen richtig wiedergegeben zu haben. Ähnliche Befehle waren bereits 1712 und 1725 für das adelige Gut erlassen worden, zu welchem die Ortschaften Hitzhusen und Weddelbrook gehörten. Auch von dem Amtmann Grafen Stolberg ergingen 1746 u. 1755 gleiche Verfügungen.

Die letzte Zeitpacht wurde alsbald abgebrochen. Am 29. März 1746 wurde der erste Erbpachtvertrag abgeschlossen und zwar wurde nunmehr Siegfried Hans Christopher Wichmann der erste Erbpächter.
Haacke wurde abgefunden. Die Objekte, die für diese Erbpacht in Frage kamen, bezogen, sich auf die Mühle, die Gerätschaften, Gebäude, Garten, Gründe wie auch auf das sog. Rottenmoor und Mönken Gayen samt den diesen Stücken anklebenden Gerechtigkeiten. Zu den letzteren gehörten u. a. der Lachsfang, freie Fischereien der Mühlenkuhle, der hauswirtschaftliche Gebrauch und Abnützung des Mönken Gayen und des dazu gehörigen Rottenmoors, samt der Jagd darauf und „was ferner vom Verpächter und den vorigen Konduktoren besessen und genossen worden war oder was vorher besessen und genossen hätte werden können“. Die jährliche Pacht betrug 450 Reichsthaler.
Siegfried Hans Christopher Wlchmann hatte mehrere Söhne, von denen Siegfried Christoph Wichmann die Mühle bekam einschl. Gayen. Dieser war,verheiratet mit Metta Magdalena Margaretha Butenschön. Tochter des Kirchspielvogts und Zollverwalters in Bramstedt.
Der zweite Erbpächter, der den Vorteil hatte, daß er wegen der allmählich steigenden Kornpreise und bei der sich stets gleichbleibenden Pacht imstande war, letztere zum allergrößten Teil aus den Einkünften seiner umfangreichen Ländereien bestreiten zu können, gab sich damit nicht zufrieden und versuchte, den Nutzen, der ihm durch die Zwangsgerechtigkeit bereits ohne Weiteres geboten wurde, in weitestem Maße zu erhöhen.

Hierfür einige Beispiele.
1. Der Müller Detlef Hudemann in Neumünster, der gleichfalls Erbpächter war, verkaufte an hiesige Einwohner Mehl und.geschrotenes Malz. Wichmann, der behauptete, das Recht zu haben, diese Einfuhr verbieten zu können, ließ Hudemann bei der nächsten Gelegenheit arretieren. Auf sofortige Veranlassung Hudemanns wurde Wichmann aufgegeben, für seine Behauptungen den
Beweis zu erbringen. Wichmann blieb diesen Beweis schuldig, Hudemann kam darauf wieder frei. Durch diesen Vorfall wurde erreicht, daß die Einwohner Bramstedts die Freiheit behielten, ihren Mehlbedarf decken zu dürfen, bei wem sie wollten.
2. Nach diesem mißglückten Versuch bemühte Wichmann sich unmittelbar in Kopenhagen, um sich dort eine ausschließliche Konzession auf Mehl, Schrot und Malz zu verschaffen und um auf diesem Wege, insbesondere die hiesigen Bäcker zu zwingen, ihren Mehlbedarf bei ihm zu decken. Auch dieser Versuch schlug fehl. Die Kgl. deutsche Kanzlei in Kopenhagen gab sein Gesuch zunächst zurück an den hiesigen Flecken. Die Antwort darauf führte ohne weiteres zur Ablehnung.
3. Der. Drittel-Hufner Lahann hatte für seinen Privatbedarf in seinem Hause 3 Himpen Grütze gemahlen. Lahann wurde auf Betreiben Wichmanns behördlicherseits die Mühle weggenommen. Dieser Erfolg Wichmanns war aber nur ein vorübergehender.
4. Der Flecken Bramstedt nahm gegenüber den übrigen Ortschaften des Kirchspiels eine Sonderstellung insofern ein, als die Eingesessenen, das Recht hatten, bürgerliche Nahrung zu treiben, ohne in der Ausübung der Gewerbe durch Beschränkungen, insbesondere durch solche des Mühlenzwanges behindert zu sein. So hatten einige Einwohner des Fleckens seit längerer Zeit unter Außerachtlassung der vorherigen Verbote Grützmühlen angelegt, um aus Buchweizen, Hafer und Gerste gewerbsmäßig Grütze zu machen. Vorher war die Grütze aus Kellinghusen eingeführt worden, nachdem — wohl irrigerweise — frühere Verbote auch als auf den Flecken bezüglich angesehen worden waren. Zu Zeiten Wichmanns waren es zwei Grützmühlen, die betrieben wurden, und zwar
1. von Schnackenberg mit den Vorgängern von Hans Kröger und dem Vater des Letzteren, Jochim Kröger,
2. im Landweg von Claus Schmidt mit den Vorgängern von Hinrich Lahann, Hans Reimers und Hans Juel. Wichmann behauptete nun abermals, obwohl er selbst keine Einrichtung dazu geschaffen hatte, Grütze mahlen zu können, das Recht zu haben, Fleckensleuten auch die gewerbsmäßige Herstellung von Grütze untersagen oder verlangen zu können, daß er dafür eine hohe Entschädigung bekam. Hiergegen erhoben sich aber die ganzen Fleckenseinwohner und nach einem langwierigen Prozeß und nach manchen Verärgerungen auf beiden Seiten ging auch dieser Streit für Wichmann verloren.

Das Verhalten Wichmanns läßt erkennen, daß das Zwangsrecht einer Mühle Zustände schaffen konnte, durch die ein solches Recht zu einer drückenden Last wurde und wer die Geschichte des Fleckens Bramstedt kennt, wird zugeben müssen, daß das Verhalten Wichmanns Aehnlichkeit hatte mit demjenigen des Grafen Kielmannsegg im Jahre 1685, dem glücklicherweise ebensowenig ein
Erfolg beschieden war, wie dem zweiten Erbpächter der Mühle. Die spätere Zeit hat bewiesen, daß ein gut geleiteter Mühlenbetrieb im freien Wettbewerb mit anderen Mühlen sehr wohl ohne ein solches Zwangsrecht existieren kann.
Die Eigentums- und Besitzverhältnisse dieser Mühle waren insofern auch eigenartige und vielleicht seltene, als die Grafen Schmidegg, welche Eigentümer der Mühle waren, und in Üngarn wohnten und in deren Familie sich das Eigentumsrecht nur vererben durfte, nicht das Recht hatten, die Mühle zu verkaufen. Der Familie Wichmann war es andererseits aus dem gleichen Grunde ganz unmöglich gemacht, Eigentümer zu werden. Erst die spätere Gesetzgebung schuf hierin Wandel.
Der nächste Erbpächter war Johann Nicolaus Christopher Wichmann. Durch dessen Tochter Metta Elisabeth kamen Mühle und Gayen 1846 in den Besitz des in Kampen geborenen

Nikolaus Friedrich Paustian.
[25.12.1823 – 15.1.1920]

BUch_NF_Neg_Film_03_Bild_032Mit diesem begann für die Mühle ein Zeitabschnitt, der außerordentlich reich an Ereignissen wurde.

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Giebel der 1849 erbauten Mühle

1. Anläßlich der Erhebung Schleswig-Holsteins 1848 wurde der Flecken Bramstedt sowohl in diesem Jahre als auch in den folgenden Jahren von Truppengattungen aller Art durchzogen, die hier und im übrigen Kirchspiel Quartiere bezogen. Auch die Mühle wurde hiervon in stärkstem Maße betroffen.
2. Am 14. Mai 1849 wurde die alte (nach dem Brande von 1628 wiederhergestellte) Mühle, die aus Holz errichtet war, abgebrochen. Am 31. Juli gleichen Jahres, wie heute noch eine Inschrift erkennbar macht, wurde die neue Mühle gerichtet.
3. Im Jahre 1651 wurde vom Mühlendamm bis zum Pastorathause ein erhöhter Weg geschaffen anstelle einer Fußpassage, die durch einen niedrigen Sumpf hindurchführte.
4. 1854 wurde endlich der Mühlenzwang beseitigt und diese Tatsache wird vom ganzen

Buch_Schlueskamp_Muehle_1979

Die 1854 erbaute Lohmühle Ende der 1970er Jahre vor ihrer Sanierung

Kirchspiel mit großer Befriedigung aufgenommen worden sein.
5. Im Sommer gleichen Jahres wurde auf dem Mühlendamm eine zweite massive Mühle gebaut, wie sie dort heute noch steht. Sie war ursprünglich als
6. Lohmühle gedacht. 1855 wurde endlich die Mühle freies Eigentum des bisherigen Pächters. Die Erbpacht wurde abgelöst.
7. Dem nunmehrigen Eigentümer der Mühle gelang es, sein Absatzgebiet für Mehl über die deutschen Grenzen hinaus bis nach England auszudehnen.
8. Seine Besitzungen vermochte er wesentlich zu ergänzen und so hatte er zeitweilig zu Eigentum: die Mühle mit den zu ihr gehörigen Ländereien, den jetzigen Hof Gayen, den jetzigen Hof Bissenmoor und von dem früheren adeligen Gut das Torgebäude und größere Wiesenflächen an der Bramau und anderes mehr.

Wenn wir die in den vorigen Zeilen mitgeteilten Tatsachen noch einmal überschauen, so ergibt sich folgendes überraschendes Resultat: 1633 wurde der adelige Hof, die Mühle und Gayen unter einer Hand vereinigt. 1696 wurden Mühle und Gayen von dem adeligen Hof wieder getrennt. Nikolaus Friedrich Paustian brachte fast den ganzen ursprünglichen in der Gemarkung Bramstedt belegenen Besitz der Wiebke Kruse — wenn auch nacheinander und zu verschiedenen Zeiten — vorübergehend wieder in seine Hand.
Mühle und einige Ländereien (aber jetzt ohne Gayen) gingen im Jahre 1883 in das Eigentum des Sohnes Otto Paustian [+ 1925] über. Seit dem Tode des Letzteren befindet sich die Mühle im Besitze der Erben des Verstorbenen. [Fritz Paustian, 1884 – 1963] Gayen ist seinen eigenen Weg gegangen. Mit seinen umfangreichen Gebäuden, mit seinen in guter Kultur befindlichen Ländereien und mit einer Haltestelle für die Eisenbahn ist es über den ursprünglichen Rahmen seiner Bedeutung weit hinausgewachsen.
Damit hat die Darstellung der Geschichte einer Mühle vorläufig ihr Ende erreicht, die, mehr wie je ein anderes Unternehmen, Jahrhunderte hindurch mit der Bevölkerung des ganzen Kirchspiels in lebendiger Weise in Verbindung geblieben ist.        R.

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Röstermundt: Johann Gottfried von Kielmannsegg

Max Röstermundt hat über den in Bad Bramstedt unliebsam bekannten Grafen von Kielmannsegg Details herausgefunden und am 24.11.1949 in den Bramstedter Nachrichten veröffentlicht, die in der Familienchronik derer von Kielmannsegg aus dem Jahr 1872 fast völlig fehlen. Sie werfen ein Schlaglicht auf die obskure Persönlichkeit dieses Vertreters der Familie. Das Buch aus Wien von 1910, auf das Röstermundt sich bezieht, nennt er leider als Quellangabe nicht näher, es könnte sich um die überarbeitete Fassung der Familienchronik zu handeln, die weniger verbreitet ist.

Johann Gottfried Graf von Kielmansegg

Die nachfolgenden Zeilen befassen sich mit der Persönlichkeit eines Mannes, der in der Geschichte des Fleckens Bramstedt eine unheilvolle Rolle zu spielen drohte. In einem 1910 in Wien herausgegebenen Buche ist über Kielmansegg ausführlich geschrieben worden. Aber in Kreisen hiesiger Leser durste von dem Inhalt kaum etwas bekannt geworden sei».

Durch Schenkungsurkunde vom 16. November 1633 übertrug Christian IV. an Wiebke Kruse das Gut Bramstedt zu Eigentum. Die Tochter, Gräfin Elisabeth Sophie Gyldenlöwe, verheiratete sich mit Claus von Ahlefeldt. Dieser Ehe entstammte eine 1650 geborene Tochter Christine, spätere Gattin des dänischen Obersten Claus von Oertzen. Die Ehe Christine von Oertzen wurde 1682 gelöst. Zwei Jahre später, 1684, heiratete sie Johann Gottfried von Kielmansegg. Sie war zu dieser Zeit im Besitze eines großen Vermögens, zu welchem das Gut Bramstedt und die Mühle und Gayen gehörten.

Der Vater von Johann Gottfried von Kielmansegg, Heinrich Gottfried wurde in Wien getauft, wird später als Hauptmann genannt, war in spanischen Diensten und daselbst spanischer Oberst und Kriegsrat geworden, 1683 auch zum kaiserlichen Rat ernannt. Er starb 1684. Seine Witwe lebte bis zu ihrem Tode (1701) in Lübeck.

Von Johann Gottfried von Kielmansegg selbst ist zunächst nur bekannt, daß er etwa 1675 gleichfalls in spanischen Diensten stand. 1683 war er Hauptmann in einem kaiserlichen Regiment. Er hatte seine Versetzung zur Artilleriewaffe beantragt. Da diesem Antrage nicht sogleich stattgegeben worden war, hatte er den kaiserlichen Dienst verlassen und war nach Holstein gegangen, um in das dänische Heer einzutreten. Obwohl katholisch, heiratete er 1684 Christine von Oertzen. Im Oktober 1685 wurde ihm der Kaufbrief über den verpfändeten Flecken angeboten und dieses Angebot mag ihn auf den Gedanken gebracht haben, den Flecken Bramstedt sich in gleicher Weise untertan zu machen, wie es bei dem Gute Bramstedt durch seine Verheiratung inzwischen bereits der Fall geworden war. Die weiteren Vorgänge sind uns seit Jahrzehnten hinreichend bekannt geworden. Noch im Dezember des gleichen Jahres (1685), also nach einer Zeit von rund zwei Monaten war der Kampf um die bedrohte Fleckensfreiheit beendet.

Was nun Kielmansegg selbst betraf, so war seiner Gattin der leichtfertige Charakter Kielmansegg bekannt geworden. Er hatte es darauf abgesehen, ihr Vermögen zu vergeuden. Indes schon 1686 gelang es ihr, von ihm ein Schriftstück unterschrieben zu bekommen, des Inhalts, daß er die Ehe für nicht rechtsgültig erklärte. 1695 verläßt er Dänemark und seine Gattin und zieht nach Wien. Dort vermählt er sich mit Anna Maria Franziska Huß von Floran. Am 9. November 1696 wird das Gut Bramstedt, aber ohne Mühle Und ohne Gayen an Johann Hugo von Lente verkauft. 1698 tritt Christine von Kielmansegg zum kath. Glauben über und übersiedelt 1699 nach Böhmen. Ihr ständiger Begleiter und Beschützer war der ehemalige russische General Johann Karl Freiherr von Diede zum Fuerstenstein.*) Nacheinander folgen nun Prozesse zwischen den geschiedenen Eheleuten Kielmansegg. In diesen Prozessen handelte es sich um die Ungültigkeit der Ehe, um Ansprüche Kielmansegg, die er an das Vermögen seiner früheren Gattin stellte, um Ansprüche gegenüber der Pacht aus der Bramstedter Mühle und um anderes mehr. Es handelte sich um Prozesse, die durch mancherlei Instanzen gingen und die zum Teil sogar großes Aufsehen erregten.
*) [Anmerkung Schadendorf, 2019: Neuere Forschungen zeigen, dass es kein „Diede zum Fürstenstein“ war, sondern „van Dieden, Herr zu Hurwenen“. u.a. Prozessakten, in denen er als Briefverfasser auftritt.]

Christine von Kielmansegg war vorübergehend in Wien. Kielmansegg forderte nun als gekränkter Gatte den General Diede. Dieser aber überfällt Kielmansegg aus einer Straße in Wien am 14. Januar 1700 und schießt ihm in den Arm. Diede wird verhaftet. Kielmansegg erhebt Klage mit der Begründung, daß Diede ihm seine rechtmäßige Gattin entführt und ihm in mörderischer Weise nach dem Leben getrachtet habe. Diede wird, nachdem drei Instanzen durchlaufen waren, zur Zahlung von 4500 fl. und in die Gerichtskosten verurteilt.

Christine von Kielmansegg hatte sich in Böhmen ein neues Gut gekauft. Auch diesetwegen kommt es zwischen den früheren Ehegatten zu einem Prozeß. Christine wendet sich an den Kaiser, indes wurde Johann Gottfried von Kielmansegg das Miteigentum an diesem Gute in Böhmen zugesprochen. Christine wendet sich abermals an den Kaiser. Sie habe 13 000 Gulden aus dem Verkaufe des Gutes Bramstedt erübrigt — alles übrige Vermögen habe ihr Gatte ihr verwirtschaftet — und dieses Geld habe sie zum Ankauf eines Gutes in Böhmen verwendet. Er selbst habe zu diesem Kaufe nicht einen Kreuzer hinzugesteuert. Obendrein habe er sowohl als auch seine in Lübeck wohnende Mutter ihnen anvertraute Wertgegenstände und Briefschaften — viele Tausende im Wert — ihr entfremdet. Gleichzeitig wandte sie sich an die Kgl. böhmische Hofkanzlei. Da sie einen Erfolg nicht hatte, richtete sie am 15. August 1701 ein weiteres Gesuch an den Kaiser. Kielmansegg habe ihr Vermögen durchgebracht, sie gröblich mißhandelt.

Die Tochter aus Christines erster Ehe, Charlotte Friederike von Oertzen hatte inzwischen (1700) den ungarischen Grafen Thomas Theodor von Schmidegg geheiratet. Damit waren Mühle und Gayen in das Eigentum der Angehörigen dieses Geschlechts gekommen.

1707 erneuerte Johann Gottfried von Kielmansegg seinen Prozeß mit seiner geschiedenen Gattin. Er veröffentlichte eine diesbezügliche Druckschrift. Aber auch Christine reiste zum Reichskammergericht und ließ eine Gegenschrift drucken. Nochmals erhebt sie schwere Anklage. Ihr früherer Gatte und seine Mutter hätten ihr Gelder und Kostbarkeiten im Werte von 40000 fl. entwendet. Obgleich sie ihm ihre ganze Habe testiert habe, hätte sie in ihrer Ehe kaum das nackte Leben fristen können. Sie sei imstande, ihrem Gatten 30 Kriminalverbrechen nachzuweisen. Als er sie heiratete, habe er schon eine Frau gehabt, die nach seiner Ankunft in Friedrlchstadt ein Kind geboren habe. Er habe „bei allen Teufeln“ geschworen, daß er nie mit Christine vermählt gewesen sei. Auf diese schweren Beschuldigungen hat Kielmansegg nicht mehr geantwortet. Kielmansegg verlangte aber, daß der Pächter der Bramstedter Mühle die jährliche Pacht von 460 Thalern an ihn zahle, da er noch eine Forderung von 6000 Gulden habe.   .

1711 reichte Kielmansegg noch einmal eine Klage gegen seine frühere Gattin auf Schadenersatz von 6000 Gulden ein, wurde aber abgewiesen. 1712, 1715, 1717 und 1723 folgten wegen der Pacht der Bramstedter Mühle weitere Prozesse.

Christine von Kielmansegg, die mit dem General von Diede noch verheiratet gewesen sein soll, verstarb 1729 im Alter von fast 80 Jahren.

Kielmansegg selbst lebte auf einem Gute seiner Frau geborenen Huß von Florian. Die bisherigen Eigentümer dieses Gutes hatten die Steuern nicht entrichtet. Kielmansegg und seine Gattin erklärten sich zur Uebernahme dieser Steuern bereit. Seine Gattin bekam daraufhin das Gut. Als aber die rückständigen Steuern bezahlt werden sollten, verweigerte Kielmansegg die Zahlung. Prozesse waren die Folge.

Am 22. Mai 1724 verstarb Johann Gottfried von Kielmannsegg. Damit hatte das Leben eines Mannes ein Ende gefunden, der nicht nur nach den Aufzeichnungen Fuhlendorfs ein gewalttätiger Mensch gewesen war, sondern nach den Angaben seiner eigenen früheren Gattin ein Verschwender und sogar ein Verbrecher gewesen war. Gegenüber einem solchen Manne haste sich der damalige Flecken Bramstedt durchzusetzen. Es wäre interessant genug, noch zu erfahren, wie seine eigene Gattin über das unrechtmäßige und gewalttätige Verhalten ihres Mannes gegenüber dem Flecken geurteilt haben mag. Auch darüber mögen Aufzeichnungen noch zu finden sein. Sie würden als Beitrag zur Darstellung der Begebenheiten des Jahres 1685 gleichfalls wertvoll sein.

Max Röstermundt

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Stadt 1972: Bad Bramstedt – Kurort und Wirtschaftszentrum

Bad Bramstedt – Kurort und Wirtschaftszentrum

Von unserem ehemaligen Bürgermeister Heinz Wedde erhielt ich vor geraumer Zeit diverse Unterlagen, die er aus seiner Amtszeit in Bad Bramstedt verwahrt hatte. Da er in eine kleinere Wohnung umziehen wollte, fragte er mich, ob ich Interesse an seinen Unterlagen hätte. Ja, natürlich.

Und so kann ich hier z.B. einen Prospekt der Stadt Bad Bramstedt aus dem Jahre 1972 einstellen, der authentisch den Zeitgeist wiedergibt, der damals die Entwicklung unserer Stadt an diversen stellen wieder gibt. Das Thema Flughafen Kaltenkirchen bestimmte viele Diskussionen und das Denken und macht verständlich, warum damals einige größere Bauvorhaben angestoßen wurden, die unseren Ort bis heute prägen … nicht immer zum Vorteil aus heutiger Sicht.

Die handschriftlichen Anmerkungen und Notizen sind von Herrn Wedde, der den Prospekt bei Amtsantritt zur Einarbeitung in seine neue Wirkungsstätte nutzte.

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Röstermundt: Roland- und Heimatforschung

Günther Röstermundt (Hannover), Sohn des Max Röstermundt, veröffentlichte 2009 das Gesamtwerk seines Vaters unter dem Titel „Roland- und Heimatforschung“ als kleine Auflage  und gestattete mir, dieses Buch nach Belieben zu verwenden. Dafür danke ich und stelle das Buch hier in den Teilen als pdf-Datei bereit, die nicht schon an anderer Stelle auf dieser Homepage veröffentlicht sind. Nach und nach will ich die Artikel aus der Frakturschrift in lateinische Schrift übertragen und hier einstellen.

Günther Röstermundt leitet das Buch ein:

Vorwort

Die in diesem Band enthaltenen Arbeiten sind die veröffentlichten Ergebnisse
jahrzehntelanger Forschungen meines Vaters

Max Röstermundt

auf den Gebieten des Rolandwesens sowie der Heimatkunde Schleswig-Holsteins.
Einige Arbeiten haben auch Aufnahme in den Bestand der Landesbibliothek Kiel
gefunden. In Würdigung der Arbeit meines Vaters und zugleich der Eriimerung an
ihn, habe ich diese vielseitigen Ergebnisse seiner Forschungen aus Schleswig-
Holsteins Heimatgeschichte, die bisher nur einzeln verwahrt waren, in diesem
Band zusammengefasst, damit sie als ein Ganzes erhalten bleiben.

Günther Röstermundt
im August 2009

 

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Schadendorf / Otto / Fülscher: Festschrift 100 Jahre Stadt Bad Bramstedt

Festschrift 100 Jahre Stadt Bad Bramstedt

Im Jahre 1910 wurden dem vormaligen Flecken Bramstedt die Stadtrechte verliehen und die Bezeichung Bad konnte dem Ortsnamen hinzugefügt werden.

Titelseite_FestschriftAus diesem Anlaß fand 2010 eine Festveranstaltung und eine Ausstellung statt. Während der Ausstellung lief u.a. diese Diashow.

Die  Gilden-Stiftung Bad Bramstedt engagierte einige Autoren und viele Sponsoren und erstellte eine Festschrift (die Stadt selbst sah sich dazu aus finanziellen Gründen nicht in der Lage !!!).

Über das Jubiläum berichte mehrfach die Presse – u.a. in diesem Artikel.

 

 

Während der Jubiläumsfeiern versammelten sich am Roland viele Bad Bramstedter für ein Jubiläumsfoto.

Stadtfest Bad Bramstedt 2010

Stadtfest Bad Bramstedt 2010

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Mahncke: Bramstedt in Holstein 1820

Im Jahre 1820/1 schreibt der Hamburger Verleger Georg Heinrich Mahncke in seiner Zeitschrift „Niederelbischer Mercurius“ eine lange Abhandlung über Bramstedt mit Schwerpunkt der Heilquellen.
Da seine Frau eine gebürtige Bramstedterin ist, haben seine Aussagen und Feststellungen besondere Authenzität.

Diesen Bericht hat ein Bramstedter Bürger lange verwahrt und 1909 schreibt ihn August Kühls Sohn Christian ab. Zwei Jahre später erscheint er ohnen Nennung der Verfasser oder der Quelle in den Bramstedter Nachrichten 1912 (9.7.1912 ff) in mehreren Folgen unter dem Titel

Bramstedt vor 100 Jahren

Als vor einem Jahrhundert der Bramstedter Gesundbrunnen zum letzten Mal zahlreiche Fremde in unser Städtchen hineinführte, schrieb einer dieser Gäste, der sich hier längere Zeit und gern aufhielt, Nachstehendes auf. Wir gehen wohl nicht fehl in der Annahme, daß seine Ausführungen mit Interesse werden gelesen werden. Um den Eindruck nicht abzuschwächen, geben wir das Ganze unverändert wieder, auch wo der Autor reichlich weitschweifig wird.


Der 6 Meilen von Hamburg und 7 Meilen von Lübeck entfernte, in Stormarn liegende Flecken Bramstedt liegt unter 53° 57‘ 38“ nördlicher Breite und 2° 39‘ 13“ westlicher Länge von Copenhagen, an der Bramaue, wovon er seinen Namen trägt, welche in der Segeberger Heide entspringt, oberhalb (östlich) Bramstedt die Osteraue, sobald selbige aber Bramstedt berührt die Bramaue genannt wird; sie durchschneidet diesen Ort, in dem sie unter der Beckerbrücke durchfließt von Osten nach Westen; etwas unterhalb Bramstedt nimmt sie die Lentförder- und Schmalfelderaue, die sich schon südlich von Bramstedt bei der Hambrücke (Hamburgerbrück) [Anm. 2016: Ham steht für Wald nicht für Hamburg] vereinigt haben und sodann die Westeraue heißt, westlich unter der Hudauer Brücke durchfließt, auf (Vielleicht hauste im 13. Jahrhundert Henrich von Huda, dessen Hr. Dr. Reinhold in seiner Hamburgischen Chronik p 151 erwähnt, auf dem nun abgebrochenen Schlosse, welches nahe an dieser Brücke lag, und erhielt diese vielleicht den Namen von diesem Raubritter. Die Stelle heißt daselbst also: „Besonders kühn und mächtig (es ist von Wegelagerern und Raubrittern in der Nähe Hamburg ums Jahr 1283 die Rede) [Anm. 2016: Das mit Henrich von Huda ist unzutreffend] war eine solche Rotte zwischen der Elbe und der Weser und namentlich im Lauenburgischen. Henrich von Huda hieß der Anführer derselben, der bald auf diesem, bald auf jenem seiner festen Schlösser hauste, um von verschiedenen Punkten her die wandernden Handelsleute, denen Erich V. Anno 1273 auf Fürbitte Johanns von Schauenburg gestattet hatte, Jahrmärkte in Schwerin zu besuchen, überfallen zu können. Vereinte Macht nur konnte diesem frechen Räuber das böse Handwerk legen. Hamburg und Lübeck in Verbindung mit den Wendischen Fürsten, zogen aus, schleiften die vesten Schlösser der Buschklepper und hemmten dadurch mindestens auf eine Zeitlang die Unsicherheit der Straßen.) – Die Bramau fließt dann in schlängelnder Richtung an dem romantischen Gehölze bis Hitzhusen unter den Bäumen und Gebüschen, ein kleines Elisium bildend, fort, geht zwischen den nahe aneinanderliegenden Dörfern Barlt und Föhrden unter einer Brücke durch und fällt unterhalb Stellau, einem Kirchdorfe, in die Stör.

Bramstedt, der eigentliche Flecken, auch „im Bleeck“ vom gemeinen Manne genannt, wird durch einen Schleusengraben, (im Süden) der die Osterau mit der Westerau verbindet, zu einer würklichen Insel gebildet und ist nach Volkssage mit den Hamb-, Becker- und Hudauer Thören versehen gewesen, und dies ist daher umso glaublicher, da, obgleich keine Thöre mehr daselbst vorhanden sind, dennoch die offenen Ausgänge diese Namen führen. Bramstedt muß vor alten Zeiten mehrere Bedeutenheit als jetzt gehabt haben, und wollen einige sogar behaupten, daß dieser Ort vormals eine große Stadt gewesen sey, die zu der Zeit wo die Dänen noch Haiden waren, zerstört sein soll, und sich bis zum sogenannten Stift, welches einige 1000 Schritte östlich von Bramstedt liegt, voll ausgedehnt haben, welches mir aber nicht glaublich ist, vielmehr bin ich geneigt zu glauben, daß an dem Orte, welchen man noch jetzt das Stift nennt, ein Kloster oder ein Stift, und da, wo man es jetzt noch Kapellenhöfe nennt, welche sich gleich unterhalb dem Stifte befinden, eine Kapelle gestanden haben mag, die mitsamt dem Kloster, wahrscheinlich in den Dänischen und Wendischen kriegen, gewaltsam untergegangen sein mögen.

  1. Fortsetzung

Daß selbige gewaltsam zerstört worden sind, ist mir daher glaublich, weil man in den Capellenhöfen [Anm. 2016: Die Flurbezeichnung Kapellenhof liegt nördlich der Bimöhler Straße etwa auf Höhe der Hausnummern 27 ff.. Der heutige Straßenname Am Kapellenhof bewahrt zwar den Namen, liegt aber schräg örtlich oberhalb der alten Flurbezeichnung.] von Zeit zu Zeit Sachen durch Zufall gefunden hat; selbst meine Frau, die eine geborene Bramstedterin ist, hat in kindlichen Jahren in einem der Capellenhöfe, der ein Eigenthum ihres Vaters war, bey Bestellung des Gartens, einen großen messingenen Leuchter ausgegraben, der immer als eine alte Reliquie in ihrem elterlichen Hause aufbewahrt worden, und vielleicht noch in der Familie daselbst vorhanden ist; auch wurden einige Aschenurnen von ihr ausgegraben, aber durch ihren sel. Vater wieder eingesenkt. Nachgrabungen an dieser Stelle würden, wenn man auch eben keine Schätze daselbst fände, welches man doch auch nicht absolut verneinen kann, diese Sache gewiß ins Klare bringen. Daß dieser Ort muß eine größerer Bedeutung gehabt haben, sieht man auch schon daraus, daß die Herren von Bramstede sich haben Anno 1310 mit dem Grafen Adolf V in offener Fehde können einlassen. [Anm. 2016: Da irrt Herr Mahncke. Da sei Wolfgang Pranges Beitrag auf alt-bramstedt.de empfohlen, der die Geschichte des Gutes beschreibt.] Der Heinrich von Bramstede, welcher Familie auch wohl das Bramstedt im Hannöverschen gehört haben mag, spann eben keine Seyde bei dieser Fehde, denn der Graf nahm ihm mit Hülfe der Hamburger alle Ländereien, verkaufte ihm selbige aber nachher wieder für 1000 Mark löthigen Silbers. Aber auch Graf Adolf V überlebte nicht lange diesen Sieg. Er ward im Jahre 1315 auf dem Schlosse zu Segeberg durch einen Meuchelmord von den Händen seines Castellans Hartwig von Reventlou nachts im Bette ermordet. Der von dem lockeren Grafen beleidigten Ehre seiner Tochter genug zu thun, glaubte jener Castellan zu keinem anderen Mittel als zum Morde schreiten zu können.

Vermutlich hatten die Herren von Bramstedt ihren Sitz auf dem vor etlichen und 60 Jahren abgetragenen Schlosse, von welchem jetzt nur noch das Thorgebäude steht und dem jetzigen Besitzer des adeligen Gutes Bramstedt, welcher außer diesem Gebäude noch 13 adelige Kathenstellen im Flecken besitzt, als Wohnhaus benutzt wird. Die Abtragung dieses alten Schlosses hat gewiß keinen vorteilhaften Effect auf den Prospect von Bramstedt veranlaßt, und ist diese Hinwegräumung um so mehr zu beklagen, da zu demselben, als daß zwei Männer dadurch verdient haben, gar keine andere Ursache vorhanden gewesen ist. Ein alter glaubwürdiger Mann hat mir versichert, daß die Mauern des Schlosses beim Abbrechen noch so veste gewesen wären, daß man die gewaltsamsten Mittel zur Demolierung derselben hätte anwenden müssen. Was der Eigennutz, der nie auf Nachkömmlinge sieht, doch nicht alles bewürken kann! Die Grafen zu Rantzau haben in früheren Zeiten auch einmal diese Besitzung gehabt. [Anm. 2016: Das ist so nicht bekannt und unklar, wen er meint.]

  1. Fortsetzung

Das adelige Gut steuert für 18 Pflüge und hat alle adeligen Hoheiten, Freiheiten und Gerechtigkeiten, Civil- und Criminal-Jurisdiction (jetzt ist aber ein Königlicher Justitiarius allerhöchst verordnet worden) freye Unterthanen, so der Herrschaft nichts kosten, vortreffliche Jagden im ganzen Gute herum, und auf den Dorffeldern, wo sich Unterthanen wohnend befinden gemeinschaftlich, welches zusammen einen sehr weitläufigen Bezirk ausmacht, und worauf streifweise Hochwild, Haasen, Feldhühner und verschiedenes anderes Geflügel reichlich anzutreffen ist. Beträchtliche Harthölzungen und auch Weichholz, Torfmöre, schöne Wiesen, einige Fischteiche, einen Aalfang und freyes Fischen auf dem sogenannten Bramfluß, soweit das Gut sich erstreckt, welcher Fluß hinter dem Hofe vorbey fließt und nicht nur den Hof von der Seite sichert, sondern auch das schönste Wasser und Tränke für das Vieh hergiebt, einen großen nutz- und fruchtbaren Garten mit den vortrefflichsten Fruchtbäumen allerley Art, nahe am herrschaftlichen Wohnhause, welches zugleich eine angenehme Lage hat, sowie überhaupt das Gut sehr angenehm und bequem liegt, sowohl in Ansehung der schönen Aussicht über die Auen nach dem nahen Gehölze, welches sehr viel und wahrhaft romantische Spaziergänge hat; auch in der Kirche hat das Gut einen schönen herrschaftlichen Stuhl, auch Bedienten- und Unterthanen-Gestühle. Der Gutshof liegt hart am Flecken. Das Wohnhaus ist 133 Fuß lang und 35 Fuß breit. Im Bismohr, ¼ Meile vom Hofe, ist von dem jetzigen Besitzer eine Schäferey angelegt, und zu Weddelbrook befindet sich eine Lohmühle. Wie gesagt contribuniert dieses Gut für 18 Pflüge an die allerhöchste Landesherrschaft. den Unterthanen ist die Leibeigenschaft gänzlich, und die Hofdienste bis auf einige erlassen worden.

Zu diesem adeligen Gute gehören, wie bereits erwähnt, 13 Instenkathen, welche größtentheils in der Nähe des Herrenhofes erbaut sind. Die übrigen Besitzungen, welche der Jurisdiction dieses Gutes unterworfen sind, liegen theils unweit des Herrenhofes auf den niedergelegten Hoffeldern, oder in den Dörfern Weddelbrook, Hitzhusen, Wiemersdorf, Hagen, Borstel und in Bismohr, welche eigentlich 23 Pflüge ausmachen, aber in der Landesmatrikel nur mit 18 Pflügen aufgeführt stehen. Wenn Einquartierung nach Bramstedt kömmt, muß dies Gut den fünften Teil auf sich nehmen. Die oben angeführten 13 Kathen sind auf den Hoffeldern erbaut und erlegen daher keine Contribution, (die neuen Königl. Steuern ausgenommen) sondern bezahlen an die Gutsherrschaft einen jährlichen Canon von 4 Rthr 8 ßl für jede Tonne. Für diesen so sehr ansehnlichen Canon haben die Eigenthümer derselben denn auch in den Kaufbriefen von der Gutsherrschaft die Versicherung erhalten, daß sie von allen Oneribus, sowie die Hofländereyen insonderheit von allen Contributionen, ritterschaftlichen Anlagen, dem Landesausschusse, Stellung der Reuterpferde und davon vorfallenden Geldausgaben gänzlich befreyt seyn und bleiben sollen.

Obgleich die Hofländereyen zu 5 Pflüge in Anschlag gebracht worden, so muß dennoch der ganze Ertrag von 18 Pflügen prompte auf den Hof gebracht und bezahlt werden. Gleichergestalt auch, des Hofes halber, nicht das mindeste, sowenig an die Kirche als Bediente gegeben, sondern alles von den Unterthanen (!) abgehalten wird. Das Dorf Weddelbrook gehört ganz, Hitzhusen mit 7 Bauernhöfen, Borstel mit 1, Hagen mit 1 und Wiemersdorf mit 1 Bauernstelle zu diesem Gute.

  1. Fortsetzung

Wie es mit den Einquartierungslasten zu halten, ob diese auch die lieben Unterthanen allein, oder den Gutsherrn nach Verhältnis seines wahrhaften Pfluganschlages, wie dies doch billig wäre, mit treffe, ist zwar bey der hohen Regierung in Anregung gebracht, bis jetzt aber noch nichts Bestimmtes festgesetzt worden, doch ist den Gutsuntergehörigen die Zusicherung von dorther geworden, daß ihr Gesuch berücksichtigt werden soll. Für diesmal genug von diesem Gute, doch werde bey Gelegenheit meine geneigten Leser noch mit einigen Geschichten der Vorzeit, die sich mit diesem Hofe (man nennt ihn, nach einem früheren Besitzer auch Stedings Hof) zugetragen haben, und von einem damaligen Fleckenseinwohner sehr naiv niedergeschrieben sind, zu unterhalten suchen.

Anno 1700 im August, bei dem damaligen Friedensschluss, dessen Unterhandlungen zu Oldesloe mit den Holsteinischen Geheimräten von Wedderkop und Pincier, Freyherrn von Königstein, ihren Anfang genommen hatten, und in Bramstedt fortgesetzt wurden, hätte dieser Ort eine historische Merkwürdigkeit erhalten, allein der siebzigjährige Kanzler der Regierung in Glückstadt, Andreas Pauli von Lilienkron, ein Mann der außerordentlich im Staatsrechte des deutschen Reiches bewandert war, der sich bloß durch seine Talente emporgeschwungen, als Schwedischer Quartiermeister in dänische Gefangenschaft kam, und nun erst die bürgerliche Laufbahn antrat, und dem man hauptsächlich die Friedensunterhandlungen Dänischer Seits aufgetragen hatte, verlegte sie nach Travendahl, einem Lustschlosse des Herzogs von Ploen, wo auch wirklich den 7ten August Anno 1700 ein Privatbündnis und am 18ten der Friede mit Holstein geschlossen wurde, der unter dem Namen des Travendahler Friedens bekannt genug ist.

Der Flecken selbst ist Königlich, und liegen diese Ländereyen östlich, nördlich und südlich um denselben; die adeligen Besitzungen aber westlich. Die Ländereyen, welche den 52 zu Pflugzahl stehenden Eingesessenen gehören, betragen 2011 Tonnen – Scheffel 9 Schipp. Ländereyen, welche anderen Einwohnern im Flecken gehören, betragen 123 Tonnen, 2 Scheffel 1 Schipp. (1 Schipp ist 1/16 Scheffel); an unbrauchbaren Plätzen an Torfmöhren 113 Tonnen 3 Scheffel 1 Schipp; in allem 2247 Tonnen 3 Scheffel 1 Schipp. Die sogenannten unbrauchbaren Plätze: 1. der Aberg bis an den Rundenkamp [Anm. 2016: Der Rundenkamp ist das „runde“ Stück Land zwischen Bimöhler Straße und der heutigen Straße Moorstücken, die besser Rundenkamp heißen würde.] , 2. oben den Rundenkamp, 3. unterm Halenfiörd [Anm. 2016: auf der Hamwinsel] ein Platz zum Lehmgraben, 4. der unbrauchbare Sand über der Hambrücke, 5. noch ein Platz daselbst, welcher zum Abdeckerweg bestimmt wurde, 6. noch ein Platz daselbst. Die Torfmöhre sind: 1. das hohe Mohr, 2. das Schindermohr, 3. das Mohr hinterm Halenfjörd, 4. das Mohr im Claushorn, 5. das Klütenmohr und 6. das Rottenmohr. Der jedesmalige Prediger besitzt an Land 1 ganzen Pflug. Die Ländereyen, welche noch andern Einwohnern im Flecken gehören, betragen 123 Tonnen 4 Scheffel 5 1/16 Schipp, wovon die 13 Gutsuntersässigen auf dem Fleckensfelde, laut Erdbuch, 1 Tonne und 1 Scheffel Ländereyen besitzen, und eine Tonne 5 Scheffel Land sind, laut eben dieses Erdbuchs zu einer Promenade am Schwefelbrunnen angewiesen.

  1. Fortsetzung

Das Innere des Fleckens hat, außer dem sogenannten Bleeck, eben nichts Reizendes, um desto schöner aber sind dessen Environs [Umgebung] im Westen, Norden und Osten. Im Bleek stand eine Rolandsbildsäule, ein Weichbild, was des Fleckens ehemalige städtische, oder mindestens dessen vormalige größere Bedeutsamkeit beurkundet; der letzte Krieg in Holstein hat auch dieses alte Denkmal zertrümmert, und ob zwar höheren Orts Befehle gegeben seyen sollen, selbige wieder aufzustellen, so ist es bis jetzt aus pecuniären Ursachen noch nicht geschehen, und ein neuer Beweis, daß steinerne Bildsäulen ebensowenig als wie die Todten auf menschlichen Befehl sich aus dem Nichts erheben, besonders wenn erstere nicht durch den nervus rerum gerundarum [Haupttriebfeder; auch im Sinne von Geld] unterstützt werden können.

Die Kirche ist ein gewiß lange schon vor der Reformation erbautes Gebäude. Der Taufstein von Metall mit einer mönchslateinischen Umschrift und mit den 4 Evangelisten [vgl. auch Rainer Rahlmeiers Beschriebung der taufe auf alt-bramstedt.de] geziert zeugt von einem hohen Alter und ist das Merkwürdigste, was selbige enthält. Altar und Kanzel sind sehr antik, und von einem gewissen Peter Faget der Kirche verehrt. Die Orgel würde für einen Ort wie Bramstedt gut zu nennen seyn, aber sie bedarf jetzt einer totalen Reparatur; das würde noch vielmehr fühlbar seyn, wenn der jetzige Organist sie nicht so kunstgerecht zu behandeln wüßte. Die Bildnisse eines Pastors Chemnitz und einiger andern Prediger, deren Namen ich mich nicht mehr entsinne, sowie ein Christus am Kreuz, woneben ein Joseph oder Johannes und Maria aus Holz gehauen, und daß sicher schon vor der Reformation; sowie einige Emporkirchen, zieren dieselbe. Sie hat keine gewölbte, sondern nur eine bretterne Decke, die fürchterlich schön gemalt ist, besonders wenn man die lieben Engelein nahe vor der Orgel mit ihren wüthigen Gebärden betrachtet. Vor dem Altar ist ein Grabgewölbe der adeligen Gutsherrschaft, welches aber Gottlob nicht mehr, laut. Königl. Befehl, der besagt: „daß niemand mehr in den Kirchen beerdigt werden darf“, benutzt wird.

Des Altars und der Kanzel größte Zierde aber ist ihr jetziger Prediger, der sich noch dazu der Bildung der Jugend mit musterhafter Treue widmet. Dank wird diesem gewissenhaften Religionslehrer aber gewiß nur dann erst werden, wenn diese Jugend ihre reiferen Jahre erreicht hat. Der Thurm hat eine pyramidalförmige, mit einer Zeige- und Schlaguhr versehene und mit Schindeln gedeckte Spitze, die sich von Ferne recht gut ausnimmt. Ein sehr gut adaptiertes Predigerhaus [Schlüskamp] und ein erst vor einigen Jahren neue erbautes Schul- und Organistenhaus [Kirchenbleeck 13, heute Rossmann/Commerzbank], sowie ein Sprützenhaus [stand an der Straße vor dem Kirchentor], in welchem sich zwey wohlunterhaltene Feuersprüzzen befinden, sind die nächsten Umgebungen des schönen, fast runden und mit gut fortkommenden Linden bepflanzten Kirchhofs.

Bramstedt teilt sich ein in den sogenannten Bleeck, den eigentlichen Flecken, und das Kirchspiel Bramstedt, welches ersterer ein großer, länglich viereckter Platz ist, an welchem das ehemalige Amtshaus, jetzt Stadt Hamburg, ein Gasthaus, das Posthaus, der adelige Hof, die Kirchspiel-Vogtey [Bleeck 6] und der Gasthof des Herrn Schröder [Bleeck 1, Sparkasse] als die vorzüglichsten zu nennen sind; die Mitte desselben zierte vormals der vernichtete, aber wohl nicht durch die Krieger, sondern durch eigene Unvorsichtigkeit zertrümmerte Roland, und an der westlichen Seite desselben eine schöne Allee. Vor dem Hamthore [Butendoor, Höhe Nr. 2, Kaffeegraben] ist noch ein viereckter, mit Linden umpflanzter, nicht übler Schützenplatz mit einer Vogelstange [Butendoor 17/19]. Auch ich hatte vor einigen Jahren die Ehre, in Reih und Glied mit den guten Bramstedtern zum Vogelschuß mit auszumaschiren, und wenn entweder ich oder ein anderer das Gewehr auf der rechten Schulter hatte, oder wir gar aus Höflichkeit bey unserm Ausmarsche, obgleich wir unter den Waffen waren, durch Abnehmung des Hutes einen unserer Bekannten grüßten, so will ich mir alles Gespötte hierüber in bester Form verbeten haben: es mag den Spöttern beweisen, daß wir freye Männer waren, die nicht unter dem Corporalstocke zu stehen nöthig hatten; es wurde erreicht, was erreicht werden sollte, ein anständiges Vergnügen, und dies war’s, wornach wir für uns und unsere Gattinnen strebten.

  1. Fortsetzung

Hinter dem Bleek laufen östlich und westlich noch zwei sogenannte Hinterstraßen, auch liegt dort die sehr bedeutende Wassermühle, die der Familie Wiechmann als Erbpächtern gehört. Die Erbpacht wird an einen gewissen Grafen von Schmiedeck, Nachkommen der schönen Frau Wiebke Kruse, ein aus dem Dorfe Föhrden [das ist mittlerweile widerlegt, es ist Puls bei Schenefeld] gebürtiges, vormals sehr schönes Bauernmädchen, die Gnade vor einem Könige gefunden hatte, welches man diesem so vortrefflichen Fürsten gewiß nicht verargen wird, nach Ungarn, wo derselbe sich derzeit aufhält, bezahlt. Nicht weit von der Mühle entspringt bei der Weberkathe unter einem Eichbaum eine Quelle, die ein so schönes Trinkwasser giebt, wie man leider in Hamburg und an vielen anderen Orten nicht hat.

Vom Bleek führt eine Straße über die Beckerbrücke zum Kirchspiel Bramstedt, östlich zum Landwege und westlich zum Meyenbeck [Maienbeeck]. Durch erstere Straße geht die große Landstraße nach Neumünster, Kiel usw., letztere führt nach Rendsburg, Kellinghusen, Itzehoe u.s.w. und zum unmittelbar an dieser Straße gränzenden schönen Holze [Herrenholz]. Hier ist noch zu bemerken, daß sich hinter dem Hause eines Einwohners [Steckmest] eine der großen Schwefelquelle ähnliche kleine Quelle befindet. Nördlich gelangt man durch die Drehertwiete [Liethberg] zu dem ganz Bramstedt und Umgegend dominierenden Liethberge, und zu den Anbauern Hinter den Höfen.

Hart am südlichen Fuße des Liethberges befindet sich die sogenannte Papenkuhl [am Dahlkamp], und das davorliegende Land nennt man die Königstafel, woselbst nach Aussage alter ehrwürdiger Mütterchen im grauen Alterthum die Tafel eines einst das sonst veste Bramstedt belagernden Königs versunken seyn, und noch jetzt so wie im Kümmerken (soll heißen: „kümmert keinen“) auf dem Wege nach Hitzhusen, ganz und gar nicht geheuer seyn soll. Der Bergrücken, den man Liethberg nennt, erhebt sich ohnweit Hitzhusen, geht nördlich Bramstedt vorbey und steigt bei dem Dorfe Bymöhlen, eine halbe Meile von Bramstedt zu einer beträchtlichen Höhe.

Wenn Bramstedt in seinem Innern dem Fremden nichts Anziehendes darzubieten vermag, so vermögen es gewiß seine schönen östlichen, nördlichen und westlichen Umgebungen; die südliche Seite ist außer einigen Hügeln durchaus von aller Naturschönheit entblößt und ist also nicht im Stande, den etwa von Hamburg und Lübeck kommenden Brunnengästen einen vorteilhaften Begriff von Bramstedts Environs [Umgebung] einzuflößen.

Das nordwestlich belegene Holz [Herrenholz] mit dem dasselbe umschlängelnden Auen wird immer den ersten Platz der schönen Umgebungen Bramstedts ausmachen; die Humanität des jetzigen Besitzers [F.L.W. Meyer] erlaubt es nicht allein Jedermann, dasselbe in allen Richtungen zu durchlustwandeln, sondern er sorgt auch für Reinlichkeit der Fußpfade, Bänke und fast jährlich für neue Promenaden. Besonders ist dem Herrn Besitzer nicht genug dafür zu danken, daß er nicht, wie leider die meisten der guten Bramstedter, seinen Bäumen die Axt an die Wurzeln legt.

Vom Bleek aus führt noch ein Weg über den Heckkamp [Friedhof, Glückstädter Straße] und der Hofbrücke zum Holze und zum Philosophengange [Feldweg der hinter Dahlkamp 14 beginnt], welcher bis nahe vor Hitzhusen im Kümmerken ausgeht und ein Werk des jetzigen Besitzers ist; wer nicht abgestumpft für Naturschönheiten ist, der muß es diesem Herrn wahrlich Dank wisssen, daß er ihm diesen lieblichen Genuß schuf. Man gelangt, wie gesagt, auf diesem Steige bis zum Dorfe Hitzhusen und Bäumen und Gebüschen, und kann die Rückwanderung durch das herrliche hochstämmige Holz nach Bramstedt zur Abwechselung zurückmachen.

  1. Fortsetzung

Ein Spaziergang an einem heitern Morgen östlich nach dem Aberg [nördlich Bimöhler Straße] und Clausberg [Claushorn] , woselbst man mit bloßem Auge einen weiten Gesichtskreis beherrscht mit einem Fernrohre aber selbst die Thürme unseres lieben Hamburgs, was gewiß für jeden Hamburger ein freudiges Gefühl erregt – ich kenne das Gefühl aus eigener Erfahrung – deutlich sehen kann, ist gewiß jedem anzuempfehlen, und schon dieser Umstand muß den Hamburger bestimmen, Bramstedts Quellen den ähnlichen in Nendorf (ich habe selbige mit wenigerm Nutzen, als die der Bramstedter in Verhärtung der Verdauungswerkzeuge gebraucht) bei weitem den Vorzug zu geben; die viel größeren Reisekosten nach Nendorf und die dortige viel kostspieligere Zehrung nicht einmal gerechnet, und so ist man von Hamburg und Lübeck aus gerechnet, sozusagen halb zu Hause, und kann in dringenden Fällen eine Tour nach diesen Orten in 7 bis 9 Stunden gemacht werden. Was man auch für und wider die Quellen bey Bramstedt einwenden mag, so muß ich den Herren Ärzten, als Laye in diesem Fache, zwar ihr pro und contra wohl von selbst überlassen, aber daß sie kein blos gewöhnliches Pumpenwasser, wie ein vormaliger Apotheker sich seiner Apotheke halber sehr klüglich ausdrückte, zu Tage fördern, habe ich an meinem eigenen Körper erfahren.

Wahr ist es. daß für jemand, der kein Freund ungekünstelter Natur ist, der Bälle, Thé dansants [Tanztee], Pharaobank [Spielbank] u.s.w. mehr als seine Gesundheit liebt, Nendorf der Vorzug zu geben ist, und gegen diese Herrschaften will ich denn auch kein Wort verloren haben, aber der wahrhafte Kranke, der mit Vertrauen die Quelle trinkt, oder sich badet, Ruhe und Einsamkeit dem tosenden Lärm der Bälle, Casinos und der Spielbänke vorzieht, der gehe nach Bramstedt, und wäre selbst angenommen die Quelle nicht so stark gleich würkend, so kann man schon hier mehrere Wochen für gleiches Geld wie in Nendorf Tage verleben.

Man hat hin und wieder viel darüber gesprochen, daß 1809 den Brunnengästen hohe Rechnungen gemacht wären. In einzelnen Fällen mag dies wahr seyn, bey mir ist es schon lange nicht wahr gewesen, und wäre es denn überhaupt ein Wunder, wenn die Bramstedter damals den Neugierigen – wahrhaft Kranke sah man wenig – für ihre lärmende Freude, die die Wirthe fast aller Nachtruhe beraubte, und dazu waren sie auf außerordentlichen Besuch nicht vorbereite, mußten also alle nöthigen Artikel theurer als sonst bezahlen, nach den vollen, oft sehr sichtbaren Geldnetzen ihre Rechnung gemacht hätten? Benutzen wir doch auch unsere Conjunctoren [Verbindungsleute]!

Einige kehrten damals sehr unzufrieden von der Quelle zurück, indem ihnen die Quelle keine Hülfe verschafft hatte; sie sagten aber nicht dabey, ob ein vernünftiger Arzt ihnen das Bad angerathen hätte, oder ob sie dem blinden Gerüchte, als wäre die Bramstedter Quelle eine Wunderquelle, was sie natürlich nicht seyn kann, gefolgt wären, als könne diese Quelle alle und jede Übel heben, diese mußten also wohl sehr verdreißlich wieder abziehen. Andere kamen meilenweit hergewandert, hatten alteingewurzelte Gichtübel, Salzenfluß [Ekzema rubrum, bläschenbildender, nässender Ausschlag], alte Bein- und andere Schäden; hatten sich vorgenommen, einen oder zwey Tage dorten die Quelle zu trinken und sich mit dem Wasser zu bähen [warm waschen, warm baden, durch Umschläge erwärmen] und dann wieder als genesen heimzukehren, hatten ein derbes Stück Speck und Brot in der einen und einen Topf mit Quellwasser in der anderen Hand und zweifelten demohngeachtet keinesweges beym ersten Versuch, daß sie Morgen oder Übermorgen gesund würden in ihre Heimat würden zurückkehren können; von solchen widersinnigen Scenen bin ich vielfältig Augenzeuge gewesen. Wenn sich nun dergleichen Wundergläubige in ihren Hoffnungen getäuscht sahen, so waren sie natürlich keine Rumesherolde für die Quelle; aber welcher vernünftige Mensch wird auf solche abtrünnige Apostel hören? –

  1. Fortsetzung

Was damals aber nicht der Fall war, ist aber schon seit mehreren Jahren auf Königliche Kosten ausgeführt worden; die Schwefelquelle auf dem sogenannten Kirchenmohr, als wie auch die Stahlquelle sind jetzt eingefaßt, mit einem hölzernen Dache bedeckt, mit Wällen umlegt und mit einem Staketwerk umgeben. Die Wälle verhindern, daß kein wildes Wasser in die Quelle sickern kann, welches natürlich ihre Kräfte sehr schwächen würde. Daß für sonstige Bequemlichkeit an der Quelle mehr gesorgt werden mögte, wäre sehr zu wünschen, würde aber gewiß besorgt werden, wenn nur die Besuchenden der Quelle wieder ihr das gebührende Zutrauen schenken würden. Den verzärtelten Herrschaften, sowie den Liebhabern obengenannter Conversationen ist diese Quelle nicht zu empfehlen; wer aber Liebhaber einer ungekünstelten Natur ist und mit Rasen- oder Bretterbank vorlieb zu nehmen versteht, der komme, und es wird ihm hoffentlich, wie es schon erwiesen, mit vielen Anderen die Quelle nach gehöriger Anweisung, und bey dazu nöthigen Diät, mit großem Nutzen tranken, nicht gereuen.

Das 1681 entdeckte alkalisch-salinische Seifenbad befindet sich auf dem sogenannten Kirchenmohr, eine halbe Meile östlich, und die alkalische Eisenquelle hinter der Hambrücke, sowie die eisenhaltigen Salzsoolen-Quellen beym Halenfiörd, eine starke Viermeile im Süden und Südwesten von Bramstedt. Die Gegend, in welcher die Gesundbrunnen entspringen, ist eine flache Niederung, von der Oster-, Lentförder- und Schmalfelder-Aue durchflossen, wovon sich beyden letztern bey der Hambrück vereinigen, alle drey aber auf Bramstedt zu und in die Bramau fließen. Nördlich liegt der Liethberg, östlich der Aberg und Clausberg, von Südost fällt auch eine Anhöhe zwischen der Schmalfelderaue und dem Kattenbeck, der in die Lentförder-Aue fließt. Die ganze Gegend ist auf den erhabenen Stellen sandig und in den Vertiefungen moorigt und sumpfig. Die Bäche haben ziemlichen Fall. Die Schwefelquelle, auch Schaafbrunnen genannt, liefert täglich 17,280 gewöhnliche Pfunde Wasser. Dieses Wasser muß an der Quelle getrunken werden, denn bey noch so gut gemachten Bouteillen verliert es beym Transport sehr bald seine ihm beywohnenden Heilkräfte.

Wer für und wider diese Quellen etwas Ausführliches – denn ob es etwas Erwiesene ist, wage ich nicht zu behaupten – wissen will, der lese des Herrn J.F. Süersen Schrift: „Über die Mineralquellen bey Bramstedt im Holsteinischen“, mit einer Stituationskarte der Mineralquellen, Hamburg, bei J.H. Gundermann, 1810. Um meine gütigen Leser, die etwa dieses Buch nicht so leicht zur Hand bekommen könnten, mit der Meynung und den Vorschriften eines in diesem Buche genannten Arztes, den ich nach meiner vieljährigen Erfahrung für den Aufrichtigsten halte, bekannt zu machen, führe ich denselben von pag. 53 bis 60 wörtlich an: „In demselben Jahre (1761) hat auch der Dr. Lesser zu Preetz eine Abhandlung über den zweckmäßigen Gebrauch des Brunnens dem Amte zu Segeberg überreicht, welche ich (Süersen), da sich bey den schriftlichen Verhandlungen befindet, mitzuteilen nicht ermangeln.“

„Dieser Brunnen, welcher schon vor 80 Jahren über 3 Jahre lang im Ruf und Gebrauch eines Gesundbrunnens gewesen, nachhere aber ganz außer Gebrauch gekommen, hat im April dieses Jahres auf einmal seinen damaligen Ruhm wieder bekommen, und wird täglich von einigen hundert Menschen besucht und innerlich als äußerlich, theils mit, theils ohne Nutzen gebraucht.“

  1. Fortsetzung

„Da nun solches geschehen ist, ohne zu wissen, ob dieses Wasser etwas gutes oder nicht oder was für gute Eigenschaften und was für innerlichen Gehalt dasselbe bey sich führe; so habe ich für mich selbst beschlossen, dahin zu reisen und die innerliche Qualité dieses Wassers zu untersuchen, damit man dadurch erfahren möge, ob es etwas Nützliches in sich enthalte oder nicht und zugleich die Art und Weise von desselben ordentlichen Gebrauch möge bestimmt werden.“

„Die Bestandteile dieses Wassers (1 Pfund Mineralwasser der Schwefelquelle enthält in Granen: Kohlensaures Natrum: 1 Spur; Salzsaures Natrum: 1 7/8 Gran; Schwefelsaure Bittererde: – Gran; Schwefelsaures Natrum: – Gran; Schwefelsauren Kalk: 1/8 Gran; Schwefelsaure Bittererde: 3/16 Gran; Summe der Bestandteile: 2 6/16 Gran; Kohlensäure: 1 Cub.-Zoll Spalkhawer. {Fußnote des Schreibers}) kann ich hierdurch nicht genau beschrieben, in dem solches zu weitläufig seyn würde und es die Hauptsache nur ist, vorerst nur zu zeigen, in was vor Krankheiten fürnehmlich solches Wasser mit Nutzen könne gebraucht werden, und wie die Curen eigentlich müssen eingerichtet werden.“

„Damit aber doch abwesende Medici, wenn selbige sollten um Rath gefragt werden, ob dieser oder jener den Brunnen gebrauchen dürfe, dennoch die Erkenntniß von denen fürnehmsten principiis desselben einige Unterricht haben mögen; so habe ich aus denen angestellten Experimenten gefunden, daß selbiger ein principium vitrioli martis [Vitriol] und salis almari alcali bey sich habe, und es würde dessen Effect viel herrlicher sein, wenn ihm nicht das ätherische, subtile und druchtreibende fehlte. Daher kann dieses Wasser keinen Nutzen schaffen, wenn es nicht aus der Quelle selbst getrunken wird. Da nun diesem Wasser nicht aller Nutzen kann abgesprochen werden; so würde selbiger noch größer seyn, wenn nur erst das nahe vorbey fließende Wasser wird abgeschnitten seyn, (dies ist schon vor mehreren Jahren geschehen) und der Gebrauch des Brunnens in seyne gehörige Ordnung wird gesetzt seyn.“

  1. Fortsetzung

„Daher will ich hierdurch kürzlich die fürnehmsten Krankheiten anzeigen, in welchen man gute Wirkung wird zu hoffen haben (denn alle kann dieses Wasser so wenig als andere und viel stärkere Brunnen curiren) und wie nach seinem innerlichen Gehalt selbiger zu gebrauchen sey.“

„Zuvörderst kann dieser Brunnen generalement in solchen Krankheiten Nutzen schaffen, welche von dicken, zähen Feuchtigkeiten im Körper und wodurch in vielen Theilen und subtilen Geäder Verstopfungen und Stockungen entstehen.“

„Hierher sind besonders zu rechnen das sogenannte malam hypochondriacum [Milzkrankheit, Milzsucht], welches sich mannigfaltige Beschwerden äußert: als durch Spannen, Drücken, Aufschwellen unter den Ribben. Ingleichen durch viele Blähungen, Neigung zu Verstopfung des Leibes, zuweilen bittern aufstoßendem Geschmack im Munde u.s.w. Er ist dienlich in Verstopfungen des Gekröses bey erwachsenen Menschen und öfter bey Kindern. In Verhaltung der monatlichen Reinigung und Bleichsucht [Chlorose] bei Frauenspersonen und Verhaltung der güldenen Ader [Hämorrhoiden] bey beyderley Geschlecht kann er Hülfe leisten; bey wässerigen Geschwülsten der Beine und des Unterleibes (cachexie) [Kachexie = sehr starke Abmagerung] kann der innerliche warme Gebrauch, mit englisches Salz [Bittersalz] verstärket, ein gutes Hülfsmittel seyn. Andertägige und Quartanfieber werden dadurch curirt werden.“

„Schlappigkeit des Magens und der Gedärme kann gestärket und bessere Verdauung dadurch beschaffet werden.“

„Es kann dieser Brunnen auch mit dem 4ten oder 5ten Theil warmer Milch getrunken werden, besonders in Krankheiten und Beschwerdungen, welche von verdorbenen und scharfen Säften herrühren, als in verschleimter Brust, trockenem Magenhusten, in der Gicht, Gichtschmerzen in denen Gliedern, scorbutischem Ausschlag, Krätze, Flechten, scorbutischem Friesel [meist juckender Hautausschlag] u.s.w.“

„Kindern kann ebenfalls gegen die Würmer solches in gehöriger Quantität des Morgens gegeben werden.“

„Es reinigt die Nieren, wird den Schleim aus denselben wegführen, woraus der Stein gezeuget wird.“

„Da ich aber selbst gegenwärtig bemerkt habe, daß fast alle Brunnengäste in der Art und Weise des Gebrauchs ganz falsch, unordentlich und oft schädlicherweise verfahren! so ist fürnehmlich nöthig, zuvörderst einigen kurzen Unterricht hiervon zu geben, besonders in folgendem bestehend:

1, Dieses Wasser muß nicht (wie fast durchgängig von allen geschah) anders als des Morgens, etwa um 5, 6, 7 Uhr, ehe es recht heiß in der Luft wird, getrunken werden, und weiter den ganzen Tag nicht, es wäre denn, daß jemand des Nachmittags für Durst 1 oder 2 Gläser trinken wollte.

2, Weil diesem Brunnen das durchdringende und substile fehlt, auch dies auflösende und abführende Salz nur schwach darin ist: so würde nicht leicht die zu hoffende gute Wirkung erhalten werden können, wenn selbiger die scharfen und schleimigen Feuchtigkeiten im Körper nur rege machen würde, wenn nicht selbige auch aus- und abgeführt würden; dannenhero erfordert die Nothwendigkeit, daß diejenigen , welchen der Brunnen täglich wenigstens nicht 2mal gute Eröffnung machen würde, des Morgens in dem ersten oder andern Glas Brunnen englisch oder Seidlitzer Salz ein halb oder ein ganz Loth mit wegtrinken müssen.

  1. Fortsetzung

3, Die Quantite, wie viel ein jeder von Brunnen des Morgens trinken müsse, lässet sich überhaupt aber nicht specialement bestimmen, jedoch ist überhaupt nach Proportion des mineralischen und salzigen Gehalts in dem Brunnen zu determiniren, daß ein erwachsener Mensch ohngefähr 3 Pfund, oder anderthalb Quartierbouteillen des morgens trinke, einer mehr, ein anderer weniger, nachdem der Brunnengast selbst empfindet, wie ihm das Wasser bekomme.

4, Die beste Manier zu trinken ist folgende: Es muß jeder Brunnengast sein eigenes Bier- oder Stutzglas mit zum Brunnen bringen. welches nicht allzu groß ist, daß 6 oder 8 dergleichen ein Quartier (das ist eine Bouteille) ausmachen. Ohngefähr alle 5 Minuten trinkt man ein solches Glas aus, und dazwischen geht man spazieren. Dieser Gläser voll trinke man so viele, als man weiß oder empfindet, so man nöthig hat, als etwa 7, 8, 9 bis 10 Gläser.

5, Eine gute Stunde oder anderthalb Stunden, nachdem man das Brunnentrinken geendigt hat, des Morgens ist erlaubt, zumal wer nicht gewohnt ist, des Morgens lange nüchtern zu bleiben, daß man 2 bis 3 Tassen Thee oder Caffee, ohne oder mit etwas Milch, oder auch dünne Hühner- oder Kalbfleischsuppe, auch wer da will, etwas Weißbrod genießen möge.

6, Da auch der Brunnen zumal wenn selber nicht genugsam abgeführet, oder nicht wieder durch den Urin weggehet, Blähungen, Aufschwellungen des Magens verursachet, so ist die mehrste Zeit nöthig, daß man es Mittags eine Stunde vor dem Essen, einige Magen- und Blähungstropfen nehme, welche aber nicht vor allen Menschen einerley seyn können. Überhaupt könnten folgende diesen Nutzen schaffen, als Essent. Cort. Aurant. [Citrus Aurantium = Bitterorangen], absynth. simpl. [Wermuth] und composit. centaur. min. [Centaurium = Tausendgüldenkraut] Elixir. visceral. bals. H. [Magentropfen nach Hoffmann] welche mit Sale Sylo. oder Tinct. tartari [tartarus = Weinstein], Tinct. antimonii [antimonium = Spießglas] können versetzt werden. Wenn man auch Nachmittags oder gegen die Abendmahlzeit solche Beschwerungen merken würde, so können auch alsdann einen Stunde vor der Mahlzeit solche Tropfen genommen werden.

  1. Fortsetzung

7, wie lange auch dieser Gebrauch zu continuiren sey, lässet sich ebenso wenig genau bestimmen, in dem der Brunnen in wenig Tagen bey einigen seinen Effect anzeigen wird, wenn hingegen bey andern noch einmal solange Zeit dürfte erfordert werden. Dahero wird es geschehen, daß zuweilen in den 12 oder 14 Tagen die Wirkung und Genesung des Patienten erfolgen wird, wenn bey andern 20 bis 24 Tage erfordert werden.

„ Es würde noch mancherley zu erinnern seyn, welches aber die kurze Zeit verbietet.“

„Nun sollte vom äußerlichen Gebrauch dieses Wassers gleichfalls eine Ordnung angegeben werden; allein nach meiner Einsicht finde ich, daß dieses Brunnes innerlicher Gehalt so sey, daß man sich großen und herrlichen Nutzen versprechen könne. Was auch das große bisherige Vertrauen auf den herfürquellenden Sand in der Quelle anlanget, so habe ich aus denen angestellten proben gefunden, daß solcher ein reinerer als anderer Sand sey, wovon ich nicht weitläufig hier handeln kann. Geschieht es, daß zuweilen ein und anderer etwas gute Würkung von dem äußerlichen Gebrauch desselben empfindet, so ist weiter keine Raison anzugeben, als daß das wenige, was man vom Brunnenwasser noch in dem Sande stecken geblieben, etwas fruchten könne, dahero rathe, daß das warme Brunnenwasser mit zusammengelegten leinenen Tüchern, über die schadhaften Glieder oder Gelenke gelegt, mehreren Nutzen schaffen würden.“

„Was endlich die Diät anlanget, so kann selbige ebenfalls nicht anders als generalement angezeigt werden, daher auch nur fürnehmlich zu erinnern ist: daß in Essen und Trinken, Bewegung des Körpers, Gemütsbewegungen mögliche Mäßigkeit observiret werde. Die Speisen, welche man für andern zu meiden hat, sind solche, welche hart und schwer zu verdauen sind, welche Schleim und viele Blähungen machen. Hierzu zählet man fürnehmlich: grobes altes Rindfleisch, geräuchert Ochsen- und Schweinefleisch, ingleichen geräucherte und getrocknete Fische, als Schollen, Klippfisch, gesalzener Dorsch, Krabben, Krebse, Hummers, Aal, gelbe Erbsen, Zwiebeln, dicke Milch, Käse, Speck, Würste, frische Brod, gekochte Eyer. Das beste Getränk über dieser Mahlzeit in dieser Cur ist von Wasser (aber nicht von diesem Gesundbrunnen) oder Tisane, da man etwas Gerstengraupen in Wasser aufkocht, und wer es thun kann, 1, 2 oder 3 Gläser Franzwein damit melirt oder jedes für sich trinkt.“

„Verkältungen des Leibes, absonderlich des Unterleibes oder des Magens sind sehr schädlich, gleichwie man sich soviel wie möglich für Alteration, Schrecken und Zorn zu hüten hat.“

Freunde der Botanik finden, nach dem Urtheil der Kenner dieses angenehmen Studiums, von seltenen Pflanzen, die man nur in Schweizer Gebürgen anzutreffen pflegt, in den angenehmen quellenreichen Thälern bey Bramstedt eine reiche Ausbeute, und daher eine ebenso liebliche als nutzreiche Unterhaltung –

  1. Fortsetzung

Der im vorigen Stücke gegebenen aufrichtigen Meynung eines alten ehrwürdigen Arztes zusammt seinen Vorschriften weiß ich weiter nichts hinzuzufügen, als daß ich herzlich wünsche, daß in diesem Sommer diese uns so nahe treffliche Quelle fleißig möge besucht werden, und daß alle mögen geheilt, oder doch mit verminderter Krankheit zu den Ihren zurückkehren.

Herr Pastor Joh. Fr. Aug. Dörfer zu Preez sagt in seinem Repertorium zu der Karte über Bramstedt (das adelige Gut) noch folgendes, welches ich bey dieser Gelegenheit nicht versäumen will, auch hier anzuführen: „Bramstedt hatte schon 1591 ein Gerh. Steding (dieses Geschlecht blühet noch jetzt in dem vormaligen Schwedisch-Pommern und in Schweden) in Besitz gehabt; dessen Erben verkauften es 1631 an König Christian IV., (regierte von 1588 – 1648) dieser schenkte es an Wibke Kruse, mit deren Tochter es an Claus von Ahlefeld, und mit dessen Tochter an einen Baron von Kielmannseg kam; Kielmannseg’s Witwe verkaufte es 1679 an den Obrist-Lieutenant Baron von Grothe. 1751 verkaufte es ein Baron von Grothe an den Freiherrn von Prinzen, und dieser an den Grafen Stollberg, welcher die Leibeigenschaft gänzlich aufhob; 1755 gehörte es dem Obergrichts-Advokaten Holst, darauf einem Herrn Lawätz, der es an den jetzigen Besitzer, Herrn Professor Meyer verkaufte.“

Anno 1317 fiel auf dem Strietkamp (im Süden) nahe bey Bramstedt, eine Schlacht vor, zwischen dem Grafen J. von Wagrien und dem Grafen Adolph von Schauenburg, wobey letzter in Gefangenschaft gerieth.

Zur Bequemlichkeit der Damen und Herren, welche etwa geneigt seyn mögten, vorher, ehe sie dorthin abreisen, sich Quartier zu bestellten, gebe ich nachstehende Adressen auf: 1. In der Stadt Hamburg, bei Herrn Axt, vom 1sten July an bei Herrn Cohen, hat selber Pferde und Wagen. 2. Im Posthause [heute Bleeck 28/30], bey Herrn Postmeister Fraun [Frauen]. 3. Bey dem Herrn Rathmann Schröder [Besitzer Bleeck 1, später „Holsteinisches Haus“] hat auch Pferde und Wagen. Personen, die etwas billiger, aber doch gut logiren wollen, können bey der Wittwe Fuhlendorf, neben dem Posthause, bey Marx Fölster [Bleeck 29, später Hotel zur Post, heute Raiffeisenbank], und auch bey Steckmest jun. [wahrsch. Bleeck 3, heute Fülscher], beyde wohnhaft im Bleek, ferner bei Schmidt [Kirchenbleeck 3] an der Beckerbrücke u.s.w. sehr gut logiren, und halten diese Häuser sich alle selber Pferde und Wagen, welches zur Bequemlichkeit der Brunnengäste, besonders derjenigen, denen der Weg nach dem Brunnen zu weit seyn mögte, dienen wird, und werden sie leicht mit ihren Wirten über den Preis des Fahrens einig werden.

Zur Abwechselung ist den Brunnengästen, denen es ihre Verhältnisse erlauben, anzurathen, daß sie kleine Ausflüge nach Breitenburg, Kellinghusen, Rastorff, Neumünster u.s.w. vornehmen, denn Zerstreuung ist bey den Brunnen-Curen ein großes Beförderungsmittel zur Wiederherstellung verlorner Gesundheit, sowie im Gegensatz stiller Gram die Cur ganz unnütz machen kann.

Die an der Lentförderaue belegene Stahlquelle, welche, wie ich glaube, für geschwächte Körper zum Baden ein heilsames Mittel seyn mögte, zum Trinken aber zu schwer, wenigstens für mich, ist, oder muß ein Spitzglas mit Rum versetzt, wodurch es sich sogleich schwarz färbt, nur zur Zeit trinken. Dieser Eisen- und Stahlbrunnen liegt in einer niedrigen Wiese und war sonst ein Eigenthum der Familie Fraun, jetzt gehört selbiger aber Sr. Majestät dem Könige. Die Quelle brodelt auf 3 Stellen, und der Durchmesser der Oberfläche des Bassins ist 6 Fuß.

  1. Fortsetzung

Die zweyte Stahlquelle liegt ebenfalls in derselben Gegend hinter der Hambrücke, auf Ackerland, welches moorig ist. Das Feld ringsum ist mit sandigem Boden umgeben. Der Brunnen selbst hat 5 springende Quellen, und der Durchmesser der Oberfläche des Bassins ist 6 Fuß. Das Wasser ist 1 ½ Grad schwerer als destillirtes Wasser, klar von Farbe, ohne Geruch, und von einem dintenhaften Geschmack.

Außer diesem Stahlbrunnen hat man auch im Jahre 1809 eine Menge von mineralischen Quellen auf der sogenannten Salzwiese einer gründlichern Untersuchung als bisher gewürdiget, und diese Gewässer für eisenhaltige Salinen erkannt. Diese Wiesen liegen hinter Halenfjörd auf einer Wiese an der Schmalfelderaue, welche sehr große Untiefen hat und überschwemmt ist. Der Durchmesser der Oberfläche des großen Bassins beträgt 5 Fuß. Um diese Wiese herum ist der Boden sandig, und es überhaupt flache Gegend bis an den Clausberg. Auch dieser Quellen soll man sich nach der Meynung einiger Ärzte sehr vorteilhaft als Arzeneymittel gegen manche Übel bedienen können, es fehlen indessen noch hinlängliche Erfahrungen über ihre eigentliche Wirkung.

Mit vieler Freude erfahre ich, daß man mit einiger Gewißheit hoffen darf, daß das große Projekt, die Ostsee durch einen Barken-Kanal mit der Elbe zu verbinden, doch wohl zustande kommen dürfte, und daß man sich zu diesem Zweck auch wohl der Bramau bedienen werde. O, möchte man sich bey dieser für ganz Niedersachsen so besonders wichtigen Unternehmung doch auch des so unverdient leidenden Fleckens Bramstedts erinnern! Noch jetzt lebende Personen erinnern sich, daß die Schiffe mit schwarzen Töpfen u.s.w. bis an die Beckerbrücke in Bramstedt gekommen sind. Mögte Bramstedt durch diesen Canal ein Mittel werden, welche aus der Nahrlosigkeit, die so mancherley Ursachen hat, diese guten Einwohner wieder in Tätigkeit, Verdienst und Frohsinn versetzen! Die Nahrlosigkeit entstand aus folgende Ursachen besonders: 1. verlor Bramstedt, man sagt mit Vorsatz der damaligen Anwohner, die große Steine in den Fluß gewälzt haben sollen, die Schiffbarkeit der Bramaue, doch ich kann hierüber nichts als die allegemeine Sage anführen; 2. wurde das Amt von hier weg nach Segeberg verlegt, wodurch natürlich, da jetzt die Bramstedter selbst genöthigt sind, anstatt man sonst zu ihnen kam, in Klage- u.s.w Angelegenheiten 4 Meilen nach Segeberg zu reisen; sonsten mußte man das Geld in Bramstedt verzehren, und nun müssen sie es in Segeberg thun; 3. war vorhin hier ein Wochenmarkt, zu welchem viele Landleute nach Bramstedt kamen, verkauften, wieder kauften und verzehrten; auch dieser ist eingegangen; 4. war hier vor Zeiten eine Exerzierschule, wodurch auch einige Nahrung und Verkehr im Flecken kam; 5. ging hier alles Frachtfuhrwerk von Kiel, Neumünster, Rendsburg u, s. w. durch, welches Verdienst und Ge-schäftsthätigkeit in den Flecken brachte; auch dies hat Bramstedt, ohne die Ursache zu kennen, verloren, und ist die Landstraße des Frachtfuhrwerks über andere Plätze, die nichts verloren haben, verlegt. Jetzt ist von allen diesem Nichts mehr vorhanden, und nicht zu gedenken, was Bramstedt, durch welches die große Heerstraße gerade hindurchgeht, und die dorten eingepfarrten Dörfer, wovon ich leider Zeuge und Teilnehmer seyn mußte, folglich aus eigener Erfahrung sprechen kann, im Laufe des letzten Krieges litt und leiden mußte. Dankbarkeit gegen die guten Bramstedter macht es mir zur unerläßlichen Pflicht, da ich in den unglücklichsten Jahren von Hamburgs harten Bedrängnissen dorten bey ihnen, soviel es ihnen möglich war, Ruhe, Sicherheit, .Freundschaft und Theilnahme, sowie an ihren schönen Quellen, die aber leider nicht nach Werth derselben besucht werden, Gesundheit fand, dies zu erkennen. Öffentlich sage ich allen biedern Bramstedtern hierdurch meinen innigsten Dank! — Freue dich, Bramstedt, dein durch stille christliche Tugenden erhabener Monarch wird dir väterlich helfen! —

  1. Fortsetzung

Durch die Gewogenheit einiger Gönner und Freunde bin ich jetzt in den Stand gesetzt, dasjenige, was mir im vorigen Jahre zu liefern nicht möglich war, jetzt nachzutragen.

  1. Bramstedt gehört jetzt zum Amte Segeberg, sonst war das Amt in Bramstedt, und Segeberg gehörte unter das Amt Bramstedt.
  2. Das adliche Gut Bramstedt (auch Stedingshof, nach seinem 1511 gehabten Besitzer genannt) liegt im Itzehoer Distrikt. Dieser Gerhard Steding errichtete es wahrscheinlich im obengenannten Jahre aus Segebergischen Amtshufen.

III. (lassen wir weg, da es zur Hauptsache eine Wiederholung von früher gesagtem enthält. Die Red.)

  1. Der Prediger in Bramstedt und den zum dortigen Kirchspiel eingepfarrten 13 Dörfern wird vom Könige ernannt. Da es gewiß vielen meiner gütigen Leser, besonders in Holstein, angenehm zu erfahren seyn wird, was für evangelische Prediger seit der Reformation in Bramstedt gewesen sind, so bin ich so frei), Ihnen ein Verzeichnis derselben, welches ich durch die Gewogenheit des jetzigen Herrn Pastors Kark, den Gott lange zum Wohle dieser guten Gemeinde erhalten wolle, und dem ich für die gütige Mittheilung hiedurch öffentlich meinen verbindlichsten Dank sage, erhalten habe, mitzutheilen. Der Hr. Pastor hat es nach einem alten dort vorgefundenen Manuskript der Treue halber fast wörtlich abgeschrieben.
  2. Prediger seit der Reformation in Bramstedt:
    [Genaueres dazu in Harbecks Chronik von Bramstedt, S. 124 ff.]

„Ich Henricus Gallenbeccius, Neo-brandenburgensis Megapolitanus, bin in Anno 1621 zum Pastorat-Dienst gefordert und habe zuerst setzen wollen, wie viel evangelische Prediger gewesen von Anno 1517, aus einem alten und neuen Kirchenbuche zu ersehende, und ein dem andern succediret [nachfolgt]:

Pastor   Dn. Johannes von der Lippen

Dn. Hermannus Burtfeld, wie auf dessen Leichstein zu ersehen, 36 Jahr. Diaconi 3 bey dessen Lebende: 1. Dn. Friedericus, so weggezogen, und elendiglich, wie die Alten berichten, vor Lübeck soll gestorben seyn. 2. Dn.                Johannes Wasmohr, so in der Fastelabende, bei Hinrich Ordes Haus, von Eggert Bull erschlagen und der Thäter zu Segeberg geköpfet. Ein alter glaubwürdiger Mann hat mir erzählt, daß dieser Eggert Bull in der Fleckensversammlung mit seiner körperlichen Stärke geprahlt habe. Der Prediger erwiederte daraus, das es gewiß noch kraftvollere Männer gäbe. Er wäre bereit, ihm dies durch die That zu beweisen. Hierauf zieht er seinen schwarzen Rock aus und wirft ihn wirklich zu Boden. Hierüber wird dieser Bull so erbittert, daß er den Prediger Waßmohr, als dieser zu Hause ging, plötzlich überfällt und einen tödtlichen Streich versetzt. 3. Isaac von der Burg. Dieser ist nach Hrn. Herm. Burtfeldes Tode Pastor geworden, und hat der Kirche gedienet von An. 1570 bis 79, wie die Kirchenrechnung ausweist, und darnach in der Wilstermarsch zu Brocktorfs vor einen Pastoren gefordert.

Anno 1579 ist M. Casparus Ludolph Pastor geworden, darnach in Hamburg vociret [berufen]. Anno 1585 ist Dn. Johannes Hammerich, gewesener Diaconus zu Segeberg, Pastor geworden, und gedienet der Kirche zu Bramstedt bis Anno 1622, gedienet 37 Jahr. Anno 1622 bin ich Henricus GaIenbeccius Pastor geworden, wie vorgemeldet.

Anno 1659 am Sonntage Exaudi [25. Mai 1659] ist der ehrwürdige Henricus GaIenbeccius (nachdem er vorhero seines Ambtes gewartet [wohl: gewaltet]) Abendens um 9 Uhr sanft und sehlig von dieser Welt abgeschieden, als er der Christlichen Gemeinde Bramstede ins 36. Jahr getreulich gedienet. Gott sey seiner Seelen gnädig und verleihe ihm am jüngsten Tage eine selige Auferstehung.

  1. Fortsetzung

Detlevus Galenbeccius ist Anno 1660 an seines S. Herrn Vaters Stelle gekommen, am Freytage in der Osterwoche [19. März 1660] in Crempe ordiniret und folgendes Dn. Misericordias Dni von dem Hocherwürdigen Hrn. M. Johann Hudemann, damals Probsten und nachstehendes Gen.-Superintendent introduciret [eingeführt] worden. Dessen Zeit stehet in Gottes Händen.

Anno 1687 am Sonnabend vor Esto Mihi [9. Februar 1687] hat der liebe Gott erwähnten Hern. Detlevum Galenbeccium aus dieser Sterblichkeit durch den zeitlichen Todt entrissen, des Morgens um 7 Uhr, nach etwa 3wöchentlicher ausgestandener Krankheit, und ist ihm succediret [gefolgt] sein Sohn Conradi Henrich Galenbeck, welcher von Anno 84 an der Kirchen zu Bramstedt gedienet als Pastor Adjunctus, bey seines sehl. Hrn. Vaters Absterben aber völliger Pastor worden, Ao 87 noch 1702.

  1. Daniel Hartnaccius, ab A. 1702 usq.
  2. Johannes Petrus von Kriegbaum, Darmstadio-Hassus ab Ao 1707-1725.

Johannes Joachimus Peper, Segeberg-Hosatus ab 1725 [    officio pulsus Ao. = frei übertragen nach Harbeck: Um seines Suchens nach der Wahrheit willen aus dem Amte gestoßen] 1729. [In der Originalabschrift steht noch: „Ingrata Patria neossa quidem mea habibis Parum est judicari a die humano.“ Das heißt lt. Harbeck = Undankbares Vaterland, nicht einen Knochen von mir wirst du haben (beherbergen). Es ist ein Geringes, von einem menschlichen Tage gerichtet zu werden.] Dieser lebte mit der Gemeine in so großer Disharmonie, daß er sich zuletzt gedrungen sahe, sein Amt niederzulegen.

Magnus Crusius, Slesvicensis ab Anno 1731-1733. [vocatus deinde ad Pastoratum Rendesburg, fausta quaevis Ecclesia Bramstedtensi cum omnigena benedicti one divina adpreatur = Wurde dann nach gesegneter Tätigkeit an der Bramstedter Kirche mit allseitigem Lobe nach Rendsburg berufen.]

Johann Georg Messarosch, Hungarus, ab 1733, usque ad aenum [fortwährend bis zum Jahr] 1747.
Nachdem eine allergnädigste Ordre eingelaufen, daß ich alle meine Habseligkeiten hier im Lande lassen und nicht einmal das Reisegeld von dem meinigen nehmen soll, so wurden meine Meubles den 16. und 17. Oct. allhier öffentlich verauctioniret, und ich davon nicht einen Pfenning bekommen, sondern die meinigen Anverwandten sowohl dies Geld, als auch mein Capital zu sich genommen und ich also den 23. Oct. mit Freuden davongezogen. Der Name des Herrn sey gelobet!

Dethlevus Chemitius, in pago Gikoviensi prope Lütjenburgum natus , 1748-1773

J.J. von Einem, ab Anno 1773-1793.

C.H. Stössiger, 1794-1811.

Marcus Karck,in urbe Heiligenhafen, natus, 1812 usque [fortwährend] — “

Das Amt eines Küsters bey dortiger Kirche ist jeder mal mit dem Organisten-und Schullehreramte verbunden. Die Namen dieser Männer kann ich der Reihenfolge nach noch nicht angeben, sondern nur folgende fünfe habe ich erfahren können, als Struve, Wahrenholtz, Rieck, Behrens, und Carstens, gegenwärtig in Funktion.

  1. Verzeichnis der S. T. Herren Amtmänner in Bramstedt und Segeberg (Anno 1706 ließ der König Friedrich IV., regierte von 1699-1730, das Bramstedter Amtshaus bauen; dieser Platz wurde vorhin von 3 Freykathen eingenommen.)
  2. Geheimer-Rath Reitzenstein
  3. Markgraf von Brandenburg-CuImbach auf Friedrichsruhe [bei Drage]. Dieser Fürst liegt nebst seiner Gemahlin in der Kirche zu Hohen-Aspe begraben [er war der Schwager zu Christian VI. von Dänemark].
  4. Graf Wedel-Jarsberg. Starb in Bramstedt.
  5. Graf Christian Günther zu StoIIberg. (Dieser ließ leider das Schloß abbrechen und verkaufte sodann das Gut von Copenhagen aus, wohin er gezogen war, nachdem er vorher dasselbe zuerst an fünf Bramstedter Einwohner verpachtet hatte, letztlich an den Obergerichts-Advokaten Holst aus Breiten-burg.)
  1. Fortsetzung
  1. Conferenzrath von Arnold (Genoß nachher eine Pension in Altona).
  2. Justizrath Rothe (Ging nach Jahren nach Copenhagen zurück).
  3. Conferenzrath Schumacher (Dieser war bey den Angelegenheiten Peters III. in Rußland. Unter diesem Herrn wurde 1785 leider das Amt von Bramstedt nach Segeberg, in das neuerbaute Haus des Herrn Amtsverwalters von Steemann, der zu der Zeit Amtmann und Ober-Zoll-Inspektor in Rendsburg wurde und als Oberpräsident in Altona starb, verlegt. Der Amtmann Schuhmacher, der seine guten Bramstedter, wie er sie zu nennen pflegte, ungern verlassen hatte, starb bald in Segeberg.)
  4. Baron von Pechlin (Wurde nachher Administrator der Grafschaft Ranzau und des Fleckens Barmstedt)
  5. Baron (jetzt Graf) von Brocksdoorff (Jetzt Oberpräsident der Regierung in Glückstadt und Großkreuz des Dannebrog-Ordens)
  6. Kammerherr von Döring. (Jetzt Großkreuz des Dannebrog-Ordens, Geheimrath und Amtmann zu Pinneberg)
  7. Kammerjunker von Rosen, jetziger Amtmann.

Die Amtmänner haben früherhin in Lübeck gewohnt, doch kann ich nur den Namen eines einzigen, nemlich Hannecken, nennen.

VII. Die Herren Kirchspielvoigte in Bramstedt find auch zu jeder Zeit Zollverwalter. Die Namen dieser Herren nach der Reihenfolge anzugeben, bin ich nicht vermögend, nur folgende vier sind mir möglich zu erfahren gewesen, als Herr Butenschön, der Vater; Herr Butenschön, der Sohn; Herr WohIt, und der jetzige Herr Kirchspielvoigt Leopold August Cirsovius. Im Verflossenen Jahre ist zum erstenmale daselbst auch ein Zollkontrolleur angestellt.

VIII. Das Postwesen wird durch einen Königlichen Postmeister verwaltet, wie dies der Namenszug Sr. jetzt regierenden Königlich Dänischen Majestät, der auf dem Postschilde angebracht ist, beweiset:

    Das Wappen von Bramstedt ist ein gekröntes Holsteinisches Nesselblatt:

Es ist daselbst Station für wöchentlich acht ordinäre Posten und auch für Extraposten; der jetzige Postmeister ist Herr Johann Theodor Fraun [Frauen].

Das Wappen von Bramstedt ist ein gekröntes Holsteinisches Nesselblatt:

Das Wappen von Bramstedt ist ein gekröntes Holsteinisches Nesselblatt:

(Die beiden Abbildungen sind nach Zeichnungen des Schreibers hergestellte provisorische Linoleumschnitte. Die Redaktion.)

  1. Die jetzigen Herren Rathmänner sind: Herr Hans Schröder [Bleeck 1, Gast- und Landwirt] und Herr sodann Johann Hinrich Meyer.
  1. Fortsetzung

Die Bramstedter haben sehr menschenfreundlich dafür gesorgt, daß, im Falle einer oder mehrere Einwohner durch Feuer heimgesucht würden, sie selbigem nach Kräften zu Hilfe kommen können. So existiert eine Brandgilde unter dem Namen Pfannengilde [ist vor einigen Jahren auf eine benachbarte Gilde verschmolzen worden], das will sagen: für solche Gebäude, die mit Dachpfannen gedeckt sind, Häuser die mit Stroh gedeckt sind (Dachhäuser), dürfen nicht in die Gilde ausgenommen werden, welches ein sehr weises Gesetz ist; dadurch verschwinden diese in einem zusammenhängenden Ort so sehr gefährlichen Dächer immer mehr und mehr. Wer neu baut, darf, laut einer höheren Verordnung, durchaus kein Strohdach wieder auflegen, ebenso ist es nach einem Brande. Im Fall eines Brandes zahlt die Gilde an den Abgebrannten circa 1000 Mk. Cour.; da dies aber zum neuen Bau nicht zureichend ist, so ist es jedem unverwehrt, sich in die benachbarten Gilden, als Kellinghusen, Neumünster, Hitzhusen u. s. w. einzukaufen. Außer diesem besteht noch eine sogenannte Arbeitsgilde [später Bramstedter Fleckensgilde genannt] ; diese ist besonders hülfreich für den unglücklich Abgebrannten. Alle Mitglieder derselben, die Pferde und Wagen halten, fahren alle zum Bau erforderlichen Materialien heran; wer keine Pferde und Wagen hat, schickt seine Leute zum Kalk- und Lehmanmachen, zum Zupflegen u. s. w., ohne daß für alle diese wahrhaft brüderlichen Dienste die mindeste Zahlung zu entrichten ist, als daß er wie dies doch wohl die heiligste Pflicht erfordert, bey einer andern Gelegenheit seinem Mitbruder wieder mit dankbarer Bereitwilligkeit dieselben Dienste leistet, die ihm geleistet worden sind. Ich selbst bin in beyden Gilden Mitglied gewesen und freue mich herzlich, daß auch meinem Namen unter den Namen so vieler menschenfreundlicher Männer in ihren Registern ein Platz gegönnt worden ist. Die Brandgilde versammelt sich jedesmal am Johannistage und die Arbeitsgilde den Tag nach Pfingsten (unserm dritten Feyertag). Des Morgens versammeln sich die Mitglieder derselben und führen ihre Rechnung, des Nachmittags finden sich die Frauen und Töchter auch im Gildehause ein, wo ein fröhlicher Trunk und munterer Tanz dieses wahrhaft ächt altdeutsche Fest beschließen.

Bramstedt hat schon sehr oft große Feuerschäden erlitten, aber durch obige gute Verfügungen sind Gottlob alle Gebäude gleich einem Phönix wieder aus ihrer Asche emporgestiegen, freylich ganz in der Form wie die alten Gebäude waren, aber wer mag bestimmen, ob dies nicht sehr weise gehand-habt ist; nicht alles Neue ist gut, mindestens rufen uns schon die Formen dieser Gebäude zu, daß hier noch alte Stormarnische Teutonen Hausen.

So wie die bejahrte Welt auf diesen Gilden und bey einem etwaigen Vogelschießen sich belustigt, ebenso hat die junge Welt auch ihre Freudentage, wo dann Tänze getanzt werden, die einen Vestris [Gaetano Apolline Baldassarre Vestris (* 1729 in Florenz; † 1808) war ein italienischer Tänzer und Choreograf] in Verzweiflung bringen würden, wenn er aus der Stelle Antheil daran nehmen wollte. Ihre Hauptfesttage sind: der zweite Pfingsttag, wo Ringreiten (eine Art Caroussel) gehalten wird, dann der Jahrmarktstag am 12. Oktober. Alle diese Tage feyert die junge Bramstedtsche Welt unter Gesang, Tanz und Trunk, sowie auch das sogenannte Postbier, bis zum Frühroth. Gebe Gott, daß diese guten frohen Menschen von Geschlecht zu Geschlecht, durch kein Kriegsgetümmel oder sonstige Unglücksfälle unterbrochen, froh und unschuldsvoll durchs Leben sich beten, arbeiten und tanzen mögen; dies wünscht ihnen gewiß niemand aufrichtiger als ich.

Anno 1681 wurde die schöne mineralische Schwefelquelle entdeckt; Tausende fanden derzeit Hülfe, oder mindestens Linderung für ihre Gebrechen an derselben; damals spuckte aber auch noch nicht Nendorf und Rehburg in den Köpfen unserer alten guten patriotischen Vorältern.

Anno 1763 erneute sich mit einem male ihr wohlerworbener Ruf von 1681, und die Quelle leistete von neuem, was sie das erstemal geleistet hatte; ihr Ruf würde nun auch wohl begründet geblieben seyn, hätte nicht der damals ausgebrochene Krieg die Gäste von der Heilquelle verscheucht.

  1. Fortsetzung

Anno 1808, wo wir alle mehr oder minder schon französisch zugestutzt waren, erneuerte sich ihr alter Ruf von neuem, man wallfahrete fleißig dorthin, auch meine Wenigkeit war mit bey der Wallfahrt, doch Gottlob nicht krank, und so stand es mit den meisten Pilgern; wir versprachen uns Wunder zu sehen, Bälle, Erleuchtungen, Conzerte u. s. w. u. s. w. dort in Fülle zu finden, mitunter wollten wir denn auch, versteht sich, um doch sagen zu können, man habe an der Quelle selbst geschöpft, ein Glas Schwefelwasser trinken, aber was fanden wir? — wie hatten wir Armen uns betrogen und betrügen lassen! — was fanden wir außer der trefflichen Quelle, die wir nicht suchten! von allen geträumten Herrlichkeiten so gut als garnichts, kaum einen Schatten! Dafür mußten wir uns rächen — wir reisten zu Pferde, zu Wagen, mitunter auch per pedes apostolorum [zu Fuß wie die Apostel], kurz so gut wie es immer gehen wollte, wieder ab und — schwiegen zum Theil mäuschenstill, um uns nicht auslachen zu lassen, oder —schimpften wie die Rohrsperlinge. Was recht wie Wasser auf unserer Mühle bey unserer grimmigen Stimmung uns zu Statten kam, das war die aus pecuniären [finanziellen] Gründen im Posaunen-Ton sich erhebende Stimme eines Apothekers, Gott Hab ihn selig! — der das Wasser der Heilquelle nun ein- für allemal nicht für ein Haar besser als gemeines Pumpenwasser, so wie es — man denke sich — seine eigene (?) Pumpe täglich hergäbe, hielt. — — Sollte durch so wichtige Umstände nicht der gute Ruf der Quelle habe fallen müssen?

Nein! verehrungswürdige Leser! nein, dies war nicht der Fall! Theils lag es darin, daß nicht einmal die Quelle gehörig gesäubert und kaum mit einem kleinen Zaun umfriedigt war, der bald von den vielen Andrängenden niedergetreten wurde, teils weil nicht einmal für Trinkgläser gesorgt war; die wenigen, die vorhanden waren, aus denen trank bald ein an inneren Übeln leidender, bald bähete [mit erweichenden Umschlägen heilen ] sich einer aus denselben, der den Salzenfluß [Ekzema rubrum, bläschenbildender, nässender Ausschlag] im Gesicht hatte; Dies erregte natürlich Ekel. Theils waren nicht Personen genug angestellt, die für Ordnung und Bequemlichkeit sorgen konnten; an beyde Gegenstände war nicht zu denken. Erstere ist für den munteren Brunnentrinker durchaus nötig; und letztere für Kranke durchaus unentbehrlich. So wie es mit diesen beiden Unentbehrlichkeiten an der Quelle aussah, so war es mit weniger Ausnahme, im Flecken Bramstedt selbst bestellt. Vieles hiervon läßt sich mit dem unerwarteten außerordentlich schnellen Andringen der Gäste entschuldigen, doch nicht alles. — Was aber der Quelle mehr als alles schadete, das waren die unbestimmten zweideutigen Urtheile von Doktoren und Apothekern, und — unsere französische, stets das Ausländische dem Inländischen vorziehende, das Prunkende, die stets neue Zerstreuungen suchende modernisierte Stimmung, womit der damals herrschende Zeitgeist uns ein Geschenk gemacht hatte. O, möchte er aus immer an Helena’s Felsen vestgeschmiedet [Anspielung auf Napoleons Verbannungsort St. Helena] ruhen müssen !! !

Mit dem innigen Wunsche, daß es Bramstedt und den guten Bewohnern sämtlich recht wohlgehen möge! schließe ich diesen kunstlosen Aussatz, und wüßte geschichtlich nichts mehr hinzu zu fügen, als daß sich bey der Chortreppe hinter dem Altar ein aus Sandstein gearbeitetes, einem Stedingschen Kinde, (also gewiß sehr alt) gewidmetes Epitaphium, in der Mauer bevestigt, befindet.

Relata refero! [ist eine lateinische Wendung und bedeutet „Berichtetes berichte ich“, sinngemäß heißt das so viel wie „Ich gebe (nur) Gehörtes wieder“ oder „Ich weiß das (nur) vom Hörensagen“ (ohne die Wahrheit zu verbürgen)] ich gab, wie ich es erhalten habe; ich sehe dieser Gabe Wehrt sehr wohl ein und wünsche, daß bald ein mit der dortigen Geschichte näher vertrauter Mann ausstehen möge, denn mein dortiger Aufenthalt war zu kurz, und benutzen dies rohe Material, und vollenden dann ein Gemälde, welches ich nur zu skizzieren im Stande war.

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Geschichtliches aus den Nachbardörfern

Geschichtliches aus den Nachbardörfern

Lentföhrden hat einen fleißigen Heimatforscher und viele Beiträge auf der Seite der Gemeinde

Eine Übersicht zu den Gemeinden des Amtsbezirkes Bad Bramstedt-Land gibt es hier.

Direkte Links zu geschichtlichen Angaben (Stand: 16.2.2016):

Armstedt    Bimöhlen  Großenaspe  Hagen   Hasenkrug

 

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Schadendorf: Die Besitzer des Bramstedter Gutes / Schlosses

Die Besitzer des Bramstedter Gutes / Schlosses

Die Eigentümer des Hofes / Gutes Bramstedt werden hier in kurzer tabellarischer Form zusammengestellt. Soweit mehr zu den einzelnen Personen an Literatur oder Nachrichten vorhanden ist, führt ein Link dorthin.
Die Geschichte des Gutes selbst hat W. Prange sehr ausführlich schon 1966 dargestellt.
Die Seite ist noch in Arbeit


genannt 1479
Marquard Tiessen

Großbauer; Quelle: Prange


genannt vor 1500
Hinrich Tiessen

Großbauer; Quelle: Prange


1500/12 – 1538
Dirick Vaget / Dirick von Bramstedt

1. oo Anna Tiessen (+ vor 1537)
2. oo Elisabeth Koep aus Hamburg (Vater Johann Koep) [andere Schreibweisen nach Percy Schramm: Koop, Kopes, Copius]

Er gehörte als Dirick von Bramstedt zu den Hauptleuten im Heer des dän. Königs Christian II. Ab ca. 1516 ist der Besitz in Bramstedt wohl als (adeliges) Gut zu bezeichnen durch Verleihung entsprechender Privilegien und Herrschaftsrechte durch König Christian I.. Dirick besaß mind 12 1/2 Hufen und 5 Kathen; sowie  2 1/2 Hufen strittig zwischen Vaget u. Tiessen Erben.  – Quelle: Prange
Er war zudem für mehrere Jahre königlicher Vogt auf Island.

Nach ihm ist eine Straße in Bad Bramstedt benannt (Vagetweg)


1538/40
Elisabeth Vaget geb. Koep

zu ihr bzw. der Familie gibt es einen sehr interessanten Beitrag bei Axel Scheel (auf norwegisch).


1540 – 1571/2
Caspar Fuchs (+  1571/2)

oo 1540 Witwe Elisabeth Vaget

Fuchs war als Sekretär (und Kanzler) für den König Friedrich I. und Christian III. tätig. Er arrondiert den Bramstedter Besitz im Flecken und baut sich einen Herrschaftssitz (das ursprüngliche Schloß?)
Während seiner Zeit gehen vier Hufen als Erbe an Tiessen’s Söhne. Fuchs bekommt zwei weitere Hufen und 1 Kate sowie die Mühle zu Campen.

Nach ihm ist eine Straße in Bad Bramstedt benannt (Caspar-Fuchs-Weg)

zu ihm bzw. der Familie gibt es einen sehr interessanten Beitrag bei Axel Scheel (auf norwegisch).


1571/2 – 1575
Elisabeth Fuchs (Tochter)

Die Mühle zu Campen geht wieder vom Besitz ab, da nur Caspar Fuchs zur Nutzung berechtigt war.


~ 1575 – 1604
Gerhard Steding (aus bremischem Adel*) und Vizekanzler für Holstein-Gottorp)

oo ~1575 Elisabeth Fuchs

*) das Wappen der Familie Steding auf dem Epitaph der Tochter +1586  in der Bramstedter Kirche ist identisch mit Wappen, die für einige Stedings in Bremen genannt werden.
Vater: Gerd Steding † 9.3.1565 ; Mutter: Gesche geb. Trupe * 5.8.1500  † 9.6.1572
oo Juli 1519
Kinder:
Arend, Ratsherr 30.8.1548, + ledig 1554
Carsten, Bürgermeister, + 1597 nach zwei Ehen
Gerd Rat in Holstein
Quelle: http://die-maus-bremen.info/fileadmin/db_query/einwohner_vor_1650/index.php?id=einzeltext&ia=16643

Steding erhöht den Druck auf die ehemals freien Bauern, die durch die vom König verliehenen Privilegien quasi zu Leibeigenen wurden und stellt Forderungen an Dienste und Abgaben ähnlich denen auf anderen adeligen Gütern.

Nach ihm ist eine Straße in Bad Bramstedt benannt (Stedingweg)

Ein weiterer Sohn ist evtl.: In “Matrikel Schleswiger Studenten 1517-1864”, Achelis, Nachtrag Helk 1991: Steding, Casparus, Holsatus, Herborn 25.3.1604 (Stb. Kuriander)
Caspar nach dem 1. Ehemann der Mutter

zu ihm bzw. der Familie gibt es einen sehr interessanten Beitrag bei Axel Scheel (auf norwegisch).


1604 – 1611
Witwe Elisabeth Steding (+ 1636)


1611 – 1631
Sohn Arnd Steding (+ 1635)

oo Margarethe v. Stralendorf (Witwe aus Hamburg)
Quelle: Prange

Kauft von seiner Mutter für 6.300 Thlr. Nach einem Prozeß musste er seine Miterben auszahlen; geriet in Not; starb kurz darauf in Magdeburg

Wohnhaus und Scheune bei Brand 1628 in Feuer aufgegangen; er verkauft 1631 an König Christian IV. für 19.000 Rthlr.


1631 – 1633
Christian IV., König von Dänemark

danmark_christian4_derwirbt das Gut von den Stedings ( 11 Hufen, 25 Katen; aber mehrere Hufen waren mit fremden Lasten belegt ) und arrondiert es.
Sanierung zahlreicher Gebäude

Nach ihm ist eine Straße in Bad Bramstedt benannt (König-Christian-Str. )


1633 – 1648
Wiebeke Kruse, Gefährtin Königs Christian IV.

vibekekrusekl

* um 1608 in Puls/Holstein †   4.1648 Kopenhagen

Portrait/Darstellung in einem Amulett im Schloss Rosenborg (Authenzität?)

o-o 1629 Christian IV.

Kinder:
Elisabeth Sophie  * 1633 in Bramstedt (?)  + 20.1.1654 beerd. 16.3.1654 in Kiel, St.Nikolai-Kirche
ulrichchristianGyldenloeve_StatensMus1_150pixUlrich Christian * 7.4.1630 Ibstrup oder Jägersborg/DK + 11.12.1658 bei Kopenhagen an Erschöpfung im Kampf (beschrieben in dem Roman “Frau Marie Grubbe”)

Er bekam von seinem Vater das Gut Ulriksholm auf Fünen geschenkt, dass nach seinem Tod an die Erben seiner Schwester fiel. Um den Verkauf bzw. der Begleichung des Kaufpreis gab es einen jahrelangen Rechtsstreit durch alle Instanzen.

1633 Schenkung durch den König an Wiebeke, der gleichzeitig adelige Hoheitsrechte über die Untertanen verleiht. Diese werden jedoch weitgehend durch jährliche Barzahlungen abgelöst.

Nach Arrondierung und Zusammenlegung jetzt 18 Hufen, 29 Katen, die Bramstedter Mühle und Gayen; Sanierung der Gebäude u.a. mit Material aus der geschliffenen Festung Krempe. Neubau/Erneuerung des Portalhauses 1647.

als Verwalter eingesetzt:
Jürgen Kruse + 1638; verh. mit Engell
Wwe. Engell heiratet 1641  Johan Freimoth (Freimuth) der 1649 stirbt
Jürgen Kruse dürfte ein Verwandter der Wiebeke Kruse sein. Er könnte aus Weddelbrook zu stammen (s. Riediger).
Quelle: Riediger, Stellenverzeichnis

Nach ihr ist eine Straße in Bad Bramstedt benannt (Wiebeke-Kruse-Str. )


1649 – 1673
Tochter Elisabeth Sophie Gyldenlöve

elisabethSofieGyldenlove_Kopie

(* 1633; +20.1.1654; begr. 16.3.1654 in Kiel St. Nikolai Kirche)

oo 18.6.1648

clausvonAhlefeldGeneralmajor Claus v. Ahlefeldt (* 2.9.1614 Gelting; † …1.1674 Kiel?) Amtmann in Trondheim/Norw. 1662
1. Heirat:
Catharina von Qualen, * 1610 Flensburg +1639 Lübeck (Tochter des Otto von Qualen und der Dorothea von Rantzau)
1 Kind.
2. Heirat: 18.6.1648 mit Elisabeth Sophie Gyldenlöve * 1633 Bramstedt + 20.1.1654 (Tochter der Christian IV. und der Vibeke Kruse)
1 Tochter
3. Heirat am 1.3.1655 mit Anna Hedwig Buchwald *4.1.1629 in Schierensee + 14.12.1695 Klein Nordsee (Tochter des Daniel von Buchwald und der Margarethe von Ahlefeldt)
6 Kinder

Ahlefeldt (Gutsbesitzer auch auf anderen Gütern) verlangt wieder Hofdienste von seinen Untertanen und setzt eigene Jurisdiktion durch wie auf adeligen Gütern üblich.
Claus von Ahlefeldt, geb. 2.9.1614 in Gelting/Ostsee
gest. Jan 1674 in Kiel?; bestattet am 6.5.1674 in St.Nikolai-Kirche in Kiel
Vater: Carl von Ahlefeldt *30.11.1576 in Gelting; (Sohn des Claus von Ahlefeldt und der Magdalene zu Rantzau)
Mutter: Beate von Rantzau geb. ca. 1590 in Bothkamp, Plön + 1657 Husum (Tochter Breide von Rantzau und Öllegard von Qualen)

Verwalter ab 1649:
Wappen RoepstorffChristoffer Röpstorf (* ca. 1615 – +1665) aus dem mecklenb.-dänischen Geschlecht Röpstorff
Vater: Frederik Röpsdorff   Mutter: Sophie von Ahlefeldt
oo mit Elsebe (Elisabeth) Roepstorff geb. Schröder (Vater: Hans Schröder * ca. 1580 + 30.6.1643 in Lojtgaard/Schwansen; Angaben aus Finn Holbeks Homepage

Christoffers Mutter Sophie von Ahlefeldt ist eine Schwester zu Claus von Ahlefeldt.

Kinder:

+ 1. Borchard de Roepstorff,   d. eft. 1671
+ 2. Claus Ulrich de Roepstorff,   f. 11 okt. 1653, Bramstedt, Schleswig-Holstein, Deutschland ,   d. 12 aug. 1704, Höchstädt, Bayern, Deutschland  (Alder 50 år)
+ 3. Johan Christoph de Roepstorff,   f. 1659, Kiel, Schleswig-Holstein, Deutschland ,   d. 1731, Sønderborg Købstad, Als Sønder, Sønderborg, Danmark  (Alder 72 år)

Quelle: Riediger, Stellenverzeichnis Ferner ist er ein Bruder zu Helvig Roepstorff, die 1632 in zweiter Ehe mit Frederik von Ahlefeldt auf Seester(mühe) verheiratet ist.
Bei der Taufe der Anna Dorothea Vennighusen 1667 wird als Patin genannt “Fraw Generallin Anna Hedewig von Ahlefeldt”

Verwalter ab 1665 (?):
evtl. Nachfolger ist ab 1665 Röpstorffs Schwiegersohn Monsieur Johannis Vennighusen. (wohl identisch mit dem späteren Kirchenrat an der Petrikirche in Lübeck Joh. Venninghausen.) oo mit Margarete Hedwig von Roepstorff.
Bei der Geburt dessen Kindes Ellsebe Agnes *) in 1668 treten als Paten u.a. Cornelius de Hertoge und Anthony Vennighusen auf.
*) s.a. https://archive.org/details/monatsblattdesh00adlgoog/page/n268?q=venninghusen
Es wird sich bei Hertoge um denjenigen handeln, den Jürgen Fuhlendorf in seiner Chronik als “Geldteinnehmer … nahmens Cornely Härtog, König-Märkischer Factor” bezeichnet.
Cornelius de Hertoghe wird ab 1669 bis 1677 als Besitzer des Hofes Ottenbüttel genannt (s. Chronik der Kirchspiels Hohenaspe, H. Hansen, 1895)

Die Hochzeit Venni(n)husen war laut http://nermo.org/slekt/d0054/g0000032.html#I63574 1666 in Bramstedt.
In “Matrikel Schleswiger Studenten 1517-1864”, Achelis, Nachtrag Helk 1991:
2901. Johannes Venninghausen, Holsatus, Auch dep. Helmstedt 1.6.1661 (Pfanninghusen), ebd. 29.3.1662 (Fenninghausen).
Der Name Venninghausen taucht im Internet auf bei http://home.foni.net/~adelsforschung1/luebeck.htm (Venninghausen, Christoph, Domherr seit 10.April 1686, resigniert 1692); und ferner kommt der Name vor bei http://runeberg.org/dbl/8/0509.html  mit Elisabeth Hedevig Johannsen geb.. Venninghausen, die 1712 einen Sohn zur Welt bringt. Schließlich noch bei http://www.fehmarn-genealogy.com/the_clergymen_of_burg.htm ein Joh. Wilh. Venninghausen, *6.12.1705 Burg/Fehmarn, Diacon 1731, Archidiacon  1737, +16.6.1751

Quelle: Riediger, Stellenverzeichnis

Als Verwalter folgt dem Johannis Vennighusen folgt 1670 Clauß von Örtzen, der 1669 die Tochter der Elisabeth Sophie Gyldenlöve geheiratet hat


1673 – 1693
Tochter Christine Sophie Amalie Ahlefeldt  (1650 -1729)

1) oo 1669 Rittmeister Claus v. Örtzen aus Mecklenburg * 25.10.1638 + 3.1.1694 (Epitaph in der Kirche zu Kavelsdorf/Meck.) Herr auf Rederank und Scharfstorff  (o|o 1682)

von Oertzen ist in zweiter Ehe verheiratet mit Hedevig Ahlefeldt * 20.4.1659 Fresenburg + 1701 (deren 3. Ehe; beide Männer vorher sind verstorben) Vater: Kai von Ahlefeldt auf Aschau

2) oo 1683 Oberstleutnant Johann Gottfried Frhr. v. Kielmannsegg aus Österreich – in dänischen Diensten – (+ 22.5.1724 in Inzersdorf)  (o|o 1695)

aus der Familienchronik Kielmannsegg, (1872) Seite 52:
Wir wenden uns hiermit zu den Kindern des Heinrich Gottfried, dessen ältester Sohn der in Spanien geborene 58 Johann Gottfried war, welcher dort Kriegsdienste nahm und das Fähnrichspatent erhielt und endlich 1683 als Hauptmann diesen Dienst mit dem seines eigentlichen österreichischen-Heimatslandes vertauschte.1) Im darauffolgenden Jahre
stellte er an den Hof-Kriegsrath die Bitte um Uebersetzung zur Artilleriewaffe, welches Gesuch jedoch nicht berücksichtigt wurde, in Folge dessen er den kaiserlichen Dienst verliess und sich nach Dänemark begab.2) Etwa ein Decenniimi hielt dieser einigermassen unruhige Geist dortlands in der Major- und Oberstlieutenant- Charge aus, während welcher Zeit er Gelegenheit hatte, Freundschaftsbeziehungen mit den holsteinischen Freiherren von Kielmansegg anzuknüpfen und zu pflegen. Etwa 1695 kehrte er dann nach Wien zurück, woselbst er sich am 2. October 1696 mit Anna Maria Franziska Huss von Floran vermählte 3)  und auf diese Weise der Schwager seines Oheims, des Land-Unterjägermeisters, wurde.

Besonders aus dem Grunde, weil er 1703 laut eines im k. k. KJriegs- Archiv befindlichen Gesuches um eine Hof-Kriegsrathsstelle — zwar vergeblich — petitionirte, erscheint es wahrscheinlich, dass er wiederum im kaiserlichen Heere activ geworden war, ohne jedoch einen hohem Grad als den eines Oberstlieutenants zu erreichen. Jedenfalls dauerte dieses
Activitätsverhältniss nur kurze Zeit, denn wir sehen ihn in spätem Jahren sich fast ausschliesslich den Privatangelegenheiten seiner Familie widmen, wie er denn auch seit dem Tode seines Oheims und Schwagers, des Land -Unterjägermeisters, die Vormundschaft über dessen minorenne Kinder führte.

Er erschien bei den von den Ständen Oesterreichs unter der Enns am 22, September 1705 dem Kaiser Joseph I. und am 8. November 1712 dem Kaiser Karl VL als Erzherzog von Oesterreich geleisteten Erbhuldignng und nicht minder auf dem ausserordentlichen niederosterreichischen Landtage am 22, April 1720 unter den Herrenstands-Mitgliedern.

Auch ward er, wie bereits früher erwähnt, am 27. August 17 10 mit seinem Vetter Heinrich Friedrich Ferdinand in das oberosterreichische Herrenstands-Gremium eingeführt.

Nachdem er am 13. März 1720 sein Testament4) errichtet hatte, welches seine Gemahlin zur Universalerbin einsetzte, starb er am 22, Mai 1724 zu Inzersdorf am Wienerberge,
dem Gute seiner Frau. Seine Leiche wurde zwei Tage darauf nach Wien gebracht und mit dem üblichen Gepränge in der kaiserlichen Pfarrkirche bei St. -Michael in der Grruft vor
dem Altare der von seinem Oheim geschenkten Mutter Gottes von Candia beigesetzt.5)

Seine Gemahlin verstarb zu Inzersdorf erst am 9. October 1755 und hinterliess, da ihre Ehe kinderlos gewesen war, ihr gesammtes Vermögen, mit Einschluss des von ihrem Manne ererbten, laut ihres Testaments vom 16. Februar 17466) dem Sohne ihrer zweiten Schwester, Joseph Ferdinand Grrafen Khuen von Belasy. Auf diese Weise ward ein grosser Theil Kielmansegg’schen Vermögens der Familie entzogen.

Die zwei Jüngern Brüder des Johann Gottfried, deren Namen uns nicht einmal bekannt sind, haben als Offiziere in ungarischen Regimentern gedient und während der Zeit
der zweiten Belagerung Wiens durch die Türken, wahrscheinlich unter dem Commando ihres Vaters, bei Leopoldstadt ihr Leben im Kampfe gelassen.

1) Hauptmanns -Patent im k. k. Kriegs -Archiv zu Wien sub März 1683, Z.: 2186 „Bestallung“.
2) Deshalb rechnet ihn auch Gauhe irrthümlicher Weise zu den holsteinischen
Freiherren von Kielmansegg.
3) Trauungsprotokolle der Hauptpfarre St. -Stephan zu Wien, Tom. XXXIII,
Fol. 166.
4) Original im k. k. Landesgerichts -Archiv zu Wien sub No. 129 L. M. A. lit K.
5) Wiener Diarium von 1724 No. 43.
6) Original im k. k. Landesgerichts – Archiv in Wien sub No. 176 L. M. A. 

***

In der Familienchronik wird andererseits gesagt (S. 103 Fußnote), dass Friedrich Christian (* 1.2.1638 ) der Ehemann zu Christine Sophie gewesen sei und dieser das Gut dann schnell an seinen älteren Bruder Hans Heinrich – auch Johann Heinrich genannt – (* 29.9.1636  – † 2.6.1686)  veräußert habe.
Beides sind Söhne des sehr bedeutenden und mächtigen Mannes am Gottorfer Hof Graf Johann Adolf von Kielmann. (s.a. www.wikipedia.de)., der wiederum ein Nachfahre eines Kielmannsegg ist, der um 1530 aus Östereich nach Itzehoe kam (Reformation).

In der Familienchronik auf S. 110 wird dann jedoch als Ehegattin (oo 1666) des Friedrich Christian eine Maria Elisabeth Ahlefeldt (* 1643-1709; V: Nikolaus auf Gelting, M:  Anna Hedwig von Rantzau) genannt; – das passt nicht .. hier verwechselt der Author offenbar Claus (*1610) und ‚unseren‘ Claus (*1614), die allerdings Cousins sind.

[Die Familienchronik gibt es in einer neueren Fassung aus 1910, die ich noch zu sichten habe.//8.12.2019]

***

In der 4. Ausgabe 2. Band der „UDGIVET AF SAMFUNDET FOR DANSK-NORSK GENEALOGI OG PERSONALHISTORIE“ trägt Louis Bobé zu der Familie Kielmannsegg vor und berichtet zu „Johon Gottfried Freiher Kielman v. Kielmansegg, Sohn des oben erwähnten Gottfried Heinrich. Nachdem im März 1683 als Hauptmann aus kaiserlichen Diensten entlassen wurde, trat er am 2. Mai 1691 in die dänische Armee als Oberstleutnant der Infanterie ein.
Um 1684 1) heiratete er Christine Sophie Amalie Ahlefeldt, einzige Tochter des Feldmarschalls Claus Ahlefeldt auf Bramstedt und Klein Nordsee aus seiner Ehe mit Elisabeth Sophie Gyldenlove 2) Sie wurde 1650 geboren, erbte 1660 von ihrem Mutterbruder Ulrik Christian Gyldenløve Ulriksholm, heiratete 1669 den Rittmeister und späteren Oberst Claus v. Oertzen zu Rederank, geb. 25. Oktober 1638 in Mecklenburg, verstorben 3. Januar 1694 (in zweiter Ehe verheiratet mit Hedvig Ahlefeldt, Tochter von Kaj A. zu Aschau) 3).
Die erste Ehe wurde 1682 aufgehoben. Kielmansegg verkaufte 1696 das von ihm und seiner Frau geerbte Gut Bramstedt, die er verlassen hat.
Seine Frau trat 1699 zum katholischen Glauben über, wurde am 9. September 1701 vom Kaiser in den böhmischen Adel aufgenommen und kaufte das Gut Slavutin im Haurzimer Kreis. Sie heiratete in 3. Ehe den russische General-Major Johan Carl v. Diede zum Fürstenstein *) und starb zu Beginn des Jahres 1729.
Kielmannsegg heiratete am 2. Oktober 1696 Anna Marie Franziska Huss von Floran zu Inzersdorf (Wienerberg), wo er am 22. Mai 1724 starb, begraben in der St. Michaeliskirche in Wien. Der Vater von Johan Gotfried soll ungefähr 1650 einen Familienbund mit dem Gottorfer Präsidenten Johan Adolf Kielmansegg geschlossen haben, nach dem sie sich gegenseitig ihre Verwandtschaft anerkannten. (Gauhes Adelslexicon I; 753).

1) Hans Friedrich Greve gegen Chienburg gibt am 22. Mai 1684 in Hamburg heraus, dass er das Gerücht von Baron Kielmanseggs und Frau Oberstin Oertzens Hochzeit nicht verbreitet hat und auch nicht anwesend war. (Dort Kielmänner Act).
2) Pfeffinger’s Stammtafel der Familie Ahlefeldt im Wolfenbüttel-Archiv. Pers. Tidskr. 2. R. II, 126. Familien Papier bei Graf Schmiedegg Besitz in Gmunden.
3) Lisch, Gesch. d. Familie v. Oertzen V, Inl. Registr. 1680, 480. Geh. Registratur 1691, 426. Breve til Conrad Reventlow 1701, K— Z.
*) [Anmerkung Schadendorf 2019:] Hier irrt Bobé, Dieden kommt nicht aus dem Geschlecht Diede zum Fürstenstein, sondern aus den Niederlanden als Herr zu Hurwenen

***

Johann Gottfried Kielmannsegg erwirbt (als Strohmann für den dän. Oberrentmeister) den königl. Schuldschein für den Flecken Bramstedt und verlangt nach Hand- und Spanndiensten. Dies löst den „Freiheitskampf der Bramstedter Bauern“ unter Jürgen Fuhlendorf aus.

Christine Sophie lebte nach Verkauf des Gutes an verschiedenen Orten (Scharfstorf?; Slavetin?) und starb in der Mühle. (* 1729, ebenda)

3) oo russischer Generalmajor Johann Karl Frhr. Diede(n) zum Fürstenstein (+ 1712)

*** noch weiter  zu erforschen ***
Anmerkung Jan-Uwe Schadendorf 6.12.2019: Bei Diede dürfte es sich in den bisherigen Darstellungen um eine Verwechselung handeln. Der russ. Generalmajor ist Johan Carel van Dieden, Herr auf Hurwenen (NL) und gehört nicht zu den Diede zum Fürstenstein. Für das Datum seines angeblichen Todes 1712 (geni.com) fehlt mir ein Beleg.
Johan Carel und Christine Sophie werden bereits 1701/1703 in Böhmen als Besitzer/Verwalter des Gutes Slavétin genannt: https://cs.wikipedia.org/wiki/Řísnice]s.a. https://cs.m.wikipedia.org/wiki/Řísnice

zudem tritt J. Carel von Dieden im Prozess um den nachlass des Christian Ulrich Güldenlöw auf; s. u.a. Seite 80 in diesem Prozessbericht https://books.google.de/books?id=SPdWAAAAcAAJ
dort wird er als Herr zu Hurwenen aufgeführt.
Über diesen gibt es eine längere Abhandlung von Anthonie Paul Schilfgaarde, die mir leider noch nicht zugänglich geworden ist.
https://www.bibliotheek.nl/catalogus/titel.267942230.html/johan-carel-van-dieden-heer-van-hurwenen-en-generaal-in-russische/


1693 – 1695
Ehemann  Johann Gottfried Frhr. v. Kielmannsegg (*  + 22.5.1724)

Übertragung ohne Mühle und Gayen, die nur bei leiblichen Erben Wiebeke Kruses bleiben dürfen.

Kauf wurde zurückgewickelt, als der Mann seine Frau verließ; Ehe wurde annulliert.


1695 – 1696
Christine Sophie Amalie Kielmannsegg geb. Ahlefeldt gesch. von Oertzen (1650 -1729)

Sie heiratet ein drittes Mal unter dem Namen von Dieden. Die Tochter aus erster Ehe, Charlotte Friederike von Oertzen, heiratet einen Thomas von Schmidegg und geht nach Österreich-Ungarn, offenbar samt Familiennachlass, da sich im Besitz dieser Linie (heutige Nachfahren tragen den Namen Segur-Cabanac in Salzburg) Bilder der Familie aus dem 17. Jahrhundert befinden.Quellen:
Personalhistorisk tidsskrift, Fjerde Raekke, 2. Bind, Kopenhagen 1899
Sie lebt zuletzt auf der Bramstedter Mühle, wo sie verstirbt. Beisetzung erfolgt in der Famliengruft in der Bramstedter Kirche direkt am Altar.

Wikipedia: https://cs.m.wikipedia.org/wiki/Řísnice

Nachtrag 5.12.2019:
In der dänischen Literatur ist vermerkt, dass Christine Sophie im Jahr 1701 zum katholischen Glauben konvertiert sei, vom Kaiser (zum Dank für den Religionswechsel?) am 9.9.1701 in den böhmischen Adelsstand erhoben wurde. Sie erwirbt (vom Kauferlös für Bramstedt?) ein Gut in Böhmen (Slavetin / Slawutin) und heiratet den russ. Generalmajor Johan Karl von Dieden zum Fürstenstein. Dieser führte offenbar auf dem Gut in Böhmen ein schreckliches Regiment, so dass er 1703 angeklagt und festgenommen wurde. [dazu bedarf es noch weiterer Nachforschungen].



Besitzer im Jahre genannt bzw. von – bis

Name

ungefährer Umfang des Besitzes

Bemerkungen

1696 – 1697

Johann Hugo v. Lente, Vizekanzler der Glückstädter Regierung; (Grab in der Domkirche in Lübeck?)   Kauf wird ebenfalls untersagt / zurückgewickelt. Er kauft sodann Gut Fresenburg bei Oldesloe  

1698 – 1751

Johann Ernst Baron von Grothe, Oberstleutnant und hessen – kasselscher Oberberghauptmann (+ 1725) und Frau Anna von Grothen geb. von Bülow
(Die Mühle und Gayen bleiben bei Christine Sophie Amalie; sie verstirbt 1729 auf der Mühle; Ihre Tochter Charlotte aus der Ehe mit von Oertzen heiratet den Reichsgrafen
Thomas Theodor von Schmi(e)degg (aus ungarischem Adel))
  Kauft unbesehen. Beurkundung in Wetzlar. Er fühlt sich getäuscht über den Zustand und klagt mit der Verkäuferin. Dem Gut geht es schlecht. Mehrere Hufen sind nicht besetzt.
Die Witwe soll die Untertanen mit großer Härte behandelt haben, so dass viele Bauern Hof und Häuser verließen.
 

1706

Magnus v. Wedderkop, gottorfischer Geheimer Ratspräsident und Minister (* 26.10.1637 Husum + 16.1.1721 Hamburg); Amtmann von Tremsbüttel   Kauf vom König untersagt  

1743 oder 1751

Friedrich Wilhelm Freiherr von Printzen * 1719+ 1773, Herr auf Karow, königl. preuss. geheimer Kriegsrat, und Ritter des Heiligen Hubert-Ordens (Sohn des ranghohen preussischen Oberhofmarschalls Marquard Ludwig v. Printzen) oo ??   (die Jahreszahl 1743 wird bei Schröder / Biernatzki genannt)

Biographie Marquard Ludwig von Printzen

 

 

1750/1

Hans Friedrich Gotsch,
Marx Schümann,
Grobschmied Albert Bartels;
Bürger aus Bramstedt
  Drei Bramstedter Bürger kaufen. Kauf scheitert durch Tod der Baronesse von Grote. Die Käufer werden von Stolberg abgefunden.  

1751 – 1756

Graf Christian Günther zu Stolberg (* 9.7.1714 in Stolberg; + 22.6.1765 in Aachen), Amtmann des Kreises Segeberg – seit 1744 in Bramstedt –Nach ihm ist eine Straße in Bad Bramstedt benannt (Graf-Stolberg-Str.)

Mehr Infos: http://www.grafschaft-stolberg.de

Er verkaufte schon über ein kleines “Verkaufsexposee  

1756 – 1774

Regierungsadvokatus Marcus Nicolaus Holst (Obergerichtsadvocat) Quelle: Schröder/Biernatzki    

1774 – 1796

Justizrat Ferdinand Otto Vollrath LawätzFerdinand Otto Lawätz

Herkunft des F.O.V.L.: (s. www.nd-gen.de)

Vater: Hinrich Frantz Lawaetz, # Eck in St. Nikolai 28.12.1762, bis 1723 Schreiber des
Postmeisters und Bürgermeisters in Itzehoe Rohde, danach Sekretär des Kommandanten der Festung
Rendsburg, Generalleutnant von Rodstehn. Proviantkommisssar in Rendsburg 11.5.1742, Justizrat.
Mutter: Hedwig Christiane Otte * 22.2.1723, † Altona 18.12.1792
oo 1. Krieseby 13.2.1743
4 Söhne * Rendsburg: Christian Otto, * 2.2.1745; Heinrich Wilhelm, * 29.4.1748; Johann Daniel, * 19.2.1750;
Ferdinand Otto Volrath, * 13.5.1751

kauft für 25.000 Thlr. Er sichert sehr viele Archivalien und scheibt sie ins Reine. Er setzt sich für die Abschaffung der Leibeigenschaft ein. Er pflanzt die erste Allee vor dem Schloß.  

1796 – 1840

Prof. Friedrich Ludwig Wilhelm MeyerFriedrich Ludwig Wilhelm Meyer kauft für 40.000 Thlr. Schriftsteller, Archivar, Weggefährte einiger Dichter und Denker der Zeit (u.a. Schiller)
Biograph des großen Schauspielers F.L.Schröder.
Grabmal vor der Kirche
 

1840 – 1842

Prof. Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer Erben      

1842 – 1846

Landdrost von Lütken / Lütcken

Bei Internetrecherchen fand ich diesen Namen und diese Titulierung im Emsland und mit anderer Titulierung (Cabinettsrath) bei Stade

1854 ist eine Ordensverleihung verzeichnet in Hof- und Staatskalender für das Königreich Hannover 1863

kauft für 48.000 Thlr.    

1846 – 1857

Ludwig Graf von Kielmannsegge aus Wunstorf, Hannover (* 27.7.1798 + 19.7.1873 in Cappenburg) oo 1827 mit Therese Marianne Magdalene vom und zum  Stein, Baronin von Nassau (*3.5.1803 + 1.1.1863 in Cappenburg) ( Tochter des berühmten Freiherrn vom Stein)   Er läßt das Gut durch Paustian verwalten.
Zur Indentitätsfrage fand ich:
1865 unter den abgegangenen Koeniglichen Hof- und Civil-Dienern Graf Georg Friedrich Ludwig von Kielmannsegge, Geheimer Legations-Rath, Kammerherr, Major (Hof- und Staatshandbuch fuer das Königreich Hannover auf das Jahr 1818- 1865
 
1846 Eduard Graf von Kielmannsegg (*15.02.1804 Hannover – 6.3.1879 Blumenau)   ob er von 1846 an oder zunächst sein Vater Ludwig Eigentümer war, ist mir nicht klar. Laut Familienchronik (S. 103/4)  war er 1846 der Eigentümer. Da er die Chronik verfasst hat, muss er es wissen.  

1857/1863 – 1904

Nicolaus F. Paustian (*1825 – +1920) verheiratet mit Metta W. Wichmann, Tochter des Mühlenpächters in BramstedtNach ihm ist eine Straße in Bad Bramstedt benannt (Paustianring)

NF_Paustian_200

er hatte zuvor schon Gayen und die Mühle gekauft und vereinigt so wieder große Teile des W. Kruseschen Besitzes  

1873

Bramstedter Sparkasse      

1874

Aufhebung des adeligen Gutsbezirkes und Zusammenlegung mit dem Flecken

1904 – 1925

Georg Meyer aus Sievershütten      

1925 – 1965

Gärtnermeister Kurt Meyer      

1965

Stadt Bad Bramstedt      
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Biel: Bramstedter Vikarie ab 1542

Mein Hamburger Forscherkollege Klaus Biel stellte mir folgende Daten zur Vikarie zur Verfügung:

„Die Vicarie 1542 gleichzeitig Schule

1542/neue Kirchenordnung: hier wohnt der „Kaplan“=
1542 Herr Lucas (von Cölln)

1548.1.8.Johan Wasmer aus HH, +1551.10.2.erschlagen durch Eggert Bult bei Hinrich Ords Haus (Chronik S.124)

1551. Herr Friedrich – +1566 Lübeck

1567 (11.11.) Kirchenältester Marquardt Martens in HEUER (Hard.Hufe 1)

1588.24.6.(Chronik S.73/80) Hans Moyelke baufällig und er übernimmt Wiederaufbau (Brief Statthalter Heinrich Rantzau 1589.20.3.)trotzdem Heuer 12 ML p.a.+ NMS 1.-5.10.1627 d.Kaiserliche
Barbier-Privileg 14.6.1604 und Vicarie für 9 ML.p.a. für die Kirche zeit seines und seiner Frauen Leben
1628.15.4.da Pastorat durch die Kaiserlichen in Feuer aufgegangen wird Ersatzwohnung gesucht

1631.18.7.Rötger Lindemann darf als Erbe das Haus gg.10 ML Heuer p.a. das Haus bewohnen(Chronik S.71) bestätigt
21.6.1633 durch Amtmann Casper von Buchwaldt

1633 Mieter Friedrich Moyelke 1639 mit 54 ML Steuer im Rückstand = bei 9 Ml p.a. = 6 Jahre, 1647 noch 9 ML
1648.10.2.bestätigt dessen Bruder Dietrich Moyelke,
dass sein Schwager Rottker Lindeman unter unveränderten Bedingungen wieder Pächter ist. V Cordt L. u.Gesche
oo 1620 Margike Moyelke, V Hans u.Marga.(Maes, V Diedrich)
Kinder:
1) Margreta *1621 oo Georg/Jürgen Burmeister
2) Geseke *1623 gest. 17.12.1699,
oo 15.11.1646 Peter Wichmann aus Bramstedt
3) Magdalen * 1625 siehe unten
4) Cattrina *1627 Gev. 1635 u. Bramstedt, Insten: III)
oo 11.5.1651 Christian Totth.Bramstedt
5) Cordtt, geb.28.12.1629. get.1.1.1630,
1.11.1689 Müller auf SE.Mönkemühle
Gev.: Dyderich Wolters, Clawes Stekemiß, Anna Kerlls
Junckfraw Magdalena Todes, des Pastoren Marten Tochter von Kellinckhusen
6) Hans * 1631
7) Hinrich, get.14.4. 1633 begr. 31.1.1693
oo1659.29.9.Anke Brockstede aus Bramstedt;
P: Hinrich Roepke, Hinrich Roellfinck, Berendt Inuth,
Anna Brocksteden, Greteke Rolcken;
8) Anna, get.24.1.1636 oo 28.3.1660 Conrad Dammann
P: Anna Horens von Wymerstorp, Anna Reyers (Hinrichs
F. ), Anna Mollers (Hinrichs Tochter), Clawes Tees, Hans Wischman von Wildenscharen;
9) Johan, get.29.9.1636
Gev.: Johan Bartells, N. Tode von Wildenscharen, Abelcke Wyschmans des Mollers Claus Frau
10) Jasper * 1640

1653 T.Magdalena (3) Lindemans oo1649 Abell Lehwan (dtt).Leipzig,
Kinder:
a) Maria Magdalena, get. 27.10.1650,
P: Magdalena Wychmans, Gertrudt Krusen, Peter Wichman;
b) * 1652
Zwillinge:
c) Ludewigh, get. 12.11.1654,
P: Daniell Rosenow, Jochim Westphall, Geseke Röuers;
d) Elsebe, get. 12.11.1654,
Gev.: F. Elsebe Roepstorpen, Wybeke Toetts, Cord
Lindeman;
e) Anna Cathrina *1657 getr. 21.2.1682 mit Adam Carl Lechell aus Bramstedt;

„Anno 1680 hat sich auff diese Stelle zu wohnen begeben“ Rötger Wichmann aus Bramstedt, S.d. Peter Wichmann u.d. Geseke (2) Lindemanns, geb. 1653, gest. 3.9.1693, begr.12.9.1693, oo 21.10.1680 mit J.Engell Bartels aus Bramstedt, T.d. Albrecht Bartels oo 1652.Catharina Mohrs, geb. 1660, gest. 2.7.1699, begr.7.7.1699;
Kinder:
1) Peter,get. 5.8.1681, gest. am Montag Anfang
August 1687, begr. 10.8.1687;
Gev.: H. Hans Götsche, Johann Bartels, J. Elisabeth
Sophia Wichmans;
2) Catharina, get. 25.3.1683,
Gev.: Fr. Abell Götzgen, Catrina Bults, Claus Mohr;
3) Albrecht, get. Quinquages.1686, konf. 1700,
P: Detleff Voß, Peter Wichmann, Cathrin Langhinrichs;
3) Maria Agneta, get. 20.11.1688, konf. 4.4.1702 (als Marja Agnesa),
P: Fr. Gesche Wichmanns, Jfr. Agneta Götzgen,
Christian Albrecht Bartels;
4) Siegfried get. 26.1.1691, gest. 21.3.1693, begr. 27.3.1691;
Gev.: H. Siegfried Bentzen, Pastor zu Schenefeld
Mons. Hans Christoph Wichmann, Abell Bartels;
5) Gesa Catharina, get. 7.5.1693, gest.6.6.1694, begr. 14.6.1694;
Gev.: Fr. Magdalena Wichmanns, N.N., Christina Mohrs

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