Schadendorf u.a.: Ferdinand Otto Vollrath Lawätz

Bad Bramstedt 250 Jahre Kurort

Im Jahre 1931 wurde der Neubau der Rheumaheilstätte im Stadtwald (vormals “Kaiser-Wilhelm-Wald”) eingeweiht. Im gleichen Jahr jährte sich die erste Entdeckung einer Bramstedter Heilquelle zum 250. Male.
Aus diesem Anlaß erschien eine Zeitungsbeilage, die einige Ausführungen zur Historie des Ortes und der Heilquellen enthält.
(Die geschichtlichen Fakten sind z.T. falsch, wie z.B. die der Ritter von Bramstede etc.)

Hier die vier Seiten dieser Broschüre.

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Ferdinand Otto Vollrath Lawätz

Wiebke Kruse, Christian der IV oder der Graf Stolberg sind ehemalige Besitzer des Bramstedter Gutes, die gut bekannt sind und in Bad Bramstedter Straßennamen Widerhall gefunden haben.
Weniger bekannt bei den Bramstedtern ist ein Mann, der in seiner Zeit mit vielen Größen der Aufklärung bekannt war und sich um Bramstedt durchaus verdient gemacht hat.

Ferdinand Otto Lawätz

Ferdinand Otto Lawätz

Gemeint ist Ferdinand Otto Vollrath Lawätz, den man als einen Initiator der Abschaffung der Leibeigenschaft in Schleswig-Holstein würdigen sollte.
Sein Bruder Johann Daniel ist als Hamburger (Altonaer genau gesagt) Kaufmann, Begründer der Patriotischen Gesellschaft in Kiel, Bekannter Klopstocks u.a. Dichter und Denker der Aufklärung und Gründer der Armenkolonie Friedrichsgabe (heute Norderstedt) wesentlich bekannter geworden. Sein anderer Bruder war Syndicus beim Kloster Uetersen.
Um den Bramstedter Lawätz wieder etwas bekannter zu machen, stehen hier einige Texte zu seiner Person. Ein Bildnis ist mir leider nicht untergekommen.
Bekannt ist, dass er die letzten Leibeigenen des Gutes, die er 1774 vorfand in die Freiheit entließ, viele Urkunden ins Reine schrieb und so Archivalien rettete und z.B. die Allee vor dem Schloß pflanzte, die bis ins 20. Jahrhundert den Bleeck zierte. Sein Bruder J.D. war mit Klopstock ebenso bekannt wie mit Sieveking und Voght in Hamburg. Da dürfte auch er sicherlich gelegentlich Kontakt gehabt haben. Und auch sein Nachfolger auf dem Gut, Prof. Meyer gehörte zu den Protagonisten der Aufklärung.


eine Kurzfassung zu Lawätz findet sich in Henning von Rumohrs Buch “Schlösser und Herrenhäuser Westliches Holstein” (Frankfurt 1981). Dort heißt es:
Das Gut Bramstedt ging 1755 an den Obergerichts-Advocaten M. N. Holst über, von diesem im Jahre 1774 an den Justizrat Ferdinand Otto Vollrath Lawätz. Dieser gehörte einer bedeutenden und angesehenen Familie an, seine Mutter stammte aus der Kaufmannsfamilie Otte aus Eckernförde, die durch ihre Fayence-Fabrik in Krieseby berühmt wurde. Sein Bruder Christian Otto Lawätz war Deputierter im Öconomie- und Commerce-Kollegium, ein anderer, Johann Daniel Lawätz, war Kaufmann in Altona, seit 1778 Direktor der Girobank. Er machte sich einen Namen als Stifter der „Patriotischen Gesellschaft“.
Als Ferdinand Lawätz, erst 23 Jahre alt, 1774 Bramstedt kaufte, hob er sofort die letzten Reste von Leibeigenschaft auf. Er veröffentlichte auch Beiträge in den Schleswig-Holsteinischen Provincialberichten zu diesem Thema. Mit den Jahren wurde er zu einem scharfen Widersacher der Ritterschaft, er fand, daß die adeligen Herren sich allzu sehr befleißigten, die Herren nicht zu erzürnen, die das Ruder des Staates führten. Ihm gelang es auch, eine Art von Gegenbewegung gegen die Bemühungen der Ritterschaft ins Leben zu rufen. Auf sein Betreiben hin fanden Besprechungen der nicht recipierten Gutsbesitzer statt, bei denen Lawätz ohne Frage die führende Rolle spielte. Mit ihm zusammen fanden sich einige andere nicht rezipierte Gutsbesitzer, zum Beispiel der Justizrat G. H. Hagemann auf Osterrade und einige andere mehr, insgesamt wuchs die Gruppe auf nicht mehr als zehn Persönlichkeiten an. Die Ritterschaft antwortete sofort auf diese Strömungen durch Bildung einer Gegenvereinigung und rief ihrerseits eine Konferenz von drei Mitgliedern der Ritterschaft ins Leben zur Konferenz mit den non recepti. Diese Konferenz hat noch bis in das 20. Jahrhundert hinein bestanden, ohne mehr in Erscheinung zu treten, die Gesinnungsgenossen um Lawätz hatten sich mit den Jahren wieder verflüchtigt.
1796 wurde Lawätz gezwungen, den Besitz von Bramstedt aufzugeben auf Grund einer Bürgschaft, die er für einen Freund geleistet hatte, der aber zahlungsunfähig wurde.
(mehr steht hier)


zu Lawätz Wirken um die vollständige Abschaffung der Leibeigenschaft findet sich in Ulrich Langes “Geschichte Schleswig-Holsteins”, Neumünster 1996 folgende Notiz (S. 292):
“1795 schlug ein bürgerlicher Gutsbesitzer, Ferdinand Otto Vollrath Lawätz auf Bramstedt, die generell Abschaffung (Anm.: der Leibeigenschaft) auch für die Herzogtümer vor. Eine Kommission der ritterschaftlichen und nichtritterschaftlichen Gutsbesitzer trat zusammen. Sie befragte zunächst alle Gutsbesitzer, von denen rund die Hälfte antwortete. Nahezu einmütig war die Resonanz. Bis auf eine Stimme votierten die Herren für die Aufhebung.” (Die eine Stimme war Paschen von Cossel auf Jersbek und Stegen).


und im Historischen Atlas des Christian Degn “Schleswig-Holstein eine Landesgeschichte” (Neumünster 1994) heißt es (S. 182):
“Die Ritterschaft war peinlich berührt, als auf dem Kieler Umschlag 1795 ein bürgerlicher Gutsbesitzer, F.O.V. Lawätz in Bramstedt, seinen Standesgenossen die Aufhebung der Leibeigenschaft vorschlug und die Ritterschaft aufforderte, sich dem anzuschließen. …. Das “schwarze Schaf” war Paschen v. Cossel. Er hatte auf seinen Gütern Jersbek und Stegen zur Vorbereitung der Bauernbefreiung schon segensreiche Reformen durchgeführt, wie ihm seine Nachbarn Bernstorffs auf Borstel, bestätigen konnten. Aber der Jurist v. Cossel stieß sich an der Verfahrensweise und an der Argumentation, die etwas naturrechtlich roch, während er selbst, mit 83 Jahren vielleicht etwas altersstar, nir das positive Recht gelten ließ. Lawätz verteidigte denn auch seinen alten Gesinnungsgenossen gegen hämische Angriffe: der ehrwürdige v. Cossel habe durch praktisches Handeln mehr für die Freiheit der Bauern getan als so mancher Jasager!”


und hier ein ausführliches Zitat zur Familie Lawätz aus Manfred von Essen “Johann Daniel Lawätz und die Armenkolonie Friedrichsgabe” (Neumünster, 1992)

I. Biographie Johann Daniel Lawätz’

1. ZUR FAMILIENGESCHICHTE LAWÄTZ

Johann Daniel Lawätz (1750-1826) wurden die ersten Stationen seines Lebens dadurch erleichtert, daß seine Mutter eine geborene Otte war. Die Familie Otte unter Führung von Lawätz‘ Onkel, Friedrich Wilhelm Otte, gehörte zu den einflussreichsten Familien in Schleswig-Holstein in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Zur Bedeutung und Geschichte der Familie Otte sei auf das Buch von Lars N. Henningsen verwiesen. 11

Lawätz verdankte seine Stellung bei der Firma Pierre His, dem größten und renommiertesten Handelshaus Hamburgs, den Verbindungen Friedrich Wilhelm Ottes. Seine Kenntnisse des „Fabrikwesens“ erhielt Lawätz u.a. in der Firma seines (angeheirateten) Vetters Niels Ryberg in Kopenhagen. Diese Kenntnisse erweiterte Lawätz auf der anschließenden, fast dreijährigen Reise durch Europa, die durch den Anteil am Otte‘schen Erbe finanziert wurde.

Die Verleihung des „Hofagenten“-Titels bei der Niederlassung in Altona ging nicht zuletzt auf den Einfluss Niels Rybergs zurück. Die Gründung eines eigenen Handelshauses und die Aufnahme der Geschäfte wurde erleichtert durch die Beziehungen und Erfahrungen, die Lawätz während seiner elfjährigen Tätigkeit bei der Firma Pierre His erwerben konnte. Diese Beziehungen und der familiäre Hintergrund müssen der Grund dafür gewesen sein, daß er schon im Jahr der Niederlassung in die Direktion der Altonaer Girobank berufen wurde. Die verwandtschaftlichen Bande wurden 1801/02 auch wirksam im Zusammenhang mit dem Privilegium für die Wollmanufaktur und die Anlage am Elbufer, einerseits durch den Neffen Heinrich Joachim Lawätz als „Bevollmächtigten“ im „Bureau des Fabrikations- und Industrie-Fachs“ und andererseits durch den vorerwähnten Niels Ryberg.

1.1 Familie Lawätz

Die Herkunft der Familie Lawätz ist nicht genau bekannt. Es gibt verschiedene Versionen. Die „französische“ Version deutet den Namen Lawätz als abgeleitet von „La Wätz“ und vermutet, daß die Familie infolge der Hugenottenverfolgung nach Deutschland kam.12 Die .böhmische“ Version vermutet den Ursprung der Familie in Böhmen und leitet auch das vom Namen ab. Lawätz oder tschechisch .HLawatz“ heißt soviel wie „Breitschädel . Im Zusammenhang damit gibt es zwei Möglichkeiten: zum einen, daß die Familie Lawätz mit den Herrnhutern nach Schleswig-Holstein gekommen ist, und zum anderen, daß die Familie Lawätz aus Glaubensgründen nach Deutschland geflüchtete Hussiten waren.’13

Da über die Vorfahren der Familie Lawätz keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen, gilt Hinrich Franz Lawätz (Vater von Johann Daniel) als „Stammvater der Familie“. Hinrich Franz Lawätz führte in Rendsburg ein Wappen, dessen Herkunft im Dunkeln liegt, das angeblich aber schon sein Vater benutzt hatte, der Schneidermeister in Apenrade gewesen sein soll.14 Die Lebensdaten von Hinrich Franz Lawätz sind nur lückenhaft überliefert. Bis 1723 stand er als Schreiber in Diensten des Postmeisters und Bürgermeisters Rohde (oder Rode) in Itzehoe. Nach dessen Tod wurde er Sekretär des Kommandanten der Festung Rendsburg, des Generalleutnants von Rodstehn. Dieser verwendete sich für Hinrich Franz Lawätz bei dessen Bewerbung für die Stellung des Proviantkommissars in Rendsburg 1728. Er erhielt die Stellung aber nicht. Über die folgenden 13 Jahre seines Lebens ist nichts bekannt. 1741 bewarb sich Lawätz erfolglos um die Stelle des Landschreibers in Bredstedt.

1741 war die Stelle des Proviantkommissars in Rendsburg wieder ausgeschrieben. Diesmal hatte die Bewerbung Erfolg, und am 11. Mai 1742 wurde Lawätz zum Proviantkommissar der Festung Rendsburg ernannt. Er mußte bei der Obrigkeit schon positiv aufgefallen sein, denn er besaß in dem Statthalter, dem Markgrafen Ernst von Brandenburg-Kulmbach, einen guten Fürsprecher.15 Die Fürsprache des Statthalters kann auch auf den Einfluss der Familie Otte, in die Lawätz ein Jahr später einheiratete, zurückgehen, die als Großkaufleute schon bekannt waren, zumal sie 1741 die Bürgermeister in Schleswig und Eckernförde stellten. Am 13. Februar 1743 heiratete Lawätz Hedwig Christiane Otte, eine „der besten Partien der Herzogtümer“. Hedwig Christiane, geboren am 22. Februar 1723, war die jüngste Tochter des Eckernförder Großkaufmanns und Reeders Christian Otte. Die Heirat fand auf dem Gut Krieseby der Familie Otte statt.16

Ab 1743 kaufte die Festung Rendsburg beim Handelshaus Otte in Eckernförde. Als Proviantkommissar verantwortete Lawätz die gesamte Versorgung der vier Regimenter in der Garnison Rendsburg z.B. mit Waffen, Munition, Baumaterial, Proviant und anderen Ausrüstungsgegenständen. Lawätz kaufte bei der Firma Otte Holz, Bretter, Teer und Tauwerk, zeitweise auch Blei und Eisen. Bedeutendere Aufträge über die Lieferung von Bauholz erteilte Lawätz an die Firma Otte 1760 für mehr als 5.000 Reichstaler und 1762 für 2.500 Reichstaler. Darüber hinaus transportierten die Ottes mit ihrer umfangreichen Schiffsflotte Holz, Blei und Eisen im Staatsauftrag.17

Aus der Ehe des Lawätz mit Hedwig Christiane, geborene Otte, gingen vier Söhne hervor, die alle in Rendsburg geboren wurden. Bei der Namensgebung der vier Söhne ist auffallend, daß alle nach Mitgliedern der Familie Otte benannt wurden. Der älteste der vier Söhne war Christian Otto Lawätz, geboren am 2. Februar 1745. Er bekam seinen Namen nach dem Großvater Christian Otte und dessen Bruder Otto Otte. Der zweitälteste Sohn, Heinrich Wilhelm, wurde am 29. April. 1748 geboren und erhielt seinen Namen nach dem des Onkels Friedrich Wilhelm Otte. Auch der drittälteste Sohn, Johann Daniel, geboren am 19. Februar 1750, bekam seinen Namen nach einem Bruder der Mutter, nämlich Daniel Otte. Nur der jüngste Sohn, Ferdinand Otto Volrath, geboren am 13. Mai 1751, fiel mit seinem Paten aus der Reihe heraus. Sein erster Namensgeber war der Statthalter von Schleswig-Holstein, der Kammerherr und Generalmajor Ferdinand August v. Dehn. Ein weiterer Name stammt von einem Freund der Familie, Major Volrath von Vieregg.18 Der Posten des Proviantkommissars war anscheinend recht einträglich, denn im Jahre 1752 erwarb Lawätz in Rendsburg ein vornehmes Patrizierhaus für 5.000 Reichstaler.19

1762 begann Lawätz zu kränkeln und beantragte, daß ihm sein 17jähriger Sohn als „Adjunkt“ beigegeben werde. Auf diese Weise sollten die gute Stellung und die Einnahmen für die Familie gesichert werden, auch nach dem Tode Lawätz‘! Dessen Schwager, Friedrich Wilhelm Otte, versuchte über seinen Gönner Bernstorff Einfluss auf die Angelegenheit zu nehmen. Zudem legten F. W. Otte und das Ehepaar Lawätz das Gesuch dem Statthalter v. Dehn und dem Oberhofmarschall A. G. Moltke vor, als sich der König mit Gefolge im Sommer 1762 in Schleswig aufhielt. Obwohl Unterstützung zugesagt wurde, gelang es nicht, dem Sohn diesen Posten zu sichern. Grund dafür war zum einen, daß der Sohn keinerlei Qualifikation für die Position besaß; zum anderen war der Einfluss Bernstorffs, Moltkes und des Statthalters auf die Kriegskanzlei, der die Position des Proviantkommissars unterstand, zu gering, um entscheidend wirksam zu sein. Bernstorff erreichte aber, daß die Pension nach Lawätz‘ Tod erhalten blieb und auch bei Wiederverheiratung weitergezahlt wurde.20

Im Dezember 1762 starb Lawätz. Der Ort und das genaue Datum sind unbekannt. In den Kirchenbüchern Rendsburgs ist sein Tod nicht verzeichnet. Wahrscheinlich starb er auf dem Zug der dänischen Truppen nach Mecklenburg, den russischen Truppen entgegen, die Zar Peter III., Sohn des Herzogs von Holstein-Gottorf, entsandt hatte, um die Forderungen seines Hauses durchzusetzen.

Lawätz wurde am 28. Dezember 1762 im Otteschen Familiengrab in der St. Nikolai-Kirche in Eckernförde beigesetzt.21 Die Witwe heiratete später den Justizrat und Kanzleikassierer Martensen in Rendsburg. Sie starb, 69 Jahre alt, am 18. Dezember 1792 in Altona.

Der älteste Sohn, Christian Otto Lawätz, geboren 1745, war der einzige der vier Söhne, der nicht in Schleswig -Holstein blieb, sondern nach Kopenhagen ging. Über seinen Bildungsweg ist nichts bekannt. Wir wissen lediglich, daß er die Stellung eines Deputierten im Ökonomie- und Kommerzkollegium erreichte. Er verkehrte in literarischen Kreisen Kopenhagens, u.a. mit dem Herausgeber der Zeitschrift „Minerva“, Chr. Pram.

Durch seinen angeheirateten Vetter Niels Ryberg kam es zu einer Verbindung von beruflichen und familiären Interessen , wie schon bei dem Vater Hinrich Franz Lawätz mit der Familie Otte. Niels Ryberg hatte 1765 eine Tochter von Friedrich Wilhelm Otte geheiratet. Ryberg gehörte zu den größten Kaufleuten Kopenhagens und war Mitdirektor der Asiatischen Kompagnie. Dieser Zusammenhang wurde dadurch bestätigt, daß Christian Otto Lawätz 1778 eine Schrift mit dem Titel „Über die Leitung der Asiatischen Kompagnie“ verfasste. Zudem arbeitete Johann Daniel, der jüngere Bruder von Christian Otto Lawätz, 1773/74 in der Firma von Niels Ryberg. Es ist zu vermuten, daß die verwandtschaftlichen Verbindungen auch den geschäftlichen Beziehungen zugute kamen.

Christian Otto Lawätz starb 1800 und hinterließ acht Kinder, davon drei Söhne: Heinrich, Justizrat und Zollverwalter in Helsingör; Daniel, Etatsrat und Bürgermeister von Nästved/Seeland; Niels, Marineleutnant, ertrank 25jährig 1813 bei einer Elbüberquerung.22

Heinrich Wilhelm Lawätz, geboren 1748, wurde anfangs von Hauslehrern, später am Gymnasium in Altona ausgebildet. Ab 1767 studierte er an der Universität Leipzig, später in Kiel. Nach Ende seines Studiums wurde er Klosterschreiber und Syndikus des adeligen Klosters Uetersen. 1801 erhielt er die Stellung eines Administrators des Königlichen Leihinstitutes in Altona. Nach dessen Aufhebung 1813 zog sich Heinrich Wilhelm Lawätz ins Privatleben zurück und starb 1825 in Altona. Seine namhafteste Tat war die Gründung des Altonaischen Unterstützungsinstitutes. Wahrscheinlich veranlasst durch die Bekanntschaft mit dem Dichter Christian Gellert während seines Studienaufenthaltes in Leipzig, versuchte sich Heinrich Wilhelm auch auf literarischem Gebiet. Zwischen 1775 und 1795 gab er verschiedene Gedichte, Romane und auch ein „Handbuch für Bücherfreunde und Bibliothekare“ heraus.

Heinrich Wilhelm Lawätz war verheiratet mit Lucie Magdalene Catharine Matthiessen, einer Tochter des Landvogtes auf ßlt. Der Bruder war Konferenzrat und von 1797 – 1835 Amtsverwalter in der Landdrostei Pinneberg. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Die Tochter Christiane Henningia heiratete den Obersten Franz Heinrich von Lihme, Stadtkommandant von Kiel. Der Sohn Heinrich Friedrich Lawätz (1791 – 1852) erhielt 1807 die Leitung des Geschäftes seines Onkels Johann Daniel Lawätz übertragen, dessen Ehe kinderlos geblieben war. Heinrich Friedrich übernahm von ihm auch die Direktion der Armenkolonie Friedrichsgabe und war Nutznießer des Grundstücks in Altona-Neumühlen.

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Johann Daniel Lawätz

Heinrich Friedrich Lawätz hatte drei Töchter. Sie waren verheiratet mit Thomas Melladew, Kaufmann in London, mit Dr . Wilhelm Callisen, einem Sohn des vormaligen General-Superintendenten für das Herzogtum Schleswig und mit Oberst v. Gulstad, Chef der schleswigschen Gendarmerie. Die drei Töchter bzw. ihre Familien bildeten eine Erbengemeinschaft , die nach der Auflösung der Armenkolonie Friedrichsgabe 1873 das Grundstück in Altona-Neumühlen übernahm und dann verkaufte.23

Der dritte Sohn, Johann Daniel (1750 – 1826), war der bekannteste der vier Lawätz-Söhne. Bis zu seinem 12. Lebensjahr wurde er von Hauslehrern erzogen, dann kam er zur Ausbildung nach Hamburg zur Firma Pierre His. Dort blieb Johann Daniel bis 1772. Im gleichen Jahr begann er, bei seinem (angeheirateten) Vetter Niels Ryberg in Kopenhagen zu arbeiten. Niels Ryberg hatte 1765 Johann Daniels Kusine Margaretha Dorothea Otte geheiratet.

Mittlerweile 25 Jahre alt, unternahm Johann Daniel eine mehrjährige Auslandsreise. 1777 kehrte er von seiner Reise durch Deutschland, Holland, Frankreich, Schweiz, Spanien und Polen zurück. 1778 ließ er sich in Altona nieder und gründete ein Handelshaus. Wahrscheinlich durch den Einfluss Rybergs erhielt er den Titel eines „Hofagenten“. Im gleichen Jahr heiratete er Katharina Maria Langhoff, Tochter eines Hamburger Kaufmanns. Die Ehe blieb kinderlos. Vorher schon im Manufaktur- und Verlagswesen tätig, ließ Johann Daniel 1802 ein Manufakturgebäude auf seinem Grundstück am Neumühlener Elbufer bauen. 1807 überließ er seinem Neffen Heinrich Friedrich die Geschäftsführung des Handelshauses. Johann Daniel Lawätz übernahm diverse Ehrenämter. Seine bedeutendsten gemeinnützigen und sozialen Aktivitäten waren 1812 die Gründung der Patriotischen Gesellschaft und 1821 der Armenkolonie Friedrichsgabe. Der Armenkolonie galt seine besondere Aufmerksamkeit bis zu seinem Tode 1826.24

Der jüngste der vier Söhne war Ferdinand Otto Volrath Lawätz , geboren am 13. Mai 1751 in Rendsburg. Die ersten Nachrichten über ihn stammen aus dem Jahre 1774, als er das Gut Bramstedt erwarb. In dieser Zeit heiratete er Wilhelmina Christiane Friederike Stange, Tochter des Segeberger Bürgermeisters Eggert Stange. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. 1778 wurde der Sohn Andreas Hinrich Christian geboren, dann folgten 1783 und 1786 zwei Töchter, Christiane Johanne Wilhelmine und Hedwig Johanne Elisabeth. Das letzte Kind, Georg Otto Friedrich, kam 1788 zur Welt. Bei dieser Geburt starb Ferdinand Otto Volrath Lawätz‘ Frau. Nach Kauf des Gutes Bramstedt hatte er die letzten Leibeigenen freigelassen. Mit Rückendeckung von A. P. Bernstorff und E. Schimmelmann forderte er 1795 die Gutsbesitzer und die Ritterschaft der Herzogtümer auf, die Leibeigenschaft aufzuheben. Die Mehrzahl der Gutsbesitzer sprach sich nur widerwillig für die Aufhebung aus und setzte zunächst eine Kommission ein.

1797 veröffentlichte Ferdinand Otto Volrath Lawätz unter dem Pseudonym „Theodor Sclavenfeind“ eine Schrift gegen die Leibeigenschaft: „Gemälde der Sclaverey und Leibeigenschaft in den Herzogtümern Schleswig und Holstein“, die in der Diskussion um die Leibeigenschaft seinerzeit viel zitiert wurde.25 In der nachfolgenden Zeit geriet das Gut Bramstedt in finanzielle Schwierigkeiten, die schließlich 1799 zum Verkauf führten. Dann erhielt Ferdinand Otto Volrath Lawätz die Stellung eines Postmeisters in Burg auf Fehmarn. Diesen Posten hatte er inne bis zu seinem Tod am 13. April 1840.26 In männlicher Linie setzten sich die Familien von Christian Otto Lawätz und Ferdinand Otto Volrath Lawätz fort. Johann Daniel Lawätz´ Ehe blieb kinderlos, und aus der Ehe des Sohnes von Heinrich Wilhelm Lawätz, Heinrich Friedrich, gingen drei Töchter hervor. Die Nachkommen des Ferdinand Otto Volrath Lawätz übernahmen ab 1847 die Administration der 1739 gegründeten Otte’schen Armenstiftung in Eckernförde.27
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Quellenangaben:
11) Lars N. Henningsen: Provinsmatadorer fra 1700-arene/Roskilde 1985.
12) Diese Fassung wurde anlässlich des 100. Jubiläums des Altonaer Unterstützungsinstituts in der Jubiläumsschrift über den Gründer des Institutes Heinrich Wilhelm Lawätz, verbreitet. H. Lawätz: Otto Lawätz 1829 – 1929/Kopenhagen 1929, S. 14.
13) Klose/Degn: Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 6, S. 385;
G.-H. Lüders: Die Otte’sche Armenstiftung in Eckernförde seit ihrer Fundation 1739, in: Jb. der Heimatgemeinschaft des Kreises Eckernförde 1969, S. 80.
14) H. Lawätz: Otto Lawätz, S. 7/8
15) H. Lawätz: Otto Lawätz, S. 8/9/15
16) H. Fontenay v. Wobeser: Eckernfördes Blütezeit und die Familie Otte/Eckernförde 1920, S. 498/50; H. Lawätz: Otto Lawätz, S. 17/18.
17) Lars N. Henningsen: Provinsmatadorer frä 1700-ärene/Rosenkilde 1985, S. 163 und Anmerkung.
18) H. Lawätz: Otto Lawätz, S. 19
19) H. Lawätz: Otto Lawätz, S. 19
20) Lars N. Henningsen: Provinsmatadorer, S. 289/291
21) G. H. Lüders: Die Otte‘sche Armenstiftung, S. 80; H. Lawätz: Otto Lawätz, S. 20.
22) H. Lawätz: Otto Lawätz, S. 22/23.
23) H. Lawätz: Otto Lawätz, S. 24/25;H. Chr. Matthiessen: Chronik der Familie Matthiessen/ZSHG 1904, Bd. 34, S. 164/165.
24) SH Provinzialberichte 1828, Heft 2, S. 221 (Nachruf); H. Lawätz: Otto Lawätz, S. 26 B.
25) Christian Degn: Die Schimmelmanns im atlantischen Dreieckshandel, Neumünster 1974, S. 368 und 374/375.
26) H. Lawätz: Otto Lawätz, S. 35 ff.
27) G.-H. Lüders: Die Otte’sche Armenstiftung, S. 81 ff.
28) SH Provinzialberichte 1828, Heft 2, S. 221 (Nachruf); H. Lawätz, S. 27

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