Programmheft: Bad Bramstedter Kultur- und Sporttage 1952

Bad Bramstedter Kultur- und Sporttage 1952 (1953)

Bad_Bramstedt_Kultur-und-Sporttage_1952_Titel640Nachdem mit dem Heimatfest 1949 das erste Mal nach dem Krieg in Bad Bramstedt ein großes Fest stattfand, gab es 1952 (und 1953) Kultur- und Sporttage, die wiederum mit großer Begeisterung in der Bevölkerung aufgenommen wurde. Aus heutiger Sicht sind schon die Anzeigen der damaligen Firmen interessant.

Hier gibt es das Programmheft von 1952.

Einer der Höhepunkte war das Seifenkistenrennen am Kieler Berg, wo von Firmen unterstützte junge Fahrer um den Lorbeerkranz fuhren.

Schnepel_Otto_1952_016

Für die Seifenkistenrennen während der Kultur- und Sporttage 1952 und 1953 liegen mir noch die Starterliste vor. Die hatte Klaus Harm verwahrt.

Seifenkistenrennen_1953_titel640 Diedr_Dias_029

 

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Alte Werbebroschüren der Stadt, des Heilbades und der Rheumaheilstätte

„Trommeln gehört zum Geschäft“

diese Weisheit hat für Bad Bramstedt als einer der ersten Oskar Alexander aufgenommen und nach seiner Übernahme des alten Solbades (Altes Kurhaus) als Geschäftsführer kräftig die Trommel gerührt, um zahlende Gäste nach Bad Bramstedt zu bekommen.

Bis Bad Bramstedt selbst als Ort das gleiche machen sollte, verging noch eine Zeit.

Zur Werbung gehören Werbebroschüren. Davon  gebe ich hier einige aus verschiedenen Zeiten wieder. (Gern nehme ich weitere zum Scannen entgegen, falls die in Schubladen ruhen.) Einige sind auch überregionale Prosepkte, in denen über Bad Bramstedt berichtet wird.    Klicken Sie auf die Bilder zum Öffnen der z.T. großen pdf-Dateien

Wanderbuch 1912 Bad Bramstedt – Kellinghusen
(upload: 22.2.2016)Wanderung_1912_OCR

Brief(kopf) im schönsten Jugendstil des Solbades 1922
(upload: 25.2.2016)Brief_Altes_Kurhaus_1922

Werbebroschüre Sol- und Moorbad aus den 1920er Jahren
(upload: 22.2.2016) Umschlagv240

Prospekt (Flyer) der Stadt/Rheumaheilstätte 1934/5
(upload: 22.2.2016) Bad_Bramstedt_Solbad_1935_abbyy_titel

Prospekt (Flyer) der Stadt 1934/5
(upload: 22.2.2016) BB_Prospekt_1938

Wanderbuch Mittelholstein 1935
(upload: 22.2.2016) Wanderbuch_Mittelholstein_1935_titel

Werbung der Stadt Bad Bramstedt 1938
(upload: 22.2.2016) Bad_Bramstedt_Prospekt_1938001

Handbuch der Reiseverkehrsorte 1938
(upload: 29.2.2016)1938_Reichs-Handbuch der deutschen Fremdenverkehrsorte_kl


Wanderbuch Mittelholstein 1938

(upload: 22.2.2016)
WanderbuchMittelholstein1938a

Prospekt (Flyer) der Stadt 1950er
(upload: 22.2.2016) Schnepel_Otto_Bad_Bramstedt_Werbeprospekt_195x_133

Prospekt (Flyer) der Rheumaheilstätte Anfang der 1960er (mehrsprachig!!!)
(upload: 25.2.2016) 196x_Werbeprospekt_Bad_Bramstedt_titel

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Harbeck: Anfänge des Schulwesens

In den Bramstedter Nachrichten vom 21.04.1937 schreibt der Bad Bramstedter Lehrer Hans-Hinrich Harbeck.

Die Wurzeln der Gemeindeschulen

In Holstein ist das Schulwesen vergleichsweise früher organisiert und unter Aufsicht, gestellt worden als in manchem anderen deutschen Landesteil.  – Den dänischenKönigen ist nachzurühmen, daß sie in dieser Hinsicht es an ernster Sorge nicht haben fehlen lassen. Nachstehende, alten Akten entnommene Verordnungen, von denen die dritte nur im Auszugs wiedergegeben wird, legen davon Zeugnis ab.

Christian der Vierte verkündet im Jahre 1638:
„Unß ist unterthenigst vorgebracht, daß in Unserem Dir (Amtmann v. Buchwald) Vertraweten Ampt Segeberg zu beförderung deß Gottesdienstes, die notdurft erfordern, daß an Unterschiedtlichen ohrten schulen zu Unterweisung der Jugend erbawet werden. Wan wir dan Christlicher schuldigkeit nach auch hohes Obrigkeitlichen Amptes halber, von Unß selbst begierig sein, alles nach müglichkeit zu befördern, waß zur Ehre und zum Dienst Unseres Gottes gereichen kann; Alß befehlen Wir Dir hiemit gnedigst, daß Du zu solchen baw an heltz, die notdurft denen leuten die eß begehren werden, folgen laßest. Wornach du dich zu achten“.

Friederich der Dritte läßt sich im Jahre 1650 also vernehmen:
„Aller Ohrten Bey jeden Kirchspiel soll ein gewißer Kirchspiel Schulmeister Bestellet, die Winkel und neben Schulen in denen in der Nahe gelegenen Dorfschaften abgeschaffet werden; und da keine fließende Awen, gefährliche Wege darinnen verhindern, Alle Dorfschaften, die über 1/4 meile weg nicht entlegen, zum Kirchspiel Schulmeister ihre Kinder abschicken. Hingegen so 1/2 oder oft wohl 1 Meile Von der Kirchen, dazu sie eingepfarret entlegen, vergönnt seyn soll, einen eigenen Schulmeister zu halten.“

Christian der Sechste nimmt 1740 die Sache umfassender und energischer in die Hand: Zur Verbesserung des Schulwesens soll so schnell wie möglich alles zum Stande gebracht werden. Er sieht aus allen Berichten, daß es ohne seine Hilfe nicht geht. So will er das Holz zum Bau und auch Geld geben. Der Schulen-Bau soll auf künftiges Frühjahr, sobald die Witterung es gestattet, überall angefangen werden und gegen den Herbst fertig sein. Indessen soll auch alles übrige regulieret werden, „damit alsdann die neue Schul-Haltung nach Maaße der zu emanirenden (herauszugebenden) Schulverordnung ihren Anfang nehmen könne.“ Alle Beamten sollen helfen und erleichtern, daß es hurtig von statten gehe. Mit den Handwerkern sollen sie akkordieren; an jedem Ort sollen eine oder mehrere Personen bestellet werden, die neben den Predigern und Unterbeamten bei dem Bau die Aufsicht führen. Zunächst sollen überall die Plätze ausgemacht werden, wo die neuen Schulhäuser stehen sollen. Dann soll festgesetzt werden, was jeder an Spann- und Handdiensten und Aehnlichem zu leisten hat. Es ist ein Riß beigegeben, nach dem die Schulhäuser angelegt werden sollen. „Folglich nebst der Schul-Stube eine Wohn Stube, Diehle und Kammer, auch Küh- und Schaaf Ställe, nicht minder Bodenraum zum Korn und Futter und Platz zur Feuerung. 32 Fuß in der Breite und 28 Fuß in der Tiefe; nach der Land-Arth die Wände von Leimen und Bindwerk, mit Stroh gedecket und mit einem Schornstein, so außerhalb des Dachs zu führen.“ Von den Schulinteressenten sollen die Gebäude in die Brandkasse eingezeichnet werden, und nachher sollen sie sie aus eigene Kosten in Stand halten. Das Schulhaus soll an Holz und Gelds ungefähr aus 300 Mark lübsch zu stehen kommen. Der Amtmann soll veranlassen, daß überall die Begüterten an erster Stelle zu den Kosten beitragen, auch die Kirchen herangezogen werden. Die Schuldistrikte sollen genau reguliert, auch alle Dorfschaften und einzeln liegenden Häuser erfaßt werden. Wo es not tut, sollen für 6- bis 7-, auch nach Entlegenheit der Orte für 8- bis 9jährige Kinder Klippschulen erlaubt sein. Der König kümmert sich auch um die Versorgung der Lehrer. Diese soll überall genau geprüft werden, und wo es so nicht geht, will er helfend einspringen. Ueber all diese Angelegenheiten will er genauen Bericht haben.  —
So die Könige. Aber es hat eine gute Weile gedauert, ehe das Wort zur Tat wurde. Mancher Widerstand regte sich, oft auch dort, wo man ihn am wenigsten erwartet hatte: bei den Eltern.    H.H.H.

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Schadendorf: Errichtung des Armenhauses

In den Bramstedter Nachrichten vom 18.1.1938 erschein folgender Beitrag, Foto habe och zugefügt:

Sorgen der öffentliche Wohlfahrt in alter Zeit

Einen Einblick in die Entwicklung der Wohlfahrtspflege in unserer engen Heimat geben einige alte vergilbte Akten. Da vor nunmehr 80 Jahren auch im Kirchspiel Bramstedt die Armenlasten ins Unerträgliche anwuchsen, entschlossen sich die Armenvorsteher im Februar 1858 im Ort selbst ein Armenarbeitshaus auf Kosten der Bramstedter Armenkasse zu erbauen. Diesem Plan stellten sich jedoch ungeahnte Schwierigkeiten entgegen, so daß es zu einem langen Schriftwechsel zwischen den einzelnen Instanzen kam und schließlich das Ministerium in Kopenhagen eingreifen mußte. Man staunt, wenn man hört, daß beispielsweise im Jahre 1857 im Kirchspiel Bramstedt nicht weniger als 162 Arme, darunter 28 alte Leute und 29 Kinder, zu betreuen waren. Die Lasten in diesem Jahr betrugen nahezu 5000 Taler, eine für die damalige Zeit unwahrscheinlich hohe Summe. Da die Armencommune über kein eigenes Haus verfügte, mußten hohe Beträge (im Jahre 1857 707 Reichttaler) für Mietgelder aufgebracht werden. In dem Bestreben, diese Verhältnisse zu verbessern, faßte man zunächst den Plan, das Kirchspiel in vier Bezirke einzuteilen. Die Kosten und Lasten sollten dann in den einzelnen Bezirken und Orten nach der Zahl der „Pflugzähligen“ ermittelt werden. Innerhalb der Kommune konnte jedoch keine Einigung erzielt werden. Wohl wurden im Kirchspiel vier Distrikte mit eigenen Pflegern eingerichtet, doch die finanzielle Regelung blieb dieselbe. Die Folge davon war, daß sich die Armenlasten in wenigen Jahren vervierfachten. So erkannten die Armenvorsteher Stahlkopf, Stüben, Barth und Mehrens im Jahre 1858 sehr richtig, daß der Bau eines eigenen Armenhauses in Bramstedt der einzige Ausweg sei, um die Lasten zu senken und geregelte Verhältnisse herbeizuführen. Die vier Armenvorsteher machten sich nunmehr auf die Reise und besichtigten eine ganze Reihe ähnlicher Einrichtungen in der Provinz. Am besten sagte den Antragstellern wohl das Armenhaus und die Armenverwaltung in Schenefeld zu. Sie ließen von dem Armenhaus in Schenefeld einen Plan anfertigen und besorgten sich ein Reulativ [Regulativ?] des Schenefelder Armenverbandes. Darauf wurde in Bramstedt eine Versammlung einberufen, an der auch der Fleckensvorsteher sowie die Bauernvögte des Kirchspiels teilnahmen. Aber wieder konnte keine Einigung erzielt werden, da sich der damalige Klostervogt Siems in Armstedt gegen den Plan aussprach. Ueber das Kirchenvisitatorium der Probstet Segeberg wurde dann das Ministerium angerufen. Aber es dauerte noch lange, dis die Angelegenheit entschieden war.

Altonaer Straße 24. Hier (damals war das am Ortsrand) entstand Mitte des 19. Jh. das Armenhaus, dann wurde es Altenheim, Haus der sozialen Dienste, bis zum Abbruch 2015 und Neubau eines Kindergartens an dieser Stelle

Altonaer Straße 24. Hier (damals war das am Ortsrand) entstand Mitte des 19. Jh. das Armenhaus, dann wurde es Altenheim, Haus der sozialen Dienste, bis zum Abbruch 2015 und Neubau eines Kindergartens an dieser Stelle

 

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Schadendorf: Mordhorst / Mühlenstraße – die letzte Räucherkate

aus den Bramstedter Nachrichten von 15. und 16.5.1938, Foto habe ich zugefügt:

Das letzte Räucherhaus wurde abgebrochen.

Bauer Mordhorst in der Mühlenstraße hat damit begonnen, sein beinahe 200 Jahre altes Bauernhaus, in dem noch bis zu den letzten Tagen geräuchert wurde, abzubrechen. Mit diesem Gebäude verschwindet nunmehr das letzte Rauchhaus und zugleich ein Stück Alt-Bramstedt. Beim Abbruch machte man die Entdeckung, daß eine Wand noch aus Torfplacken hergestellt war. Ein wertvolles Stück ist ein alter kunstvoll gearbeiteter Ofen, der die Jahreszahl 1746 trägt. Der Balken über der großen Tür trägt folgende Beschriftung: „DIE UEBERSCHRIFT STEHT AN DER TUER – VATER SOHN UND GEIST IST HIER. CARDELL GRIM – MALENE GRIMMS – ANNO 1778 DEN 29. JULIUS“ Dieser alte Balken wird restauriert werden und dann an geeigneter Stelle das neue Haus zieren. Seit über 100 Jahren ist das Gebäude im Besitze des Bauerngeschlechts der Mordhorst.

Der erwähnte Balken findet sich nun im Giebel des Hauses in der Mühlenstraße

Bei Abbruchsarbeiten alte Dokumente gefunden.
Wie wir berichteten, wird zur Zeit dasletzte noch in Bad Bramstedt befindliche Räucherhaus von dessem Besitzer, Bauer Mordhorst, abgebrochen. Am Donnerstag fand man nun bei den Abbruchsarbeiten, zwischen zwei Balken, einige alte, handgeschriebene Urkunden, die teilweise, trotz des eigenartigen Aufbewahrungsortes, noch gut erhalten und leserlich sind. Besonders gut erhalten ist eine Bescheinigung der früheren Zollstelle in Langen, selbe bei Hamburg aus dem Jahre 1848. Dem Einwohner Lange wird bestätigt, daß er für die Ausfuhr aus Hamburg seinen Zoll für Kolonial- und Eisenwaren entrichtet hatte. In früherer Zeit vermittelten fast täglich die großen, mit sechs Pferden bespannten Transportwagen den Verkehr von und nach Hamburg. Ein anderes, im Jahre 1784 ausgestelltes Dokument befaßt sich mit der Kopfsteuer und hat folgenden Wortlaut: „Es wird bestätigt, daß die hiesigen Fleckens-Rathsleute nämlich Johann Pingel und Claus Steckmest für den Eindrittelhufner Johans Grimms (der frühere Besitzer der jetzigen Hofstelle von Mordhorst), Insten und Dienstmägden, für den Monat April, May und Juny 1783 keine Kopfsteuer in der hiesigen König!. Vogtay entrichtet und ebenfalls nichts zum Zugange gebracht.“ Unterzeichnet G. B. Butenschön.
— Bei dieser Gelegenheit wird die Bevölkerung darauf aufmerksam gemacht, daß es der Bürgermeister und einige Mitarbeiter unternommen haben, die Geschichte der Stadt Bramstedt zusammenzustellen und zu diesem Zweck alte Dokumente und Bilder, die unsere Stadt betreffen, benötigen. Wer im Besitz von solchen Papieren oder Bildern ist, wird gebeten, diese dem Bürgermeister bezw. dem Stadtarchiv zur Verjüngung zu stellen oder leihweise zu überlassen.

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Kühl u.a.: 30 Jahre Jürgen-Fuhlendorf-Schule

aus den Bramstedter Nachrichten vom 18.7.1938  und 16.7.1938 (s.u.), Fotos habe ich zugefügt.

30jähriges Jubiläum der Jürgen-Fuhlendorf-Schule

Ein Festtag für Bad Bramstedt

Das 30jährige Bestehen unserer Jürgen-Fuhlendorf-Schule war am Sonnabend der Anlaß zu einem Festtag, wie ihn Bad Bramstedt nur selten begehen kann. Unter der Anteilnahme der Bevölkerung aus Stadt und Land war nach viel Mühe und Kleinarbeit eine überaus reichhaltige und inhaltsvolle Festfolge vorbereitet worden. In den Vormittagsstunden hatten sich im festlich geschmückten Kaisersaal zahlreiche Gäste zur Feierstunde eingefunden. Der Vorsitzende des Kuratoriums, Ratsherr Kohfahl, hieß in seiner Eröffnungsansprache die erschienenen Vertreter von Partei und Staat, die Eltern und Schüler besonders herzlich willkommen und zeichnete in seinen weiteren Ausführungen ein Bild vom Werden und der Entwicklung der Jürgen – Fuhlendorf – Schule.

Bürgermeister Dittmann hob in seiner Ansprache die Bedeutung und die erwiesene Notwendigkeit der Schule hervor und übermittelte die Glückwünsche des Landrats. Oberstudiendirektor Dr. Michael-Oldesloe, der mit unserer Realschule seit vielen Jahren eng verbunden ist, brachte seine Freude zum Ausdruck, an diesem Jubeltag persönlich seine Glückwünsche aussprechen zu können. In seinen weiteren Ausführungen würdigte der Oberstudiendirektor die Verdienste der Jürgen – Fuhlendorf – Schule um die deutsche Erziehungsarbeit, die höheren Lehranstalten zu leisten haben, und sprach dann zu den anwesenden Schülern und Schülerinnen herzerfrischende Worte. Studiendirektor Dr. Molsen-Neumünster überbrachte die Glückwünsche und Grüße der Schulen Neumünsters. Abschließend ergriff der Leiter der Schule, Direktor Dr. Heine-Bad Bramstedt, das Wort zu seiner Festansprache und stattete allen, die an der fortschrittlichen Entwicklung der Jürgen-Fuhlendorf-Schule Anteil haben, herzlichen Dank und Anerkennung ab. Die würdige Feierstunde, die von Feiermusik und Darbietungen des Schülersprechchors umrahmt war, wurde mit dem Gesang der Nationalen Lieder beendet.
In den ersten Nachmittagsstunden erfolgte der Ausmarsch des Festzuges durch die fahnengeschmückten Straßen nach dem Rolandsportplatz, wo in Gegenwart zahlreicher Gäste sportliche Darbietungen und Volkstänze geboten wurden.
Den Höhepunkt‘ des Festtages bildete jedoch in den Abendstunden die Aufführung des von Konrektor Kühl verfaßten Jürgen-Fuhlendorfs-Spiels. Wie groß das Interesse der Einwohnerschaft unseres Kirchspiels für die Heimatgeschichte ist, bewies der geradezu überraschend große Besuch der Abendveranstaltung. Obwohl sämtliche Möglichkeiten, genügend Sitzplätze im geräumigen Kaisersaal zu schaffen, ausgenutzt waren, mußten sich leider viele Gäste mit einem Stehplatz begnügen oder wieder den Heimweg antreten.

Ensemble der Aufführung "Edelmann un Buern" 1938

Ensemble der Aufführung „Edelmann un Buern“ 1938

Unter großer Spannung der Festgäste ging dann in 6 Akten das Jürgen-Fuhlendorf-Spiel „Edelmann un Buern“ in Szene. Bereits nach dem ersten Akt war man sich dessen gewiß, daß das Spiel ein großer Erfolg werde. Der Autor hatte es verstanden, das große heimatliche Geschehen zur Zeit des Bauernbefreiers Jürgen Fuhlendorf dramatisch zu gestalten und damit ein längst vergangenes heimatkundliches Ereignis wieder für Stunden lebendig werden zu lassen. Die Darsteller, sämtlich Volksgenossen und Volksgenossinnen aus Bad Bramstedt und Umgegend, taten unter der ausgezeichneten Spielleitung von Studienassessor Keil ihr Bestes und verstanden es, nach mühevollem Lernen und Proben, ihre Rollen lebensecht zu gestalten und mit viel Liebe und darstellerischer Begabung ein Stück Heimatgeschichte den Besuchern zu vermitteln. Die wirkungsvolle ! Bühnendekoration und die der Zeithandlung angepaßten Kostüme trugen viel dazu bei, das Geschehen auf der Bühne zu einem Erfolg zu gestalten. Durch das inhaltsvolle Spiel war der Beifall bereits nach dem ersten Akt sehr lebhaft. Als aber nach dem letzten Akt die Darsteller das Bühnenbild beherrschten, steigerte sich der Beifall zu einer Ovation, wie sie der Kaisersaal wohl kaum erlebt hat. Der Vorsitzende des Kuratoriums überreichte dem Verfasser des Spieles unter Worten des Dankes und der Anerkennung einen großen Blumenstrauß. Auch der Bürger- Meister hob die Verdienste des Verfassers um die Förderung des kulturellen Lebens unserer Heimat hervor und stattete den Dank der Stadt Bad Bramstedt ab. Sichtlich tief gerührt dankte Rektor i. R. Kühl für die Ehrungen, die ihm zuteil wurden. Dann trat man, voran die Darsteller, zum Tanz um den altehrwürdigen Roland draußen auf dem Bleeck an. — Froher Tanz im Kaisersaal füllte bis zum Morgengrauen die letzten Stunden des Festes aus.

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aus den Bramstedter Nachrichten vom 18.7.1938

Aus den Kinderjahren unserer Jürgen-Fuhlendorf-Schule

Aus Anlaß des 30jährigen Jubiläums unserer Schule dürften die nachfolgenden Ausführungen von allgemeinem Interesse sein:
Der Gedanke, hier eine Privatschule als Vorschule für auswärtige höhere. Schulen zu gründen, ging von den Herren Pastor Dr. Hümpel und dem Arzt Dr. Wulf aus. Mit Umsicht und Energie ging man an die Verwirklichung des Planes heran. In der ganzen Umgegend, auch in Kaltenkirchen und Großenaspe, wurden Werbeabende veranstaltet, in denen Pastor Hümpel durch Darlegung der Vorteile, die das Vorhandensein einer solchen Schule für die Heranwachsende Jugend biete, mit Erfolg Stimmung für die Schule machte.
So wurden dem geplanten Unternehmen überall Freunde gewonnen, und im Februar 1908 wurde in einer Elternversammlung der „Verein für die höhere Privatschule“ gegründet. Die von Dr. Hümpel vorgelegten Satzungen wurden angenommen und ein geschäftsführendes Kuratorium gewählt, bestehend aus Pastor Dr. Hümpel, Dr. Wulf, Amtsgerichtssekretär Matthies, Viehhändler H. Langhinrichs u. Pensionatsbesitzer G. Meyer aus Bramstedt sowie O. Möller und Tischlermeister Lüders aus Kaltenkirchen. Tischlermeister Graf richtete in den oberen Räumen seines Hauses zwei Klassenzimmer ein, die sich Ostern desselben Jahres mit 40 Schülern, Knaben und Mädchen, füllten.

Schuleräume im Landweg 32

Schuleräume im Landweg 32

Die Schule war gedacht als Vorbereitungsanstalt für das Gymnasium; und demgemäß nahm der Lateinunterricht eine wesentliche Rolle in der Schularbeit ein. Zwei Klassen wurden gebildet: eine Hauptklasse und eine Vorschule. In der ersteren fanden sich Kinder ganz verschiedenen Alters und sehr unterschiedlicher Schulbildung zusammen, und es war sicher keine leichte Arbeit, in ihr mit Erfolg zu unterrichten ; erst allmählich „schieden sich die Geister“. Als einzige hauptamtliche Lehrkraft wurde Frl. Frieda Krüger aus Barmen gewonnen; außerdem unterrichteten Pastor Hümpel, die im Meyerschen Pensionat tätige Lehrerin Frl. Pfähler und der jetzige Konrektor i. R. A. Kühl. Die Schulleitung lag in den sicheren Händen von Pastor Dr. Hümpel; sie gab der jungen Anstalt auf Jahre hinaus ihr Gepräge.
An Schulgeld wurden erhoben für die Vorschüler 100 M., in der Hauptschule 120 M. Der Etat — im ersten Jahr mit einer Endsumme von 4600 M. — war knapp bemessen, besonders weil es zu Anfang an jeglichen Lehrmitteln fehlte. Nach und nach wurde das Nötigste angeschafft; manches Stück wurde von Gönnern der Schule gestiftet; ein Einwohner aus Kaltenkirchen schenkte zum Beispiel 200 M zur Beschaffung eines Harmoniums.
Das Jahr 1909 brachte einen weiteren Fortschritt. Die Schülerzahl wuchs auf 63; eine dritte Klasse wurde eingerichtet, und als zweite hauptamtliche Lehrkraft trat der Kandidat Bernhard Folte ein. Frl. Krüger verließ die Anstalt, und auch Frln. Pfähler schied aus Bramstedt. Sie wurden ersetzt durch die Lehrerinnen Käte Faust und Gertrud Klose. An die Stelle der letzteren trat bald Frl. Eckert, eine lebhafte Elsässerin.
Im Jahre 1910 zählte die Schule bereits 67 Kinder. Zwei neue Klassenzimmer im Erdgeschoß des Grafschen Hauses wurden in Benutzung genommen. Jetzt zählte man außer der Vorschule bereits drei Klassen: Sexta, Quinta und Quarta. Der Raum im Hause wurde immer enger, der Spielplatz vor dem Hause immer unzureichender. Einer Anregung aus Mitgliederkreisen folgend, richtete das Kuratorium an die Stadt den Antrag, sie möge die aufblühende Schule übernehmen. Das Kollegium lehnte den Antrag mit 7 gegen 2 Stimmen ab. Man fürchtete, daß durch die Üebernahme der Stadt schwer zu tragende Lasten entständen. Dem Hinweis, daß die Schule bisher sich selbst erhalten habe, begegnete man mit dem Einwand, daß eine private Anstalt billiger arbeiten könne als eine öffentliche Schule. Außerdem spielte das Vorurteil, daß eine höhere Schule als eine Art Standesschule anzusehen sei, eine wesentliche Rolle; vielleicht war es ausschlaggebend für die Ablehnung.
Da Pastor Hümpel erklärte, die Schulleitung niederlegen zu wollen, beschloß das Kuratorium, einen hauptamtlichen Leiter anzustellen. Als solcher wurde Rektor Gehrs aus Borkum gewählt. Er trat seine Stelle Ostern 1911 an. Eine Umstellung erfuhr um dieselbe Zeit der Unterrichtsbetrieb, indem an die Stelle des Latein das Französische als Hauptsprache trat. So wurde aus der Schule eine Vorbereitungsanstalt für die Realschule.
Das ständige Anwachsen der Schülerzahl — 1911 waren es schon 73 Kinder — machte den Bau eines eigenen Schulhauses notwendig. Man fing an, sich immer eingehender mit diesem Problem zu beschäftigen. Zunächst glaubte man, sich auf eine Bausumme von 30000 M. beschränken zu müssen. Eine Baukommission wurde gewählt, und diese trat wegen des Neubaues mit dem sich eines ausgezeichneten Rufes erfreuenden Architekten Roß in Neumünster, der auch der Schöpfer unseres Gemeindehauses ist, in Unterhandlungen ein. Die Ausführung des von ihm vorgelegten Planes erforderte freilich die Summe von 60 000 M., das Doppelte von dem, was man in Aussicht genommen hatte. Als aber eine hiesige Sparkasse sich bereit erklärte, die ganze Bausumme zu mäßigen Zinsen herzugeben, da wurde noch im Jahre 1911 der Bau beschlossen. Bis Ende des Jahres stand das jetzige Schulhaus im Rohbau fertig da, und im Frühling 1912 konnte die Schule in ihr eigenes, geräumiges und zweckmäßig eingerichtetes schönes Heim einziehen.
Nun hatte die Schule ihre Kinderschuhe ausgezogen, aber ihr Wachstum stand nicht still; sie entwickelte sich nach und nach zu dem, was sie jetzt ist: einem beachtlichen Faktor in unserm Gemeinwesen, der nicht mehr wegzudenken ist.
Bad Bramstedt      A. Kühl

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Einige Wochen vorher war die vormalige Höhere Privatschule umbenannt worden in Jürgen-Fuhlendorf-Schule. azu stand in den Bramstedter Nachrichten:

Jürgen-Fuhlendorf-Schule. Die Mitgliederversammlung, die gestern unter Leitung von Ratsherrn Kohfahl im Gasthof Fr. Fick tagte, war veranlaßt durch die Umbenennung unserer Schule, deren neuer Name „Jürgen- Fuhlendorf-Schule, Private Oberschule für Jungen und Mädchen, Bad Bramstedt“ ins Vereinsregister eingetragen werden muß. Im Zusammenhang damit vernotwendigte sich eine Ueberprüfung und. Abänderung der bisherigen „Satzung des Vereins Realschule Bad Bramstedt e. V.“ ! sowie der Schulordnung vom Jahre 1928. Satzung und Wirkung der Reichsschulreform zusammenhangen uno vor allem auf die Abschlußprüfung und die Aufnahmeprüfung in die Prima beziehen, der sich unsere Schüler und Schülerinnen nach einem erfolgreichen Besuch der O II B zu unterziehen haben. Es ist sehr zu erwägen, unsere Schule im Lause der nächsten Jahre bei wachsender Schülerzahl zu einer Vollanstalt auszubauen. Mit der Bitte um tätige Mitarbeit aller Mitglieder und Dank an Stadt und Kreis für die unserer Jürgen-Fuhlendorf-Schule gewährten Zuschüsse schloß der Vorsitzende die Mitgliederversammlung.
Universitäts-Gesellschaft. Morgen, Freitag, abends 8.15 Uhr, findet der 3 öffentliche Vortrag der Universitäts- Gesellschaft Neumünster im dortigen Carl-Sager-Haus statt. Universitäts-Professor Dr. Becker-Kiel spricht über „Idee und Staat Napoleons I.“ Ein Thema von besonderem Interesse für unsere Zeit, in der wir die Wahrheit des Wortes erleben, daß „Männer Geschichte machen“. Falls mehrere diesen Vortrag hören wollen, läßt sich leicht eine Gemeinschafts-Omnibusfahrt veranstalten. Anmeldungen hierfür wie als neue Mitglieder werden gern vom Leiter der Universitäts-Gesellschaft entgegengenommen (Bad Bramstedt, Am Bahnhof 16, Fernruf 260).

 

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Beckmann: Rettet den Winkel – erhaltet das Stadtbild

Beitrag stammt aus dem Heimatkundlichen Jahrbuch des Kreises Segeberg 1982, S. 105f, das Foto habe ich ergänzt.
Wie sehr zu der Zeit die Meinung wogte, zeigen die hier zum Durchblättern hinterlegten Unterlagen aus dem privaten Archiv des damaligen Bürgermeisters Wedde. Sie zeigen auch, wie sehr der damalige Zeitungsredakteur (wdo) Meinung machte statt zu berichten.
Hätte er sich nicht den Forderungen angeschlossen bzw. sich dafür engagiert, wäre die Diskussion wohl anders ausgegangen. Er legte sich damals mit dem CDU-Fraktionsvor-sitzenden massiv an – was ihn letztendlich die Wiederwahl kostete.
Für Bramstedt war es ein Wendepunkt in der Stadtplanung – Gestaltungssatzung, Erhaltungssatzung, städtebaulicher Rahmenplan … kamen in Folge, angestoßen haben es die selbstbewußten Bürgerinnen und Bürger und – nicht zu vergessen – Heinz Wedde.


Maria Beckmann, Fuhlendorf

1980-83_ImWinkel_BebauungRettet den Winkel!

Mit dem Entschluß zur Erhaltung und Restaurierung einer malerischen Häusergruppe Im Winkel wird eine zukunftweisende Entwicklung gefördert. Wir bemühen uns um eine umfassende Darstellung der Planungen in Bad Bramstedt für das Jahrbuch 1983, wollen unseren Lesern jedoch in diesem Jahre die Ausführungen nicht vorenthalten, die anläßlich der Eröffnung einer Foto-Ausstellung der Bürger­initiative „Rettet den Winkel“ im Bramstedter Schloß am 30. November 1980 durch die damalige Vor­sitzende gehalten wurden.                   W. K.

Sehr geehrter Herr Bürgervorsteher, sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Mitbürger, liebe Gäste!

Wir danken Ihnen allen herzlich dafür, daß Sie unserer Einladung gefolgt sind.

Hier ist Thomas Kopf, unser Fotograf, der mitten in den Abiturarbeiten viel, viel Zeit hergeschenkt hat, um die Schönheit Bad Bramstedts im Bild festzuhal­ten. Danke, Thomas Kopf! – Dank allen, die mit ihrer Spende, ihrer Mitarbeit geholfen haben, diese recht kostspielige Ausstellung auf die Beine zu stellen. – Dank auch den Mitarbeitern der Roland-Werbung, die uns immer dabei hilft, Bramstedter Häuser vorzustellen und die entsprechenden geschichtlichen Bezugspunkte aufzuzeigen.

Wir, das sind viele junge und ältere Leute, die unser Stadtbild von Herzen lie­ben und jede Veränderung mit Aufmerksamkeit – manchmal mit Sorge beob­achten.

Wir möchten zunächst einem grassierenden Bazillus entgegentreten, nämlich der Furcht so manchen Bramstedters, wir könnten die Mumifizierung dieser Stadt betreiben, um sie zu einem Denkmal erstarren zu lassen. Das ist einfach nicht wahr! Wir möchten lediglich die gewachsenen Strukturen erhalten helfen, die, wie Sie aus dem Stadtkernatlas Schleswig-Holstein unschwer entnehmen können, schon recht gestört sind.

Wir möchten das Bewußtsein der Bürger wecken helfen, damit alle mit Freuden bei der Erhaltung dabei sein wollen und niemand um eines vorübergehenden Vorteiles willen Stadtzerstörung betreibt.

Unsere großen freien Plätze, um die uns manche Stadt mit einer zugebauten Kathedrale nur beneiden kann, heben jedes einzelne Haus deutlich hervor. Sie werden selbst schon die Erfahrung gemacht haben. Nimmt man so manches großzügig gerahmte Bild aus seinem Rahmen heraus, so bleibt oft ein unschein­bares kleines Bild übrig. Der Rahmen unserer Freiplätze läßt jede Dachgaube, jede Fensterreihe, jede Haustür besonders hervortreten. Nichts bleibt unge­sehen.

Jeder Fremde, besonders der aus südlicheren Gebieten unseres Landes kom­mende, empfindet unsere Stadtmitte als etwas Unverwechselbares, typisch Hol­steinisches. Und, obwohl die Bramstedter Häuser ohne Putz und Stukkaturen sind, gewinnt man sie lieb. Man schaut sich um. Die norddeutsche Architektur mit ihren übergroßen, soliden Dächern ist in den Augen deutscher und europäi­scher Betrachter identisch mit den blond­schopfi­gen, helläugigen Kindern des Nordens, die ja in der Gesamtschau etwas Besonderes sind, und damit Rarität und von eigenem Wert.

Irgendwann ist das Wort von der „Lebensqualität“ aufgekommen.

Ich möchte Sie davon überzeugen, daß Sie hier in Bramstedt in vollen Zügen und in höchstem Maße davon genießen.

Sie haben Bäume vor dem Fenster. In zehn Minuten können Sie die nächste Wiese erreichen, das nächste Waldstück. Wenn es Ihnen Freude macht, können Sie sich hier am Ort die luxuriösesten Mahlzeiten zusammenstellen. Sie haben Konzerte, Theater, gute Schulen für Ihre Kinder, Volkshochschule und hervor­ragende und vielseitige Sportmöglichkeiten — und jetzt schon mehr Lebensmit­telmärkte als Postbriefkästen.

Kommt man von einer vorweihnachtlichen Exkursion in eine benachbarte Großstadt zurück — noch mit dem vervielfältigten Halleluja im Ohr, das einen auf allen Rolltreppen verfolgt, so kommt man von ganz allein darauf, daß man hier ein Höchstmaß an Lebensqualität genießt, ja man kann es fast als exklusi­ven Lebensstil bezeichnen. Von allen Zufahrtstraßen sieht man den geschmück­ten Baum vor dem Schloß und den vornehmen, dezenten Schmuck, in den sich die Stadt alle Jahre hüllt. Alles ist dem Weihnachtsgeschehen angepaßt. Nichts ist aufdringlich. Und noch, „noch“, sage ich, sind in den Bramstedter Geschäf­ten ganze Familien bemüht, Ihre Wünsche entgegenzunehmen und nach besten Kräften zu erfüllen. Diese Familien stehen mit ihrem guten Namen ein für das, was sie zu bieten haben. Man fühlt hier die Nachbarschaft, die Nähe des Mitmenschen.

Meine Damen und Herren,

die ganze Gestalt unserer Stadt ist mitmenschlich, nachbarlich. Sie ist in natür­licher Folge gewachsen. Die Strukturen sind überkommen, ererbt. Schaut man so manchem blitzweiß verklinkerten Gebäude zwischen die Rippen, dann schaut da bestes Handwerk der Altvorderen heraus, auf das Sie stolz sein können. Es ist Kultur.

Glücklicherweise hängt gerade die vielgeschmähte heutige Jugend am alten Kulturgut, vielleicht mit einer unausgesprochenen Furcht vor der Vermassung, Verödung des menschlichen Daseins, Furcht vor dem Leben ohne Baum und Strauch. — Es ist kein Geheimnis mehr, daß Verbrechen und Laster in unmittel­baren Zusammenhang zu bringen sind mit der Verödung unserer Städte.

Darum bitten wir Sie immer wieder: Geben Sie die Schönheit Ihrer Stadt nicht preis um eines vorübergehenden Gewinnes willen!

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Auch Bramstedter lagen in den Gräben in Nordfrankreich

Auch Bramstedter lagen in den Gräben in Nordfrankreich

Der erste Weltkrieg brachte fürchterliche Schlachten und Verluste. Gerade wird des 100. Jahrestages von Verdun gedacht.

Aus dem Jahre 1916 habe ich aus dem Nachlaß des Bad Bramstedter Lehrers  Otto Schnepel sen. folgenden Brief (leider konnte ich nicht alles entziffern, Sütterlinschrift und manchmal schwer zu lesen), der zeigt, wie mörderisch die Schlachten und wie fürchterlich die Erlebnisse waren. Durchschnittliche Lebensdauer eines neu an die Front gebrachten Rekruten: 14 Tage.

Otto Schnepel sen. (3. v. lks.) an einem Gefechtstand in Frankreich 1916

Otto Schnepel sen. (3. v. lks.) an einem Gefechtstand in Frankreich 1916

„Vendegies au Bois b/ Valenciennes
16. Aug. 1916

Liebe Tante Hedwig! Dein  Paket mit Quark, das Paket mit Tabak, Deinen Brief vom 5.8. und vom 13.8. habe ich erhalten, herzl(ichen) Dank. Diesen Brief will ich einem Kameraden, der morgen nach Deutschl(and) fährt mitgeben + kann darum  mal etwas genauer erzählen.
Im Rekrutendepot im Lazarett nö. von Douai war ich bis zum 27.7. dann kam ich zu einer neu gebildeten Ersatzabteliung für die Armeegruppe v. Böhn nach Iwuy nördl(ich) Cambrai. Dort war ich nur einen Tag, dann ging es am Sonntagmorgen zu Auto zu St. 86 nach Ligny-Tilloy südl(ich) Bapaume dort lag das Reg(imen)t in Ruhe, das 2. Bad(?) in Ligny Ter..tay kamen schwere Granten, 8-10 an der Zahl. Die 31er hatten dabei mehrere Tote. + Verwundete wir keinen Verlust. … 2. belgen sich Flieger gesehen L. mit Bomben.
Von dort ging es am 3. abends in eine Bereitschaftsstellung vor Pys. Die Stellung dort war vom Gegner noch gar nicht erkannt + wir lagen dort unbehelligt bis zum 4. abends. Dann ging es nach vorne. Bis Courcelles(?) kamen wir über freies Gelände gut durch das Artilleriefeuer hindurch.

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Die Farm von Mouquet oder was davon übrigblieb nach Dauerbeschuss

Dort begann ein Laufgraben, der Hohenzollergraben, der uns bis vor die Farm Mouquet zwischen Thiepval + Pozieres führte. Dort hörte er auf + wir mußten die völlig zerschossene Farm im Artilleriefeuer, das dort nachts, weil Hauptannäherungsweg, immer sehr lebhaft ist, ungedeckt durchlaufen, um in den für uns bestimmten 3. Graben zu gelangen. Dort die ganze Nacht u. den andern Tag heftiges Artilleriefeuer, sodaß der Hauptmann mit dem 2. + 3. Zug schon am Tage zurückgehen mußte. Unser 1. Zug war bis zum Abend auf 23 Mann zusammengeschrumpft + um 11°° mußte ich  über die Farm zum Hauptmann zurück, um zu fragen, was der Leutnant mit dem Rest anfangen sollte, da die Stellung für uns unhaltbar war, da wir eben ganz aufgerieben wurden. Ich wußte den Weg nicht + irrte eine Zeit im heftigen Granatfeuer von Granatloch zu Granatloch, von einem zerschossenen Haus zum andern. Eine ganz schwere Granate hörte ich rechtzeitig kommen. Sie schlug dicht bei mir ein, aber ich lag schon blitzschnell im nächsten Granatloch, Steine + Sand, die über mich fielen, verletzten mich nicht. Endlich fand ich den Graben und konnte meinen Auftrag ausführen. Bescheid: „Der Zug soll sich zu den beiden andern Zügen an den Ausgang des Hohenzollerngrabens zurückziehen.“
Doch nun erstmal Schluß, ich kann nichts mehr sehen, morgen mehr.

17.8.16. Ich kam gut zurück + wir machten uns zum Abrücken fertig. Da erhielt mein Unteroff(izier) einen Schuß in den Rücken + wir transportieren ihn unter gr. Schwierigkeiten durch das Feuer über die Farm zum Sanitäts-Unterstand. Die Nacht + der folgende Tag verliefen bei dem übligen Artilleriefeuer ziemlich ruhig. Gegen Abend mußten wir eine andere Stellung vor das Ferme, den Bayernriegel l…chen(?).
In der Nacht haben wir kräftig geschanzt + dabei trotz heftigen Schrappnelfeuers nur ein paar Verwundete gehabt. Am andern Mittag fielen unser Hauptmann, Leutnant + der noch einzige übrige Gefr.(?) + unsere Kameraden durch ein Volltreffer.
Unser schwierigstes Geschäft war die Herüberschaffung von Lebensmitteln, Waffen, Handgranaten usw. in die vorderen Stellungen, wo die 9. Res.-Jäger lagen, das mußte bei Tage über freies einsichtiges Gelände geschehen, da es nachts wegen des Art(illerie)feuers fast unmöglich war. Wir sind, obgleich jedes mal mit Schrappnells beschossen ohne Verluste zurückgekommen.
Bis zum 8. abends war der kleine Rest des Kony(?) dann noch im Graben, bis wir in der Nacht vom 8. zum 9. August durch das Sperrfeuer hindurch glücklich nach Warlencourt zu unserer Feldküche kamen + uns ordentlich stärkten. Von dort am 10. nach Gaylincourt(? Haplincourt), westl. Bapaume, am 11. nach Noyelle b/ Cambari + am 13. weiter nach hier, Vendegies bei Valenciennes. Hier ist unser Ruheort. An der Front sind mir vom 19. Res. Korps abgelöst worden + kommen, ich weiß noch nicht wohin, in eine ruhigere Stellung. So heiß wie hier an der Somme geht es wohl nirgends her. Kameraden von Verdun + Ypern bestätigen das.
Zigarren von Horst habe ich noch nicht erhalten. Daß ich in N. bei Beeken gewesen bin, ist möglich, ich weiß es nicht. Die Post aus Niendorf + Eidelstedt ist inzwischen vollzählig angekommen.
Mir geht es noch gut. Grüße bitte alle Bekannten, auch besonders Herrn Struve, hat er meine Karte erhalten, ich hatte sie noch an die Garnison..ng in N(eumünster).
Hoffentlich kannst Du alles lesen, es ging in gr. Eile.
Sei bestens gegrüßt von Deinem O. Schnepel

Unser komm. General v. Böhn führt eine Armeegruppe, die zur großen Armeegruppe von Gallinitz + zur 1. Armee v. Below gehört.
Entschuldige bitte die mangelhafte Schrift.
Deine kl. Karte konnte ich gut gebrauchen.“


 

Soweit Otto Schnepel und hier die heutigen Karten zu den Bewegeungen, die er schildert:

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Hümpel: Gedenktafel für die 1870/71 Gefallenen

Aus dem Nachlaß des ehemaligen Pastors Dr. Ernst Hümpel erhielt ich u.a. ein Jahrgangsbuch 1911 des „Schleswig-Holsteinscher Sonntagsbote“, einer Kirchenzeitschrift. In der hiesigen Ausgabe war Pastor Hümpel ein fleißiger Schreiber und berichtet in mehreren Beiträgen über den Werdegang der Gedenktafel für die 1870/71 Gefallenen. Diese Tafel hing bis 2015 im Eingangsbereich der Kirche ebemnso wie die Tafel für die 1848/50er. Nun haben sie Platz im Speicher gefunden.
(Sofern ich den Jahrgang 1912 noch erlangen kann, werde ich die Berichte fortsetzen. Da die offiziellöe Einweihung erst 1912 stattfand.)

Schleswig-Holsteinischer Sonntagsbote 5.3.1911:

Die Sammlung zur Stiftung einer Gedenktafel an die im Kriege 1870/71 Gefallenen für die Kirche hat einen überaus reichen Ertrag ergeben. Die Kampfgenossen- Vereine von 1848/51, von 1870/71 und die Kriegervereine von Bad Bramstedt und Wiemersdorf hatten ihre Mitgliederlisten zur Verfügung gestellt. Die Herren Lehrer hatten, z. T. persönlich, die Einsammlung übernommen. In Bad Bramstedt hatte der allbekannte Veteran von 1848/51, Herr Burmann, sich zur Einsammlung bereit finden lassen. So waren alle Bedingungen gegeben für einen guten pekuniären Erfolg des an alle Mitglieder gerichteten Flugblatts. Es lautete:
„Soeben ist der 18. Januar, der 40jährige Gedenktag der Reichsgründung, verflossen. Der alte König Wilhelm, der Sohn der Königin Louise, welche von dem Franzosen-Kaiser Napoleon I. unsagbare Demütigungen erlitten hatte, nahm auf Beschluß der Fürsten und des Norddeutschen Reichstages die Kaiserkrone im französischen Königsschlosse in Versailles an.
Daß Kaiser Wilhelm I. die deutsche Kaiserkrone annehmen konnte, verdankt er neben dem Entschluß der Fürsten und des Norddeutschen Reichstages in erster Linie der siegreichen Armee aus den Söhnen unseres Volkes.
Auch aus unserer Gemeinde haben etliche Söhne des Volks ihr Leben gelassen für Kaiser und Reich. Wir Nachlebenden pflücken mühelos die Früchte ihrer Siege und Leiden in langer Friedensarbeit. Darum ist es unsre Pflicht, ihr Andenken zu ehren!

Das geschieht am würdigsten durch die Stiftung einer Gedenktafel in der Kirche. Die Gefallenen von 1848/51 besitzen eine solche schon. Das 40jährige Jubiläumsjahr der Reichsgründung sollte nicht vorübergehen, ohne daß die Gemeinde ihrer Toten gedacht hätte. Denn noch heute gilt das Wort Körners: „Vergesst der teuren Toten nicht!“

Der Ertrag ist folgender:

  1. Bad Bramstedt (abzügl. Unkosten) 186,— M
  2. Bimöhlen                                                  6,40 M
  3. Föhrden-Barl                                          19,80 M
  4. Hitzhusen                                                38,50 M
  5. Weddelbrook                                          27,95 M
  6. Wiemersdorf                                           65,—  M
  7. Kollekte                                                    22,—  M
  8. Fuhlendorf                                               18,—  M

Mit dem Betrage aus Hagen, der noch aussteht, wird die Sammlung 400 M gewiß übersteigen. Damit wird die Beschaffung einer künstlerisch schönen Gedenktafel möglich sein.
Herzlichen dank allen Spendern! Hümpel.

19.3.1911: Der Kirchenvorstand hielt am 7. März seine Etatssitzung ab. Er war vollzählig versammelt. ….

  1. Die Spende der Gemeinde für eine Gedenktafel an die Toten von 1870/71 in Höhe von 430,55 M nimmt der Kirchenvorstand an. Die Bestimmung des Platzes für die Aufhängung behält er sich noch vor.

9.4.1911: … Um Mittwoch, den 29. Marz, wurde der Altenteiler Henning Lüdemann aus Weddelbrook, 60 Jahre alt, beerdigt. Er war Teilnehmer des Krieges 1870/71. Seine Beerdigung war die erste, bei welcher eine Salve seitens des Kriegervereins abgegeben wurde. Man wird diese Ehrung derjenigen Kameraden, die vor dem Feind standen, durch eine Salve nur als entsprechend und sinnvoll ansehen können.

24.9.1911: Am 1. Oktober will der Kampfgenossenverein von 1870/71 das Fest seines 10jährigen Bestehens auch mit einer kirchlichen Feier begehen. Schade, daß infolge späten Bekanntwerdens dieses Entschlusses die Gedenktafel an die Toten von 1870/71 nicht mehr fertiggestellt werden konnte. Der Tag wäre sehr passend gewesen. So wird die Gedenktafel am 18. Januar oder am 27. Januar 1012 enthüllt werden müssen.

1.10.1911: Der Kampfgenossen verein von 1870/71 feierte am 11. Oktober das Fest seines 40jährigen Bestehens auch mit einer kirchlichen Feier. So ist es recht in diesen ernsten Zeiten.

15.10.1911:  Infolge eines Mißverständnisses war mitgeteilt, daß die Kämpfer von 1870/71 die Feier ihres 40jährigen Jubiläums mit kirchlicher Feier begehen würden. Das war auch beabsichtigt für den Fall, daß die Gedenktafel von 1870/71 zur Enthüllung hätte gebracht werden können. Dazu gelangte aber die Mitteilung zu spät an den Unterzeichneten. So etwas läßt sich nicht übers Knie brechen. Gut Ding will Weile haben! Am 18. oder 27. Januar wird die Enthüllung vorgenommen werden können.

12.11.1911: An die Teilnehmer der Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 richtet der Kultusminister die Bitte, Briefe und Tagebücher, die aus den Kriegsjahren, und zwar von Soldaten im Felde, zu sammeln. Ich richte diese Bitte auch an die Kämpfer von 1848/51 und empfehle zugleich sämtlichen Gemeindegliedern, einmal Nachschau zu halten nach solchen Briefen der Mitkämpfer. Ich bin gerne bereit, solche Briefe, wenn sie mir nicht überlassen werden, zur Abschrift in Empfang zu nehmen. Sie sind sehr wichtig für die Stimmung unseres Volkes in jenen großen Tagen.

19.11.1911: Die Gedenktafel für die Gefallenen von 1870/71 wird voraussichtlich am 27. Januar 1912 eingeweiht werden, gerade ein Jahr, nachdem die Kaisergeburtstagspredigt dazu die Veranlassung gegeben hatte. Von der Ausführung in Stein ist man zurückgekommen. Dafür wird die Gedenktafel in Eiche ausgeführt werden. In der Art der Ausführung wird sie sich an die der 1848er anlehnen. Ob reicherer oder einfacherer Schmuck gewählt wird, steht noch dahin. Auf jeden Fall wird die Gedenktafel der Kirche zum Schmuck gereichen.

26.11.1911: Gedenktafel für die Kämpfer von 1870/71 Letzten Freitag trat in der Kirche die aus 3 Mitgliedern des Kirchenvorstandes und 4 Mitgliedern des Vorstandes des Kampfgenossenvereins von 1870/71 gebildete gemischte Kommission zusammen, um über die eingegangenen Entwürfe und die Platzfrage für die Gedenktafel an die im Kriege 1870/71 aus hiesiger Gemeinde Gefallenen zu beraten. Von den vorgelegten Entwürfen fand derjenige des Herrn H. Weddig, Lehrers an der Kunstgewerbeschute in Flensburg, die allgemeine Billigung. Er hält sich in Größe, Formengebung und Ausführung an die bereits vorhandene Gedenktafel der Kämpfer von 1848. Ihren Platz wird sie südlich von der letztgenannten Gedenktafel erhalten. Als Tag der Enthüllung ist der 27. Januar 1912 in Aussicht genommen. Die Kosten belaufen sich auf 470 M, die bis auf 35 M durch eine Sammlung der Gemeinde gedeckt sind.

 

 

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Hümpel: Das Werden der höheren Privatschule 1911

huempel150Aus dem Nachlaß des ehemaligen Pastors Dr. Ernst Hümpel erhielt ich u.a. ein Jahrgangsbuch 1911 des „Schleswig-Holsteinscher Sonntagsbote“, einer Kirchenzeitschrift. In der hiesigen Ausgabe war Pastor Hümpel ein fleißiger Schreiber und berichtet in mehreren Beiträgen über den Werdegang des Neubaues für die Höhere Privatschule, der späteren Jürgen-Fuhlendorf-Schule und heutigen Grundschule am Bahnhof.
Wobei der klang „Privatschule“ sich heute geändert hat, Hümpel wollte insbesondere den Kindern der ‚Kleinbürger‘ einen Weg zur besserer Bildung ermöglichen.

(Sofern ich den Jahrgang 1912 noch erlangen kann, werde ich die Berichte fortsetzen.)

14.4.1911: Am 5. April legte ich nach der Bekanntgabe der Versetzung die Leitung der Höheren Privatschule nieder. Ich danke Gott, daß Er mir so lange die Kraft gab, sie zu leiten. Oft war ich an der Grenze meiner Kraft. Das Lehrerkollegium widmete mir die Photographie der Schule und der Schüler und die eigenen Photographien zum Zeichen der bleibenden Erinnerung und Gemeinschaft.

Am 6. April bewilligte das Stadtverordnetenkollegium auf Antrag der Schule für das Jahr 1911 die Summe von 750 M. Ich begrüße diese Bewilligung als den Anfang jener vertrauensvollen Beziehungen, in denen alle gemeinsam arbeiten zum Wohle des Ganzen. Was wollte ich lieber, als daß Bad Bramstedt sich zu einem blühenden städtischen und kirchlichen Gemeinwesen entwickelte! „Arbeiten und nicht verzweifeln!“

23.4.1911: Die Sache der Höheren Privatschule hat sich inzwischen weiter günstig entwickelt. Am 6. April bewilligte, wie bereits früher erwähnt, die Stadtvertretung 750 M und zwar einstimmig. Wenn hier und dort behauptet wird, die Stadtvertretung sei zu einem noch größeren Entgegenkommen bereit gewesen, so ist das für die Sache, welche die Privatschule vertritt, ja nur erfreulich. Mit dieser Entscheidung in der Hand machte das Kuratorium eine erneute Eingabe an den Kreis um Unterstützung der Schule für das Jahr 1911. Der Kreisausschuß ließ seine frühere ablehnende Haltung falten und stellte die Entscheidung dein Kreisausschuß anheim. Der Kreistag genehmigte die Subvention. Den Antrag, 1000 M zu bewilligen, unterstützten 4 Stimmen. Ich sage den 4 Herren meinen persönlichen Tank. Es gehört immer mehr Mut dazu, sich überstimmen zu lassen, als mit der Mehrheit zu stimmen. Der Antrag des Kuratoriums, 750 M zu bewilligen, wurde mit 11 gegen 9 Stimmen abgelehnt — eine ehrende Niederlage. Die von Herrn Bürgermeister Kuhr in Segeberg beantragten 500 wurden einstimmig bewilligt. Man kann über die Höhe der Bewilligung streiten. Die Hauptsache ist, daß erstens das Prinzip der Subventionierung anerkannt ist, und zweitens, daß diese Anerkennung einstimmig geschehen ist.

Am 10. April hat die Baukommission einen ca. 1750 Quadratmeter großen Bauplatz vorbehaltlich der Zustimmung der Generalversammlung, für 5000 M erworben. Er liegt an der Turnhalle in der Nähe des Bahnhofs und bietet ein genügend großes Bauterrain, einen großen Spielplatz und einen schönen Garten für den Rektor.

Am 12. April meldeten 4 Großenasper Väter 5 Kinder zur Schule an. Es wäre schön, wenn Großenaspe für unsere Schule dauernd in Betracht gezogen würde.

Neu gemeldet sind bisher 22 Kinder. Damit kommen auch die Finanzen ins Gleichgewicht. Nun reicht kaum noch der Platz. Mit Rücksicht darauf muß der Bau des Schulhauses so beschleunigt werden, daß er vielleicht am 1. November bezugsfähig ist. Kurz, es entwickelt sich alles nach Wunsch.

Die neuen Konfirmanden versammeln sich nicht am 26. April, sondern am Mittwoch, den 3. Mai, nachm. 2—3 Uhr die Knaben, 3—4 Uhr die Mädchen.

21.5.1911: Das Kuratorium der Höheren Privatschule arbeitet emsig an den Plänen für den Schulhausneubau. Herr Architekt Roß in Neumünster ist mit Entwurf und Kostenberechnung befaßt. Die angenommene Bausumme stellt sich als unzureichend heraus. Die Schüler Bernhard Otte aus Kattendorf und Walter Thies aus Hüttblek sind in die Untertertia des Realgymnasiums resp. der Landwirtschaftsschule in Flensburg ausgenommen worden.

28.5.1911: Am Mittwoch, d. 17. Mai, hat das Kuratorium der Höheren Privatschule den Bau des Schul Haus es für die Höhere Privatschule einstimmig beschlossen. An diesem Sonntag wird die Generalversammlung der Interessenten zu dem Projekt des Herrn Architekten Roß in Neumünster Stellung nehmen. Ich zweifle nicht, daß die Stellungnahme der Versammlung eine ähnlich einmütige sein wird. Der Bau wird gerade in seiner anspruchslosen Gediegenheit eine Zierde unserer Stadt werden.

27.8.1911: Die Höhere Privatschule wird demnächst zu bauen beginnen. Die Königliche Regierung hat unter dem 18. Juli ihr Gutachten erstattet, wonach außer unwesentlichen Aenderungen ein Landstreifen von 5,5 Meter Front hinzuerworben werden muß. Die Gesamtfront des Bauplatzes beträgt nunmehr 32,5 Meter. Zurzeit liegen Zeichnungen und Angebotsformulare zwecks Vergebung der Arbeiten aus. Wir hoffen, die Arbeiten so zu beschleunigen, daß die Schulräume im Januar 1912 in Benutzung genommen werden können.

24.9.1911: (in einem anderen Bericht) … Welcher Mäcen würde unserer Privatschule den noch übrigen Bauplatz von Herrn Thode schenken. Man würde den Platz nach dem N. N.-Schenker ja N. N.-Platz nennen können.  …

1.10.1911: Die Grundsteinlegung der Höheren Privatschule wurde am Freitag, den 22.September, einfach aber würdig begangen, Der Bau war in den vorangegangenen Wochen bis zur Sockelhöhe gefördert worden. Fast auf allen Seiten wuchsen die Mauern stetig empor. Um 1/2 2 Uhr marschierten die Schüler, 81 an der Zahl, 58 Knaben und 23 Mädchen, unter Leitung der Lehrer und Lehrerinnen nach dem Bauplatz, wo sich inzwischen das Kuratorium, eine Deputation der Stadtverordneten von Bad Bramstedt und Herren und Damen der Interessentschaft eingefunden hatten. Nach dem Liede der Schüler „Danket dem HErrn!“ ergriff der Unterzeichnete zu kurzer Ansprache das Wort und verlas dann die Urkunde, die in einer Kapsel verschlossen, in den Grundstein eingemauert wurde. Es folgten die üblichen Hammerschläge seitens des Vorsitzenden des Kuratoriums, des Herrn Bürgermeisters Rhode und des Herrn Rektors C. Gehrs als Leiters der Schule. Ersterer begleitete seine Hammerschläge mit den Worten: 1. „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.“ Ps. 118, 12, Matth. 21, 41. „Einen andern Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ 1. Kor. 3, 11. Darum: Deo et ecclesiae per Christum : „für Gott und die Kirche durch Christum.“ 2. „Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an, das halte fest mit deinem ganzen Herzen! Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft: Denn in der fremden Welt stehst du allein,“ Darum: Gloriae et Patriae für ein ruhmreiches Vaterland. 3. „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!“ Darum: Humanitati et Litteris für eine durch die Beschäftigung mit der Wissenschaft edle Menschenbildung. Herrn Bürgermeister Rhodes Worte lauteten: 1. Stadt und Land, Hand in Hand geben dir das Gedeihen! 2. Sei und bleibe ein Beweis solcher Einigkeit! 3. Dem Erbauer zur Ehr‘, der Bildung Gewähr! Herr Rektor Gehrs verband mit den Hammerschlägen die Wünsche: Gott schenke uns 1. Treue im Fleiß, 2. Freude in der Arbeit, 3. Frieden im Herzen. Dann gedachte der Vorsitzende Sr. Majestät, des Deutschen Kaisers, des mächtigen Schutzherrn aller Friedensarbeit. Jubelnd stimmte die Versammlung in das dreimalige Hoch ein. Noch ein Lied: „Nun danket alle Gott!“ Dann beschloß eine Hausbesichtigung die kleine Feier. Gott segne das Werk.

M_HoehPriv1913_b12.11.1911: Der Neubau der Höheren Privatschule wird voraussichtlich, wenn dies Blatt in die Hände der Leser kommt, gerichtet sein. Es ist ein solider Bau. Möchte der Stadt und der Umgegend viel innerer und äußerer Fortschritt durch sie beschieden sein!  …
Ein ideal gerichteter Mann ist mit dem Drechsler und Turnwart Max Kühn von hier am 1. November dahingegangen. Er war auch Turnlehrer der Höheren Privatschule. Was er an persönlichen Opfern für die von ihm vertretene Sache der Turnerei gebracht hat, ist vorbildlich für jeden Mann, der der Allgemeinheit dienen will. Auch der Kirche stand er nahe; Aeterna lux luceat ei: Das ewige Licht leuchte ihm! Der Frau und ihren Kindern laßt uns beistehen!

26.11.1911: Richten des Neubaus der Höheren Privatschule. Am Sonnabend wurde der Neubau der Höheren Privatschule gerichtet. Zu diesem Zweck hatten sich das Kuratorium, der Bauausschuß und einige Interessenten sowie Gönner der Privatschule um 4 Uhr versammelt. Den Kranz überbrachten die Schüler unter Führung des Rektors Herrn de Gehrs. Nachdem der überbringende Schüler mit einem poetischen Wort den Kranz überreicht hatte, sprach der Parlier den Richtspruch. Aus das Hoch desselben auf das Kuratorium und das Gedeihen der Schule antwortete das Kuratorium und die Versammlung mit einem Hoch auf die ausführenden Meister Behncke und Thode und deren Gesellen und Arbeiter. Die Besichtigung ergab die allgemeine Zufriedenheit mit der Ausführung und dem Entwurf, den Herr Architekt Hans Roß in Neumünster-Kiel ausgearbeitet hat. Hier und da wurde das Bedauern laut, daß der Bau seinen Platz nicht am Markte gefunden habe. In der Erkenntnis, daß die Schule gerade den Kindern der Kleinbürger, die mit Glücksgütern nicht sehr gesegnet sind, um ein Geringes neue Zukunftsmöglichkeiten eröffnet, bereitet sich besonders unter diesen eine günstigere Stellung zur Schule vor.

10.12.1911: Der Bau der Höheren Privatschule schreitet seiner allmählichen Vollendung entgegen. Soeben ist der Dachreiter vollendet. Bald werden auch die Fenster und Türen eingesetzt sein. Dann wird das Innere des Baus rascher gefördert werden. Die letzten Entscheidungen sind in voller Einmütigkeit getroffen.

Mein erster Schüler, der Oberprimaner Max Schwarz, verläßt bereits Ostern die Landesschule Pforta „an der Saale Hellem Strande“, um sich dem Studium der Mathematik und Naturwissenschaften zu widmen. Ihm ist vom Lehrerkollegium der Landesschule „Pforta für den Anfang seiner Studien das Baldamus-Stipendium von 600 M in Aussicht gestellt worden. Es wird dies Stipendium dem jeweils würdigsten Abiturienten verliehen.

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