In den Bramstedter Nachrichten vom 21.04.1937 schreibt der Bad Bramstedter Lehrer Hans-Hinrich Harbeck.
Die Wurzeln der Gemeindeschulen
In Holstein ist das Schulwesen vergleichsweise früher organisiert und unter Aufsicht, gestellt worden als in manchem anderen deutschen Landesteil. – Den dänischenKönigen ist nachzurühmen, daß sie in dieser Hinsicht es an ernster Sorge nicht haben fehlen lassen. Nachstehende, alten Akten entnommene Verordnungen, von denen die dritte nur im Auszugs wiedergegeben wird, legen davon Zeugnis ab.
Christian der Vierte verkündet im Jahre 1638:
„Unß ist unterthenigst vorgebracht, daß in Unserem Dir (Amtmann v. Buchwald) Vertraweten Ampt Segeberg zu beförderung deß Gottesdienstes, die notdurft erfordern, daß an Unterschiedtlichen ohrten schulen zu Unterweisung der Jugend erbawet werden. Wan wir dan Christlicher schuldigkeit nach auch hohes Obrigkeitlichen Amptes halber, von Unß selbst begierig sein, alles nach müglichkeit zu befördern, waß zur Ehre und zum Dienst Unseres Gottes gereichen kann; Alß befehlen Wir Dir hiemit gnedigst, daß Du zu solchen baw an heltz, die notdurft denen leuten die eß begehren werden, folgen laßest. Wornach du dich zu achten“.
Friederich der Dritte läßt sich im Jahre 1650 also vernehmen:
„Aller Ohrten Bey jeden Kirchspiel soll ein gewißer Kirchspiel Schulmeister Bestellet, die Winkel und neben Schulen in denen in der Nahe gelegenen Dorfschaften abgeschaffet werden; und da keine fließende Awen, gefährliche Wege darinnen verhindern, Alle Dorfschaften, die über 1/4 meile weg nicht entlegen, zum Kirchspiel Schulmeister ihre Kinder abschicken. Hingegen so 1/2 oder oft wohl 1 Meile Von der Kirchen, dazu sie eingepfarret entlegen, vergönnt seyn soll, einen eigenen Schulmeister zu halten.“
Christian der Sechste nimmt 1740 die Sache umfassender und energischer in die Hand: Zur Verbesserung des Schulwesens soll so schnell wie möglich alles zum Stande gebracht werden. Er sieht aus allen Berichten, daß es ohne seine Hilfe nicht geht. So will er das Holz zum Bau und auch Geld geben. Der Schulen-Bau soll auf künftiges Frühjahr, sobald die Witterung es gestattet, überall angefangen werden und gegen den Herbst fertig sein. Indessen soll auch alles übrige regulieret werden, „damit alsdann die neue Schul-Haltung nach Maaße der zu emanirenden (herauszugebenden) Schulverordnung ihren Anfang nehmen könne.“ Alle Beamten sollen helfen und erleichtern, daß es hurtig von statten gehe. Mit den Handwerkern sollen sie akkordieren; an jedem Ort sollen eine oder mehrere Personen bestellet werden, die neben den Predigern und Unterbeamten bei dem Bau die Aufsicht führen. Zunächst sollen überall die Plätze ausgemacht werden, wo die neuen Schulhäuser stehen sollen. Dann soll festgesetzt werden, was jeder an Spann- und Handdiensten und Aehnlichem zu leisten hat. Es ist ein Riß beigegeben, nach dem die Schulhäuser angelegt werden sollen. „Folglich nebst der Schul-Stube eine Wohn Stube, Diehle und Kammer, auch Küh- und Schaaf Ställe, nicht minder Bodenraum zum Korn und Futter und Platz zur Feuerung. 32 Fuß in der Breite und 28 Fuß in der Tiefe; nach der Land-Arth die Wände von Leimen und Bindwerk, mit Stroh gedecket und mit einem Schornstein, so außerhalb des Dachs zu führen.“ Von den Schulinteressenten sollen die Gebäude in die Brandkasse eingezeichnet werden, und nachher sollen sie sie aus eigene Kosten in Stand halten. Das Schulhaus soll an Holz und Gelds ungefähr aus 300 Mark lübsch zu stehen kommen. Der Amtmann soll veranlassen, daß überall die Begüterten an erster Stelle zu den Kosten beitragen, auch die Kirchen herangezogen werden. Die Schuldistrikte sollen genau reguliert, auch alle Dorfschaften und einzeln liegenden Häuser erfaßt werden. Wo es not tut, sollen für 6- bis 7-, auch nach Entlegenheit der Orte für 8- bis 9jährige Kinder Klippschulen erlaubt sein. Der König kümmert sich auch um die Versorgung der Lehrer. Diese soll überall genau geprüft werden, und wo es so nicht geht, will er helfend einspringen. Ueber all diese Angelegenheiten will er genauen Bericht haben. —
So die Könige. Aber es hat eine gute Weile gedauert, ehe das Wort zur Tat wurde. Mancher Widerstand regte sich, oft auch dort, wo man ihn am wenigsten erwartet hatte: bei den Eltern. H.H.H.