Schadendorf: Errichtung des Armenhauses

In den Bramstedter Nachrichten vom 18.1.1938 erschein folgender Beitrag, Foto habe och zugefügt:

Sorgen der öffentliche Wohlfahrt in alter Zeit

Einen Einblick in die Entwicklung der Wohlfahrtspflege in unserer engen Heimat geben einige alte vergilbte Akten. Da vor nunmehr 80 Jahren auch im Kirchspiel Bramstedt die Armenlasten ins Unerträgliche anwuchsen, entschlossen sich die Armenvorsteher im Februar 1858 im Ort selbst ein Armenarbeitshaus auf Kosten der Bramstedter Armenkasse zu erbauen. Diesem Plan stellten sich jedoch ungeahnte Schwierigkeiten entgegen, so daß es zu einem langen Schriftwechsel zwischen den einzelnen Instanzen kam und schließlich das Ministerium in Kopenhagen eingreifen mußte. Man staunt, wenn man hört, daß beispielsweise im Jahre 1857 im Kirchspiel Bramstedt nicht weniger als 162 Arme, darunter 28 alte Leute und 29 Kinder, zu betreuen waren. Die Lasten in diesem Jahr betrugen nahezu 5000 Taler, eine für die damalige Zeit unwahrscheinlich hohe Summe. Da die Armencommune über kein eigenes Haus verfügte, mußten hohe Beträge (im Jahre 1857 707 Reichttaler) für Mietgelder aufgebracht werden. In dem Bestreben, diese Verhältnisse zu verbessern, faßte man zunächst den Plan, das Kirchspiel in vier Bezirke einzuteilen. Die Kosten und Lasten sollten dann in den einzelnen Bezirken und Orten nach der Zahl der „Pflugzähligen“ ermittelt werden. Innerhalb der Kommune konnte jedoch keine Einigung erzielt werden. Wohl wurden im Kirchspiel vier Distrikte mit eigenen Pflegern eingerichtet, doch die finanzielle Regelung blieb dieselbe. Die Folge davon war, daß sich die Armenlasten in wenigen Jahren vervierfachten. So erkannten die Armenvorsteher Stahlkopf, Stüben, Barth und Mehrens im Jahre 1858 sehr richtig, daß der Bau eines eigenen Armenhauses in Bramstedt der einzige Ausweg sei, um die Lasten zu senken und geregelte Verhältnisse herbeizuführen. Die vier Armenvorsteher machten sich nunmehr auf die Reise und besichtigten eine ganze Reihe ähnlicher Einrichtungen in der Provinz. Am besten sagte den Antragstellern wohl das Armenhaus und die Armenverwaltung in Schenefeld zu. Sie ließen von dem Armenhaus in Schenefeld einen Plan anfertigen und besorgten sich ein Reulativ [Regulativ?] des Schenefelder Armenverbandes. Darauf wurde in Bramstedt eine Versammlung einberufen, an der auch der Fleckensvorsteher sowie die Bauernvögte des Kirchspiels teilnahmen. Aber wieder konnte keine Einigung erzielt werden, da sich der damalige Klostervogt Siems in Armstedt gegen den Plan aussprach. Ueber das Kirchenvisitatorium der Probstet Segeberg wurde dann das Ministerium angerufen. Aber es dauerte noch lange, dis die Angelegenheit entschieden war.

Altonaer Straße 24. Hier (damals war das am Ortsrand) entstand Mitte des 19. Jh. das Armenhaus, dann wurde es Altenheim, Haus der sozialen Dienste, bis zum Abbruch 2015 und Neubau eines Kindergartens an dieser Stelle

Altonaer Straße 24. Hier (damals war das am Ortsrand) entstand Mitte des 19. Jh. das Armenhaus, dann wurde es Altenheim, Haus der sozialen Dienste, bis zum Abbruch 2015 und Neubau eines Kindergartens an dieser Stelle

 

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