Kühl u.a.: 30 Jahre Jürgen-Fuhlendorf-Schule

aus den Bramstedter Nachrichten vom 18.7.1938  und 16.7.1938 (s.u.), Fotos habe ich zugefügt.

30jähriges Jubiläum der Jürgen-Fuhlendorf-Schule

Ein Festtag für Bad Bramstedt

Das 30jährige Bestehen unserer Jürgen-Fuhlendorf-Schule war am Sonnabend der Anlaß zu einem Festtag, wie ihn Bad Bramstedt nur selten begehen kann. Unter der Anteilnahme der Bevölkerung aus Stadt und Land war nach viel Mühe und Kleinarbeit eine überaus reichhaltige und inhaltsvolle Festfolge vorbereitet worden. In den Vormittagsstunden hatten sich im festlich geschmückten Kaisersaal zahlreiche Gäste zur Feierstunde eingefunden. Der Vorsitzende des Kuratoriums, Ratsherr Kohfahl, hieß in seiner Eröffnungsansprache die erschienenen Vertreter von Partei und Staat, die Eltern und Schüler besonders herzlich willkommen und zeichnete in seinen weiteren Ausführungen ein Bild vom Werden und der Entwicklung der Jürgen – Fuhlendorf – Schule.

Bürgermeister Dittmann hob in seiner Ansprache die Bedeutung und die erwiesene Notwendigkeit der Schule hervor und übermittelte die Glückwünsche des Landrats. Oberstudiendirektor Dr. Michael-Oldesloe, der mit unserer Realschule seit vielen Jahren eng verbunden ist, brachte seine Freude zum Ausdruck, an diesem Jubeltag persönlich seine Glückwünsche aussprechen zu können. In seinen weiteren Ausführungen würdigte der Oberstudiendirektor die Verdienste der Jürgen – Fuhlendorf – Schule um die deutsche Erziehungsarbeit, die höheren Lehranstalten zu leisten haben, und sprach dann zu den anwesenden Schülern und Schülerinnen herzerfrischende Worte. Studiendirektor Dr. Molsen-Neumünster überbrachte die Glückwünsche und Grüße der Schulen Neumünsters. Abschließend ergriff der Leiter der Schule, Direktor Dr. Heine-Bad Bramstedt, das Wort zu seiner Festansprache und stattete allen, die an der fortschrittlichen Entwicklung der Jürgen-Fuhlendorf-Schule Anteil haben, herzlichen Dank und Anerkennung ab. Die würdige Feierstunde, die von Feiermusik und Darbietungen des Schülersprechchors umrahmt war, wurde mit dem Gesang der Nationalen Lieder beendet.
In den ersten Nachmittagsstunden erfolgte der Ausmarsch des Festzuges durch die fahnengeschmückten Straßen nach dem Rolandsportplatz, wo in Gegenwart zahlreicher Gäste sportliche Darbietungen und Volkstänze geboten wurden.
Den Höhepunkt‘ des Festtages bildete jedoch in den Abendstunden die Aufführung des von Konrektor Kühl verfaßten Jürgen-Fuhlendorfs-Spiels. Wie groß das Interesse der Einwohnerschaft unseres Kirchspiels für die Heimatgeschichte ist, bewies der geradezu überraschend große Besuch der Abendveranstaltung. Obwohl sämtliche Möglichkeiten, genügend Sitzplätze im geräumigen Kaisersaal zu schaffen, ausgenutzt waren, mußten sich leider viele Gäste mit einem Stehplatz begnügen oder wieder den Heimweg antreten.

Ensemble der Aufführung "Edelmann un Buern" 1938

Ensemble der Aufführung „Edelmann un Buern“ 1938

Unter großer Spannung der Festgäste ging dann in 6 Akten das Jürgen-Fuhlendorf-Spiel „Edelmann un Buern“ in Szene. Bereits nach dem ersten Akt war man sich dessen gewiß, daß das Spiel ein großer Erfolg werde. Der Autor hatte es verstanden, das große heimatliche Geschehen zur Zeit des Bauernbefreiers Jürgen Fuhlendorf dramatisch zu gestalten und damit ein längst vergangenes heimatkundliches Ereignis wieder für Stunden lebendig werden zu lassen. Die Darsteller, sämtlich Volksgenossen und Volksgenossinnen aus Bad Bramstedt und Umgegend, taten unter der ausgezeichneten Spielleitung von Studienassessor Keil ihr Bestes und verstanden es, nach mühevollem Lernen und Proben, ihre Rollen lebensecht zu gestalten und mit viel Liebe und darstellerischer Begabung ein Stück Heimatgeschichte den Besuchern zu vermitteln. Die wirkungsvolle ! Bühnendekoration und die der Zeithandlung angepaßten Kostüme trugen viel dazu bei, das Geschehen auf der Bühne zu einem Erfolg zu gestalten. Durch das inhaltsvolle Spiel war der Beifall bereits nach dem ersten Akt sehr lebhaft. Als aber nach dem letzten Akt die Darsteller das Bühnenbild beherrschten, steigerte sich der Beifall zu einer Ovation, wie sie der Kaisersaal wohl kaum erlebt hat. Der Vorsitzende des Kuratoriums überreichte dem Verfasser des Spieles unter Worten des Dankes und der Anerkennung einen großen Blumenstrauß. Auch der Bürger- Meister hob die Verdienste des Verfassers um die Förderung des kulturellen Lebens unserer Heimat hervor und stattete den Dank der Stadt Bad Bramstedt ab. Sichtlich tief gerührt dankte Rektor i. R. Kühl für die Ehrungen, die ihm zuteil wurden. Dann trat man, voran die Darsteller, zum Tanz um den altehrwürdigen Roland draußen auf dem Bleeck an. — Froher Tanz im Kaisersaal füllte bis zum Morgengrauen die letzten Stunden des Festes aus.

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aus den Bramstedter Nachrichten vom 18.7.1938

Aus den Kinderjahren unserer Jürgen-Fuhlendorf-Schule

Aus Anlaß des 30jährigen Jubiläums unserer Schule dürften die nachfolgenden Ausführungen von allgemeinem Interesse sein:
Der Gedanke, hier eine Privatschule als Vorschule für auswärtige höhere. Schulen zu gründen, ging von den Herren Pastor Dr. Hümpel und dem Arzt Dr. Wulf aus. Mit Umsicht und Energie ging man an die Verwirklichung des Planes heran. In der ganzen Umgegend, auch in Kaltenkirchen und Großenaspe, wurden Werbeabende veranstaltet, in denen Pastor Hümpel durch Darlegung der Vorteile, die das Vorhandensein einer solchen Schule für die Heranwachsende Jugend biete, mit Erfolg Stimmung für die Schule machte.
So wurden dem geplanten Unternehmen überall Freunde gewonnen, und im Februar 1908 wurde in einer Elternversammlung der „Verein für die höhere Privatschule“ gegründet. Die von Dr. Hümpel vorgelegten Satzungen wurden angenommen und ein geschäftsführendes Kuratorium gewählt, bestehend aus Pastor Dr. Hümpel, Dr. Wulf, Amtsgerichtssekretär Matthies, Viehhändler H. Langhinrichs u. Pensionatsbesitzer G. Meyer aus Bramstedt sowie O. Möller und Tischlermeister Lüders aus Kaltenkirchen. Tischlermeister Graf richtete in den oberen Räumen seines Hauses zwei Klassenzimmer ein, die sich Ostern desselben Jahres mit 40 Schülern, Knaben und Mädchen, füllten.

Schuleräume im Landweg 32

Schuleräume im Landweg 32

Die Schule war gedacht als Vorbereitungsanstalt für das Gymnasium; und demgemäß nahm der Lateinunterricht eine wesentliche Rolle in der Schularbeit ein. Zwei Klassen wurden gebildet: eine Hauptklasse und eine Vorschule. In der ersteren fanden sich Kinder ganz verschiedenen Alters und sehr unterschiedlicher Schulbildung zusammen, und es war sicher keine leichte Arbeit, in ihr mit Erfolg zu unterrichten ; erst allmählich „schieden sich die Geister“. Als einzige hauptamtliche Lehrkraft wurde Frl. Frieda Krüger aus Barmen gewonnen; außerdem unterrichteten Pastor Hümpel, die im Meyerschen Pensionat tätige Lehrerin Frl. Pfähler und der jetzige Konrektor i. R. A. Kühl. Die Schulleitung lag in den sicheren Händen von Pastor Dr. Hümpel; sie gab der jungen Anstalt auf Jahre hinaus ihr Gepräge.
An Schulgeld wurden erhoben für die Vorschüler 100 M., in der Hauptschule 120 M. Der Etat — im ersten Jahr mit einer Endsumme von 4600 M. — war knapp bemessen, besonders weil es zu Anfang an jeglichen Lehrmitteln fehlte. Nach und nach wurde das Nötigste angeschafft; manches Stück wurde von Gönnern der Schule gestiftet; ein Einwohner aus Kaltenkirchen schenkte zum Beispiel 200 M zur Beschaffung eines Harmoniums.
Das Jahr 1909 brachte einen weiteren Fortschritt. Die Schülerzahl wuchs auf 63; eine dritte Klasse wurde eingerichtet, und als zweite hauptamtliche Lehrkraft trat der Kandidat Bernhard Folte ein. Frl. Krüger verließ die Anstalt, und auch Frln. Pfähler schied aus Bramstedt. Sie wurden ersetzt durch die Lehrerinnen Käte Faust und Gertrud Klose. An die Stelle der letzteren trat bald Frl. Eckert, eine lebhafte Elsässerin.
Im Jahre 1910 zählte die Schule bereits 67 Kinder. Zwei neue Klassenzimmer im Erdgeschoß des Grafschen Hauses wurden in Benutzung genommen. Jetzt zählte man außer der Vorschule bereits drei Klassen: Sexta, Quinta und Quarta. Der Raum im Hause wurde immer enger, der Spielplatz vor dem Hause immer unzureichender. Einer Anregung aus Mitgliederkreisen folgend, richtete das Kuratorium an die Stadt den Antrag, sie möge die aufblühende Schule übernehmen. Das Kollegium lehnte den Antrag mit 7 gegen 2 Stimmen ab. Man fürchtete, daß durch die Üebernahme der Stadt schwer zu tragende Lasten entständen. Dem Hinweis, daß die Schule bisher sich selbst erhalten habe, begegnete man mit dem Einwand, daß eine private Anstalt billiger arbeiten könne als eine öffentliche Schule. Außerdem spielte das Vorurteil, daß eine höhere Schule als eine Art Standesschule anzusehen sei, eine wesentliche Rolle; vielleicht war es ausschlaggebend für die Ablehnung.
Da Pastor Hümpel erklärte, die Schulleitung niederlegen zu wollen, beschloß das Kuratorium, einen hauptamtlichen Leiter anzustellen. Als solcher wurde Rektor Gehrs aus Borkum gewählt. Er trat seine Stelle Ostern 1911 an. Eine Umstellung erfuhr um dieselbe Zeit der Unterrichtsbetrieb, indem an die Stelle des Latein das Französische als Hauptsprache trat. So wurde aus der Schule eine Vorbereitungsanstalt für die Realschule.
Das ständige Anwachsen der Schülerzahl — 1911 waren es schon 73 Kinder — machte den Bau eines eigenen Schulhauses notwendig. Man fing an, sich immer eingehender mit diesem Problem zu beschäftigen. Zunächst glaubte man, sich auf eine Bausumme von 30000 M. beschränken zu müssen. Eine Baukommission wurde gewählt, und diese trat wegen des Neubaues mit dem sich eines ausgezeichneten Rufes erfreuenden Architekten Roß in Neumünster, der auch der Schöpfer unseres Gemeindehauses ist, in Unterhandlungen ein. Die Ausführung des von ihm vorgelegten Planes erforderte freilich die Summe von 60 000 M., das Doppelte von dem, was man in Aussicht genommen hatte. Als aber eine hiesige Sparkasse sich bereit erklärte, die ganze Bausumme zu mäßigen Zinsen herzugeben, da wurde noch im Jahre 1911 der Bau beschlossen. Bis Ende des Jahres stand das jetzige Schulhaus im Rohbau fertig da, und im Frühling 1912 konnte die Schule in ihr eigenes, geräumiges und zweckmäßig eingerichtetes schönes Heim einziehen.
Nun hatte die Schule ihre Kinderschuhe ausgezogen, aber ihr Wachstum stand nicht still; sie entwickelte sich nach und nach zu dem, was sie jetzt ist: einem beachtlichen Faktor in unserm Gemeinwesen, der nicht mehr wegzudenken ist.
Bad Bramstedt      A. Kühl

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Einige Wochen vorher war die vormalige Höhere Privatschule umbenannt worden in Jürgen-Fuhlendorf-Schule. azu stand in den Bramstedter Nachrichten:

Jürgen-Fuhlendorf-Schule. Die Mitgliederversammlung, die gestern unter Leitung von Ratsherrn Kohfahl im Gasthof Fr. Fick tagte, war veranlaßt durch die Umbenennung unserer Schule, deren neuer Name „Jürgen- Fuhlendorf-Schule, Private Oberschule für Jungen und Mädchen, Bad Bramstedt“ ins Vereinsregister eingetragen werden muß. Im Zusammenhang damit vernotwendigte sich eine Ueberprüfung und. Abänderung der bisherigen „Satzung des Vereins Realschule Bad Bramstedt e. V.“ ! sowie der Schulordnung vom Jahre 1928. Satzung und Wirkung der Reichsschulreform zusammenhangen uno vor allem auf die Abschlußprüfung und die Aufnahmeprüfung in die Prima beziehen, der sich unsere Schüler und Schülerinnen nach einem erfolgreichen Besuch der O II B zu unterziehen haben. Es ist sehr zu erwägen, unsere Schule im Lause der nächsten Jahre bei wachsender Schülerzahl zu einer Vollanstalt auszubauen. Mit der Bitte um tätige Mitarbeit aller Mitglieder und Dank an Stadt und Kreis für die unserer Jürgen-Fuhlendorf-Schule gewährten Zuschüsse schloß der Vorsitzende die Mitgliederversammlung.
Universitäts-Gesellschaft. Morgen, Freitag, abends 8.15 Uhr, findet der 3 öffentliche Vortrag der Universitäts- Gesellschaft Neumünster im dortigen Carl-Sager-Haus statt. Universitäts-Professor Dr. Becker-Kiel spricht über „Idee und Staat Napoleons I.“ Ein Thema von besonderem Interesse für unsere Zeit, in der wir die Wahrheit des Wortes erleben, daß „Männer Geschichte machen“. Falls mehrere diesen Vortrag hören wollen, läßt sich leicht eine Gemeinschafts-Omnibusfahrt veranstalten. Anmeldungen hierfür wie als neue Mitglieder werden gern vom Leiter der Universitäts-Gesellschaft entgegengenommen (Bad Bramstedt, Am Bahnhof 16, Fernruf 260).

 

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