Platte: Festvortrag 1986 – 125 Jahre Bramstedter Turnerschaft

Aus dem Heimtkundlichen Jahrbuch des Kreises Segeberg 1986

Wolfgang Platte, Wiemersdorf

125 Jahre Bramstedter Turnerschaft

Festvortrag, gehalten anläßlich der Jubiläumsfeierlichkeiten 1986

Die sportlichen Großveranstaltungen des Jahres 1986 haben erneut den engen Zusammenhalt der beiden Bereiche Sport und Politik deutlich gemacht — verwiesen sei in diesem Zusammenhang nur stellvertretend auf die Fußball-Weltmeisterschaft, die Schwimmweltmeisterschaften in Berlin oder die in der vergangenen Woche abgeschlossenen Commonwealth Games im schottischen Edinburgh.

Sport und Politik, so mögen Sie jetzt fragen — was hat ausgerechnet dieses Thema mit der historischen Würdigung der Bramstedter Turnerschaft von 1861 zu tun, die mir hier zur Aufgabe gestellt worden ist? Eine genauere Betrachtung beider Bereiche zeigt jedoch schnell, daß der Sport im weitesten Sinne mit der Politik wesensverwandt ist. Beide, der Sport, wie auch die Politik, haben mithin die gleiche historische Wurzel.

Betrachten wir zunächst einmal den Begriff des Sportes etwas eingehender. In der deutschen Sprache ist der dem Englischen entnommene Begriff Sport (dort die Kurzform für disport = Vergnügen) seit dem Jahre 1928 nachweisbar und wird seither synonym für den Begriff Leibesübungen verwendet. Die Bezeichnung „Leibesübungen“ steht dabei mehr für den erzieherischen Aspekt, das Schulfach Leibesübungen oder Leibeserziehung etwa; die in besonderen Vereinen praktizierten Leibesübungen werden sprachlich mit dem Begriff des Turnens belegt.

Verweilen wir einen Augenblick jedoch bei den Leibesübungen. Sie lassen sich historisch zurückverfolgen bis in die griechische Agonistik, d. h. etwa bis ins achte vorchristliche Jahrhundert hinein. Sie waren wesentlicher Bestandteil der in den Götterkult eingebundenen großen Spiele, z. B. den olympischen Spielen oder Isthmischen Spielen, zu denen nach der damaligen Auffassung von der Einheit von Körper und Seele eben nicht nur die Beherrschung der sportlichen Kampfdisziplinen, sondern auch die Rede- und Vortragskunst der Athleten zählte. Sportliches Engagement kam in der antiken Polis dem politischen Engagement gleich, dementsprechend galten die Regeln für den sportlichen Wettkampf der Form nach auch für die politische Auseinandersetzung um die Belange der rei publicae, der öffentlichen Angelegenheiten des Stadtstaates also.

In diesem mehr der antiken Urbedeutung der Begriffe angelehnten Sinne möchte ich hier auch Politik verstanden wissen: als eine Gemeinschaft von Menschen, die ihre Geschicke, die Angelegenheit ihres Gemeinwesens, ihrer Polis also, selbst in die Hände nehmen, alleinverantwortlich und autonom Entscheidungen für ihr Gemeinwesen treffen und sich dabei füreinander einsetzen und füreinander Verantwortung über­nehmen.

Im Mittelalter waren die Leibesübungen fester Bestandteil des ritterlichen Lebens. Sportlicher Wettkampf und sportliches Training symbolisierten die Wahrhaftigkeit eines Staates, dokumentierten zugleich den Einsatz des Athleten für die Belange seines Gemeinwesens. Lediglich die körperfeindlich gesonnene nachreformatorische Zeit ließ die Bedeutung der Leibesübungen als politisch integrierendes Element staatlichen Lebens in den Hintergrund treten.

Erst die sogenannten Philantropen (Menschenfreunde) des ausgehenden 18. Jahrhunderts, unter ihnen die Pädagogen Vieth, Bagedow und später auch, als bedeutendster unter ihnen, Friedrich Ludwig Jahn, entdeckten die Einheit von Körper und Seele neu und damit auch den Wert der Leibesübungen. Von ihnen stammt auch die Bezeichnung ,Turnen“, ein allen politischen Vorbehalten gegen das Französische zum Trotze aus dieser Sprache abgeleiteter Begriff. Turnen — frz. Tournement bezeichnete zum einen das Dehnen, Drehen und Recken des Körpers, zum anderen aber auch Turnier gleich Wettkampf. Die als Drehen, Recken und Strecken bezeichneten Bewegungsabläufe beziehen sich dabei auf das Geräteturnen. Das Engagement des Lehrers Friedrich Ludwig Jahn für das Turnen führte im Jahre 1811 zur Gründung der deutschen Turnbewegung.

Wie auch in Antike und Mittelalter wurde das Turnen nicht als Selbstzweck, als l’art pour l’art angesehen. Vielmehr betonten Friedrich Ludwig Jahn und seine Anhänger den Wert des Turnens als Mittel einer vormilitärischen Jugenderziehung, und beriefen sich dabei in der im Jahre 1816 erstmals erschienenen Schrift „Die deutsche Turnkunst“ auf die Jugenderziehung im griechischen Sparta. Gerade der Aspekt der vormilitärischen Jugenderziehung etwa im Sinne des antiken Sparta ist Kristallisationspunkt des politischen Hintergrundes, ohne den die Turnbewegung des frühen 19. Jahrhunderts nicht oder nicht hinreichend verstanden werden kann, war doch das politische Hauptziel dieser Bewegung einerseits die Beseitigung der napoleonischen Fremdherrschaft (daher die ideologischen Vorbehalte gegen das Französische) und, weiterführend, die Überwindung der deutschen Kleinstaaterei, mithin also die Bildung eines einheitlichen deutschen Gesamtstaates. Die deutsche Turnbewegung sollte somit zu einer der wichtigsten Triebkräfte in Richtung auf die Gründung eines deutschen Nationalstaates werden.

Der innere Aufbau der deutschen Turnerschaft ähnelt somit in vielen Bereichen einer politischen Partei oder man könnte auch von einer Kampfgruppe sprechen. Die starke gemeinschaftsorientierte Bindung, die in einer einheitlichen Turnkleidung, der Turnerfahne, des Turnerwahlspruches, ja sogar einer eigenen Turnersprache, zum Ausdruck kam, ist dabei als Vorstufe staatlicher Einheit zu sehen, die das einzelne Mitglied im Dienste des Ganzen beanspruchte. In ihr kam das Streben nach Gemeinschaftlichkeit, Gleichheit und vaterländischer Gesinnung zum Ausdruck. Es waren dies die Wünsche und Sehnsüchte vieler Menschen am Beginn des 19. Jahrhunderts, die in den Idealen der deutschen Turnbewegung zum Ausdruck kam, und die schließlich mit ihr ein Ventil im gemeinsamen Kampf um die Freiheit von der napoleonischen Herrschaft fand, eine Bewegung, die nicht allein auf einige deutsche Teilstaaten beschränkt war, sondern die durchaus europäische Züge hatte, wie sich etwa in der Völkerschlacht von Leipzig zeigen sollte.

Der freisinnig-liberale und gleichzeitig nationale Charakter der deutschen Turn­bewegung sollte in der Zeit nach 1815 sehr bald in den Strudel des Restaurationszeitalters kommen. Den auf den Erhalt ihrer traditionellen Herrschaft erpichten deutschen Territorialfürsten, an ihrer Spitze der Österreicher Metternich, waren Bewegungen wie die der deutschen Burschenschaft mehr als suspekt, so daß im Jahre 1819 das Verbot der deutschen Turnbewegung im Zuge der sogenannten Karlsbader Beschlüsse folgte. In der nachfolgenden Zeit des Biedermeier war das Turnen gleichbedeutend mit einer subversiven und somit kriminellen politischen Betätigung, bis im Jahre 1842 die Turnsperre in Preußen aufgehoben wurde. Sehr schnell verbreitete sich das Turnen in Schulen, Vereinen und insbesondere den Burschenschaften, wobei erneut der Aspekt einer gemeinschaftsorientierten Bindung in den Vordergrund rückte. Ihrem Streben nach Schaffung eines einheitlichen deutschen Nationalstaates getreu begann sich die deutsche Turnbewegung über die Grenzen der deutschen Teilstaaten hinweg „gesamtdeutsch“ zu organisieren. Bindeglied zwischen den einzelnen Landesverbänden wurde vom Jahre 1856 die „Deutsche Turnzeitung“ als überregionales Organ der deutschen Turnbewegung. Das Jahr 1860 sollte in diesem Zusammenhang einen ersten Höhepunkt dar­stellen. Erstmals fand ein deutsches Turnfest im bayrischen Coburg statt.

Es ist als wahrscheinlich anzusehen, daß dieses große turnerische Ereignis, das in der liberalen Presse jener Jahre als großartiges Gemeinschaftserlebnis gefeiert wurde, die ein Jahr später erfolgte Gründung des Männerturnvereins zu Bramstedt nachhaltig motivierte. Wenn wir den Vereinsunterlagen leider keine Informationen über die Motive der damaligen Gründungsmitglieder Voigt, Lütje, Schulz, Höpke und Rumpf entnehmen können, so ist der Zusammenhang durchaus rekonstruierbar. Ein der Bramstedter Türnerschaft gewidmeter Zeitungsartikel vom 1.7.1929 führt u.a. aus, daß die Gründung der Bramstedter Turnerschaft unter Mitwirkung von Turnern des im Jahre 1859 gegründeten Männerturnvereins Neumünster erfolgt sei. Was liegt näher als die Verbindung der drei genannten Daten zu einem Zusammenhang, das heißt, Turner aus der Nachbarstadt Neumünster, die ihre in Coburg zusätzlich entfachte Begeisterung auf die Gründung der Bramstedter Turnerschaft übertragen.

Allerdings hatte das organisierte Turnen in Schleswig-Holstein einen anderen Stellenwert als etwa in Preußen. Obgleich als Pflegestätte des nationalen Gedankengutes vor 1848 anzusehen, wurden die Turnvereine in den Herzogtümern Schleswig und Holstein insbesondere in der Zeit nach 1867, dem Jahr also, als die „up ewig ungedeelten“ sich plötzlich zwangsweise als Preußen wiederfanden, als Stätten preußischen Drills betrachtet und als Symbol des ungeliebten Staates weitgehend abgelehnt. Dieser Umstand ist auch auf das plötzliche Einschlafen der Vereinstätigkeit nach 1868 anzuwenden. Ein in dem bereits angesprochenen Zeitungsartikel vorgetragener Erklärungsversuch, der den Deutsch-Französischen Krieg von 1870 für das Einschlafen der Vereinstätigkeit verantwortlich macht, erscheint bei genauerer Betrachtung als unzutreffend.

Das im Jahr 1884 zu verzeichnende Wiederaufleben des Vereins kann wiederum im Zusammenhang mit Veränderungen im politischen Bereich — regional wie überregional — gesehen werden. Allgemeinpolitisch hatten sich die Vorbehalte nach der deutschen Reichsgründung grundlegend verändert. Politisch-ideologisch motivierte Verhalten gegen dem Turnen als Symbol preußischen Drills wurden als Folge eines für die Zeit nach der Reichsgründung charakteristischen euphorischen Fortschrittsdenken und einem sich auch in Schleswig-Holstein langsam verfestigenden Nationalbewußtseins nicht nur aufgegeben, sondern sollten insbesondere in der wilhelminischen Ära eine ausgesprochen positive Umdeutung erfahren.

Auch im Zusammenhang mit der Ortsgeschichte zeichneten sich von Beginn der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts Veränderungen ab. Das Gründungsjahr der Bramstedter Turnerschaft, genauer des „Männerturnvereins zu Bramstedt“, fällt in eine für den Flecken Bramstedt außerordentlich schwierige Zeit, machen sich doch überall im Orte die Folgen der im Jahre 1840 erfolgten Weigerung, die Trasse der Altonaer-Kieler Eisenbahn über Bramstedter Gebiet verlaufen zu lassen, bemerkbar. Auf eine kurze Phase außerordentlicher wirtschaftlicher Prosperität nach Eröffnung der Kunststraße Altona-Kiel folgte nunmehr als Konsequenz einer zunehmenden Verkehrsverlagerung zu Gunsten der Eisenbahn eine Phase des wirtschaftlichen Niedergangs, der um das Jahr 1860 alle Bereiche des örtlichen Lebens erfaßt hatte. Diese schwere Zeit sollte erst mit dem Amtsantritt einer der profiliertesten Bürgermeisterpersönlichkeiten der Bramstedter Geschichte, Gottlieb Freudenthal, im Jahre 1878 ein langsames Ende finden. Vor dem Hintergrund dieser schwierigen Verhältnisse mußte der Männerturnverein zu Bramstedt praktisch ohne materielle Unterstützung durch den Flecken aus­kommen, hinzu kommt die insgesamt ungünstige wirtschaftliche Lage des größten Teils der Einwohnerschaft und schließlich eine zunehmende Außenseiterrolle, die der Verein als Folge der politischen Großwetterlage hinzunehmen hatte.

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Erst 1884 bekam der neugegründete Verein in Gottlieb Freudenthal einen engagierten Fürsprecher, der seine Person und sein Amt immer wieder für den neugegründeten Verein in die Waagschale warf. Dabei reagierte er durch seinen spontanen Einsatz für die Belange der Turnerschaft in angemessener Form auf die sich wandelnden Lebensbedingungen im Orte: ein in der zweiten Jahrhunderthälfte deutlich werdender Wandel der Erwerbsstruktur weg von der landschaftlich-gewerblichen Doppelexistenz zu einer landwirtschaftlichen oder gewerblichen Einzelexistenz führte nicht nur zu einem Mehr an Freizeit, sondern auch zu einem verstärkten Bedürfnis körperlicher Betätigung.

Hinzu kommt der gemeinschaftsfördernde Charakter, insbesondere des gemeinschaftlichen Turnens, der, wenn erst einmal genügend Bürger des Ortes als Mitglieder gewonnen waren, zu einem stärkeren Zusammenhalt der Bewohner untereinander und mithin zu einer stärkeren Bindung des einzelnen an seine Stadtgemeinde (Fleckensgemeinde) führt. Freudenthal hatte hier sehr wohl den integrierenden Charakter des Turnens erkannt und wußte ihn zum Wohle des Ortes zu nutzen, mußte er doch neben den schon genannten wirtschaftlichen Schwierigkeiten auch einer zunehmenden Abwanderungsbewegung, insbesondere junger Menschen, begegnen.

Dennoch war es ein weiter Weg, bis die Bramstedter Turnerschaft beispielsweise den bereits im Jahre 1890 beschlossenen Bau einer Turnhalle verwirklichen konnte. Es war ein langer und mühevoller Weg, den die Bramstedter Turnerschaft durch Höhen und Tiefen der örtlichen und überörtlichen Entwicklung zurückzulegen hatte. Nur langsam, aber stetig, stieg die Mitgliederzahl. Aus den Anfangsjahren sind zwar keine genauen Zahlen (außer einem guten Dutzend) überliefert, aber bereits im Jahr 1904, dem ersten dokumentierten Jahr, sind es 109, 1908 = 135.

Das Jahr 1908 ist — neben der Fertigstellung und Einweihung der Turnhalle am Bahnhof — insofern von Bedeutung, daß in diesem Jahr erstmals Frauen aufgenommen wurden — angesichts der gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse jener Jahre ein Zeichen ausgesprochen liberalen und fortschrittlichen Denkens. In ihrer liberalen Vereinspraxis frei von politischer Parteinahme (das übergeordnete Ziel einer Reichsgründung war ja erfüllt) wurde die Bramstedter Turnerschaft gleichwohl immer wieder in den Strudel politischer Auseinandersetzungen der folgenden Jahre hineingezogen. Insbesondere der ausgeprägte Gemeinschafts- und Gemeinsinn und der angesprochene integrierende Charakter des Vereins ließen ihn vielfach für die Verwirklichung politischer Ziele interessant erscheinen und setzten ihn häufiger einer ungewohnten Einflußnahme von außen aus. Nur so ist es zu verstehen, daß sich Überlegungen hinsichtlich der Gründung einer allgemeinen und bewaffneten Bürgerwehr in der Zeit nach dem Ende des 1. Weltkrieges zunächst ausschließlich auf die Mitglieder der Turnerschaft bezogen. Nur so ist es zu erklären, daß die Nationalsozialisten, in dem Fall von Brokstedt aus gesteuert, ihren Einfluß zunächst in Vereinen wie der Turnerschaft oder auch der Feuerwehr geltend zu machen versuchten.

Die Bramstedter Turnerschaft hat solchen Anfechtungen nach Kräften getrotzt. Im steten Festhalten an den Vereinszielen, der Pflege des „Deutschen Turnens“, oder wie es in einer neueren Ausgabe der Vereinssatzung heißt, die „Turn- und Sportarten, die körperliche und sportliche Betätigung und die charakterliche Entwicklung seiner Mit­glieder zu fördern“ — und dies ist im Grunde ja nur eine nähere Erläuterung dessen, was ursprünglich mit dem Begriff des „Deutschen Turnens“ gemeint war — konnte der Verein sich über zwei Weltkriege hinweg, durch die Wirren der Weimarer Zeit und die Anfechtungen durch den Nationalsozialismus, Untergang und Neubeginn hindurch eine über kurzlebigen Alltagsereignissen stehende integrierte Position im Gemeinwesen unserer Stadt schaffen. Gerade hierin liegt die eminent politische Bedeutung der Bramstedter Turnerschaft nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart und Zukunft.

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Schadendorf: Flurkarten von 1879 ff

Flurkarten von 1879 ff

Ein echter Schatz: Im Stadtarchiv lagert ein vollständiger Satz Flurkarten, die 1879 angelegt und bis ca. 1930 fortgeführt wurden. Diese habe ich vor einigen Jahren kopiert und die Kopien koloriert, um die Bebauung wie auf den Originalen hervorzuheben. Die Flurkarten lassen es zu, manch altes Foto einzuordnen, dessen Perspektive und Gebäude man heute kaum nachvollziehen kann.
Die Dateien sind relativ groß belassen, um möglichst viele Details erkennen zu können.

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oben – Flur 01: Rosenstraße (Hinter den Höfen) und Unter der Lieth – Die Hinterbebauung zum Maienbeeck entwickelte sich zur eigenen Straße und Unter der Lieth kam als durchgehende Straßen in den 1920-1940er hinzu.

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oben – Flur 02: Bob’n de Lieth, Raaberg, Schlüßkamp -mit dem Bahnanschluß, erweiterte sich Bramstedts Bebauung am Landweg nach Osten (gut zu erkennen, die durchgehend rotgezeichneten Gebäude sind Altbestand 1879, die mit hellerem Rot und dunkler Umrandung sind später eingezeichnet). Rechts erkennt man den Bogen für die Fortführung der Bahn nach Norden (1916)

db_Flurkarten_031oben – Flur 03: nördlich Bimöhler Straße – eindrucksvoll erkennt man hier die in die alte Flur eingezeichnete neue Bahntrasse der AKN. Und genau sieht man, wo früher der Weg von Großenaspe kam und auf die Bimöhler Straße traf. Hier hieß die Flur „Kapellenhof“. Ebenfalls zu erkennen, wie die Bimöhler Straße ursprünglich verlief.


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oben – Flur 04: Abarg, Roddenmoor


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oben – Flur 05: Karkenmoor, Moorstücken

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oben – Flur 06: südlich Bimöhler Straße, Altes Kurhaus – In der Mitte die Gebäude des Kurhauses des Matthias Heesch. Der Durchstich der Au bei der Bollbrügge mußte übrigens wieder zugeschüttet werden, nachdem Anlieger gegen des Bürgermeisters Vorgehen protestiert hatten („diese Au ist keine Au“, schrieb einer von Ihnen); man sieht dieses Zuschütten noch heute als feuchte Niederung.

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oben – Flur 07: Blang’nde Osterau, Holm – schön erkennt man den ursprünglichen meandernden Verlauf der Osterau und die Begradigungsmaßnahmen. – Auch steht hier der Name Bramaue.

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oben – Flur 08: nördlich Segeberger Straße bis Reepen – links die Bahntrasse der AKN und ein erstes „neueres“ Haus in der Segeberger Straße, auf der „Vogelstange“, einer Flur, die auf den alten Schießplatz der Vogelschützengilde am Butendoor hinweist.

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oben – Flur 09: Klashorn, Schaapbrook – Horn ist eine Landzunge, die in andere Umgebung hineinragt (Moore?), Schaapbrook, der Bruch an/auf dem die Schafe weiden.

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oben – Flur 10: Klashorn – Horn ist eine Landzunge, die in andere Umgebung hineinragt (Moore?), wie z.B. auch im Namen Elmshorn zu erkennen.

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oben – Flur 11: Klasberg und Hohes Moor – der Klasberg ist zwar heute von der Autobahn zerschnitten, aber immer noch als solcher zu erkennen. Oben verläuft quer die heutige B 206 auf Höhe der Anschlußstelle der BAB 7

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oben – Flur 12: Schinner Moor, Achtern Hamviehbarg. Dewsbeek, Wahrensberg – Schinder Moor ist dem Schinder = Abdecker zuzuschreiben. Wahrensberg siehe bei Flur 14

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oben – Flur 13: Hamviehbarg (Hamwinsel) – Lange Jahre war der Name Hamwinsel mit Halfinsel im Munde der Bramstedter. Richtig ist Ham = Wald und Winsel = Furt (durch eine Auniederung).

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oben – Flur 14: Wittrehm, Im See, Cludmoor, Wahrensberg – Die Herkunft des Namens im See ist nicht geklärt, läßt aber auf einen eben solchen schließen. Wahrensberg ist wohl der Wodansberg und damit eine heidnische Kultstätte; es gibt auch die Deutung von „Wahren“ = bewachen; also Wachberg.

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oben – Flur 15: Stadtwald, Wittrehm  – Links in diesem Areal entstand 1931 die Rheumaklinik, rechts die Straßen Am Wittrehm und Otto-Liebing-Weg

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oben – Flur 16: südlich Segeberger Straße, Assbrook – links ein paar Häuser anm der Segeberger Straße, sonst nur Straße, Wege, Weiden und Autal

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oben – Flur 17: Altonaer Straße, Hudautal, Strietkamp – Die Altonaer Chaussee ist wie ein Strich durch die Flur gezogen. Entlang dieser neuen Straße entstehen schnell Häuser (gut zu erkennen, die durchgehend rotgezeichneten sind Altbestand 1879, die mit hellerem Rot und dunkler Umrandung sind später eingezeichnet).

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oben – Flur 18: Butendoor – Sichtbar ist, wie sich die Bebauung langsam entlang dieser Ausfallstraße entwickelt. Bauern, Kaufleute, Handwerker, die am Bleeck keinen Platz mehr fanden, liessen sich hier nieder.

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oben – Flur 19: Bleeck Westseite, Achtern Bleeck, Südseite, Butendoor  – der südliche Bleeck, bevor die Reichsstraße (B4) verlegt wurde und dafür das Hotel Stadt Hambburg weichen mußte. Der „Kaffeegraben“ durchzieht als offenes Gewässer die Fläche. Am Butendoor stand in alten Zeiten an der Stelle der Querung das „Hohe Tor“, und davor hieß es eben buten Door.

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oben – Flur 20: Bleeck Ostseite, Mühlenstraße – Links der große Lagerschuppen der Wassermühle, rechts am Bach der Bauernhof Siems – beides verschwunden. Die Häuser rechts am Bleeck sind 1943 fast alle zerstört worden.

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oben – Flur 21: Landweg südliche Bebauung, Schlüskamp, Kirchenbleeck östlich – ganz unten links, das Geburtshaus Johanna Mestorffs, rechts daneben die Paustiansche Wassermühle. Schumanns Villa (später Krankenhaus) in Mitten eines großen Gartens. Vom Landweg geht noch ein Verbindungsweg zum Raamakerstieg, der später aufgehoben wurde. Die Gebäude am Beginn des Weges sind allesamt verschwunden. Im weiteren Verlauf sind mehrere kleine Häuser verschwunden (so z.B. zwischen Landweg 14 und 16)

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oben – Flur 22: Kirchenbleeck westlicher Teil, Bleeck nördlicher Teil – die zwei Gebäude mit drei Nebengebäuden im Norden verschwanden in den 1970er Jahren zu Gunsten des Neubaues („coopmarkt“, heute Rossmann). Im Süden sieht man neben dem Rolandseck noch ein große Haus stehen (Hof Rathjens), der 1913 abgerissen wurde; die Baulücke ist bis heute geblieben.

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oben – Flur 23: Maienbeeck, nördliche Bebauung – die beiden Gebäude ganz rechts unten (Möllers Zigarrengeschäft und Wesselmanns Gasthaus „Südpol“) verschwanden in den 30er Jahren des 20.Jh. zu Gunsten des Ausbaues der Straßen.

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oben – Flur 24: Landweg, nördliche Bebauung – das Gebäude ganz links an der (Miegen-)Twiete war Steckmests Gasthaus, das in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts dem Ausbau der Bundesstraße weichen musste. Südlich der Straße sind noch eine Platzausweitungen zu erkennen, die mit späterer Bebauung verschwanden.

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oben – Flur 25: südlich Maienbeeck, Bramautal

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oben – Flur 04 Hoffeld: Maienbeeck hinterer Teil, Dahlkamp, Herrenholz – diese Karte gehört zur Gemarkung Hoffeld, die das ehemalige Gutsgelände bezeichnet. So gehörte auch der hintere Maienbeeck (früher „Klingbarg“) zum Gutsgelände.

 

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Kühl / Schadendorf: Aus den ersten Kirchenbüchern – Geschichte Bramstedts

Die Bad Bramstedter Kirchenbücher sind vielfach von den Chronisten des Ortes genutzt worden. August Kühl setzte sich hin und schrieb seitenweise (in Stenographie) daraus ab und sein Sohn Christian Kühl brachte es 1910 in Lateinische Schrift und später er oder seine Mutter in Maschinenschrift für den Zeitraum 1554 – ca. 1800.
Diese Aufzeichungen gebe ich hier ungekürzt wieder, auch wenn das eine oder andere an anderer Stelle auf dieser Homepage auftaucht.
Anmerkungen (2016) zu der ins Internet gestellten Version sind in [] Klammern gesetzt. Übertragungsfehler von A. Kühl aus den Kirchenbücher in Stenografie bzw. von A. Kühls Stenografie auf Chr. Kühl Hand-/Maschinenschrift sind nicht geprüft worden. Die Symbole für Mark, Schilling, Pfenning in Kühls Abschrift sind ersetzt durch Kürzel Mk., Sch., Pfg.

Abschrift: Auszug aus denen vorhandenen alten und neuen Kirchenbüchern, enthaltend verschiedene, insonderheit Kirche-Sachen betreffende Nachrichten, gesamlet im Jahr 1756.

Die ersten Nachrichten, so man in  den Ältesten Kirchenbuche findet, fangen an, gleich nach der hier in Holstein angenommenen Reformation Luthers, von Anno 1554 [Reformation in Schl.-Holst.]. Es wird daselbst zuerst der Kirchen-Geschwornen gedacht, und nimmt auch schon zu dieser Zeit das Messen des Kirchenroggens und Erlegung der Kirchen-Grund-Heuer an Gelde seinen Anfang. Da denn solches herrührt teils von liegenden Gründen, so der Kirche ehemals zugehört, und Kirchen-Sade genannt wird, theils von ausgelehnten Capitalien, wovon das meiste schon damals auf solche Weise eingethan worden, daß es nicht wieder zu lösen, welches denn ausdrücklich dabey  angemerkt. Die Kirche wird bey dieser Gelegenheit genannt Maria Magdalena.

Anno 1568 sind Kirch-Juraten gewesen: Diedrich Röhlfink in Bramstedt, Hans Schacken in Wiemersdorf, jung Hinrich Kruse in Barl, Jasper Martens in Armstedt. Von denen auf einander folgenden Predigern findet sich hiernach ein besonderes Verzeichniß.

Anno 1569 den 12. Mai ist die erste Kirchen-Rechnung gehalten, und nur eigentlich untersucht worden, was die Kirche vor Einkünfte habe, durch den Herrn Probsten Johannes Vorstius und den Schreiber des Herrn Statthalters, Fritz Ponen unterschrieben. Es ist unter andern bei dieser Untersuchung in der Garve-Kammer in einem verschlossenen Eisen gefunden worden: eine silberne Monstranz , zwey vergoldete Kelche mit einem Potten, eine silberne Puhsche und silberne Löffel, noch zum Gebrauch bey den Kranken: ein kleiner silberner Kelch und ein zinnern Pott.

Anno 1570 den 25. April ist die andre Kirchen-Rechnung gehalten in Beysijn des damaligen Probsten, Herrn Johannes Vorstius. Die Kirche hat derzeit einzunehmen gehabt: 8 Drömt 21 Himpen Roggen (ein Drömt 12 Scheffel, ein Scheffel 2 Himpen). Der Scheffel Roggen ist verkauft vor 12 Sch. und ist· die Einnahme in dem Jahre gewesen 179 Mk. 14 Sch. 6 Pfg.. Mit Aufnahme der Rechnung ist von der Zeit an alle Jahr continuiret.

Anno 1573 den 29. Mai auf eine recht solenne [feierlich, festlich] Weise Kirchen-Rechnung gehalten. Es sind damals zu dem Ende gegenwärtig gewesen: der Herr Probst Johannes Vorstius, Herr Nicolaus Winterberg, Pastor zu Hilligensteden, Magister Isaac, Pastor zu Bramstedt, Herren Paul Kaisers und Detlev Wolters, Bediente des Herrn Statthalters Hinrich Ranzau, der Herr Kirchspielvogt Jürgen Vagt, die alten und neuen Kirchen-Geschwornen, und noch acht deputirte Männer aus der Gemeinde. In diesem Jahr ist der Scheffel Roggen verkauft vor ein Gulden. Auch ist das MaI eine Orgel zum Gebrauch in der Kirche verfertigt, kostet an Lohn und Zehrung 147 Mk. 1 Sch. 4 Pfg..

Anno 1577. Da die Kirche neu gedeckt, ist zu Bestreitung der Kosten die silberne Monstranz verkauft worden, und hat dieselbe gewogen 58 Loth [1 Loth = ½ Unze = ca. 14-18 Gramm], das Loth vor 14 Sch.

Anno 1578 sind zwey von den Glocken umgegossen, kosten 365 Mk. 4 Sch..

Anno 1589 ist die Küsterey neu gebaut, und kostet das ganze Gebäude mit Einkauf des Holzes, Bau und Sager-Lohn, und allem andern 285 Mk. 10 Sch.

Anno 1592 Michaelis [29. September] ist aus der Kirche folgendes gestohlen, so in der Kirchen-Kiste ist verschlossen gewesen, an Gelde: 87 Mk. 3 Sch., noch 75 Mk. 6 Sch. samt einem Kelch und einem silbernen Löffel, und ist an Gelde nur 4 Mk. in der Kiste geblieben.

Anno 1595 wiederum eine Glocke gegossen, wovon die Rechnung sich erstreckt auf 555 Mk. 2 Sch. 9 Pfg..

Der Herr Statthalter Hinrich Ranzau befiehlt, zum Gedächtnis ins Kirchenbuch zu setzen, daß Gerdt Steding sich weigert, der Kirche Zulage zu thun.

Anno 1598 hat der Herr Probst Johannes Vorstius zum letzten MaI die Kirchen-Rechnung  unterschrieben, sein Nachfolger ist gewesen Herr Matthias Klodius.

Anno 1606 den 16. September nach geendigter Kirchen-Rechnung verehrt Martin Mertens aus freiem Willen der Kirche 100 Mk., welche gleich nach seinem Tode die Kirchjuraten sollen in Empfang nehmen.

Anno 1616 Hans Mertens der Kirche verehrt 50 Mk. und den Armen zu Segeberg 30 Mk..

Anno 1626 hat der gewesene Kirchspiel-Vogt Herr Kaspar Vagt durch seyne hinterlassene Witwe Magdalena Vagts für seine Grabstätte der Kirche verehrt 100 Mk..

Anno 1634 hat die Kirche zu Bramstedt an ausstehenden Capitalien gehabt in allem 3159 Mk. r.B.

Anno 1635 ist eine Haupt-Reparation bey der Kirche geschehen, und ein neuer Turm aufgeführt worden, daher sich die Ausgaben in diesem Jahr belaufen auf 5605 Mk. 8 Sch.. Sonst ist auch auf Herrn Kaspar von Buchwalden, Rittern, Königlichen Landrath und Amtmann zu Segeberg, zu Pronstorf erbgesessen, nebst dem Herrn Probsten Vitus Barbarossa, die Kirchen-Rechnung durch den Amtsschreiber Herrn Matthias von Langen. Das Recht der Kirchen Fändung wird von dem Amtmann 1636 confirmirt, wenn das Pfand binnen 6 Wochen nicht eingelöset wird, soll es an den höchstbietenden verkauft werden.

Anno 1643, 44 und 45 haben wegen der schwedischen Bedrängniß und Kriegs-Trubeln die Kirchen-Rechnungen nicht abgelegt werden können.

Anno 1647 am Sonntage Jubilate [12. Mai 1647] ist durch Gottes Gewitter großer Schaden  am Kirchturm geschehen, zu dessen Reparation von den Hufnern zugelegt 1 Rtr, von den Kätnern 1/2 Rtr, und von den Insten 12 Sch..

Anno 1648 ist den Montag nach Estomihi [(14.) 24. Februar 1648] in der Nacht um 11 Uhr ein großes Erdbeben entstanden und Sturmwind, wodurch der Kirchturm heruntergeschlagen und die Kirche großen Schaden erlitten. daß 6 neue Balken samt dem Sperwerk wieder haben hineingebracht werden müssen. Damals ist von dem Herrn Amtmann Buchwaldt verordnet, daß zu der ersten Zulage jede Feuerstätte ohne Unterschied 2 Rtr geben sollte, hernach aber nach advenant [geschehend], die Hufner den ganzen, die Kätner den halben und die Insten den vierten Teil. Diese Reparation des Thurms, von dem entstandenen Erdbeben, hat gekostet 1287 Mk. 5 Sch. 6 Pfg..

Anno 1653.Die Hauerleute bey Ablieferung des Roggens mit den Kirchjuraten verzehrt 37 Mk., noch vor Angelegenheit Feuer und Licht 2 Mk., dem Volke Trinkgeld 8 Sch. zusammen 39 Mk. 8 Sch..

Anno 1671 sind die Kirchjuraten mit den Bauersleuten einig geworden, daß die bisher bey Lieferung des Roggens gewöhnliche Mahlzeit abgeschafft, und ihnen dagegen vor jeden Himpen 9 Pfg. zurückgegeben werden sollten. Den Kirchjuraten ist nachher von dem Herrn Kirchen-Visitatoren vor ihre Mühe jährlich 4 Rtr zugestanden worden.

Einige Observata des Herrn Pastoris Galenbecii.

Anno 1627 in der Ernte ist des römischen Kaisers Kriegsmacht über die Elbe gangen in Holstein und darin verblieben bis 1629, um Johannis [24. Juni].

Anno 1628 ist das Flecken Bramstedt den 3. Tag in Ostern [15./16.? April] angesteckt und in Feuer aufgegangen alles, was zwischen den 3 gestanden, von dem Hogen Thor über die Hudau und Mühlenstrom, in gleichen die Mühle, des Pastoren Haus und die 2, so dabey stehen.

Anno 1643 am 2. Advent [6. Dezember 1643] sind die Schweden unvermutlich in Holstein eingefallen, das Land hart gepresset bis 1645 um Michaelis [29. September], und nach erlangtem Frieden verlassen.

Anno 1644 ist das Kirchspiel Kaltenkirchen von ihnen abgebrannt in den heiligen Ostertagen.

Anno 1645 ist es wieder Friede geworden, worauf die Schweden das Land quittirt haben.

Anno 1654 den 7.April, ist der Roland wieder aufgerichtet, so die Kaiserlichen Jungen in Anno 1628 abgebrannt. Dieser Roland ist anno 1693, nachdem er ganz vermodert, umgeweht, und ein steinerner den 22. September an dessen Statt aufgerichtet worden. Es steht darauf im Oktober, allein, die Richtung, die man sobald nicht hätte vermuthet, ist im September geschehen.

Observata Quedam [Beobachtungen], circa annos 1657-60.

Die dreijährige Kriegszeit. Herr Pastor Detlev Galenbec.

Anno 1657 um die Roggen-Ernte, und zwar da der Roggen eben eingebracht gewesen, ist der König von Schweden Karl Gustav mit seinem damals unansehnlichen Kriegsheer aus Polen in Holstein kommen, von dannen er weiter in Jütland gezogen, und, nachdem er die Festung Friedrichsoer mit Sturm eingenommen, hat er dieselbe besetzt. Ist endlich durch Zulassung Gottes um Lichtmessen [2. Februar] aus in Anno 1658 über das Eis in Fünen, Seeland, Laaland, Falster usw. gangen, da dann Ihro königliche Majestät zu Dänemark Friede machen und den Schweden Schonen, Blekingen und andre herrliche Örter abtreten müssen. So ist auch die schöne Stadt Itzehoe, darum, daß sie sich zur Gegenwehr gesetzt, von Könige der Schweden mit allen Kirchen und dem Kloster in die Asche gelegt worden, ebenda als das schwedische Kriegsheer ins Land gekommen, am 7. und in folgenden Tagen des August-Monats [7. August 1658], nach welcher Einäscherung Rex Sueciae nach Kiel ins Haupt-Quartier gezogen.

Anno 1658 im Winter hat der König von Schweden den mit dem Könige von Dänemark gemachten Frieden wieder gebrochen, und hat de novo [von Neuem] denselben zu Wasser und zu Lande zu bekriegen, um den Herbst angefangen, der aber, in Ansehung er ihnen, den Schweden nicht können widerstehen, Holland, den Kaiser, Brandenburger, und den König von Polen Hülfe angerufen, die auch in großer Macht ihm zu Hülfe kommen, und ist ein erschreckliches Kriegsheer von so vielen Alliierten ein ganz Jahr in Dänemark und Holstein gewesen, daß das Land jämmerlich verzehrt, wie leichter zu gedenken als zu beschreiben.
Als man aber den Schweden zu Lande nicht weiter als in Jütland beikommen können, und das Land die Einquartierung unmöglich lange tragen konnte, als sind neun Regimenter von den Alliierten, als ein polnisches, vier Kaiserliche und vier Brandenburgische geblieben, mit den andern ist der Kurfürst von Brandenburg in Pommern gerückt, und haben daselbst einige der schwedischen Festungen belagert, da dann beim Ausmarschieren die Kur-Brandenburgische Armade durch Bramstedt gangen und im Kirchspiel und Flecken verquartieret worden, zwar so ist der Kurfürst in eigner Person den 29. August 1659 kommen und ist auf dem Hofe logiert worden, von dannen er den 30. wieder aufgebrochen. Die kaiserlichen. Völker aber sind von Neumünster nach Segeberg und so weiter fortgegangen. Dem Kurfürsten sind die Polen auf den Fuß gefolgt, welche am 1. September in gedachtem 59. Jahre zu Bramstedt (allwo sie auch, da sie ins Land in anno 1658 um Michaelis kommen, unvermutlich pernoctiret [übernachtet], und den Leuten, die sie übereilt, viel Pferde weggeraubt) angelangt, und , bis auf den 4. ejusdem, war der 14. Sonntag p.Tr., stillgestanden, da sie dann übel, übel hausgehalten; die Orgel und das Uhrwerk in der Kirche sind von ihnen ruiniert, ja sie haben der Toten, die in der Kirche begraben gewesen, nicht geschont, sondern, vielleicht in Hoffnung, Schätze zu finden, deroselben etliche aufgegraben, und die Särge in Stücke zerhauen. So haben sie auch im Altar was vermauert gefunden, was es gewesen, kann man nicht wissen. Mit wenigem, sie sind in und mit  dem Gotteshause barbarisch umgesprungen. Gott wolle alle frommen Christen vor solchen Tyrannen bewahren. Nach verübter großer Bosheit sind sie von Bramstede, allda sie in den vierten Tag gelegen, an vor specificierten 14. Sonntag p.Tr. wieder aufgebrochen und aus dem Lande gezogen. Und ist zu wissen, daß dies polnische Kriegsheer vom General Czarnetzki kommandiert und geführt worden.

Anno 1659 im November haben die königlich dänemarkischen, unter Kommando der Herren Feldmarschallen Hans Schacken und Albrecht von Eberstein, mit Zuziehung der neun Regimenter Alliierten, die im Lande geblieben, zusamt der holländischen Flotte, welche de Ruyter kommandiert, auf die Insel Fünen einen Versuch getan, dieselbe auch am 14.,15. und 16. November glücklich durch Gottes Hülfe erobert, alle Schweden, die darauf lebendig blieben, haben sich müssen auf Gnade und Ungnade ergeben, und so sind unter die, welche obgesiegt, verteilt worden,.
Der Generalmajor Bötmer von den Schweden ist erschossen, der Pfalzgraf von Sulzbach und ein andrer General sind davon gekommen. – Nachdem die Insel Fünen wieder in des Königs von Dänemark Gewalt gekommen, als hat man das polnische Regiment, welches der Obrister Raskinsky, der auf Fünen geblieben, kommandiert, lassen wieder zu Hause gehen, und ist des Obristen Körper voran, und selbiger am heiligen Weihnachtstage durch Bramstede geführt worden: das Regiment aber ist am 8. Januar, war der erste Sonntag p. Epiph. in Anno 1660 gefolgt, und zu Bramstede angelangt, daselbst auch bis auf den Freitag, war der 13. Januar, belegen blieben, da es dann fort und gar aus dem Lande gegangen. Diese Tyrannen haben bei ihrem Ausmarsch mit den Bramstedtern den Rest geteilt, die annoch übrige, wenige Orgelpfeifen haben sie volligst verderbet, ja, hätten wohl gerne, wenn sie nur können, den garaus gemacht.  Sie sind weit und seit geritten, und hat, weil es gefroren gewesen, nichts in Büschen und Morasten, so wenig an den benachbarten als an diesen Örtern können vor Ihnen verborgen bleiben.

Post mortem Caroli Gustavi Regis Sueciae, anno 1660 im Mai ist zwischen den nordischen Königreichen der gewünschte Friede geschlossen, worauf die acht Regimenter der Alliierten ebenda, als man mit dem Nachmat oder Etgrün beschäftigt gewesen, fortgangen, und das Land völIigst quittiert haben, worauf denn das Kirchspiel und der Flecken mit dänischen Völkern wieder belegt worden. Von den Schweden ist erst zu Bramstede gelegen der Oberster Stolzenberg, dem ist gefolgt der Oberster von der Osten, haben die Leute hart gepresset. Von den Brandenburgischen ist erst zu Bramstede gelegen der Oberster Hille, dem sind gefolgt der Oberster über die Dragoner Elias von Kaniz, wie auch der Oberster Greve, dessen Reuter zu Wiemersdorf und Hardebek gelegen, welche auch dem Flecken und dem Kirchspiel und Großes  gekostet. Gott wolle den armen Leuten ihren Schaden mit reichem Segen wieder erstatten, so denn vor all solchen, und derselbigen gleichen pressuren sie gnädiglich behüten um Christo Jesu willen.

Anno 1658, als der Obrister Alexander von der Osten zu Bramstede gelegen, ist der Herr Pastor Henricus Galenbecius in die Kirche gangen, und hat den Armenkasten gebrochen gefunden, darinnen nicht mehr als 10 Mk. gewesen, die er den Kirchgeschwornen gegeben, welche selbige, als die Kiste fertig wieder gewesen, wieder hineingelegt haben.
Anno 1668 am 16. April, ist im Flecken Bramstedt, morgens zwischen 9 und 10 Uhr, eine große Feuersbrunst entstanden, darin sieben Wohnhäuser, als Jasper Wulfs, Hinrich Fölsters, Marten Schulten samt der Schmieden, Metta Hartmanns samt dem dem Stall, Johann Krützfelds, Johann Hardebecks, Bartelt Gieselers, aufgegangen, da dann der Wind Südwest gewesen, und bei Jasper Wulfen das Feuer ausgekommen.

Anno 1676 in der Marie Magdalenen Nacht [22. Juli] um ein Uhr ist  im Flecken eine Feuerbrunst entstanden, darinnen drei Häuser, als Bartelt Gieselers, Johann Hardecken und Gerdt Wulfs aufgegangen, in Gerdt Wulfs  Haus ist das Feuer ausgekommen.
Anno 1677 den 23. Juni ist zu Bramstede eine· große Feuerbrunst entstanden, darin acht Wohnhäuser, als Hans Schacken, olde Hans Wulfen Abschiedshaus, Jasper Wulfen, Hans Steckmessen, Rötger Lindemann, Marx Redern, die Küsterei, Hinrich Lindemanns, und zwei Ställe, als Klaus Blunk und Hinrich Lindemanns aufgegangen. Der Schade kam daher, daß aus einem Ammunitionswagen der Hessischen Auxiliarvölker Pulver auf die Gasse gestreuet, worauf das Wagenrad Feuer gebracht.

Anno 1692, den 30. Oktober, war Dom. 23. p .Tr., nachmittags um halb zwei Uhr, da die Leute eben aus der Kirche kommen, sind im Flecken abgebrannt Klaus Vossen und Arend Wulfen Wohnhäuser.

Anno 1694 den 20 Juli, Freitags vor Dom. 7. p. Tr. zwischen 1 und zwei Uhr, hat das Gewitter in den Turm zu  Stellau geschlagen, die Spitze darauf heruntergeworfen, und die Stange, darauf der Hahn gesteckt, so glatt zerstückt, als wäre sie mit einem Schermesser geschnitten. Drei Balken sind auch zerschmettert und hat der Turm ob eine Viertelstunde gebrannt, so aber durch Gottes Gnade wieder gelöschet.

Weil anno 1669 in der Nacht von Freitag auf den Sonnabend vor Dom. 14. p.Tr. [21. September 1669] ein gottloser Mensch in die Kirche gebrochen, sodaß er auf einer Totenbahre ins Fenster gestiegen und aus dem Armenkasten allen Vorrat (darinnen zum wenigsten achtzig Mark  gewesen) leider herausgenommen, als hat nachher bis Fastnacht gesammelte, nicht weit reichen können, sind also von denen auf Rente stehenden Armengeldern 36 Mk. aufgenommen, welche nebst dem wieder Gesammelten, am Donnerstage vor Estomihi 1670 [16. Februar 1670] unter die Armen ausgeteilt worden. Und ist zu merken, daß von jeher bis noch lange nach dieser Zeit nur einmal im Jahr, nämlich in der Woche vor Fastnacht, das gesammelte Geld aus den Armenkassen genommen und unter die Armen verteilt worden.

Anno 1641. Weil die Kirchgeschwornen nur viermal im ganzen Jahr mit dem Armenbeutel umgangen, damit aber zur heiligen Notdurft etwas möchte gesammlet werden, hat ein ehrwürdiges Consistorium mit Consens unseres hochgebietenden Herrn Amtmannes, Herrn Casper von Buchwaldt, Rittern, königlichen Landrat; Erbgessen auf Pronsdorf, für gut angesehen, daß der Organist zu Bramstede sollte alle Sonntage mit der Becke umgehen, dafür sollte ihm sein Gebühr gegeben werden, wenn Distributation solcher kolligierten  Armengelder geschehen. Und sind zu dieser gewesen der Kirchenvorsteher M.  Vetus Barbarossa, Praepositus, Henricus Galenbecius, Pastor, Johann Vogt,

Kirchspielsvogt, Christian Hamerich, Organiste, Johann Bartels in Bramstede, Tewes Hardebeck in Wiemersdorf, Hans Mohr von Harbeck, Marx Gripp von Borstel, Kirchgeschworne.

Anno 1598 ist, anstatt des in 1592 aus der Kirche weggestohlenen Kelches ein neuer Kelch in Hamburg gemacht worden, kostet mit der Verguldung zusammen 25 Rtr. und 1 ort.

Nachdem die Orgel fertig worden ist anstatt des gewesenen ersten Küsters Caspar Röhlfink ein Organist angenommen, und demselben zum Gottespfennig gegeben 1 Rtr. Die Kirchgeschwornen haben dabei verzehrt 3 Mk. und 7 Sch.

In diesem 1573. Jahre ist die Garfkammer repariert, und die Kirche 9 Fach übergedeckt, hat gekostet an Maurer-Arbeitslohn 28 Mk., an Dachpfannen 16 Mk.,  neue Mauersteine 5 Mk. 5 Sch.,  26 Tonnen Muschelkalk à Tonne 12 Sch. , 11 Tonnen Segeberger Kalk, die Tonne vor 18  Sch. .

Da der Besitzer des Vikarihauses [in der Handschrift: Vogteihauses]  Rötger Lindemann sich geweigert, sowohl die 9 Mk. Grundheuer als auch eine Kirchenzulage von 6 Mk. zu bezahlen, und die Kirchjuraten deswegen bei der Glückstädtischen Regierung  mit ihm Prozeß führen müssen, auch denselben gewonnen, so hat Rötger Lindemann 1652 die Grundheuer von 5 Jahren her, zusamt der Zulage von 6 Mk. als zusammen 51 Mk.  bezahlen müssen. Indessen hat doch dieser Prozeß der Kirche gekostet 450 Mk. Wie es nachher wegen der Kosten abgelaufen, das ist nicht aufgezeichnet.

Verzeichnis der Prediger, wie dieselben seit der Reformation Lutheri bei der Kirche zu Bramstedt auf einander gefolgt.

  1. Herr Johannes von der Lippen.
  2. Herr Hermannus Burtfelde, wie auf dessen Leichenstein zu ersehen, 36 Jahr. [legte im Jahr 1546den Betrag von 450 Mk. Am Hamburger Rentenmarkt an, hier S. 38] Bei dessen Leben drei Diaconi, als Friedericus N., so weggezogen und elendiglich vor Lübeck soll gestorben sein. Herr Johannes Wasmohr, so in dem Fastelabend bei Hinrich Orths Haus von Eggert Buld erschlagen, und der Täter zu Segeberg geköpfet; Magister Isaac von der Burg,
  3. Dieser [M. Isaac von der Burg] ist nach Harmen Burfteldten Tode Pastor geworden, und hat der Kirche von anno 1570 gedient bis 79, wie die Kirchenrechnungen ausweisen, und darnach in der Wilster-Marsch zu Brockdorf vor einen Pastoren gefodert .
  4. Anno 1580 ist M. Casparus Ludolfi 5 Jahre Pastor geworden und gewesen, darnach in Hamburg vocieret.
  5. Anno 1585 ist Herr Johannes Hamerich, gewesener Diaconus zu Segeberg, Pastor geworden, und hat gedient der Kirchen Bramstede bis 1622. [1626 Kantor in Rendsburg, wurde Rektor der Rendsburger Schule. • 1643 vorübergehend Rektor der Lateinschule zu Heide. +1656 Rendsburg]
  6. Anno 1622 ist Herr Henricus Galenbecius Pastor geworden, bis 1659, da er am Sonntage Exaudi [25. Mai 1659], nachdem er vorher seines Amtes gewaltet, abends um 6 Uhr sanft und selig von dieser Welt abgeschieden.
  7. Anno 1660 ist Herr Detlevus Galenbecius an seines seligen Herrn Vaters Stelle gekommen, am Freitage in der Osterwoche in Krempe ordiniert, und folgendes am Sonntag Mis. D. [11. April 1660] von dem hochehrwürdigen Herrn M. Johann Hudemann, damals Probsten und nachgehends Generalsuperintendenten, introduziert worden. Gestorben 1687, am Sonnabend Estomihi [9. Februar 1687], morgens um 7 Uhr.
  8. Sein Sohn, Herr Konrad· Galenbeck, welcher anno 1684 an der Kirche zu Bramstedt gedient als Pastor adjunctus, bei seines seligen Vaters Absterben aber völliger Pastor geworden, bis 1702.
  9. M. Daniel Hartnaccius, von anno 1702 bis 1707, [zahlreiche Schriften]
  10. Herr Johannes Petrus von Krichbaum, Darmstadio-Hassus , von 1707 bis 1725.
  11. Herr Johannes Joachimus Peper, Segeberg-Holsatus, ab anno 1725, officio pulsus 1729.
  12. Herr Magnus Crusius, Slesvicensus, bis 1733, darauf Pastor in Rendsburg.
  13. Herr Johann Georg Messarosch, Hungarus, [Freistadt an der Waag (Galgotzino, Ungarn)] von 1733 bis 1747 .
  14. Herr Detlev Chemni[t]z, vorher königlicher Legetations-Prediger in Spanien, wurde 1748 eingeführt. [ab 1. April 1773 Probst in Sonderburg +1780]

Weil zuerst die Schweden und darauf folgend die Polen die Orgel zu Bramstedt gar ruiniert, so haben die Kirchgeschwornen ein Positiv und Orgelwerk von der Glückstädter Stadtkirchen, ein Werk von Stimmen, 1667 gekauft, welches den ersten Advent-Sonntag selbigen Jahres zum ersten Mal geschlagen worden. Hierzu ist eine Anlage gemacht und eingehoben von jeder Feuerstätte 2 Mk. 8 Sch., deren sind damals 206 gewesen, tun 515 Mk. Vor das Positiv ist in Glückstadt, nur bezahlt worden 360 Mk. Es ist doch, bis es ganz fertig worden, mit allen Unkosten zu stehen gekommen auf 510 Mk..

Anno 1669: Weil die anno 1635 aufgeführte Turm- und Kirchmauer ganz baufällig worden, als  worinnen das hineingemauerte Holz  vergangen, dannenhero  das Mauerwerk gesunken, und beides, Kirche und Turm, in höchster Gefahr gestanden, so selbsten hat die unumgängliche Not erfordert, den Schaden zu bessern und mehreres Unheil zu verhüten. Haben also die Kirchgeschwornen es der Gemeinde kund getan, die dazu zum Bau sich resolvieret [entschlossen], auch den Kirchgeschwornen vier Gevollmächtigten, als Klaus Steckmest, Gerdt Wulf, beide aus dem Flecken, Titge Hardebeck aus Wiemersdorf Hinrich Titgen von Hitzhusen zugeordnet, und hat dieses Mal eine jede Feuerstätte an Zulagen bezahlen müssen 7 Mk. , machen von 206 Feuerstätten 1442 Mk.. Weil auch die Insten und Beiinsten die Glocken usw. der Zeit frei mit zu brauchen gehabt, haben die Insten zu dieser Zulage beigetragen ein jeder 3 Mk. und die Beiinsten 1 Mk. 8 Sch. . Diese Reparation des Turmes und der Kirche hat in allem gekostet 1387 Mk. 3 Sch..

Anno 1674 ist das Backhaus im Pastorathofe gebaut, kostet 140 Mk. 12 Sch.. In diesem Jahr ist auch die Kirchenlade gemacht, worin die Bücher liegen, kostet mit Schmidtarbeit und mit Anstreichen 5 Mk. 8 Sch..

 Anno 1677, da die Küsterei bei der großen Feuersbrunst, so durch einen Pulverwagen entstanden, mit eingeäschert worden, so ist dieselbe, in eben diesem Herbst wieder aufgebaut worden, kostet an bar ausgelegtem Geld 535 Mk. 11 Sch..

Weil anno 1678 am Freitag vor Palmarum [1. April 1678] in einem gar harten Sturm nachmittags der Meckler von dem Turm herunter und zusamt dem Hahn und Knopf auf die Kirche gefallen, und großen Schaden getan, welcher Schade wiederum gebessert werden müssen, so hat solche Reparation der Kirche gekostet 362 Mk. 7 Sch..

Anno 1683. Auf Erlaubung der Herren Kirchenvisitatoren, als des Herrn D. von Stöcken als Probsten, und Herrn Rat Reich sind zur Bezahlung des Turmbaues aus den Brunnen Geldern bezahlt 300 Mk..

Von 1678 bis 1688 hat sich jährlich die Kirchen Ausgabe höher belaufen als die Einnahme, daher die Kirche schuldig geblieben in Summe 1568 Mk., welche Schulden von denen dieser Kirchen bei dem Gesundbrunnen verliehenen Geldern genommen und selbige damit bezahlt sind. Hierzu nun gerechnet die 300 Mk., welche schon in anno 1683 von diesen Geldern zum Turmbau mit angewendet worden, so hat die hiesige Kirche allein von dem Gesundbrunnen profitiert 1868 Mk.. Nachdem diese Schulden bezahlt, sind von den übrigen Brunnengeldern, in anno 1688 zu 5 prozent auf Zinsen ausgetan 250 Mk..

Anno 1689 vor einige aus Kirchenholz gesagte Bretter, so ihrer Nässe halber zum Boden im Pastorathause nicht können gebraucht werden, sind gehoben 17 Mk. 8 Sch.. Von Hinrich Meinert in Hagen für einig zur Ungebühr gehauenes Kirchenholz, so bei seinem Erbe, empfangen 9 Mk..

Anno 1691 von Hinrich Meinert, Brüche [Strafgeld] für einig Kirchenholz, so er zur Ungebühr gehauen, 10 Mk. 8 Sch..

Da die Turmmauer an der Westerseite dermaßen baufällig worden, daß man alle Augenblick deren Einfall besorgen mußte, so ist in diesem Jahre dieselbe niedergebrochen und von Grund aus wieder neu aufgeführt worden, wozu jede Feuerstätte bezahlt 9 Mk.. Die Reparation dieser Mauer hat damals gekostet 2038 Mk. 3 Sch..

Anno 1686 vor das Begräbnis eines Leutnants von Cap. Koes Compagnie, der sich selbst unweit Bramstedt erschossen, als der in der Kirche begraben, 12 Mk., vor das Geläut bei dieser Beerdigung 3 Mk..

Anno 1688 vor das Begräbnis und Geläute bei Beerdigung des Herrn Auditors von dem Herrn Obersten Aderkaß 12 Mk..
Anno 1692 von dem Herrn Obersten von Aderkaß für das Geläute über sein Söhnlein, wie auch dessen Begräbnisstelle in der Kirche 9 Mk..

In dem Jahre 1688 der Beichtstuhl neu gebaut, kostet an Tischlerlohn 12 Mk.

Anno 1693 ist vor die Eröffnung des seligen Hinrich Möllers und dessen Erben zuständigen Begräbnis, als die Frau Majorin Cramersch den 31. Mai darin beigesetzt worden, gehoben 20 Mk.. Hierbei wird zur Nachricht der ganze Contract hergesezt, welcher dieses Begräbnisses wegen 1677 errichtet worden: „Kund und zu wissen sei hiermit männiglich, daß der Herr Major Johann Kramer für seinen seligen Herrn Schwiegervater, Herrn Hinrich Müller, gewesenen Proviant-, Ammunition- und Bau-Verwalter in Krempe, wie auch für sich selbst und seiner Frauen und Erben, eine ewige Erbbegräbnis von der Kirche zu Bramstede erkauft hat, an der Süderseite in gedachter Kirchen, nebst dem Altar bis an die Kirchenmauer, auf elf Fuß breit und acht Fuß lang, und soll der Herr Major und dessen Erben freie Macht, die erkaufte Begräbnis, auf vorbeschriebene Größe, mit Mauern aufzuziehen und mit einem Leichsteine zu belegen und ein Epitaphium in der Kirchen an einem bequemlichen Ort setzen zu lassen, um und vor 60 Reichsthaler an barem Gelde und eine silberne übergüldete Kanne, auf 40 Reichsthaler geschätzt, welche er der Kirchen zum ewigen Gedächtnis wegen seines seligen Herrn Schwiegervaters verehret, und ist den sämtlichen Kirchengeschwornen erwähntes Geld und die silberne Kanne zu selbsteigenen Händen vom Herrn Majoren überreichet und bezahlet und solches in dem Kirchenbuch verzeichnet worden. Wie [Maschinenschrift: Wogegen] sich die Kirchgeschwornen für sich und ihre Successoren verpfichtet, nimmer  zuzugeben, daß seIigen Herrn Müllers Erben noch sonst jemand den Leichenstein, über des seligen Hinrich Müllers Körper liegend, aufzunehmen oder daselbst einen andern zu begraben Macht haben, besondern bis zu ewigen Tagen solche Begräbnis uneröffnet bleiben soll. Das übrige von dem Platz, der 11 Fuß breit und 8 Fuß lang aber, unter dem Gestühle, mögen die Erben zu Nutze und zu gebrauchen haben, jedoch mit dem Bedinge, daß alle Mal bei deren Eröffnung der Kirchen ihr Gebühr dafür gegeben werde, wie zu Segeberg, Oldesloe und sonsten allerwärts gebräuchlich ist. Zu Urkund der Wahrheit und festen Haltung 1st dieses von dem Herrn Pastore und Juraten dieser Kirchen zu Bramstedt, eigenhändig unterschrieben, auch wegen Ihrer Königlichen Majestät unsers aller gnädigsten Königs und Herrn, als einzigen Patroni der Kirchen, von dem königlichen Herrn Regierungsrat und Amtsverwalter zu Steinburg und Segeberg, Herrn Nicolaus Brüggemann corroboriret [bestätigt] und bekräftigt.
So geschehen, Bramstede, den 20. Juli anno 1677.
N. Brüggemann, Detlevus Galenbecius, Past. Eccles. Bramst., Jörgen GIöye, Hinrich Lindemann, Claus Wischmann, Jasper rung.“

Anno 1694 für des hochseligen Herrn Obristen Otto Heinrich von Aderkaß in der Kirchen gekauften Erbbegräbnis sind gehoben 90 Mk., worauf desselben hinterbliebener hochadligen Frau Wittwen folgender Contract ausgehändigt: „Kund und zu wissen sei hiermit männiglich, daß des hochseligen Herrn Obristen Otto Heinrich von Aderkaß hinterbliebene Frau Wittwe, die wohlgeborne und hoch Tugend-begabte Frau Hypolepta Hedwig [Hippolyta Hedwig von Bardeleben, * 1663 +1701] für ihren hochseligen Eheherrn, sowohl auch ihr selbst, dero Kindern und andern Erben, unter dem Gehäge hiesiges Altars ein Erbbegräbnis vor 30 Reichsthaler soweit, als der darauf liegende Leichstein sich erstreckt, erkauft, wie auch die Zahlung dafür wirklich erfolgt. Wogegen sich die Kirchgeschwornen für sich und ihre Successoren verpflichten nimmer zuzugeben, solch Begräbnis zu ewigen Tagen zu eröffnen, es sei denn, daß die Eröffnung für jemanden der Erben dazu nötig sei, da solches gegen Erlegung der gewöhnlichen Kirchengebühren frei sein soll. Zu Urkund der Wahrheit und fester Haltung ist dieses von dem damaligen Pastoren zu Bramstede wie auch Juraten eigenhändig unterschrieben. So geschehen zu Bramstedt anno 1694, den 13.Mai.“

In dem 1695 Jahre am ersten Osterfeiertag ist von Tim und Tis Langhinrichs ein großer silbern vergoldeter Kelch aufs heilige Altar verehrt worden.

Anno 1698 vor des hochseligen Herrn Hans von Bähren Begräbnis sind gehoben 72 Mk.. Wegen dieses Begräbnis ist ein Conbtract zugegeben, in folgenden Terminis bestehend „Kund und zu wissend sei hiermit jeder männiglich, insonderheit denen, so daran gelegen, daß wir Endes benannte, als jetziger Zeit Administratores der Bramstedtischen Kirchengüter, nomine jetz gedachter Kirchen, eines beständig, ewig und unwiderruflichen Erbkaufs verkuatf haben, verkaufen hiermit nochmalen in bester, beständigtster Form und Weise rechtens an die hochwohlgeborne Charlotta Olgard Hedwig, geborner von Ahlefeldt, anjetzo verwittweter von Bähren, eine zwischen dem Altar und Beichtstuhl nebst den Stedingschen und Vagdischen Begräbnissen gelegenen anderen Begräbnis 9 Fuß lang und 5 Fuß breit, zur Beerdigung ihres seligen Eheherrn, des weiland auch hochwohlgebornen Herrn Hans von Bähren um und vor 24 Reichsthaler, welche Summa sie auch bereits bar bezahlt und entrichtet hat und wie vor hoch bemeldete Frau Käuferin und ihre Erben zugleich hiermit ebenfalls quittieren, als an dergestalt, daß besagte Begräbnis deroselben und ihren Erben zu ewigen Tagen soll erb- und eigentümlich zustehen, doch mit dem Vorbehalt, wenn selbige ausgenommen etwa bedürfender Reparation heute oder morgen, nachdem nun die hochselige Leiche von dem Herrn Hans von Bähren darin beigesetzt, auf einen andren, gebe Gott noch lange außen bleibenden Sterbefall sollen wieder öffnen wollen, der Kirchen die in solchem Kasu gewöhnliche Gerechtigkeit geschehe. Hingegen verpflichten wir uns, vor uns und unsre Successoren, im Namen jetziger unsrer hohen Kirchen-Visitatoren, als welche diesen Contract sämtlich consentiret, namentlich seines Excellenz des Geheimen Rats u.s.w. Andreae Pauli von Liliencron als jetziger Zeit Oberamtmann zu Segeberg, desgleichen sr. Magnifizenz des Herrn Justizrats Reimer Petri von Rheder, Vice Amtmann daselbst, sowohl auch seiner Hochehrwürdigen des Herrn Vice-Praepositus Petri Antoni Burchardi, daß die Kirche weder jetzt noch künftig einige Praetensionies, ex quo capite vel causa sie auch immer herrühren möchten, auf mehr ermeldete Begräbnis zu machen befugt sein, dasselbe auch von derselben unterdiret und außer geheiß und Vorwissen der Frau Käuferin und ihrer Erben zu ewigen Zeiten uneröffnet bleiben sollen.  Alles sonder List und Gefährde [?]. Wie wir denn auch zu mehrerer Sicherheit diesen Contract nicht nur mit eigenen Händen unterschrieben, sondern ihn auch wirklich von Wort zu Wort unserm Kirchenbuch einverleibt. So geschehen zu Bramstedt anno 1697 den 7. Januar. Conrard Henr. Galenbeck, Ecclesiae patriae Pastor, Johann Bartels, Jürgen Hardebeck, Marx Gripp, Hinrich Mohr.

Anno 1699 vor des Rittmeisters Weisern aber nicht erbliche Begräbnis sind 24 Mk.
1700 vor des Regiments Feldschers von Herrn Obristen Berendorfs Kind, so in der Kirche an einem abgelegenen Ort begraben, gehioben 6 Mk.

Anno 1701 ist der Turm gedeckt und angestrichen, kostet 470 Mk.

Anno 1701 ist die Orgel in der Kirche gebaut, wozu der Herr Kommissär Averhoff nicht nur eine gute Summe von guten Freunden kollektiret, sondern auch selbst zur Bemahlung 40 Reichstaler verehrt, auch überdem versprochen, eine silberne Kanne auf dem Altar von 40 Reichstaler Wert zu schenken, wogegen demselben von den Herren Visitatoren ein Platz in der Kirche zu zwei Leichen vergönnt, und auch erlaubt worden einen Kirchenstand an der· Wand neben dem Kinderhause zu bauen. Die silberne Kanne ist daher 1714 von der Frau Kommissärin Averhoff wirklich geschenkt, und hat gekostet 200 Mk. 12 Sch.. Sie sind aber beide zur Beerdigung nach Segeberg gebracht, und nachdem der Herr Kommissär Wulff als Successor i offizio die Averhoffschen Häuser und Jura käuflich an sich gebracht, hat derselbe sowohl den Kirchenstand gebaut als auch den Begräbnisplatz erhalten. Erliegt auch unter der Orgel begraben.

Anno 1704, 1705 und 1706 haben die Kirchgeschwornen, weil der adlige Hof zu Bramstede vor 4 wüste Hufen in Hitzhusen und eine Hofstelle die Anlagsgelder á 7 Mk. 4 Sch. und 2 Mk. 8 Sch. und 2 Pfg.  nicht bezahlen wollen, solches durch Execution, nämlich Wegnehmung des Korns vom Felde eingetrieben, das Korn dreschen lassen und verkauft, und davon der Kirche das erste Mal 29 Mk., das andre Mal 15 Mk., und das dritte Mal 12 Mk. zur Einnahme gebracht.

1725 ist eine große Feuersbrunst im Flecken gewesen.

1752 das Dorf Brokstedt abgebrannt.

Anno 1736 ist der neue Klingbeutel von Harm Harbeck aus Hamburg, so in Bramstedt zu Hause gehöret, an die Kirche geschenkt worden, in diesem jahre ist auch verordnet, daß an den hohen Festtagen die Becken vor die Kirchtüren, zur Reparation der Kirche sollen ausgesetzt werden.

Anno 1731 hat Hans Meier den Turm angestrichen, wovor er an Arbeitslohn empfangen 47 Mk.. Die Farbe koste 44 Mk., vor Töpfe und Feurung 2 Mk. 10 Sch. .

Anno 1733 ist der ganze Kirchenboden angemalen, wozu die Kosten von guten Freunden hergegeben und insonderheit die blaue Farbe von einem unverehelichten Schmidt geschenkt worden.
Alsauch in diesem Jahre die große Glocke geborsten, ist dieselbe von dem Glockengießer Strahlborn in Lübeck wieder umgegossen und neu gemacht worden, kostet an Gießerlohn und Zusatz 728 Mk. , den Gesellen Trinkgeld 9 Mk. , vor ein neu Glocken-Hövet 12 Mk. , vor einen Eisenzug 14 Mk. , dem Zimmermann 4 Mk., Zehrungskosten vor den Glockengießer und seine Gesellen 20 Mk., andere Unkosten in Lübeck 23 Mk. 2 Sch., Fuhrlohn, die Glocke von Lübeck herzufahren 30 Mk..

Anno 1735 ist mit Bewilligung der Herren Visitatoren das Pastoratsholz in der Ah [nördlich der Bimöhler Straße]  verkauft worden, wovor 200 rtlr. gelöset worden, wovon der Pastor loci die ganze Turmmauer der Westerseite abgenommen und neu aufgeführt, wie auch der Turm selbst aufgeschroben, mit Holz mehr befestigt und verbunden, und anstatt der Leden [?] große Steine unter die Pfeiler gebracht worden. Diese Reparation an der Kirchen allein hat dieses Jahr gekostet 1407 Mk..

1700 sind die Friedensverhandlungen zwischen dem Könige von Dänemark, Schweden und Herzog von Holstein zu Oldesloe angefangen, von da nach Bramstedt, bald aber nach Travendahl verlegt und am letzten Orte der Friede geschlossen.

1751 ist Herr Baron von Printz hergekommen, um das von seiner Tante, der Baronesse von Groocken, ihm zedierte Gut Bramstedt anzutreten.

1751 hat der Königliche Amtmann Graf Christian Günther zu Stolberg das von Baron Printz erkaufte Gut Bramstedt angetreten und den Hans Friedrich Göttsch und Max Schümann ihrer daran habenden Prätentionen wegen befriedigt. Das Gut Bramstedt ist so durch den Herrn Grafen Stolberg verbessert, daß sein Andenken den Untertanen billig unvergeßlich ist. Er hat die Leibeigenen für ein mäßiges freigegeben, schöne neue Häuser teils auf  eigene Kosten bauen lassen oder Materialien dazu geschenkt.

1751/52 ist das alte auf dem Hofe Bramstedt gestandene Schloß abgebrochen worden, welches zu bedauern.

1756 ist das Gut Bramstedt Ton dem Herrn Grafen von Stolberg an den Regierungsadvocaten Herrn Marous Nicolaus Holst, bisher wohnhaft in Breitenberg, abgetreten worden. Der Herr Graf ist kurz darauf als Hofmarschall der Witwe Königin Sophia Magdalena nach Kopenhagen gereiset und den 8. September der Herr von Reizenstein, gewesener Hofmarschall, als Amtmann zu Segeberg hier angekommen.

1757 ist der zum Amtmann ernannte Graf Wedel von Wedelburg, Geheimrat, allhier angekommen.

1758 den 22.Juni ist der Stab des Oldenburgischen Kürassierregiments hier eingerückt und die königlichen Truppen hier im Lande verteilt, wegen der von Rußland befürchteten Unruhen.

Den 29. Juni ist auf dem Hofe Bramstedt eine starke Feuersbrunst entstanden, dadurch alle mit Stroh gedeckte Häuser beim Hofe nach Süden, auch im hohen Tor und Hinterstraße einige eingeäschert worden, und das Amtshaus in Gefahr gewesen.

1759 den 29.Januar ist der Herr Graf Wedel gestorben und der Konferenz- und Landrat Johann Friedrich Arnold zum Amtmann zu Segeberg ernannt worden, der das Amt den 12. September angetreten.

Den 21.Juni hat der König Friedrich V. über die in hiesigen Gegenden liegende Infanterie und Kavallerie bei Lutzhorn Revue gehalten, da unterschiedene Manövers und Attacken gemacht worden.

1760 den 21. Juni ist der König Friedrich V. hier durch und nach Travendal, und hat sowohl auf der Hin- als Herreise den 28. Juni  im Amtmannshause gespeiset.

1761 ist im Frühjahr der hiesige Gesundbrunnen, der bereits um 1680 besucht worden, aufs neue in Ruf gekommen, sodaß von vielen Örtern hiesigen Landes, sonderlich von Steinburg sich viele dabei eingefunden, und zur Bequemlichkeit ein bretternes Häuschen dabei erbauet werden müssen. Von den Almosen, die bei dem Brunnen gegeben worden, hat die Armenkasse, nach Abzug der Kosten, bei 500 Rthl erübrigt.

1762 sind die königlichen Truppen hier durch nach dem Segebergischen, Lübeck und Mecklenburg gegangen.
Den 14. Juli ist der König von Travental hier durch passiert. Da den 9.Juli der Russische Kaiser Peter Feodorewitsch abgesetzt worden und den 18.Juli gestorben, so ist das dänische Reich nebst Holstein von der Gefahr des russischen Krieges befreit worden, und die königliche Armee unter Kommando des Generalfeldmarschalls Grafen St. Germain ist aus dem Mecklenburgischen zurück marschiert, aber auf dem Rückmarsch nicht (wie beim Hinmarsch zu großer Beschwerlichkeit der Einwohner geschehen) in den Häusern einquartiert worden, sondern hat in kleinen Lagern kampieren müssen. Den 11. August sind die schweren Kanonen zurückpassiert. Den 13. hat ein kleines Lager bei Fuhlenrühe gestanden.

1763 den 28.Juni ist wegen des Friedens ein Dankfest gehalten und hier in Bramstedt über 1.Könige 8, 56, 57 gepredigt. worden.

1766 hat die Viehseuche hier stark grassiert, sodaß in kurzer Zeit fast alles Vieh weggestorben.

1767 den 20. Juli ist der König Christian VII. hier durch passiert nach Travental, und hat im Amthause gespeiset.

1770 den 6.Juli ist der König abermals mit der Königin Karoline Mathilde hier durch nach Travental passiert.

1772 ist der Herr Konferenzrat Arnold, Ritter, nachdem er seine Demission  selbst gesucht und erhalten, von hier abgereiset und den 21.Juni der neue Amtmann Herr Tygo Rothe, Justizrat, hier angekommen.

Den 27. September ist die neue Großenasper Kirche eingeweiht worden.

1773 ist der Justizrat Rothe von hier abgereist und der an seiner Statt ernannte Amtmann Herr Konferenzrat Schumacher hier angekommen. Dieser Amtmann war der letzte, welcher im hiesigen Flecken wohnte. Nach seinem Abgange im Jahre 1778 wohnten die Amtmänner in Segeberg. Das alte, sehr baufällige Amthaus ward 1839 abgebrochen, anstatt desselben auf der Stelle zwei neue massive Häuser unter einem Dache gebaut, deren erste Besitzer waren: der Verwalter auf dem Hofe Bramstedt, Jacob Reimers, und der Zollverwalter Johann Georg Herzog. Da aber Reimers bald von hier gezogen, hat er sein Haus an den Chaussee-Inspector Kapitän von Bruhn verkauft.

(Das Vorstehende .. wurde von mir abgeschrieben von einer stenographischen Abschrift meines Vaters. Der Urtext liegt im hiesigen Pastorat im Kirchenarchiv.  Bad Bramstedt, d. 18. Aril 1910  Christian Kühl, cand. med.)

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Kühl / Schadendorf: Ortsnamen in der Bramstedter Gegend

In den Bramstedter Nachrichten im November 1937 veröffentlichte August Kühl den untenstehenden Beitrag. Da es bei der Deutung alter Ortsnamen und Flurbezeichnungen nicht selten mehrere Meinungen gibt (zu Bramstedt z.B. ) habe ich den Text um Fußnoten ergänzt, die aus dem Standardwerk zu diesem Thema, dem „Historischen Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein“ von Wolfgang Laur, Schleswig 1967, stammen. (Auch ich selbst habe 1978 im Buch Alt-Bramstedt im Bild nicht all die Deutungen unsere Ortsnamens wie A. Kühl bearbeitet, dafür eine andere.) Ein weiterer Artikel Kühls zu den Bramstedter Straßen- und Flurnamen findet sich im vorgenannten Buch.

Ortsnamen in der Bramstedter Gegend

Jeder Ortsname hat einen Sinn. Leider ist es nicht immer möglich, den Sinn und die Bedeutung restlos festzustellen. Manche sind im Laufe der Jahrhunderte derartig verändert worden, daß die ursprüngliche Form verloren gegangen ist. Bei anderen sind die Wortformen, die ihnen zu Grunde liegen, in unserem heutigen Sprachschatz nicht mehr vorhanden. Viel Schaden hat auch die falsche Uebersetzung ins Hochdeutsche durch Beamte, die unsere plattdeutsche Muttersprache nicht verstanden, angerichtet. Einige Namen verdanken ganz fern liegenden Zufälligkeiten ihre Entstehung. Wir bitten die nachstehenden Ausführungen darnach zu beurteilen und sie nur als einen Versuch zu betrachten, etwas Licht in dieses interessante, aber oft doch dunkel bleibende Gebiet hineinzubringen. Vielleicht wird dieser oder jener, indem er diese Zeilen liest, dazu angeregt, sich selbständig mit der Sache zu befassen.

Woher kommt der Name Bramstedt? Stedt hängt mit Stätte zusammen; man nimmt an, daß die Ortschaften mit dieser Endung die ältesten Siedlungen in unserer Gegend sind. Meistens leitet man die erste Silbe des Wortes von dem Brahm, dem Besenginster, ab. Es ist Tatsache, daß dieser auf den sandigen Höhen nördlich der Stadt häufig anzutreffen ist. Und dennoch möchten wir diese Abstammung bezweifeln. Bram hieß früher soviel als Rand. Es ist uns noch erhalten in dem Worte verbrämen. Weil der Besenstrauch mit Vorliebe am Rande des ebenen Landes, da, wo es zur Höhe ansteigt, zu finden ist, hat er den Namen Brahm erhalten. Auch die Brombeere, die bekanntlich in der Regel am Rande der Aecker, an Grabenrändern usw. zu finden ist, erhielt aus demselben Grunde nach dem Standort ihren Namen, der ursprünglich Brambeere lautete. So entstand ebenfalls der Name Bramstedt, das heißt Stätte am Rande, und zwar am Rande der Uferhöhen des Bramautales.1)

Wiemersdorf mag seinen Namen erhalten haben nach dem alten Personennamen Wiegmar. Aus dem Wiegmarsdorf wurde durch Abschleifen das leichter zu sprechende Wiemersdorf 2) Den Namen Fuhlendorf will man auf den Personennamen Fule zurückführen.3) Ob in Bimöhlen auch ein Personenname steckt? Es hieß früher Bögemöhlen, Bojemöhlen. Eine Wassermühle hat dort sicher gestanden. Noch liegt an der Osterau der Mühlenkamp, und Boje, Böje, Böge sind häufige Personennamen, wie auch Boy und Boje als Vornamen noch heute gebräuchlich sind.4) Hitzhusen hieß früher Hidders-, auch wohl Hyddershusen. Das läßt darauf schließen, daß dort zuerst das Haus eines Mannes mit Namen Hidder stand.5) In dieselbe Gruppe gehört vielleicht auch Armstedt. Man mutmaßt, daß der Name entstanden ist aus Arendstedt, also die Stätte des Arendt bedeutet. Arendtstedt wurde verkürzt zu Arndtstedt und weiter zu Arnstedt. Der leichteren Aussprache wegen — wir Holsteiner sind bekanntlich recht sprachfaul, und unsere Vorfahren waren wohl nicht besser — wurde schließlich aus dem Arnstedt das heutige Armstedt.6) Diese Ablautung ist noch in Fluß bei dem Dorfe Quarnstedt. Der Dorfname ist wahrscheinlich auf das alte Quern zurückzuführen, womit man eine Handmühle bezeichnete. Es wird allgemein Quarmstedt gesprochen. Wenn nicht die schriftliche Bezeichnung mit Quarnstedt festgelegt wäre, dann würde das Dorf schließlich den Namen Quarmstedt tragen.7) Das Dorf Föhrden verdankt seinen Namen einer Furt, die dort durch die Bramau führte und die erst vor reichlich hundert Jahren durch eine Brücke ersetzt wurde.8) Auch in dem Ortsnamen Lentföhrden finden wir dieses Grundwort. Das Dorf hieß früher Lintföhrden. Eine Erklärung dieses Beiwortes vermögen wir nicht zu geben.9) Das Wort Brook, hochdeutsch Bruch, das heißt niedriges, vielfach mit Gebüsch und Bäumen bestandenes Land, finden wir in Weddelbrook10), Brokstedt11), Brokenlande12). Der Weg von Bramstedt nach dem Dorf Weddelbrook führt in seiner zweiten Hälfte durch von mehreren Bächen durchflossene Wiesen, in denen man hier und da noch ein kleines Gehölz gewahrt, hindurch. Man denke sich dieses Gelände ungepflegt und unberührt von Menschenhand, und eine ideale Bruchlandschaft entsteht vor unserem geistigen Auge. Das Beiwort Weddel soll wie Föhrden gleichfalls Furt bedeuten. Sicher gingen da, wo jetzt die Brücken gebaut sind, Furten durch die Bäche. MönkIoh gehörte früher zum Bordesholmer Kloster. Das Grundwort Loh heißt soviel als Wald, Hain. Man könnte den Namen also mit Mönchshain in die heutige Sprache übersetzen.13)  Ein klösterlicher Besitz war auch der Hof Gayen; er wird in alten Urkunden als Mönke-Gayen bezeichnet. Seinen Namen wird er nach dem in der Nähe liegenden Berg Gayen erhalten haben. Die Herkunft und Bedeutung dieses Namens ist nicht bekannt; er findet sich auch als Personennamen.14) Das zur Gemeinde Weddelbrook gehörende Krücken soll gleichbedeutend sein mit Ecke, Winkel, Haken, also dem Wort, das man in Krückstock wiederfindet, entsprechen.15) Zu Hitzhusen gehört der Weddelbrooker Damm. Die diesen Ortsteil bildenden Gehöfte liegen am Anfang des festen Dammes, der durch die Wiesen zum Dorfe Weddelbrook führt. Er wurde gebaut, als Weddelbrook vor bald 100 Jahren dem Kirchspiel Bramstedt einverleibt wurde. Vorher war es nach Kaltenkirchen eingepfarrt. Das Dorf Föhrden bildet mit Barl eine politische Gemeinde. Beide Ortschaften werden nur durch die Bramau getrennt. Früher hieß das Dorf Barle, vielleicht gekürzt aus Barlohe. Das Beiwort Bar gilt als alte Bezeichnung für das Wildschwein, besonders den Wildeber. Demnach müßte der zum Dorfe gehörige Wald besonders reich an Schwarzwild gewesen sein.16)

Borstel soll entstanden sein aus Buerstall. Man hätte sich darunter einen von der Bauernschaft errichteten Stall zur Unterbringung des Weideviehs vorzustellen.17) Zu den Namen Hasenkrug und Hasenmoor hat Meister Lampe höchstwahrscheinlich nicht Gevatter gestanden. Man führt das gemeinsame Beiwort auf Horu, eine ulte Bezeichnung für Schlamm, zurück. Das alte Hasenkrog ist verhochdeutscht, allerdings falsch, in Hasenkrug, denn Krog heißt ursprünglich Ecke, Winkel.18) In dem zur Gemeinde Hasenmoor19) gehörigen Fuhlenrüh finden wir wieder den Personennahmen Fule.20) Das Stammwort Rüh deutet man als früher buschreiche Gegend. In dem ersten Teile des Namens Hartenholm verbirgt sich wohl das alte plattdeutsche Wort für Hirsch, Hart, (im Dänischen heißt der Hirsch noch heute Hjort) und Holm ist ein Gehölz, das sich in unbewaldetes Land hineinschiebt.21) Ein Gehöft nördlich von Wiemersdorf heißt Harzhorn. Der Name wird ursprünglich Hartshorn gelautet haben ; da finden wir also auch das Hart = Hirsch. Horn bedeutet eine in tieferes Land hineinstoßende Höhe.22) Man vergleiche Klaashorn in der Bramstedter Feldmark. Welcher Klaas dem Horn seinen Namen gegeben hat, ist nicht zu ergründen. Oder heißt es Klaushorn, und war hier vielleicht die stille Klause eines frommen Einsiedlers?23) Hardebeck, plattdeutsch Harbeck, verdankt seinen Namen vielleicht dem Bache, der durch seine Fluren fließt und an dessen Ufern die Hirten ihr Vieh weideten.24) Ein Kuhhirte heißt noch heute im Plattdeutschen Kohar. Hagen weist in seinem Namen auf reichen Waldbestand hin. So nannte man einen eingefriedigten Platz im Walde. Man findet den Namen, alleinstehend und mit Beiwörtern, öfters im östlichen Holstein, das bekanntlich früher sehr waldreich war.25) Der Hof Weide hinter Bimöhlen erinnert in seinem Namen an die großen Weideflächen, die ihn umgeben.26) In ähnlicher Veranlassung mag Grünplan27) an dem Wege nach Großenaspe seinen Namen erhalten haben. Der Name Großenaspe ist zurückzuführen auf die Espe oder Zitterpappel, der auch die Ortschaften Krogaspe, Timmaspe, Hohenaspe ihre Namen verdanken.28) Barkholz verdankt der Birke, plattdeutsch Bark, Hasselbusch dem Haselstrauch, Hegebuchenbusch der Hage- oder Weißbuche den Namen. Die Baßkate bei Hitzhusen heißt so nach dem Baßberg, an dessen Fuße sie liegt. Baß eine bewaldete aus einem Wiesental ansteigende Höhe. Die am Wege nach Armstedt liegende Ah-Kate wurde auf der Ah, einer zur Gemarkung Hagen gehörenden sandigen Hochfläche, erbaut. Man machte aus ihr eine „A“-Kate, und nannte dann das etwas näher nach Bramstedt auf Hitzhusener Feldmark liegende Gehöft B-Kate, ja, es gab sogar Unentwegte, die von dem Martensschen Besitz am Schäferberg als C-Kate sprachen. An der Bramaubrücke in Hitzhusen liegt die B a u m k a t e. Noch bis Ende des vorigen Jahrhunderts war die Benutzung der Brücke für Fremde durch einen Schlagbaum gesperrt. Der Weg wurde erst freigegeben, wenn das Brückengeld bezahlt war. Dann zog der Bewohner der Baumkate den Schlagbaum hoch. Auch der Fuhlendorfer Baum verdankt seinen Namen einem Schlagbaum, der von dem Chausseewärter erst gehoben wurde, wenn das Chausseegeld bezahlt war. Bissenmoor deutet man als eine Gegend, wo viele Binsen, plattdeutsch Besen, wachsen. Die Ausbauten Krim bei Brokstedt, Lindenau zwischen Hitzhusen und Hagen, Petersburg zwischen Hitzhusen und Föhrden haben ihre Namen in neuer und neuester Zeit erhalten; der erste zur Zeit des Krimkrieges, der zweite, als man überall sang: „Nun gehts nach Lindenau“, der dritte nach seinem Erbauer Peter Wieckhorst. Es sind wertlose Eintagsfliegen, ähnlich der B- und C-Kate. — Aug. Kühl.


Fußnoten. Bedeutungen nach Laur:

  1. Bramstedt => Ginsterstätte (nd. Brahm = Ginster) oder Dornenstätte mhd., ahd. Brâm = Dornenstrauch, wie in Brombeere, nd. Brammer)
  2. Wiemersdorf => Dorf des Wigmar, Wiemer
  3. Fuhlendorf => nd. tom fulen Dorpe = „zum faulen, schmutzigen Dorf“ d.h. Dorf an einem faulen, schmutzigen Gewässer
  4. Bimöhlen => Mühle an der Krümmung (mnd. bôge) oder Mühle des Boio
  5. Hitzhusen => „in villa Hyddeshusen“ = ‚Husen (d.h. zu den Häusern) des Hiddi
  6. Armstedt => Arm als Terrainbezeichung oder arm auf die Bodengüte bezogen
  7. Quarnstedt = Quarnstede = Mühlenstätte zu ng. Quarn = Handmühle, Mühle
  8. Föhren => Förde – Dativ-Pluralkis Form nd. Ford = Furt
  9. Lentföhrden => Lenthfort = „zu der trockenen wasserlosen Furt“ zu mnd. Let = „zu Ende gebracht, trocken gepumpt“ oder „zur Frühlingsfurt“ zu nd. Lent = Lenz, Frühling
  10. Weddelbrook => Bruch (nd. Brook) an der Furt zu nd. Wed(d)el
  11. Brokstedt => Bruchstätte
  12. Brokenlande => Bruchland
  13. Mönkloh => Hain, Gehölz der Mönche
  14. Gayen => nicht aufgeführt
  15. Krücke = Ecke, Winkel, Krümmung
  16. Barl => entweder Barlôh = entbößter, kahler Hain oder Berlôh zu mnd. Bêr = Eber oder auch zu altsächsisch bero = Bär
  17. Borstel => as. burstal, mnd. Burstel, borstel, burstelde = Wohnstätte, -stelle
  18. Hasenkrug => Hasenkroeg = Hasenwinkel (nd. Krooch)
  19. Hasenmoor => nicht aufgeführt
  20. Fuhlenrüe => nicht aufgeführt (aber fule, s. Fuhlendorf)
  21. Hartenholm => Hartienholm = Holm des Harting
  22. Harzhorn => nicht aufgeführt
  23. Claashorn, Klaushorn => nicht aufgeführt
  24. Hardebek => wohl Hirtenbach zu mnd. Hêrde, nnd. Hard
  25. Hagen => Hagen mnd. Hâgen, as. hagan einen Weiterbildung zu mnd. Hach, hâge as. hagu = eingehegtes,  eingezäuntes Gelände, bezeichnet auch ein umhegtes Waldstück
  26. Weide => nicht aufgeführt, allerdings wird der Ort Weede von mnd. wede = Wald angeleitet
  27. Grünplan => nicht aufgeführt
  28. Großenaspe => um 1200 bezeichnet als „in villa Utaspe“ mit nd. Aspe = Este und Ut = aus, außen. Später Grotenaspen mit groot = groß
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Kühl: Bad Bramstedt, wie es entstand, wuchs und wurde

Aus dem Nachlaß von Otto Schnepel jun. entstammt ein siebenseitiges Manuskript eines Artikels vom August Kühl von ca. 1936/7, in dem dieser die Geschichte Bad Bramstedts in der ihm eigenen leicht lesbaren Art übersichtlich darstellt. Wo die historischen Belege fehlen ergänzt er phantasievoll, was hätte sein können und formt so ein rundes Bild. Ob der Beitrag in den Bramstedter Nachrichten erschien, habe ich noch nicht feststellen können. Meine Anmerkungen in [ ] und einige Bilder habe ich hinzugefügt..

Bad Bramstedt, wie es entstand, wuchs und wurde.

von Konr. i. R.  A. Kühl, Bad Bramstedt.

Wann Bramstedt entstanden ist, darüber gibt es keine Urkunden. Seine Entstehung fällt in die vorgeschichtliche Zeit. Einen gewissen Anhalt, nicht dafür, wann es entstanden ist, wohl aber dafür, wann es schon vorhanden war, gibt uns der Urnenfriedhof, der vor Jahren zwischen den Strassen Unter der Lieth und der Rosenstrasse aufgedeckt wurde. Er enthielt Hunderte von Graburnen, alle mit einer Steinsetzung umgeben und meistens mit einem Deckelstein versehen. Vielfach scheinen die Urnen in zwei Schichten über einander gestanden zu haben. Form und Grösse der Urnen waren verschieden, der Inhalt war immer der gleiche: Asche und Knochenreste, wenig Beigaben, höchstens einmal eine eiserne, zu einem Lederriemen gehörige Schnalle oder ähnliches, | was der verstorbene am Körper getragen. Die meisten dieser Urnen sind bei der Bearbeitung des Bodens vom Spaten erreicht und zerstört worden. Der jetzt in den Siebzigern stehende Vater des Gärtners Biehl erzählte, dass er als grosser Junge mit seinem Vater dort gearbeitet habe. Sie hätten viele „Pött“ gefunden. Sein Vater habe ihn angefeuert, immer mehr derselben herauszuholen, vielleicht fände er noch einen, der mit Geld gefüllt sei. Aber der Inhalt sei immer der gleiche gewesen: Asche und Knochenreste. Steine wurden karrenweise aus dem Gelände abgefahren. Nach vollbrachtem Tagewerk brachte Herr Biehl jedesmal eine schwere Karre voll mit heim. Sie rührten wohl alle von den Steinsetzungen um die Urnen her, denn der Boden ist dort an sich nicht steinig. Später hat noch ein Herr vom Kieler Altertumsmuseum einige Urnen unversehrt gehoben. Er stellte fest, dass der Begräbnisplatz aus der Eisenzeit stamme. Das Gräberfeld dehnte sich nach Westen über die Strasse Maienbass bis in das Besitztum des Bauern Kohfahl [Maienbaß] aus, seine Ostgrenze lag etwa in der Mitte zwischen den Strassen Maienbass und Zum Liethberg. Das war also der erste und bekannt gewordene Bramstedter Friedhof, wahrscheinlich auch der letzte Bramstedter Heidenfriedhof, der solange benutzt worden ist, bis die Bramstedter christlich wurden und anfingen, ihre Verstorbenen unverbrannt bei der Kirche in die Erde zu senken. Aus der nicht mehr abzuschätzenden, aber unzweifelhaft sehr grossen Zahl der Urnen muss gefolgert werden, dass Bramstedt schon damals  – sagen wir vor 2000 Jahren  – eine ansehnliche Siedlung war.

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Mühlenstraße / Butendoor: links Bauernhof Siems, Mitte Brücke über den Kaffeegraben „Hogendoorsbrücke“

Da s ist an sich nicht verwunderlich. Das Gelände war zu einer Siedlung wie geschaffen. Es bot in erster Linie seinen Bewohnern Schutz gegen feindliche Angriffe. Im Osten und Norden floss die Osterau, im Westen und Südwesten die durch Zusammenfluss der Schmalfelder und Lentfördener Au entstandene Hudau. Nicht bloss die Auen waren Schutzwehren, sondern auch die von ihnen durchflossenen Wiesentäler. Erstere waren damals wesentlich wasserreicher, letztere waren vielfach sumpfig und nur für Ortskundige einigermassen gangbar. Durch die schmale Landbrücke im Südosten floss, aus dem moorigen Sumpfgelände zu beiden Seiten des Lohstücker Wegs kommend und von dort ständig mit reichlich Wasser versorgt, ein Bach, der sich zunächst der Osterau näherte, dann aber, sich westwärts wendend, der Hudau zufloss. Es bedurfte nur eines kurzen Durchstichs von der Osterau bis zu diesem, heute wegen seines braunen Wassers Kaffeegraben genannten Baches, und einer Verbreiterung und Vertiefung dieses Wasserlaufes, um Alt – Bramstedt zu einer Insel zu machen. Auch jenseits des Kaffeegrabens breitete sich eine sumpfige, das Herannahen eines Feindes stark behindernde Bruchlandlandschaft  aus. Wie günstig für die Verteidigung die Lage der Bleeck – Insel war, das zeigt in überzeugender Weise ein Blick von dem Garten des Bauern Max Fick [Mühlenstraße 25] und ebenso von der Wiese hinter der Post [Bleeck 31] über den Ort. Drei Zugänge hatte die Bleeck – Insel: die Furten durch die Osterau im Norden, durch die Hudau im Westen und durch den Kaffeegraben im Südosten. Sie wurden durch Tore, wohl nur Holzbauten, gesichert: das Beeckertor, das Hudetor und das Hohetor. Letzteres, die Furt durch den Kaffeegraben sperrend, wird nicht umsonst seinen Namen geführt haben;  hier war die schwächste Stelle der Wasserfestung, daher musste dieses Tor besonders fest und hoch sein.

Die Auen und Bruchgewässer, die von Fischen wimmelten, die Wiesen, die Sommerweide und Winterfutter für das Vieh lieferten, die Jenseits der Wiesen sich ausbreitenden Ländereien, die beackert werden konnten, und der auf den nördlichen Höhen wachsende Wald, der die Bewohner mit Nutz – und Brennholz versorgte, sowie die Möglichkeit, das ganze umliegende Gebiet für die Jagd auszunutzen, erhöhten den Wert der Siedlung.

So drängten sich auf der Bleeckinsel unsere Vorfahren zusammen, Haus an Haus entstand, alle mit ihren spitzen Giebeln dem freien Platz in der Mitte zugewendet [ob Kühl hier recht hat, bleibt zu prüfen], nicht wie in den Dörfern hier und da verstreut, wie es eben passte. Bald wies der Bleeck auf allen vier Seiten einen geschlossenen, nur den Zugang zu den Furten frei lassenden Häuserkranz auf. Der Raum in der Mitte blieb freier diente als Versammlungsplatz, als Thingstätte. Dort versammelten sich zu bestimmten Zeiten die Hausväter, um Streitigkeiten zu schlichten, rechtzusprechen, über das Wohl und Wehe der Siedlungsgemeinschaft zu verhandeln. Später nahmen wohl auch die allmählich in der Nachbarschaft entstehenden Gemeinden an den Beratungen teil. Das Bramstedter Thing erhielt besondere Rechte;  als Göding, wohl soviel als Götterthing, erstreckte sich sein Geltungsbereich über die ganze Umgegend, besonders weit nach Westen. [dazu gibt es detailliertere Kenntnisse als Kühls Kurzfassung]

Der Roland vor 1900

Der Roland vor 1900

Als der Wohnraum im Bleeck knapp wurde, da bauten weitere Familien sich hinter der ersten Häuserreihe an. So entstanden die beiden Hinterstrassen. Auch die später entstandene Mühle wurde innerhalb der Bleeck – Insel gebaut. Der freie Platz aber blieb als geheiligte Stätte [das ist wohl eine überzeichnete Kennzeichnung des Platzes] unbebaut. Als Wahrzeichen seiner Bedeutung erhob sich auf ihm später der Roland. [mit Heiligkeit hat der Roland nichts zu tun]

So lebten unsere Vorfahren in enger Gemeinschaft und in sicherem Schutz auf ihrer Insel mitten im Holstenlande dahin. Selbstverständlich wurde die Verbindung mit Sippe und Stamm gepflegt. Ein offenes Tor in die Welt hinein wird ihnen die Bramau gewesen sein. Vielleicht erklärt sich daraus auch, warum der Geltungsbereich des Göding sich besonders nach Westen ausdehnte. Auf Einbäumen [Vermutung?], die später flachgehenden Kähnen Platz machten, ging es westwärts, von der Bramau in die Stör, stromab, stromauf. Auf demselben Wege werden die Bewohner Westholsteins ostwärts nach Bramstedt gefahren sein, besonders, wenn es galt, vor dem Göding zu erscheinen. Und als dann in den Zeiten der Völkerwanderung die Angeln und Sachsen aus unserm meerumschlungenen Heimatlande ihre Raub – und Kriegszüge, die schliesslich zu Siedlungsfahrten wurden, nach Britannien unternahmen, da werden auch die Bewohner Bramstedts davon nicht unberührt geblieben sein. Von Abenteuerlust getrieben, wird dieser und jener Bramstedter auf schwankem Kahn westwärts gesteuert sein, um sich den Stammesgenossen, die sich auf seetüchtigen Fahrzeugen an den Flussmündungen zur Fahrt über die Nordsee sammelten, anzuschliessen. Wenn das Glück ihnen hold war, dann kehrten die im Frühjahr Ausgezogenen im Herbst wieder heim, zeigten stolz ihre Beute, erzählten von Gefahr und Not, von Glück und Sieg, setzten im Winter Fahrzeug und Waffen instand, und wenn die Sonne höher stieg, dann ging es wieder hinaus nach Westen, und mancher neue Genosse begleitete sie. Als aus den Kriegszügen Siedlungsfahrten wurden, da zog mancher junge Bramstedter und manche junge Bramstedterin, denen die Bleeckinsel zu eng geworden, auf Nimmerwiedersehn übers Meer ins schöne Land der Briten. [Kühl kann seine Phantasien hier schön beschreiben  und füllt so die Lücken, für die die Forschung keine Belege hat.]  150 Jahre hielten diese Wanderzüge an.

So ging es in Bramstedt, so war es überall in ganz Schleswig – Holstein. Das Land wurde entvölkert, die Volkskraft geschwächt. Fremde Völker drangen  in die menschenarmen Gebiete ein. Aus Mecklenburg und Pommern vordringend besiedelten die slavischen Wenden erst Lauenburg, dann ganz Ostholstein. Schwentine, Trave, Bille wurden die Grenze zwischen Holsten und Wenden. Von den Zeiten Karls des Grossen an, der es nicht ungern sah, dass die von ihm bekämpften Sachsen auch noch gegen eine zweite Front sich zu wehren hatten, gingen die Wenden über diese Grenze hinaus. Bis Bornhöved und bis in die Mitte des Kreises Segeberg trieben sie ihre Siedlungen vor, und ihre Raub – und Beutezüge erstreckten sich durch ganz Holstein bis nach Dithmarschen hinein. Das ganze Jahrhundert von 1000 – 1100 ist angefüllt mit Greueltaten der Wenden im Lande der Holsten. Das nordelbingische Land hatte in der Zeit weder Kirchen noch Priester. Jene wurden verbrannt, diese vertrieben oder ermordet. Denn wie alles Deutsche hassten sie das Christentun, mit dessen Vordringen, wie sie mit Recht fürchteten, sie den Deutschen lehnspflichtig wurden. Wie oft mögen damals die Wenden sich auch an Alt – Bramstedt herangeschlichen, die Felder verwüstet, das Vieh, soweit man es nicht hatte bergen können, hinweggetrieben haben. Dann flüchtete sich alles auf die Bleeck-lnsel, die Tore wurden besetzt, die Auen bewacht. Ob Bramstedt mit seiner Verteidigung immer Erfolg gehabt hat, wissen wir nicht, es ist aber sehr wohl denkbar, dass die Wenden, statt sich in eine längere Belagerung einzulassen, bald weitergezogen und über die offenen Dörfer, wo sie jeglichen Widerstand leicht überwinden konnten, hergefallen sind. Erst 1105, als der Wendenfürst Kruko, der grimmigste Deutschenhasser, ermordet wurde, trat eine Aenderung ein. Der 1106 mit dem Herzogtum Sachsen belehnte Lothar von Supplinburg ernannte den Grafen Adolf von Schauenburg 1110 zum Grafen von Holstein und Stormarn, die slavische Flutwelle ebbte zusehends ab.  –

Wann wurden unsere Vorfahren Christen? Der südlich von Bramstedt liegende Wodansberg bewahrt noch heute die Erinnerung an jene Zeiten, da die Bramstedter ihren Göttern opferten. Unter Karl dem Grossen kamen die ersten christlichen Sendboten nach Nord – Elbingien. In Meldorf und Schenefeld entstanden Kirchen. Unter Ludwig dem Frommen wirkte Ansgar erst in Schleswig, dann in Schweden, und von 834 – 845 als Erzbischof in Hamburg. In diesen Jahren veranlasste er den Bau mehrerer Kirchen in Holstein. Wenn Professor Sach ihm die Gründung von Gotteshäusern in Kellinghusen, Wipenthorp  – dem heutigen Neumünster  – und Bramstedt zuschreibt, so dürfte das grosse Wahrscheinlichkeit für sich haben. Wenn Ansgar in das Innere von Holstein vordringen wollte, so war das am leichtesten auf dem Wasserweg Elbe – Stör möglich. Er hatte dabei noch den Vorteil, dass die Kaiserliche Burg im heutigen Itzehoe, die Esseshöhe, ihm als Stützpunkt dienen konnte und dass er im Münsterdorfer Kloster land – und sprachenkundige Führer fand. Mit ihnen fuhr er die Stör aufwärts, nach Kellinghusen, nach Wipenthorp, und auch auf der Bramau nach Bramstedt.  [hier bewegt sich Kühl sehr in Vermutungen]

Die hier vorhandene starke Siedlung forderte doch geradezu seine Missionstätigkeit heraus. Selbstverständlich wurde er nicht mit offenen Armen, sondern mit viel Widerstand und Misstrauen empfangen. Eine Kapelle in der Bleecksiedlung zu erbauen, wird sich als unausführbar erwiesen haben, einmal wegen der Einstellung der Bewohner zur neuen Lehre, und dann, weil dort schon alles bis auf den geheiligten Thingplatz bebaut war. Er musste froh sein, wenn ihm gestattet wurde, die Kapelle ausserhalb des Ortes, vielleicht auf den sogenannten Kapellenhöfen, zu errichten. Diese Gedankengänge haben unzweifelhaft sehr viel Wahrscheinlichkeit für sich, wenn sie sich dokumentarisch auch nicht belegen lassen. Dass dieses erste Gotteshaus in der Zeit der Wendeneinfälle zerstört wurde, braucht wohl kaum erwähnt zu werden.

Ein Wendepunkt in der Geschichte Holsteins und damit auch Bramstedts ist die Regierungszeit des Kaisers Lothar, des schon erwähnten Sachsenherzogs. Unter ihm wirkte hier der Apostel Vizelin. Lothar regierte zwar nur 12 Jahre, von 1125 – 1137, aber seine Fürsorge machte diese Jahre für Holstein zu einer entscheidungsvollen Zeit. Es sei nur erinnert an die Erbauung der Siegburg auf dem Segeberger Kalkberg, die zur Zwingburg gegen die Wenden wurde. Nach Lothars Tod entstanden Streitigkeiten um seine Nachfolge, in deren Verlauf der Schauenburger Adolf II aus dem Lande getrieben wurde.

Seinem Nachfolger Heinrich von Badewide gelang es. das ganze ostholsteinische Wendenland zu erobern, und als dann das Blatt sich wendete und Adolf II wieder als Graf von Holstein zurückkehren konnte, da blieb ihm nur die Aufgabe, das eroberte Gebiet zu besiedeln;  Holsten, Westfalen, Friesen, Holländer wurden ins Land gerufen. Bald nach Vizelins Tod wird auch in Bramstedt ein neues Gotteshaus erbaut worden sein, an der Stelle, wo es noch jetzt steht. [reine Vermutung, die jetzige Kirche ist eher Mitte des 13. Jahrhundert zu datieren]

Die Neumünstersehen Mönche hatten die Kunst des Ziegelbrennens aus dem Süden nach unserer nordischen Heimat verpflanzt;  aus Ziegelsteinen grossen Formats, den sogenannten Mönchsziegeln, wurde der Bau aufgeführt. Viele Ortschaften verdanken dem Bau einer Kirche oder dem Vorhandensein einer Burg ihre Entstehung. Die ersten Ansiedler bauten sich um diese Gründung herum an. Bei Bramstedt war es anders. Die Altstadt, wenn man so sagen darf, war das Ursprüngliche, das bereits Festliegende, und das Gotteshaus konnte nur ausserhalb dieser Altstadt erbaut werden.

Die ruhigeren Zeiten nach der Bezwingung der Wenden veranlassten die Bramstedter, sich nun auch ausserhalb der Bleeckinsel anzusiedeln. Man baute sich um die Kirche herum an und nannte diesen Ortsteil auch Bleeck, wohl soviel als Flecken, nach seiner Lage bei der Kirche aber Kirchenbleeck. Allmählich wuchsen auch Maienbeck und Landweg heran, sowie ausserhalb des Hogendoors die Bauernsiedlung Butendoor. Letztere bewahrte fast bis in unsere Tage nach Anlage der Häuser und Artung der Bewohner den Charakter eines kleinen Bauerndorfes. Im Kirchenbleeck, Landweg und Maienbeck mischten sich unter die Bauern nach und nach auch Gewerbetreibende, die freilich daneben wohl fast alle etwas Landwirtschaft betrieben, wenn sie auch kein Gespann hielten.

Die nun überflüssig gewordenen Tore verfielen und verschwanden, neben den Furten entstanden Stege für Fussgänger, die bald durch hölzerne Brücken ersetzt wurden. Schon unter den Schauenburgern, mehr noch unter Ihren Nachfolgern, den seit 1460 über Schleswig – Holstein regierenden Königsherzogen aus dem Geschlecht der Oldenburger, entwickelte sich die durch Bramstedt führende Nord – Süd – Strasse zu einem wichtigen Verkehrsweg, von Jütland über Flensburg und von den dänischen Inseln über Kiel nach Hamburg. In dem freien Gelände teilten die befahrenen Wege sich vielfach;  nördlich von Bramstedt führte ein Zweig über Fuhlendorf, Wiemersdorf, Brokenlande, ein anderer über Gayen, Grossenaspe, Boostedt nach Neumünster, südwärts von Bramstedt fuhr man entweder über die Hambrücke, über die Hohenstegener  – und die Krumbecksbrücke nach Kaltenkirchen zu oder über die Hudaubrücke und dann unweit der Lentföhrdener Au auf dem jetzt noch vielfach so genannten Ochsenweg, Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass die Fuhrleute im Sommer den niedrig gelegenen Weg vorzogen, während sie in der schlechten Jahreszeit die höher liegenden Sandwege vorzogen. So würde sich auch der Strassenname Sommerland erklären. In Bramstedt vereinigten sich beide Wege, well hier die Furten, beziehungsweise die Brücken passiert werden mussten. Die Frachtwagen machten mit der Zeit den Bau von starken Brücken erforderlich. Daneben blieben die Furten, von denen die letzten erst in unserer Zeit verschwunden sind, bestehen. Auch die Anfahrt zu den Brücken musste befestigt werden. Im Kirchenbleeck lagen in etwa einem Meter Tiefe, eingesunken in schwarze, morastige Wiesenerde, in der Längsrichtung der Strasse aneinandergereiht, lange starke Eichenstämme. Sie wurden gegen Ende des vorigen Jahrhunderts freigelegt. Sollten diese Stämme nicht die Lager für einen Knüppeldamm gewesen sein, auf dem die schweren Wagen ihren Weg zur Brücke nahmen? Erst viel später wurde der Weg durch Aufschüttung erhöht, und befestigt. Aehnlich lagen die Verhältnisse im Bleeck, der bei Hochwasser oft überschwemmt wurde. Noch um 1700 schreibt Jürgen Fuhlendorf in seinen Erinnerungen, dass einmal im Frühjahr das Wasser so hoch gestanden habe, dass man von seinem Hause – jetzt Rolandseck – nach Butendoor mit einem Kahn habe schippern können. Ja, so hoch war das Wasser, fügt er hinzu, „dass gar ein Fisch gesehen wurde auf des Schmittes Lüders sein Dehle“. Diese Strasse wurde von den Königherzögen, wenn sie als deutsche Reichsfürsten zu den alljährlichen Reichstagen aus ihrer nordischen Residenz gen Süden über die Elbe zogen, regelmässig benutzt. Auf alten Karten trägt sie daher den Namen via regia, Königsweg. Im Volksmunde hiess sie wegen der vielen Ochsentriften, die in jedem Herbst auf ihr südwärts wanderten, der Ochsenweg.

Noch eine zweite Handelsstrasse führte im Mittelalter über Bramstedt. Sie verband Nordsee und Ostsee, ähnlich derjenigen von der sich in die Eider ergiessenden Treene nach Haithabu und Schleswig. Die betriebsamen Brabanter Kaufleute fuhren von der Elbe in die Stör und dann die Bramau hinauf bis Bramstedt. In der Hudau gingen sie mit ihren flachen Kähnen vor Anker (Hude soviel als Hafen; man denke an Winterhude, Harwestehude, Buxtehude) auf der Gooswisch – Hausgrundstück von Dr. Johannssen [Glückstädter Straße 6] – hatten sie ihren Stapelplatz. [Quelle dieser Angaben nennt Kühl hier nicht]

Von hier gingen die Waren auf Lastwagen durch die Heide nach Oldesloe zur Trave. Dort gibt es noch heute eine Hude, wo einstmals die Schiffe anlegten, um die Güter nach Lübeck zu bringen, von wo sie ihren Weg auf seetüchtigen Fahrzeugen weiter über die Ostsee nahmen, nach Königsberg und Riga, nach Kopenhagen und Wisby. Unter dem Roland, wo die Ost-West- und die Nord-Süd-Strasse sich kreuzten, wurde manches Handelsgeschäft abgeschlossen. Was dort mit Handschlag bestätigt wurde, galt als rechtsgültig abgemacht. Das geht auch hervor aus einem im Jahre 1652 ergangenen Bescheid des König-Herzogs, worin den Bramstedtern bewilligt wird, “einen erhöhten Roland auf einem grünen Anger am offenen Wege nach Hamburg zu errichten, worunter die Brabantischen Kaufleute und Ochsenhändler ihre Kontrakte schliessen und rechtlicher Entscheidung gewärtig seien.“ So war unser Roland der erste amtlich berufene Notar in Bad Bramstedt.

Obgleich Bramstedt im Schnittpunkte dieser beiden wichtigen Handelswege lag, blieb es, was es immer gewesen war: ein grosses Bauerndorf. Nur eine Fuhrrolle mit dem Kirchspielvogt als Morgensprachherrn entstand schon früh im Ort, Stellmacher und Schmiede fanden reichlich Beschäftigung, Brauereien und Brennereien machten gute Geschäfte, und fast Jedes zweite Hans war eine Schenke. Vor 50 Jahren zählte man deren noch 40. Im übrigen blieb aber die Landwirtschaft neben dem für den örtlichen Bedarf arbeitenden Gewerbe der Haupterwerbszweig. Um mehr Acker- und Weideland zu gewinnen, wurden Entwässerungen und Rodungen vorgenommen. Ersteres galt für Karkenmoor und Moorstücke im Osten, die Bruchländereien am Lohstückerweg und nach Segeberg hinaus im Südosten, letzteres für die bewaldeten Höhen im Norden. Trotzdem waren die Erträge gering. Man sehe sich nur die alten Bauernhäuser, von dennoch einige stehen – Zimmer im Bleeck [Bleeck 23], Gripp in Butendoor [Butendoor 9] – an, wobei man sich die in der Neuzeit angebauten Ställe und Scheunen hinwegdenken muss, und man bekommt einen Begriff von dem, was früher an Vieh gehalten und an Heu und Korn geerntet wurde. Da standen an der Diele vielleicht 5 Milchkühe und 2 Pferde, und die ganze Ernte fand auf dem Hausboden Platz. Jetzt hat derselbe Bauer etwa 12 – 15 Milchkühe neben zahlreichem Jungvieh, und Scheune und Schuppen fassen dreimal so viel als der alte Dachboden.  –

Bis 1833, dem Jahre der Vollendung der Altona-Kieler Chaussee, scheint der Umfang Bramstedts sich wenig verändert zu haben. Es blieb bis dahin ein einigermassen geschlossener Ort mit Bleeck, Kirchenbleeck, Maienbeck, Landweg, Butendoor und teilweise Hinter den Höfen. Auch dann ging es nur langsam vorwärts. 50 Jahre später standen an der Altonaer Strasse und am Kieler Berg einige vereinzelte Häuser, und in der Strasse Hinter den Höfen war die Nordseite einigermassen geschlossen bebaut. Aber in den dann folgenden 50 Jahren hat Bramstedt wesentlich an Ausdehnung zugenommen. Die Gründe dafür liegen einmal in der Entwicklung zum Kurort, dann in dem Anschluss an, den Eisenbahnverkehr und endlich in dem Aufblühen der Landwirtschaft, bedingt durch den Ausbau der Wiesen mit künstlicher Bewässerung, den Gebrauch des künstlichen Düngers, die Verwendung verbesserter Ackergeräte und Maschinen, die Bildung der Meiereigenossenschaft u. a. mehr. Es war selbstverständlich, dass Handel und Gewerbe ebenfalls an dieser Aufwärtsbewegung teilnahmen.

Die Bautätigkeit des letzten halben Jahrhunderts zeigte sich in der geschlossenen Ortschaft zur Hauptsache in Erneuerungen und  – Umbauten, während die eigentliche Neubautätigkeit sich mehr in der Peripherie entwickelte.

Unter der Lieth um 1930

Unter der Lieth um 1930

Der Versuch, durch Ausbau der Strasse Unter der Lieth Baugelände in nächster Nähe des schon vorhandenen Stadtkerns aufzuschliessen, hatte bis jetzt nur geringen Erfolg. Dagegen entstanden an der Kieler, Altonaer, Glückstädter, Segeberger und Bimöhler Strasse, am Dahlkamp, in Sommerland, Düsternhoop, am Schlüskamp, an der Kurhausstrasse und am Strietkamp ziemlich geschlossene Häuserreihen, und ausserdem wuchsen der ganzen Feldmark, auch auf dem früheren Hoffeld, überall Gehöfte empor. Mit der Ausdehnung des Ortes hat auch dessen Einwohnerzahl sich vergrössert. 1867 hatte Bramstedt 2200 Einwohner. Jetzt mögen es etwa 3300 sein. Verglichen mit dem stark gewachsenen Siedlungsraum ist das keine sehr grosse Zunahme. Es ist aber zu bedenken, dass man früher viel geringere Ansprüche an Wohnung und Wohnraum stellte. Eine Küche, die gleichzeitig als Flur diente, eine Wohnstube mit Wandbetten, und die Wohnung war fertig. Wie viele Häuser gab es vor 50 Jahren, in denen 3 – 4 solcher Wohnungen vorhanden waren. Was jetzt an Wohnungen, auch in Mietshäusern, vorhanden ist, das ist geräumiger, luftiger und heller. Und was für die Wohnungen gilt, das trifft auch für die Arbeitsräume und Viehställe zu.

Zu der Siedlung nach aussen kommt noch eine Umsiedlung im Stadtinnern. Früher stand im Bleeck, im Kirchenbleeck, in den dem Kirchenbleeck zunächst liegenden Teilen von Maienbeck und Landweg wie auch in Butendoor ein Bauernhaus neben dem andern. Das ist erst in den letzten 50 – 60 Jahren anders geworden. Im Bleeck sind verschwunden die Bauernstellen von Rathjen (Jetzt Fülscherscher Lagerplatz) [Bleeck 4], Schlüter (Gasthof Rolandseck) [Bleeck 2], Holsteinisches Haus (das Land ist verkauft) [Bleeck 1], Langhinrichs (Gasthof zum Wappen) [Bleeck 9], Dr. Sattler (Postgebäude) [Bleeck 33], Hesebeck (Tankstelle), [Bleeck 35], Peiserich (Kaufmann Andresen) [Bleeck 30], Siems (Haus niedergelegt, Land verkauft) [Mühlenstraße 27], Fuhlendorf (Land verkauft) [Bleeck 26], Gutshof (Landjahrheim) [Bleeck 16], (Gärtnerei), im Kirchenbleeck und Maienbeck Stegemann (Eisenbahnbeamter Meyer) [Kirchenbleeck 3], Micheel (Autogeschäft Küchel) [Kirchenbleeck 5], August Schmidt (Zimmermstr. J. Schmidt) [Kirchenbleeck 9], Gosau=Wrage (Amtsgericht) [Maienbeeck 1], Dehn (Dünger=u. Feuerungshandlung von H. Dehn) [Liethberg 2], M. Runge (Gastwirt Lembcke)

[Maienbeeck 2-4], Huss (Verbrauchergenossenschaft) [Maienbeeck 13], Bassmann (Land verkauft, Haus vermietet) [Maienbeeck 8],

Maienbeeck 8, Bassmann vor 1949

Maienbeeck 8, Bassmann vor 1949

J. Mohr (Kaufmann C. Seller) [Landweg 9], im Landweg Gau (Schuhgeschäft Wallinger) [Landweg 5], Bracker (Tischlermstr. Kaistra) [Landweg 7], Johs. Lamaack (Kaufmann J. Seller) [Landweg 13?], P. H. Kock (Kaufmann W. Horst) [Landweg 2], E. Schmidt (Gastwirtschaft zur Mühle) [Landweg 6], Jul. Lamaack (Sattlermstr. Schreyer) [Landweg 10], H. Lahann (Maschinenschlosserei Oesler) [Landweg 22], die Bähsesche Landstelle (Dr. Anders) [Schlüskamp 3?], das Mühlengut. Nicht mit aufgezählt sind dabei die zahlreichen landwirtschaftlichen Kleinbetriebe, in denen nur einige Kühe gehalten wurden, die aber ohne eigenes Gespann wirtschafteten. Im Kirchenbleeck wohnt Jetzt kein einziger Bauer mehr, ebensowenig in Maienbeck, im Landweg gibt es noch 4, im Bleeck noch 2 Bauern [Zimmer, Köhncke]. Um die Kirche herum haben landwirtschaftliche Nebengebäude sich vielfach in Geschäftshäuser verwandelt. Das Oertlingsche Haus [Kirchenbleeck 1] war Stegemannsche Scheune, das Bürohaus von Dr. Johannssen [Kirchenbleeck 9] Abschiedshaus der Schmidtschen Bauernstelle, das Steigersehe Haus [Kirchenbleeck 17, nicht mehr existent] desgleichen vom Stühmerschen Landbesitz, das Haus von H. Paustian [Maienbeeck 3?] gehörte als Scheune zur Stelle von Gosau=Wrage, aus der Scheune von P. H. Kock wurde das Wohnhaus des Baumeisters H. Horst [An der Kirche] , aus der von J. Mohr das E. Werk [Kirchenbleeck 4].

So haben die Strassen um die Kirche herum und auch der Bleeck in reichlich einem Jahrhundert völlig ihren ursprünglichen Charakter verloren: während ihre Bewohner früher vorwiegend Landwirtschaft betrieben, ernähren sie sich heute fast ausschliesslich durch bürgerliche Gewerbe. Für den Bleeck ist dies nicht so auffällig, weil schon früher manche der dort belegenen Häuser anderen als landwirtschaftlichen Zwecken dienten.

Die Bauernhäuser sind verschwunden oder umgebaut, wo ist aber das Bauernland geblieben? In den Jahrzehnten um die Jahrhundertwende, als der Grundstückhandel blühte und die Parzellierungen an der Tagesordnung waren, ist ein grosser Teil des Bauernlandes in andere Hände übergegangen. Die gebliebenen Landleute haben die Gelegenheit benutzt, um durch Zukauf, Tausch und Verkauf ihre Stellen zu verbessern. Mancher kleine Besitzer wurde durch Zukauf von Ländereien zum Gespannhalter, vereinzelt wurde es möglich, die Bauernstelle so zu vergrössern, dass sie unter zwei Söhne geteilt werden konnte. Die Wirtschafts- und Wohngebäude der neu entstehenden Bauernstellen wurden aber nicht inmitten des Orts, sondern am Rande desselben, öfters ganz für sich liegend, aufgebaut: an der Brokstedter Chaussee [Schäferberg], nach Bimöhlen, nach Hasenmoor hinaus, an der Altonaer Strasse, in Bissenmoor.

So vollzieht sich in unserm Städtchen allmählich eine örtliche Scheidung der Erwerbszweige. Die landwirtschaftlichen Betriebe wandern nach aussen und im Stadtinnern entsteht ein Geschäft nach dem andern. Damit ist beiden Teilen gedient: ein Geschäftshaus mit gut ausgestattetem Schaufenster gehört dahin, wo der Verkehr am lebhaftesten ist, dort erfüllt es am besten seine Aufgabe; und wenn der Landmann draussen in der Nähe seiner Aecker wohnt, so ist ihm das nicht bloss angenehm, sondern es bringt ihm auch manche betriebswirtschaftlichen Vorteile, er kann sich vor allen Dingen besser rühren.

In alten Zeiten war Bramstedt nichts anderes als ein grosses Bauerndorf. Jetzt hat es mehr den Charakter einer Kleinstadt, wenn auch das Weiträumige nicht ganz dazu passen will. Der starke ländliche Einschlag aber ist geblieben, wenn er auch nicht so zutage tritt wie früher, und er wird auch künftig bleiben, selbst wenn der letzte Bauernhof aus dem Stadtinnern verschwunden.

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Schinz u.a.: Reit- und Fahrverein an der Bramau

Die alte Bramstedterin Lisa Schinz-Schäfer geb. Böge übergab mir vor geraumer Zeit diverse Unterlagen zum Reit- und Fahrverein an der Bramau. Dabei eine Bilderreportage von 1985 über diverse Personen, die in diesem Verein von Beginn an sehr aktiv waren. Darunter auch ihr erster Mann Willi Schinz.
Der 1950 gegründete Reit-und Fahrverein an der Bramau  ist Nachfolder des Bramstedter Reiterbundes, der von 1921 – 1933 existierte. 1933 ging der Reiterbund in die SA-Sturmabteilung auf (nur ein Bild in der Bildreportage weist darauf hin).
Der neu gegründete Verein existiert bis heute und ist in der Segeberger Straße 7 aktiv.

Übersicht:

  1. Festgedicht zum 1. Reiterball nach 1945 am 10. Februar 1951
  2. Bericht Bramstedter Nachrichten vom 26.4.1960 zum 10jährigen Jubiläum des neuen Vereins
  3. Bildreportage 1921 – 1933 und 1950 – 1985 incl. Namensliste
  4. Bildersammlung Schinz
  5. Bericht über den „Verbleib“ der Reitervereine 1933-45

 

  1. Festgedicht 10.2.1951  (als pdf, da die Schrifterkennung des Scans einer schklechten Fotokopie nur unzureichende Resultate brachte)

  2. Bramstedter Nachrichten 26.4.1960

Eindrucksvolle Jubiläumsfeier beim Reit- und Fahrverein an der Bramau

Graf von Reventlow weihte die neue Reiterstandarte

Der „Reit- und Fahrverein an der Bramau“ krönte am Sonnabend mit der Standartenweihe seine zehnjährige Arbeit, die er im Dienst der ländlichen Reiterei geleistet hat. Es war ein festliches Ereignis. Der Saal des Hotels „Zur Post“ war dicht besetzt, als der Fanfarenzug die Zusammenkunft eröffnete. Der stellvertretende Vorsitzende, Reimers, hieß als Ehrengäste den Landesverbandsvorsitzenden Friedrich Graf von Reventlow aus Preetz, den Bundesvorsitzenden des Reiterbundes Mittel-Holstein, Helmuth Sievers aus Tasdorf, Bürgermeister Heinrich Gebhardt, sowie die Abordnungen der Reitervereine Nutzen und Wiemersdorf herzlich willkommen. Die Versammlung ehrte des Andenken an die im vergangenen Jahre dahingegangenen Mitbegründer Otto Köhler und Hans Dehn. Otto Köhler war lange Jahre Vorsitzender, während Hans Dehn den Posten des Schatzmeisters versehen hatte.

Schriftführer Hugo Möller gab einen umfassenden Rückblick. Am 12. April 1950 fanden sich in Bad Bramstedt im Hotel „Zur Post“ 22 Pferdefreunde zusammen. Diese gründeten, anknüpfend an die Tradition des Bramstedter Reiterbundes, den „Reit- und Fahrverein an der Bramau“. In der ersten Mitgliederversammlung (21.4. 1950) wurden bereits 43 passive Mitglieder und 21 aktive Reiter verzeichnet. Nicht nur Bad Bramstedt stellte die Mitglieder, sondern auch die Nachbargemeinden Weddelbrook, Hagen, Bimöhlen und Hitzhusen waren beteiligt. Ein reges reiterliches Leben setzte ein. Drei Abteilungen wurden durch die Reitlehrer ausgebildet. Sie beteiligten sich an Turnieren der Umgebung und brachten Siege und Ehrenpreise in die Rolandstadt. Männer mit einer großen reiterlichen Erfahrung und Männer voller Begeisterung und Einsatzfreudigkeit standen in den Reihen des Vereins. Um einige zu nennen: Ludwig Christiansen, Hugo Voß, Willi Schinz, Alfred Warnemünde, Hans Dehn und Otto Köhler.

Als Folge der zunehmenden Technisierung der Landwirtschaft trat in den letzten Jahren nach 1955 ein starker Rückgang in den Pferdebeständen ein. Der Leutemangel ließ auch mancher Bauernsohn einfach keine Zeit mehr zum Reiten.

Getreu der Satzung, den ländlichen Reitersport zu pflegen, und die Jugend heranzubilden in der Behandlung und im Vorstellen eigener Pferde, behielt der Vorstand die Zügel weiter fest in der Hand. Man begann neue Wege zu suchen, um das reiterliche Interesse wachzuhalten. Die Zeiten großer Reitervereine auf ländlicher Ebene sind vorbei. Aber es werden immer bäuerliche Jungen und Mädchen da sein, denen von ihren Ahnen her Reiterblut die Liebe zum Pferd und zur Zucht vererbt wurde.

Ausführlich war auch der Jahresbericht gehalten, den Schriftführer Hugo Müller erstattete. Darin wurde unter anderem hervorgehoben, daß am Reitertag 1959 in Weddelbrook 55 Pferde an den Start gegangen seien. An der Fuchsjagd in Hagen am Hubertustage hätten sich 18 Reiter beteiligt. Leider habe man die Errichtung einer Reithalle, die immer wieder von den aktiven Reitern gefordert sei, noch nicht verwirklichen können. Die Schwierigkeiten sind zu groß. Die Lösung dieser Frage muß auf einen späteren Termin verschoben werden. Eine weitere große Sorge bereite dem Verein die Abhaltung eines Turniers in Bad Bramstedt. Immer wieder werde der Verein vom Landesverband und v. Kreisverband gefragt, warum es nicht möglich sei, ebenso wie in Nortorf, Bordesholm und Kellinghusen auch in Bad Bramstedt eine Pferdeleistungsschau durchzuführen. Die Veranstaltung eines Turniers scheitere in Bad Bramstedt lediglich an der Platzfrage. Es werde die Aufgabe des neuen Vorsitzenden sein, diese Angelegenheit vertrauensvoll mit dem Magistrat und der Stadtverwaltung durchzusprechen, damit der Verein in die Lage versetzt werde, dann und wann auch in Bad Bramstedt eine repräsentative Reitveranstaltung durchzuführen. Weiter erwähnte Hugo Müller, daß der Verein fünf Reiter auf mehrwöchige Lehrgänge nach Neumünster und Kellinghusen geschickt hat. Außerdem nahmen die Reitlehrer an einem Lehrgang in Neumünster teil. Die A-Abteilung beteiligte sich an den Turnieren in Nortorf, Neumünster, Elmshorn und am Landesturnier, die B-Abteilung an der Pferdeleistungsschau in Nortorf. Die Ergebnisse in den einzelnen Disziplinen des Abteilungswettkampfes waren gut. In diesem Jahr werden die beiden Abteilungen des „Reit- und Fahrvereins an der Bramau“ auf den vorderen Plätzen zu sehen sein.

Die erfolgreichsten Reiter waren im vergangenen Jahre: Werner Junge, Armstedt, der mit dem 9jähr. „Falke“ und dem 9jahr. „Tasso“ 27mal erfolgreich war, 11 Ehrenpreise errang und vier 1. Plätze auf insgesamt 13 Turnieren, ferner Hans Asbahr, Großenaspe, der auf „Malmö“ siebenmal erfolgreich startete und vier Ehrenpreise davontrug. Auf dem Winterturnier in der Holstenhalle Neumünster belegte Asbahr sogar einen 1. Platz, Hans Gripp schnitt auf der 16jähr. „Perle“ fünfmal erfolgreich ab, H. H. Tramsen erzielte 3 Ehrenpreise, H. W Reimers, der stellv. Vorsitzende des Vereins, war mit der 16jähr. «Perle“ im Einspännerfahren dreimal erfolgreich. Weitere Erfolge errangen W. Heller auf „Najde“, Klaus Bock auf „Fee“, Klaus Eberhard auf „Amsel“, E Bauer auf „Mietchen“ , Frl. Borchert auf „Blume“ und H. H. Bracker auf „Gitta“. Das Juniorenreiterabzeichen erwarben anläßlich des Lehrganges in Neumünster Helmut Hauschild u. Erich Bauer.

Schatzmeister Preß erstattete den Kassenbericht. Revisor Mohr hob im Prüfungsbericht die saubere, korrekte Arbeit des Kassierers hervor. Die von ihm beantragte Entlastung wurde einstimmig erteilt. Die Generalversammlung genehmigte die neue Satzung, die nach der Mustersatzung des Landesverbandes ausgestellt wurde. Darin wird die Gemeinnützigkeit des Vereins besonders hervorgehoben.

Man schritt zu den Wahlen. Reitlehrer Willi Bracker, Hagen, schlug den bisherigen Schriftführer Hugo Müller, der sich besonders verdient gemacht hat um den Verein, zum neuen Vorsitzenden vor. Hugo Müller wurde unter allgemeinem Beifall einmütig zum 1. Vorsitzenden und damit zu Otto Köhlers Nachfolger gewählt. Die Versammlung wählte zu Beisitzern: Albert Runge für Hitzhusen, Richard Schadendorf für Weddelbrook, Schwertfeger für Bimöhlen und Walter Mohr für Bad Bramstedt. Zum neuen Schriftführer wählte man Ernst Kamenz einstimmig. Es wurde beschlossen, den Reitertag 1960 in Hitzhusen zu veranstalten. Den Termin soll der Vorstand festlegen. Im Namen der aktiven Reiter sagte Reitlehrer Willi Bracker dem Vorstand Dank für alle Mühewaltung.

Unter Fanfarengeschmetter zog der Reiterverein mit der alten Standarte zur Standartenweihe in den Saal. Der Landesverbandsvorsitzende, Graf von Reventlow, sagte: „Wenn wir den alten Reitergeist bewahren, brauchen wir vor den Schwierigkeiten, die sich der ländlichen Reiterei durch die fortschreitende Technisierung der Landwirtschaft entgegenstellen, nicht zu kapitulieren“! Der Landesvorsitzende weihte die neue Standarte, indem er sie mit der alten Standarte berührte. Die neue Standarte trägt als Schmuck auf der Vorderseite den Pferdekopf des holsteinischen Siegerpferdes „Meteor“.

Bgm. Heinrich Gebhardt übermittelte zur Zehn-Jahres-Feier die Grüße der Stadt. Er zollte der Arbeit des „Reit- und Fahrvereins an der Bramau* volle Anerkennung, Stadt und Land führe der Verein zusammen. Der Bürgermeister überreichte im Namen des Magistrats dem Verein ein Anerkennungsschreiben, dem als Geburtstagsgeschenk ein Hundertmarkschein beigefügt war.

Man schritt sodann zur Ehrung verdienter Mitglieder. Der Landesverbandsvorsitzende zeichnete den Mitbegründer und Reitlehrer Willi Bracker, Hagen, mit der Plakette des Landesverbandes aus. Bundesvorsitzender Helmuth Sievers, Tasdorf, überreichte Frau Gertrud Stedtfeldt, deren Mann, Dr. Stedtfeldt, einst den „Reiterbund Bad Bramstedt“ geführt hatte, eine Ehrenurkunde. Vorsitzender Müller hatte vorher Frau Stedtfeldt als die „Mutter des Vereins“ bezeichnet. Sie gehört seit der Gründung des Vereins dem Vorstand an. Ferner erhielten aus der Hand des Bundesvorsitzenden, Adolf Rogge „der Motor des Vereins“, und Reitlehrer und Organisator Heinrich Schulz eine Ehrenurkunde. Vorsitzender Müller dankte im Namen des Vorstandes auch dem Gerätewart Kramp. Ernst Tödt, der Geschäftsführer des Reiterbundes Segeberg, überreichte dem Vorsitzenden einen Standartennagel. Das vornehmste Produkt unserer Scholle“, sagte er, ist das Pferd. Unser Landesverbandsvorsitzender, Graf von Reventlow, wird dafür sorgen, daß die ländliche Reiterei nicht zum Erliegen kommt!“

Nach der Feier führte Pferdefreund Hugo Heims noch einen Reiterfilm vor, den er vor zehn Jahren gedreht hat. Kassierer Preß erfreute die Festversammlung mit Farbdias, die den Reitertag 1959 in Weddelbrook in herrlichen Farben lebendig werden ließen. Die Geselligkeit kam noch für viele Stunden zu ihrem Recht. Harmonisch war auch der Ausklang der Zehn-Jahres-Feier. / be


3.  Bildreportage 1921-1985 zum Vereinsleben (Scan einer SW-Kopie, 11 MB groß)

Da sonst die Suchfunktionen nicht klappen, habe ich hier die in der Bildreportage handschriftlich notierten Namen als Maschinenschrift wiedergegeben (Doppelnennungen sind möglich):

Oberwachtmeister Ludwig Christiansen, Bad Bramstedt
Alfred Warnemünde, , Bad Bramstedt
Andreas Wieckhorst, Hagen
H. Wolters, Weddelbrook
E. Mäckelmann,  -„-
W. Thies,   -„-
W. Fock, -„-
Hans Gripp, , Bad Bramstedt
Adolf Rogge, Weddelbrook
H. Wolters Weddelbrook
E. Mäckelmann, Weddelbrook
W. Fock, Weddelbrook
A. Rogge, , Weddelbrook
W. Mäckelmann, Weddelbrook
W. Thies, Weddelbrook
H. Mohr, Weddelbrook
Johs. Thies, Weddelbrook
W. Grosche, Weddelbrook
H. Mohr, Weddelbrook
Hans Mohr, Bad Bramstedt, Eichenhof
Hans Gripp jun., Bad Bramstedt
Hans Dehn, Bad Bramstedt
Willi Schinz, Bad Bramstedt
Bernhard Schlüter, Bad Bramstedt
Otto Köhler, Bad Bramstedt
Bracker
Adolf Rogge, Bad Bramstedt
W. Knüppel, (Weddelbrook/Krücken ?)
Willi Schinz, Bad Bramstedt
Paul Bluhm, Bad Bramstedt
Willi Bracker, Hagen
H.H. Bracker
Kl. Block#H. Horns
W. Kruse
Gertrud Stedtfeld, Bad Bramstedt
General Langkeit, BGS, Bad Bramstedt
Bürgermeister H. Gebhardt, Bad Bramstedt
Ernst Grade, Greifenberg
Hugo Voss, Hitzhusen
Max Voss, Hitzhusen
Paul Bluhm, Wiemersdorf
Hans Sievers
Hans Gripp jun.
Siegfried Werner
Paul Bluhm
Otto Blunck
Ernst Thies
Hans Runge jun., Hitzhusen
Albert Runge, Hitzhusen
Günter Runge jun., Hitzhusen
Karin Mohr
Marga Borchert
Klaus Runge
Peter Sievers
Hans Schulz, Hitzhusen
Heinrich Schulz, Hitzhusen
Johann Gatermann
Waltraut Thies
Klaus Schümann
Günter Steffenms
Karin Mohr
Marlen Sievers
Hans-Hermann Heims, Bad Bramstedt
Hugo Heims, Bad Bramstedt
Ernst Brandt, Hagen
Johannes Böje, Bad Bramstedt
Walter Mohr, Bad Bramstedt, Bissenmoor
Lisa Borchert, Bad Bramstedt, Bissenmoor
Johann Borchert, Bad Bramstedt, Bissenmoor
Marga Borchert, Bad Bramstedt, Bssenmoor
Hans-Werner Reimers, Bad Bramstedt
Klaus Schümann
Marga Fölster geb. Borchert, Bad Bramstedt, Bissenmoor
Erika Fuhlendorf, Bad Bramstedt
August Fuhlendorf, Bad Bramstedt
Jürgen Fuhlendorf, Bad Bramstedt
Willi Wrage, Bimöhlen
Paul Lindemann, Hitzhusen
Hugo Müller, Bad Bramstedt
Erich Kramp, Bad Bramstedt
Hans Voß, Hitzhusen
Edith Voß, Hitzhusen
Hartwig Voß, Hitzhusen
Willi Knüppel, Wiemersdorf
Hans-Werner Reimers, Bad Bramstedt
Richard Schadendorf, Bad Bramstedt
Hans Asbahr, Bad Bramstedt
Ernst Thies, Bad Bramstedt
Hedwig Riedemann, Bimöhlen
Robert Liebig, Bad Bramstedt
Hans Horns, Bredenbekshorst
Günter Steffens, Bad Bramstedt
Willy Timm, Hitzhusen
Gerhardt Timm, Hitzhusen
Willy Karstens, Weddelbrook
Soenke Karstens, Weddelbrook
Ulrich Karstens, Weddelbrook
Max Witt, Bad Bramstedt
Jürgen Block, Hagen
Ernst Kock, Föhrden-Barl
Johannes Gatermann, Bimöhlen, Karkendamm
Georg Schwerdtfeger, Bimöhlen
Siegfried Werner, Bad Bramstedt, Bissenmoor
Max Wrage, Bimöhlen
Anne Wrage, Bimöhlen
Klaus Schümann, Bad Bramstedt
Hubert Boeje, Bad Bramstedt
Herbert Lingstädt, Schmalfeld
Georg Schümann, Bad Bramstedt
Heinrich Wolters, Weddelbrook
Käthe Wolters, Weddelbrook
Hans Hauschildt, Hitzhusen
Wilhelm Kruhse
Helmut Hauschildt
Elke Federmann
Hans Lindemann, Weddelbrook
Hans Asbahr, Großenaspe
Hans Gripp jun., Sievershütten
Max Sievers, Bad Bramstedt
Karin Mohr, Hitzhusen
Hans Sievers, Wiemersdorf
Erich Bauer, Hagen
Heinrich Gebhardt, Bad Bramstedt
Willi Vock, Armstedt
Jürgen Block, Hagen
Eggert Schurbohm, Hagen
Klaus Block, Hagen
Frl. Breiholz, Armstedt
Max Steffens, Bad Bramstedt
Fritz Thun, Bad Bramstedt
Ulrich Redecke, Weddelbrook
Wolfgang Schurbohm, Hagen
Willi Schurbohm, Hagen
Ruth Bonk, Hagen
Karin Schurbohm, Hagen
Otto Gatermann, Bimöhlen, Karkendamm
Helmut Hauschild, Hitzhusen
Wilhelm Kruhse, Bad Bramstedt
Ernst Kruhse, Bad Bramstedt
Hans Horns, Bredenbekshorst
Bruno Wrage, Bad Bramstedt
Volker Wrage, Bad Bramstedt
Freya Wrage, Bad Bramstedt
Otto Horns, Bredenbekshorst
Werner Junge, Armstedt
Hilda Schümann, Hitzhusen
Willy Vock, Armstedt
H. Pimm, Wasbek
Otto Köper, Bad Bramstedt, Claushorn
Heinz Köper, Fitzbek
Frau Ihloff, Bad Bramstedt
Hanni Peters, Bad Bramstedt
Lothar Schmidt, Bad Bramstedt
Jan Blankenburg, Großenaspe

 

 

WIR G E DEN K E NUN S E R E R TOT E N

Hans Runge Hitzhusen 1954
Willy Schinz Hitzhusen 1957
Hugo Vohs Hitzhusen 1957
Johann Borchert Bad Bramstedt 1958
Alfred Warnemünde Bad Bramstedt 1958
Ludwig Christiansen Bad Bramstedt 1958
Hans Dehn Bad Bramstedt 1959
Otto Köhler Bad Bramstedt 1959
Johannes Gatermann Karkendamm-Bimöhl.1960
Hans Vohs Hitzhusen 1965
August Fuhlendorf Bad Bramstedt 1966′
Max Steffens Bad Bramstedt 1967
Willy Bracker Hagen 1968
Willy Schurbohm Hagen 1968
General Langkeit Bad Bramstedt 1969
Otto Gatermann Karkendamm-Bimöhl.1969
Richard Schadendorf Bad Bramstedt 1970
Georg Schümann Bad Bramstedt 1970
Hugo Heims Bad Bramstedt 1972
Ernst Kruse Bad Bramstedt 1973
Herbert Lingstädt Schmalfeld 1974
Gertrud Stedtfeldt Bad Bramstedt 1974
Ulrich Karstens Weddelbrook 1974
Ernst Brandt Hagen 1975
Adolf Koopmann Bad Bramstedt 1976
Johannes Böje Bad Bramstedt 1976
Heinrich Schulz Hitzhusen 1979
Albert Runge Hitzhusen 1979
Paul Blum Wiemersdorf 1979
Hans-Werner Reimers Bad Bramstedt 1979
Robert Liebig Bad Bramstedt 1980
Willy Wrage Bimöhlen 1981
Heinrich Wolters Weddelbrook 1982
Max Witt Bad Bramstedt 1982
Hans Lindemann Weddelbrook 1985
WIR WERDEN DEN VERSTORBENEN EIN BLEIBENDES GEDENKEN BEWAHREN

4. Bildersammlung Schinz

5. Bericht über den „Verbleib“ der Reitervereine 1933-45

Bramstedter Nachrichten vom 20. Mai 1933

Neumünster. 20. Mai Der Provinzialverband der Reit- und Fahrvereine Schleswig-Holsteins hielt im hiesigen Bahnhofshotel eine von etwa 50 Vertretern und Vorsitzenden sämtlicher Reiterbünde besuchte, außerordentliche Tagung ab. die sich ausschließlich mit der Frage der Eingliederung der aktiven Reiter in die SA. befaßte.

Einleitend berichtete der Landesvorsitzende Graf Brockdorf-Ahlefeldt über die Verhandlungen in Berlin und in der Provinz. Die mit Stabschef Röhm und Hauptmann Bötticher geführte Aussprache habe zur klaren Erkenntnis geführt, daß die Uebernahme der ländlichen Reitervereine in die SA ein Gebot der Stunde sei. Die Ausführungen des Grafen wurden ergänzt durch den Geschäftsführer Major Siggel. Das Vereinsmäßige müsse einem Militärischen weichen. — Die Ausführungen der Redner lösten eine mehrstündige lebhafte Aussprache aus. Bis zum 6. Juni müssen bei dem Major Siggel endgültige Anmeldungen vorliegen über den Stand der einzelnen Bünde und Vereine. Die Traditionen werden gewahrt, die Standarten werden weitergeführt mit dem Hakenkreuzwimpel, die Bundesvorsitzenden werden die Ueberleitung der aktiven Reiter in die SA nach Kräften fördern.

Entgegen anderslautenden Meldungen wurde anfgrund eines einstimmigen Beschlusses ausdrücklich betont, daß der Provinzialverband der ländl. Reit- und Fahrvereine bestehen bleibt und daß die Mitglieder der SA- Reiterstürme nach wie vor Mitglieder des Verbandes bleiben können.

Bramstedter Nachrichten 1936

Wiemersdorf Der Reit- und Fahrverein Wiemersdorf-Fuhlendorf aufgelöst. Bravo Wiemersdorf! Unter dieser Ueberschrift erschien im Oktober 1929 in einer Schleswig-Holsteinischen Kampfzeitung folgende Notiz: Bekanntlich fand das diesjährige Landesturnier statt in Neumünster in Bad Segeberg statt. Alles verlief sehr nett, soweit man von den Leistungen, Aufmachung, Wetter usw. reden kann. Sonst allerdings war die Stimmung weniger gut. Da auch der erste Diener der Provinz, Herr Kürbis aus Kiel, an der Veranstaltung teilnahm, mußte auch seine Flagge gesetzt werden. Da diese aber schwarz-rot-gelb ist, und so auch jene Flugblätter aussahen, welche unsere Feinde über unsere Front abwarfen, um uns zum Ueberlauf aufzufordern, lösen diese Farben immer heftigere Opposition aus. Zwar fanden sich die meisten Reitervereine damit ab, um nur vor Herrn Kürbis weiterreiten zu können. Nur einer bewahrte Stolz und Würde, d. h., er führte das aus, was er vorher erklärt hatte, er verließ das Turnier und ritt nach Hause. Andere hatten vorher auch geredet, aber sie ließen sich „rumreden“. Bravo Wiemersdorf!

Derselbe Reiterverein Wiemersdorf-Fuhlendorf, der es vor nunmehr beinahe sieben Jahren abgelehnt hatte, unter der Flagge der Novembermänner zu reiten und mit den wehenden Fahnen des nationalen Deutschlands den Turnierplatz verließ, hielt jetzt unter dem Vorsitz des Vereinsführers Pg. Hans Schümann, nachdem die Vereinstätigkeit bereits seit dem Jahre 1931 ruht, in „Stäckers Gasthof“ die letzte Generalversammlung ab. Auf der Tagesordnung stand nur ein Punkt: „Beschlußfassung über die Auslösung des Vereins“. Pg Schümann gab den diesbezüglichen Beschluß des Vorstandes, der auf Auflösung des Vereins lautete, bekannt. Sämtliche Mitglieder stimmten diesem Vorschlag zu. Das der Verein in seinen Glanzzeiten Hervorragendes leistete, bewiesen die überaus vielen Preise und zum anderen, ein Kassenbestand, der sich durchaus sehen lassen kann. Auf Vorschlag des Vorstandes wird nunmehr der Kassenbestand den Gemeinden Wiemersdorf und Fuhlendorf mit der Maßnahme überwiesen, dieSumme gemeinnützigen Zwecken zuzuführen. Die Kleidung, Ausrüstungsgegenstände usw. erhalten die früheren aktiven Mitglieder. Mit dieser sozialen Maßnahme, hat sich jener Verein, der bereits . Jahre 1929 den Mut aufbrachte, sich offen für ein neues Deutschland zu bekennen, ein bleibendes Denkmal gesetzt.

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BN: Ursprünglich Oedland – jetzt Kurpark

Bramstedter Nachrichten vom 2.2.1956; Foto hinzugefügt

Ursprünglich Oedland
– „Kaiser Wilhelm-Wald“ — ­jetzt Kurpark

Vor 7-8 Jahrzehnten war „Hinter der Hambrücke“ nur Oedland. Auf Veranlassung unseres damaligen Bürgermeisters Freudeuthal erwarb der Flecken Bramstedt vom Fiskus das ganze Gelände — für eine Anerkennnngsgebühr von 5 DM. Es wuchs nur wenig auf dem kargen Boden. Die Fleckensvertreter beschlossen die Aufforstung des Geländes. Mit größter Sparsamkeit und bescheidenen Mitteln wurde in den Jahren zwischen 1882 und 1898 diese Maßnahme durchgeführt. Jeder durchreisende „Handwerksbursche“ mußte für die Uebernachtung beim Herbergsvater Heinr.Kops und später Hermann Parbst zwei Arbeitsstunden ableisten. Dafür erhielt er abends beim Eintreffen eine kräftige Erbsen­suppe und eine Flasche Braunbier. Morgens gabs Kaffee und Brot und 50 Pfg. Zehrgeld. Der Kreis gab einen Zuschuß von 55 Pfg. für das Essen pro Mann. Durch diese billige Arbeitsleistung wuchs allmählich der Wald hinter der Hambrücke; später unter dem Namen „Kaiser Wilhelm Wald“ allen älteren Bramstedtern bekannt. Sicher konnte man damals nicht ahnen, wie wertvoll dieser Wald der Rolandstadt einmal sein würde. Unsere Rheumaheilstätte wäre wohl kaum hier bei uns entstanden, wenn dieses Waldgelände nicht zur Verfügung gewesen wäre.

Landweg35_HermannParbst_1899Pfingsten

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SH-Prov. Ber.: Die Kiefer zu Wiemersdorf

In den Schleswig -Holsteinischen Provinzialberichten 1791 erschien ein Artikel, der sich sehr weitschweifig in Form eines Zwiegespräches mit der Anpflanzung von Kiefern-wäldern in der kargen Mittel-Holsteinischen Landschaft befasst.
Genannt wird der Artikel „Die Kiefer von zu Wiemersdorf“ und gibt Einblicke in das Aussehen der hiesigen Landschaft Ende des 18. Jahrhunderts. Orthograsphie habe ich aus Origuinalartikel übernommen.

Fünften Jahrgangs erster Band.  Drittes Heft.

Die Kiefer zu Wiemersdorf

Fragment eines Gesprächs auf einer Reise im Vaterlande. . ,

Sieh da eine Kiefer! — rief ich auf einer neulichen Fahrt im Vaterlande mit einer freudigen Verwunderung meinem Gefährten. Schon einige Minuten zuvor war bei dem fernen Anblik ihres Wipfels meine Aufmerksamkeit erwacht. Mein Gefährte, ein Fremdling im Lande, sas ruhig zurükgelehnt, bis ich ihn durch eine ziemlich fühlbare Berührung mit der Rechten, durch mein Hervorrükken und meinen Ausruf aus seinen stillen Betrachtungen wekte.

“ Eine Kiefer? “ — erwiederte er befremdet und sah mir aufgerichtet ins Gesicht. „Wie kan eine einzeln stehende Kiefer dich in ein Staunen versezen, das mir daheim im Sachsenlande der Anblik ganzer Kieferwälder nicht verursachte?“

Darin liegt grade die Ursache unsrer verschiedenen Stimmung, war meine Antwort. Hast du auf all unsern Fahrten in Holstein und jenseits der Eider schon einen Kiehnwald gesehen, und aus unserm gestrigen und heutigen Wege noch eine einzige Kiefer gefunden? Kan dichs befremden, wenn der Freund des Waldes und seines Vaterlandes bei solcher Seltenheit staunt — bei einem Baume, der doch einer der nuzbarsten in deinem Vaterlande ist, und um der zahllosen Erzeugnisse willen, die er unsern Landsleuten zur See wie zu Lande darbieten könte, leicht einer der kulturwürdigsten in Holstein sein dürfte? — Erinre dich der weiten Ebenen die wir auf der Harxheide durchirrten, der öden Fahrt über die Segeberger Heide, als wir sie neulich von Barmstedt nach Bramstedt, gleich nach dem baumreichen und schattigten Wege durch die Grafschaft Ranzau, erreichten. Denk nur an jene Sandwüsten unweit Horst, an die baumleere Steppe vor Itzehoe, an den traurigen Kontrast, den sie uns gegen die kurz zuvor verlassenen Marschgefilde darstellen. Weisst du noch wie langweilig und ermüdend uns die Einöde zwischen Schleswig und Flensburg war. Erneuere dir nur, wenn dirs behaglich ist, die Bilder der einzelnen zerstreuten Strecken, die wir auf so mancher Fahrt, nahe und ferne, sahen und wie oft bald die brennenden Sonnenstralen, bald die unaufgehaltenen Westwinde uns den Wunsch abnöthigten, daß wir doch die weiten leeren Raume, die so ungenuzt, oder doch so wenig ergiebig, sich zu beiden Seiten ausdehnten, in Wälder umschaffen könten.

„Freilich wol hätte ichs errathen können, daß du dich patriotischen Phantasien überlassen und über schöpferischen Planen brütetest. Aber dein Ausruf war mir gar zu überraschend. — Du meinst also, wie ich merke, die Kiefer wäre recht der Baum für jene Heiden und Sandwüsten.“

Recht der Baum dafür und recht der Baum für unsern Mangel. Sandflächen und Heiden sind grade seine Heimath, seine liebste Wohnstäte. So trafen wir sie ja im Altenburgischen, so um Wittenberg und Dessau, so im ganzen Brandenburgischen, in Meklenburg, Lüneburg — überall erschien uns die Kiefer, mehr noch als die Birke, als das Gewächs, das die Natur sandigten Gegenden bestimte.

„Und wie kömt es denn, daß wir nur in Holstein und Schleswig, deren Mitte, so weit ich beide Länder kenne, ein fast ununterbrochener Sandrükken dekt, nirgend weder alte noch junge Kiehnheiden *), nicht mal einzelne Bäume trafen.“

Mögen die alten durch Verwüstung unserer Vorältern ausgerottet sein; denn gewis waren sie einst. Daß aber nicht junge Dikkichte rund um uns grünen, die weiten Ebenen verschönern Und durch frohes Emporstreben dem Reisenden den anmuthigen Anblik des Segens für Söhne und Enkel gewähren; daß nicht der einheimische Wanderer in ihnen das Bild der einst verwandelten Heimath, des bessern Auskommens, des allgemeinen Wohlstandes vergegenwärtiget sieht — das dächte ich wäre unsre Schuld.

„Du Zeichnest deinen Landsleuten ein Bild von einem Baume und den Folgen seines Anbaues das wahrlich sehr anziehend ist. Verschönerung ihrer Heimath, Besserung des Auskommens, allgemeinerer Wohlstand — grosse Verheissungen von der Kultur einer einzigen Holzart. Die Kieler ist freilich auch in Sachsen hin und wieder ein sehr geschäzter Baum. Manches Walddörfchen im Holzlande hat alle seinen Betrieb und sein Gewerbe von ihr; gewint von Holzfuhrem und Holzhandel, von Theer und Kien und Kienrus alle seine Baarschaft.“

Und aus denselben Gründen, meine ich, sei auch der Baum für unsern Bedarf; aus den nämlichen Gründen behaupte ich, er sei es wehr noch als für den eurigen.

*) Kiehnheide nennt man bekantlich in bet Mark und in unsern Ländern die Kieferwaldungen

Nicht zu gedenken, daß wir weit mehr Sand und Heide haben als ihr; -— wir sind Schifbauer und Seefahrende und das seid ihr nicht. Die mancherlei Materialien zum Bau und zu unzähligen Handthierungen, die Blöcke und Balken, die Säulen und Pfähle, die Bohlen und Bretter, die Sparren und Ständer und Latten würde sie uns liefern wie euch ; zu Fusböden, Tischblättern und Rahmen, zu Schränken und Kisten, und fast zu allem täglichen Geräthe unsern Tischlern wie den eurigen ein vorzüglich nuzbares Holz bieten; ihre Vortheile für Böttcher, ihr hellflammendes und leichtheizendes Brennholz, Kienspane, Kienöl und Kienrus und all ihre Produkte würden unsern Landsleuten wie deinen sehr willkommen sein. Aber sieh einmal auf einen Hauptgegenstand unsers Gewerbes, unsre Schiffahrt, und bedenke was Masten, Theer und Pech, die sie besser und reichlicher als irgend einer der gewöhnlichen Nadelbäume liefert, bei unserer Lage für wesentliche Arti kel sind. Musst du mir nicht beistimmen, daß Kieferwälder für uns noch fast unentbehrlicher sind, wenigstens noch von ausgedehnterer Nuzbarkeit sein würden als für eure Gegenden. Denke ich mir unsre Sandflächen und Heiden mit jungen Dikkichten bestanden, da sehe ich zugleich neue Walddörfchen werden und in denselben die rege Thätigkeit eines Holzlandes, die Theerschwelereien und Pechöfen, das lebhafte Verkehr mit allen natürlichen und künstlichen Walderzeugnissen; ich sehe neue Nahrungswege entstehen und neuen Zuwachs zu unserer Bevölkerung.

„Deine Gründe überzeugen mich von der Wichtigkeit dieses Kulturzweiges für dein Vaterland. Ihr habt den Raum und den Boden für die Kiefer und, ich mögte fast sagen, ich begreife nicht wie ihr sie so lange entbehren kontet.“

Wie alles was man selbst erzielen könte und von Fremden kauft. Wir lassen uns von Schweden und Preussen damit versorgen. Wie bedeutend dafür unsre Geldausgabe Jahr aus Jahr ein, sein müsse, wirst du dich leicht überzeugen. Ohne Uebertreibung lässt sich Wol annehmen, es sei kein Dorf im Lande, das nicht jährlich einige Balken und Bretter und Sparren leicht für zehn Reichsthaler an föhren Holz *) kaufe. Wenn wir auch hin und wieder ein Dorf zu hoch angesezt haben, so kommen dagegen die vielen Bauten in Städten und auf Gütern in Anschlag und unsre Durchschnittsrechnung dürfte schwerlich übertrieben sein.

„Die vielen Holzhändler die ich hin und wieder in euren Städten bemerkte und ihr Wohlstand bestätigen deine Vermuthung. Die ersten Kulturauslagen würden sich, glaube ich, reichlich verzinsen**).“

Ohne Zweifel. Aller Anfang ist schwer. Allein wer wollte die Schwierigkeit scheuen, wo Nothdurft so laut auffordert und das Gelingen überall so sicher ist. Aber theilweise beginne man, breite sich nur nach und nach weiter aus und der Sieg über alle Hindernisse ist entschieden.

„Den schwersten Kampf würden euch wol eure Westwinde auf den weiten flüchtigen Ebenen verursachen. Auf den grossen Sandstrekken mögten sie wenigstens die Arbeit erschweren. Denn was die Heiden betrift, so sahen wir ja im Lüneburgischen auf gleichem Grunde die schönsten Dikkichte durch menschlichen Fleis grünen.“

*) Die Före oder die Kiefer (Pinus Silvestris L.) ist bekantlich einer und derselbe Baum.

**) Es wäre wol einmal einer Berechnung werth, wäre sie auch nur nach den Zollangaben gemacht, wie viel allein die Herzogthümer jährlich für Förenholz dem Auslande zahlen. Sie wurde de» Werth einer solchen Kulturunternehmung einleuchtender vielleicht als jede allgemeine Warnung darthun.

Freilich sind die Abendwinde die Widersacher unserer Holzzucht und auf den Sandschollen will das Geschäft eifrig und unverdrossen betrieben sein. Aber menschlicher Fleis und treue Beharrlichkeit haben ganz andre Hindernisse bekämpft, viel grössere Schwierigkeiten besiegt. Ueberhaupt ist die Kiefersat bei allen Hindernissen nicht so schwürig, wenn sie nur im Kleinen begonnen und allmählig ausgeführt wird. Es lassen sich somannichfaltige Schuzwehren anwenden, daß auch die freiste Ebene zur Gnüge gedekt wird. Diese wie die Vorbereitung sind freilich örtlich verschieden. Wo die Sandscholle nur mit Mühe durch Sandgewächse oder künstliche Mittel gebunden ist, da darf freilich weder Pflug noch Hakke die befestigte Oberfläche berühren. Selbst die Egge lasst sich nicht immer anwenden. Bald wählt man die Zapfen zur Aussat und gewint auf den leichten Sandfeldern von ihnen einige Bedekkung; bald verdient die reine Samensat den Vorzug und wird mit Deksträuchen gegen die gewöhnlichsten Nachtheile verwahrt. Oft können nur alle diese Mittel, Windzäune, und Zapfen und Deksträuche vereinigt, das Gelingen bewirken. Aber dann lässt es sich auch fast unter allen Umstanden, ich möchte sagen, erzwingen. Denke dir einmal eine weitausgedehnte Sandfläche, frei und ungeschüzt von allen Himmelsgegenden. Daß sie, wenn sie flüchtig wäre, erst zu befestigen sei, versteht sich und unser Landsmann Viborg hat uns dazu die unfehlbarsten Mittel gelehrt. Wir denken sie uns also gedämpft. Aber auf dem weilen Raume, mögest du mir einwenden, könte unser Same leicht ein Spiel der Winde werden. Nun wir wollen den Raum theilen um ihn zu überwältigen. Las uns einmal zehn gleiche Theile machen und jedes Zehntheil wieder in eben so viel Theile zergliedern. Jegliche der ersteren grösseren Ablheilungen werde mit eine Graben umschlossen, die Erde vorwärts aufgeworfen, der Aufwurf mit Rasen und Sträuchern zu beiden Seiten dicht belegt, oben drauf ein dichter Zaun gemacht und dieser von der Morgenseite gestüzt. Es wäre arg wenn ein solcher Windzaun nicht helfen, nicht den schmalen Streifen der zunächst hinter ihm fortläuft dekken sollte. Wird nun von jeglicher Abtheilung dieser schmale zehnte Theil, der dicht längs dem westlichen Erdwalle liegt mit Zapfen dikke besät, mit Sträuchern gedekt, so dürfen wir dem Gelingen, ich glaube unbesorgt, entgegen sehen. Wenn nun nach Jahren dieser Strich fest bewurzelt als ein fröhliches Dikkicht dem Winde trozen und selbst schon den nächsten Streifen neben ihm schüzen kan, würde die Arbeit fortgesezt. Man bestreut auch diesen Streifen mit Zapfen, dekt ihn mit Sträuchern und kan allmählig mit dem folgenden schon rascher fortfahren. — Ich habe zwar die Sache nicht versucht, aber mir schien dieses Verfahren, das ein praktischer Forstmann seinen Landsleuten in der Kurmark empfohlen, sehr ausführbar und zum Zwekke führend*).

„Freilich etwas umständlich und mühsam, daß wir wol Ursache haben um Geduld, um Beharrlichkeit und Ausdauer den Beförderer alles Guten zu bitten, daß nicht Mühe und Kost zu Grunde gehen!“

Die in Eiderstedt gebräuchlichen Sandstoben, deren Verfertigung uns Viborg **) beschreibt, erfordern nicht weniger Geduld; unsere Landsleute an der Westküste müssen bei ihrem kostbaren Deichbau die Geduld wol in gleichem Maasse üben. Auch habe ich dir nur

*) S. Geschichte der kurmärkischey Forsten und deren Bewirthschaftung nebst einer Anleitung wie sie hätten behandelt werden müssen von C. F. K. – (Berlin 1789) S. 70 ff.
**) Erich Viborg Beschreibung der Sandqewächse und ihrer Anwendung zur Hemmung des Flugsandes auf der Küste von Jütland. Kopenhagen 1789 S. 41 ff.

einen der schwürigen Falle angeführt. Der leichtern sind mehrere. Überhaupt haben wir ja auch in diesem Zweige des menschlichen Fleisses schon mehr als ein Beispiel zur Aufmunterung vor uns und mehr als eine Anleitung, der wir fast buchstäblich folgen können*). Nur wollen und treulich beharren!

„Du magst wol recht haben; aber ich mus dir aufrichtig bekennen — deine Kiehnheiden nicht zu verachten — ich ehre mir die Buchen und ehrwürdigen Eichen und würde sie nicht von deinen Kiefern verdrängen lassen.“

Bewahre der Himmel. Wir wollen keinem nuzbaren. Gewächse seine Stelle rauben und besonders die alten Ueberreste unserer Wälder schonen und ihren Aufschlag pflegen. Daß wir Blössen und kahle Strekken urbar machen — wäre es auch unweit deiner Eichen und Buchen, — würde dir doch nicht entgegen sein. Der Freund des Waldes und der Natur ehret sie beide und findet in den Nadelwäldern wie in den Laubhölzern eigene Reize, in beiden die ädelsten Freuden in reicher Fülle gespendet. Erinnerst du dich wie wir im vorigen Sommer so manche Stunde in Nadelwäldern lustwandelten, ihren erquikkenden Balsam athmeten, hier dem Flimmern eines Meilers nachspürten, dort einen Pechofen witterten und spät am Abend erst unser« Rükweg

*) Ausser den grössern dekanten Büchern dürfte, besonders folgende kleine Schriften dir Aufmerksamkeit unsrer Landsleute verdienen.
Vorschläge zur Verbesserung der Kiefernholzsat. Zum Unterricht für Forstleute. Berlin und Stettin 1785 und
D.
C. Kunzen Anweisung zum Anbau des Nadelholzes besonders auf Gegenden gerichtet, wo Heide oder ein solcher Boden vorhanden ist, welcher den Anbau anderer Holzarten nicht mit Nuzen verstattet. Detmold unk Meyenberg 1788.

nach der Flamme des Hohofens richteten und dem Pochen der Eisenhammer, dem Lärmen der Schneidemühlen in unserm Walddörfchen uns näherten. Der Mensch lebt freilich im Walde überhaupt freier von mancherlei körperlichen und sittlichen Gebrechen, die das schöne Zubehör seiner gepriesenen Kultur zu sein scheinen. Aber den Nadelwäldern werden neuerlich noch besondere Heilkräfte zugeschrieben. Und auch von der Seite mögte ich ihre Kultur in unsern unabsehlich weiten von Sonnenstrahlen und Winden ausgedörrten Ebenen anpreisen. Ich erinnere mich einer Bemerkung, die ich in Schöpfs Reisen gefunden, daß die Bewohner der Nadelwälder in Nordkarolina ihre bessere Gesundheit vor ihren Landsleuten an der freien und mit vielen Sümpfen versehenen Küste, der wohlthätigen Wirkung des Pech und Theergeruchs den sie fast immer einathmen, und überhaupt den flüchtigen und balsamischen Ausdünstungen des Nadelholzes zuschreiben *). Aber wie gesagt, bei all den einleuchtenden Vortheilen der vorgeschlagenen Kultur wollen wir nicht Buchen und Eichen ausrotten um sie zu begünstigen. Sie würde auch

*) Eine ähnliche Thatsache erzählt Volney. Im Sommer ist der Auffenthalt zu Bairout wegen der Hize und des lauen Wassers sehr unangenehm ; unterdessen ist er doch nicht unaesund. Man sagt, daß er es ehedem war, seit der Zeit sich aber verändert habe, da der Emir Fakr- el-dir einen Tannenwald anpflanzte, der noch bis jezt eine französische Meile von der Stadt gegen Süden existirt. Die Mönche von Marbana, die zwar keine systematische Naturkundiger sind, haben doch das nämliche bei verschiedene Klöstern bemerkt. Sie versichern sogar, daß seitdem die Gipfel mit Tannen bedekt sind, verschiedene Quellen gesünderes und häufigeres Wasser haben: welches mit andern schon bekanten Thatsachen übereinkömt. Volney Reisen nach Syrien, l, S. 140.

wenig daher gewinnen, wenigstens kan sie des bessern Bodens gern entbehren. Mag der Holsteiner die Aedeltanne wählen, wo es sein Erdreich genehmigt; oder die schnellwüchsige Lerche; oder die schlanke Weymouthskiefer aus der neuen Welt einheimisch machen, wenn er es nicht sichrer achtet, erst mit unsrer gemeinen Kiefer untermischt ihren Anbau zu versuchen um sie seinem Vaterlande zuzueignen. *) — Wir wollen nur Wüsten urbar machen und in Holzland verwandeln, daß es unsre Enkel uns Dank wissen.

„Auch von unsern Zeitgenossen würden wir ihn, glaube ich, verdienen. Der Gedanke die Erde zu verschönern ist zu hinreissend und das Geschäfte selbst macht einen so würdigen Theil unserer Bestimmung aus, daß auch dem Unempfindlichsten jegliches sichtbare Streben zu diesem Zwekke ein erfreuliches Schauspiel gewähren mus. Wer könte dir ein kalter Zuschauer bleiben, wenn du, als Anbauer mit adelm Troze dem Winde deine Schuzwehr entgegenbautest, deine Erdwälle mit grünen Rasen dektest; wer würde sich nicht mit dem Säemanne freuen, wenn du sicher hinter der Vormauer deinen Samen streutest. Ich bin es gewis, und mögte es dir mit meinem Menschengefühle verbürgen, daß der Nachbar wie der Fremdling deiner neuen Kultur mit warmer Theilnahme zusehen und Segen und Gedeihen für deine Sat herabflehen würde.“

Deine Empfänglichkeit für meine Plane war oft schon der Magnet der mich fester an sie hinanzog. Viel, leicht daß einzelne wenigstens unter meinen Landsleuten gleicher Wärme fähig wären.

*) Wangenheim räth bei der Anzucht der Weymouchskiefer tm Grossen, zuvörderst zur Ersparung der Kosten, mit einem oder zwei Pfund ihres Samens sechs bis sieben Pfund gemeinen Kiefersamen untermengt auszutreuen. — S. dessen Beitrag zur deutschen Holzgerechten Forstwissenschaft S. 5.

 „Wie wäre es anders möglich. Hier ist ja durchaus von keiner Einbusse, einzig von neuen Vortheilen die Rede, So wie wir sie vor uns sehen, die unwirthbaren Oeden scheinen sie fast ausser dem Bezirke der Schöpfung zu liegen und keiner lebenden Kreatur ihr Futter zu bieten.“

Doch nur durch menschliche Versäumnis. Einst grünten vielleicht auch hier trefliche Gefilde, wuchsen hier dicht geschlossene Wälder umher, bis die verwüstende Hand des Menschen sie versengte, eine Weile noch die Frucht des kraftvollen Bodens entgegennahm und dann, unlustig und träge ihn weiter zu bauen, der Verwilderung Preis gab. Mag die alles belebende Natur unter ihren zahllosen Geschöpfen auch der Sandscholle ihre eigene Bewohner angewiesen haben; mögen die Heiden Schafe und Bienen speisen und Streu und Brennmittel dem armseligen Käthener gewähren; gewis sind sie einer höhern Stufe der Verädlung fähig und der Mensch ist berufen durch schöpferische Hand sie mit den ädleren Erzeugnissen zu bekleiden. Immer war mirs, wenn mein Weg mich über diese Einöden hinführte, als erkante ich diesen Wink der Natur, Sie deuchten mir dann minder unlustig. Ich übersah in ihnen ein weites Feld für die menschliche Wirksamkeit. Er drängte sich in mir der Wunsch, die Hand zu bieten zu dem ädeln Geschäfte, Mitarbeiter an dem grossen Plane des Schöpfers zu sein.

„Ich stimme dir bei; du hast mich ausgesöhnt, mit den Sandschollen. Neben dem Wunsche, der Eigenthümer eines Wäldchens zu sein, darin zu säen und zu pflanzen und seines Gedeihens zu warten, dem Wunsche, den du so oft in mir anfachtest , hast du nun auch den rege gemacht, eine Sand- oder Heidestrekke in der Nähe zu besizen und durch das Werk meiner Hände neue und schönere Gestalten hervorzurufen. Meinen Schafen und Bienen wollte ich doch schon Nahrung verschaffen und Streu und Brennmittel auf andere Weise gewinnen.“

Du köntest ohne Sorge sein. Keine der jezigen Nuzungen ist von der Art, daß nicht die bessere Kultur sie erseze und soft jede würde auch reichlicher auf den verwandelten Grundflächen statt finden. Die Eigenthümer der Kornfelder, die wir gestern durchwanderten, die ich vor nicht langen Jahren noch als Wüsten kante, werden sich schwerlich in die Zeit zurüksehnen als ihre Grundstükke noch Heiden waren. Wie viel sahen wir nicht urbargemachtes Land und freuten uns der sichtbaren Fortschritte des Fleisses. Der Boden war dort freilich wol besser gewartet. Aber eben weil jene Oeden untauglich scheinen für die zärtlichern Getraidepflanzen wollen wir ihn den genügsamern wilden Holzgewächsen bestimmen.

Wir waren unter diesem Gespräche fortgerollt, daß wir kaum das Dörfchen hinter uns noch erkanten.

„Wie hies das Dorf, Schwager, hinter uns, das wir zulezt paßirten — fragte mein Gefährte.“ — Wiemersdorf erwiederte er. — „Also die Kiefer zu Wiemersdorf! Wenn wir wieder die Strasse kommen ein mehreres.“

Oder, wenn wir wieder unwirthbare Oeden durchirren, erinnern wir uns der Kiefer zu Wiemersdorf.

N.

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Finck: Ein Jahr lang wohnte der König im Schloß

Im Jahr 1968 wurde das frisch renovierte „Schloss“ der Öffentlichkeit vorgestellt und eine Festveranstaltung fand statt. Der Bad Bramstedter Stadtarchivar Hans Finck schrieb dazu den folgende Beitrag am 10.12. in den Bramstedter Nachrichten. Den Festvortrag hielt Wolfgang Prange zur Geschichte des Bad Bramstedter Gutes. Meine Anmerkungen in [ ]  Klammern.

Ein Jahr lang wohnte der König im Schloß

Restauriertes Marstallgebäude wird morgen seiner Bestimmung übergeben – Wunsch aller Bürger: Möge m seinen Räumen stets ein Geist walten, der dem Ganzen und der Allgemeinheit dient!

Sanierung des Schlosses

Sanierung des Schlosses

Morgen, am 11. Dezember, wird das Marstallgebäude in Bad Bramstedt seiner Bestimmung übergeben. Die Bramstedter nennen dieses Haus volkstümlich „das Schloß“. Zu einem Schloß gehört eigentlich ein König, und dieser war da. Dieses Haus gehörte mit dem Gut einmal (1631-1632) dem König. Das Haus hat viele Namen: neben der volkstümlichen Bezeichnung Schloß wird es amtlich Marstallgebäude bezeichnet, d. h. nach Duden Pferdestall. Weiter heißt es oft Torhaus entweder nach dem Tor, das mitten durch das Haus führt oder das den Gutshof vom Flecken abschloß. Vielleicht stammt dieser Name auch von der alten Bezeichnung „Port Huus“, welcher plattdeutsch oder französisch ist und auf hochdeutsch Pfortenhaus hieße. Außerdem wurde dieses Haus noch Vorhaus, das „Neue Haus“ oder auch ganz einfach Wohnhaus benannt. Man würde gut tun, diesem Hause jetzt einen Namen zu geben, der auch im Volksmund akzeptiert wird.

Vieles entsteht, vieles vergeht, vieles ersteht wieder in neuem Glanze. Wenn man die dicken Mauern dieses wunderbar restaurierten – Hauses sieht, wandern die Gedanken zu den Erbauern. Wie lange steht dieses Haus nun eigentlich? Die Bemerkung eines Mitarbeiters beim Bau und der BBN [Bad Bramstedter Nachrichten, ein Mitteilungsblatt des Bürger- und Verkehrsvereins] 12/69, daß es im Jahre 1647 errichtet ist, stimmt und stimmt doch lange nicht. Das Haus gehörte zum Gut, zum adeligen Gut Bramstedt. Ein adeliges Gut war es um 1540 geworden. Nun fragt man sich, wo hat der Besitzer Dirick Vaget gewohnt, stand dieses jetzt restaurierte Haus schon, d. h. stand es bereits in seinen Grundfesten?

Geht man noch einen Schritt weiter in die Vergangenheit zurück, findet man um 1360 nach Staphorst, Hamburg. Kirchengeschichte I, S. 492 unter Nr. 332 aus dem Verzeichnis verlorener Urkunden des Joachim Niehusen eine Bulle Bernhards von Schauenburg, des Probsten von Hamburg über 20 Mk. Einkünfte von der Burg Bramstedt und dem, was dazugehört. Im Jahre 1364 verhandelt Graf Adolf von Holstein mit Hamburger Ratsherren in „Villa Bramstede“ und kommt zu einer Einigung. Die Form der Verhandlung wird mit „placitum habere“ umschrieben. (Schl.-Holst. Reg. IV. Nr. 1074). Schröder Biernatzki weiß in seiner Biographie von 1841, S. 82 zu berichten: „Bramstede … Diese vormals ansehnliche Ortschaft soll früher die Residenz des Grafen Johann von Holstein gewesen sein.“
Wenn man daraus nun schließt, daß Bramstedt einer der Wohnsitze der Holsteiner Grafen gewesen ist, und daß Bramstedt im 14. Jahrhundert eine Burg besaß, so fragt man sich, wo hat die „Burg des Grafen“ gelegen. Daraus ergibt sich die weitere Frage, ist diese Burg mit dem 1751/52 abgebrochenen Schloß gleichzusetzen, und wo hat dieses gestanden. Zwei Möglichkeiten , bleiben offen: Das Schloß/die Burg, das man sich als ein sehr einfaches Bauwerk vorstellen muß, lag zwischen Hudau und Bleeck, also auf der Insel zwischen allen Auen, weil es dort am meisten geschützt war, oder es lag westlich der Hudau (zwischen Hudau und der Straße Sommerland). Dann wird es aber von einem Wassergraben umgeben, also ein Wasserschloß gewesen sein, z. B. Gut Stegen. Beweise dafür wären die Flurbezeichnung „Burggraben“ (heute Arbeitsamt), die Bezeichnung Wiese mit Reet und einige frühere Karpfenteiche auf diesem Gelände auf einer Karte aus dem Jahre 1782, bzw. den ersten preußischen Katasterkarten. In Kirchenakten wird über die Lage leider nichts berichtet, sondern nur, daß die Mauern so fest gewesen sind, daß es besonderer Anstrengungen bedurfte, um sie niederzulegen. Ein Beweis für die Gleichstellung von castrum und dem Hof von Dirick Vaget, der am Bleeck dem Roland gegenüber lag, wird wohl nie mit Sicherheit erbracht werden können. Dirick Vaget bewirtschaftete seinen nicht unbeträchtlichen Eigenbesitz von 4 Hufen auf der Bramstedter Feldmark von diesem Hofe, also auch von diesen Häusern aus.
Sichere Nachrichten über Vorgänger des Torhauses finden sich 100 Jahre spater, als Arndt Steding Besitzer war und den Hof an den König verkaufte. ln einer Nachricht vom 15. 12. 1631 heißt es über die Beschaffenheit des Hofes (Gebäude und Ländereien): „Erstlich ist der Hof, so zuvor mit einem Wohnhaus und Scheune bebaut gewesen, dorch den Brandt ganz gebloßet, also daß wenig Befriedigung fast mehr vorhanden. Es liegen aber bei dem Hofe 4 kleine Heller und Fischteiche, davon keiner besetzt“. Bei dem großen Brand im Jahre 1628 im Dreißigjährigen Krieg haben also die Häuser des adeligen Gutes auch gelitten. Vermutlich ist der bauliche Zustand der Häuser ein Grund mit gewesen für den Verkauf an König Christian IV. In den Jahren 1631 und 1632 Ist dann viel Geld für den Wiederaufbau des Hauses gezahlt worden. In einem ‚“Schriftstück, „Geldt und Kornregister Stedings Gühter zu Bramstett, durch die Konn. Mayt. gnädigst erkauft, wovon durch Johann Vogt unterschiedliche Zettel und Scharteken eingesandt und in diese Form gebracht.

Es wurden am 6. 8. 1631 bezahlt:

an einen (Dach)decker, so ein kleines Haus auf
Stedings Hof gedeckt
10 Mk 8 ß
 für 1 400 Schof (Stroh zum Decken)  ca. 53 Mk.
 einem Sager (Säger und Nagelschmiede waren Berufe)
für einen Baum zur Brücke
 5 Mk.

am 2. November: Johann Vaget mit ihnen aufgemessen
und bezahlt vor Breede (Bretter) zu sägen, zu be …. den,
Boden des Neuen Vorhauses

18 Mk
25. November, selbige Säger noch einen Baum gesäget
zur Stuben im Vorhause = 4 Mk.,
4 Mk
 noch einem Zimmermeister und seinen Gesellen, so ein
jeder 9 Tage am Vorhause Döhren und Finster (Türen
und Fenster) gearbeitet zu 16 ß dem Meister u. 14 ß dem Gesellen
16 Mk. 14 ß
 Dem Gläser Hans Wulf vor 12 Fenster um Vorhause zu 10 ß  7 Mk.   8 ß

(1 Rthlr. = 3 Mk., 1 Mk. = 16 ß, Schilling).

Es folgen dann Ausgaben an die Grob- und Feinschmiede für Nägel und „Eisenzeug“, und „was zu dem neuen Vorwergke und Gebäude (gebauv) zu Brambstede auf Stedings Hofe ferner ausgegeben An. 1632“:

Nach Kisdorf gesandt zu den Sagers, so allda im Carspel (Kirchspiel Kaltenkirchen) zu Stedings Hof nach Bramstedt sageten = 30 Mk.. Vor 12 000 Reetschoof samt der… = 532 Mk. Zum Olschlo (dem) Paul Wesell vor Dreilings-Nagel .. . = 9 Mk.“
Es folgen weitere Posten an Aufgaben für das Planwerk, Bohlen und Sägerlohn, teils mit Angaben über gesägte Ellen. An Michel Kl…korn, einen Maurer, wird für Arbeit um Fundament des Vorwerkes 20 Mk. 12 ß bezahlt. Auf den Belegen 16 bis 22 folgen Ausgaben für Bauholz, Bretter, Dreilings-Nägel (Preis für je Stück — 1 Drilling), Schoof u. Arbeitslohn, meist angegeben für das Neue Vorwerk zu Brambstede. Die Summe der Baukosten betrug 1808 Mk. 9 ß 9 Pfennig. Der buchführende Vogt stellt fest, daß in diesem Jahr mehr ausgegeben als eingenommen ist, „das zum angefangenen Neuen Gebäude verwendet und von der Segebergischen AmtsHebung abgetragen worden, daher solche Post(en) auch im Amtsregister zur Ausgabe mit eingeführt = 1 673 Mk. 9 ß.“

PrangeK2Liest man die vorstehende Abrechnung sehr genau, kann man feststellen, daß 1628 bereits Häuser des adlig. Gutes abgebrannt sind, also vorhanden waren, ihre Namen sind genannt worden, eine Brücke (vermutlich über die Hudau) und ein“ Plankwerk (Einfriedigung) waren vorhanden. Das viele Schoof läßt auf die Bedachung schließen, Zum mindesten der Stallung. Eigenartigerweise sind Ziegelsteine und Dachziegel nicht genannt. Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen? Ist das nun restaurierte Haus damals schon in seiner jetzigen Form vorhanden gewesen? War es mit Stroh oder Ziegeln gedeckt, war es nur eingeschossig, ist es bis zur Übergabe an Wiebke Kruse überhaupt fertig ausgebaut worden? 15 Jahre später erfolgt eine weitere Begutachtung und ein weiterer Ausbau. Der König selbst hat sich anscheinend eingehend mit dem Bau beschäftigt, denn viele „Bestellscheine“ sind von ihm persönlich unterschrieben, so am 10. 3. und 14. 4. 1635 ein Schreiben betr. das Plankwerk, am 19.7. und 18.8.1639 je eine Bestellung von ca. 48 Tonnen Segeberger Kalk. Daß der König auch recht sparsam sein konnte, ergibt sich aus einer Bestimmung vom 3.7.1643. Daß das markante Tor an unserem jetzigen Torhaus einmal in Krempe als Stadttor diente, ist bekannt, vermutlich ist es unter den gleichen Umständen nach Bramstedt gekommen, wie Holz und Steine, zu denen er befohlen hat: „… als wir das Zimmer(holz) samt den Steinen von dem alten Zeughaus zu Krempe nach Bramstedt auf den Hof daselbst wieder destiniret (bestimmen)“. Der Amtmann erhielt den Befehl, zu versuchen, ob nicht die Untertanen in den beiden Kirchspielen Bramstedt und Kaltenkirchen, jeder zwei Fuhren freiwillig und kostenlos ausführen, um das Baumaterial von Krempe nach Bramstedt zu befördern. Vielleicht erklären sich aus dieser Maßnahme die verschiedenen Steinformate im jetzigen Durchgang des Hauses. Der Grund des Hauses und das Fundament scheint nach dem Brand von 1628 erhalten geblieben zu sein, denn einmal würden 1631 mehr als 20 Mk. für das Fundament eines neuen Hauses ausgegeben worden sein, und z.a. geht aus einem „specificirten Verzeichnis der Unkosten, die zu den Bramstedtischen Gebäuden, zu Arbeitslohn und sonst aufgewendet werden sollen“ (August 1647) eine Beschreibung des Hauses hervor. Es heißt: „Die Länge des Stalles ist 130 Fuß, die Breite 34 Fuß,… “ Nimmt man für diese Zahlen Holsteiner Fuß (296 mm) und rechnet sie in Hamburger Fuß (286 mm) um, ergeben sich die Maße für eine 125 Jahre später angefertigte Beschreibung, die den heutigen Maßen des Hauses noch entspricht.

Varendorfsche Karte von ca. 1786 zeigt den Gutshof mit seinen Gebäuden

Varendorfsche Karte von ca. 1786 zeigt den Gutshof mit seinen Gebäuden

Auf 20 Schriftstücken, meist Gutachten, Voranschlägen etc. wird das Haus nur einmal als Stall bezeichnet, ansonsten immer als Port-, Pfordt-Haus, also Torhaus. Neben den vielen Balken, Unterschlägen, Hahnenhölzern, Ständern, Latten und Scherwänden werden u. a. Ständer und Lattierung für 36 Pferde(boxen) aufgeführt. Berechtigt diese Zahl zu dem Namen Marstall? Vier Hufen wurden vom Hofe aus bearbeitet, dafür brauchte man m.E. mindestens ca. 32 Ackerpferde. Manches ist aus diesen Schriftstücken zu entnehmen, so heißt es z. B.: „Der obere große Sahl (Saal), wo Ihre Königl. Majest. pflegten zu logieren, ist gesunken, wegen der vielen Mauersteine, so die Schwedischen (30-jähr. Krieg) darauf gebracht…“ Also haben der König und Wiebke Kruse schon in diesem‘ Hause und nicht in dem 1751 abgebrochenen Haus gewohnt. Weiter ist zu lesen, daß die Portal- und Türgriffe, sowie die Schnitzarbeiten zerhauen oder weggebracht sind, daß der Anstrich des Hauses erneuert werden muß, daß das Schauer über dem Keller weggebrochen ist.

Es ist dann von April bis Oktober 1647 festgehalten worden in einem „Register, was auf Ihr. Königl. Majest. befehligte Schreiben zur Erbauung des Neuen Hauses, Brücken und Plankwerk zu Bramstede an Gelde vom Amte Segeberg ausgegeben und bezahlt worden Anno 1647.“:

den Zimmerleuten 1 969 Mk.
den Sägern (Sägern) 324 Mk.
den Dischern 599 Mk.

den Mauerleuten nebst
Gesellen und Handlangern

1 630 Mk.
dem Grobschmied 761 Mk.
Mauersteine u. Dachsteine 1 125. Mk.
Muschelkalk      414 Mk
6 822 Mk.

Etwa 100 Jahre später befand sich der Hof Bramstedt im Besitz, vom Baron Grote und nachmals seiner Witwe, die das Anwesen verkaufen wollte. Als sich drei Bramstedter Hufner dafür interessierten, wurde festgestellt, daß der Landesherr Vorkaufsrecht hatte und allerlei Pertinenzien und Rechte auf dem Hof lagen. Die Rentekammer verlangte einen Bericht über den Zustand des adeligen Gutes. Im Punkt 3 dieses Berichtes schreibt der Kirchspielvogt H. Wulf, daß „die Gebäude auf dem Hofe sich bekanntermaßen in dem größten Verfall befinden und 4. das Gut auch weder mit gehörigen Bau-Pferden noch mit Kühen und Schafen, so wie es sein sollte, besetzt, die Ländereien nicht recht bebauet gewesen und viele (zum Gut gehörige) Hufen wüste, zu deren Verbesserung meiner unmaßgeblichen Meinung nach wohl 10 000 Rthlr. dürften erfordert werden“!

Der nun folgende Besitzer , Graf Stolberg (1751 – 1756) muß das Torhaus gründlich renoviert und baulich in seine jetzige Form gebracht haben (oder sein Nachfolger). Über Haus und Hof, an denen sich in 20 Jahren kaum viel änderte, berichtet eine in der letzten Stadtverordnetenversammlung angesprochene „Beschreibung und Anschlag nebst den Bedingungen, unter welchen das . . . im Flecken Bramstedt belegene adelige Guth Bramstedt, sonst auch Stedinghoff genannt, mit Zubehörungen verkauft werden soll. Gedruckt in Glückstadt 1774“.. Nach einer allgemeinen Darstellung der Lage folgt eine Beschreibung des Wohnhauses (133 x 35 Fuß, 2 Etagen hoch, „von einer starken Mauer aufgeführt und mit Ziegeln gedeckt“. Alle damals aufgeführten 11 Räume sind heute (10) noch vorhanden. Besonders bezeichnet werden die Tapeten, die Öfen und der große Saal. Weiter 1 heißt es: „Die sämtlichen Zimmer sind gegipst, und ist die schönste Stuccatur-Arbeit und einige Verguldung angebracht“. Die jetzige untere linke Hälfte wurde als Milchkeller und Magazin genutzt. Auf dem Hofplatz standen ein Reitstall (48 x 20 Fuß), die Scheune (108 x 52 Fuß) von 12 Fach mit Abseiten zu Schweine- und Hühnerställen, eine Remise (36 x 27 Fuß) für Torf und Wagen, ein Backhaus (30 x 18 Fuß) mit einer Kammer für den Verwalter und einem Kuhhaus (10 x 42 Fuß) für 50 bis 60 Stück Vieh, Pferdeställen und Volkskammern (?). Alle Wände der Wirtschaftsgebäude waren in Tafelwerk errichtet. Der Pferdestall für 7 Pferde, das Backhaus und das Kuh-Haus waren mit Ziegeln, die anderen Gebäude mit Reet und Land-Schoof gedeckt. In der neu errichteten Brandgilde sind die Hofgebäude zu einer Summe von 9 700 Rthlr. eingeschrieben. In dieser Beschreibung wird noch vermerkt, daß die Wirtschaftsgebäude nach dem in Bramstedt 1758 gewüteten großen Brande erst „neu erbauet und in gutem Stande sind, auch daß an dem Wohnhause und mit Planken und Stacketten umgebenen Garten ein sehr Beträchtliches verwand ist.“

Als das Gut Bramstedt im Jahre 1841 erneut und zwar von Meyers Erben (Meyers Grab links vor der Kirchentür) verkauft werden sollte, erfolgt wieder eine Beschreibung in der öffentlichen Ausschreibung. Es heißt u. a.: „Was den Hof betrifft, so ist das massiv gebaute Wohnhaus von 133 Fuß Breite und 35 Fuß Tiefe mit den / Wirtschaftsgebäuden hart am Flecken Bramstedt gebaut und sind die Gebäude … zu 11700 Rthlr. versichert. . . Der unmittelbar neben dem Hause belegene Gemüse- und Obstgarten ist teils durch ‘ den Aue-Fluß, teils durch Planken befriedigt und mit Einschluß des Hofraumes etwa 1 1/2 Tonnen haltend.“ Eine wesentliche Veränderung war also bis dahin nicht eingetreten.

Von den 1774 vorhandenen Gebäuden auf dem Hof sind 1782 die Remise und das Backhaus schon nicht mehr gezeichnet, warum nicht? Das Kuh-Haus und die Scheune sind vor der Jahrhundertwende 1900 abgebrochen bzw. abgebrannt. Der Reitstall wurde zuletzt anders genutzt, war sogar Wohnung und ist 1968 abgebrochen.

Interessant dürfte die Besitzerfolge auf dem Hof und damit im Torhaus sein: ,

um 1530 — 1538/40 Dirick Vaget und seine Witwe
1540 — 1571/72 Caspar Fuchs (Heirat mit Witwe Vaget)
1571/72 —1575 seine einzige Tochter und Erbin Elisabeth,
1575 — 1604 heiratet Gerhard Steding (holst.-gott. Vizekanzler)
1604 — 1611 Witwe Steding
1611 — 1631 Arndt Steding
15.2.1631 — 16.11.1633 Christian IV.
15.11.1633 —April 1648 Wiebke Kruse
1648— 1649 Elisabeth Sophie Güldenlöwe (Wiebkes Tochter)
1649 — 1674 Klaus v. Ahlefeldt (Ehemann von obiger)
1674 — 1697/98 Christine Sophie Amalie v. Örtzen (1. Ehe) bzw. v. Kielmannseck (2. Ehe)
1698 — 1751 Baron von Grote
1751 Baron v. Printz, als Erbteil
1751 — 1756 Graf Christian Günther zu Stolberg
1756 — 1774 Markus Nicolaus Holst
1774 -— 1796 Ferdinand Lawätz
1796 —1840/42 Professor Friedrich L. W. Meyer und Erben
1842— 1857 Landdrost v. Lütken
und nach ihm Graf L. v. Kielmannsegge
1857— 1904 N. F. Paustian
1874 Ende des adeligen Gutes, in den Flecken eingemeindet
1904 — 1925 Georg Meyer
1925 — 1965 Gärtnermeister Kurt Meyer
ab 1965 Stadt Bad Bramstedt

Das Haus am Bleeck, Wohnhaus der Eigentümer des adeligen Gutes und nachmaligen Hofes, dürfte 400 Jahre die Geschicke Bramstedts miterlebt haben. Wieviel Leid, wieviel Freude hat es gesehen, wieviel menschliche Schicksale sind in seinen Mauern begonnen, erlebt und beendet. Möge in diesem Torhaus mit seinem alten markanten Tor immer ein Geist wohnen, der der Allgemeinheit und dem Ganzen dient.

Hans Finck


Anmerkung: Entgegen der Überschrift des Artikels ist im Text nicht erkennbar, wann Wiebeke Kruse allein oder mit Christian IV. in Bramstedt gewohnt hat. Er hatte bis in die 1630er sein Königshaus in Krempe und ließ ab 1630 ein Schloss in Glückstadt bauen. Dazu schreibt Dr. Gerhard Köhn in seinem Buch zur Baugeschichte des Glücksburger Schlosses auf Seite 108ff: „1632 kann ich Wiebke Kruse, die Geliebte Christian IV. zum ersten Mal in Glückstadt nachweisen (RA Faestningsregnskaber Glückstadt, Proviantregnskaber Bd. 2), 1633 zum ersten Mal als Bewohnerin des Turmhauses (LAS Abt. 133 Nr. 281 fol. 78), das ihr 1638 von Christian IV. geschenkt wird (LAS Abt. 133 Nr. 155). Aber schon ein Jahr vorher war sie nach Bramstedt in ein Haus, das Christian IV. ihr 1636 hatte bauen lassen, übergesiedelt. …“ Für die Übersiedlung nach Bramstedt gab Köhn mir den urkundlichen Hinweis: Bygnings- og Elbtoldpengeregnskaber Nr. 13 (3 Bände 1637/38), Beleg Nr. 413.


Am 28.11.1957 veröffentlichte Max Röstermundt in den Bramstedter Nachrichten einen Bericht zum Torhaus / Schloß:

Aus der Geschichte des Torgebäudes des früheren adeligen Gutes in Bad Bramstedt

An der Westseite des „Grünen Angers“, des heutigen Marktplatzes, lagen die Baulichkeiten eines früheren adeligen Gutes. Dieses Gut hatte Besitzungen auch in Borstel, Hagen, Hitzhusen, Wiemersdorf und in Weddelbrook. Die Baulichkeiten in Bramstedt bestanden aus dem eigentlichen Schloß, aus je einem Torgebäude im Westen und im Osten, aus einem Reitstall, einer Scheune und aus sonstigen kleineren und größeren Stallungen und dergl.

Eigentümer des Gutes bezw. seiner Vorläufer waren der königliche Gesandte Casper Fuchs (seit 1541), der schleswig-holsteinische Minister Gerhard Steding (verstorben 1606), anschließend dessen Erben (Ww. Elisabeth Steding und Kinder), ferner Christian IV. König von Dänemark und Herzog von Schleswig und Holstein (seit 1631), Wiebke Kruse (seit 1633), dann deren Tochter Elisabeth Sophie von Ahlefeldt, alsdann deren Tochter Christine (verheiratet in erster Ehe mit dem Obersten Claus von Oertzen und in zweiter Ehe mit Johann Gottfried Graf von Kielmannsegg). Späterer Eigentümer war u. a. auch Graf Christian Günther zu Stollberg (1750-1755), derzeitiger Segeberger Amtmann. Seine Söhne Christian (geb. 1748 in Hamburg) und Friedrich Leopold (geb. 1750 in Bramstedt) waren Studenten in Halle und in Göttingen und Mitglieder des Hainbundes gewesen. Beide waren sie befreundet mit Goethe. In den letzten Jahren seines Aufenthalts in Bramstedt hatte der Vater mit seiner Familie in dem östlich gelegenen Torgebäude Wohnung genommen, da er das eigentliche Schloß in den Jahren 1751/52 hatte abbrechen lassen.

Von allen Baulichkeiten des adeligen Gutes ist nur noch das jetzige, am Marktplatz gelegene Torgebäude (mit Festungstoren aus Krempe) verblieben. Es diente einst als Marstall, später als sog. Cavalierhaus und schließlich (seit Niederlegung des Schlosses) als Wohnhaus. Es wurde 1780 zum Geburtshaus des Astronomen Heinrich Christian Schumacher.

In 1774 hatte es (nach einem Umbau im Jahre 1773) folgende Räume: unten 1 Stube (für das Gesinde), 1 Zimmer mit wachstuchenen Tapeten, 1 Zimmer mit wollenen Tapeten, 1 Küche mit großer und kleiner Speisekammer, oben 2 Zimmer mit leinenen Tapeten, einen Saal und 2 Schlafzimmer. Unten links vom Eingang befand sich der Milchkeller.

Das Alter dieses Baues ist nicht mit Sicherheit anzugeben. Aus Teilen des verwendeten Materials wird ein ungefähres Alter von 300 Jahren angenommen. Nach wiederholten Bränden in Zeiten des 30jährigen Krieges und später wurde es stets wiederhergestellt. Die unmittelbare Lage am damaligen „Grünen Anger“ läßt darauf schließen, daß an der gleichen Stelle stets und zu allen Zeilen ein Gebäude gestanden hat, also auch zu Zeiten Casper Fuchs und seiner Vorbesitzer. Aus der wiederholten Anwesenheit holsteinischer Grafen in Bramstedt im 14. Jahrhundert könnte sich ferner folgern lassen, daß diese in Bramstedt Besitz hatten und zwar dort, wo noch heute ein Torgebäude verblieben ist.

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Hansen: Chronik des Kirchspiels Hohenaspe (1895)

Kirchenstuhl "Hinrich Kruse Anna 1629" in Hohenaspe

Kirchenstuhl „Hinrich Kruse Anna 1629“ in Hohenaspe

Im Zuge meiner Forschungen zu Wiebeke Kruse, deren Bruder einmal Vogt/Verwalter auf dem Gut Drage war und von dem bis heute ein Kirchstuhl in der dortigen Kirche existiert, stieß ich auf Pastor Hansens Chronik. Leider half sie mir nicht viel zu meinem Thema., da Hansen zwar Baltzer von Ahlefeldt nennt, den damaligen Gutsbesitzer, aber keinen Vogt.
Gleichwohl habe ich die Chronik nun aus der Frakturschrift transkribiert und stelle sie anderen Interessenten zur Verfügung./ März 2016


Chronik

des

Kirchspiels Hohenaspe

mit

Drage, Ottenbüttel,

Aspe, Friedrichsruhe und Christinenthal.

von
H. Hansen, Pastor

Hohenaspe.

(Alle Rechte Vorbehalten,)

Hohenaspe 1895.
Selbstverlag des Verfassers


Buchdruckerei von H. H. Bölke, Bordesholm.


Inhaltverzeichnis
Einleitung 1
I. Drage und Aspe 1
II. Die ältesten Herren von Drage. 2
III. Die ältesten Herren von Aspe und der älteste Kirchort der Gemeinde Hohenaspe 4
IV. Drage und Hohenaspe unter den Familien Ahlefeldt und Rantzau 8
V. Der Edelhof in Ottenbiitiel und seine Beziehungen zu Drage und Hohenaspe 18
VI. Die Pastoren zu Hohenaspe vor dem Jahre 1757 19
VII. Der Grafenmord und seine nächsten Folgen 23
VIII. Drage und Friedrichsruhe 29
IX. Christinenthal, das alte Weddelsdorf 33
X. Die markgräfliche Hofhaltung 33
XI. Der 20. Oktober 1743 43
XII. Das neue Kircheninventar und der Neubau des Pastorats zu Hohenaspe 47
XIII. Die Sprache bei Hofe 49
XI V. Die Hofloge und die Hofstühle in der Hohenasper Kirche 50
XV. Die Grenzen der Drager Jurisdiktion 51
XVI. Die Erbbegräbnisrechte des Klostersyndikus und des Mehlbecker Gutsbesitzers in Hohenaspe 52
XVII. Das Verhältnis des Guts Mehlbeck zu Drage 53
XVIII. Die Kaaksburg und ihre Bedeutung in alter und in neuer Zeit 56
XIX. Die markgräflichen Herrschaften im Pastorat zu Hohenaspe 57
XX. Tod und Begräbnis des Markgrafen Friedrich Ernst 60
XXI. Die markgräfliche Witwe allein ans Friedrichsruhe 61
XXI!. Die markgräfliche Witwe allein im Pastorat zu Hohenaspe 62
XXIII. Tod und Begräbnis der markgräflichen Witwe 63
XXIV. Die Oelbilder der markgräflichen Herrschaften in der Kirche zu Hohenaspe 63
XXV. Die Parcelierung des Guts Drage 64
XXVI. Der Verbleib der Hofkirchenstühle 66
XXVII. Die bisherigen Besitzer der Hofparcele oder des „Stammhofs Drage“ 68
XXVIII. Die bisherigen Besitzer der beiden an beiden anderen Haupthöfe seit der Parcelierung 70
XXIX. Die Pastoren in Hohenaspe von der markgräflichen Zeit bis in die Gegenwart 72
XXX. Die bisherigen Organisten des Kirchspiels Hohenaspe 74
XXXI. Die selbständigen Lehrer der Unterklasse in Hohenaspe 77
XXXII. Die Lehrkräfte der Schulen zu Kaaks, Ottenbüttel und und Looft von Anfang bis setzt . 78
XXXIII. Die Patrone von Aspe und Hohenaspe 82
XXXIV. Die Burg bei Lovethe und das alte Looft 86
XXXV. Der Erbgesessene zu Ridders 87
XXXVI. Die Legate der Kirche zum Besten Armen und zu kirchlichen Zwecken 87
XXXVII. Die Gutsinspectoren seit der Parcelierung des Guts Drage 91
XXX VIII. Die Förster bezw. Holzvögte, Hegereuter und Oberförster aus Drage seit der Parcelierung . . 94
XXXIX. Die Neujahrsfeier 1800 96
XXXX. Die Kleinode des Jahres 1817 98
XXXXI. Die Arbeiten der Gesundheitskommission zur Abwehr der Cholera 1881 und 1882 100
XXXXII. Entsetzliche Thaten im Jahre 1848 101
XXXXIII. Die Hohenasper Kirchenglocke und das Jahr 1848 103
XXXXIV. Der Glockenumguß und die Kirchenuhr 104
XXXXV. Die Herzogliche Zeit 1863—1864 107
XXXXVI. Die Gedenktafeln in der Kirche zu Hohenaspe 107
XXXXVII. Das Kaisermannöver 1881 108
XXXXVIII. Der Bau der neuen Orgel und die Renovierung des Orgelchors 109
XXXXIX. Die Erweiterung des Kirchhofs, die Kirchhofsregulierung und die neuen Kirchhofsregister 111
L. Die Ablösung der Reallasten 111
LI. Der 12. Februar und der weitere Verlauf des Jahres 1894 112
LII. Chausseebau und Eiscnbahnprojekte 113
LIII. Kirchliche Zahlen 114
LIV. Das Kirchensiegel 116
LV. Die Kirchenvisitationen in den Jahren 1893 und 1894 117
LVI. Der neueste Kirchenschmuck 117
LVII. Die gegenwärtige Kirchenvertretung der Kirchengemeinde Hohenaspe 118
Ergänzungen, Berichtigungen und Anhänge . . 118
Schluß 133

Wer eine Chronik schreiben will, muß über alle Kapitel, die sie enthalten soll, genügend unterrichtet sein. Hat, der hier wagt, mit einer solchen von Drage, Hohenaspe und Friedrichsruhe in die Oeffentlichkeit zu treten, und allen Freunden der Heimatskunde nah und fern, namentlich aber den Bewohnern feiner neuen Heimat, einen Dienst zu erweisen, in kaum zwei Jahren schon das ganze reichhaltige Material bewältigt, so daß er einen klaren Einblick in die gar interessante Vorzeit aller Stätten, welche schweigend jetzt die Drager Aue durchzieht, zu bieten vermag? Lieben Freunde, kommt und leset und urteilt hernach. Unfehlbarkeit beansprucht der Verfasser für seine Arbeit nimmermehr; er wünscht nichts weiter, als daß ihm Gerechtigkeit widerfahre, als daß man alles prüfe und das Gute behalte und anerkenne, er habe seine Muße nicht übel angewandt. Auf das unsichere Gebiet, von dem die sogenannten „Negenbargen“ des Kirchspiels Hohenaspe an der Landstraße nach Lockstedt zeugen, wie auch die anderen acht hier und da zerstreuten Spuren des Heidentums der grauen Vorzeit, hat er sich nicht gewagt. Mögen Archäologen die uralten Heidengräber aufdecken und an ihre Funde ihre Vermutungen und Behauptungen und Hypothesen reihen. Seine Chronik beginnt erst auf historischem Grund und Boden, in den bereits die edle Saat des Christentums gefallen.

I. Drage und Aspe.

Die Namen Drage und Aspe erklären sich nicht schwer. Das dänische, beziehungsweise norwegische, Wort „Drage“ bedeutet entweder „Ziehen, Schleppen“ oder „Drache“.


Gewiß ist anzunehmen, daß der, welcher historisch nachweisbar zuerst diesen Namen führte und seinem Besitztum diesen Namen beilegte, den Wikingern entstammte, welche bekanntlich ihren Namen von den „Biker“ oder Meeresbuchten ihrer nordischen Heimat hatten, vom Schluß des neunten bis in den Anfang des elften Jahrhunderts durch ihre kühnen Nie er- und Heerfahrten halb Europa in Aufregung und Schrecken versetzten und auf ihren „Drachenschiffen“ nachweislich auch die Elbe und Stör hinaussegelten und sich in den Besitz der wertvollen Uferlande dieser Ströme setzten; vielleicht auch, daß derselbe als dauerndes Andenken einen Drachen in seinem Wappen führte. „Herr vom Drachen“, — nun, welcher Name lag dem Wikingersohn näher als dieser? Ein Unsinn dagegen, sich „Herr von Ziehen“, „Herr von Schleppen“, beziehungsweise „Herr vom Schlepper, Schleppschiff“ zu nennen. Welchen Adel trug wohl ein Schlepper alter Zeit? Der Schlepper, das Schleppschiff, die holländische „Treckschuit“, konnte nur Knechten den Namen bieten. Schlichte Schleppschiffer sind es gewesen, welche in der Treenegegend später ihren Hütten in der Nähe der größeren Stapelorte den Namen „Drage“ gaben; das ist unzweifelhaft, wie die Berechtigung gewiß, das Gut dort an der Drager Aue als einst in grauer Vorzeit erwünschte Beute nordischer Drachenschiffe anzusehen.
Aspe aber heißt, wie jede gute Botanik lehrt, die „Zitterpappel“ mit ihren rundlichen, eingezackten, an langen Stielen stehenden Blättern, die bei dem leisesten Windhauch in zitternde Bewegung geraten, die schnell und gerade in die Höhe wachsende und schon in 30 Jahren ausgewachsene, sehr leicht absterbende Pappelart, auch Espe genannt und durch das Sprichwort: „Er zittert wie Espenlaub,“ allgemein bekannt. Noch heute hat der „Stammhof Drage“ eine lange Reihe solcher Aspen oder Espen, und hat zweifelsohne die älteste auf dem jetzt zum Teil zum Pastorat gehörigen „Burgfierth“ an der Kaaksburger Landstraße neben der Drager Aue belegen gewesene Burg „Aspe“ neben Aspen gestanden, und nach ihrem Abbruch das Hofland an der Höhe, auf welcher jetzt die Kirche liegt, mit seinen „Buren“-Wohnungen, daran noch das Grundstück „Burendahl“ neben den Grundstücken „Burgfierth“ und „Hofloth“ erinnert, den Namen „Aspe“ beziehungsweise „Hohen-


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Aspe“ allein behalten oder allein weiter geführt. Die ähnlich benannten Orte Großen-Aspe, Krog-Aspe, Timm-Aspe werden sämtlich gegen diese Ableitung schwerlich protestieren, weil auch sie ja allzumal in Pappelgegend liegen.
Der Name Drage hat durch alle Zeiten bis aus den heutigen Tag sich unverändert erhalten, während schon vor dem Jahre 1347 „Aspe“ zum Unterschied von den vorhin genannten Ortschaften, jedenfalls von Großen-Aspe, die Vorsatzsilben „Hohen“ bekam und nur im Volksmund noch heute den alten Namen führt. Wann der Bindestrich außer Gebrauch gekommen, ist mit Sicherheit nicht nachzuweisen. Die Kirchenregister haben ihn noch bis hinein in die neuere Zeit.

II. Die ältesten Herren von Drage.

Ob der erste historisch nachweisbare Besitzer des nördlich von der „Burg“ am Ufer der Stör, dem späteren Itzehoe, belegenen Gebiets der 1148 unter einer Urkunde Heinrich’s des Löwen*) erwähnte Ethlerus (Ethler, Edler, Edeling, Edelmann), Ritter von Drage, thatsächlich „Drage“ an der Drager Aue zuerst sich angeeignet habe, wir wissen es nicht. Sicher hat er aber seinem Besitz zuerst den Namen „Drage“ gegeben, und ist auch die Familie von Drage lange genug im Besitz ihrer Herrschaft geblieben, um dem Namen „Drage“ für alle Zeiten Dauer zu verschaffen.
Erst 1306 ist nachweislich eine andere Familie, die von Krummendiek, Herrin des Guts geworden. Es folgen einander Heinrich Wittekop, die Ritter Hartwig und Nicolaus (1336) **), Iven (1362), Hartwig II (1400), Schack (1424),

*) Vgl. Westphalens monumenta inedita II p. 20.
**) Nach von Schröders Topographie schenkte dieser, welcher der 1338 als Propst, d. h. Verbitter, des Klosters zu Itzehoe erwähnte Nicolaus zu sein scheint, weil er ja bekennt, er habe „von seinem edlen Herrn, dem Grafen Gerhard, die höhere und niedere Gerichtsbarkeit erhalten“ (judicium majus et minus recepisse). der Kirche zu Großen-Aspe eine Wassermühle in Bulle oder Bole. Die Angabe ist falsch. Die betr. lateinische Urkunde über „Nicolay de Crummendyke donatum in usum ecclesiae Aspae Anno 1336″, kopiert aus Noodt’s „Beiträgen zur Erläuterung der Civil-, Kirchen- und Gelehrtenhistorie“ (Hamburg 1752 Seite 90) liegt im Kirchenarchive zu Hohenaspe. Es handelt sich auch nicht um eine Mühle im ehemaligen Kirchdorf Bulum oder Bole bei


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Hartwig III (+ in Prag) und Detlef von Krummendiek. Leider ist eine Tafel mit den Namen der 8 ersten Kirchenpatrone und dem Krummendiekschen Wappen, welcher der als Schriftsteller auf dem Gebiet der vaterländischen kirchlichen Altertümer rühmlichst bekannte Nic. Friedr. Gens (geb. 12. März 1710 in Neuenkirchen in Norderdithmarschen, vom 14. September 1737 bis zu seinem Tode, den 25. März 1785, Pastor in Krummendiek) noch gekannt *), aus der Hohenasper Kirche verschwunden.
Um 1500 ist der Besitz an die von Sehestede übergegangen. Dem ersten dieser Familie, Henneke, Amtmann in Kiel, folgt 1562 Wulf zu Sarlhusen. Sein Sohn Gabriel verkauft an seinen Bruder Henneke auf Perdöl um 1580.
Mögen diese beiden letztgenannten Familien hohe Bedeutung und noch so große Berühmtheit gehabt haben, die der Herren von Drage haben sie jedenfalls nicht ausgelöscht, und auch ihre Besitzuachfolger sind ungleich hervorragender gewesen als sie.

III. Die Ältesten Herren von Aspe und der älteste Kirchort der Gemeinde Hohenaspe.

Daraus, daß Herren von Aspe erst im 16. Jahrhundert erwähnt sich finden, daß historisch nachweisbar erst Michael von Krummendiek (1531—1546) als Erbgesessener zu Aspe bezeichnet ist und diesem in ununterbrochener Folge zuerst sein Bruder Hartwig, dann dessen Sohn Schack von Beckhof, darauf 1580 dessen Sohn Heinrich und endlich 1598 dessen Töchter Meta von Pogwisch und Margaretha von Ahlefeldt als Erbgesessene zu Aspe sich angeschlossen, und 1602 und 1606 die letzteren das Gut für bezw. 1300 und 2120 Thaler an Baltzer von Ahlefeldt verkauft, **) geht unverkennbar hervor, eiumal, daß das Gut Aspe mit seiner Burg viel späteren Ursprungs als Drage

Borsfleth, sondern um eine solch« in Rolloh (in Rulo), einem Gehöft bei Hohenaspe, an dem noch heute eine Aue vorüberfließt. Vgl. auch die Kopie im Klosterarchiv zu Itzehoe, in welcher deutlich statt „in Bulo“ „in Rulo“ steht. Die Urkunde besagt auch nicht, daß Nicolaus die Mühle verschenkte. Siehe unten „Pfarrer Johannes“.
*) Siehe Archiv für Staats- und Kirchengeschichte Bd. I V. S. 389 f., und unten.
**) Siehe Schröder‘s Topographie.


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gewesen, und sodann, daß die Besitzer desselben eine Seitenlinie derselben Familie von Krummendiek gebildet, die, wie oben erwähnt worden, nachweislich seit 1306 Besitzerin von Drage war, und diese Linie ausgemündet in die Familien von Pogwisch und von Ahlefeldt; und wiederum aus dem letztgenannten Ergebnis erklärt sich, daß das Gut und die Burg Aspe seit Anfang des 17. Jahrhunderts verschwunden sind.
Wo aber werden wir dann den ältesten Kirchort der Gemeinde Hohenaspe zu suchen haben, wenn nicht auf der Höhe des nach dem Gute und der Burg Aspe genannten Aspe oder Hohen-Aspe?
Er lag auf der Höhe, welche schon früher als das Gut und die Burg, und zwar aus gleichem Grunde, den Namen Aspe und später Hohen-Aspe führte.
Schon 1217 wird die älteste, 1616 abgebrannte Kirche in Hohenwestedt erwähnt *) Diese aber wurde, wie auch die Kapelle auf einem Hügel bei Glüsing im Kirchspiel Hohenwestedt, von welcher noch Ueberbleibsel vorhanden sind, und wo angeblich der Pfarrer von Hohenaspe jeden vierten Sonntag Gottesdienst zu halten hatte, offenbar von Hohen-Aspe aus gegründet, weil einer Reihe von Dörfern des Kirchspiels Hohenwestedt, namentlich aber Glüsing (welches 1390 einem Marquard von Glüsing gehörte) und Hohenwestedt, die erst vor etlichen Jahren abgelöste Verpflichtung oblag, eine bedeutende Menge Korn an die Kirche und das Pastorat zu Hohenaspe alljährlich zu liefern. Der Kirchort Aspe oder Hohen-Aspe muß somit schon vor 1217 vorhanden gewesen sein und auf seiner Höhe sein Gotteshaus gehabt haben, und nicht berechtigt ist die Annahme, es sei Hohen-Aspe erst kurze Zeit vorhanden gewesen, als das Verzeichnis der Kirchen Holsteins vom Jahre 1347 erwähnte, es habe Hohen-Aspe eine Kirche mit einem Pfarrer und drei Vikaren und gehöre zur Hamburger Propstei.
War aber nicht schon erheblich früher als 1217 die Höhe von Aspe der Kirchort? Stammt aber nicht, wie einige angenommen, die Kirche auf der Höhe von Aspe schon aus *)

*) Siehe Schröder’s Topographie.


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Ansgarius Zeit (865) oder jedenfalls noch aus dem neunten Jahrhundert? *) Was ist an der alten Sage, sie sei etwa 850 Jahre alt und von einem Pater, dessen Bildnis noch 1840 in derselben gewesen,**) gegründet?
Wenn auch die Hohenasper Kirche, gleichwie die der ältesten Zeit entstammende benachbarte Kirche zu Heiligenstedten,***) nach dem Bilde auf ihrem Taufbecken zu den Marienkirchen zählt, so ist das doch sehr unwahrscheinlich, da erstlich historisch nachweisbar nicht 5, sondern nur 4 größere massive Taufkirchen, nämlich sicher Meldorf für Dithmarschen, Schenefeld für Holstein, Hamburg für Stormarn und so gut wie unzweifelhaft Heiligenstedten für den Marschdistrikt an beiden Seiten der Stör, aus Ansgarscher Zeit hervorgegangen sind, #) da ferner die Hohenasper Kirche für eine Distriktstaufkirche viel zu klein war, und endlich die Vermutung, es sei die Sage begründet, daß das älteste Gotteshaus der Gemeinde Hohenaspe beim Dorfe Ottenebotle, ##) dem späteren Ottenbüttel, gelegen habe und erst nach 1148 auf die Höhe von Aspe verlegt sei, sich schwerlich wird widerlegen lassen, weil sehr wohl möglich, daß die ältesten Herren von Drage deren kirchliches Interesse freilich unbekannt, und die ältesten Herren von Ottenebotle ###) (die Herrn von Aspe sind ja nicht in Betracht zu ziehen *#) sich über einen gemeinsamen Kirchort auf der Grenze ihrer Gebiete, mit anderen Worten auf der gleich weit von Drage und von Ottenebotle entfernten Höhe Aspes geeinigt haben, und nachweislich mindestens einer der ältesten Edelleute von Ottenebotle *##) kirchliches Interesse offenbarte, indem er u. a. 1230 in Stellau, dem alten Stilnowe, an der Stör und Bramau, vereint mit 4 dortigen Bewohnern, auf einer Höhe eine Kirche erbauen ließ.

*) Siehe Dr. Rich. Haupts Bau- und Kunstdenkmäler.
**) Es ist nicht mehr vorhanden.
***) Sie war als Kapelle oder Taufkirche jedenfalls schon 834 vorhanden.
#)Siehe Michelsens Schlesw.-Holst. Kirchengesch. I. 113.
##) Siehe unten,
###) Siehe unten.
*#) Stehe oben.
*##) Siehe unten.


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Wir werden in einem von Ottenebotle besonders handelnden späteren Kapitel, nachdem wir zuvor die Geschichte Drages und Aspes bezw. Hohen-Aspes weiter verfolgt, darauf zurückzukommen haben und geben hier nur entschieden der Ansicht Raum: Es kann bei Ottenebotle, dem späteren Ottenbüttel, dessen Name unverkennbar auf einen Otto und vielleicht auf einen der sächsischen Kaiser dieses Namens (von allen dreien, Otto I. (936 – 973), Otto II. (973 – 983) und Otto III. (983 – 1002), heißt es ja, daß sie Heereszüge durch Holstein nach Dänemark unternahmen, von Otto I. aber zumal ist ja bekannt, daß er um 965 dem König Harald das Christentum aufzwang) hinweist, sehr wohl ein bereits aus vorvicelin’scher Zeit hervorgegangenes Gotteshaus (eine Kapelle) gestanden haben; dies Kirchlein, welches, wie weitaus die meisten Kirchen aus der noch mittellosen ältesten christlichen Zeit, nur ein räumlich sehr beschränkter, notdürftig ausgestatteter, schmuckloser Holzbau gewesen sein kann,*) wird wahrscheinlich den heidnischen Wendenscharen, welche 1066 bis 1106 im Hamburger Sprengel nordwärts der Elbe, in Holstein, Stormarn und Dithmarschen als Herren des Landes das Christentum fast völlig zerstörten,**) zum Opfer gefallen, und allmählich spurlos verschwunden sein, und wird die steinerne Kirche auf der Höhe Aspes, von wo aus vor 1217 die Kirche zu Hohenwestedt und die Kapelle zu Glüsing gegründet, dieselbe, die 1347 im Verzeichnis der Kirchen Holsteins erwähnt, und die im Jahre 1376 mit „einigen jährlichen Einkünften aus einer Hufe Ottenbüttels“ beschenkt worden,***) in Vicelinscher Zeit (Vicelinus starb 1154 als Bischof in Oldenburg) erbaut und erst die Zweitälteste Kirche der Gemeinde Hohenaspe fein. Diese aber ist ursprünglich nur etwa halb so groß wie jetzt gewesen, was deutlich an dem Mauerwerk zu Westen, welches entschieden ein bedeutend älteres Gepräge hat, namentlich an den uralten untersten Fenstern zur Linken und Rechten des kleinen nördlichen Eingangs, trotzdem fast durchweg Felsen verwandt worden, und die Fenster der östlichen Hälfte ja mit der Zeit

*) Siehe Michelsens Schlesw.-Holst. Kirchengesch. I. 218 f.
**) Siehe Michelsens a. a. W. I. 176 ff. u. 193 f.
„*) Siehe unten und Schröders Topographie.


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modernisiert sein können, wie auch an der wohl erst späteren teilweisen Wölbung der Kirche und manchen anderen Spuren erkennbar sein dürfte. *)

IV. Drage und Hohen-Aspe unter den Familien Ahlefeldt und Rantzau.

Von außerordentlicher Bedeutung für Drage und Hohen-Aspe ist unstreitig der Uebergang der Herrschaft auf die Familien Ahlefeldt und Rantzau gewesen.
Henneke von Sehestede, der Drage 1580 von seinem Bruder Gabriel käuflich erworben hatte, überließ schon selbigen Jahres das Gut für 33 000 Thaler an Claus von Ahlefeldt auf Gelting, und dieser verkaufte es 1581 an Balthasar von Ahlefeldt oder genauer „Baltzer wan Alleweldt“ für dieselbe Summe. „Baltzer van Alleweldt“, der Bruder des vor ihm verstorbenen älteren Hans wan Alleweldt, derselbe, der auf dem Kirchenstuhl unter der Hohenasper Kanzel mit eingeschnittenen lateinischen Buchstaben deutlich als „edler, erntfester“ Sohn des 1559 im Kriege mit Dithmarschen gefallenen „seligen Borgwart“ und der Dorothea geb. von Rantzau von Schmol bezeichnet ist, war Geheimrat, Amtmann auf Rendsburg und Besitzer der Güter Collmar, Neuendorf, Heiligenstedten, Campen und Mehlbeck. Seine Gemahlin war die aus dem erwähnten Kirchenstuhl gleichfalls und auch auf dem sogenannten Mehlbecker Kirchenstuhl (s. nuten) verzeichnete Margaretha zu Rantzow (Rantzau), welche, Enkelin des Feldmarschalls und Statthalters Johannis zu Rantzau, Bothkamp und Breitenburg und seiner Gemahlin Anna, geb. Walstorp, die Tochter Heinrichs zu Rantzau, des gelehrten Gemahls der Christina von Halle und des berühmten Statthalters Königs Friedrich II. von Dänemark in Schleswig und Holstein war, desselben, der, 1590 Besitzer des alten Stammguts „Rantzau“ an der Landstraße zwischen Plön und Lütjenburg geworden, „im Jahre 1598, seines Alters 73″ auf sein Grab zu Itzehoe**) die stolze Inschrift setzen ließ:

*) Vergl., im übrigen Dr. Rich. Haupts „Bau-und Kunstdenkmäler“.
**) Die „Rantzausche Grabkapelle“ wurde neuerdings vom Grafen Kuno zu Rantzau auf Breitenburg renoviert.


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„Heinrich Rantzaus Grab. Das übrige wissen die Völker In Europa rings und in der westlichen Welt.“
(Henrici tumulus Ranzoi heic; caetera norunt Europae gentes orbis et occiduus.
Anno Domini 1598, aetatis 73.)
Nicht nur, daß er als Herr von Heiligenstedten und Drage nach 1581*) das sogenannte Ahlefeldt-Rantzausche Herrenhaus mit Burggraben ringsum auf der Höhe zu Norden der Drager Aue erbauen und 1583 am Ufer der Stör das Schloß Heiligenstedten von dem italienischen Baumeister Franz von Roncha aufführen ließ, er war’s auch, der, nachdem er 1602 zugleich mit Rolloh und anderen Grundstücken das Patronatrecht sich käuflich erworben,**) als Patron der Kirche zu Hohen-Aspe durch die sogenannten „Ahlefeldtschen Stiftungen für den Prediger und Organisten in Hohenaspe“ und als Patron der Kirche zu Heiligenstedten durch das sogenannte „Ahlefeldt-Rantzausche Hospital auf dem Stördeich“ seit 1638, dem Jahre, wo sein Testament zur Ausführung kam,***) in unauslöschlichem Andenken in nah und fern gestanden.
Nach seinem am 6. März 1626 zu Kiel erfolgten Tode #) ging das Gut Drage über auf den Ritter, Dompropst zu Hamburg, Königl. Amtmann von Steinburg und Süderdithmarschen, Königl. Landrat und Herrn zu Collmar, Heiligensiebten, Neuendorf, Panker, Hasselburg, Putlos und Campen, Detlef zu Rantzau, seinen mit Dorothea von Ahlefeldt vermählten Schwiegersohn. Samt seiner Gemahlin von demselben Geist der Liebe und Barmherzigkeit erfüllt, wie sein verstorbener Schwiegervater, belegte er nicht nur die von diesem für die Kirche zu Hohenaspe bestimmten 6000 Mark lübisch, mit deren „jährlichen Zinsen ein Kapellan zu Aspe zu ewigen Tagen unterhalten werden sollte, in 2 Höfen der Kirchspiele Brockdorf und St. Margarethen unablöslich zu

*) Vergl., Dr. Rich. Haupt. Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-Holstein. 1888.
**) Siehe Schröders Topographie.
***) Vergl.. Friedrich Seestern-Pauly. Die milden Stiftungen. 1831. 1. Teil Seite 137 – 143.
#) Er ruht samt feinen Ahnen und seiner Gemahlin und deren Ahnen in der Rantzauschen Grabkapelle zu Itzehoe.


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6 1/4 p.Ct., er ordnete auch desselben Schenkung von zwei in der Hollgrube, einer Erbpachtsstelle im Gute Mehlbeck, belegenen Stücken Landes, deren Revenuen halbschiedlich dem Prediger und dem Organisten in Hohenaspe zu gute kommen sollten, und mehrte das von jenem zur Errichtung eines Hospitals, „worin eine Anzahl alter verlebter Armen und anderer ihrer Leibesgebrechen halber sich zu ernähren untauglicher unter beiden adeligen Rittersitzen Heiligenstedten und Drage gesessenen Leute ihren notdürftigen Unterhalt haben und der Gottseligkeit obliegen möchten,“ bestimmte Kapital von 2000 Mark lübisch, welche unablöslich zu 6 1/4 pCt. in einem Hofe der Wilstermarsch belegt waren, um 15 000 Mark lübisch, welche er gleichfalls in der Wilstermarsch in 5 Höfen unaufkündbar zu 6 1/4 pCt. belegte.*) Heimgehend 1639,**) nachdem er unterm 12. Mai 1639 von Glückstadt aus für die betr. Stiftungsurkunden die landesherrliche Bestätigung empfangen, hatte der edle erste Rantzau auf dem Gute Drage aber auch noch durch ein weiteres verdienstvolles Werk sich samt Gemahlin ein unvergängliches Denkmal gesetzt.
Als Patron der Kirche zu Hohen-Aspe hatte er in den Jahren 1630 und 1634 das von den wilden Horden des dreißigjährigen Krieges verwüstete Hohenasper Gotteshaus gründlich renovieren lassen, bei welcher Arbeit wie bei Aufstellung des neuen Missals vom Jahre 1646, der derzeitige Pastor Johannes Lüders, dessen großes Oelbild über dem Beichtstuhl des Pastors zu Norden des Altars der Kirche zu Hohenaspe die Unterschrift trägt: „Johannes Lüders, gestorben 1652 zu Aspe nach 33jähriger Amtsführung,“ treulich mit ihm Hand in Hand gegangen.
Nicht nur daß davon zeugen die um das alte bronzene Taufbecken in erhabener Erzschrift sich findenden Worte: „Anno 1630. Diese Tauffe, so von den kayserlichen Soldaten bey feindlicher Occupirung dieser Lande zerschlagen vnd wegkgeführet, aber die Stücken auff fleissiges Nachforschen herbaygebracht worden, hatt der Königlicher Herr Ambtmann

*) Vergl.. F. Seestern-Pauly a.a.O.
**) Auf seinem Sarg zu Itzehoe steht, daß er, geboren 10. Aug. 1577, abgeschieden den 10. März 1639 durch einen sanften und seligen Tod.


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zver Steiinborch Herr Detlef Rantzow Ritter Patron dieser Kirchen wieder vmbgiessen vnd anfertigen lassen durch M. Magnum Brödler“, auch die Worte unten an dem uralten, wahrscheinlich schon um 1460*) gefertigten, wertvollen Altarschrein, auf dem die 12 Apostel, die Verkündigung, die Geburt Jesu, die Weisen, Gabbatha, die Geißelung und die Kreuztragung dargestellt sind, liefern den klaren Beweis. Steht ja doch da mit Goldschrift geschrieben: Anno 1634 hat der Hochedler gestrenger vester mannhafter Herr Detleff Rantzouw, Ritter, vnd dessen Hochedle vielehrentugenthafte Hausehre Frau Dorothea Rantzouw, Kirchen-Patronen, diess, Altaer, Predigstuel vnd Kirchen also renovieren lassen.
Wie stimmt zu alledem auch so schön die Reihe von Sprüchen auf seinem Sarg: „Weish. 3.1; 2. Tim. 4. 7 u. 8; Röm. 14. 8; Tob. 2. 17 u. 18; Ps. 73. 25 f.; Ps. 4. 9″!
Von der verwitweten Frau Dorothea Rantzau, auf deren Sarg neben dem ihres Gemahls verzeichnet steht, daß sie, den 4. August 1586 zu Heiligenstedten geboren, 1601 mit Marquard Rantzau auf Saxdorf und Hasselburg, der 1610 gestorben, vermählt, 1614 sodann in die zweite Ehe getreten, den 23. Januar 1647 selig auf ihrem adeligen Sitz zu Drage in dem Herrn entschlafen sei, gelangte Drage um 1647 in den Besitz **) des Sohnes ihres Bruders, des Statthalters und Reichsgrafen Gerhard zu Rantzau und Breitenburg, wie auch zu Rosdorf.
Es war Christian zu Rantzau, der Ritter und Reichsgraf zu Breitenburg,***) der Geheim-, Reichs- und Land-Rat, der Oberstallmeister, Präsident in collegiis status, Assessor in allen Kollegien, Gouverneur und Amtmann zu Steinburg und Süderdithmarschen, der erst (1648) zum Statthalter, dann 1661 zum Oberstatthalter der Herzogtümer Schleswig und Holstein, ernannte erste Minister des Königs Friedrich III. von Dänemark, Königl. Vertreter in Wien und Königl. Ge

*) Siehe Dr. Rich. Haupt a.a.O.
**) »Ihres Schwiegersohns“ (?), vergl. die Topographie von J. v. Schröder und Biernatzki (1855).
***) Die Ernennung erfolgte den 16. November 1650 durch Kaiserl. Diplom.


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sandte auf dem Reichstag zu Regensburg (1653), derselbe, der, seit 1649 Besitzer des Amts Barmstedt, welches bei der Teilung des Schauenburgischen Landes an den Herzog von Gottorf gefallen, von 1650 an in dieser seiner Reichsgrafschaft ganz unabhängig von König und Herzog regierte und zwar sowohl als Staatsoberhaupt wie als höchster Bischof der beiden Kirchen zu Bramstedt [richtig wohl: Barmstedt] und Elmshorn,*) der 1657 das Schloß Rantzau unweit Barmstedt in reizender Gegend erbauen ließ, 1663 das Hospital in Elmshorn stiftete und mit einer Kapelle versah, und von dem noch eine eigenhändig unterschriebene Entscheidung einer Streitsache über Schankgerechtigkeit, dd. Drage, den 4. Juli 1649, in Kopie im Hohenasper Kircheninventar sich findet.
Entschieden der hervorragendste Rantzau, vereinte dieser berühmte ehemalige Zögling der bekannten Ritterakademie in Soroe in sich die Tugenden seiner großen Ahnen, sowohl des gewaltigen Kriegshelden Johann, als auch des großen Gelehrten Heinrich zu Rantzau,**) ein ächter Held im Kriege

*) Siehe Michelsens Kirchengeschichte IV. Seite 128.
**) Es drängt mich hier, auch über die beiden ältesten Rantzaus Genaueres noch zu berichten. Erster Besitzer und Stifter von Breitenburg, Besitzer auch von Bothkamp, Starenhagen und Mehlbeck, war Johann zu Rantzau, einer der berühmtesten und angesehensten Männer seiner Zeit, geboren im Jahr der Entdeckung Amerikas, den 12. November 1492. Von Jugend aus Kriegsmann, bereiste er England, Spanien, Asien, wurde 1517 in Jerusalem Ritter des heiligen Grabes und kehrte durch Frankreich und Italien, wo er 3 Jahre lang in Rom verweilte, in seine Heimat zurück. Bald darauf in den Dienst des Herzogs Friedrich von Schleswig-Holstein getreten, begleitete er dessen Sohn, den Prinzen Christian, als Hofmeister durch Deutschland, an den Brandenburger Hof und wohnte 1521 mit ihm dem Wormser Reichstag bei, um Luther, dem er anhing, sich verteidigen zu hören. Sodann zum Hofmarschall und Amtmann zu Steinburg ernannt, und vom Herzog Friedrich in die wichtigsten Staatsangelegenheiten eingeweiht, zog er im Jahre 1523 als Kommandeur eines Heeres dem Dänenkönig Christian II. entgegen, eroberte Jütland, drang durch Fühnen und Seeland bis Kopenhagen vor und half, als endlich die Hauptstadt am Sund nach achtmonatlicher Belagerung sich ihm ergeben, dem Herzog Friedrich als Friedrich I. auf den dänischen Thron. Nachdem er auch am schwedischen Kriege teilgenommen, ward er zum Kanzler ernannt und förderte nun eifrig die Reformation in den Herzogtümern. Im Jahre 1534 Oberfeldherr geworden, schlug er die Lübecker, welche, in Holstein eingefallen, den Grafen Christoph von Oldenburg auf den dänischen Thron setzen wollten. Er durchzog dann 1535 aufs neue


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wie im Frieden, ein kräftiger Verteidiger der Wahrheit und Gerechtigkeit, ein eifriger allseitiger Förderer des Landeswohls. Ungemein mit irdischen Gütern gesegnet, mochte er wohl zu Itzehoe in einem silbernen Sarg, darauf ein goldenes, mit 4

Jütland und Fühnen und stärkte König Christians III. Thron. Infolgedessen zum Statthalter der Herzogtümer ernannt, war er 1538 mit dem König in Braunschweig bemüht, ein Bündnis mit den Fürsten Augsburgischen Bekenntnisses zustande zu bringen und erhielt 1544 nach dem Friedensschluß mit dem Kaiser eine schwere goldene Kette von diesem zum Geschenk, legte aber, weil er mit seiner Ansicht über die Teilung der Herzogtümer zwischen dem König und dessen Brüdern nicht durchgedrungen war, schließlich alle seine Aemter nieder und lebte 14 Jahre lang stille auf Breitenburg. Erst dringendste Bitten des Nachfolgers Christians III, des Königs Friedrich II. und des Herzogs Adolph bewogen ihn, an der von diesen beschlossenen Eroberung Dithmarschens teilzunehmen. Am 22. Mai 1559 rückte er an der Spitze des Heeres in Dithmarschen ein, erstürmte Meldorf, besetzte Heide, und schloß am 20. Juni 1559 den Frieden. Am 12. Dezember 1565 heimgegangen und mit großer Pracht in Itzehoe beigesetzt, wurde er von seinem Sohn durch ein in der St. Nikolai-Kirche in Kiel ihm gesetztes Epitaphium geehrt, das die Inschrift erhielt: „Herr Johann Rantzau, Ritter, welcher dreier Könige Oberfeldherr und Rat gewesen, hat an diesem Ort das göttliche Wort gehört, ist selig gestorben 1565 den 12. Dezember seines Alters 73 Jahr 1 Monat.“
Zweiter Besitzer von Breitenburg, Besitzer auch von Mehlbeck und von nicht weniger als 19 weiteren Gütern, war Johanns zu Rantzau Sohn Heinrich, „der gelehrte Rantzau“ auf dem Schlosse Steinburg den11. März 1526 geboren. Nachdem er als Student in Wittenberg zu Luthers Füßen gesessen und 1548 mit Herzog Adolph in Brüssel am Hofe Kaisers Karl V. gewesen, auch bei der Belagerung von Metz in kaiserlichem Dienst durch Tapferkeit sich ausgezeichnet hatte, wurde er in feiner Heimat Landrat und Amtmann zu Segeberg, vermählte sich 1554 mit der reichen Tochter des Franz von Halle zu Rinteln und Drachenburg, Christina von Halle, die ihm 400 000 Thaler zubrachte, nahm 1559 an der Eroberung Dithmarschens teil, wurde 1564 zu einem Kongreß nach Rostock entsandt, und folgte 1565 seinem Vater als Statthalter der Herzogtümer. Im Jahre 1591 ließ er in Itzehoe sich eine Kapelle bauen und beschenkte die dortige Kirche mit 160 Thalern, 1595 legierte er zum Andenken an seinen Vater 35 Mark Rente zur Verteilung an Arme (Siehe Seestern-Pauly a.a.O.). Noch kurz vor seinem Tode 1597 unternahm er mit König Friedrich II. eine Reise durch Deutschland. Ueber das Stammgut Rantzau, seinen Tod und sein Begräbnis in Itzehoe siehe bereits oben. In Holbergs Reichshistorie II. Seite 540 heißt es von ihm: „Er war wegen seiner Gelehrsamkeit, Klugheit und großen Tugenden ein Wunder seiner Zeit. Dieser Herr war des großen Generals Johann Rantzaus Sohn, welcher außerdem, daß er ein berühmter Kriegsheld war, auch ebenso vortrefflich in der Gelehrsamkeit und in den Wissen-


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runden Medaillons der heiligen Evangelisten und Blumengewinden eingefaßtes und mit einem silbernen Kruzifix geziertes Kreuz befestigt worden, zur Ruhe gebettet werden, und in die Gruft hinein nicht nur die Daten tragen: „Geboren anno 1614, den 2. Mai, zu Hadersleben, gestorben den 3. November 1663 in Kopenhagen“, sondern auch neben dem Bibelwort Joh. 3, 16 die Reimlein:
Wie dessen Seel und Geist geneußt die Himmelsruh,
So ruht der Körper auch, bis daß sich nachher thu
Der letzte Wundertag einfind’n auf dieser Erden,
Da alsdann Seel und Leib eins wieder werden.“
Nach seinem Tode folgte ihm als Besitzer von Drage sein Sohn Detlef zu Rantzau, geboren den 11. März 1644. Reichsgraf und Statthalter, wie sein Vater, gelangte er zu diesen Würden, nachdem er bisher Amtmann und Geheimrat in Rendsburg gewesen. Vermählt zuerst mit Catharina Hedwig geb. von Brockdorff, die ihm 12 größtenteils früh verstorbene Kinder schenkte, dann mit Dorothea Benedikta geb. von Ahlefeldt, war er, von dem im Hohenasper Kircheninventar noch die eigenhändig unterschriebene Konfirmation der vorhin erwähnten Entscheidungsurkunde dd. Drage, den 24. März 1681, in Abschrift sich findet, der Vater der beiden letzten Rantzaus auf Drage. Gestorben den 10. September 1697 auf Drage, ward er am 16. Dezember d. Js. in feierlicher „funeral deduction“ nach Itzehoe übergeführt, nachdem im Trauerhause die Leichenparentation stattgefunden. Es bethätigten sich bei der Ueberführung von Drage aus u. a. die Marschälle Classen und Hildebrandt, der Jägermeister Kalkreuter, von Brockdorff jun., von Depenau (der Träger

schäften als sein Vater in Kriegssachen sich hervorthat. Er verstand außer den europäischen Sprachen auch lateinisch, griechisch und hebräisch. Er hatte es in allen Wissenschaften sehr hoch gebracht und beförderte nicht nur durch seinen Schutz die Studien, sondern schrieb auch selbst viele Bücher. Seine Güter im Reiche und in den Herzogtümern waren so groß, daß er imstande war, verschiedenen Potentaten Gelder vorzustrecken. Kurz, man wird wenige Unterthanen derselben Zeit nennen können, die von größeren Verdiensten und in größerem Ansehen gewesen sind.“ Noch sei erwähnt, daß er auf seinen 21 Gütern 39 Mühlen, Papier-, Pulver-, Säge-, Eisen- und Kupfermühlen anlegen ließ. Siehe Joh. v. Schröders Schlösser und Herrenhäuser.


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des Elephantenordens des Verewigten), Postmeister Rode, Kirchspielvogt Praetorius, Kammersekretär Berens, 3 Mohren, 2 Pagen, 4 Lakaien in Trauermänteln und mit Wachsfackeln und Edelleute in Menge mit Vögten, Bereutern und Führern der edlen schwarzbeflorten und mit den gräflichen Wappen versehenen Rosse des Verewigten, und folgten dem die Leiche tragenden Himmelwagen zahlreiche prächtige Karossen.*)
Von den beiden letzten Rantzaus auf Drage folgte den: Vater 1697 zunächst der Geheimrat Christian Detlef, Graf zu Rantzau, ein als ausschweifend, grausam und heuchlerisch geschilderter Herr, der, von seinen Untergebenen zum Teil geradezu gehaßt, von König Friedrich Wilhelm, seinem Kreditor, 1711 – 1720 auf den preußischen Festungen Spandau, Peitz und Memel gefangen gehalten worden und unter andern 1705 zwei Kamp Landes (60 – 70 Tonnen) der Loofter Feldmark gewaltsam sich aneignete und 1710 zwei dortige Hufen zum Hoffeld heranzog.**)
Nach des älteren Bruders durch Meuchelmord herbeigeführtem Tode aber war, nachdem er schon während der Arrestzeit desselben sich die Oberhoheit in der Grafschaft Rantzau angemaßt hatte,***) von 1721 an nur kurze Zeit Besitzer des Gutes der angebliche Brudermörder Graf Wilhelm Adolf zu Rantzau, #) von dem im Hohenasper Kircheninventar noch 2 Aktenstücke dd. Drage, den 28. März 1719, und Drague, den 12. Juli 1721, mit eigenhändiger Unterschrift vorhanden sind, nämlich die Abschrift der Konfirmation der vorhin erwähnten Entscheidungsurkunde und die Abschrift einer Verfügung, betreffend die sogenannten Kirchenlanzen (Kirchenlansten), welche letztere, von dem Besitzer des Ottenbütteler Edelhofes, dem Syndikus und Klosterschreiber in Itzehoe, Nicolaus Pflueg, zu Ottenbüttel ausgefertigt, den Grafen bezeichnet als „Seine Hochgräfliche Exzellenz Wilhelm

*) Siehe Pastor Schröder (Itzehoe) in den Itzehoer Nachrichten.
**) Siehe Schröders Topographie und Schlösser und Herrenhäuser.
***) Siehe die „Streitigkeiten über das Patronat der Elmshorner Kirche“ von Rauert im Archiv für Staats- und Kirchengeschichte Bd. 4. Seile 588.
#) Siehe unten.


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Adolph von Rantzau, Grafen zu Rantzau und Leuenholm, Herrn auf Breitenburg, Ritter des Elephanten-Ordens und Ihro Königl. Majest. zu Dennemark-Norwegen bestallten Cammer-Herrn“, und die einzige noch vorhandene Urkunde des Kirchenarchivs zu Hohenaspe ist, welche als derzeitigen Pastor von Aspe Herrn Christian Riedemann bezeichnet.
Hier nur von ihm noch weiter dies, daß er 1717 befohlen, die erste schon 1140 vorhanden gewesene Kirche im ehemaligen Erzbischofssitz Barmstedt abzubrechen und 1718 durch die jetzige „heilige Geistkirche“ zu ersetzen.*)

V. Der Edelhof in Ottenbüttel und seine Beziehungen zu Drage und Hohenaspe.

Wie schon zum Teil ersichtlich geworden, hat in das Getriebe Drages und Hohenaspes im Lauf der Zeit gar vielfach der Edelhof im Dorfe Ottenbüttel, dem möglicherweise ersten Kirchort der Gemeinde Aspe, eingegriffen. Von Interesse ist darum ein Ueberblick über dessen besondere Geschichte von Anfang bis in die neueste Zeit hinein, ehe der traurigen Mordaffaire Erwähnung geschieht, welche plötzlich der Herrschaft der Rantzaus auf Drage dauernd ein Ende gemacht.
Als erste Besitzer des früher ca. 300 Tonnen großen und erst allmählich durch Abtrennung von Parzelen auf ca. 50 Tonnen beschränkten Edelhofes sind nachzuweisen Heinrich, advocatus oder Vogt **) von Ottenbüttel (schon 1149), dessen Sohn Hasso von Ottenbüttel, Ritter Hartwig Busche von Ottenbüttel (1226), der 1230 nachweislich mit 4 Bewohnern des Dorfes Stellau auf einer Höhe die Kirche zu Stilnowe, dem späteren Stellau, gründete,***) und Ritter Etheler von Ottenbüttel (1236), als deren Nachfolger auf längere Dauer aber dieselben Herren, welchen auch das Gut Drage gehörte, die Herren von Krummendiek, Beckdorff und Beckmünde, von

*) Siehe Schröder- Topographie.
**) Die „Vögte“ waren nicht allemal, aber vielfach doch Schirmvögte einer Kirche und Amtmänner. Vergl. Michelsens Kirchengeschichte,
***) Siehe Schröders Topographie und Westphalens mon. ined. I. 34, 40, 52, II. 20.


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denen unter anderen Iven von Krummendiek 1376 der Kirche in Aspe „die jährlichen Einkünfte von einem Drömpt Roggen aus einer Hufe des Dorfes Ottenbüttel“ schenkte,*) und danach die Herrn von Sehestede.
Wie aus den noch wohlerhaltenen pergamentnen Kaufkontrakten des gegenwärtigen Besitzers dieses „adeligen Freihofs“ deutlich hervorgeht, besaßen den Hof 1596 der Sohn Jürgen Sehestede’s und Bruder des Emeke und Oswald Henneke Sehestede,**) 1623 Henning Pogwisch, Sohn des Henning Pogwisch zu Petersdorf und der Metta Krummendiek, Schwester des Henrik Krummendiek,***) 1651 Hieronymus Sehestede, Sohn Oswalds von Beckmünde, dann Caspar von Buchwald’s Gemahlin und Hieronymus, Schwester Anna Olegardt Sehestede, um 1667 Magdalena von Ahlefeld auf Wisch,#) 1669 Cornelius de Hertogh, 1677 Rudolf von Artkell, 1692 Nicolaus Pflueg, ##) 1733 dessen Sohn Lieutenant Cay Friedrich Pflueg. Nachdem von diesem nach etlichen Tagen Marquard Behrens ihn erworben, ward er nach etlichen Jahren (um 1738) an die Familie von Saldern verkauft. Am 22. April überließ endlich Frau Amtsverwalterin Anna Maria von Sallern (Saldern), geb. Kamphövener, Witwe des Friedrich von Sallern (Saldern), Amtsverwalters früher in Apenrade, später in Neumünster (gest. um 1738), und Mutter des Caspar von Saldern ###) in Neumünster, wie auch der Anna Catharina, Gemahlin des Pastors Andreas Langheim in Hohenaspe, den Hof durch ihren im Kaufkontrakt als Kurator bezeichneten Sohn „Etatsrat von Saldern von Schierensee“ (den vorhin genannten Caspar von Saldern) für 7000 Mark lübisch an Hinrich Stöcker und Claus Stühmer, von denen das alte Hofgebäude, welches nach

*) Siehe Schröders Topographie und die Urkundensammlung des Guts Drage, nach der er „anders geheten Stauerbur Wagen».“
**) Siehe unten.
***) Siehe unten.
#) Siehe über die berühmten Geschlechter der „Pogwischen“ und „Wischen“ Mlchelsens „Schlesw. Holst. Kirchengeschichte“ II. 92 und Dr. Kaestner» „Geschichte der Bordesholmer Kirche“ (1881). Siehe auch unten,
##) Siehe oben.
###) Siehe dessen Biographie von Justizrat Schmidt-Lübeck im „Staatsb. Magazin“ Bd. VII. Heft 1.


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der Notariatsurkunde vom 22. April 1755 zwei Etagen hatte und 12 gute Wohnzimmer, wornntee der Saal und die tägliche Stube mit altmodischen Tapeten behängt war, enthielt, und neben dem ein von der Amtsverwalterin vor 12 Jahren erbautes Stallgebäude von 8 Fach stand, während vor demselben ein Thorhaus von 12 Fach und ein geräumiger eingefriedigter Hofplatz und hinter demselben ein großer Garten mit Obst- und Taxus-Bäumen und Lauben war, abgebrochen wurde. Es folgte diesen auf dem noch immer als „Freihof“ geltenden Hofe nun zunächst als Besitzer Christian Martens, dann noch vor 1778 Detlef Witt, von welchem er in der Folgezeit auf Bendix Reimers, Hans Maaß, Detlef Maaß und Claus Glißmann überging, welcher letztere als zweiter Mann von Detlef Maaß‘ Witwe Magdalena geb. Rheder noch heute auf demselben wohnt.
Im Volksmund heißt der ehemalige „adelige Freihof zu Ottenbüttel“ noch jetzt, wo nichts von seinem Adel, als nur die Freiheit von Abgaben und ein besonderer Kirchenstuhl*), ihm geblieben ist, der „Kaiserhof“ und zwar nachweislich nicht ohne Grund, weil nämlich zwar nicht, wie man behauptet hat, Peter der Große 1716**) dort gewesen sein kann, wohl aber der Herzog Karl Peter Ulrich von Holstein da gewesen ist, ehe er, bereits am 7. November 1742 zum russischen Thronfolger mit dem Titel „Großfürst aller Reußen“ ernannt,***) nach der russischen Kaiserin Elisabeth 1762 erfolgtem Tode Kaiser von Rußland wurde, um bald, von seiner Gemahlin Katharina zur Thronentsagung gezwungen, eines plötzlichen gewaltsamen Todes zu sterben, was daraus erhellt, daß die Mutter des zur Zeit der großfürstlichen Regierung sehr einflußreichen „Russischen Geheimrats“ Caspar von Saldern #) hier wohnte.

*) Siehe unten.
**) Vergl. „Die Heimat“, Mai-Heft 1893. Seite 112.
***) Siehe Michelsens Schlesw. Holst. Kirchengeschichte IV. S. 109.
#) Vergl die Biographie a.a.O., wonach Casper von Saldern, geb. 1710 in Apenrade, vom schlichten Amtsverwalter in Neumünster und Kanzleirat (1740) in rascher Folge 1741 (nicht erst 1744) zum Justizrat, 1744 zum Amtmann, 1752 nach des Geheimrats von Westphalen Fall und seiner Reise zum Großfürsten in Petersburg zum großfürstlichen


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VI. Die Pastoren zu Hohenaspe vor dem Jahre 1757.

Von den zahlreichen vorreformatorischen katholischen Pfarrern zu Aspe finden sich nicht mehr als zwei erwähnt,*) nämlich ein Johannes um 1336 (derselbe wurde nach der oben erwähnten Mühlenurkunde im Archiv zu Hohenaspe vom Jahre 1336 von dem Ritter Nicolaus de Crummendieke bevollmächtigt, im Verein mit den derzeitigen Kirchenjuraten aus den Einkünften der von diesen dem Ritter Hartwig Busche, seinem Bruder, abgekauften Wassermühle in Rolloh den bei den jährlichen Messen und Vigilien für seinen Vater, Ritter Nicolaus, thätig gewesenen Vikar und Glöckner mit beziehungsweise einem Thaler und sechs Groschen zu belohnen) und ein Lambert um 1349, dessen Vikar ein Johann Florencius gewesen. Als Ort, wo der letztgenannte Pfarrer

Etatsrat, Ritter des Holst. St. Annenordens und Besitzer des Guts Schierensee, 1762 nach Peters HI. Thronbesteigung zum Konferenzrat und Bevollmächtigten in Kopenhagen, nach desselben plötzlicher Entthronung und gewaltsamem Tode, den 17. Juli 1762, aber unter der Kaiserin Katharina II. zum kaiserlich-russischen Geheimrat und 176S zum Ersten in der Landesverwaltung zu Kiel, dann folgenden Jahres 1764 zum russischen Gesandten in Warschau und Ritter des weißen polnischen Adlerordens, wie auch Inhaber des von Stanislaus Poniatowsky, den er zum König in Polen gemacht, gestifteten Stanislausordens, und zum Minister des vormundschaftlichen Regierunqskonseils in Kopenhagen, 1768 zum ständigen Präsidenten des Generaldirektoriums in Kiel, 1767 zum ersten Unterzeichner des provisorischen Traktats zwischen Rußland und Dänemark, 1768 zum Inhaber des dänischen Elephantenordens und großfürstlichen Unterzeichner des Vergleichs über den Länderaustausch. 1771 zum Besitzer auch des Guts Annenhof, nach Struensees Fall 1772/73 zum Vollender des Definitiv-Traktats zwischen Rußland und Dänemark, 1773 zum Ueberlieferer sowohl des großfürstlichen Anteils an Holstein, als auch der Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst an den Großfürsten und von diesem an den Bischof von Lübeck, sich emporschwang und von da an bis zu seinem Tode (31. Oktober 1786) auf seinem iumitten der prächtigsten Gartenanlagen neuerbauten Schloß zu Schierensee und in seinem Hause in der Flämischenstraße zu Kiel privatisierte. Vergl. auch Schröders Schlösser und Herrenhäuser. Seine Gemahlin, die sein Biograph nicht kennt, hieß nach dem Hohenasper Taufregister Catharina Luciana geb. Tieden.
*) Vergl. Westphalen mon. ined. II. 188.


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wirkte, wird in der betr. Urkunde freilich „Ymmissum“ angegeben, doch wird dies Wort*) als ein wegen Undeutlichkeit der Schrift falsch abgeschriebenes „Ymespe“ aufzufassen sein**) und nicht durch „Immesein“, einen Ort im Bremischen, erklärt werden dürfen,***) zumal „Ymespe“ soviel wie jetzt „Um Aspe“ heißt und es als Irrtum angesehen werden muß, wenn man dasselbe durch „in Espe“, d. h. im früher angeblich so genannten Hohenfelde, zu erläutern sucht.#) da „Espe“ gleichbedeutend mit „Aspe“ ist und noch heutzutage beide Ausdrücke für die „Zitterpappel“ in Gebrauch sind, und da zudem „um Aspe“ darauf hindeutet, daß die Wirksamkeit des Pfarrers und seines Vikars, beziehungsweise seiner Vikare, sich nicht auf Aspe nur beschränkte, vielmehr über Aspe hinaus auf das Kirchspiel Hohenwestedt sich erstreckte.##)
Das Luthertum scheint erst recht spät im Kirchspiel Hohenaspe Boden gewonnen zu haben. Wenigstens sind erst seit dem Jahre 1560 evangelisch-lutherische Pastoren hier angestellt gewesen. Nachweislich ###) nämlich wirkte in Hohenaspe als lutherischer Geistlicher
1. von 1560 an bis zu seinem Tode 1590 Tilemann Papenhagen, von dem sonst weiter nichts bekannt ist. Ihm folgte
2. 1591 Magister Nikolaus Wilde, ein feiner gelehrter Mann, gestorben den 26. Februar 1616. Obwohl besten unverheirateter Sohn Hartwig noch bis Ostern 1619 Haus und Hebung behielt, trat doch bereits um Michaelis 1618
3. an seine Stelle Johannes Lüders aus Uetersen (latinisiert Luderus), ein Bruder des Diakonus Michael Lüders

*) Vergl., Dr. Schröder (Crempdorf) in dem „Archiv für Staats- und Kirchengeschichte der Herzogtümer Schleswig, Holstein, Lauenburg pp.“ (Altona 1840) Bd. 4. Seite 160.
**) Vergl.. das „Neue staatsbürg. Magazin“ Bd. 6. Seite 528.
***) Gegen Dr. Kuß a.a.O. Bd. 4. Seite 393 und Seite 587, und Bd. 6 Seite 708.
#) Gegen Geus in seinen Beiträgen II. 190.
##) Siehe oben.
###) Vergl.. Dr. Schröder in dem „Archiv f. R. und K.-Gesch. Bd. 4. Seite 160 ff.


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in Neuendorf, welcher, gestorben den 19. Mai 1652,*) eine Witwe Alheit Lüders und u.a. eine Tochter Katharina, die Großmutter des Pastors Christian Grassau in Neuendorf, des bekannten Chronographen, hinterließ.
4. Sein Nachfolger**) war von Cölln 1652, mit dem die Witwe Lüders sich wegen des Gnadenjahres nicht einigen konnte, und der, bekannt eiumal durch sein nach dem Kircheninventar ihm und seinen Erben gehörendes Begräbnis im Kirchsteig zu Hohenaspe und sodann durch das von ihm gestiftete „Cöllnische Legat“ von 100 Thalern Kapital zu 5 pCt. pro anno,***) bereits 1654
5. erseht wurde durch Magister Johann Grassau aus Uetersen, welcher, den 6. April 1654 ordiniert, 1661 als Pastor nach Collmar verzog, worauf selbigen Jahres noch
6. Friedrich Werner, der bisher Feldprediger gewesen, und 1661 in Glückstadt eine Dankpredigt auf König Friedrichs III. erlangte Souveränität in Quart hatte drucken lassen, die Pfarre erhielt. Nachdem dieser mehr als ein Vierteljahrhundert sein Amt verwaltet und im März 1690 in Hohenaspe heimgegangen war, folgte
7. noch in demselben Jahre Christian Riedemann. Vorher, seit 1663, Diakonus und kurze Zeit auch Pastor in Beidenfleth gewesen, am dritten Advent, den 14. Dezember 1690, aber auf dem Kirchhof nach dem Gottesdienst unter

*) Dr. Schröder a.a.O. giebt irrtümlich 1647 an. Vergl. die Unterschrift des Oelbildes. Siehe oben.
**) Dr. Schröder a.a.O. sieht eine Lücke zwischen Nr. 3 und Nr. 5, weiss aber nicht sie auszufüllen. Hier ist der Fehlende.
***) Es ist über dies Legat die Bestimmung vorhanden: „So oft ein neuer Pastor allhie seinen Dienst antritt, wird ihm von Juratis vorgestellt, ob er dies Legatum der 100 Thaler selber haben will oder nicht. Nimmt der Pastor es selbst, so behält er diese 100 Thaler, solange er dem Dienst vorsteht, ohne die geringsten Zinsen davon abtragen zu dürfen, nach seinem Tode aber werden diese 100 Thaler entweder den Juraten oder dem Successori in officio von seinen Erben gegen Quittung ausbezahlt. Wenn der Pastor aber diese 100 Thaler nicht zu seinem Gebrauch haben will, müssen Jurati selbige annehmen und sicher unterzubringen suchen, daß sowohl Kapital als Zinsen allemal in salvo bleiben, widrigenfalls sie für beides zu haften verbunden sind. Die Zinsen aber von diesem Kapital sollen dem Pastori jährlich ausgekehrt werden.“


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vier Kompetenten zum Pastor in Hohenaspe erwählt und den 20. Dezember 1690 vom Patron, dem Grafen Detlef zu Rantzau, berufen und angenommen, wurde dieser, welcher ein recht konfuser und unklarer Redner war, während seine Hausehre als zanksüchtig galt, nachdem er länger schon als sein Vorgänger im Amt gestanden, 1731 genötigt, einen Adjunkten zu nehmen. Der von dem bereits 74 Jahre zählenden Greis vorgeschlagene Johs. Niebuhr aus Altona wurde zurückgewiesen, und wurden statt dessen nacheinander Joachim Heinrich Sellcke und Andreas Langheim ihm adjungiert, die er, der 1753 noch lebte, also mindestens, – das Todesjahr und der Ort seines Todes ist hier unbekannt – 96 Jahre alt wurde, trotz erheblichen Vermögens nötigte, ihm jährlich eine beträchtliche Abgabe vom Dienst zu bezahlen, was zu vielen Streitigkeiten und Widerwärtigkeiten Veranlassung gab.
8. Der erste Adjunkt Joachim Heinrich Sellcke, ein Sohn des Pastors Joachim Sellcke in Neuenbrook, 1731 zur Wahl präsentiert mit Andreas Langheim und K. F. Mercatus, welcher letztere, vor dem Wahltage nach Büsum berufen, durch den Suppleanten H. K. Cruse aus Schleswig ersetzt wurde, und am 8. Juli d. Js. mit 88 Stimmen gewählt, war, während die Pastoratsdiensteinkünfte derzeit sich laut Taratum auf 400 Thaler Fixum und 100 Thaler Accidentien beliefen, anfangs auf eine Einnahme von 100 Mark Fixum und eventuell 100 Thalern Accidentien beschränkt, später aber durch Vertrag vom 6. November 1732 verpflichtet, dem Pastor Riedemann,*) welcher mit ihm abwechselnd jeden zweiten Sonntag zu predigen hatte, jährlich vom Gesamtdiensteinkommen 800 Mark abzugeben. Als er schon im September 1733, – wo und an welchem Datum ist nicht bekannt – mit Tode abgegangen war, wurde
9. zweiter Adjunkt sein Wahlkonkurrent Andreas Langheim.
Weil wir diesem, wie auch seinen nächsten beiden Nachfolgern, im weiteren Verlauf der Dinge öfters begegnen werden, genügt es, hier auf wenige Angaben nur sich zu beschränken.

Prof. Dr. Michelsen schreibt a.a.O. ungenau Ridemann.


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Nachdem er inzwischen wieder am 2. Dezember 1731 in Neuenkirchen in Norderdithmarschen zur Wahl gewesen und nicht gewählt worden war, wurde er 1734 zum zweiten Mal mit Evers und Burchardi*) für Hohenaspe präsentiert und diesmal, den 2. Mai d. Js., mit 80 Stimmen gewählt, am 3. Trin., den 11. Juli 1734, von dem „Herrn Präpositus Kirchhof“**) introduziert. Ob Pastor Riedemann, dem er die jährliche Abgabe vom Diensteinkommen um 200 Mark herabzumindern imstande war, noch ferner jeden zweiten Sonntag predigte, ist ungewiß und wenig wahrscheinlich. Noch weniger aber ist mit Sicherheit festzustellen, wann der Adjunkt als Pastor an Riedemanns Stelle trat, da er nur zu Anfang eiumal als Pastor adjunctus im Kirchenregister sich bezeichnet und späterhin in seinen ungemein deutlich geschriebenen Einträgen, welche von denen seines Vorgängers sich sehr vorteilhaft unterscheiden, jedoch die seines Nachfolgers nicht übertreffen, niemals am Jahresschluß sich unterzeichnet hat, da ferner der von ihm über die Taufe seiner erstgebornen Tochter am 21. Juli 1737***) gemachte Eintrag, in dem er sich als „Pastor allhier“ bezeichnet, schwerlich den Anfangstag seiner Wirksamkeit als Pastor Loci angiebt, und da endlich bestimmte Nachrichten über des Pastors Riedemann letzte Amtswirksamkeit und letzte Lebenstage sich nicht finden lassen wollen. Wir vermögen ja nur einen unsicheren Schluß zu ziehen aus dem Umstand, daß er am Ist. April 1736 imstande war, sich „mit der Jungfer Anna Catharina von Sallern, aus Apenrade gebürtig,#) im Pastorat-Hause durch Gottes Gnade von dem Herrn Pastor Dücker in Schenefeld copulieren“ zu lassen.

VII. Der Grafenmord und seine nächsten Folgen.

Am 10. (11.?) November 1721 fiel auf der Schnepfenjagd bei Alt-Voßloch zwischen Barmstedt und Elmshorn, ge

*) Siehe unten.
**) Albert Christian Kirchhof, Propst in Itzehoe seit dem 6. Januar 1715. gestorben daselbst den 9. Aug. 1745.
***) Siehe unten.
#) Prof. Dr. Michelsen a.a.O. hat fälschlich angegeben, daß sie aus Altona gebürtig gewesen.


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nauer noch in der sogenannten Brunnenallee unweit des Schlosses Rantzau an der Rantzaue (Langeleraue), da, wo noch jetzt ein Stein den schaurigen Ort bezeichnet, ein Schuß, von einem Meuchelmörder abgegeben, der plötzlich dem Leben des Grafen Christian Detlef zu Rantzau ein Ende machte.
Weil des Erschossenen einziger Bruder, Graf Wilhelm Adolf zu Rantzau, der nach der Blutthat sofort auf Befehl des Königs Friedrichs IV. von Dänemark gefangen genommen wurde, obwohl der dänischen Krone landesherrliche Gewalt über die Grafen zu Rantzau rechtlich nicht zustand, den Verdacht der Mitschuld an dem Morde nicht von sich abzuwälzen vermochte, wurde er, nach „der in der Gräflich rantzauischen Blutsache ergangenen Inquisition“ am 9. April 1726 vom Kriminalgericht in Rendsburg zwar nicht zum Tode verdammt, jedoch „wegen der dabei vorgekommenen Umstände ad perpetuos carceros“ – zu lebenslänglicher Gefangenschaft – verurteilt und „derselben zufolge darauf nach Munkholm in Norwegen abgeführt.“ *)
Auf dieser kleinen seit 1658 stark befestigten Felseninsel vor dem Drontheim-Fjord, welche auch einst von 1680 – 1698 der schaurige Kerker Peter Griffenfeld’s, Staatsministers Christians V., gewesen, schmachtete er im dunkeln Gelaß des Rundturms am 1028 gegründeten Benedictiner-Kloster unsäglich lange Jahre. Ein Fluchtversuch, bei dem er sich, wie später an seinem in der Familiengruft zu Itzehoe zur Ruhe gebetteten Leichnam deutlich erkennbar war, an einem Bein schwer verletzte, mißlang und trug ihm nur noch härtere Gefangenschaft auf Akershus, der Citadelle von Christiania, ein, wo er am 21. März 1734 endlich ohne Erben sein Leben beschloß.**)
König Friedrich IV. von Dänemark begründete das Recht der dänischen Krone zur sofort geschehenen Besitzuahme der ganzen Grafschaft Rantzau mit einem „Donations-Instru-

*) Siehe „Corpus statuorum provincialium Holsatiae“ (1750), den ersten Nebenband des „Corpus constitutionum regio-holsaticorum“ Seite 302. Vergl. unten. Siehe auch Memoires du Comte de Rantzow, Amsterdam 1741.
**) Siehe Schröders Topographie.


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ment“ (einer Schenkungsurkunde) des Grafen Detlef zu Rantzau vom 10. August 1669.
In dieser Urkunde heißt es folgendermaßen*): „Dero Königl. Majest. zu Dänemark und Norwegen u. f. w. meines allergnädigsten Königs und Herrn bestallter Rat und Vice- Statthalter in den respective Herzog- und Fürstentümern Schleswig und Holstein, Ich Detlef, Graf zu Rantzau und Herr auf Breitenburg, Ritter, urkunde und bekenne hiemit, und inkraft dieses für auch, meine Erben und Erbnehmer, auch sonst jedermänniglich:
Nachdem ich mich gutermaßen erinnere, wie mein in Gott ruhender Herr Vater sel. weiland, der Hoch- und Wohlgeborne Graf und Herr, Herr Christian, Graf zu Rantzau und Herr auf Breitenburg, Ritter u.s.w., Allerhöchst gemeldet Ihro Königl. Majestät bestallt gewesener geheimer Reichs- und Land-Rat, Oberstatthalter, Präsident im CoIIegio Status, Assessor in allen übrigen Consiliis, wie auch Amtmann zur Steinburg und in Dithmarschen u.s.w., des festen Vorsatzes gewesen, in Ansehung und Betrachtung der vielfältigen und fast unzähligen Königlichen hohen Gnaden-Benefizien und Dignitäten, welche von Ihro Königl. Majestät, meinem allergnädigsten Könige und Herrn, sowie auch von Dero Herrn Vater und Herrn Vorfahren, sämtlichen Königen zu Dänemark und Norwegen u.s.w. aller- und hoch-löblichsten Andenkens, hochgedachter mein sel. Herr Vater und dessen Vorfahren von undenklichen Jahren her hochrühmlichst und nützlichst empfangen, besessen und genossen, Allerhöchstgedachter Ihro Königl. Majestät dessen Allodial-Grafschaft Rantzau mit allen ihren Hochherrlichkeiten und Gerechtigkeiten, samt allen übrigen Pertientien, nichts ausgeschlossen, sondern in allermahe, gleichwie mein Hochgedachter Herr Vater sel. dieselbe freiest besessen und innegehabt, auf den Fall, daß über kurz oder lang mehr Hochgedachten meines sel. Herrn Vaters eheliche Leibeserben und Descendenten männlicher Linie aufhören würden, auch damit solche Grafschaft auf solchen Fall ihre

*) Siehe „Corpus statuorum provinzialium Holsatiae“ (1750). Der Uebersichtlichkeit wegen ist die alte Orthographie durch die neue ersetzt worden. Vergl. auch Lünig „Specilegium seculare I.“ Seite 856.


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Herrlichkeit und Lustre nicht verlieren, endlich zu einem Privatamte gedeihen und aus den Reichs- und Kreis-Matrikeln gesetzt werden möchte, erblich zu vermachen.
jedoch solcher Ihro Excellenz sel. gehabter Vorsatz durch unverhofftes und zu frühzeitiges Absterben, seinen völligen Effekt nicht erreicht, Ich aber selbiger meines seligen Herrn Vaters rühmlichster Intention billig inhäriere.
daß Ich daher auch um eben derselben Bewegnis willen und also aus wohlbedachtem Mut und freiem Willen, ohne einziges Menschen Anmutung und Begehren oder Persuasion konstituieret und verordnet, gleichwie ich denn hiemit und kraft dieses wohlbedächtlich, ungezwungen und ungedrungen, auch wie es zurechte-beständigst und kräftigstermaßen geschehen kann, soll und mag, konstituiere und verordne,
daß, wofern der Allerhöchste nach seinem väterlichen Rat und Willen über mich über kurz oder lang gebieten und mich ohne männliche eheliche Leibeserben aus dieser Sterblichkeit abfordere, oder aber, wenn ich gleich eheliche männliche Leibeserben nachgelassen, selbige nach Gottes Willen über kurz oder lang absterben, und also keine eheliche männliche Leibeserben in absteigender Linie von mir übrig sein würden,
alsdann obbesagte meine Allodial-Grafschaft Rantzau mit allen ihren Privilegien, Hochherrlichkeiten und Gerechtigkeiten, samt allen übrigen Pertinentien, sowie auch meine Herrschaft und das Schloß und Festung Breitenburg mit den dazu gelegten Gütern und aller ihrer Zubehör, wie sie auch Namen haben mögen, desgleichen Geschütz, Gewehr und Ammunition, wie ich solche meine Graf- und Herrschaft, samt obberührten ihren Privilegien, Exemtionen, Herrlichkeiten und Gerechtigkeiten jetzt freiest und rechtmäßig besitze, jedoch die Mobilien, Moventien, per Expressum davon ausbeschieden. Allerhöchst gedachter Ihro Königlichen Majestät erblich und ohne irgendwelche Exemtion oder jemandes Ein- und Widerreden, wer der auch sein könnte und möchte, heimfallen und zu ewigen Tagen zu dero allergnädigsten Disposition verbleiben solle.
Wofern ich aber eheliche Leibeserben fraulichen Geschlechts Nachlassen möchte, verbleiben zwar auch solchenfalls obbesagte meine Graf- und Herrschaften Rantzau und Breitenburg, wie


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vorgemeldet, Allerhöchst gedachter Ihro Königl. Majestät einen Weg wie den andern,
jedoch daß selbiger weiblichen Linie anstatt meiner Herrschaft Breitenburg und ihren dazu gelegten Gütern ein Aequivalent und zwar so hoch, wie selbige meine Herrschaft an Pflügen sich belaufen wird, an guten in Holstein wohlbelegenen Landgütern und ebenso vielen Pflügen hinwiederum gereicht werde.
Sollte aber selbige weibliche von mir posterierende Linie aussterben und also von meinen ehelichen Leibeserben und deren ehelichen Descendenten nichts mehr übrig sein, alsdann fällt Ihro Königl. Majestät mehrgedachtes solches Aequivalent, wie obgemeldet, ebenmäßig wiederum anheim.
Wobei denn auch insonderheit zu Allerhöchst geehrter Ihro Königl. Majest. eigenem allergnädigsten Gefallen ich allerunterthänigst verstelle, nach diesem Tage über kurz oder lang, über beregte meine Graf- und Herrschaft in eventum, wenn sie Deroselben auf meinen Todesfall vorbeschriebenermaßen an fallen würden, gleichwie Sie über Ihre eigenen Königreiche, auch Lande und Leute, irgends thun möchten und wohl könnten, freiest zu disponieren und zu verordnen,
nur mit dem allerunterthänigsten und von Ihro Königl. Majestät allernädigst eingewilligten Bedinge, wenn oft besagte meine Grafschaft Rantzau nach Gottes gnädigem Willen auf vorgemeldte Begebenheit Ihro Königl. Majest. oder demjenigen, welchem Sie von den Königl. Ihrigen dieselbe per dispositionem oder andere gefälligere Gestalt etwa aufmachen möchten, anheimfallen sollte, daß alsdann selbige Grafschaft von der Grafschaft Pinneberg zu ewigen Tagen separieret und bei dem Namen der Grafschaft Rantzau ungeändert verbleibe.
Und weil auch vor einigen Jahren auf das Kirchspiel Kellinghusen Königl. Anteils von mir ein gewisser Kapitalposten oft Allerhöchst gemeldter Ihro Königl. Majestät angeliehen worden, so ist darüber meine beständige Gemütsmeinung, daß Ihr und dero Königl. Erben derselbe nach meinem tätlichen Abgänge, er begebe sich auch über kurz oder über lang, ohne irgend welchen Entgelt wiederum heimfallen


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und von meinem Erben und Erbnehmer auf die diesfalls in Händen habende Königl. Verschreibung nicht das Geringste gefordert werden soll, kann oder mag,
nicht zweifelnd, vielmehr der allerunterthänigsten Zuversicht lebend, Allerhöchst gedachte Ihro König!. Majestät werden diese meine allerunterthänigsie Devotion in allen Königlichen Gnaden vermerken und Derselben, wie bisher so auch fernerhin, zu allen ferneren König!. Hulden und Gnaden mich und die Meinigen je und allewege anbefohlen sein lassen.
Dessen zu wahrer Urkunde, auch alles getreulich und bei meiner Gräflichen Ehre, gutem Glauben und wahren Worten wohl und unverbrüchlich zu halten, habe ich dies Anwartungsinstrument mit meinem hierunter befindlichen eigenen Handzeichen und aufgedrückten Gräflichen Insiegel vollzogen, korroborieret und bestätigt.
So geschehen auf meinem Hause, den 10. Aug. Anno 1669.
(L.S.C. ) Detlef, G. z. Rantzau.“

Nur „die Herrschaft Breitenburg“ überließ der König, „jedoch unter gewissen Konditionen“, „der Frau Gräfin Catharina Hedwig von Castell-Rüdenhausen (geb. 8. Juni 1683, gest. 11. März 1743), als der einzigen Schwester der beiden unglücklichen Grafen“, und „deren Descendenten“, während „die bei dem Namen der Grafschaft Rantzau unverändert verbliebene“ Allodial-Grafschaft nunmehr „besonders administriert und einem eigenen Appellationsgericht unterstellt wurde.“
Daß bei dieser erst 1671 vom Kaiser bestätigten „Donation“ und bei dieser Besitzuahme von dem „Donum“ alles mit rechten Dingen zugegangen sei und ein von den Angehörigen des unglücklichen Grafen Wilhelm Adolf zu Rantzau (er war vermählt mit Charlotte Louise, Gräfin von Wittgenstein, gest. 1734) bei dem deutschen Reichskammergericht gegen den König von Dänemark anhängig gemachter Rechtsstreit triftigen Grund nicht gehabt habe, ist mehr als unwahrschein


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lich,*) da feststeht, daß die Donation des Grafen Detlef zu Rantzau bei festlichem Mahle zustande gekommen, und daß eine sofort nach demselben aufgesetzte Revokationsakte spurlos verschwunden ist, und da allem Anschein nach der unbekannte Meuchelmörder mit dem verurteilten Grafen kein Komplott gemacht hat.

VIII. Drage und Friedrichsruhe.

Dem König Friedrich IV. von Dänemark, mit besten Verfahren gegen den Grafen Wilhelm Adolf und das deutsche Reichsland der Kaiser nicht einverstanden war,**) folgte, nachdem derselbe zuvor 1728 noch Drage von der Frau Gräfin Catharina Hedewig von Castell-Rüdenhausen für 42 000 Thaler gekauft hatte,***) im Jahre 1730 Christian VI. (gest. 1740). Sofort nach seinem Regierungsantritt erkor sich dieser als königlichen Administrator, Statthalter und Generalgouverneur in den beiden Fürstentümern Schleswig und Holstein einen Hohenzoller, der als bestellter Generalfeldmarschall-Lieutenant, kommandierender Chef der Truppen in den Fürstentümern Schleswig und Holstein, Obrist des jütischen Fußregiments und Ritter des Elephantenordens, bereits in königlich-dänischen Diensten stand. Er machte ihn zugleich zum Residenten im Rantzau’schen Erbe und wies ihm Drage als Wohnsitz an.
Dieser Hohenzoller, welcher 1735 mit seiner Mutter und einem Bruder nach Kopenhagen übergesiedelt, war der Bruder Ihrer Majestät der Königin Sophia Magdalena, der Tochter des Markgrafen Christian Heinrich von Brandenburg-Culmbach-Weverlingen, also Schwager des Königs Christians VI. Vermählt mit Ihro Hochfürstlichen Durchlaucht Frau Christine Sophie, einer gebornen Prinzessin von Braunschweig-Lüneburg-Bevern und der Schwester der liebenswürdigen Gemahlin des Preußen-Königs Friedrichs II., des Großen, Elisabeth Christine, welche bekanntlich 1733 ihren Ehebund

*) Das gräflich Castell’sche Begräbnis zu Itzehoe hat das Symbolum: „Das Vergangene zu vergessen, das Gegenwärtige zu genießen und das Zukünftige von dem ewigen und allmächtigen Gott zu gewärtigen.“
**) Siehe Michelsens Kirchengeschichte IV. Seite 130.
***) Siehe von Schröders Schlösser pp.


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geschlossen, einer Nichte der Kaiserin Maria Theresia von Oesterreich, der Mutter der Königin Maria Antoinette von Frankreich, führte Ihro Hochfürstliche Durchlaucht Friedrich Ernst die Titel: „Von Gottes Gnaden Markgraf zu Brandenburg, in Preußen, zu Schlesien, Magdeburg, Cleve, Jülich, Berg, Stettin, Pommern, der Cassuben und Wenden, zu Mecklenburg und Crossen Herzog, Burggraf zu Nürnberg, Fürst zu Halberstadt, Minden, Camin, Schwerin, Ratzeburg und Mörs, Graf zu Hohenzollern, der Mark, Ravensberg und Schwerin, Herr zu Ravenstein, der Lande Rostock und Stargard.“ Der Fürst im Purpurmantel, der samt seiner hohen Gemahlin, trefflich in Oel gemalt, noch heute in der Kirche zu Hohenaspe allsonntäglich auf die Gemeinde herabschaut, wird er, der im übrigen in Dänemark weder als Offizier noch als Mensch, ob mit Recht oder mit Unrecht, wir wissen es nicht, viel gegolten,*) in einem königlichen Handschreiben dd. Friedrichsberg, den 6. September 1743 als „Unser freundlich lieber Vetter und Schwager“ bezeichnet. Am 23. Juni 1762 heimgegangen und am 6. August d. Js. im Hochfürstlichen Begräbnis innerhalb des Südeingangs der Kirche zu Hohenaspe beigesetzt, am 7. April 1779 im Grabe mit seiner am 26. März d. Js. ihm gefolgten Witwe aufs neue vereint, hat der in Frieden Gebettete leider seinen Wunsch in dauerndem Frieden zu schlummern in der Gruft nicht erfüllt erhalten, da schändliches Raubgesindel zu zweien Malen**) es wagte, seinen einbalsamierten Leichnam, den jetzt ein zweiter sicherer Sargdeckel verhüllt, bis auf einen sehr geringen Rest all seiner ihm mitgegebenen Kleinodien zu berauben.
Im Jahre 1745 sah „Marggraf Friedrich Ernst von Brandenburg-Culmbach“ (wie er kurzweg zeichnete und sich nennen ließ) den Ausbau seines neuen Schlosses vollständig vollendet. Sein königlicher Schwager Christian VI. hatte nämlich sofort das alte Rantzausche Herrenhaus zum Abbruch verurteilt und seine Hofbaumeister, den Architekten und Maurermeister Christian Böhme aus Kopenhagen (gest. 18. Novem

*) Seine Biographie von P. F. Rist im „Dansk Biografisk Lexikon Bd. V. Seite 358 war leider dem Verfasser nicht erreichbar.
**) Nachweislich den 17./18. Dezember 1831.


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ber 1753) und den Zimmermeister Jens Petersen Vysborg ebendaher, beauftragt, das abgebrochene Hofgebäude durch ein Palais zu ersetzen, und für die schon im Jahre 1740 fundierte Residenz den seit 1745 ständig im Kirchenregister und den Kirchenarchivalien sich findenden Namen „Friedrichsruhe“*) gewählt.
Es war ein stolzes, mächtiges, stattliches Gebäude, in dem er fortan residieren durfte. Nach dem im „dänischen Vitruv 2. 255 f.“**) sich findenden Grundriß war es ursprünglich so geplant, daß es bestehen sollte aus einem 44 Meter im Quadrat enthaltenden Mittelbau mit 2 vorgestreckten Flügeln von ca. 47 Metern Länge und 10 Metern Breite und einem Hofraum von 50 Metern Weite und 15 Metern Tiefe. Die ebendaselbst sich findende Vorderansicht des Schlosses aber zeigt noch 2 Seitenflügel, mit je 5 Fach Fenstern. Es hat mithin der Plan später noch eine Aenderung erfahren. Zweistöckig mit Erdgeschoß, hatte es nach dieser Ansicht in der Front außer den je 5 Fach Fenstern der Seitenflügel je 5 Fach Fenster an den vorgestreckten Flügeln und an der Hauptfassade oben 5 Fach Fenster, dagegen zur Rechten wie zur Linken des Portals je 2 Fach Fenster. Sehr wohl möglich ist es, daß, wie der Volksmund noch jetzt sich erzählt, es 99 Zimmer gehabt habe. Nach einer anderen Vorderansicht, welche Joh. von Schröder in seinen „Schlössern und Herrenhäusern“ bietet,***) waren an den vorgestreckten Flügeln dem Hofraum zu 6 Fach Fenster, lieber dem Portal mit vierfacher Stein- oder Marmorstufenreihe war ein flacher Giebel, geschmückt mit dem Wappen des königlichen Statthalters. Durchweg massiv, war das Gebäude mit schrägem Ziegeldach versehen, und ragten aus dem Mittelbau 2, aus den vorgestreckten und Seiten-Flügeln je ein Schornstein, hervor.
Im Innern gar prächtig mit kostbaren „Tapeten, Spiegeln, Wand- und Thür-Gemälden, Teppichen, Portieren „, #)

*) Nach von Schröder (Herrenhäuser) hatte der König 1745 auf eine Fensterscheibe geschrieben: „Friedrichsruhe, bleibe beglückt immerzue“
**) Siehe Dr. Rich. Haupt a.a.O.
***) A.a.O.
#) Vergl. die Parzelierungsurkunde von 1787.


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kurzum mit allem möglichen Komfort, ausgestattet, lag Friedrichsruhe zu Süden der Anhöhe, auf welcher zweifelsohne das alte Rantzausche Herrenhaus gestanden und jetzt, noch umrahmt vom alten Burggraben, iumitten mächtiger Wirtschaftsgebäude das neueste ansehnliche Hofgebäude belegen ist, nämlich auf dem jetzt mit einer provisorischen Grenzscheide eingefaßten planierten Wiesengrunde. Wie sorgfältig die Fundamente gelegt worden, bezeugen noch heute die tief im Grunde steckenden mächtigen Felsen.
Geschieden von der lieblich durch das Wiesenthal sich schlängelnden Drager Aue nur durch eine lange Aspen-Allee, parallel der jetzt noch vorhandenen stattlichen Doppelreihe greiser Aspen mit mächtigem Stamm und hoch emporragenden Wipfeln, die am Burggraben entlang dem schönen Tiergarten und der ehemaligen Oberförsterei zuführt, hatte das Schloß, obwohl seine Fassade nach Norden zeigte, natürlich seine freundlichsten Räume nach Süden über dem der Allee längs der Aue zuführenden Portal, wo, während an der Ost- und Westseite des Hauptgebäudes je 9 Fach Fenster waren, 10, beziehungsweise 11, Fach Fenster einen wundervollen Fernblick gewährten. Von den Ecken der Seitenflügel erstreckten lange Hofmauern sich nach Norden bis zur Anhöhe hinauf, und mündete der Thorweg der am Rande der Anhöhe von beiden Mauern aus gezogenen und im Winkel nordwärts geschweiften Eisengitter*) **) jenseits des Burggrabens in den Hofraum vor dem Herrenhause und zwar genau an der Stelle der jetzigen Pforte. Noch sei erwähnt, daß das Material des Schlosses Friedrichsruhe von Tönning herbeigeschafft worden und das alte Schloß an der Mündung der Eider auf Drager Grund und Boden neu erstand. Wie alt es da geworden? Daß es nur 42 Jahre alt geworden, während das abgebrochene Rantzausche Herrenhaus bereits mehr als 150 Jahre zählte, als es dem Untergang geweiht wurde, giebt zu denken.

*) Teilweise zweistöckig und bewohnbar.
**) Liehe die von Schröder’sche Ansicht.


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IX. Christinenthal, das alte Weddelsdorf.

Wie Schloß Heiligenstedten noch heute sein liebliches Julianka hat, so hatte auch Friedrichsruhe sein freundliches Christinenthal. Cs führte dieser etwa1 3/4 Meilen nordöstlich von Itzehoe gelegene Meierhof ehemals den Namen „Weddelsdorf“, erst der Frau Markgräfin Christine Sophie zu Ehren wurde er „Christinenthal“ genannt.
Vor alters ein Gut, zu dem das Dorf Reher, Kirchsp. Schenefeld, gehörte, und Eigentum der Familie von Krummendiek, war Weddelsdorf, jetzt Christinenthal, 1610 mit dem Gute Drage vereinigt worden. Christian VI. von Dänemark begnügte sich nicht damit, seinem Schwager, dem Statthalter von Schleswig und Holstein, nur ein Palais auf Drage erbaut zu sehen, er mußte auch ihm eine Sommerresidenz einrichten. Der Meierhof „Christinenthal“ erhielt deshalb seine königliche oder markgräfliche Villa „Solitude“. Wie lange diese Sommerresidenz bestanden? Die kurze Notiz* ) beantwortet diese Frage zur Genüge: „Das Wohnhaus ist neu.“ Im übrigen von dem Verbleib der Villa Solitude und des Schlosses Friedrichsruhe in einem anderen Kapitel.

X. Die markgräfliche Hofhaltung.

Daß die markgräfliche Hofhaltung auf Schloß Friedrichsruhe schwerlich von langer Dauer sein und jedenfalls ihr 50jähriges Jubiläum nicht feiern werde, war ein einfaches Rechenexempel.
Ein Ueberblick über die ganze große Zahl der ständigen oder öfteren Umgebung des königlichen Statthalters ergiebt ein Resultat, das unverkennbar auf nicht wohl lange Jahre liquidierbare Kosten schließen läßt.
Aus Friedrichsruhe weilten nachweislich nicht selten Allerhöchste, Höchste und hohe Herrschaften als Gäste des markgräflichen Paars. Nicht nur daß Ihre Majestäten der König Christian VI. und die Königin Sophia Magdalena samt Sr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen Friedrich, dem späteren König Friedrich V., und Ihre hochfürstlichen Durch

*) Vergl. Schröder’s Topographie.


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tauchten der Markgraf Friedrich Christian mit Prinzessin Christians Sophia Charlotta von Brandenburg-Culmbach, wie auch Ihre Hoheiten der Herzog Ernst Ferdinand und die Herzogin Eleonore Charlotte zu Braunschweig-Bevern mit den Prinzen Georg Ludwig, August Wilhelm und Friedrich Carl Ferdinand (welcher letztere später General der Infanterie und Gouverneur von Rendsburg und Kopenhagen war) und der Prinzessin Friederika Albertina als nahe, liebe, stets willkommene Verwandte nachweislich öfters auf Friedrichsruhe weilten; es fanden auch nicht selten sich ein Ihre Hochfürstl. Durchl. Prinz Carl von Glücksburg und Fürst Carl Ezard von Ostfriesland, Ihre Hochgräfl. Excellenzen Reichsgraf Ludwig Casimir von Ysenburg-Büdingen, Graf und Amtmann zu Itzehoe Detlef von Dehn, die Generalmajoren Andreas von Hauch und Peter Elias von Gähler, der Generaladjutant Graf Caspar Hermann Gottlob von Moltke, der Obrist Ferdinand August von Dehn, Kommandeur des schleswigschen Landmilizregiments, Seine Hochgräfl. Excellenz Generaladmiral Friedrich von Daneskjold-Samsoe (bekanntlich eifriger Förderer der dänischen Marine) nebst Gemahlin Comtesse von Wedel, und der Generalkriegskommissär Etatsrat Johann Hinrich von Lohendahl vom Gute Mehlbeck, und wer weiß, wie viele noch mehr, die unsrer Kunde sich entziehen?
Schon diese öfteren und nicht seltenen Besuche kosteten Geld, viel Geld. Und dennoch war der Aufwand für sie ein kleiner Bruchteil nur des ganzen. Welche Summen verschlang erst das tägliche Leben des hochfürstlichen Hofes mit seinem ganzen kolossalen und ständigen Personal von Hofbeamten und von Hofdienerschaft! Wer zählt die Schar, wer kennt die Namen?
Sei der Versuch gewagt auf Grund der Kirchenregister und Aktenstücke Hohenaspes ein möglichst genaues Bild der ganzen großen Zahl zu zeichnen.
Da ist die zu besonderen Gottesdiensten neben denen in der Kirche zu Hohenaspe vornehm eingerichtete Kapelle des Schlosses zu Friedrichsruhe. Während die erstgenannte auf einfacher, doch würdiger Altarbekleidung*) nur noch zwei

*) Zweifelsohne Geschenk der Ahlefeld-Rantzaus.


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messingne Altarleuchter*) hat, während sie noch nur für die Feier des heiligen Mahls eine große silberne Kanne, zwei vergoldete Kelche mit Patenen, ein silbernes Cibarium**) und einen vergoldeten Krankenkelch***) und für die Feier der heiligen Taufe ein großes bronzenes Taufbeckens #) besitzt, während sie noch nur über dem Altarraum einen kleinen neunarmigen messingnen Kronleuchter mit Reichsadler ##) hat und ihre Liebesgaben für die Armen in einem einfachen rotsamtneu Klingelbeutel ###) empfängt, hat diese Kapelle sämtliche Kirchen-Paramente und -Ornamente, welche unterm 9. März 1779 als Vermächtnis der markgräflichen Witwe in den Besitz der Kirche zu Hohenaspe übergegangen sind, nämlich zwei große prächtige silberne Altarleuchter mit dem Namenszuge des Markgrafen unter der Krone, zwei purpurne, mit Goldborden geschmückte und mit des Markgrafen und der Markgräfin in sich verschlungenen Namenzügen versehene Altarbekleidungen, zwei weiße, mit ächten Spitzen eingefaßte Altardecken, eine silberne vergoldete Kanne, einen vergoldeten Kelch, eine vergoldete Patene, ein vergoldetes Cibarium mit dem markgräflichen Namenszuge unter der Krone und einen mit Silber eingefaßten, goldgestickten, purpurroten Klingelbeutel.*#)
Nicht nur der Pastor zu Hohenaspe hat hier zu amtieren, sondern es ist auch ein besonderer Kabinettsprediger angestellt. Neben Andreas Langheim, geboren den 11. Juli 1704 in Tondern, von 1734—1767, in welchem Jahre er plötzlich den 5. August in Stellau am Schlagfluß starb, Pastor in

*) Geschenk von Clawes Lawerenz (1630), früher auch bei Leichenbegängnissen verwendet.
**) Wahrscheinlich Geschenke der Ahlefeld-Rantzaus. Das Cibarium, sehr schön, hat Wappen mit Elephant darunter und darüber die Buchstaben „C G z R H A BR“, wahrscheinlich Abkürzung von „Christian Graf zu Rantzau, Herr auf Breitenburg“.
***) Geschenk von Johann Jakob aus Looft (1746).
#) Sehr alt.
##) Wohl Geschenk der Ahlefeld-Rantzaus.
###) Aus unbekannter Zeit.
*#) Ein als Unterlage dienendes rotes Altartuch hat unter der Krone die Jahreszahl 1755. Es wurde nachweislich mit einer nicht mehr vorhandenen roten Sammetdecke, die mit Tressen besetzt war, von Charlotta Christina von Drost gespendet.


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Hohenaspe, wirkt als solcher Pastor Petrus Burchardi (gestorben den 26. August 1763 in Itzehoe, bestattet den 30. August d. J. in der Hohenasper Kirche). neben Johann Christoph Eberwein, geboren den 3. September 1730 in Göttingen, zuerst Kabinettsprediger beim Grafen von Daneskjold-Samsoe, dann von 1758 – 1772 Pastor in Hohenaspe, dem Dichter des Kirchenlieds „Ach, daß ich Gottes Weg verließ“, Pastor Ernst Matthias Christian Hennings, geboren den 19. März 1741 in Meldorf, nach 2jähriger Amtsführung auf Friedrichsruhe am 3. November 1772 zum Pastor in Hohenaspe erwählt, am 17. November d. Js eingeführt und daselbst den 13. Januar 1618 heimgegangen.
Zur Taufe von Kindern markgräflicher Diener wird freilich nachweislich nur Pastor Andreas Langheim von Hohenaspe per Karosse in die Schloßkapelle gefahren. Er tauft hier
1. den 11. August 1751 Sophia Christiana, geb. den 8. August d. Js., Tochter des Hochfürstlichen Läufers August Hinrich Lorentzen, und sind als Paten anwesend Ihre Majestät die verwitwete Königin Sophia Magdalena von Dänemark, Ihre Hochfürstliche Durchlaucht Christians Sophia Charlotta von Brandenburg-Culmbach und Seine Hochfürstliche Durchlaucht Markgraf Friedrich Christian von Brandenburg-Culmbach,
2. den 2. September 1751 Anthon Christoph, geb. den 29. August d. Js., Sohn des Kammermusikus Johann Friedrich Bährwaldt aus Schleswig, und sind die Paten Etatsrat Anthon Nottelmann, Kammerjunker Otto Christoph von Raven und Frau Majorin Anna Cathrina von Holstein aus Schleswig.
3. den 2. Juli 1756 Friedrich Christian Carl, geb. den 23. Juni d. Js., Sohn des Leibkutschers Martin Klug und seiner Ehefrau Metta Christina, Und haben die Gevatterschaft übernommen nicht nur der Markgraf Friedrich Ernst und Gemahlin, sondern auch Ihre Hochfürstlichen Durchll. Prinzessin Friederika Albertina und die Prinzen Georg und Friedrich Carl Ferdinand von Braunschweig-Bevern,
4. den 4. November 1756 Friedrich Christian, geb. den 31. Oktober d. Js., Sohn des Scheunvogts Claus Alpen, und sind Gevattern nur die markgräflichen Herrschaften von Friedrichsruhe.


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Da sind ferner die markgräflichen Bureaus. Es wirken hier Etatsrat Anthon Friedrich Nottelmann (gest. den 20. Juli 1759) dessen Name gewöhnlich unter den Verfügungen des Statthalters*) sich findet, Staatssekretär Dithmer, Kanzleirat Otto Niemann, Kanzleisekretär Friedrich Lorentzen und Stabssekretär Martin Christian Sauerbier.
Dort wohnen der Hofmarschall Christian Ludwig von Schlegel, die Kammerherrn und Kammerjunker Henning Otto von Below (Bölau), Otto Christoph von Raven, Friedrich von Pritzbue, Ernst Ludwig von Hattenbach, Adolf Friedrich von Warnstedt, die Oberhofmeisterin Sophie Dorothea von Wersebé, die Hofdamen Sophie Antoinette von Schwarzkoppen, Friederika Henriette von Watzdorff, Baroneß Christine Elisabeth von Wedel, Louyse Henriette von Kayn, Anna Meta von Ahlefeld, und die Hoffräulein von Kaymen, von Walmoden und von Oualen u.a.
Hier ist der große Speisesaal des Schlosses. Bei Tafel, zu der hin und wieder auch mit Einladung beehrt werden Seine Exzellenz der Geheime Konferenzrat und Landrat von Brockdorff aus Noer und Wensien, Besitzer auch des Gutes Beckhoff (und als solcher einstiger Eigentümer des sogen. Sehestede’schen Erbbegräbnisses) **) nebst Gemahlin Friederika Louyse geb. Gräfin von Holstein, die hohe Erbfrau auf Hanerau und Buchhorst Benedicta Margaretha von Rumohr,

*) Siehe besonders „Corpus constitutionum regio-holsaticorum“ oder „Allerhöchst autorisierte Sammlung der in dem Herzogtum Holstein, königl. Anteils, samt inkorporierten Landen, wie auch der Herrschaft Pinneberg, Stadt Altona und der Grafschaft Rantzau, in kraft eines beständigen Gesetzes ergangenen Konstitutionen, Edicte, Decrete, Resolutionen, Privilegien, Konzessionen und anderen Verfügungen,“ herausgegeben von Friedr. Detl. Carl von Cronhelm, königl. dän. Justizrat und Mitglied der Glückstädtischen Regierungskanzlei 1749—1757 zu Altona (5 Bände).
**) Dies Begräbnis im Steig der Hohenasper Kirche, das unterm 17. November 1749 in den Alleinbesitz des Fräuleins Charlotta Christina von Drost, welche seinerzeit Konventualin des Klosters zu Itzehoe war, und von da aus, 82 Jahre alt, den 22. Dezember 1764 in Hohenaspe beigesetzt wurde, überging, hat auf der Sandsteinplatte das von Drost’sche Wappen, die Namen Sophia Wilhelmina und Charlotta von Drost, sowie den Spruch 1. Joh. 1, 7: „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.“


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der Klosterhofmeister Peter Balthasar Albinus nebst Gemahlin Sophie Hedwig von Itzehoe und die Frau Amtsverwalterin Anna Maria von Sallern (Saldern) vom Ottenbütteler Edelhofe, wie auch die Pastoren u. a., walten ihres Amtes der Pagenhofmeister Johann Gottfried Schönhut mit seinen Pagen und den Lakaien Conrad Carl Dohrn, Adam Friedrich Ohrtmann, Christian Wiesner u. a. (Hans Jürgen Weymann war des Hofmarschalls, Johann Hinrich Hein des Kammerjunkers Ernst Ludwig von Hattenbach, Carsten Rademann des Etatsrats, Conrad Schrader der Oberhofmeisterin besonderer Lakai), während die Küche und den Keller besorgen die Küchenmeister Ferdinand Engelskirchen und Christian August Parsow, die Köche Bendix Hinrich Gottlieb, Johann Werner Rolefs, Andreas Miete, Johann Friedrich Hinrich Förster und Georg Friedrich Blumberg, samt der Küchenfrau Anna Margaretha Schöner und dem Küchenschreiber Johann Ludwig Marquardt,

Es wird von Interesse sein, neben der letztgenannten Konventualin Charlotta Christina von Drost auf die jüngere in demselben Begräbnis ruhende Schwester Sophia Wilhelmina von Drost kennen zu lernen, über welche ein unregistriertes Blatt im Kirchenarchiv nachstehende Auskunft giebt:
Sophia Wilhelmina von Drost, geboren den 21. Oktober 1683, gestorben den 30. Januar 1725 (alt 41 Jahre, 8 Monate und 21 Tage), ist Tochter des Franz Wilhelm Drost von Senden aus dem Hause zur Beeck, Drosts im Amt Herzberg, und der Catharina Margaretha von Ahlefeld aus dem Hause Seegard. Ihr Großvater väterlicherseits war Johann Franz Drost von Senden, Erbherr zu Moldiek und des Fürsten von Neuburg Kämmerer von Drost, der Gemahl der Maria von Schelen zu Schelenburg im Westphälischen, ihr Urgroßvater Engelbert Drost von Senden, vermählt mit Elisabeth von Gill, ihr Ururgroßvater Franz Drost von Senden, vermählt mit einer von Keppel, und ihr Urururgroßvater R. Drost von Senden. Ihr Großvater mütterlicherseits aber war Hans von Ahlefeld, Herr zu Gravenstein, Gemahl der Anna von Sehestedt aus dem Hause Groß-Nordsee, ihr Urgroßvater Gregorius von Ahlefeld, Erbherr zu Seegard und Gravenstein, Gemahl der Metta von Blume aus dem Hause Seedorf und Pronsdorf, ihr Ururgroßvater Johann von Ahlefeld, vermählt mit Margaretha zu Rantzau aus dem Hause Kohövede, und ihr Urururgroßvater Paul Rantzau, fürstlicher Oberstlieutmant, der jüngste Sohn des Feldmarschalls Johann Rantzau zu Breitenburg, und Besitzer von Hemmelmark, Arlewatt, Kohövede (Ludwigsburg), Lindewitt, Beienfleth, Schafstedt und Bothkamp.
*) Einstiger Besitzer eines Erbbegräbnisses innerhalb des großen Nordeingangs der Kirche zu Hohenaspe.


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und die Kellermeister Johann Hinrich von Bergen, Samuel Kock, Otto Christoph Wulff und Rieckmann, samt dem Kellerknecht Lorentz Lorentzen, und mit Tafelmusik aufwarten der Hofmusikus Johann Friedrich Bährwaldt aus Schleswig und die Kammermusici Büchner und Johann Michael Friedrich, welcher letztere früher am russischen Hofe in Dienst gestanden.
Da und dort und hier leisten Hilfe und Beistand und liegen treulich ihren Pflichten ob die Kammerdiener Johann Michael Ringk, Georg Hilscher, Georg Gottlieb Sutorius, Jakobsen und Magnus Carl Conrad Rudolf Baumann, die Kammerfrauen Christians Charlotta Ringken und Maria Barbara Baumann, die Kammerjungfern Margaretha Louysa Köppeln, Maria Herbstfelden und Carlina Louyse Eleonore Kotzebue, wie auch der Kammermohr Matthies u.a.
Drüben ist der markgräfliche Marstall voll edler Rosse. Er steht unter der Obhut der Stallmeister Hans Adolph Lembke, Peter Jürgens und Majolle, während die mächtigen Wirtschaftsgebäude der Aufsicht des Scheunvogts Claus Alpen anbefohlen sind. Bei Ausfahrten sind Rosselenker die Leibkutscher Peter Nehlsen, Christian Opitz aus Kolding, Claus Kühl aus Nortorf und Martin Klug, welcher letztere später als pensionierter Wagenmeister Kätner in Hohenaspe und in Kaaks lebt, von dem noch heute Nachkommen im Kirchspiel wohnen, freilich nicht mehr Träger des Familiennamens,*) und der, auf Kosten des Markgrafen ausgebildet und von dem König vergebens nach Kopenhagen gezogen, mit wunderbarer Sicherheit auch ein Sechsgespann zu lenken versteht, und selbst scheu und wild gewordene Rosse mit großer Meisterschaft zu zügeln und zu regieren weiß, so daß er nicht selten sich seiner hohen Herrschaft besonderen Dank verdient. Als Läufer müssen auch dann dienen die Mss. Johann Steffen Arnold und Hinrich Lorentzen, von denen es heißt, daß sie nicht selten zur großen Freude des Markgrafen und zum Aergernis der Allerhöchsten Herrschaften über ihre dänischen

*) U.a. die Brüder Claus und Hans Voß in Hohenaspe und ihre Schwestern auf der Mühle daselbst und auf Saaren, wie auch die Brüder Claus und Friedrich Maaß in Hohenaspe und von Soften in Ottenbüttel.


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„>Konkurrenten weitaus und mit Leichtigkeit den Sieg davongetragen, sowie als Bereuter vor der Hofequipage Monsieur Christian Södring und der Leibhusar Monsieur Johann Christoph Dannenberg.
Hüben wohnt Schloßverwalter Peter Paulsen, (gest. den 20. Oktober 1788, 80 Jahre alt und begraben aus dem Kirchhof zu Hohenaspe). Verheiratet mit Johanna Catharina geb. Bodsgaard aus Lemvig, ist er der Vater des 1797 gestorbenen ersten Gutsinspektors auf Drage und Schwagers vom Pastor Hennings in Hohenaspe Joachim Friedrich Anton Paulsen. Er ist nur Verwalter des Schlosses.
Die Gutsverwaltung, ein wichtiger Posten, weil zu den Hofländereien außer Drage im engeren Sinne des Wortes mit Friedrichsruhe und außer dem Meierhofe Christinenthal mit der Solitude auch die Ortschaften und Stellen Alt- und Neu-Böternhöfen, am Borstelerteich, Brömbsenknöll, ein Teil von Edendorf, Fuhlenhorn, Hadenfeld, Hansch, wo angeblich der Markgraf einst seinen Handschuh verloren, ein Teil von Hohenwestedt, ein Teil von Hohenaspe, Charlottenburg, Margarethenburg, ein Teil von Huje, ein Teil von Kaisborstel, Kathstelle, Lohfiert, Looft, ein Teil von Oldendorf, ein Teil von Ottenbüttel, ein Teil von Peißen, Peißenerpohl,*) ein Teil von Pöschendorf, ein Teil von Ridders, Reher, Rollohe, Schünrehm, Teichkathe und Tiergarten gehören, liegt einer Reihe von Gutsverwaltern ob, die hier und dort wohnen, u. a. Johann Gerckens, Walther, Claus Schnoor, Johann Christian Hein, namentlich aber dem in der Nähe wohnenden Gosche Conrad Trapp.
Der letztere, wohl aus Dänemark gebürtig, und verwandt mit der Familie, aus welcher J H. Trap, der bekannte Verfasser einer „statistisk-topografisk Beskrivelse af Kongeriget Dänemark (Kjöbenhavn 1860)“, hervorgegangen, ist des Markgrafen als Kirchenpatrons Vertreter beim Pastoratsbau in Hohenaspe**) und Vater sowohl von Ernst Christian

*) Es soll in dessen Nähe in Schloß gelegen haben. Ein Herr Reimer von Peitzen, „swarten Detlevs“ Sohn, verpfändete Herzog Adolf sein Dorf Bücken 1444. Auch wird eine „swart Margret“ erwähnt. Siehe Schröder-Topographie,
**) Siehe unten.


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Trapp, geb. den 8. November 1745, als von Christian Adolf Trapp, geboren den 11. September 1747, von denen unter Beihülfe der markgräflichen Herrschaften, welche am 11. November 1745 seine Paten gewesen, der erstere im Lauf der Zeit ein weit berühmter philantropischer Pädagoge wird, nach vollendeten akademischen Studien zuerst von 1773 – 1776 Rektor in Itzehoe, dann bis Ende 1777 Konrektor in Altona, hierauf bis 1779 Professor am Philanthropinum in Dessau, sodann bis 1783 Professor der Pädagogik in Halle und end-lich, nachdem er bis 1766 Vorsteher der Campe’schen Erziehungsanstalt bei Hamburg gewesen, Vorsteher der Erziehungsanstalt in Salzdahlum ist und als eifrigster Mitarbeiter am Revisionswerk Campe’s den 18. April 1818 sein Leben beschließt.
Im herrlichen Schloßgarten und ausgedehnten Park nördlich und nordwestlich vom Schloßplatz stehen die prächtigen Baumgruppen, lieblichen Zierpflanzen, wohlgepflegten Beete und Rasen, Treibhäuser, Obstbäume, heimlichen Stätten und schattigen Lauben, wundervollen Standbilder und Vasen, waldumkränzten Schwanen- und Enten-Teiche, Fischheller, die Fasanerie und die Reitbahn*) unter Fürsorge und Pflege der Hofgärtner Tinte, August Friedrich Bauer und Claus Diedrich Behrens mit ihren Gärtnergehülfen und Gartenarbeitern, von denen Ulrich Conrad Löhge aus Kopenhagen, Clas Witthöft aus dem Holsteinischen ist. Für die Fasanerie sind besondere Fasanenmeister, Vogelfänger und Hegereuter, Berendt Dibbern (gest. den 20. Juni 1793 als Pensionist) und Michael Wurtzinger, angestellt, und treibt lohnenden Fischfang in den Fischhellern Asmus Jürgens. Auf der Reitbahn dienen die Reitknechte Reimer Sierk, Johann Looft, Peter Jürgens und Marx Dentzau, während Marx Ruge nur Stallknecht ist.
In den Waldungen rings umher jagt in dauernd ungetrübter**) Friedenszeit als echter Hohenzoller der Markgraf

*) Vergl., die Parzellierungsurkunde von 1787.
**) Nur im Jahre 1762, als 40 000 Mann dänischer Truppen unter dem General St. Germain den Russen durch Mecklenburg entgegenrückten, sah es drohend aus. Doch starb Kaiser Peter III., der gegen Dänemark


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häufig mit dem Oberförster Georg Jacobi, Sohn des weiland Hochfürstlichen Wildmeisters zu Bayreuth Johann Adam Jacobi (gest. 2. September 1785, 72 Jahr alt), mit den Oberjägern Balthasar Rubacker, Hinrich Bruhn und Abraham Pohle, mit den Parforcejägern und Büchsenspannern Friedrich Hansen, Marx Jakobs, Friedrich Tilsen, Johann Daniel Lorenz Pöschel und den Jägern Marx Dreyer und Peter Schultz. Er ist meistens umgeben von hoher Jagdgesellschaft von fern und nah. Auch die Frau Markgräfin ist große Freundin der Jagd, und heißt es, daß sie ihrem Diener einen Speziesthaler aus der Hand heraus geschossen, ohne ihn zu verletzen.
Die Aufsicht in den Waldungen führen außer den Förstern noch besondere Holzvögte, unter denen Detlef Kock (gest. nach 49jährigem Dienst sowohl unter den letzten Grafen Rantzau, als auch unter dem Markgrafen am 17. Januar 1757 im Alter von 81 Jahren) in dem Gehege Halloh wohnt.
Die Wiesen und Felder beaufsichtigen die Feldvögte Hinrich Struve und Christian Behrends, Gerichtsvogt in Wald, Wiesen, Feld und Flur ist Hans Gloye.
Als Holländer wirken u. a. Hinrich Gribel, Johann Jansen, Jakob Kopperschmidt und Johann Ernst Lammer.
Als Hofchirurg fungiert Johann Christian Hofmann aus Bergedorf, bis endlich auf kurze Zeit Dr. med. Friedrich Christian Ernst Ringk (gest. 29. Januar 1769, erst 29 Jahre alt) als Hofmedicus eintritt.
Hoffouriere sind Jakob Holm und Johann Christian Eschen (aus Hamburg und römisch-katholisch), als Postillons dienen Christian Schultz und Asmus Böck, Hirten sind Hans Ehlers, Claus Gloye u. a., eine erwähnenswerte Wäscherin ist Frau Anna Margaretha Steinbachen aus Norwegen, Thorwächter Lorenz, Hundekoch und Hundemeister Johann Glasau, und Nachtwächter endlich hochtrabenden Namens Sylvester Wernecke Wesch (gest. den 6. April 1791 als Pensionist in Hohenaspe, 77 Jahre alt).

von jeher haßerfüllte, frühere Großfürst Karl Peter Ulrich, plötzlich, als die Heere nur noch wenige Meilen von einander standen, und Catharina II., friedensbereit, stand ab von der Forderung der Zurückgabe Schleswigs.


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Wo diese massenhafte Dienerschaft wohnt? Zum geringsten Teil nur innerhalb der Grenzen des Schloßhofs, zum weitaus größten Teil in Häusern und Häuschen im Schatten der Bäume, an den Wegen und anderswo.
Beständig liegt auf Drage auch eine Leibkompanie, die den Ehren- und Nachtdienst versieht.
Der Hofbaumeister ist schon früher Erwähnung geschehn. Hinzuzufügen ist nur noch, daß eine Reihe von Hof-Handwerkern und -Arbeitern neben und außer ihnen im herrschaftlichen Dienste stehn.

XI. Der 20. Oktober 1743

Ein Tag aus der markgräflichen Zeit verdient besonders hervorgehoben zu werden. Es hat an ihm vor 160 Jahren schon ein Sohn der Heidenwelt in Hohenaspe das heilige Sakrament der Taufe empfangen.
Der oben erwähnte markgräfliche Kammermohr Matthies, zweifelsohne*) aus Westindien herbeigezogen, war nicht, wie der spätere schwarze Diener der markgräflichen Witwe, Christian Carl Ludwig, welcher einst in der Kirche zu Hohenaspe Gevatter gewesen, bereits ein Christ.
Erst am 20. Oktober 1743 wurde der 16jährige Neger von Pastor Andreas Langheim, nachdem er sorgfältig im Pastorat zuvor im Christentum unterwiesen worden, in die christliche Kirche aufgenommen.
Wie viele vom Hofpersonal auf Friedrichsruhe an diesem 19. Sonntag nach Trinitatis dem Taufakt beigewohnt, und wie zahlreich die sonstigen Gemeindeglieder sich dabei beteiligt haben, ist zwar nicht anzugeben, doch steht fest, daß der feierliche Akt „vor zahlreich versammelter Gemeinde“ geschehen, und daß des Täuflings Paten der Markgraf und die Markgräfin gewesen, und ist sicherlich der Gedanke nicht ausgeschlossen, daß bei dieser Gelegenheit noch vor der Zeit der Erlösung aus der am 19. Dezember 1804 allgemein ab

*) Siehe Michelsens schleswig-holsteinische Kirchengeschichte Teil IV. Seite 191 f.


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geschafften traurigen Leibeigenschaft*) Herr, Knecht und Sklave, voll dessen sich bewußt, daß „Gott die Person nicht ansieht, sondern in allerlei Volk, wer ihn fürchtet und recht thut, ihm angenehm ist,“ und wie tief die Worte greifen: „Auch die Kreatur frei werden wird von dem Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“, demütig mit einander im Heiligtum ihres Gottes und Heilands sich vereinigt haben.
Es sind vielleicht dann Zeugen der ersten und bis dahin letzten Mohrentaufe im Gotteshaus zu Hohenaspe gewesen Markgraf und Markgräfin, Etatsrat, Staatssekretär, Kanzleirat, Kanzleisekretär, Stabssekretär, Hofmarschall, Kammerherr, Kammerjunker mit oder ohne Gemahlin, Oberhofmeisterin, Hofdame und Hoffräulein, Verwalter und Vogt, Küchen- und Kellermeister, Lakai, Koch und Küchenschreiber, Pagenhofmeister und Pagen, Stallmeister und Leibkutscher, Kammerdiener, Kammerfrau und Kammerjunker, Oberförster, Hofjäger und Jägerbursche, Läufer, Bereuter, Leibhusar und Leibwache, Holländer, Fasanenmeister, Vogelfänger, Hegereuter und Hundemeister, Hofmusikus und Kammermusikus, Chirurgus, Postmeister und Postillon, Reitknecht und Hoffourier, Fischer, Hirte, Thorwächter und Nachtwächter, Küchenfrau und Waschfrau, Maurermeister, Zimmermeister, Handwerker und Arbeitsmann, Obergärtner und Untergärtner, Bauersmann und Tagelöhner. Gewiß werden auch sowohl Frau Pastorin Anna Catharina Langheim, geb. von Saldern, als auch ihre Mutter, Frau Amtsverwalterin von Saldern von Ottenbüttel, und

*) Im Dorfe Looft wurde sie schon 1788 gegen eine jährliche Abgabe von 198 Thalern 32 Schilling aufgehoben. Im Gute Drage bestand sie bereits im 16. Jahrhundert, wie aus dem Kaufbrief des Baltzer von Ahlefeld mit Claus von Ahlefeldt auf Gelting vom Jahre 1581 (vergl. das Gutsarchiv zu Drage und Michelsens Archiv für Staats und Kirchengeschichte Band 4, Seite 433 und Seite 448 ff.) hervorgeht, wonach der erstere dem letzteren „4 Kerleß zu Drage im Kaspel Aspe sampt allen und jeden Gerechtigkeiten und Wirbenn umb 10 000 Mark verkaufte“ und zwar „aus redlichen“ ihn „darzu bewegenden Ursachen und zuförderst um sein, seiner Erben und Erbnehmen Frommen, Besten und erfolgten Nutzens Willen.“ Die Rantzaus versetzten Leibeigene (vergl. den Kaufbrief der Gräfin von Castell-Rüdenhausen) vom Gute Rantzau nach Drage.


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ihre Schwester Fräulein Sophia,*) die spätere Gemahlin des Liumants Johann Friedrich von Heinsohn, mit ihrem Hofmeister Kandidat Peter Nikolaus Schmidt den Pastor Langheim vom Pastorat hinauf zur Kirche begleitet haben. Gewiß hat auch Frau Organistin Ebeling in dem Pastorats- und Organisten-Kirchenstuhl**) gesessen. Ob Kollegen des Organisten Hektor Gerhard Ebeling neben ihm auf der Orgelempore gestanden, oder er noch der einzige Lehrer des Kirchspiels gewesen, wird später ersichtlich werden. Vielleicht daß auch der Informator des privilegierten Wirts vor Drage, Johann Schröder,***) Carrion aus Sachsen, und der Informator des Hofgärtners Bauer im Tiergarten, Weiße, der heiligen Feier beigewohnt haben.
Es war nicht die jetzige (erst 1884 aus der Werkstatt des bekannten Orgelbauers Marcussen in Apenrade hervorgegangene) vortreffliche Orgel, die der Organist Ebeling vorm Taufakt spielte, doch tönte die alte trotz ihrer Mängel am 19. Sonntag nach Trinitatis 1743 feierlicher als je zuvor.
Von seinem mit drei denkwürdigen Wappen #) geschmückten Beichtstuhl trat endlich tiefbewegt Pastor Andreas Langheim an die alte Taufe. Er hatte vorher auf der altehrwürdigen Kanzel gestanden, die schon dem Jahre 1560 entstammt, und deren Fuß die Portraits einer Reihe hoher Kirchenpatrone und Kirchenpatroninnen trägt, er hatte auch vom Altar aus schon der Gemeinde Gottes Wort geboten. Worüber er gepredigt, ob über Matth. 9, 1 – 8 mit seinen zum Gicht

*) Auffallenderweise kennt der Biograph Caspars von Saldern (Siehe oben) diese beiden Schwestern des „Geheimrats“ nicht, sondern nur dessen Brüder Bernhard Caspar (gest. in Livland), Friedrich (jung verstorben), Carl Friedrich (gest. 1770 als dänischer Generalmajor), Christian Albrecht (geb. 15. Dezember 1721. gest. 1806 als Konferenzrat in Altona) und dessen Schwester Hedwig Eleonora, Gemahlin des Justizrats Detlef von Saldern in Kiel.
**) Nach dem Kircheninventar hat der Pastor auch für seine Frau und Gesinde unten in der Kirche einen aparten mit Gitterwerk umzogenen Kirchenstuhl, worin auch der p. t. Organist für seine Frau oder Mädchen einen Stand hat.
***) Diesem Wirt wurden am 29. Mai 1746 Drillinge beschert.
#) 1) Das Rantzau’sche, 2) die verschlungenen Anfangsbuchstaben von „Wilhelm Adolph Graf zu Rantzau“, 3) das Wittgenstein’sche Wappen. Siehe oben.


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brüchigen gesprochenen Jesusworten: „Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“, oder über die Sonntagsepistel Eph. 4, 22 – 26: „So leget nun von euch ab, nach dem vorigen Wandel, den alten Menschen usw.“, wir wissen es nicht. Welches Wort er gewählt für die Feierstunde, wo „ein Sohn des dunklen Weltteils“ an dem Taufstein mit seinem Bilde der heiligen Jungfrau und des Christuskindes, der auch einst neu erstanden, ein neugeborner Jünger des Gottes- und Marien-Sohns werden sollte, wir wissen es genau nicht anzugeben. Gewiß ist ihm, der freilich nicht, wie einst Pastor Johannes Lüders, eine Kirchweihe vorzunehmen hatte, weil unter dessen oben erwähnten Amtsnachfolgern das alte Gotteshaus nicht wieder von wilden Kriegerhorden geschändet worden,*) dem aber wohl die Pflicht oblag, ein Herz dem Herrn der Herrn zum heiligen Tempel zu weihen, das rechte Wort von Gott gegeben worden und warm von Herzen zu Herzen gegangen.
Ueber den Taufakt selbst berichtet der Täufer in seinem mit besonderer Tinte gemachten Eintrag ins Taufregister nur wörtlich: „Den 20. Oktober als Dominica 19. nach Trinitatis 1743 haben Ihro Hochfürstl. Durchl. der Herr Markgraff Friedrich Ernst von Brandenburg-Culmbach seinen in Höchstdesselben Diensten sich befindenden 16jährigen Mohren, Rahmens Matthies, nachdem derselbe vorhero von mir im Christenthum unterrichtet worden und darüber in beiderseits Durchl. Hohen Gegenwart und zahlreicher Versammlung in hiesiger Kirche sein Glaubens-Bekenntnis abgelegt, allhie öffentlich tauffen und demselben den Nahmen Friedrich Christian in der Tauffe gnädigst beylegen lassen. Die Gevattern bey dieser Handlung sind gewesen:
1. Ihro Hochfürstl. Durchl. der Herr Markgraff Friedrich Ernst von Brandenburg-Culmbach,
2. Ihre Hochfürstl. Durchl. die Frau Markgräffin Christine Sophie von Brandenburg-Culmbach.“

*) Auch in der späteren sogenannten „Russenzeit“ ist die Kirche, obwohl Kosaken nachweislich auch im Hohenasper Kirchspiel waren, verschont geblieben.


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XII. Das neue Kircheninventar und der Neubau des Pastorats zu Hohenaspe.

In demselben Jahre, in welchem der Ausbau des Schlosses Friedrichsruhe vollständig vollendet wurde, war, genau am 20. Mai 1745, während Pastor Langheim im Konsistorium in Itzehoe weilte, das derzeitige Pastorat, ein zweistöckiges, mit Ziegeln gedecktes und außer Flur und Keller 12 Zimmer umfassendes Gebäude, samt der Kirchenlade mit dem Kirchenmissal, den Kirchenrechnungsbüchern und Armenkassarechnungen und samt allen auf dem Hofplatz befindlichen Gebäuden, in Flammen aufgegangen.
Sofort nach diesem Brande wurde nicht nur ein neues Kircheninventar angebahnt, welches, von Pastor Langheim mit Hilfe der Kirchenjuraten Harder Langmaak, Hinrich Lahann, Johann Sommer und Carsten Lahann unter Hinzuziehung der alten Kirchenjuraten zustande gebracht und revidiert von dem p.t. Münsterdorfischen Präpositus Jakob Decker*) als Visitator der Hohen-Aspischen Kirche, vom Markgrafen eigenhändig unterschrieben und durch Verfügung dd. Friedrichsruhe, den 7. Februar 1752, endlich unter Beidrückung des markgräflichen Insiegels bestätigt worden; es ward natürlich auch sogleich zum Aufbau eines neuen Pastorats mit Wirtschaftsgebäude geschritten.
Fertiggestellt von dem Erbauer des Schlosses, dem Hofarchitekten und Maurermeister Christian Böhme aus Kopenhagen, und zwar mit Hülfe des Zimmermeisters Töffer aus Itzehoe, des Tischlers Peter Michael Ring in Hohenaspe, des Kleinschmieds Eggert Dellwater aus Itzehoe, des Glasers Hinrich Meyer daselbst, des Grobschmieds Hans Fürst in Hohenaspe, des Malers Jeremias Schnabel daselbst und anderer innerhalb und außerhalb des Kirchspiels, konnte das einstöckige, mit Ziegeln gedeckte und außer Flur und Keller

*) Geboren in Itzehoe, Sohn des dortigen Archidiakonus Johann Jakob Decker, wurde er 1721 Adjunkt seines Vaters, 1726 Diakonus, 1730 Archidiakonus und am 22. November 1751 Pastor und Propst. Er starb den 18. Februar 1767.


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9 geräumige Zimmer, von denen eins im Giebel über dem Portal zu Norden, enthaltende, noch heute vorhandene Gebäude mit der neuen, 1821 durch eine noch größere neueste ersetzten, Pastoratsscheune*) bereits im folgenden Jahre in Gebrauch genommen werden.
Ueberlieferer desselben an den Pastor Langheim waren der Gutsverwalter Gosche Conrad Trapp**) als Vertreter des Markgrafen, und die vier Kirchenjuraten Johann Lohse, Marx Langmaak, Detlef Looft und Christian Maaß. Die Kosten beliefen sich außer den vom Kirchspiel Hohenaspe frei geleisteten Hand- und Spanndiensten für das Pastorat auf 2057 Reichsbankthaler 36 Schillinge, für die Scheune auf 1920 Reichsbankthaler 44 Schillinge 3 Dreilinge, welche nachweislich von der Gutsverwaltung und von der Kirchenkasse mit 1000 Reichsbankthalern zinsbar aufgenommenen Kapitals, 335 Reichsbankthalern 15 Schillingen aus der Brandkasse, 249 Reichsbankthalern 29 Schillingen 3 Dreilingen Kollektengeldern der Münsterdorfer und Pinneberger Konsistorien***) und 336 Reichsbankthalern 16 Schillingen Erlös aus dem Allerhöchst unterm 6. September 1743 genehmigten Verkauf eines Hohenasper Kirchenholzes an das Gut Drage bestritten wurden.
Welche geringe Summe! Wie viel wohl heutzutage dafür herzustellen wäre? Die Kosten für den Pastoratsbau bilden einen passenden Maßstab auch für die, welche der Schloßbau erforderte, dessen Material sicher nicht auf dem Landwege, sondern auf Flößen von Tönning elb-, stör- und au-aufwärts gefördert wurde. Es waren diese ja auch trotzdem sicherlich noch groß genug.

*) Die nächstjüngste Pastoratsscheune steht jetzt als Wirtschaftsgebäude auf dem unter einem früheren Besitzer Huß mehrfach abgebrannten Charlottenburg.
**) Siehe oben.
***) Im Jahre 1738 wurde auch für die baufällig gewordene Kirche eine unterm 25. Juni d. Js. vom König bewilligte Kirchenkollekte abgehalten.


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XIII. Die Sprache bei Hofe.

So lange Christian VI. (gest. den 6. August 1746) regierte, ward auf Schloß Friedrichsruhe dänisch nur von den jütischen Soldaten, welche als Ehren- und Leibwache des Markgrafen dienten, gesprochen. Die Königin Sophia Magdalena nämlich haßte geradezu die dänische Sprache, und ihr Gemahl redete und schrieb nachweislich niemals dänisch.*) Wie viel die deutsche Sprache damals bei dem dänischen Hofe galt, erhellt sehr deutlich daraus, daß auch das Heer in deutscher Sprache kommandiert wurde.**) Nur das Französische fand neben dem Deutschen beschränkten Raum, wie daraus zu schließen ist, daß Christian VI. eine kleine Anzahl seiner vielen aufbehaltenen Briefe in dieser Sprache abzufassen beliebte.***)
Anders wurde es, als der „dänische Prinz“, wie Kronprinz Friedrich, welcher seine dänische Muttersprache und die dänischen Sitten liebte, von seiner deutschen Mutter spottweise bezeichnet ward, als König Friedrich V. den dänischen Thron bestiegen hatte. Da mußte seine Mutter (gest. den 27. Mai 1770) schweigen. Zwar wurde das deutsche Kommando im dänischen Heere noch eine Weile beibehalten, das Gegengewicht aber, welches schon zu Christians VI. Lebzeiten die dänischen Schriftsteller Langebeck in seinem „dänischen Magazin“, Hollberg in seinen Dichtungen, und viele andere in die Wagschale gelegt hatten, gelangte, bisher ausgewogen, von Stund an mehr und mehr zur Geltung, und die deutsche Sprache war fortan verpönt. Da wird dann auch auf Schloß Friedrichsruhe nicht selten im höchsten Kreise dänisch gesprochen worden sein. Nur die französische Sprache vermochte neben der dänischen sich zu behaupten, ja sie wußte namentlich bei Hofe und in den höheren Stünden mehr Raum als je zuvor sich zu verschaffen.#) Aus diesem letzteren Umstand erklärt sich, daß auf dem Drager Grund und Boden, zumal ja auch des Königs Friedrichs des Großen Hof das Seine mit dazu

*) Siehe Allen’s Geschichte von Dänemark (Kiel 1842) Seite 401 f.
**) Siehe Allen a.a.O. Seite 430.
***) Siehe Allen a.a.O. Seite 401.
#) Siehe Allen a.a.O. Seite 430.


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beitrug, nicht nur ein Teil der Dienerschaft der markgräflichen Herrschaften mit „Monsieur“ tituliert zu werden pflegte, sondern auch seit 1758 alle Amtsbriefe an den Pastor zu Hohenaspe die Adresse trugen: A Monsieur Monsieur J. Chr. Eberwein, Ministre de la parole de Dieu“, d. i. „An Herrn I. Chr. Eberwein, Hochehrwürden, Diener am Worte Gottes.“

XIV. Die Hofloge und die Hofstühle in der Hohenasper Kirche.

Die höchst unschöne Loge mit einer belle etage und zwei getrennten Parterreräumen, welche hoffentlich in Bälde einer besseren weichen wird, war zur Zeit der markgräflichen Herrschaften doch wenigstens mit dem markgräflichen Wappen und der Krone geziert. In hohem Grade abstechend von den nachweislich Ahlefeld-Rantzauschen Hofstühlen, ist sie entschieden späteren Ursprungs, zumal der Aufstieg gänzlich stillos ist, und alles und jedes edle Schnitzwerk fehlt, wenn auch der Umriß einer Krone alles überragt.
Die übrigen Hofstühle, von denen einer unter der Kanzel, ein zweiter zu Osten neben der Hofloge, ein dritter, der sogenannte Inspektoratsstuhl, zu Norden von der Kanzel, ein vierter, der sogenannte Mehlbecker Stuhl, zu Süden vor dem Altar, ein fünfter nahe dem Südeingang der mit zwei getrennten Räumen, ein sechster zur Rechten und ein siebenter zur Linken des kleinen Nordeingangs, vielleicht auch noch ein achter und neunter unter der Orgelempore sich finden, geben, mit eingeschnittenen lateinischen Namen und Jahreszahlen versehen, sehr deutlich sich als dem 16. Jahrhundert, der Zeit der Ahlefeld und Rantzau, angehörig zu erkennen, wie denn auch die Beichtstühle des Pastors, seiner Familie und der Familie des Organisten unzweifelhaft dieser Zeit angehören. Sie tragen ja auch zum Teil (Nr. 1, 2 und 3) das vortrefflich ausgemeißelte Ahlefeldt’sche Wappen*) (der Beichtstuhl des Pastorats hat 3 spätere gemalte gräfliche Wappen) und der

*) Ritterhelm, (silberner) fliegender Fisch im (blauen) Felde. Vergl. von Schröders „Schlösser und Herrenhäuser“ (Titelblatt). Vergl. zu diesem Wappen auch Michelsens Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte II. Seite 319.


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Beichtstuhl der Pastoren- und Organisten-Familie mit dem angrenzenden Gestühl trefflich gemeißelte und ausgeschnittene Eingangspfosten eigentümlichen, geschmackvollen, älteren Stils.
Welches Schicksal diese Hofstühle samt der Hofloge später gehabt haben, wird weiter unten zu berichten sein. Hier nur noch ein Wort über Nr. 4.
Der sogenannte Mehlbecker Kirchenstuhl wurde nachweislich unterm 6. Dezember 1759 von „Ihro Hochfürstl. Durchl. dem Markgrafen Friedrich Ernst von Brandenburg-Culmbach dem damals auf dem Gute Mehlbeck wohnenden Konferenzrat von Schombourg „für sich und seine Familie“ gnädigst verliehen, damit dieser Freund des Gotteshauses „desto füglicher solchen nach Gefallen bauen und einrichten könne.““ Er wurde vor kurzem von dem p.t. Besitzer von Mehlbeck renoviert und abgeschlossen. Wann werden wieder Kirchgänger darin sich finden?*)

XV. Die Grenzen der Drager Jurisdiktion.

Zur Drager Jurisdiktion**) gehörte bei weitem nicht die ganze Einwohnerschaft des Kirchspiels Hohenaspe. Ein großer Teil stand vielmehr unter der Jurisdiktion des Klosters zu Itzehoe und des Guts Mehlbeck, und worden in den Kirchenbüchern bis in die 70er Jahre dieses Jahrhunderts „dragische, klösterliche und mehlbeckische“ Hufner, Kätner und Insten unterschieden, welche alle drei ihre eigenen Dingvögte hatten. Klösterlich waren ganz Eversdorf, ein Teil von Hohenaspe sowie ein Teil von Ottenbüttel mit dem Ausbau Stahfast und mit Westermühlen. Mehlbeckisch waren ganz Kaaks und Kaaksburg und ein Teil von Hohenaspe. Im Jahre 1846 begab sich auch der Ottenbüttler Freihof wenigstens unter die Jurisdiktion und Polizeiverwaltung des Gutes Drage.
Bekanntlich wurde neuerdings unter der preußischen Herrschaft in Schleswig-Holstein dem früheren Stand der Dinge ein Ende gemacht und auch der frühere Kanon als solcher abgeschafft.

*) Vor der neuesten Abschließung war der Gensdarm Allers mit Familie häufig darin zu finden. Der jetzige Gensdarm Steinhaus war genötigt, sich einen andern Stand zu suchen.
**) Das Patrimonialgericht war in Hanerau.


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XVI. Die Erbbegräbnisrechte des Klostersyndikus und des Mehlbecker Gutsbesitzers in Hohenaspe.

Nachweislich besaß der Klostersyndikus Balthasar Albinus*) ein Erbbegräbnis innerhalb des großen Nordeingangs der Kirche zu Hohenaspe. Er hatte dasselbe unterm 6. Januar 1742 von den derzeitigen Kirchenjuraten Marx Schmalmaak, Johann Lohse, Marx Langmaak und Detlef Loofft für 75 Mark lübisch in einer für 4 große Leichen ausreichenden Breite unter Konsens des Markgrafen käuflich erworben. Es wurden nach dem Totenregister mehrfach Familienglieder desselben hier beigesetzt. Seit dem 28. Februar 1824 hat das Erbbegräbnisrecht aufgehört, und ist dem Totengräber die Erlaubnis erteilt worden, das offene Grab für Grabgerät zu benutzen.
Anders steht es mit dem Erbbegräbnisrecht der Familie von Hanssen vom Gute Mehlbeck. Noch heute ist, von Eisengitter eingerahmt, auf dem Kirchhof zu Hohenaspe das Familienbegräbnis, und wurde der am 5. September 1892 in Gaarden bei Kiel verstorbene berühmte Sohn des Kapitäns und früheren Gutsbesitzers auf Mehlbeck, Carl Friedrich von Hanssen und der Friederike geb. Hirsch seid, der Rittmeister a. D. und ehemalige Schwadronchef der schleswig-holsteinischen Armee, Carl von Hanssen (geb. zu Mehlbeck den 24. November 1818, konfirmiert in Hohenaspe im Jahre 1835, wie auch früher sein Bruder Ludwig), einer der mutigsten und gewaltigsten Kampfgenossen der Jahre 1849/50, am 8. September 1892 hier bestattet, – ein Mann, der wohl verdient, nicht nur durch ein prächtiges Denkmal von Granit, das seine am Sophienblatt bei Kiel eine Villa bewohnende Witwe und sein leider geistesschwacher Sohn Friedrich ihm setzten, geehrt zu sein, sondern auch von dem, der ihn als Kämpfer wohl gekannt, durch dieses zweite Denkmal geehrt zu werden.
Woher dies Erbbegräbnisrecht?

*) Siehe oben.


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XVII. Das Verhältnis des Guts Mehlbeck zu Drage.

Schon in der ältesten Zeit hing das adelige Gut Mehlbeck, so genannt nach dem daran vorüberfließenden kleinen Mühlenbach, durch Verwandtschaft der Familie von Krummendiek auf Drage und der nachweislich ersten Besitzer Mehlbecks, welche gleichfalls Herren von Krummendiek waren, mit Drage zusammen.
Im Jahre 1351 war Hasso, 1379 Segebode, 1528, nachdem das Gut inzwischen dem Amt Rendsburg einverleibt gewesen, Enewold von Krummendiek Besitzer.
Von letzterem kam das Gut 1528 an Johannes Rantzau zu Bothkamp und Breitenburg*) Im Jahre 1565, nachdem 1538 bereits das zerstreut gelegene Dorf Mehlbeck und das Dorf Kaaks von König Christian III. dazu gelegt waren und 1543 oder später erst ein Hofgebäude erstanden, erbte es dessen berühmter Sohn Heinrich Rantzau.**) Es folgte als Besitzerin seine Gemahlin Christina von Halle. Dann kam es an Franz und nach ihm Erich Rantzau, worauf 1616 es von Oelegaard von Ahlefeld erworben ward. Im Jahre 1619 folgte der Rat und Amtmann in Flensburg Cay von Ahlefeld zu Saxdorf (gest. 1670), dann der Kammerherr Graf Burchard von Ahlefeld und weiter 1673 Balthasar von Ahlefeld zu Heiligenstedten (nicht zu verwechseln mit Baltzer von Ahlefeld?***) dem Gemahl der Margaretha zu Rantzau), dessen Gemahlin Adelheid Benedicte von Ahlefeld als Witwe nur noch von 1691 – 1692 Besitzerin blieb. Von 1692 an Besitz des Reichshofrats Baron Christian Ernst von Reichenbach zu Bienebeck, von 1714 an des Konferenzrats Detlef von Reventlow, von 1715 an des Dietrich Wittmack gewesen, kam das Gut 1720 an den Etatsrat und Kriegskommissär des Markgrafen Friedrich Ernst, Johann Heinrich von Lohendahl #) und 1747 dann an den Konferenzrat und Präsidenten

*) Siehe oben.
**) Siehe oben.
***) Siehe oben.
#) Siehe oben.


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in Altona Bernhard Leopold Volkmar von Schombourg, welchem nicht nur*) der Markgraf 1759 den „Mehlbecker Kirchenstuhl“ verlieh, sondern der auch nachweislich den 9. Juni 1752 ein heimgegangenes Töchterlein in Hohenaspe durfte bestatten lassen, jedoch nicht auf dem Kirchhof, sondern in einem Begräbnis innerhalb der Kirche, das zweifelsohne, obwohl ein Aktenstück darüber nicht aufzufinden ist, ihm, der ja dem Markgrafen sehr nahe stand, gleichfalls aus dessen Händen zu teil geworden war. Daß diesem Herrn von Schombourg auch ein von seinen Besitzvorgängern überkommenes Erbbegräbnisrecht auf dem Kirchhof zu Hohenaspe zugestanden, ist sehr wohl denkbar. Im Jahre 1765 wurde das Gut an den Geheimen Braunschweigischen Legationsrat Freiherrn Heinrich von Meurer verkauft und vererbte sich von diesem, der in erster Ehe vermählt war mit Johanna geb. von Wrede, auf seinen Sohn, den Kammerherrn und Major Carl von Meurer zu Krummendiek, der es 1788 an seine Stiefmutter die Baroneß Maria**) von Meurer geb. von Wrede, verkaufte. Es folgte 1784 der Baron Johann Jakob Boerhave von Mauritius als rechter Sohn der genannten Baroneß und ihres ersten Gemahls, des weiland Barons und holländischen Ministers und Präsidenten in Hamburg von Mauritius. Kinderlos im Alter von reichlich 45 Jahren den 17. Juni 1794 auf dem Gute Mehlbeck gestorben, ist dieser nachweislich der erste Besitzer des Guts, der „auf dem Kirchhof zu Hohenaspe“ bestattet worden. Die Beerdigung fand statt am 23. Juni 1794. Er wurde aber nicht auf dem jetzigen „Mehlbecker Erbbegräbnis“ bestattet, sondern auf einem kleineren nach der alten Kirchhofskarte östlicher belegenen und damals mit Nr. 110 bezeichneten Begräbnisplatz, der jetzt, so weit bekannt, nicht mehr Mehlbecker Gutseigentum ist. Die Frage, wie das „Mehlbecker Erbbegräbnis“ an das Gut gekommen sei, wird dadurch nicht erledigt.
Die Lösung derselben ist vielmehr diese. Im Jahre

*)Siehe oben.
**) Nicht „Johanne“, wie von Schröder in seiner Topographie angegeben hat. Oder ist nachzuweisen, daß die Einträge ins Hohenasper Totenregister Unrichtigkeiten enthalten ?


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1798 von der zeitweiligen Wiederbesitzerin, der Baroneß Maria von Meurer, auf Andreas Behrens und bald hernach auf den Baron Andreas von Liliencron übergegangen, wurde das Gut 1802 von dem Landrat Friedrich Ludwig von Thienen, 1806 von dem Kammerherrn Hartwig Barthold von Bernstorff und 1824 von dem Kapitän Carl Friedrich von Hanssen für 36 000 Thaler v. Crt. erworben, dem seitdem als Besitzer 1845 J. P. H. Helms, der 65 000 Thaler v. Crt. zahlte, dessen Sohn Joh. Helms, dessen Enkel Fr. Helms, Asmus, zweiter Mann der Witwe des Fr. Helms, Pils, Schmidt (von Magdeburg), Pütker und Messmer (aus Kiel), Besitzer auch von Riese, folgten.
Inzwischen aber kam*) die „Hofparcele Drage“ in den Besitz des Barons Joachim Carl Friedrich von Meurer zu Krummendiek, und wurde dieser damit zugleich Besitzer der Erbbegräbnisse dieser Hofparcele.**) Sein Nachfolger im Besitz eines derselben,***) des jetzigen „Mehlbecker Erbbegräbnisses,“ war der derzeitige Besitzer auf Mehlbeck, und darauf wurde es 1824 nach dem Kammerherrn Hartwig Barthold von Bernstorff — von Hanssen; der andere Teil verblieb der Hofparcele, und finden sich heute darauf die Grabhügel einer Reihe von Angehörigen gewesener Besitzer der Hofparcele; es ruht auch dort einer der Besitzer selbst.
Dem Baron von Meurer konnte an dem Besitz eines zweiten Erbbegräbnisses neben dem zu Krummendiek ihm zu eigen gehörenden wenig gelegen sein, zumal am letztgenannten Orte seine Eltern, Carl von Meurer und dessen 1798 Hinterbliebene Witwe Dorothea Ida Johanna, ruhten und seine Großmutter, die Baroneß Maria von Meurer geb. von Wrede, gestorben den 26. Januar 1802 zu Itzehoe, am 3. Februar d. J. aus dem Kirchhof zu Hohenaspe „in ihrem Begräbnis“ d. h. zweifelsohne auf dem Begräbnisplatz, darauf ihr Sohn, der Baron von Mauritius, bestattet worden, im Alter von fast 90 Jahren zur Ruhe gebettet war.

*) Siehe unten.
**) Vergl. die alte Kirchhofskarte.
***) Nr. 118 der alten Kirchhofskarte.


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Carl Friedrich von Hanssen machte seine Rechte im Jahre 1845 geltend, und wurden ihm diese bestätigt durch ein Schreiben der Oberintendantschaft des Gutes Drage zu Itzehoe vom 21. November 1845. Begeisterung für Schleswig-Holsteins gutes Recht, dem so viele edle Söhne auf dem Kampfplatz Blut und Leben bereitwillig geopfert haben, durchdringt aufs neue die schon gar sehr zusammengeschmolzene Schar der alten Kampfgenossen, so oft sie stehen an seines wackern Sohnes Gruft, mit dem vereint sie einst hinaus ins Feld gezogen, mit dem vereint sie auch blutenden, weherfüllten Herzens einst heim gekehrt von Idstedts und Friedrichstadts blutgetränkten Fluren.

XVIII. Die Kaaksburg und ihre Bedeutung in alter und in neuer Zeit.

Vom mehlbeckischen Dorfe Kaaks (früher Caax, noch früher Caakertze, was „Stätte eines Schandpfahls“ bedeuten soll), das 1378 die dermaligen Besitzer Hartwig und Lüder von Krummendiek um zwei ans Kloster Itzehoe verkaufte Hufen verkleinerten,*) nordöstlich liegt neben dem jetzigen Kaaksburg die alte Kaaksburg.
Daß diese ein Schlupfwinkel des ehemals weit und breit berüchtigten Seeräubers Claus Störtebecker gewesen sei, ist mehr wie unwahrscheinlich, zumal sein Name mit „Stör“ und „Beck“ (vergl. Beckaue, Beckdorf, Beckmünde) durchaus nicht zusammenhängt, vielmehr, hochdeutsch ausgedrückt „Sturzbecher“ lautete und ihn als „Säufer“ kennzeichnete. Ein schlechter Schlupfwinkel wahrlich für einen schlauen Räuber! Welch ein thörichter Wahn, er habe sich in einer Sackgasse verkrochen! Oder war die Kaaksburg etwas Anderes, auch wenn sie von Wasser umflossen war?
Die bedeutenden Spuren runder Befestigungswerke, der ringförmige, bedeutend hohe Burgplatz, der teilweise doppelte Wall und Graben zwischen Kaaks und Eversdorf, die beiden Schanzwälle, dienten möglicherweise einst nur dazu, die alten

*) Siehe Schröder‘- Topographie.


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Dithmarsen abzuwehren. Vielleicht aber reichen sie, wie die Bökelnburg in Süderdithmarschen, schon in das neunte Jahrhundert, die Schreckenszeit der Danen und Slaven, zurück.*) Weniger wahrscheinlich ist, das; sie erst stammen aus den Schwedenkriegen des 17. Jahrhunderts?**)
Es befremdet, das; in der Nähe der alten Kaaksburg, auf dem jetzigen Besitz des Landmanns Henning Jürgens, zeitweilig eine Gräfin zu Rantzau gewohnt hat. Hängt das etwa damit zusammen, daß 1362 Johann Dohr eine halbe Hufe von Kaaks an Heinrich zu Rantzau verkaufte?***) Keineswegs. Die Gräfin war vielmehr die verwitwete Frau Rittmeistern; Caroline Ernestine von Kobbe, Dochter des weiland Grafen Hans zu Rantzau-Breitenburg und seiner weiland Gemahlin, einer gebornen Scheel, welche, am 26. Juni 1872 im Alter von 77 1/2 Jahren daselbst gestorben, am 30. Juni 1872 auf dem Kirchhof zu Hohenaspe bestattet worden ist und hier ein wohlerhaltenes Denkmal hat, und die damals eilten Sohn, Addo Kuno Wilhelm zu Kaaksburg, verheiratet mit Elise Charlotte Sophie geb. Elvert, hinterlassen, sowie von ihrer bereits verstorbenen Tochter Julie, der weiland Gemahlin des Försters Otto zu Christianslust, einen Sohn August Sophus Otto. Vorher bewohnten sie und ihr Sohn die Gutsparcele Sahren oder Sauren im Felde bei Kaaks, das freundliche Gevattergeschenk Mehlbecks an Drage.#)

XIX. Die markgräflichen Herrschaften im Pastorat zu Hohenaspe.

Nachweislich zweimal waren beide, der Markgraf und die Markgräfin, bei feierlicher Gelegenheit im Pastorat zu Hohenaspe, das erste Mal bei Pastor Langheim, das zweite Mal bei Pastor Eberwein.
Ein Tag heiliger Freude war für Pastor Langheim und seine jugendliche Gemahlin der 5. Sonntag nach Trinitatis,

*) So Prof. Dr. Detlefsen a.a.O. S. 50.
**) Vergl. das Archiv für Staats- und Kirchengeschichte Bd. IV. Seite 407.
***) Siehe Schröders Topographie,
#) Siehe Schröders Topographie.


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der 21. Juli 1737. Es war der Tauftag ihres erstgebornen Kindes. Am 19. Juli d. Js. geboren, erhielt ihr Töchterlein die Christennamen Christina Friederica, und hatten die markgräflichen Herrschaften die Patenschaft übernommen.
Wer von der frohen Taufgesellschaft ahnte auch nur im entferntesten, daß schon am 3. Juni 1738 der liebe Täufling sinken werde in des Friedhofs Schoß, und daß bereits am 25. Juli 1739 ein zweites erst 5 Wochen zählendes Töchterlein Anna Maria, genannt nach Amtsverwalterin Anna Maria von Saldern vom Ottenbüttler Hofe, als der Großmutter, dem Schwesterchen im Tode folgen werde; wer vollends dachte damals, es werde der glückliche Taufvater am 6. Juli 1749 schon ins Totenregister die Worte eintragen müssen: „Den 6. Juli, als am 5. Sonntag nach Trinitatis, habe ich, Andreas Langheim, Pastor allhier, meine herzlich geliebte Ehefrau Anna Catharina Langheim geb. von Saldern, welche 1716, den 6. Dezember, in der Stadt Apenrade geboren und den 1. Juli a. c., nachdem sie vorher den 16. Juni eines jungen Sohnes glücklich genesen, allhie des Abends um sechs Uhr gestorben, nachdem ich ins 14. Jahr mit ihr eine christliche und sehr vergnügte Ehe gepflogen und in währender Zeit, unter göttlichem Segen, 9 Kinder mit ihr gezeuget, als 4 Söhne*) und 5 Töchter,**) wovon aber 1 Sohn und 2 Töchter bereits ihrer seligen Mutter in die Ewigkeit vorangegangen, 3 Söhne und 3 Töchter annoch im Leben sind, welchen der treue Gott nebst mir beständig Gnade und Barmherzigkeit vor seinen Augen finden lassen wolle, um Jesu Christi willen, im 33. Jahre ihres Alters, mit innigst gebeugtem Herzen allhie öffentlich nach dem Willen des Herrn begraben lassen müssen“?***)
Ein nicht minder schöner Fest- und Feiertag war für Pastor Eberwein und seine Gemahlin Meta Maria geb. Ruytern aus Wilstrup bei Hadersleben der 23. August 1759.

*) Benedict Konrad Heinrich, geb. den 29. Juni 1749, wurde 1768 Diakonus in Kiel und starb daselbst als Pastor 1725.
**) Eine Tochter war Gemahlin des Klosterpredigers S. A. G. Schmidt in Preetz.
***) Wo und wann Pastor Langheim selber heimgegangen, wie lange er nach 1749 noch gelebt, siehe oben.


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Wieder waren die markgräflichen Herrschaften Paten, und wurde der Täufling, die erste und einzige Tochter der glücklichen Eltern, welche Gott der Herr ihnen am 20. August d. Js. beschert hatte, sowohl nach ihnen als auch nach den beiden anderen Paten, dem Generallieutenant Graf Friedrich von Danneskjold-Samsoe und seiner Gemahlin Dorothea geb. Komtesse von Wedel, Christina Sophia Dorothea Friederica genannt. Wieder jedoch sollte der Herzensfreude bitteres Herzeleid folgen. Denn schon am 17. September 1766 hatten Vater und Tochter nebst Großmutter der herzgeliebten von langwieriger Schwindsucht im Alter von erst 36 Jahren hingerafften Mutter die Augen zuzudrücken, und am 22. September d. Js. standen sie vereint an ihrem Grabe. Doch noch mehr. Am 13. Mai 1767 folgte ihrer Tochter auch die teure Großmutter, die schwergeprüfte Witwe Christine Ruyter, geb. Jessen. Cie hatte 1760 schon ihren Mann verloren, den Schiffer Cornelius Jacob Ruyter in Hadersleben, und 1763 war ihr einziger Sohn, der in holländischen Diensten gestandene Equipagemeister Jacob de Ruyter, plötzlich zu Nagapatnam an der Küste Koromandel in Vorderindien vom Tod dahingerafft worden. Nun sank auch sie ins Grab und folgten Vater und Tochter auch ihrem Sarge hinaus zum Gottesacker mit heißen Thronen. Aber damit noch nicht genug. Am 11. September 1759 hatte der Vater seiner zehnjährigen Tochter eine zweite Mutter, Catharina Elisabeth, geb. Koep aus Hamburg, gegeben. Doch auch sie erlag bereits nach einem Jahre, am 16. November 1770, dein „faulen Fieber“, gleichwie die erste Gemahlin nur noch 36 Jahre alt, und sah am 7. Oktober 1771 der Kreuzträger sich genötigt, noch eiumal sich und seiner herzgeliebten Tochter eine Stütze zu geben, indem er sich vermählte mit Elisabeth, geb. Greve, der Tochter des Archidiakonus Arnold Greve an St. Catharinen in Hamburg, welcher ihn veranlaßte, 1772 ebenfalls in Hamburg,*) als Prediger sich anstellen zu lassen und, am 16. August d. Js. daselbst erwählt, zum Diakonus an St.

*) Hier erschienen auch selbigen Jahres in 2. Ausgabe seine zuerst bei Brüning in Itzehoe gedruckten „Geistlichen Lieder“.


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Catharinen, seines Schwiegervaters College zu werden, dem er am 10. Mai 1788 folgte aus der Zeit in die Ewigkeit.

XX. Tod und Begräbnis des Markgrafen Friedrich Ernst.

Genau sechzehn Jahre nach dem am 6. August 1746 erfolgten Tode des Königs Christians VI., ward unter König Friedrich V. (1716 – 1766), der nach dem Heimgang seiner ersten Gemahlin, Louise von Großbritannien (1751), seit 1752 zum zweiten Male mit Juliane Marie, der Tochter des Herzogs Ferdinand Albrecht von Braunschweig-Wolfenbüttel, vermählt war, der Markgraf Friedrich Ernst von Brandenburg-Culmbach, 59 1/2 Jahre alt, im Hochfürstlichen Begräbnis der Kirche zu Hohenaspe am 6. August 1762 feierlich beigesetzt. Er hatte „am 23. Juni d. Js., des Nachmittags zwischen 1 und 2 Uhr auf Schloß Friedrichsruhe das Zeitliche mit dem Ewigen verwechselt.“
Ueber die Leichenfeier ist zwar im übrigen nichts aufbehalten, doch ist mit Sicherheit anzunehmen, daß Pastor Eberwein, wie am Sterbebette, so auch an der Fürstengruft getreulich seines Amts als Seelsorger gewartet, und daß es an hohen wie niederen Leidtragenden nicht gefehlt habe. Ob das steinerne Wappen über dem Eingang zum Hochfürstlichen Begräbnis mit dein Namen des Markgrafen sowohl wie der Markgräfin und mit dem Psalmwort: „Ich liege und schlafe ganz mit Frieden, denn allein Du, Herr, hilfst mir, daß ich sicher wohne“ (Psalm 4, 9) sofort auf Wunsch der trauernden Witwe von J. G. Langmaak angefertigt und angebracht worden, und ob dem Datum des Todes des hohen Gemahls später das des Heimgangs der hohen Gemahlin hinzugefügt ist, entzieht sich der Kunde, doch deuten die Inschriften nicht auf eine spätere Ergänzung, und dürfte die Annahme berechtigt sein, daß jedenfalls diese erst nach dem Tode der Witwe entstanden sind.
Wann die schmählichen Beraubungen des Heimgegangenen stattgefunden? Die letzte Mitte Dezember 1831. Es haben dem Verfasser noch etliche ältere Leute des Kirchdorfs von dieser zu berichten gewußt, bei der die Räuber


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einen goldenen Knopf des Fürsten und zwei der Löwenfüße seines Sarges verloren, und nicht wenige berichten, daß sie nach dem letzten frechen Einbruch und vor dem sicheren Verschluß des Sarges und der Gruft noch den Entschlafenen in feinem Kämmerlein gesehen haben.

XXI. Die markgräfliche Witwe allein auf Friedrichsruhe.

Gar manches änderte sich in den Jahren, wo die Markgräfin als Witwe allein auf dem vereinsamten Schlosse Friedrichsruhe residierte. Als markgräflicher Hofkommissär fungierte Georg Hilscher, der Kammerjunker Adolf Friedrich von Warnstedt wurde zum Konferenzrat und Oberpostmeister erhoben; als markgräflicher Kommissionsrat und Postmeister amtierte im benachbarten Looft Achatius Nicolaus Koch, vermählt mit der früheren Ehefrau des Proviantkommissärs Friedrich Christian Ringk in Schleswig; sein Stiefsohn Dr. med. Friedrich Christian Ernst Ringk, der noch eine Weile vor des Markgrafen Heimgang Hofmedicus auf Friedrichsruhe gewesen, starb als solcher den 26. Januar 1769, erst 29 Jahre alt; bei Hofe waren unter anderen eingetreten die Gräfin Caroline Louise von Schlieben, die Konferenzrätin Christine Augusta Friederica von Warnstedt und Eleonora Hedwig von Manstein; Hofgärtner wurde Jakob Hinrich Brammer, Hofpagenmeister Matthies Ahrend Becker, Hofküchenmeister wurden Friedrich Wilhelm Kistenmacher und Otto Rudolf Piessch, als Kammerlakai trat ein Ehler Wrage, als Kammermohr Christian Karl Ludwig,*) als.Kammerdienerin Friederika Caecilia Nicolaysen, als Leibkutscher Marx Alpen. Patronin der Kirche zu Hohenaspe blieb die hohe Witwe bis an ihr Ende, und zeugen eine Reihe von Verfügungen mit ihrer Namensunterschrift von ihrer mütterlichen Fürsorge. Von ihrem Vermächtnis an die Kirche war schon zum Teil die Rede.**) Ihr Testament vom 26. März 1779 enthielt aber neben der Verfügung über die Paramente und Ornamente der Schloß-

*) Siehe oben.
**) Siehe oben.


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kapelle auch die ausdrückliche Bestimmung, daß sie der Kirche zu Hohenaspe 1000 Reichsthaler zuweise, deren Zinsen jährlich mit beziehungsweise 24 und 6 Reichsthalern dem Pastor und dem Organisten als den Wächtern über das hochfürstliche Begräbnis zufallen sollen.

XXII. Die markgräfliche Witwe allein im Pastorat Hohenaspe.

Noch eiumal war bei feierlicher Gelegenheit die Markgräfin allein im Pastorat zu Hohenaspe. Es war am 19. Januar 1774, am Tauftage des erstgebornen Sohns des früheren Kabinettspredigers auf Drage und nunmehrigen Pastors in Hohenaspe Ernst Matthias Christian Hennings, welchen seine Gemahlin, die frühere Pröpstin Kelter in Itzehoe und Schwester der ersten Frau Gutsinspektor Johanna Sophia Paulsen, Catharina Magaretha, geb. Jordan, ihm am 17. Januar d. Js. beschert hatte. Trotz der eisigen Winterkälte hatten sie sowohl wie Herzog August Wilhelm zu Brandenburg-Lüneburg-Bevern und Prinz Friedrich Carl Ferdinand, Gouverneur von Kopenhagen, es sich nicht nehmen lassen, den kleinen Christian Wilhelm Carl über die Taufe zu heben.
Schwerlich hegten schon damals die Taufeltern und Taufpaten im frohen Verein die Hoffnung, es werde der Täufling als ältester Bruder der am 25. August 1847 in traurigen Umständen zu Hohenaspe unverehelicht gestorbenen Louise Elisabeth und des späteren Träger Hufners daselbst Johann Christopher Bernhard Hennings, welcher, verheiratet mit seiner Kousine Johanna Sophia, der Tochter des Gutsinspektors J. F. A. Paulsen, am 6. April 1838 gestorben, und dessen Hof hernach Jacob Evers und dann lange Jahre dem jetzigen Rentier William Henry Pohlman*) in Hohen-

*) Vater des Adolf Pohlman, der lange Zeit Großhändler in Pernambuco gewesen, die halbe Welt gesehen, und jetzt, verheiratet mit Emily geb. Busch, bis weiter daheim in Hohenaspe im Vaterhause weilt, des Frederik Pohlman, Premierlieutenants auf der Kriegsakademie in Berlin, welcher verheiratet mit der Schwester seiner Schwägerin, Toni Busch, und der plötzlich in Berlin verstorbenen Therese Pohlman, (gest. den 9. Februar 1884). Seine weil. Gemahlin hieß Julie Johanna Dorothea


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aspe zu eigen gehörte, — einst Obergerichtsadvokat und bekannter Schriftsteller in Itzehoe werden. Noch weniger aber kam einem der Taufgesellschaft der Gedanke, er werde der Familie in Hohenaspe viele Seufzer auspressen und als königlicher Justitiarius in Wandsbek schließlich enden.

XXIII. Tod und Begräbnis der markgräflichen Witwe.

Auf Friedrich V. war als König von Dänemark Christian VII. gefolgt, schon war er mehr als zehn Jahre am Ruder, Statthalter von Schleswig und Holstein war Landgraf Carl von Hessen-Cassel geworden, da ging auch, 62 Jahre und 9 Wochen alt, am 26. März 1779 die markgräfliche Witwe heim.
In Schleswig infolge unheilbarer Krankheit verschieden, wurde sie ihrem Wunsche gemäß von ihrem einstigen Leibkutscher Martin Klug als Leiche nach Friedrichsruhe übergeführt und dann am 7. April, nicht balsamiert wie ihr Gemahl, im Hochfürstlichen Begräbnis zu Hohenaspe feierlich an der Seite des ihr Vorangegangenen zur Ruhe gebettet.
Auch über diese Beisetzung fehlt die genauere Kunde. Es ist aber sicher anzunehmen, daß Pastor Hennings als der vormalige Kabinettsprediger auf Friedrichsruhe sowohl der hohen Entschlafenen Ausgang von Drage wie Eingang zur Grabesruh gesegnet und es an Trost aus Gottes Wort nicht habe fehlen lassen, wie auch daß um der hohen Patronin Sarg die Gemeinde Hohenaspe in großer Zahl sich gesammelt, um ihr die letzte Ehre zu erweisen.

XXIV. Die Oelbilder der markgräflichen Herrschaften in der Kirche zu Hohenaspe.

Nachweislich sind die trefflichen Oelbilder der Markgrafen und der Markgräfin*) ursprünglich Eigentum des Pastors

geb. Tesdorpf. (Gest, in Eisenach 24. März 1877.) Geboren den 26. Februar 1819 in Hamburg, mütterlicherseits englischen Stammes, wohnte er längere Zeit in Eisenach, wo seine Söhne das Gymnasium besuchten.
*) Siehe oben.


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Hennings gewesen und nicht schon unmittelbar nach dessen am 13. Januar 1818 erfolgten Tode von seiner Witwe, sondern erst nachdem auch diese, welche nach 45jährigem Ehestände ihren Gemahl nur noch bis zum 23. November 1818 überlebte, heimgegangen, von den drei oben genannten Henningschen Kindern zugleich mit dem Oelbild des weiland Propsten Kelter,*) das gegenwärtig über dem Mehlbecker Kirchenstuhl hängt, an die Kirche zu Hohenaspe geschenkt worden.
Nach einem Aktenstück sick. Itzehoe, den 7. Januar 1871, wurden diese Porträts im Aufträge der Königlichen Regierung behufs Restauration an das .Königliche Hofmarschallamt in Berlin eingesandt, von wo sie bald hernach verjüngt zurückkehrten. Einsender und Empfänger war, vereint mit dem Kirchenvorstand, der vor dem Amtsantritt des Pastors Hamann als Adjunkt in Hohenaspe angestellt gewesene jetzige Pastor in Neuenbrook, Fietense, und wurden zu seiner Zeit auch die Reste der alten Eisenstangen im Hochfürstlichen Grabgewölbe im Auftrag der Königlichen Regierung vollständig entfernt.

XXV. Die Parcelierung des Gutes Drage.

Nachdem das Gut Drage mit dem Schloß Friedrichsruhe noch etliche Jahre in den Händen der dänischen Krone verblieben, und während dieser Zeit von dem Sohne des 1788 im Alter von 80 Jahren**) verstorbenen einstigen Schloßverwalters Peter Paulsen aus Kopenhagen, Joachim Friedrich Anton Paulsen (gest. 23. Juli, beerdigt 26. Juli 1797 in Hohenaspe, reichlich 51 Jahre alt), als erstem Gutsinspektor verwaltet worden war, wurde dasselbe schließlich infolge Königlicher Resolution vom 5. September 1787 und nach bereits verfügungsgemäß unterm 2. August 1787 abgehaltener öffentlicher Licitation von Christian Vll., König von Dänemark, in 30 Parcelen höchstbietend verkauft. Nur die Königlichen Forste verblieben dem Reichsfiskus.

*) Christoph Wilhelm Kelter, geboren in Hamburg, würbe 1757 erst Diakonus, dann Archidiakonus in Itzehoe. 1767 vom König zum Propsten und Haupt- und Klosterprediger berufen, starb den 27. Juli 1771an der Schwindsucht.
**) Siehe oben.


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Welche Preise für die Einzelparzelen erzielt wurden, erhellt unter andern darauf daß für eine derselben, welche 62 Tonnen 6 Scheffel 19 [] Ruthen 8 [] Fuß groß und mit 36 Thalern jährlichen Kanons belastet war, die Taxationssumme von 221 Thalern bezahlt wurde, und daß für taxierten Holzbestand insgesamt nur 8960 Thaler herauskamen.
Von den 30 Parzelen sind besonders zu nennen:
1. Die 3 Schäferei-Parzelen Nr. 1, 2 und 3, groß damals beziehungsweise 64 T. 1 Sch. 29 []R. 5 []F. 62 T. 6 Sch. 19 []R. 8 []F. und 69 T. 7 Sch. 17 []R 1 []F. alten Maßes.
2. Die Parcele Nr. 4, jetzt Eigentum des Gemeindevorstehers von Drage, Johann Hilbert, groß damals 80 T. 6 Sch. 15 []R. 6 []F., participierend damals mit Nr. 1, 2 und 3 an 594 T. 2 Sch. 35[]R. 9 []F. Heideland auf dem Lohfiert,
3. Die Parcele Nr. 5, die Hofparcele, jetzt Eigentum des Stadtrats a. D. Claus Wiese, groß damals 141 T. 1 Sch. 2 []F., jetzt durch Ankauf der zweiten der Schäferei-Parcelen erheblich vergrößert,
4. Die Parcele Nr. 6, jetzt in Besitz von Heinrich Bruns, groß damals 134 T. l Sch.7 []R. 3 []F., durch Ankauf von Ackerland und Verkauf von Holzgrund jetzt an Größe verändert.
5. Die Parcelen Nr. 7 und 8, jetzt in Besitz von Martin Winckler, groß damals beziehungsweise 48 T. 24 [] R. 5 []F. und 89 T. 3 Sch. 38 []R. 8 []F., jetzt ha 121.
6. Die Parcele Nr. 21, Tiergarten, jetzt Eigentum des Gastwirts Langmaak an der Chaussee, groß damals 74 T. 18 []R.,
7. Die Parcele Nr. 22, Sahren, bis vor kurzem, seit 17. Juni 1886, wo der frühere Besitzer Röhling zu verkaufen genötigt war, Eigentum des Gastwirts Hans Voß in Hohenaspe und bewohnt von dessen Schwestern Wwe. Richter und verwitwete Revierförsterin Metta Mielcke, groß damals 46 T. 6 Sch.8 []R. 6 []F., jetzt verkauft an Johannes Schmidt.
8. Die Parcelen Nr. 24 und 25, Christinenthal, groß damals einschließlich Heide- und Moorland beziehungsweise 344 T. 6 Sch. 20 []R 5[]F. und 270 T. 1 Sch. 18[]R. 7[]F.


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XXVI. Der Verbleib der Hofkirchenstühle.

Infolge der Parcelierung des Guts Drage bekamen auch die Hofkirchenstühle, wenigstens zum größten Teil, ihre besonderen Besitzer.
Der große herrschaftliche Kirchenstuhl wurde, wie ausdrücklich in der Parcelen-Beschreibung von 1787 bemerkt ist, „mit seinen 3 besonderen Stühlen und zugleich mit dem Kirchenstuhl Nr. 1 und 2, ebenso wie das dem Gute Drage zugehörige Begräbnis in der Kirche und ein bemerkter Teil der Begräbnisse auf dem Kirchhofe, dem Käufer der Hofparcele beigelegt, wogegen dieser fortan verpflichtet war, jährlich für das Gut Drage an den Prediger zu Hohenaspe am Montag nach dem 2. Advent 1 Tonne 6 Scheffel 15 3/8 Sechszehntel Scheffel Roggen in natura zu liefern.“
Von diesen Stühlen ist der erstgenannte, die Loge, bisher noch in ihrer ganzen Unschönheit vorhanden. Doch steht bei dem warmen Interesse des gegenwärtigen Inhabers für kirchliche Kunst und kirchlichen Schmuck gottlob zu hoffen, daß bald die Unschönheit der Schönheit weicht und der Stuhl in eine Zierde des altehrwürdigen Gotteshauses wird verwandelt werden. Nr. 1 und 2, welcher, am Südeingang der Kirche befindlich, durch eine Zwischenthür in zwei Teile getrennt ist und auf der vorderen Eingangsthür die eingeschnittenen Namen Joh. Behrens 1686 und Joh. Schröder 1690 trägt, dagegen wurde später seitens des Besitzers der Hofparcele an einen andern Besitzer abgetreten. Ob der erste dieser späteren Inhaber der Kätner Detlef Stahl in Hohenaspe gewesen, ist nicht zu konstatieren, doch ist dieser bereits in dem Kircheninventar, welches von Pastor Hennings 1803 auf Königl. Allergnädigsten Befehl mit Zuziehung des p. t. Organisten und Küsters Gernandt und den vier Kirchenjuraten H. Lahann, D. Treede, J. L. Sanftenberg und D. Ohrt verfertigt worden“ als berechtigter Eigentümer angegeben. Der jetzige Eigentümer, der Kirchenälteste Friedrich Lembke in Hohenaspe, wohnt auf dem ehemaligen Hausplatz des Detlef Stahl.
Der Kirchenstuhl Nr. 3 unter der Kanzel mit der denk


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würdigen Inschrift*) dagegen fiel dem Besitzer der Parcele Nr. 6 mit der Verpflichtung zu, für das Gut Drage wegen Wischmanns wüster Hufe an den Prediger zu Hohenaspe jährlich um Lichtmeß 1Tonne 5 Scheffel 8 Sechzehntel Scheffel Roggen in natura zu liefern, welche Verpflichtung von dem jetzigen Besitzer Heinrich Bruns abgelöst worden.
Die Kirchenstühle Nr. 4 und 5 zur Rechten und Linken des kleinen Nordeingangs zur Kirche endlich kamen an den Besitzer der beiden Parcelen Nr. 7 und 6 mit der noch jetzt bestehenden Verpflichtung jährlich beziehungsweise dem Organisten zu Hohenaspe am Montag nach dem 2. Advent 5 Scheffel 8 Sechszehntel Scheffel Roggen und der Kirche zu Hohenaspe um Lichtmeß 6 Scheffel Roggen für das Gut Drage in natura zu liefern.
Ueber die anderen Hofkirchenstühle, den des Inspektorats zu Norden an der Kirchenmauer und den unmittelbar neben dem herrschaftlichen Stuhl zu Osten befindlichen, wurde besondere Bestimmung nicht getroffen. Ersterer verblieb in Gebrauch des Gutsinspektors, als welcher später der Oberförster fungierte, letzterer war ursprünglich der Stuhl des Försters. Als das Gutsinspektorat als solches aufhörte oder in seinen Funktionen auf ein Minimum beschränkt wurde, fuhr der Oberförster fort, den ihm zugewiesenen Stuhl zu benutzen, der Försterstuhl aber, auf welchen der die ehemalige Oberförsterei jetzt als Landmann bewohnende Wilhelm Voß einst unberechtigterweise Anspruch erhoben, wurde, weil kein rechtmäßiger Eigentümer vorhanden und die Benutzung von seiten der Försterei aufgehört, hinfort zum Stuhl der Kirchenältesten gemacht, welche ihn regelmäßig benutzen.
Der Mehlbecker und der Ottenbüttler Hofstuhl**) wurden natürlich, wie der Pastorats- und Organistenstuhl, gänzlich unberührt gelassen, und verblieben auch mehrere wahrscheinlich früher von der herrschaftlichen Dienerschaft unter der Orgelempore benutzte Stühle samt den Freistühlen der Gemeinde zur uneingeschränkten Verwendung beim Gottesdienst.

*) Siehe oben. An demselben ist noch die Oeffnung für die ehemalige Ohrenbeichte.
**) Siehe oben.


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XXVI. Die bisherigen Besitzer der Hofparcele oder des „Stammhofs Drage“.

Der erste Besitzer der Hofparcele oder des „Stammhofs Drage“, welcher „das Verfügungsrecht hatte über die auf dem Hofplatz nach dem Inventar vorhandenen Sachen, das vorhandene Feuergerät, die zum Hofgarten gehörigen steinernen Statuen, Vasen und anderen dahin gehörigen Inventarienstücke und das vorhandene Fischgerät, sowie über alle Planken, Stakkette und Thore der Gärten und der Fasanerie und alles in denselben enthaltene Holz, ingleichen über alle Einfriedigungs-Stakkette am Tiergarten und die an den Wegen stehenden Bäume (Ipern*) und Linden), während die beiden Flügelgebäude des Schlosses, das Kuhhaus, der Pferdestall und das alte Verwalterhaus zum Abbruch von der Stelle verkauft wurden und zur Abfuhr der Materialien eine Frist bis zum 31. Dezember 1789 Vorbehalten worden, war der Regierungsadvokat Christfried Johann Welms, Sohn des Kirchspielsschreibers Hans Welms in Tellingstedt und der Tabea Catharina Henriette geb. Tappern, Gemahl der Catharina Henriette geb. von Saldern (gest. 11. Juli 1793). Ihm folgten
2. Christoph Friedrich Schultze, vermählt mit Johanna Elisabeth Henriette von Gerber, Tochter des hannoverschen Hauptmanns von Gerber,
3. Baron Joachim Carl Friedrich von Meurer zu Krummendiek,**)
4. Peter Schmalmack, vermählt mit Abel Sophia Christina geb. Brockmann,
5. Fürstenau und Bosse, alliiert mit Koß auf dem Gute Aasbüttel, unter denen das Hofgebäude durch Brandstiftung in Flammen aufging,
6. Gustav Joachim Hoyer, vermählt mit Engel Margaretha geb. Harz (um 1824), von dem eine Tochter Charlotte Elisabeth 1835 in Hohenaspe konfirmiert wurde, als die Eltern schon auf Westerholz wohnten,

*) Aspen.
**) Siehe oben.


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7. Johann Heinrich Christian Langermann, Hannöverscher Amtsvogt, vermählt mit Sophia Clara geb. Rüstig (um 1826),
8. Obrist Justinus Georgius Stanislaus von Paschkowsky, kaiserlich russischer Ehrenrat und Ritter, vermählt mit Anna Catharina geb. Hammann, Vater des Rechtsanwalts von Paschkowsky in Tondern und zweier Töchter, von denen die eine, Catharina Margaretha Caroline Dorothea, 1840 den 22. Juli verstorben, nachdem sie, die den 24. Januar 1825 geboren, kurz vorher in Hohenaspe konfirmiert worden, die andere, Maria Magdalena Dorothea Justina, geb. 25. Juli 1829, durch ihre Novellen bekannt geworden ist,
9. Ernst Brettschneider, vermählt mit Antoinette Margaretha geb. Neumann aus Barsbüttel bei Hamburg, mit der er angeblich in trauriger Ehe gelebt, Vater des am 19. Juni 1851 gebornen Christian Christoph Ernst Brettschneider,
10. Baron August Georg Ludwig von Hinüber, Sohn des weiland Postdirektors und Majors Christian Carl von Hinüber und der Amalie Clara Antoinette geb. Wissel aus Göttingen, vermählt mit Matthilde Friederike Charlotte Auguste geb. von Poten, gestorben zu Drage den 26. Juni 1862, angeblich an den Folgen der Unmäßigkeit, Vater der Amalie Louise Friederike Ernestine Davide von Hinüber, welche er als 6jähriges Kind hinterließ,
11. Thomas Carr, Sohn des weiland Thomas Carr in Hamburg und der Maria Dorothea geb. Slomann, Enkel des Begründers der bekannten Dampfschiffgesellschaft, vermählt mit Bertha geb. Winckler, der Tochter des weiland Besitzers der 7. und 8. Parcele Maximilian Winckler und der Schwester des jetzigen Besitzers dieser Parcele, Martin Winckler, noch am Leben, aber leider geisteskrank,
12. Bernhardt, verwandt mit dem „Eisenbahnkönig“ Dr. Strousberg,
13. Carl Köppen aus Bückeburg, früher Lieutenant und Instrukteur der japanesischen Armee,
14. Bernhardt (Nr. 12), genötigt, aufs neue den Hof zu übernehmen.


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15. Frau Generalin und Baronin von Rabenau, des vorigen Besitzers Schwester, welche den Hof von ihrem durch Dr. Strousberg ruinierten Bruder übernommen,
16. Die bekannte Brauereifirma Buhmann und Wiese in Itzehoe, durch welche der Hof außerordentlich emporgekommen,
17. Claus Jakob Hinrich Wiese, Stadtrat a.D., geboren 1. August 1837 in Norddeich bei Wesselburen, verheiratet mit Margaretha Therese geb. Hein (geb. 14. Juli 1842 in Blankenmoor, Kirchspiel Neuenkirchen), Vater dreier Kinder, Margaretha, verheiratet mit Dr. Falk in Itzehoe, Martha und Augusta, vor 1865 mehrere Jahre Hofbesitzer bei Wesselburen, seit dem 28. Oktober 1865 alliiert mit Buhmann-Itzehoe, seit 1. Mai 1893 alleiniger Besitzer, gelernter Landmann, der den Hof selber bewohnt und bewirtschaftet.

XXVIII. Die Besitzer der beiden anderen Haupthöfe seit der Parcelierung.

Besitzer der beiden zu Norden und Nordosten von der Hofparcele Drage oder dem „Stammhof“ innerhalb der Grenzen des Kirchspiels Hohenaspe belegenen größeren Höfe waren seit der Parcelierung folgende:
Die Parcele Nr. 6 bewohnten und bewirtschafteten bis in die Gegenwart:
1. Peter Schnack senior, früher bei Schleswig, verheiratet mit Abel geb. Jürgensen,
2. Peter Schnack junior, verheiratet mit Margaretha Elsabe geb. Jessen, Vater von sieben Kindern, Asmus auf Katstelle, Johann in Schleswig, Abel, verheiratete Mein in Winseldorf, Anna, verheiratete Hinze auf Drage*), Greten, verheiratete Lahann in Itzehoe, Peter und Elsabe,
3. Heinrich Eduard Luhn, vereint mit seinem älteren auf Christinenthal wohnhaften, mit Constanze geb. Rittmeier und danach mit Marie geb. Staak verheiratet gewesenen.

*) Mutter des Hufners August Hinze in Hohenaspe und des weil. Johann Friedrich Hinze auf Kaaksburg.


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später in Amerika verstorbenen Bruder Friedrich Wilhelm Luhn etwa 29 Jahre nach der Parcelierung Besitzer geworden, älterer Bruder der Eleonore Wilhelmine und der Johanne Elisabeth, der Ehefrau des Carl Georg August Julius Emil Rittmeier auf Drage, verheiratet mit Anna Margaretha Louise geb. Glashoff, Sohn des am 1. September 1841 auf Drage verstorbenen Gottfried Wilhelm Luhn und seiner ebenfalls dort am 17. März 1860 Heimgegangenen Ehefrau Johanna Eleonore Christiane geb. Creutz, 1857 oder 1858 nach Steinburg verzogen, um Mitte 1872 auf Osterholz bei Schloß Breitenburg, schließlich von Mitte September 1872 in Ottensen am Felde Nr. 1 wohnhaft gewesen,*) in unvergeßlichem Andenken durch sein und seiner Ehefrau Vermächtnis,**)
4. Jacob Eberhard Heinrich Bruns aus Lübeck, seit nunmehr 36 Jahren Besitzer, verheiratet gewesen mit der am 2. November 1887 verstorbenen Helene Louise Caecilie geb. Ekmann, ist er der Sohn des verstorbenen Kaufmanns Jacob Eberhard Bruns in Lübeck und der Maria Elisabeth geb. Muuß, der Bruder der am 6. August 1882 auf Drage verstorbenen Maria Anna Bertha, welche unverheiratet geblieben, und der Vater der Eleonore Louise Marie, welche verheiratet mit dem Kaufmann und Fabrikbesitzer August Wilhelm Höper in Hamburg, und des unverheirateten Eduard Paul Heinrich Bruns, welcher, am 6. April 1868 geboren, den väterlichen Hof bis heute noch nicht übernommen.
Die Parcelen Nr. 7 und 8 dagegen besaßen bis dahin:
1. Jasper Lohse, besten Nachfolger Kirchhoff und Claus Fick nur Pächter waren,
2. Johann Heinrich Andreas Bauermeister, verheiratet mit Barbara Maria Carolina geb. Carstens (um 1806),
3. Kriegsrat Müller in Itzehoe (etwa 1819 – 1836), dessen Verwalter der nachfolgende Besitzer war,
4. Claus Heinrich Ladehoff, verheiratet mit Sophia Margaretha geb. Hahlbrock (etwa 1819 – 1855),

*) Das Todesdatum ist nicht anzugeben.
**) Siehe unten.


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5. Johann Hinrich Otto Ladehoff, verheiratet mit Clara Louise geb. Lange (um 1856 und später), des vorigen Sohn,
6. Maximilian Winckler, verheiratet mit Caroline Friederike geb. von Schlözer, der Schwester des berühmten, 1894 verstorbenen deutschen Gesandten am Vatikan zu Rom, (von 1868 an), Kaufmann in Lübeck, dessen Sohn Ludwig Winckler nicht Besitzer wurde, sondern nur des Vaters Verwalter war,
7. Martin Winkler, des vorigen Sohn, verheiratet mit Auguste Maria Elisabeth geb. Bachér*) aus Lübeck, 1869 bis 1887 Kaufmann in Amerika, seit 28. Juni 1889.**)

XXIX. Die Pastoren in Hohenaspe von der markgräflichen Zeit bis in die Gegenwart.

Schon erwähnt wurden die Vorgänger des Pastors Hennings, des letzten Pastors der markgräflichen Zeit, der die Parcelierung des Gutes Drage und des Uebergangs der Hofparcele aus den ersten Besitzer derselben noch mit durchlebte.
Nachdem dieser den 13. Januar 1818, im Alter von 76 Jahren 9 Monaten und 25 Tagen und nach fast 45jährigem Ehestände und 47jähriger Amtsführung heimgegangen, folgte
1. Joh. Heinr. Reinhold Wolf aus Weslingburen, gewählt am 15. November 1818, vorher seit 1812 Pastor in Windbergen, vermählt mit Maria Dorothea Elisabeth geb. Ehmke, Vater einer Reihe von Kindern, von denen Christine, Heinrich, Wilhelmine Auguste Johanne Marie, Detlef Friedrich Emilius und Rutger Wilhelm Theodor in Hohenaspe geboren, und Nr. 4 auch hier verstorben. Am 20. März 1836 zum Haupt- und Klosterprediger in Itzehoe erwählt und sofort auch zum Propst für Münsterdorf ernannt, wurde er durch
2. Joh. With, gewählt am 4. September 1836, ersetzt. Seit dem 2. April 1826 Hauptpastor in Hattstedt und Schobüll gewesen, war dieser der Sohn des weiland Pastors

*) Ihr Vater ist von Visby auf Gothland (Schweden).
**) Siehe oben.


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Johannes With in Bedstedt. Geboren den 12. Mai 1794 daselbst, verheiratet mit Henriette Catharine geb. Nissen, Tochter des Pastors Erich Nissen in Beidenfleth, starb er kinderlos den 13. Oktober 1870 in Hohenaspe in einem Alter von 76 Jahren. Nachdem dann eine Zeitlang Pastor Fietense, seht in Neuenbrook, als Adjunkt das Pastorat weiter verwaltet hatte, wurde
3. Andreas Christian Hamann am 9. Juli 1871 Zum Pastor in Hohenaspe gewählt.**) Geboren den 30. November 1823 in Stubbendorf, vom 4. Juni 1853 an Pastor adj. minist. in Kiel, dann seit dem 17. November 1864 Hauptpastor in Eckernförde gewesen, starb er nach 20jähriger Amtsführung in Hohenaspe am 26. November 1891, und folgte ihm dann, nachdem Pastor Witt, jetzt in Preetz, eine Zeit lang, erst als Adjunkt, dann als Amtsverweser das Pastorat vermaltet hatte und die letzte Zeit vikariert worden,
4. Heinrich Georg Wilhelm Hansen, gewählt am 13. November 1892,***) am 18. Dezember 1892 eingeführt. Geboren den 16. November 1839 in Kropp, Sohn des dortigen Pastors Johannes Hansen und der Juliane geb. Friederici, verheiratet gewesen in erster Ehe mit Agnes Maria Emma geb. Menthen auf Rendsburg (gest. 8. Juli 1884), jetzt aufs neue verheiratet mit Marie Henriette Juliane geb. Brandts aus Holzminden in Braunschweig, der Tochter des weiland Pastors auf Oland, in Neumünster und in Ahrensböck Hermann Julius Christian Brandts und der Enkelin des Konferenzrats und königlich dänischen Leibarztes Dr. Brandts in Kopenhagen, hat er von sieben Kindern erster Ehe noch vier am Leben, Johannes Carl, Gärtner, geb. 18. Juli 1869, Margaretha Julie Theodora, geb. 8. Juli 1871, Christoph Peter Nicolaus, Landmann. geb. 27. Juli 1876, und Marie Antonie Margareta, geb. 26. Februar 1878, sämtlich in Albersdorf geboren, wo er seit dem 12. Juli 1868 Diakonus gewesen.

*) Ueber die Withschen Gräber siehe unten.
**) Konkurrenten waren P. Rulfs – Todenbüttel und P. Blick – Krummendlek.
***) Konkurrenten waren P. Pallesen – Todenbüttel und P. Decker – Klixbüll.


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Seines Amtsvorgängers Witwe, Frau Pastorin Emilie Antonie Caroline Auguste Hamann, Tochter des weiland Pastors Ludwig Karstens in Breitenfelde in Lauenburg und Schwester des jetzigen Pastors daselbst, Ludwig Karstens jun. wohnt jetzt mit ihren beiden Kindern, Elisabeth Antonie Friederike (geb. 18. Juli 1869 in Eckernförde) und Andreas Friedrich Ludwig (geb. 25. Juli 1872 in Hohenaspe), welcher Theologie studiert, in Lübeck. Das noch frische Grab ihres verstorbenen Mannes neben den Withschen Gräbern bedeckt ein großes Marmorkreuz auf Sandsteinsockel. Während diese mit Eisengitter und Koniferen umgeben sind, ist jenes bisher noch uneingefriedigt.

XXX. Die bisherigen Organisten des Kirchspiels Hohenaspe

Der erste nachweisbare Organist des Kirchspiels Hohenaspe war Frantz Gottfried Müller aus Vehrden (Verden in Hannover). Seit 1720 zu Hohenaspe angestellt, war er verheiratet mit Frau Anna Müllerin und wurde den 25. Januar 1740, erst 45 Jahre alt, begraben. Seine Witwe überlebte ihn bis zum 7. April 1749. Von seinen beiden Töchtern sank Anna Margaretha, die älteste, schon am 25. August 1735 ins Grab, die jüngste, Caecilie, dagegen heiratete den Buchbinder Johann Diederich Schelhammer in Verden. Es folgte ihm
2. Hector Gerhard Ebeling, verheiratet mit Frau Catharina Margaretha Ebelings, Bruder des Organisten Heinrich Johann Ebeling, am Kloster Blankenburg bei Oldenburg, bis 1753 im Amt, dann samt Frau und zwei Kindern verzogen.*) An seine Stelle trat
3. Johann Michael Klaiber aus Itzehoe, Sohn des Daniel Klaiber daselbst und seiner Ehefrau Metta, welche 1765, 82 Jahr alt, in Hohenaspe bestattet worden, Bruder des Perrückenmachers Daniel Klaiber in Kopenhagen und der Anna Elsabe, verheirateten Kreß in Glückstadt. Seit 1744 verheiratet mit Metta Cicilia geb. Thomsen aus Krempe,

*) Siehe im Uebrigen oben.


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verlor er diese den 15. August 1765, ihres Alters erst 43 Jahre, nachdem sie ihm fünf Kinder, Johann Matthias, Daniel Friedrich, Johann Georg, Christina Friederica Hedwig und Christian Gottlieb geschenkt. Seit 1766 wieder verheiratet mit Gesche Dorothea geb. Dehlwater (gest. 3. Oktober 1798, 71 Jahre alt), mit der er keine Kinder hatte, starb er, nachdem er noch seinen jüngsten Sohn zu Grabe getragen, den 4. Juni 1775. Sein Nachfolger war
4. Carsten Gottschalck, als Organist und Küster bezeichnet, Sohn des Stadtsekretärs und Bürgermeisters Johann Friedrich Gottschalk in Tondern und der Anna geb. Abel, verheiratet mit Elisabeth geb. Kayen aus Itzehoe, welche ihn überlebte. Vater von fünf Kindern, Johann Christian Albrecht, Organist in Beidenfleth, Christine Caroline, Catharine Elisabeth Hedwig, Johann Friedrich Bartram und Anna Margaretha Dorothea, starb er den 26. September 1799. Bei seiner den 5. Juli 1776 gebornen und den 9. Juli d. J. getauften ersten Tochter waren Paten die verwitwete Markgräfin und Prinz Friedrich Carl von Braunschweig-Lüneburg-Bevern, Gouverneur von Kopenhagen. An seine Stelle trat
5. Arendt Heinrich Gernandt als Organist, Küster und Schullehrer, verheiratet mit Anna Sophia geb. Marxen aus Schleswig, welche bei ihrem Tode, den 31. Januar 1836, 65 Jahre alt, ihm drei Kinder, Margaretha Catharina, verheiratete Paris in Kellinghusen, Christian» Johanna Dorothea, verheiratet mit dem Müller Chr. P. Classen in Krummendiek, und Friederike, verheiratet mit Lieutenant Friedrich von Revenfeldt in Kellinghusen, hinterließ, sowie von einer verstorbenen Tochter Anna Sophia Amalia, die verheiratet gewesen mit dem Kätner und Rademacher Joachim Ehlers vier Enkel, Heinrich, Ahrend Peter,*) Anna, Margaretha. Nachdem er bereits über 30 Jahre sein Amt verwaltet hatte, wurde ihm von 1831 ein ständiger Unterlehrer zur Stütze in seiner allmählich von 80 auf mehr als 130 Schüler herangewachsenen Schule zu teil. Im Jahre 1838 trat an die Stelle des Unterlehrers ein seminaristisch gebildeter Sub

*) Den 17. März 1894 als Halbhufner in Hohenaspe verstorben.


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stitut, und 1839 trat der „alte Gernandt“ endlich mit 160 Thalern Pension in den Ruhestand. Es folgte ihm sein Substitut
6. Johann Hinrich Andreas Jöhnke aus Gettorf. Verheiratet mit Marie Sophie geb. Borchert aus Hamburg, welche ihm am 9. Oktober 1871 drei Kinder, Marie Sophie, Caroline Catharina und Johannes Marcus Bernhard Heinrich, hinterließ, wurde er 1873 mit jährlich 240 Thalern pensioniert und starb als Emeritus den 10. Oktober 1877 in Kellinghusen, 67 Jahre alt, doch wurde er am 13. Oktober d. I. in Hohenaspe beerdigt. „Eine treffliche Lehrkraft, mit guten Kenntnissen ausgestattet und von seltener Treue und Ausdauer“, hatte er 1840 die Freude, die alte für die Kinderfülle lang nicht ausreichende Schule erweitert und 2 Schulzimmer von beziehungsweise 600 []Fuß und 804 []Fuß Größe hergestellt zu sehen. In ersterem, als dem Oberklassenzimmer, unterrichtete er fortan, in letzterem sein Unterlehrer. Erst 1849 trat an die Stelle des Unterlehrers ein fester, selbständiger 2. Lehrer für die Elementarklasse.*) Zum Nachfolger des Emeritus wurde am 14. November 1873 erwählt
7. Hermann Heinrich Rudolph Petersen aus Hoistorf, Segeberger Seminarist mit sehr rühmlicher Auszeichnung zum 2. Charakter. Weil es diesem aber in Hohenaspe durchaus nicht gefiel, ließ er sich bereits 1875 zum Lehrer in Eilbeck bei Hamburg ernennen. Es trat an seine Stelle alsdann am 29. Juni 1875
8. Reimer Friedrich Schröder, geboren den 14. Oktober 1836, examiniert Michaelis 1860 in Segeberg, bis November 1860 Lehrer am Institut in Eimsbüttel, am 13. Dezember 1860 eingeführt als Distriktsschullehrer in Geschendorf, Kirchspiel Pronstorf, am 4. Januar 1864 als Distriktsschullehrer in Schönwohld, Kirchspiel Flemhude, seit dem 4. Oktober 1664 Oberknabenlehrer und Rektor in Wöhrden, seiner Heimat, der schon mit seinem Vorgänger in Hohenaspe zur Wahl gewesen und nun auf zweiter Wahl an gleichem Ort die Stimmenmehrheit erzielt hatte. Verheiratet gewesen in

*) Siehe unten.


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erster Ehe mit Caroline geb. Grambold, die ihm am 29. September 1889 drei Söhne, Gustav, Lehrer in Mehlbeck, Theodor, Lehrer im Nordschleswigschen, Wilhelm und den am 2. Oktober 1889 verstorbenen Johannes, hinterließ, trat er am 23. August 1892 zum zweiten Mal in die Ehe mit Marie geb. Petersen, der Schwester des Pastors A. Th. Petersen in Dahler, welcher früher in Hollingstedt gestanden und eine ausführliche Chronik dieses Kirchspiels verfaßte. Die im Jahre 1877 neu erbaute Lehrerwohnung, durch welche samt den Nebengebäuden die Schulgemeinde eine laut Verfügung der Königlichen Regierung vom 23. Juni 1877 bis 1894 abzutragende Schuldenlast von 14 600 Mark bekam, bewohnt derselbe mit dem zweiten Lehrer. Die stehengebliebene alte Schule reicht für die jetzt 168 Schüler bei weiten nicht aus, und steht sowohl eine Erweiterung der Schulräume, als auch die Anstellung eines dritten Lehrers in Aussicht.

XXXI. Die selbständigen Lehrer der Unterklasse in Hohenaspe.

Als selbständiger Lehrer neben dem die Oberklasse verwaltenden Organisten wirkten seit 1849 an der Unterkasse in Hohenaspe
1. Christian Eifer aus Hohenaspe (1849 bis 1859),
2. J. Maaß (1859 bis 19. Mai 1862),
3. Jürgen Gribbohm aus Drage (1862 bis 1866),
4. Timm Behrens (1866 bis Ende 1867),
5. Rohweder (1866 bis 1870),
6. W. Klahn (April 1870 bis Juli 1870), verzogen nach Hodorf,
7. Claus Rohweder aus Peißen (1870 bis 1872), verzogen ins Kirchspiel Wilster,
6. Claus Rohweder aus Hademarschen (Michaelis 1872 bis Ende 1873), verzogen nach Kremperheide,
9. Heinrich Jochim Löptien, geboren in Tökendorf bei Kiel, früher in Heide, verheiratet mit Catharina geb. Trede aus Kaaks (30. August 1878 gewählt, den 14. Oktober d.J. eingeführt) bis jetzt.


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Interimistisch waren angestellt zwischen Nr. 1 und 2 der Präparand Schleuß, zwischen 7 und 8 der Präparand Behrens aus Peißen, zwischen 8 und 9 der Autodidakt Behrens aus Peißen (1874 bis 1875, wo er das Seminar bezog), und 1875 bis Michaelis 1877 der von Breitenberg gekommene Lehrer Grelck, jetzt im Kirchspiel Schenefeld.
Ein festes Gehalt von 1200 Mark bezog erst der letzte der genannten selbständigen Lehrer und zwar von seinem Amtsantritt an.

XXXII. Die Lehrkräfte der Schulen Kaaks, Ottenbüttel und Looft von Anfang bis jetzt.

Unter den Schulen des Kirchspiels Hohenaspe ist das mehlbeckische Kaaks (Caax), dem erst 1819 der derzeitige Erbpächter Joh. Averhof zu Kaaksburg mit seinen Nachbarn kontraktlich sich anschloß, samt dem durch die Aue davon getrennten klösterlichen Eversdorf am frühesten mit einer Lehrkraft versehen gewesen. Anfänglich meist zugleich Handwerker oder dergleichen, amtierten dort nachweisbar
1. Hans Schlüter (gest. 17. Oktober 1736, 53 Jahr alt),
2. Gehrd Börsen aus Itzehoe, verheiratet mit Anna geb. Schröder (gest. 6. Juni 1769),
3. Johann Dallmeier, Sohn des Johann Dallmeier in Kohlenbeck und der Margaretha geb Voß, verheiratet mit Margreth geb. Eggers, Vater von Johann, Engel und Dierk, Großvater des Kätners Dierk Dallmeier in Hohenaspe, Urgroßvater des noch lebenden alten Dierk Dallmeier, Tischlers und Anstreichers daselbst, (gest. 25. November 1797, 50 1/2 Jahre alt),
4. Johann Dallmeier, des vorigen Sohn, verheiratet mit Cathrin Margareth geb. Rühmann (1797 bis 1800) verzogen nach Puls,
5. Marx Alpen, verheiratet mit Trina geb. Holm (1800 bis 1837), mit Mark 100 cour. pensioniert, nachdem er kurze Zeit einen Gehülfen gehabt, — derjenige der Lehrer, welcher die Schülerzahl von 30 bis 60 wachsen sah,
6. Eggert Gribbohm, verheiratet mit Caecilia geb. Eggers, Vater des Mediciners Hartwig Gribbohm und der


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Catharina (Mai 1837 bis 1. Juli 1873), ein vortrefflicher Lehrer, gebürtig aus Puls, wegen Schwindsucht pensioniert (gest. 5. Juli 1873, 56 Jahre alt), 1839 durch den Verkauf des alten Schulhauses an Detlef Maaß für 705 Mark und den Bau eines neuen Schulhauses, das Detlef Schütt aus Sude für 2194 Mark aufführte, erfreut,
7. Jacob Sievers, Autodidakt, geb. den 12. Oktober 1846 in Jevenstedt, 3 Jahre Nebenschullehrer in Bondelum, Kirchspiel Viöl, und ebenfalls drei Jahre Distriktsschullehrer in Hamweddel gewesen (21. Oktober 1873 bis 6. Juli 1875), verheiratet mit Maria geb. Hartmann (seit 23. August 1872), seit 1870 mit Seminaristenrechten versehen, verzogen nach Looft,*)
8. Marcus Sierk, früher in Schlotfeld, verheiratet mit Maria geb. Hinrichs (10. August 1875 bis 1878), verzogen ins Kirchspiel Nortorf,
9. Hans Andreas Ferdinand Hansen (18. November 1878 bis 3. Juni 1881), nicht ohne Grund entlassen,
10. M. C. H. Behrens, vorher in Büttel (9. September 1881 bis 1883), vociert am 15. Mai 1883 zum Lehrer in Landscheide, Kirchspiel St. Margarethen,
11. Johann Hinrich Reimers, geb. 5. Oktober 1859 in Nussee, nach seiner Seminarzeit zuerst Mittelklassenlehrer in Jevenstedt (1881 bis 1882), dann Soldat, 1882 bis 1883 Lehrer in Grauel, verheiratet seit 16. Oktober 1883 mit Maria Catharina geb. Warnholz, seit 1. Juli 1891 in der ersten Dienstalterszulagestufe (1. Oktober 1883 bis jetzt).

Unter den andern beiden Schulen des Kirchspiels steht Ottenbüttel an Alter Looft voran. In Ottenbüttel wirkten nämlich nachweislich, anfänglich zugleich als Handwerker oder dergleichen:
1. Johann Gottlieb Büchner, verheiratet mit Anna Cecilia geb. N. N., (schon vor 1741),
2. Moritz Friedrich Eversbach, verheiratet zuerst mit Geesche (gest. 21. Dezember 1746), der Mutter der Hanna Maria, welche im Dienst des Frl. von Drost* **) in Itzehoe

*) Siehe unten.
**) Siehe unten.


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gestanden, sodann mit Anna Maria Elsabe geb. Michaelsen (gest. 28. Oktober 1755), gestorben den 25. Mai 1755,
3. Ernst Hinrich Boden, verheiratet mit Christiane Johanna Henrietta geb. N. N., Vater des 1759 gebornen Hans Hinrich und der am 5. Juli 1851 im Alter von 91 Jahren 3 Monaten verstorbenen Witwe Catharina Margaretha Witt, welche verheiratet gewesen mit dem Holzvogt Detlef Witt in der Halloh bei Ottenbüttel,
4. Claus Schlüter, verheiratet mit Dorothea geb. Kock, geboren in Kaaks den 15. April 1768, schon vor 1800 angestellt, 1834 durch Vergrößerung des Schulzimmers bis 288 []Fuß erfreut, 1838 im Herbst mit einem Gehülfen versehen, 1839 pensioniert, gestorben den 20. Januar 1848,
5. Joachim Holm, früher in Edendorf, Sohn des früheren Küsters und Lehrers Eggert Holm in Süderhastedt (gest. 18. November 1845 in Ottenbüttel), verheiratet mit Cicilia geb. Eggers, Michaelis 1839 eingeführt, Ende 1879 wegen Augenleidens pensioniert,
6. Christian August Riekhoff, Uetersener Seminarist, vom Patronat unmittelbar ernannt, verheiratet mit Antje geb. Schröder, den 19. Januar 1880 eingeführt, Michaelis 1884 verzogen nach Schierensee,
7. Claus Heinrich Alpen, Uetersener Seminarist, vom Patronat vociert, verheiratet mit Margaretha Henriette geb. Hagenah, den 2. Januar 1885 eingeführt, nach Kellinghusen verzogen und dort verstorben,
8. Johannes Lohse, vorher in Dänischenhagen, Eckernförder Seminarist, verheiratet mit Caecilia geb. Möller, 1888 vom Patronat ernannt.

In Looft dagegen amtierten nachweislich, anfänglich zugleich als Handwerker oder dergleichen:
1. Jacob Kracht, verheiratet mit Gretje geb. Vollstedt seit 1756, nachdem sie vorher verheiratet gewesen mit Jürgen Christoph Gude aus Lübeck, erst um 1756 oder auch später angestellt, Sohn des 1785 verstorbenen Kätners Hans Kracht in Looft, seit dem 16. März 1766 Witwer mit vier Kindern,


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2. Marx Langmack, verheiratet mit Dorthe geb. Ralfs, um ca. 1778 angestellt, Vater zahlreicher Kinder, deren Reihe aber der Tod sehr lichtete, Ende 1819 in den Ruhestand getreten, gestorben, 77 Jahre alt, den 18. Dezember 1832,
3. Johann Paul Spitzbart, verheiratet mit seines Vorgängers einzig übrigen Tochter Anna, gestorben schon am 13. Januar 1824, 29 Jahre alt, gebürtig aus Beringstedt, „ein tüchtiger, braver Lehrer,“
4. Sievert Holling, vorher Unterlehrer in Thielenhemme, vom Gutsinspektor ernannt, den 17. Februar 1824 bestallt, am 4. März 1824 im Hanse des Hufners Claus Gloyer eingeführt, nachdem der emeritierte Marx Langmack eine Zeit lang ausgeholfen, verheiratet mit Sophie Cicilia Elisabeth geb. Jensen, 1830 durch bedeutenden Erweiterungsbau der Schulstube mit Hilfe eines königlichen Gnadengeschenks von 1000 Mark cour. und eines Gratials von 100 Reichsbankthalern aus der Drager Gutskasse erfreut, 1866 den 11. Februar, nachdem er mehrere Jahre einen Gehülfen gehabt, gestorben nach „segensreichem“ Wirken,
5. Sievert Holling, Sohn des vorigen, früher Hauslehrer in Heidmühlen, Michaelis 1856 eingeführt, Seminarist, nach einem Jahr schon verzogen,
6. Joachim Butenschön, verheiratet mit Magdalena Elsabe geb. Brandt, den 17. November 1857 eingeführt, von 1858 durch einen Gehülfen unterstützt, 1862 von den Schülern des zu Oldenborstel gelegten Hofes Christinenthal befreit, im Oktober nach Horst verzogen,
7. R. Sievers aus Hoheneichen, den 5. März 1866 eingeführt, nachdem der Interimslehrer Grill eine Weile die Stelle vermaltet, „leider“ schon vor Ende des Jahres verzogen,
6. H. Heinrich Schott, den 9. Dezember 1866 eingeführt, Ende 1867 mit einem Gehülfen versehen, Michaelis 1868 verzogen,
9. J. Brauer, Ende 1868 eingetreten, 1870 bis 1871 durch Gehilfen unterstützt, den 14. Oktober 1873 nach dem Kirchspiel Hademarschen, angeblich nach Spann, verzogen, Autodidakt,


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10. C. Martens aus Mözen, Kirchspiel Segeberg, den 15. Mai 1874 eingeführt, nachdem inzwischen der Interimslehrer Grill mit einem Gehilfen die Stelle verwaltet, verheiratet, Vater von vier Kindern, wegen Mißverhältnis zur Schulgemeinde schon nach einem halben Jahre nach Linden, Kirchspiel Henstedt, verzogen,
11. Jacob Sievers,*) nach Erhöhung des Gehalts von 262 Thalern auf 340 Thaler 24 Groschen von Kaaks nach Looft übergesiedelt, „segensreich“ wirkender Autodidakt, am Charfreitag, den 23. März 1894 als Vater von vier Kindern, Anna Catharina Margaretha, geboren 21. Juni 1873, Claudius, geboren 12. September 1877, Johannes, geboren 16. September 1885, und Ernst Detlef, geboren 3. Juli 1892, an Schwindsucht verstorben und am 2. Ostertage beerdigt, in letzter Zeit unterstützt durch den Präparanden Fritz Meier aus Schafstedt, welcher die Schule weiter verwaltete, bis ein neuer Lehrer gewählt war.

Präsentiert wurden vom Königlichen Schulvisitatorium in Itzehoe die Lehrer Jens Dirks von Wittstedt, Hugo Kretschmer, aus Breslau, von Maasholm bei Kappeln, Joh. H. Reimers von Kaaks und als Reserve Hans Chr. J. Herzog von Nordstrand. Es erschienen zur Wahl am 20. Juli 1894 der zweite und vierte der Wahlkandidaten. Gewählt wurde mit 22 gegen 19 Stimmen
12. Hugo Kretschmer. Möge er der rechte Mann sein, und die Schule unter ihm aufs neue emporkommen! Geboren 20. Oktober 1864, vom 1. Oktober 1864 bis 30. September 1885 Lehrer in Katschkau in Schlesien, dann bis 31. Dezember 1890 Lehrer in Heinzendorf in Schlesien, dann bis 30. September 1894 erster Lehrer in Maasholm, ist er verheiratet seit 24. Dezember 1890 mit Marie Christiane geb. Wilde aus Schlesien. Seit dem 1. Oktober ist er in der ersten Dienstalterszulagestufe.

XXXIII. Die Patrone von Aspe und Hohenaspe.

Verschiedentlich war bei Gelegenheit die Rede von Patronen und von Ausübung des Patronatsrechts in Aspe und

*) Siehe oben unter Kaaks


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Hohenaspe, doch wird eine Uebersicht über die Patrone von Anfang an bis in die letzte Zeit nicht ohne Interesse sein, zumal daraus sehr deutlich erhellt, daß nicht nur Herren von Drage, sondern auch Herren von Ottenbüttel und von Aspe, und nicht nur Angehörige der Familie von Krummendiek, sondern auch der von Pogwisch, und später sowohl der Familien von Ahlefeldt und zu Rantzau, als auch der fürstlichen Familie von Brandenburg-Culmbach, Inhaber des „jus patronatus“ gewesen sind.
Obwohl leider die zur Zeit des Pastors Geus von Krummendiek*) in der Kirche zu Hohenaspe noch vorhanden gewesene Tafel verschwunden ist, welche die Wappen und Namen von acht Krummendieken trug, die Patrone der Kirche zu Aspe gewesen, obwohl leider auch das unter der sogen. „Lunhörn“ im südlichen Kreuzarm der Kirche zu Osten der Süderthür befindlich gewesene Begräbnis dieser acht Krummendieken in neuerer Zeit, vor etwa zwanzig Jahren, eingesunken und verschüttet worden ist und nur noch an dem in der Ostmauer befindlichen, jetzt mit Ziegelsteinen vermauerten, quadratförmigen Fenster einen Zeugen seiner einstigen Existenz behalten hat, läßt sich doch mit Hülfe der in den Archiven noch vorhandenen Urkunden**) mit ziemlicher Sicherheit Nachweisen, daß folgende Männer dazu gezählt:
1. Ritter Nicolay de Krummendyke,***) welcher in der mehrerwähnten Mühlenurkunde #) bekennt, daß er „judicium majus et minus a nobili Domino Eomite Gerhardo ad usus plebani et juratorum ecclesiae in Aspen in vero feudo recepisse“, d. h. daß er von seinem edlen Herrn Graf Gerhard die höhere und niedere Gerichtsbarkeit (mithin auch das Patronatrecht) zu nutzen des Pfarrers und der Kirchenjuraten in Aspe überkommen habe, als Besitzer von Drage (1336),E
2. Iven von Krummendiek, des vorigen Sohn, als Besitzer von Drage (1362) und als der, welcher, Besitzer auch

*) Siehe oben.
**) Siehe Dr. Lemmerich im Archiv für Staats- und Kirchengeschichte Band IV. Seite 390 ff.
***) Siehe oben.
#) Siehe oben.


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des Edelhofs zu Ottenbüttel geworden, 1376 der Kirche in Aspe Einkünfte aus einer Hufe in Ottenbüttel verlieh,*)
3. Hartwig von Krummendiek, des vorigen Sohn, als Besitzer jedenfalls von Drage (Zeit nicht genau anzugeben. Jedenfalls nach 1400), vielleicht auch von Ottenbüttel,
4. Otto von Krummendiek, des vorigen Sohn, als Besitzer jedenfalls von Beckhoff**) und Weddelsdorp,***) vielleicht, wenn auch nicht nachweisbar, von Drage und Ottenbüttel (vor und um 1498),
5. Michel von Krummendiek, des vorigen Sohn, Bruder Hartwigs, der Beckhoff und Weddelsdorp, und Enewolds, der Mehlbeck erhielt, als Besitzer von Aspe (1531 bis 1546); ob vorher schon als Besitzer von Drage oder Ottenbüttel, ist fraglich,
6. Hartwig von Krummendiek, Bruder des vorigen, Besitzer von Beckhoff und Weddelsdorp, als Erbe seines Bruders (1546) auf Aspe,
7. Schack von Krummendiek, des vorigen Sohn, als Erbe von Beckhoff, Weddelsdorp und Aspe, (gestorben 1580),
8. Henrik von Krummendiek, des vorigen und der Dorothea geb. von Damm (Schwester des Bertram von Damm auf Bahrenfleth), als Besitzer von Weddelsdorp und Aspe (gestorben 1598 ohne Leibeserben).
Nach ihres Bruders Tode erbten dessen Schwestern Metta, Gemahlin des Henning von Pogwisch zu Petersdorf und Mutter des Henning von Pogwisch junior, Besitzuachfolgers des Henneke Sehestede auf dem Edelhofe zu Ottenbüttel #) und Margaretha, Gemahlin des Schacko von Ahlefeldt, neben dem anderweitigen Besitz auch Weddelsdorp und Aspe, und ging aus die erstere, also auf
9. Metta von Pogwisch, das Kirchenpatronatsrecht über. Indessen verkaufte ##) diese ###) dasselbe schon 1602 „mit

*) Siehe oben.
**) Siehe Dr. Lemmerich a.a.O.
***) A.a.O.
#) Siehe oben.
##) Vergl. die Kopie des Kaufbriefs dd. Kyl, 15. Juli 1602 im Archiv zu Hohenaspe. Das Original ist im Archiv des Guts Drage.
###) Sie nennt sich übrigens nicht Pogwisch, sondern „Powiske“.


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der Wedeme, Kosterei, dem alten Pastorenhaus am Kerkhove, Johane Tidtken seinem Guet zu Aspen und Hinrich Martens seinem Haus und Guet zu Ottenbüttel, nebenst dem Hove und Gute auf der Rullo, so Hans Holling im Besitze, sampt der Ruheloer Mholen,*) mit allen und itzlichen ihren Zubehörigen u.s.w., besonders alleine der Krummendiker selige Begrebnisse, wie die itzo in der Kirchen gemacht sind,**) für dreizehnhundert Reichsthaler, den Thaler zu 33 Schilling lübisch gerechnet“ an ihren „freundlichen lieben Oheimb“, „den edlen und ehrenvesten Baltzer von Ahlefeldt, Kön. Maj. Rath und Ambtmann auf Flensburg, zum Heiligenstedten und Drage Erbgesessen“ wie denn auch 1606 Margaretha von Ahlefeldt ihren Anteil au Aspe demselben für 2120 Thaler überließ. Es folgte somit
10. als Kirchenpatron Baltzer wan Alleweldt. Wie diesen, so haben wir auch dessen Nachfolger bereits genugsam kennen gelernt. Es waren
11. Detlef zu Rantzau,
12. Dorothea geb. von Ahlefeldt, Detlef zu Rantzaus Witwe.
13. Christian zu Rantzau,
14. Detlef zu Rantzau,
15. Christian Detlef zu Rantzau,
16. Wilhelm Adolf zu Rantzau,
17. Friedrich Ernst, Markgraf von Brandenburg-Culmbach,
18. Christine Sophie, Markgraf Friedrich Ernsts Witwe.
Es war diese die letzte, welche das Kirchenpatronatsrecht besaß und ausübte. Nach ihrem Tode ging dasselbe zunächst auf das Gutsinspektorat, dann 1825 auf die Oberintendantschaft in Itzehoe (Kammerherrn van Levetzow, Kardorf usw.) über, bis es endlich erlosch nach der Dänenherrschaft.
Was noch das Schulpatronatsrecht betrifft, so wird es genügen, hier nur zu erwähnen, daß dasselbe früher in den

*) Stehe oben.
**) Siehe oben.


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Händen des Guts Drage, des Guts Mehlbeck und des Klosters in Itzehoe gelegen, späterhin und bis in die Neuzeit hinein jedoch, weil Drage parceliert morden, nur vom Gute Mehlbeck an der Schule zu Kaaks und vom Kloster in Itzehoe an der Schule zu Ottenbüttel ausgeübt worden ist.

XXXIV. Die Burg bei Lovethe und das alte Looft.

Wie Ottenbüttel und Aspe, so hatte auch Looft, vormals Lovethe, in alten Zeiten einen Adelssitz, auf den noch heute die Namen der Grundstücke Burg und Rolfsberg unverkennbar Hinweisen. Im Jahre 1247 werden als Herren der Gemarkung, in welcher die Beckau sich in zwei Arme teilt, von denen der westliche den Namen Nonnenbach führt, die Gebrüder Arnolt, Gerbrant und Hartwig vom Hofe Rolfs erwähnt. Ob dieser Hof auf Rolfsberg im Westen des Dorfes Looft gelegen, ob früher oder gleichzeitig auch eine Burg auf dem Grundstück Burg gestanden, das im Norden des Dorfes sich findet, wir können darauf keine Antwort geben. Jedenfalls aber haben die genannten Herren an der einen oder andern Stätte damals residiert. Daß sie verwandt gewesen mit der Familie von Ottenbüttel, kann deshalb nicht wohl sein, weil diese im Jahre 1281 das bis dahin zum Kirchspiel Schenefeld gehörig gewesene Dorf Looft gegen Ländereien in Ohrsee und Beckhof eintauschte und seitdem dasselbe als einen Teil des Kirchspiels Aspe besaß, wenn auch dieser Eintausch offenbar ein warmes Interesse für die Bewohner Loofts an den Tag legt, welche auf ihrem bisherigen Kirchwege nach Schenefeld beständig Feindseligkeiten von den Dithmarsen zu erleiden gehabt. Im Jahre 1465 und später 1474 ebenfalls sind nachweislich bereits die Herren von Krummendiek Besitzer wenigstens der Hälfte der Loofter Dorfschaft. Im Jahre 1592 verkauft ein Heinrich von Krummendiek die ihm in Looft gehörenden Landstellen mindestens zum Teil an Baltzer von Ahlefeldt auf Drage. Wie es später Looft ergangen unter Graf Christian Detlef zu Rantzau, dem gewaltsam an sich raffenden Herrn von Drage, ist bereits erwähnt worden.


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XXXV. Der Erbgesessene zu Ridders.

Erwähnenswert ist als größtenteils Drager Gutsareal und Ort, wohin die Drager Parzelenbesitzer und sonstigen Drager Anbauer mühlenpflichtig waren, bis der Mühlenzwang aufgehoben wurde, besonders die Dorfschaft Ridders an der Ridderser oder Peißener Aue, obwohl sie gegenwärtig dem Kirchspiel Kellinghusen angehört. Der Sage nach soll einst das jetzt nichts weniger als arme Dorf so arm gewesen sein, daß das Kirchspiel Hohenaspe es nicht habe aufnehmen wollen. Ob dem so ist, wir wissen es nicht. Wohl aber steht fest, daß 1590 ein Emeke Pogwisch *) als „Erbgeseten tho Ridders“ bezeichnet wird. Ist die Sage begründet, dann sind wahrscheinlich die Dorfsbewohner von ihm oder seiner Familie, wenn nicht von anderen Erbgesessenen, gemißbraucht und ausgesogen worden. Daß die jetzigen Bewohner des Dorfes wohlhabend sind, ist keineswegs von Ungefähr gekommen. Sehr wahrscheinlich ist, daß sie in nächster Zeit ohne neue Widerrede Hohenaspes von der höchsten kirchlichen Behörde dem Kirchspiel zugelegt werden, welchem sie, die weit entfernt von Kellinghusen wohnen, längst hätten angehören sollen.

XXXVI. Die Legate der Kirche zu Hohenaspe zum Besten der Armen und zu kirchlichen Zwecken

Infolge Testaments vom 22. Juni 1811 und gemäß den schon unterm 12. Juni 1805 und 22. Januar 1808 von dem Testator gemachten Bestimmungen erhielt die Kirche zu Hohenaspe von dem am 28. April 1742 zu Drage getauften Hans Looft, Sohn des Hans Looft (genauer Lofft) und seiner Ehefrau Anna, ein Legat von 1500 Reichsbankthalern oder 3375 Reichsmark.
Der Testator, welcher als Verwalter und Gevollmachtigter des königlichen Möbelmagazins in Kopenhagen verstorben und Bruder von Hermann und Johann Looft, Halbbruder des Frederik (Looft?), Onkel des Sekretärs Conrad Looft, dessen


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Vater als Kapitän verstorben, und Pflegevater der Anna Elisabeth Dam, Tochter des Schneidermeisters Johann Dam und der Christine geb. Roman, in Kopenhagen war, hatte als Besitzer eines Geweses in der Laxenstraße in Kopenhagen ursprünglich die Kirche in Hohenaspe zu seinem Universalerben eingesetzt.
Weil aber bei der Regulierung der Masse nur ein Kapital von 1500 Reichsbankthalern realisiert werden konnte, erhielt die Kirche zu Hohenaspe zunächst über diese Summe nur eine Obligation.
Es erwies sich nun alsbald, daß das Kapital in einem unsicheren Gewese untergebracht sei und wurde deshalb dem Grossierer Joh. Rink in Kopenhagen die Obligation eingehändigt, weil dieser sich bereit erklärt hatte, soweit wie möglich die Zinsen einzutreiben. An Loskündigung des Kapitals war bei dem Mißstand der Dinge nicht zu denken.
Plötzlich jedoch gestaltete sich die Sachlage unerwartet günstig durch den Umstand, daß der Käufer des Geweses, namens Hoppe, sich verpflichtete, alle Jahre 300 Reichsbankthaler samt den Zinsen bis zum völligen Abtrag der Schuld an die Kirche in Hohenaspe auszuzahlen.
Die erste Zahlung erfolgte richtig im Jahre 1834 unter Vermittelung des Grossierers Rink in Kopenhagen und des Justizrats Jürgens in Hanerau, die letzte statt im Jahre 1839 erst im Jahre 1841. (?)
Die Verteilung der Zinsen, welche die Kirche für die Armen des Kirchspiels zu verwenden hatte, besorgte anfänglich der Kammerherr von Staffeldt auf Drage als Gutsinspektor.
Gegenwärtig ist das Kapital von 3375 Mark teils bei dem Landmann Wilhelm Michaelsen in Hohenaspe, teils bei dem Landmann Hahn in Looft zinsbar belegt, und erfolgt die Verteilung der Zinsen an die Armen seitens des Kirchenvorstandes gleichzeitig mit der Verteilung des Klingelbeutelgeldes.
Ein zweites Legat erhielt die Kirche zu Hohenaspe mittelst Testaments der Eheleute Heinrich Eduard Luhn und Anna Margaretha Louise geb. Glashoff *) vom 2. Juni 1858 gleichfalls zu Armen- und kirchlichen Zwecken.


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Im Betrage von 4562,50 Mark wurde dasselbe, nachdem durch Allerhöchsten Erlaß vom 11. April 1892 dem Kirchenvorstand in Hohenaspe die landesherrliche Genehmigung zur Annahme erteilt worden, gerichtlicherseits ausgezahlt.
Das Testament der genannten Eheleute, von denen der Ehemann väterlicherseits Enkel des weiland Johann Friedrich Luhn in Magdeburg und der weiland Marie Eleonore geb. Möhringen, mütterlicherseits des weiland Johann Adam Creutz und der weiland Johanna geb. Rühl war, wurde nach ihrem Hinscheiden von dem Uhrmacher Wilhelm Knoop in Hamburg (Eilbecker Weg 33) vollstreckt und in Altona den 8. Januar 1877, in Hamburg den 19. März 1891 publiziert. Es enthält nachstehende Bestimmungen:
Ein Kapital von 6000 Mark des nachgelassenen Vermögens der Eheleute Luhn soll so lange wie möglich im Erbe des Carl Wilhelm Timm an der Flottbecker Straße in Ottensen in Priorität zu 6 pCt. Zinsen stehen bleiben und von dem Testamentsexekutor besonders verwaltet werden. Von den 300 Mark Zinsen sollen halbjährig ausgezahlt werden:
I. an die Witwe des Stiefbruders der Ehefrau Luhn, Johanna Christiane Regine geb. Quitzow, verheiratet gewesen mit dem Maler Johann Jürgen Glashoff in Hamburg, 45 Mark, 2. an die Witwe Louise Schoon geb. Kaßler aus Itzehoe, wohnhaft in Lübeck bei Herrn Deggau (Dorotheenstraße Nr. 19) 30 Mark, 3. an Trina Glashoff, Vaterbruderstochter der Eheleute Luhn, im St. Barbara-Rantzau-Stift in Itzehoe, 24 Mark, 4. an den früheren Dienstknecht Marx Gadde auf Drage und dessen Ehefrau Margaretha geb. Steinert aus Itzehoe zusammen oder alleine 37 1/2 Mark, 5. an den Tagelöhner und Katenbesitzer Carsten Diek in Kaisborstel bei Itzehoe und dessen Ehefrau Catharina geb. Ditmer aus Hohenaspe zusammen oder alleine 13 1/2 Mark. Wenn 2 von den Legatarinnen verstorben sind, soll der Testamentsexekutor die 6000 Mark zur Auszahlung nach einem halben Jahr loskündigen und dann die Summe von 4600 Mark an den Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Hohenaspe als ein Vermächtnis auszahlen, welches derselbe als Lühnsches Legat gesondert vom übrigen Kirchenvermögen zu verwalten.


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pupillarisch sicher zu belegen und in der Weise zu verwenden hat, daß
1) mit den Zinsen das Grab der Eltern des Testators auf dem Kirchhof zu Hohenaspe in Ordnung gehalten, das eiserne Gitter um dasselbe in gutem Stande erhalten und nicht von seinem gegenwärtigen Platze verrückt wird, und dafür gesorgt wird, daß innerhalb des Gitters keine andere Leiche beigesetzt werde, daß
2) solange die dritte der Legatarinnen und die Eheleute Godde und Diek leben, die ihnen zugewiesenen Raten halbjährig vom Kirchenvorstand fortbezahlt werden, und zwar den Eheleuten Diek auf 30 Mark erhöht, daß
3) nach Wegfall der erwähnten Legate die freigewordenen Zinsbeträge vom Kirchenvorstand nach dessen bestem Ermessen an Hilfsbedürftige und der Hilfe würdige Arbeiter- und Handwerker-Familien im Kirchspiel Hohenaspe verteilt werden.“
Das auf 4562,50 Mark reduzierte Kapital, welches der Kirchenvorstand seit Ende 1892 in Verwaltung hat, ist zinsbar belegt in der Sparkasse zu Itzehoe zu 31/2 pCt. Es empfängt von den im Testament Genannten nur noch die Witwe Godde jährlich 75 Mark. Außerdem wird aus den Zinsen die Grabunterhaltung bestritten.
Ein drittes Legat erhielt die Kirche zu Hohenaspe infolge letztwilliger Verfügung des Fräuleins Anna Widderich, geboren den 31. Dezember 1828 zu Hohenaspe als Tochter des weiland Arbeiters Carsten Widderich und der Wiebke geb. Fischer, gestorben als ledige Rentiere im Julienstift in Itzehoe den 8. Mai 1892, beerdigt den 10. Mai d. Js. in Hohenaspe auf Nr. 24, dem Begräbnis der Parcele Saaren. Es war ein Kapital von 1000 Mark.
Das Testament dd. Itzehoe, den 11. Juni 1892, bestimmte nämlich zunächst, daß Fräulein Widderich in Hohenaspe begraben werden und ihr Grab mit einem eisernen Gitter umschlossen und mit einem Denkmal aus Stein geziert haben wolle, und dann daß sowohl ihr Grab als auch die Gräber von Herrn Pastor und Frau Pastorin With in Hohenaspe mit Hilfe der Zinsen eines bei der Itzehoer Sparkasse zu belegenden Kapitals von 1000 Mark, welche alljährlich von dem jeweiligen Pastor in Hohenaspe zu diesem Zweck zu heben


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seien, unterhalten werden sollten, auch war noch hinzugefügt, nach erfolgter Einziehung der Gräber solle das Kapital von 1000 Mark der Kirche in Hohenaspe als Vermächtnis zufallen. Die vom Königlichen Amtsgericht in Itzehoe dem Kirchenvorstand Ende 1892 zugesandte Summe von 1000 Mark wurde, weil in Itzehoe nur 3 1/2 pCt. gezahlt werden, einstweilen in der Hohenasper Sparkasse mit 4 pCt. Zinsen belegt.
Der t. Pastor verwaltet das Kapital und verwendet die Zinsen bestimmungsgemäß.
Gleichzeitig mit der Kirche erhielten durch dies Testament auch besondere Legate:
1. Witwe Mielcke geb. Voß auf Saaren,*) nämlich 500 Mark,
2. Der Gastwirt Hans Voß in Hohenaspe, Besitzer von Saaren,**) nämlich 200 Mark als Vergütung für seine Bemühungen bei der Beerdigung,
3. Die Söhne des Kreisphysikus Dr. Jessen in Itzehoe, nämlich Karl Jessen 200 Mark, Felix Jessen 100 Mark, Werner Jessen einen Sekretär,
4. Die Töchter des genannten Kreisphysikus, nämlich Adda Jessen einen Nähtisch, Elisabeth Jessen eine Stehuhr, Gertrud Jessen einen seidenen Rock,
5. Bertha Lembke (die verstorbene Ehefrau des Gastwirts Friedrich Lembke in Hohenaspe) eine Taschenuhr mit silberner Kette, und die Kinder Hans Lembke und dessen beide Geschwister beziehungsweise eine silberne Taschenuhr, zwei Ohrringe und einen Eßlöffel.

XXXVII. Die Gutsinspektoren seit der Parcelierung des Guts Drage.

Seit der Parzelierung des Guts Drage im Jahre 1787 verwalteten das mit derselben ins Leben getretene Gutsinspektorat folgende Männer:
l. Joachim Friedrich Anton Paulsen, getauft den 22. Februar 1746 gestorben den 23. Juli 1797 (wie?).

*) Siehe oben.
**) Siehe oben.


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Sohn des markgräflichen Schloßverwalters Peter Paulsen,*) Bruder des am 5. Mai 1812 unverheiratet verstorbenen Friedrich Christian Paulsen, Gemahl der Witwe Johanna Sophia Muhl geb. Jordan, der Schwester der Frau Pastorin Hennings,
2. Jacob Gorr, Sohn des weiland dänischen Feldpredigers und den 17. Juli 1713 in Kotzenbüll gewählten Pastors Johann Otto Gorr aus Darmstadt (gestorben 30. September 1749 als senior ministerii) und der Catharina Margaretha geb. Clasen, unverheiratet am 4. März 1805 in einem Alter von ca. 65 Jahren heimgegangen,
3. Wilhelm Kirchhoff, der vielleicht schon vom Tode Gorrs an, jedenfalls aber in den Jahren 1807 bis 1809 amtierte, derzeit unverheiratet war, vielleicht noch länger sein Amt verwaltete, einen Bruder in Kellinghusen hatte und angeblich wegen Unredlichkeit verschwand,
4. Kammerjunker Friedrich von Revenfeldt, um 1812 und später im Amt,**) Vater des Lieutenants Friedrich Christian Adolf von Revenfeldt,***) des Schwiegersohns vom Organisten Gernandt und Großvater der am 8. Mai 1832 gebornen Tochter des letzteren, der noch lebenden Witwe Christine Sophie Louise geb. von Revenfeldt welche, verheiratet gewesen mit dem weiland Müller Steffen Hinrich Lembke in Krummendiek, Mutter des Gastwirts und Bäckers, wie auch p.t. Kirchenältesten, Friedrich Christian Adolf Lembke in Hohenaspe ist, und deren Schwester Friederika Amalia von Revenfeldt am 19. Juni 1834 geboren wurde,
5. Friedrich Neiling, Sohn des weiland Chirurgen in Tondern, Peter Neiling und der weiland Anna Catharina geb. Weidemann, verheiratet mit Dorothea Sophia geb. Deichmann, Vater des am 28. Dezember 1826 gebornen Friedrich Neiling, am 16. April 1827 in einem Alter von 47 Jahren auf Drage verstorben.

*) Siehe oben.
**) Er war zeitweilig Pensionär des am 14. Oktober 1827 zum Pastor in Krummendiek erwählten und Ende 1830 nach Kropp übergesiedelten Vaters des Verfassers.
***) Siehe oben.


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6. Kammerjunker Christian Wilhelm von Staffeldt,*) Sohn des Kammerherrn und Amtmanns Otto von Staffeldt zu Travendal und der Angelique geb. von Hollen, Gemahl der Charlotte Caroline Marie geb. von Römer, welche ihm 3 Kinder, Ottilie, Angelique Friederica Caroline (geboren 11. Mai 1830) und Nina Charlotta (geboren 1834), schenkte, am 20. November 1844, erst 39 Jahre alt, wohl infolge von Unmäßigkeit, auf Drage verstorben,
7. Graf Hans Wilhelm Frederik Alexander Sigismund von Schulin,**) Gemahl der Ida Auguste geb. Gräfin von Holck und Vater von 4 Kindern, von denen Caroline Amalie den 21. Mai 1846, Christian Julius William den 26. Oktober 1853 und Carl Friedrich Sigismund Louis den 10. Oktober 1855 auf Drage geboren wurden, zunächst nur bis 1848, wo er weichen mußte,
8. Baron Ferdinand Heinrich August von Liliencron, Gemahl der Frau Baronin Henriette Wolfilde geb. von Brockdorf und Vater des am 6. April 1851 im Alter von 8 Monaten verstorbenen Adam Ludwig Lucian Sophus, sowie zweier Söhne, von denen Clamor Wolf Heinrich Sophus Conrad den 11. Juli 1852 auf Drage geboren, und einer Tochter, welche, in erster Ehe vermählt mit dem Major und Hofchef von Plänkner auf Louisenlund, jetzt Gemahlin des Freiherrn von Seckendorf am Hofe des Prinzen Heinrich in Kiel ist,
9. Graf von Schulin (Nr. 7), nach 1851 aufs neue eingetreten und im Amt bis Ende der fünfziger Jahre, wo er in Hamburg angeblich den Folgen der Trunksucht zum Opfer fiel,
10. Christian von Stemann, früher dänischer Kammerherr und Amtmann in Apenrade, das er, weil er Dänemark gegenüber sich mißliebig gemacht hatte, verlassen mußte, Gemahl einer Schwester des Amtmanns von Kosselt in Rendsburg und Vater der in Itzehoe wohnhaften Zwillingstöchter Auguste

*) Siehe oben.
**) Enkel (?) des J. S. von Schulin, der unter Christian VI. aus Deutschland als Hofmeister nach Dänemark kam und, bald des Königs und der Königin erklärter Günstling, schließlich erster Minister wurde. Siehe Allen, Seite 402.


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Matthilde Andrea und Cornelie Sophie Christiane (geboren den 6. Februar 1844 in Tondern, konfirmiert 1860 in Hohenaspe), welcher 1869, verabschiedet, nach Itzehoe verzog und, völlig gelähmt, dort starb,
11. Carl Ludwig Dittmann, bisher Hegereuter zu Drage, Gemahl der Dorothea Sophia Leonore Henriette geb. Müller und Vater der den 1. Dezember 1866 gebornen Hedwig Sophie Elisabeth Dittmann, bis 1871 oder 1872, welcher noch die frühere Oberförsterei, jetzt im Besitz des Parzelisten Wilhelm Voß, am Tiergarten bewohnte,
12. Johannes Heinrich Schwerdtfeger, Gemahl der Claudine Antoinette Victorine geb. Lohmeier (gestorben 25. Dezember 1882, 55 Jahre alt), Vater von 6 Kindern, Elisabeth Charlotte Johanna, Wilhelmine Caroline Dorothea, Ernst Gustav Heinrich, Wilhelmine Caroline Henriette, Thomas Wilhelm Wulf und Carl Theodor Daniel (gestorben 1881, 19 1/2 Jahre alt), zugleich Oberförster des fiskalischen Gutsbezirks Drage vom 1. Juli 1872 bis 1891, dann*) nur Oberförster und später Forstmeister allein, 1893 emeritiert und nach Hanerau verzogen.**)

XXXVIII. Die Förster, beziehungsweise Holzvögte, Hegereuter und Oberförster auf Drage seit der Parzelierung.

Nach der Parzelierung und nach dem Tode des am 2. September 1785 im Alter von 72 Jahren ***) verstorbenen

*) Nach Ernennung eines Amtsvorstehers, des noch amtierenden Friedrich W. Behrens in Looft:
**) Unterm 13. Februar 1883 erließ derselbe eine Verfügung gegen die Unsitte des sogenannten „Branntweinlaufens“ und wurde der derzeitige Gendarm Allers angewiesen, nach jeder stattgehabten Tanzlustbarkeit zu vigilieren und alle Uebertretungen, behufs Bestrafung der Schuldigen, beim Gutsinspektorat zur Anzeige zu bringen. Ob jetzt die Unsitte nicht mehr besteht und niemand mehr im Kirchspiel Hohenaspe durch Alkohol an Leib und Seele sich ruiniert, ob seitdem keine Familie im Kirchspiel mehr dadurch zu Grunde gegangen ist, ob überall jetzt Mäßigkeit und Nüchternheit herrscht, und jedermann die Fleischeswerke flieht?
***) Siehe oben.


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markgräflichen Oberförsters Georg Jacobi waren Förster, beziehungsweise „Holzvögte“, „Hegereuter“ und „Oberförster“
1. Marx Jacobs, Sohn des Hans Jacobs in Pöschendorf, Kirchspiel Schenefeld, verheiratet mit Ida Malene geb. Wurtzinger und Vater von fünf Kindern, schon unter dem Markgrafen Parforcejäger, gestorben, 75 Jahre alt, den 10. Dezember 1801, und im Totenregister ausdrücklich als Witwer und „Holzvogt“, bezeichnet,
2. Claus Hinrich Christopher Hansen, Sohn der Albertine Wilmsen und des weiland Bedienten zu Röst Christopher Hansen, ebenfalls „Holzvogt“, verheiratet mit Catharina Marie geb. Drechsler auf Trittau (gestorben auf Saaren 4. Februar 1842), kinderlos gestorben 20. Februar 1839, 65 Jahre alt.
3. Hermann Wiedemann, verheiratet mit Elise geb. Asmus, der im Jahre 1846 den jetzt von den Kirchenältesten eingenommenen Kirchenstuhl*) mit Erfolg als Förster für sich beanspruchte, mehrfach Kirchensteuer verweigerte, im Jahre 1852 energisch mit seinem Rekurs zurückgewiesen wurde, oftmals Stunden lang mit Jagdgeschichten und Anekdoten aufwartete und zeitweilig durch völlig irrationelle Schweinezucht**) sich berühmt machte, „Hegereuter“***)
4. Carl Ludwig Dittmann, „Hegereuter“, später „Gutsinspektor“,

*) Siehe oben.
**) Möge es der kürzlich unter Nr. 6 herausgekommenen 2. verbesserten Auflage besser ergehn.

Innerhalb des Gehäges bereitet waren der Kosen
Zwölf, in denen die Schweine sich lagerten, aber in jedem
Ruheten fünfzig versperrt der erdaufwühlenden Schweine.
Laut erscholl das Getöne der eingepfercheten Säue.
Kauernd sah in der Hütte der Sauhirt, welcher am treusten
Haushielt unter den Knechten des göttergleichen Odysseus.
Homer’s Odyssee.

***) Daß die nicht auf Drage, sondern in Ottenbüttel wohnhaft gewesenen „Holzvögte“ Hinrich Witt (gest. 1782) und Sohn Detlef Witt, verheiratet zuerst mit Abel geb. Rubahn in Westermühlen, dann mit Abel geb. Haß und endlich mit Cathrin Margreth geb. Bode, und Pater von Matthias Witt, Großvater von Cai Witt, Urgroßvater von Matthias Witt, Ururgroßvater von Kai Hinrich Witt, jetzigem Besitzer einer halben Hufe in Ottenbüttel, mehr als nur Aufseher in der Halloh gewesen, ist nicht annehmbar.


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5. Johannes Heinrich Schwerdtfeger, Oberförster und Gutsinspektor, später nur Oberförster, beziehungsweise Forstmeister, als „Oberförster“ assistiert durch den „Förster“ Carl Peter Friedrich Ehmsen, welcher, verheiratet mit Catharina Margaretha geb. Schmüser, unmittelbar am Tiergarten zu Osten in dem Hause des früheren Gerichtsdieners wohnt, während die neue Oberförsterei weiter östlich an demselben Wege belegen ist,
6. Ferdinand Storp, Dr. chem. seit Mitte 1893 im Amt, aus Münster in Westphalen, katholisch, Oberförster und Förderer der Moorkultur in der Nähe und in der Ferne, dem nicht nur der Förster Ehmsen, sondern auch ein Forstsekretär, und auf dem Gebiet der Moorkultur neuerdings der Forstassessor Friedrich Ludwig August Förtsch aus Saarbrücken, sowie für die Gehege im Kirchspiel Schenefeld der dortige Förster zur Seite stehen.

XXXIX. Die Neujahrsfeier 1800.

Wenn auch über Feierlichkeiten beim Eintritt in ein neues Jahrhundert bis 1800 uns nichts aufgehalten ist, liegt wenigstens doch aus dem Jahre 1800 ein Aktenstück uns vor, das, wo nach wenig Jahren wieder ein Jahrhundert zu Ende geht, wohl der Beachtung und Betrachtung wert erscheint.
Unterm 1. Dezember 1800 schreibt von Itzehoe aus nämlich der derzeitige Propst P. Burdorff an die ihm unterstellten Pastores, Archidiaconi und Diaconi: „Se. Königl. Majestät (König Christian VII. von Dänemark) haben vermöge eines an mich ergangenen Allerhöchsten Rescripts vom 21. November d. Js. zur Beförderung der Feierlichkeit des öffentlichen Gottesdienstes am bevorstehenden Neujahrstage in Ansehung des abgewichenen Jahrhunderts folgendes zu verfügen geruhet und mir zugleich Allergnädigst anbefohlen, solches Ihnen zu Ihrer Nachricht bekannt zu machen. Damit Sr. Königl. Majestät geliebte und getreue Unterthanen destomehr aufgemuntert werden mögen, sich der im abgewichenen Jahrhundert genossenen Wohlthaten Gottes und seines Allerhöchst Dero Reichen und Landen, während eines so langen


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Zeitraums, verliehenen besonderen gnädigen Schutzes und mannigfaltigen Segens mit dankbaren und vertrauensvollen Herzen zu erinnern, ist es Sr. Königl. Majestät Allerhöchster Wille, daß hierauf bei dein am bevorstehenden Neujahrstage zu haltenden öffentlichen Gottesdienste die Aufmerksamkeit vorzüglich gerichtet und in der Absicht von jedem Prediger ein zweckmäßiger biblischer Text zur Predigt gewählet und solcher der Gemeinde nebst den Gesängen am vorhergehenden Sonntage von der Kanzel angezeiget, auch ein eigenes dem wichtigen Gegenstände angemessenes rührendes Gebet von jedem Prediger abgefaßt und gebraucht werde.“
Möge dies alte Dokument als Sporn uns dienen, daß wir, wenn uns der Neujahrsmorgen 1901 beschert worden, nicht minder ernst und stille und andachtsvoll an heiliger Stätte auf das dahingeschwundene bedeutsame 19. Jahrhundert zurückblicken! Möge es aber nicht nur uns drängen zu „rührendem“ Gebet im Heiligtum — das Wort „rührend“ hat einen fatalen Beigeschmack —, sondern zu rechtem, echtem, demutsvollen Dank-, Buß- und Bittgebet zu dem Dreieinigen von ganzem Herzen und mit gebeugten Knieen, und jedenfalls zu mehr und Besserem noch, als was die in dem Dokument noch weiter hinzugefügten pröpstlichen Worte, die sehr an die einstigen „Lehren der Weisheit und Tugend“ erinnern, besagen:
„Da ich wohl keine Gelegenheit mehr erhalten werde, in diesem Jahre ferner an Sie zu schreiben, so macht es meine ungeheuchelte Liebe und meine aufrichtige Teilnahme an Ihrem Wohl mir zur Pflicht, meine gegenwärtige Zuschrift bei dem herannahenden Neujahrstage mit dem heißesten Segenswünsche für Sie und Ihre werten Angehörigen zu schließen. Gott segne Sie, meine geliebtesten Brüder, auch in dem künftigen neuen Jahre mit vielem Guten und schenke Ihnen Gesundheit und Kräfte, daß Sie die Geschäfte Ihres würdigen Berufes mit Heiterkeit und zum Heil der Ihnen anvertrauten Gemeinen verrichten mögen. Er zeichne jedes Jahr, welches seine Vorsehung Sie in dem bevorstehenden Jahrhundert annoch erleben läßt, mit den reichsten Segnungen seiner wohlthuenden Güte aus und lasse Sie vorzüglich in ihrem ganzen Werte die schönen Freuden empfinden, die mit


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dem Bewußtsein einer treuen Amtsführung verbunden sind, und die uns am Ziel unsrer Laufbahn mit dem herrlichsten Wonnegenusse lohnen.“

XXXX. Die Kleinode des Jahres 1817.

Nach den deutlichen Zeichen der Zeit der Aufklärung, welchen nicht nur das vorstehend erwähnte pröpstliche Schreiben, sondern auch namentlich das 1780*) an die Stelle des trefflichen 1000-Lieder-Gesangbuchs vom 1. Januar 1753 getretene Gesangbuch Cramerscher Fabrik, der Cramersche Allerhöchst privilegierte Landeskatechismus mit seinem Anfangssprüchlein „Wir Menschen wünschen alle vergnügt und froh zu sein“ und die Adlersche Kirchenagende vom Jahre 1798 angehören, von denen das erstere leider noch heute in Gebrauch ist, während Nr. 2 und Nr. 3 glücklicherweise beseitigt worden sind, finden aber auch im Kirchenarchiv zu Hohenaspe sich die klaren Spuren der Zeit des Morgenrots.
Wenn auch die „Chronik der Reformationsjubelfeier“ in den dänischen Staaten am 31. Oktober, 1. und 2. November 1817, welche C. P. Petersen, Pastor zu Lensahn in Holstein, 1819 in Kiel erscheinen ließ, und welche in unfern Zeiten sehr lesenswert ist, über einen, wie ringsumher, so auch in Hohenaspe ordnungsmäßig stattgehabten Jubelfest- Gottesdienst keinen Bericht erstattet, weil der derzeitige Pastor Hennings, dessen letzter persönlicher Eintrag ins Kirchenregister vom 4. Dezember 1817 datiert, zu Anfang des Jahres 1818 heimgegangen; wenn auch nichts darüber vorliegt, daß die Königliche Anordnung eines im Jahr 1817 zum Andenken der durch Dr. Martin Luther gestifteten Reformation zu haltenden Jubelfestes für die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, dd. Kopenhagen, den 8. Mai 1817, auch in Hohenaspe befolgt worden sei, und man am 30. Oktober, nachmittags 5 bis 6 Uhr, mit beiden Glocken das Fest eingeläutet habe, am 31. Oktober sowohl wie am Sonntag, den 2. November, unter Glockenklang ins Gotteshaus gezogen sei, am 31. Oktober über Joh. 8, 12, bezw. Ephes. 2, 8 – 10

*) Siehe Kochs Geschichte des Kirchenlieds Band VI. Seite 334 ff.


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und am 2. November über 1. Kor. 3, 11 gepredigt habe, an keinem der drei Festtage, noch am Abend vorher öffentliche Lustbarkeit sich erlaubt habe, vielmehr während der Sabbate stille gewesen sei nach dem Gesetz und sich erinnert habe voll und ganz des Großen, das Gott der Herr durch Dr. Martin Luther an der Christenheit gethan: — es ist doch nicht nur im Kirchenarchiv ein Exemplar der ungeänderten Augsburgischen Konfession vorhanden, in welches voran hineingeschrieben ist: „Für das Pastorat an der Kirche zu Hohenaspe“,*) sondern neben den bez. Verfügungen auch ein lateinisches Exemplar des „Hirtenbriefs an die Geistlichkeit**) in bezug auf das dritte Reformationsjubiläum“,***) und ist sicherlich die Festfeier nicht unterblieben.
Mögen die kostbaren Kleinode aus dem Jahre 1817, in welchem bekanntlich Claus Harms, Archidiakonus an St. Nicolai in Kiel, die 95 Thesen Luthers von neuem drucken ließ und mit 95 eigenen Thesen, einer bitteren Arznei für die Glaubensschwächen der Zeit, begleitete #) die Kirchengemeinde Hohenaspe und ihren jedesmaligen Pastor zu allen Zeiten daran erinnern, daß sie fest zu stehen haben auf dem Grunde des ungeänderten Augsburgischen Bekenntnisses, ja

*) Der vollständige Titel lautet: „Confessio Augustana invariata, inter tertia solennia secularia emendatorum sacrorum, .jubente augusttissimo rege Friderico IVto, in usum Danicorum ad fidem editionis Melanchthonianae principis impressa. Havniae Typis expressit Director Joh. Frid. Schulz, aulae regiae et universitatis typographus. MDCCCXVII.“
Der vollständige Titel lautet: „Antistitum ecclesiae Danicae, Slesvico-Holsaticae et Lauenburgensis epistola ad clerum de tertio reformationis jubilaeo diebus XXXI. Octobris, I. et II. novembris MDCCCXVII pie celebrando. Havniae etc.“ Eine deutsche Uebersetzung desselben von Dr. August Wilhelm Neuber ist 1818 bei Hammerich in Altona erschienen und ebenfalls in der „Chronik von Petersen“ zum Abdruck gekommen.
***) Das erste Säkularfest unter Christian IV. und Herzog Friedrich III. ist wahrscheinlich in den Herzogtümern ungefeiert geblieben. Vergl. die Chronik von Petersen in der Vorrede. Das zweite Jubelfest 1717 unter Friedrich IV. und Herzog Carl Friedrich beschreibt Professor Dr. Francke in den Schlesw.-Holst. Provinz-Berichten 1817. Heft 1. Seite 1 bis 31.

#) Vergl. Michelsens Schlesw.-Holst. Kirchengeschichte. Teil IV. Seite 299.


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in ihren Herzen verklären müssen Hebräer 10, 23: „Lasset uns halten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat.“

XXXXI. Die Arbeiten der Gesundheitskommission zur Abwehr der Cholera 1831 und 1832.

Der Verordnung zur Verhütung der Pest und anderer gefährlichen Kontagien für die Herzogtümer Schleswig und Holstein, die Herrschaft Pinneberg, Grafschaft Rantzau und Stadt Altona, dd. Kopenhagen, den 30. Dezember 1801, war am 19. Juni 1831 die Verordnung, enthaltend die auf Veranlassung der in verschiedenen Ländern herrschenden Cholera-Krankheit zu treffenden Veranstaltungen für die Herzogtümer Schleswig und Holstein gefolgt.
Auf Grund dieser Verordnung und besonderer Bekanntmachungen und Verfügungen des Sanitätskollegiums wurde unterm 22. Juli 1831 vom Oberintendanten des Guts Drage, Kammerherrn von Levetzow, Ritter, ein Schreiben von Itzehoe aus erlassen, betreffend die Allerhöchst anbefohlenen Gesundheitskommissionen zur Abwehr der Cholera, und unterm 1. August 1831 eine Gesundheitskommission auch für das Kirchspiel Hohenaspe organisiert, welcher Kriegsrat Menke aus Itzehoe, Kammerjunker von Staffeld als Gutsinspektor und Polizeioffizial zu Drage, Parzellist Luhn zu Drage, der klösterliche Hufner Paul Junge in Ottenbüttel und Pastor Wolf in Hohenaspe als Mitglieder angehörten, am 10. August 1831 auch der mehlbeckische Hufner Claus Eggers bei trat und nach des Kriegsrats Aufbruch mit seinem Regiment nach der Grenze, wo auf Allerhöchsten Befehl ein Kordon zur Abwehr der Cholera sich zu bilden hatte, IIr. Eickhoff aus Itzehoe zeitweilig sich anschloß. Allwöchentlich wurde hinfort am Mittwoch uni 5 Uhr nachmittags Kommissionssitzuug gehalten und ein ausführliches Verhandlungsprotokoll ausgenommen. Bereits 15 Sitzungen waren am 23. Januar 1832 abgehalten worden, infolge Schreibens der Oberintendantschaft waren bereits für alle Dörfer des Kirchspiels im Anschluß an die Kommission Gevollmächtigte, 10 an der Zahl, gewählt worden, als plötzlich die Versammlung auseinanderging, um nicht


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wieder zusammenzutreten. Nachdem ein gut Teil Panik entstanden, alle möglichen Vorkehrungen und Vorsichtsmaßregeln getroffen für Krankheits- und Todesfall, für Rekonvalescenz und Begräbnis, die Armen zeitweilig aus dem Armenhaus ausquartiert und das Armenhaus als eventuelles Lazarett mit Wärtern und Betten und Hausapotheke und desgleichen eingerichtet worden und eine Ausgabe von 154 Mark und 8 1/2 Schilling entstanden, war mit einem Mal die Nachricht eingelaufen, es habe sich die Cholera als nicht so bösartig erwiesen, und sei dieselbe als erloschen zu betrachten. Die Annen kehrten wieder ins Armenhaus zurück, die Lumpensammler durften wieder handeln, die Brauereien und Brennereien wurden nicht ferner beeinträchtigt, die Krugwirte durften wieder unbehelligt schenken, der Kostenanschlag für ein eventuelles Hospital, der sich auf 2400 Mark belief, wurde zu den Akten gelegt, Charlottenburg unweit Hohenaspe nicht ferner als Lazarett in Aussicht genommen, Rekonvalescentenhäuser wurden nicht mehr angeboten, die Präservativmittel wurden beiseite geworfen, die Auslegung eines eignen Kirchhofs für solche, die an Cholera gestorben, war hinfällig, an regelmäßige Reinigung und Lüftung wurde nicht mehr gedacht, und alles atmete auf und schlief beruhigt ein.
Plan hat in der Folgezeit, soweit bekannt, Gesundheitskommissionssitzungen im Kirchspiel Hohenaspe nicht wieder organisiert. Sporadisch im Kirchspiel ausgetretene schwarze Pocken, welche eingeschleppt worden. Nervenfieber und andere Seuchen wichen stets allmählich vor der Kunst erfahrener Aerzte und dank der gesunden Gegend, wie auch unter Beihülfe polizeilicher Maßnahmen, bösartige andere Epidemien, welche Opfer aus Opfer gefordert, sind nicht nachzuweisen. Die neuerdings in Hamburg namentlich furchtbar aufgetretene Cholera blieb, ohne daß besondere Vorsichtsmaßregeln beobachtet wurden, den Kirchspielsgrenzen, Gottlob, sehr fern, auch trat die allbekannte Influenza meist, selbst bei älteren Leuten, nicht totbringend auf.

XXXXII. Entsetzliche Thaten im Jahre 1843.

Kein einziges Jahr freilich ist vergangen, ohne daß im Kirchspiel Hohenaspe entsetzliche Uebertretungen des heiligen


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göttlichen Gesetzes in dieser oder jener Weise vorgekommen, kein einziges zwar, in welchem nicht insbesondere Vergehen so oder anders wider das Gebot: „Du sollst nicht töten“ öffentlich oder im Geheimen stattgefunden.
Und doch muß ein Jahr besonders heraus gehoben und entsetzlicher Thaten eines Jahres vor allen Erwähnung geschehen.
Unterm 10. und 14. Dezember 1843 ist ins Toten- und Beerdigungsregister eingetragen: „Elsabe und Catharina Egge, eheliche Töchter des Drager Häuerinsten Peter Friedrich Egge in Hohenaspe, und der Elsabe geb. Claus Struck, jene 3 1/2, diese 1 3/4 Jahre alt, in einem wahrscheinlichen Anfalle von Wahnsinn von ihrem eigenen Vater, der seit dieser schrecklichen That nicht gesehen worden, in einen Koffer eingeschlossen, worin sie erstickten.“ Und unterm 10. Dezember 1843 und 3. April 1844: „Peter Friedrich Egge, Drager Häuerinste in Hohenaspe, ein ehelicher Sohn des weiland Peter Egge, Häuerinsten in Münsterdorf und der Anna Christine geb. Pietsch. Er hinterläßt als Witwe Elsabe geb. Claus Struck mit einem Kinde, namens Anna Christine. Sein Alter 38 Jahre. Nachdem er seine beiden Kinder ums Leben gebracht hatte, ertränkte er sich selber in einer Mergelgrube. Erlaubnis zur Beerdigung dd. Hohenaspe, April 2. 1844. Jürgens.“
Wie es gekommen, daß nicht auch das dritte Kind, Anna Christine (geb. den 2. September 1837, bei dem Tode ihrer Mutter, den 30. Juli 1866, noch ledig, verheiratet gewesen mit Thede am Egstedter Damm, jetzt wohnhaft in Kaaks), dem Wahnsinn des Vaters zum Opfer gefallen? Obwohl auch, wie ihre Geschwister, in den Koffer eingeschlossen, konnte sie doch durchs Schlüsselloch ein wenig Lebensluft einatmen, so daß sie, als die That entdeckt wurde, noch nicht völlig erstickt war und nach ihrer Mutter rufen konnte.
Nach dem Kopulationsregister ist die Witwe Elsabe Egge, welche Hebamme war, unterm 22. Dezember 1845 aufs neue in die Ehe getreten mit dem Drager Kätner und Zimmermann Hans Rehder in Hohenaspe, welcher am 13. Dezember 1860 gestorben, nachdem aus seiner Ehe 6 Kinder hervorgegangen, Hans, geb. 22. Oktober 1846, Elsabe, geb. 21.


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Mai 1847, Claus, geb. 31. Mai 1849, Johann, geb. 6. Oktober 1852, und die Zwillinge Marcus und Catharina Louise, geb. 2. November 1854, davon nur Elsabe noch jetzt als Ehefrau des Michael Harders (cop. 7. Mai 1871) im Kirchspiel, und zwar in Ottenbüttel, wohnt.

XXXXIII. Die Hohenasper Kirchenglocke und das Jahr 1848.

Das Jahr 1846, welches hin und her im Lande neben gesundem Patriotismus auch manche nach Patriotismus aussehende ungesunde Ideen zutage forderte, erzeugte auch im Kirchspiel Hohenaspe, namentlich im Kirchdorf, aus Drage und in Looft, einen gar eigenartigen Plan.
Von den beiden Kirchenglocken, deren eine noch die Jahreszahl 1744 und die Namen J. H. Armowitz, Husum, mit Münzen tragt, war die zweite schon vor 1829*) gesprungen.
„Wie, wenn wir nun die alte Glocke nach Rendsburg senden, damit aus ihr eine Kanone gegossen werde? Man hat ja schon in den Blättern um Glockenmetall zu diesem Zweck gebeten“, so hieß es plötzlich in Hohenaspe Anfang April genannten Jahres 1848.
Man wandte unterm 3. April d. Js. sich aus Kirchenkollegium. Dies meinte den Plan erst dem hohen Patronat und Kirchenvisitatorium vortragen zu müssen. Das Patronat, an das man infolgedessen sich zunächst gewandt, belobte Hohenaspe zwar wegen seines Patriotismus, gab aber zu bedenken, daß die Genehmigung weder ihm noch dem Kirchenvisitatorium zustehe, vielmehr von der Regierung erteilt werden müsse, und daß zudem sehr zweifelhaft sei, ob die Glocke überhaupt zum Kanonenguß verwendbar sei.
Was nun? Mit einer Vorfrage sich an die Regierung wenden?
Nach längerer erregter Debatte in der Dorfsversammlung entscheidet die Majorität sich nicht für Sendung eines

*) Angeblich beim Läuten für den verstorbenen Pastor Hennings schon.


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Expreßboten nach Rendsburg mit brieflicher Vorfrage, vielmehr für das vorläufige Verbleiben der Glocken an Ort und Stelle.
Die Sache aber ist dadurch keineswegs abgethan. Die Minorität tritt mit ber Dorfsgemeinde Looft ins Mittel, und mit Majorität wird die Vorfrage beschlossen. Auf alle Fälle muß auch schon die Glocke herunter und verladen werden.
Inzwischen aber ist auch eine bezügliche Vorfrage von anderer Seite ans Kirchenvisitatorium gerichtet worden. Der Kammerherr von Kardorf spricht in dem sofort erteilten Antwortschreiben sich zweifelnd aus, daß es noch früh genug sei, die Glocke umzuschmelzen, sowie daß aus der Glocke eine Kanone gegossen werden könne, Propst Wolf, früher Pastor in Hohenaspe, erklärt unumwunden, es sei die Genehmigung völlig ausgeschlossen, weil der ganze Plan verordnungswidrig sei. Könne man sich damit nicht zufrieden geben, dann möge man sich an die provisorische Regierung wenden.
Das Wort des alten Pastors wirkt endlich wie ein kaltes Bad. Mit 36 Stimmen wird der Verbleib der Glocke an Ort und Stelle beschlossen, und die Minorität, nachdem sie ihren Rausch einstweilen ausgeschlafen, besinnt ernüchtert ebenfalls sich eines Besseren.

XXXXIV. Der Glockenumguß und die Kirchenuhr.

Noch mehr als 30 Jahre vergingen nach der Verurteilung der gesprungenen Kirchenglocke zum Kanonenguß, bis statt dessen zum Umguß der alten Glocke in eine neue geschritten wurde.
Vorerst nämlich spielte noch eine lange Rolle die Anlage einer Kirchenuhr.
Schon vor dem Ausbruch des Krieges im Jahre 1846 hatte der Kirchenvorstand über die Anbringung einer solchen am alten turmlosen und nur mit einem Glockenhaus versehenen Gotteshaus verhandelt. Bereits unterm 10. März d. Js. war beschlossen worden, dein Uhrmacher Oppermann in Wilster die Anfertigung unter folgenden Bedingungen zu überlassen: „Derselbe liefert eine hellklingende Glocke zu 100


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Pfund Schwere mit dem Uhrwerk, das messingne Räder haben muß und 30 Stunden geht, auch volle und halbe Stunde anzeigt, zu den: Preis von 650 Mark cour. Auf ein nicht wohl anzubringendes Zifferblatt wird verzichtet. Vor Beginn der Arbeit hat Lieferant eine Beschreibung der anzufertigenden Uhr und Glocke mit Kostenanschlag auszufertigen, bannt dem Patronat die bezügliche Vorlage zur Genehmigung eingereicht werden kann. Lieferant übernimmt womöglich für den nämlichen Preis, die Uhr mit einem Kasten und Gehäuse zu versehen, und die Glocke oben auf der Kirche unter einem kleinen hölzernen Dache zu befestigen, damit der Schall sich möglichst weit fortpflanze. Auch hat er das Ganze von einem Sachverständigen auf- und annehmen zu lassen.“
Die Kriegsjahre aber sistierten diesen Plan. Erst 1852 wurde aufs neue vorgegangen, indem das Kirchenkollegium unterm 31. August beschloß, eine bei dem Kalkbrenner Mohr in Itzehoe für 170 Mark cour. zu kaufende Glocke für die anzuschaffende Kirchenuhr zu erwerben, falls sie von zwei der Kirchenjuraten für gut befanden werde, und die Anfertigung der Kirchenuhr öffentlich zu verlicitieren, falls der Magistrat in Wüster nicht feine Turmuhr auf dem alten Rathaus zu verkaufen bereit sei, beziehungsweise diese Turmuhr nicht von einem Sachverständigen für gut erklärt werde, wie auch dem Uhrmacher Dammann in Münsterdorf aufzugeben, Riß und Anschlag zu einer einfachen, die Zeit richtig anzeigenden Kirchenuhr anzufertigen, und von einem Zimmermann untersuchen zu lassen, ob ein Häuschen für Glocke und Zifferblatt leichter oben auf dem Dach oder auf der Seite des Dachs der Kirche anzubringen sei.
Auch jetzt indes stieß man auf Hindernisse.
Ein halbes Jahr fast war vergangen, da beschloß das Kirchenkollegium unterm 29. Januar 1853 den Uhrmacher Eggers in Itzehoe nach Wilster zu senden, um über die Uhr am dortigen alten Rathaus sein Urteil abzugeben. Die Folge war, daß, da diesem die erwähnte Uhr als nicht passend erscheinen konnte, er sich erbot, der Kirche zu Hohenaspe eine neue Uhr für 600 Mark cour. zu liefern.
So beschloß denn endlich das Kirchenkollegium am 12. März 1853, beim Patronat zu beantragen, daß dasselbe die


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Anschaffung einer neuen, vom Uhrmacher Eggers in Itzehoe außer Gehäuse und Dach für die Glocke auf 600 Mark cour. veranschlagten Kirchenuhr genehmigen möge, und gleichzeitig zur Deckung der Kosten pro 1853 an Kirchengeld 6 Mark cour. á Hufe zu sammeln.
Nur die Ziffernblattsfrage machte noch einige Schwierigkeit, bis schließlich nach Fertigstellung der Uhr durch den Uhrmacher Eggers und Anfertigung des Uhrgehäuses durch Hans Rheder in Hohenaspe des Gutsinspektors Grafen Schulin Ansicht sich Geltung verschaffte, es müsse bei einem Zifferblatt nach Norden bleiben, wenn nicht auch eins nach Süden angebracht werden könne, nach Westen eins anzubringen, sei nicht angänglich, da dasselbe kleiner werden müsse und dies der Symmetrie zuwider sei, und im Sommer 1854 gelangte die Kirchenuhr zur Aufstellung.*)
Doch mit der geplanten Uhrglocke kam man nicht zum Ziel.
Im folgenden Jahre 1855 wurde, weil man davon abgesehen und eine Leitung vom Uhrwerk nach dem Glockenhaus in Aussicht genommen, darum endlich der Umguß der gesprungenen Kirchenglocke beschlossen.
Aufs neue mußte indes, weil eine gründliche Reparatur des sehr schadhaft gewordenen Kirchendachs, welches den Regen so sehr durchließ, daß das Gewölbe und der Kirchenboden erheblich gelitten, noch dringender notwendig erschien, einstweilen die Ausführung verschoben werden.
Erst im Jahre 1879 wurde schließlich unterm 17. Mai der definitive Beschluß gefaßt, den Umguß der mehr als 50 Jahre klanglos gewesenen alten Dienerin am Gotteshaus dem Glockengießer Ulrich aus Laucha, der sich persönlich eingefunden hatte, zu übergeben.
Die unter Mitverwendung der erworbenen Uhrglocke umgegossene, nunmehr mit der Jahreszahl 1879 und dem

*) Laut Kontrakt dd. Hohenaspe, den 10. Dezember 1857, und Itzehoe, den 14. Dezember 1857 ist der Uhrmacher Eggers in Itzehoe verpflichtet, sofort, wenn ihm Anzeige gemacht wird, daß die Kirchenuhr nicht in gehörigem Stande ist, nach Hohenaspe zu kommen und den Schaden zu bessern, dagegen die Hohenasper Kirchenkasse ihm für die Instandhaltung jährlich 3 Thaler 19 Schilling R. M. zu zahlen.


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Namen des erwähnten Glockengießers versehene Glocke durfte freilich samt ihrer älteren Schwester fortan nur einer sehr beschränkten Redefreiheit sich erfreuen. Denn beide vortrefflichen bronzenen Glocken, von denen die östliche jetzt als Uhrglocke dient, beliebte man sofort ans traurige Böternsche Läutsystem zu fesseln, das einen Zweiklang abgiebt, der für musikalische Ohren kaum zu ertragen ist.
Wann werden die Fesseln brechen und die beiden erznen Schwestern im Einklang mit einer dritten frei ihre Stimmen weithin erschallen lassen zu des Allerhöchsten Ehre? — Die gefahrbringende Aufhängung der Löte des Uhrwerks, über welche man lange hinweggesehen, ist vor kurzem vollständig durch eine einfache Aenderung und Anbringung eines starken Drahtseils vom Uhrmacher Eggers junior in Itzehoe beseitigt worden.

XXXXV. Die Herzogliche Zeit 1863 bis 1864.

Daß in der dem Tode Königs Friedrich VII. folgenden herzoglichen Zeit auch Hohenaspe an den Huldigungen, welche dem Herzog Friedrich weit und breit dargebracht wurden, den wärmsten Anteil nahm, versteht sich von selbst. Nicht nur, daß man in Itzehoe nicht fehlte, man reiste auch in Masse zu den großen Versammlungen in Elmshorn und auf dem Paradeplatz in Rendsburg und hörte mit Begeisterung die Reden alle, die dort gehalten wurden. Und mehr.
Als Herzog Friedrich die Grenze Hohenaspes passierte, war man massenweise, beritten, in Kaaksburg bereit, ihn zu empfangen, und wurde vom Organisten Jöhnke*) hier eine begeisterte Ansprache gehalten.

XXXXVI. Die Gedenktafeln in der Kirche zu Hohenaspe und ein Inhaber des eisernen Kreuzes.

Im Jahre 1865 sowohl wie anno 1872 wurden den wackeren Söhnen des Kirchspiels, welche Blut und Leben

*) Der mit Dänemark sympathisierende Nordschleswiger Pastor With beteiligte sich nicht.


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fürs Vaterland geopfert, schlichte, aber sehr würdige Gedenktafeln im Hohenasper Gotteshaus gesetzt und beziehungsweise von den Pastoren With und Hamann vor versammelter Gemeinde feierlich geweiht.
Angeblich beide vom Marmorfabrikanten und Steinmetz Kolbe in Itzehoe in gleichem Stil geschmackvoll ausgeführt, zieren dieselben die Südwand der Kirche. Verzeichnet steht in Goldschrift
auf der ersten: „Gedenktafel, denjenigen zum Gedächtnis gesetzt, die in den Kriegsjahren von 1848—50 ein Opfer fürs Vaterland geworden, T. Behrens aus Looft, gef. bei Kolding den 26. April 1849, J. Eicke aus Hohenaspe, gef. bei Friedrichstadt den 6. Oct. 1850, J. Lohse aus Kaaks, gest. in Schleswig den 5. Aug. 1650, Cl. Meincke aus Hohenaspe, gest. in Kiel den 9. Nov. 1850, Cl. Wohlers aus Hohenaspe, gest. in Flensburg den 22. Juni 1848, M. Kröger aus Hohenaspe, gest. in Rendsburg den 25. Sept. 1850, J. Schröder aus Kaaksburg, gest. in Glückstadt den 20. Juni 1849. Die Gemeinde Hohenaspe den 25. Juli 1865,“
auf der zweiten: „Gedenktafel, denjenigen zum Gedächtnis gesetzt, die im heiligen Kampfe gegen Frankreich in den Jahren 1870 und 71 aus dieser Gemeinde ein Opfer fürs theure deutsche Vaterland geworden, Fr. Wilh. Kock aus Looft, gef. bei Mars la tour, den 16. Aug. 1870, Claus Rohse aus Hohenaspe, verw. bei Gravelotte, gest. in Bouconrt den
8. Sept. 1870, J. Friedr. Ohle aus Hohenaspe, gef. bei Gravelotte den 16. Aug. 1870, Joh. Hinrich Kracht aus Looft, verw. in Le Mans, gest. in Champagne den 15. Jan. 1871, Hinr. Struck aus Drage, verw. bei Sedan, seitdem vermißt. Den Lebenden zur Erinnerung, den Gefallenen zur Ehre. Geweiht den 18. Aug. 1872.“
Am Leben noch heute, trotzdem auch er, wie seine gefallenen Kampfgenossen, alles eingesetzt fürs teure Vaterland, ist der Landmann Hinrich Horst in Hohenaspe, der sich das eiserne Kreuz errungen.

XXXXVII. Das Kaisermanöver 1M1.

Am 8. Mai 1882 wurde auf Anregung des Barons von Meurer zu Krummendiek eine Anhöhe südlich von Olden-


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dorf, Kirchspiel Heiligenstedten, aus welcher vor Jahren 12 Grabhügel, „die zwölf Berge“. der vorragten, und die, seitdem Seine Majestät Kaiser Wilhelm I. hier während des Manövers seinen Standpunkt gehabt, mit Allerhöchster Genehmigung den Namen „Kaiserberg“ führt, mit einem Denkmal aus Granit versehn, das die Anschrift trägt: „Zur Erinnerung an die Anwesenheit Sr. Majestät, unseres Kaisers und Königs Wilhelm I. bei dem Manöver des IX. Armeekorps im Herbste 1881.“ Nicht weit davon liegt Edendorf in südöstlicher Richtung. ebenfalls zu Heiligenstedten gehörig, wo bei (Gelegenheit des erwähnten Manövers unser jetziger Kaiser, Seine Majestät Wilhelm II. als Prinz von seinem Großvater öffentlich zum Major ernannt wurde?)
Auch, für das Kirchspiel Hohenaspe war das „Kaisermanöver im Herbste 1881″ von hoher Bedeutung. Denn nicht nur daß Truppenzüge das Kirchdorf passierten und westlich von der das Kirchspiel durchziehenden Chaussee von Itzehoe nach Hanerau das Manöver zum Teil sich entfaltete, es hatten die Dörfer Eversdorf und Kaaks auch die unvergeßliche Ehre, Seine Majestät Kaiser Wilhelm I. sowohl, wie den derzeitigen Kronprinzen, späteren Kaiser Friedrich nebst Gemahlin, und den derzeitigen Prinzen, jetzigen Kaiser Wilhelm II., in ihrer Mitte begrüßen und aufs herzlichste willkommen heißen zu dürfen. Mögen es die Eltern den Kindern erzählen wieder und wieder, möge es gehen von Mund zu Mund und von Herzen zu Herzen: „Hier war’s, hier sahen wir sie, den Großvater, den Sohn, den Enkel, hier jauchzten wir ihnen entgegen, nicht ahnend, daß schon so bald der Sohn dem Greise werde folgen in die Gruft, daß schon sobald der Enkel den erhabenen Thron seiner Väter besteigen werde als „unser Allergnädigster Kaiser“; hier fiel auch unser Blick auf den greisen Feldmarschall Grafen von Moltke, und wie viele Generäle und hohe Militärs erblickten wir noch mehr!“

XXXXVIII. Ber Bau der neuen Orgel und die Renovierung des Orgelchors.

Daß 1884 die Kirche zu Hohenaspe an Stelle der

*) Siehe H. H. von Ostens Beschreibung der Kreise Steinburg und Pinneberg. Seite 4.


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allen eine neue Orgel erhalten, wurde früher schon*) erwähnt.
Die Disposition und der Kostenanschlag zu derselben wurden von der Firma Marcussen und Sohn in Apenrade bereits unterm 8. August 1861 geliefert. Empfohlen wurde eine Orgel von 11 Stimmen mit 2 Manualen**) und obligatem Pedal, und waren die Kosten des Baus derselben, einschließlich der Ausstellung des Werks in der Kirche, der Intonation und Stimmung, des Logis und der Diäten, auf 6783 Mark berechnet.
Unterm 19. Mai 1882 wurde zu Hohenaspe, unterm 24. Mai d. Js. zu Apenrade, der bezügl. Kontrakt mit den Namen der Mitglieder des derzeitigen Kirchenvorstands A. Hamann, H. Voß, C. Gloyer, E. Ehlers, R. Offe und der Firma Marcussen und Sohn unterzeichnet. Als spätester Termin für die Vollendung des Werks war darin der erste Advent 1883 bestimmt, und wurden durch den Kontrakt dem Erbauer 5783 Mark zugesichert, wovon er beim Beginn der Aufstellung 3783 Mark, nach der Abnahme durch einen kommittierten Sachkundigen aber den Rest mit 2000 Mark erhalten sollte. Auf fünf Jahre war von der Firma für die Güte des Materials und der Arbeit die Garantie übernommen.
Die zur Aufstellung des kontraktgemäß ausgeführten Orgelwerks erforderliche Renovierung des Orgelchors beschaffte der Zimmermeister J. H. Brandt aus Looft und erhielt derselbe die Anschlagssumme, 241,50 Mark.
Natürlich konnte die Abnahme der vortrefflich gelieferten Orgel und die Weihe derselben, da die Aufstellung, Intonation und Stimmung längere Zeit erforderte, erst im Jahre 1864 geschehen.

*) Siehe oben
**) Orgelkenner mögen das Genauere an Ort und Stelle selber einsehen; es wird ihnen auch die betr. „Disposition“, wie sie im Archiv vorliegt, sehr gerne unterbreitet.


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XXXXIX. Die Erweiterung des Kirchhofs und die Kirchhofsregulierung und die neuen Kirchhofsregister.

Nachdem bereits in den Jahren 1869 und 1870 unter der Amtswirksamkeit des Pastors adj. Fietense zu einer Erweiterung des nach dem Regulativ vom 3. September 1840 nur 225 [] Ruthen großen und entschieden den Verhältnissen nicht entsprechenden Kirchhofs um ca. 80 [] Ruthen im Süden und Osten angrenzenden Kommünenlandes die erforderlichen Schritte gethan worden und besonders im letzten Jahrzehnt der zwanzigjährigen Amtsführung des Pastors Hamann und so lange der jetzige Totengräber Peter Otte in Thätigkeit ist, die würdige Ausstattung des Kirchhofs mit Denkmälern, Eisengittern, Sträuchern:, Blumen und frischen Kränzen, wie auch die Instandhaltung der Kirchhofssteige, sehr wesentlichen Aufschwung genommen, ist 1893 und 1894 die Feststellung der Besitzverhältnisse aus dem alten und neuen Kirchhof, welche lange Jahre ungeordnet gelegen, mit möglichster Genauigkeit erfolgt, und in Gemäßheit der im „Kirchl. Gesetz- und Verordnungs-Blatt 1887″ Stück 11 erlassenen Konsistorialverfügungen sowohl ein neues chronologisches Beerdigungsregister als auch ein neues topographisches Grabregister mit orientierender Kirchhofskarte angelegt worden, und wird hinfort alljährliche Regulierung in Gemäßheit des Kirchhofsregulativs von 1840, beziehungsweise Ab- und Zuschreibung und Ordnung der mit Namen und Nummer zu versehenden Begräbnisse, stattfinden.

L. Die Ablösung der Reallasten.

In den Jahren 1875 bis 1883 kam der weitaus größte Teil der Reallasten betr. die Kirche, das Pastorat und das Küsterat in Hohenaspe zur Ablösung. Es bestehen gegenwärtig nur noch für die Kirche eine Roggenliefernng von Winckler-Drage (6 Scheffel*), eine do. von Hohenwestedt

*) Siehe oben.


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(2 Ton. 2 Sch.) und eine längst schon vereinbarte Abfindungssumme für eine frühere Haferlieferung ans der Wilstermarsch, für das Pastorat eine Roggenlieferung vom Stammhof-Drage (1 Ton. 6 Sch. 15 5/8 Sechsz. Sch.*), eine do. von Hohenwestedt (5 Ton. 3 Himpten), eine do. von Krummendiek (5 Ton. 3 Himpten), zwei do. von Hohenaspe (1 14/16 Ton. und 5 Himpten), und für das Küsterat eine Roggenlieferung von Winkler-Drage (5 Scheffel 8 Sechz. Sch.**) und außerdem für das Pastorat und die Kirche geringfügige Grundhäuer und für ersteres noch kaum 20 Mark sog. Lanzen- (Lansten-) Gelder. Alles übrige steht auf Rentenbriefen, wenn nicht bereits nach Auslosung auf Zinsen bei Sparkassen. Die Rentengelder werden dem Pastor und Organisten 1. April und 1. Oktober ausgezahlt.

LI. Der 12. Februar und der weitere Verlauf des Jahres

Am 12. Februar. 1894 raste über Norddeutschland, über Schleswig-Holstein und auch das Kirchspiel Hohenaspe ein furchtbarer Orkan dahin, wie ein solcher seit Menschengedenken nicht durchlebt worden.***) In den Gehegen des Fiskus (Lohfiert, Tannenkoppel, Tiergarten, Halloh pp.), wie in den Privathölzungen war der durch denselben angerichtete Schaden enorm. Besonders wurden die Tannenbestände geschädigt. Einen traurigen Anblick gewährten die massenhaft übereinander gestürzten Bäume, zum Teil mit haushoher Erdrinde emporgehoben. In dem benachbarten Itzehoe war Feuersbrunst durch Blitzschlag veranlaßt. In großer Anzahl wurden die Häuser abgedeckt, gleichviel ob sie mit Ziegeln oder Stroh gedeckt waren. Das Rauschen der Bäume ringsumher, das Heulen des Sturmes war grausig. Auch das Kirchendach wurde erheblich geschädigt, und das Pastorat war in der größten Gefahr, durch eine im Nordwesten unmittelbar

*) Siehe oben.
**) Siehe oben.
***) Im Jahre 1648 den 17. Februar neigte bei ähnlichem Unwetter der mehrere Schritte von der Kirche entfernte Holzturm sich gegen die Kirchenmauer. Siehe Joh. Rists „Holstein, vergiß es nicht“.


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angrenzende gewaltige Linde, welche dem enormen Anprall nicht zu widerstehen vermochte, vielmehr jeden Augenblick zu stürzen drohte, wenigstens an der Frontseite völlig zerschlagen zu werden. Als die Gefahr am größten, war, Gott sei Lob und Dank, die Hülfe Gottes am nächsten; als schon der ganze Boden um den Baum, wie bei einem Erdbeben, sich emporhob, legte plötzlich sich der rasende Sturm, und konnte allmählich, freilich nur von den kopffestesten und mutigsten Holzfällern, der riesige Baum gekappt werden, um nach einigen Tagen vollständig zu verschwinden.*) In der Nähe der Oberförsterei hatten eben noch des Weges kommende Fußgänger eine Weile unter einer mächtigen Aspe Atem zu holen versucht, als mit furchtbarem Krachen sie brach und niedersank. Gott sei Dank, auch da war die wundersame Hilfe des Allmächtigen gar deutlich ersichtlich.
Welch ein gesegnetes Frühjahr, das sofort dem entsetzlichen Aufruhr der Natur folgte, sobald der Herr das Ungestüm bedroht und das kurze Wort gesprochen: Bis hierher und nicht weiter! In Garten, Flur und Wald welche Ueppigkeit, welche Pracht im wonnigen Mai! Zwar forderte Frost und Ungestüm seinen Zehnten reichlich von dem unverdienten reichen Segen, doch durften wir jauchzen trotzdem am Erntefeste: „Der Herr hat Alles wohlgemacht; ihm sei Lob, Preis und Ehre!“

LII. Chausseebau und Eisenbahnprojekte.

Nachdem seit langer Zeit schon als durchaus notwendig angesehen worden, daß die zu Zeiten fast unpassierbare Post

*) Er stammte, wie noch ein gut Teil der Bäume um den Hofraum und Garten und wie die prächtige, fast den ganzen Garten umsäumende Allee, von zum Teil fußdicken Hainbuchen, aus der Zeit des Pastors Langheim, der in das Kircheninventar von 1752 (Siehe oben) die Bestimmung aufnehmen ließ: „Die beiden Gärten (Blumen- und Küchen- oder Kohlgarten) sind auf eigene Kosten des p.t. Pastoris Langheim angelegt, und werden dem alten Herkommen nach die darin befindlichen Sachen, an Gebäuden, Bäumen, Blumen, Hecken und dergleichen von dem Succesore wieder an ihn oder seine Erben bezahlt, oder es stehet ihm auch frei, alles wegzubrechen und wegzunehmen, mithin alles seiner besten Gelegenheit nach zu Gelde zu machen u.s.w.


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straße über Burendal an die Itzehoe-Hanerauer Chaussee chauffiert werde, ist endlich vor kurzem der Chausseebau kräftig in Angriff genommen worden. Die Gemeinde Hohenaspe ist Bauunternehmerin, und werden die Kosten zum großen Teil aus der Kreiskasse bestritten. Voraussichtlich wird der Bau vor dem Beginn des Frühjahrs 1895 vollendet sein. Wird dann auch eine Chaussee nach Drage und Looft folgen?
Mit der Ausführung verschiedentlich aufgetauchter Eisenbahnprojekte, welche sämtlich Itzehoe und Rendsburg durch eine Bahnlinie über Hohenaspe, Drage und Schenefeld mit einander verbinden wollen, ist es bis dahin nichts gewesen, und wird sicherlich noch Jahr und Tag vergehen, bis eine Eisenbahn mit Hilfe des Staats zustande kommt. Edendorf wird bis weiter Hohenaspes nächste Bahnstation bleiben, und die Königliche Forstkasse wird bis weiter jährlich über zu niedrige Holzpreise zu klagen haben.

LIII. Kirchliche Zahlen.

In den Jahren 1892, l893 und 1894 bis Advent ergaben sich in dem 1613*) Seelen zählenden Kirchspiel folgende kirchliche Zahlen:
Getauft 1892: 52, 26 männlich, 26 weiblich, darunter 1 Zwillingstochter; 1893: 53, 27 männlich, 26 weiblich, darunter 1 Zwillingssohn und 3 Zwillingstöchter; 1894: 44, 22 männlich, 22 weiblich, darunter 2 Zwillingstöchter;
Getauft 1892: 1 unehelich; 1893: 6 unehelich (!!!); 1894: 3 unehelich.
Beerdigt 1892: 37, 17 männlich, 20 weiblich, 3 männlich und 1 weiblich zwischen 80 und 90, 2 männlich und 2 weiblich zwischen 70 und 80, 2 männlich und 4 weiblich zwischen 60 und 70, 2 weiblich zwischen 50 und 60, 3 weiblich zwischen 40 und 50, 1 weiblich zwischen 30 und 40, 1 männlich und 2 weiblich

*1 Der Erwähnung wert ist, daß sich unter den viel und weit gereisten Leuten des Kirchspiels auch ein schlichter Böttcher findet, Joh. Dölling in Hohenaspe, der Grönland sah, und ein früherer Seemann, Johann Hilbert aus Drage


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zwischen 20 und 30, 2 männlich und 2 weiblich zwischen 10 und 20, 3 männlich zwischen 1 und 5 Jahren, 1 weiblich zwischen 1/2 und 1 Jahr, 2 männlich und 1 weiblich zwischen 1 und 2 Monat, 1 männlich unter 1/2 Monat, 1 männlich und 1 weiblich totgeboren.
Beerdigt 1893: 27, 16 männlich, 11 weiblich, 2 männlich und zwei weiblich zwischen 80 und 90, 2 männlich und 2 weiblich zwischen 70 und 80, 4 männlich zwischen 60 und 70, 1 männlich zwischen 50 und 60, 1 weiblich zwischen 20 und 30, 1 männlich zwischen 11 und 20, 1 männlich zwischen 10 und 11, 1 männlich und 2 weiblich zwischen 5 und 10, 1 männlich und 1 weiblich zwischen 1 und 5 Jahren, 2 weiblich zwischen 6 und 6 Monaten, 1 weiblich zwischen 4 und 5 Monaten, 1 männlich mit 2 Monaten, 1 männlich totgeboren.
Beerdigt 1894: 22, 11 männlich, 11 weiblich, darunter 1 weiblich zwischen 80 und 90, 6 männlich und 1 weiblich zwischen 70 und 80, 1 männlich und 1 weiblich zwischen 60 und 70, 1 männlich und 1 weiblich zwischen 50 und 60, 1 männlich und 1 weiblich zwischen 40 und 50, 1 weiblich zwischen 10 und 15, I weiblich zwischen 1 und 5, 1 männlich und 2 weiblich zwischen 1 und 3 Monaten, 1 weiblich zwischen 1 und 5 Tagen, 1 männlich und 1 weiblich zwischen 4 Stunden und 1 Tage.
Getraut 1892: 11, 1893: 18, 1894: 19.
Mischehen 1892: keine, 1893: keine, 1894: keine.
Konfirmiert 1892: 37, 16 männlich und 21 weiblich, 1893: 35, 23 männlich und 12 weiblich, 1894: 34, 15 männlich und 19 weiblich.
Abendmahlsgäste 1892:*) 360 öffentlich, 24 privat, 1893: 658 öffentlich, 14 privat, 1894: 644 öffentlich, 20 privat.

*) 1892 war zur Hälfte Adjunktur-, zur anderen Hälfte Vikariatsjahr.


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Abendmahlsgäste 1893: 347 männlich, 325 weiblich, 1894: 333 männlich, 331 weiblich.

LIV. Das Kirchensiegel.

Das amtliche Kirchensiegel des Pastors zu Hohenaspe, welches in duplo vorhanden ist, hat unter der Umschrift. „Hohenasper Kirchensiegel“ das Kreuz, den ans der Bibel stehenden Kelch und den Anker. Ans welcher Zeit es stammt, ist dem Verfasser zu ermitteln nicht möglich gewesen.
Möge in der Gemeinde Hohenaspe das Wort vom Kreuz nie irgend einer Seele eine Thorheit sein, nie irgend ein Sünder trotzdem verloren gehen, vielmehr dasselbe je mehr und mehr als eine Gotteskraft sich erweisen, die da selig macht alle, die daran glauben (1. Kor. 1, 18)!
Möge nie ein Glied der Gemeinde vergessen, daß man nicht kann zugleich trinken des Herrn Kelch und der Teufel Kelch, daß man nicht kann zugleich teilhaftig sein des Herrn Tisches und des Teufels Tisches (1. Kor. 10, 2l), und möge ein jedes wiederlieben den von ganzem Herzen, der uns zuerst geliebet hat (1. Joh. 4, 19), und von dem es heißt: Gott ist die Liebe (l. Joh. 4, 8)!
Möge die Gemeinde in allen ihren Gliedern zunehmen stetig in der lebendigen Hoffnung, zu der uns der Vater unseres Herrn Jesu Christi nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu der Hoffnung auf das unvergängliche und unbefleckte und unverwelkliche Erbe, das behalten wird im Himmel denen, die ans Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werden zur Seligkeit (l. Petri 3—5)!
Und möge die ganze Gemeinde nicht auswendig nur, sondern inwendig wissen und bedenken allezeit:
Wo keine Bibel ist im Haus,
Da steht es öd‘ und traurig aus;
Da mag der liebe Gott nicht sein‘,
Der böse Feind zieht da gern ein. —
Bei deiner Bibel sitze gern;
Sie ist der Weisheit Kern und Ster»‘,
Die schlage aus, die schlage du Erst mit des Sarges Deckel zu!


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Den Geistlichen der Gemeinde aber mahne jedes Kirchensiegel, das er amtlich auszudrücken hat, an das köstliche Schlußwort von 1. Kor. 13: „Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die Größeste unter ihnen!“
Das walte Gott in Gnaden!

LV. Die Kirchenvisitationen in den Jahren 1893 und 1894.

Am 13. August 1893 visitierte zum ersten Mal die Kirchengemeinde Hohenaspe der Nachfolger des plötzlich und unerwartet heimgegangenen Kirchenpropsten Hasselmann, der Kirchenpropst Buchholz in Itzehoe, früher in Elmshorn, am 6. Juli 1894 ebenfalls zum ersten Mal — denn 189l war wegen des letzten Leidens des am 26. November 1891 abgerufenen Pastors Hamann eine öffentliche Visitation unmöglich — der Nachfolger des in den Ruhestand getretenen Generalsuperintendenten Dr. Jensen, der Generalsuperintendent Dr. Justus Ruperti. Was fanden sie? Jesum allein?

LVI. Der neueste Kirchenschmuck.

Am Pfingstfest 1894 erhielt die Kirche zu Hohenaspe anstatt der gänzlich unbrauchbar gewordenen meisten Altardecke und anstatt der zerrissenen Kanzelbekleidung neuen würdigen Schmuck. Von rechtswegen hätte derselbe längst schon angeschafft werden sollen. Warum dem jetzigen Pastor erst, nachdem er mit dem Kirchenvorstand zuvor noch notwendigere und noch weniger aufschiebbare Renovierungen vorgenommen, das Loos der Anschaffung zugefallen, ist unverständlich. Beide, die Altardecke, wie die Kanzelbekleidung, entstammen dem Paramentenverein der Diakonissenanstalt in Flensburg. Die Spitzen um den vorzüglichen weißen Stoff sowohl, wie das von den Flensburger Schwestern eigenhändig gestickte Kreuz auf dem rottuchnen Antependium, sind vorzüglich. Herzlichen Dank den lieben Diakonissen für ihre mühevolle treffliche Arbeit. Möge sie mithelfen, daß in dem Gotteshaus auf Aspes Höhe Heller und immer Heller hervortöne der Lobgesang im höheren Chor aus tausend Herzen: „Ehre sei Gott


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in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!“
Wann wohl dem neusten Kirchenschmuck das „neue Gesangbuch“ und die „neue Gottesdienstordnung“ sich anreihen werden? Das „alte Gesangbuch“ ist wahrlich so unwürdig, wie die alte Kanzelbekleidung es war. Und die bisherige Liturgie, wie ist sie so dürftig! Wann wohl die Gemeinde auch im kalten Winter nicht vom Besuch des Gotteshauses sich wird zurückhalten lassen in dem Bewußtsein, daß der Eiseskälte in den hohen Räumen abgeholfen worden und man im Bethaus sitze gerade so warm wie im Stübchen daheim?

LVII. Die gegenwärtige Kirchenvertretung der Kirchengemeinde Hohenaspe.

Die Chronik darf nicht schließen, ohne die Namen der gegenwärtigen Vertretung der Kirchengemeinde Hohenaspe genannt zu haben.
Aelteste sind zur Zeit: Claus Ehlers-Ottenbüttel, auch Mitglied der Propsteisynode, Claus Gloyer-Looft, Friedrich Lembke-Hohenaspe und Hans Lahann-Kaaks,
Gemeindevertreter: Johann Voß-Looft, Claus Harders und Jürgen Ahmling-Ottenbüttel, Peter Harders-Kaaks; Christian Lipp und Hinrich Eggers-Hohenaspe, Hartwig Eggers- Kaaks, Reimer Nanz-Looft; Claus Stahl und Ernst Rohse-Hohenaspe, Johann Lohse jun.-Eversdorf und Johannes Ehlers-Drage.
Es verdient auch noch erwähnt zu werden, daß die Nettesten das Tragen des Klingelbeutels sowohl zum Besten der verschämten Armen als bei Kirchenkollekten als Ehrenamt betrachten.

Ergänzungen, Berichtigungen und Anhänge

1. Zu Kapitel I. Drage.

Nicht nur Drage an der Treene, sondern auch „Drageresthorp“, welches nach Schröders Topographie im Jahre 1136


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vom Erzbischof dem Neumünsterschen Kloster geschenkt wurde, und aus dem der sogenannte kleine Flecken Neumünster oder das spätere Gut Neumünster oder Brammer bei Neumünster entstanden, ist vom dänischen „drage“, d. i. schleppen, ziehen, abzuleiten. „Dragere“ sind Schlepper, auch Löscher bei Schiffen, „Drageres“ ist der zweite Fall in der Mehrzahl. „Dargeresthorp“ heißt somit „ein Dorf, in welchem Löscher oder Schlepper wohnen“, bezw. „ein Löschort für Treckschuiten,“ und wird der Klein-Flecken dadurch als ursprünglicher Löschort für Treckschuiten auf der Schmale bezeichnet.

2. Zu Kapitel V: Der Edelhof in Ottenbüttel.

Die Söhne oder jedenfalls Erben des Ritters (miles) Ethelerus (Elerus, Etheler) de Ottenebotle, der noch in Urkunden von 1253 und 1257 namentlich sich findet, die „Fratres“ (Brüder) Hartwicus, Hasso und Nicolaus de Ottenebotle, von denen der erste bereits 1267 und noch 1287 genannt wird, waren schon gemeinsame Besitzer der Güter Krummendiek und Beckdorf, denn sie konnten nach einer Urkunde vom 3. September 1281*) gemeinsam die Kirche in „in Sconevelde“ (Schenefeld) mansum unum in Villa Ordessem et juger cum dimido apud Bike in parochia Crummendike (d. i. eine Hufe in Ohrsee und 1 1/2 Juchert Landes in Beckdorf im Kirchspiel Krummendiek) als Ersatz für das zum Kirchspiel Aspe „propter multas necessitates et pericula, quae ipsis thitmarci, cum priorem ecclesiam frequentarent, indesinenter intulerant (d. i. wegen der mancherlei Widerwärtigkeiten und Gefahren, welche ihnen die Dithmarsen, wenn sie die frühere Kirche besuchten, unaufhörlich bereitet hatten)“ gelegte Dorf Lovethe (Looft) hingeben.**) Sie nannten sich aber noch „de Ottensbotle“ (die Schreibweisen dieses Namens wechseln zwischen Ottenebotle, Ottenebutle, Ottenebotele, Ottelenbutle, Ottenbotele, Ottenbutle, Otenbutle, Otenebutle, Otenebotle, Ottenebutle, Otenebotele, Otnebutle, Otlebutle) und führten noch nicht den Namen „de Crummendyke“.

*) Herrn Pastor Schröder in Itzehoe dafür meinen besten Dank.
**) Siehe oben.


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3. Zu Kapitel VI: von Cöln.

Unterm 14. März 1760 wurde vom Pröpsten J. Decker zu Itzehoe in den „Schleswig-Holsteinischen Anzeigen“ (Stück 12 Seite 189) ein das sogenannte Cöllnische Begräbnis, welches einzustürzen drohte, betreffendes Proklam erlassen. Ein darauf dem genannten Pröpsten von einem Christ. Fried. von Cölln in Sengewarden im Jeverschen übersandtes Schreiben vom 25. März 1760 besagt, daß dessen Vater, welcher Pastor in Hohenwestedt gewesen, der lebte sei, der in dem Erbbegräbnis beigesetzt worden,*) und den Sohn sehr befremde, daß die Kirchenjuraten zu Hohenaspe das ihm erb- und eigentümlich zugehörende Begräbnis, zu dessen Erhaltung seine sel. Großmutter der Kirche zu Hohenaspe die Zinsen eines Vermächtnisses von 100 Reichsthalern erforderlichenfalls überwiesen, haben verfallen lassen, auch wird darin die Forderung ausgesprochen, daß sofort „die Reparation bewerkstelligt und das Begräbnis fortan in bessere Aufsicht genommen werde.“ Ueber den weiteren Verlauf der Sache liegt nichts vor. Erwähnt sei nur noch, daß das Schreiben die Adresse trägt: „A Monsieur Monsieur Decker Prevot et Conseiller du Consistoire de Münsterdorp a Itzehoe.“

Zu Kapitel VII: Der Grafenmord.

Nach Otto Koch in den zu Hamburg 1852 erschienenen „Sagen aus Schleswig, Holstein, Lauenburg, Hamburg und Lübeck“ (Bd. I. Seite 218 ff.) ist der Gemahl der Charlotte Louise, gebornen Gräfin von Sayn-Witgenstein, Graf Wilhelm Adolf zu Rantzau, ein Mann mit buschigen schwarzen Brauen und scharfen, blitzenden, grauen Augen, ja mit lauerndem, tückischem, unheimlichem, — dämonischem Blick, von unversöhnlichem Haß gegen seinen Bruder Christian Detlef zu Rantzau

*) Zwar reicht das Hohenwestedter Totenregister nicht in die Zeit dieses Pastors zurück, doch ist ein kleines von einem Hohenwestedter Organisten ausgestelltes Verzeichnis vorhanden, welches die Notiz enthält: Friedrich von Cöln ward hier Pastor 1704, starb den 9. November l716, seines Pastoratamtes im 13. Jahre, seines Alters im 40. Jahre, und ward in seinem Erbbegräbnis zu Hohenaspe begraben.


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erfüllt, der als hochmütiger harter Charakter, Despot seiner armen Bauern, grausamer Herr ohne Herz für Rot, bitteren Mangel, Sorgen und Jammer, ja als ein Mann, der seinen besten Freund mit seinen Hunden Hetzen zu lassen vermocht, geschildert wird. Ein Hauptmann Praetorius, von jenem gedungen für 25000 Thaler und 500 Thaler jährlich, vollbringt mit Hilfe eines rätselhaften Grünrocks 172l bei Barmstedt den grausigen Mord. Graf Christian Detlef verscheidet in den Armen der alten Lauscherin und Wahrsagerin Lise, seiner einstigen Amme, welche nach dem Schuß herbeigeeilt. Seine letzten Worte sind: „Ich hoffe ans Gottes Gnade; ich war ein großer Sünder, aber Gottes Gnade ist größer. Mein Bruder ist …. Ich sterbe, ich sterbe!“ Erst 1723 entdeckt Major Köhler, ein wegen schlechter Streiche aus dänischen Diensten entlassener und nach Oesterreich entwichener Offizier, den Mörder beim Würfelspiel in angetrunkenem Zustande, denunziert ihn in Kopenhagen, und auf dänische Requisition hin wird er in Krossen verhaftet. Ein Jahr lang in Kopenhagen eingekerkert gewesen, während dessen er die Verse verfaßt:
Thränen, Thränen, fließt, bis ich zerflossen bin!
Aber ach, was Helsen Thränen, wo die ganze Hölle brennt?
Nur umsonst ist alles Sehnen, da mein Fuß zum Abgrund rennt.
Tausend, abertausend Zähren und ein ganzes Thränenmeer.
Wenn sie auch von Blute wären, bringen den Verlust nicht her.
Ein Palast hat mich betrogen und ein schwaches Werkzeug macht,
Daß ich Gift in mich gesogen und den Lebensbaum veracht’t“,
wird der Mörder 1724 in Rendsburg vor der Gerichtskommission mit Graf Wilhelm Adolph konfrontiert, er gesteht alles und am 29. Juni 1725 stirbt er aus dem Neuwerker Marktplatz unterm Richtbeil wie eine Memme, während der rätselhafte Grünrock wie von der Erde hinweggeblasen ist. Graf Wilhelm Adolph dagegen, der sich sofort in Besitz der Lande und Güter seines Bruders gesetzt, in allen Kirchen Gebete für die Seele des Verstorbenen angeordnet, in tiefster Trauer unverzüglich sich nach Barmstedt begeben, um das feierlichste Leichenbegängnis zu besorgen, ja sogar in den öffentlichen Blättern einen ansehnlichen Preis für den Entdecker des Mörders ausgesetzt, wird bereits am 30. Mai 1722


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von Heinrich von Ahlefeld (vielleicht aus der Haselauer Linie und ein Brudersohn der d. z. Herzogin von Glücksburg) der ein Freund des Ermordeten ist, trotz all seiner Vorsicht, List und Verschlagenheit während eines ihn fesselnden, höchst interessanten Gesprächs unvermerkt von seiner freien Reichsgrafschaft auf das angrenzende dänische Gebiet hinübergebracht; im Pinnebergischen umzingelt plötzlich ein bereit gehaltenes Kommando dänischer Dragoner seine Kutsche; gefangen wird er nach Rendsburg gebracht, der vom König von Dänemark konstituierten Gerichtskommission vorgestellt, und, nachdem er hier sofort seinen Würden entsagt und seinen Elephantenorden an Dänemark zurückgegeben, von dieser zu lebenslänglicher Hast und einer Geldstrafe von 20 000 Reichsthalern „wegen Verachtung des Elephantenordens“ verurteilt. Nach 8jähriger Gefangenschaft zu Aggershus in Norwegen beschließt er seine Tage im März 1734.
Was von dieser absichtlich erst hier in gedrängter Kürze wiedergegebenen Darstellung zu halten ist? Otto Koch und der Verleger J. F. Richter bezeichnen beide ihr Buch nur als „Sagen“, sie beanspruchen also nicht die Ehre, das über dem Morde bei Alt-Voßloch ausgebreitete Dunkel gelichtet zu haben. Aus mehr als einem Grunde vermöchten wir auch nicht dem Erzähler historische Treue zuzumessen, und schwerlich wird die Familie Rantzau ihm Dank zollen.

5. Zu Kapitel X: Pastor Eberwein.

Welch ein biederer Charakter Pastor Eberwein gewesen, beweisen mir vorliegende ausführlich nicht mittelbare Aktenstücke, in denen er seinen „sel. Vorweser Pastor Langheim“, der „im August 1757 gestorben“ gegen die „im September d. Js.“ wider ihn beim „Durchlaucht Herrn Markgrafen“ vorgebrachten weitläufigen Verleumdungen, wonach er „mit den Kirchenjuraten das nach dem Brande des Pastorats neuabgefaßte Kirchenmissal absichtlich gefälscht und auch im klebrigen Unredlichkeiten begangen,“ als gegen „unausstehliche Frechheit“ und „gährende Meuterei“ sofort nach seiner im Januar 1758 erfolgten Wahl und Einführung vor dem Münsterdorfer Konsistorium und seinem Kirchenpatron aufs


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energischste mit bestem Erfolg verteidigt. De mortuis nil nisi vere, man belüge nicht die Toten noch im Grabe.

6. Die Kornlieferungen von Krummendiek, Stördorf und aus der Wilstermarsch.

Die unabgelöste Roggenlieferung des Guts Krummendiek an den Pastor zu Hohenaspe im Betrage von 4 Ton. 3 Sch. 15 3/8 Sechsz. Sch. seeländ. Maß hat darin seinen Grund, daß das adelige Marschgut „Lütken Rahde“, auf dem diese Abgabe ruht, bis 1613 der Metta von Pogwisch,*) Schwester der Margaretha von Ahlefeld und als Gemahlin Hennings von Pogwisch zu Petersdorf, Mutter Hennings von Pogwisch junior vom Edelhofe zu Ottenbüttel, gehörte, diese aber 1598 auch mit ihrer Schwester das Gut Aspe geerbt hatte. Früher schon beim Gut Krummendiek gewesen, in der Sehestede’schen Erbteilung 1596 mit diesem dem Emeke Sehestede zugefallen, von Heinrich zu Rantzau für das Gut Mehlbeck angekauft, 1613 von den Kreditoren der Metta Pogwisch an Abel Wensin verkauft, später ein Meierhof des Guts Mehlbeck, 1725 in den Besitz der Anna Catharina Poppen übergegangen und vor 1728 vom Oberstlieutenant von Hammerstein auf Krummendiek angekauft, ist Lütken Rahde**) bis heute beim Gut Krummendiek geblieben.
lieber die abgelöste Haferlieferung Stördorfs im Kirchspiel Heiligenstedten an den Pastor zu Hohenaspe im Betrage von 10 Ton. Itzehoer Maß ist nichts weiter bekannt, als daß sie auf dem Hofe Claus Dibberns am Stördeich ruhte und am Montag nach dem zweiten Advent erfolgen mußte,***) sowie daß angeblich #) „die einstige Besitzerin des Hofes totkrank gewesen, als zufällig der Hohenasper Pfarrer vorbeigekommen“ und daß angeblich „dieser ihr geistlichen Zuspruch gewährt und sie nach ihrer Wiedergesundung ihm eine Abgabe von ihrem Hose zugesichert habe.“

*) Siehe oben.
**) Vergleiche das Kircheninventar.
***) Vergleiche das Kircheninventer.
#) Vergleiche Professor Dr. Dethlefsens Geschichte der holsteinischen Elbmarschen Band I. Seite 55.


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Mit der ehemaligen Haferlieferung aus der Wilstermarsch endlich hat es folgende Bewandtnis. Bestehend in 46 Ton. 3 Himpten, welche jährlich auf Maitag an die Asper Kirche zu liefern waren, bis zum Jahre 1726 von den Marschbewohnern Johann J. H. Dose, Siem Hebe, Claus Rüge, Claus Egge, Carsten Reymers, Claus Mohr, von Ahlefeldt (wegen des Herrn Obristen von Hammerstein Hof in Kuskopper Moor), Peter Meyführt, Claus Poppe, Ties Dohren, Peter Södje und Jochim Frauen (für sich und namens der nachgelassenen Kinder des Marten Poppe als Vormünder) geleistet, wurde sie in diesem Jahre „mit gnädigstem Consens und Approbation Sr. Hochfürstl. Durchl. des Herrn Markgrafen von Brandenburg-Culmbach als des hohen Kirchenpatrons“ von den d. z. Kirchenjuraten Berendt Sanftenberg, Johann Lohse, Jürgen Rademann, und Jasper Stahl gegen „eine gewisse verakkordierte Geldsumme von 24 Schilling lübisch für jede Tonne“, d. i. gegen eine Summe von 70 Mark 2 Schilling oder 84 Mark 15 Pfennig, welche „Philippi-Jacobi-Tag zwischen 10 und 6 Uhr nachmittags in der Stadt Wilster in Jacob Frauen’s Hause in der Ziegelstraße an die p. t,. Kirchenjuraten der Asper Kirche alljährlich und zwar zu ewigen Zeiten, von Nachkommen zu Nachkommen, zu bezahlen war,“ abgelöst, im Jahre 1736 von Claus Mohr mit 16 Mark 5 Schilling 8 Dreiling, Carsten Reymers mit 5 Mark l Schilling, Marx Bremer mit 5 Mark l Schilling, Peter Schmalmack mit 8 Mark 13 Schilling, Claus Poppe mit 2 Mark 7 Schilling, Timm Schippmann mit 2 Mark 9 Schilling 3 Dreiling, Peter Meyführt mit 8 Mark
4 Schilling, Carsten Kruse mit 4 Mark 14 Schilling, Claus Egge mit 8 Mark 4 Schilling, Peter Södge mit 12 Schilling, Johann Rickers mit 3 Mark 15 Schilling und Siem Nebbe mit 3 Mark 12 Schilling, zusammen mit 70 Mark 2 Schilling, bezahlt*) und im Jahre 1893 gleicherweise am 1. Mai (muß spätere nicht nachweisbare Uebereinkunft sein) geleistet von: Heinrich Mohr-Howe, Jasper Hein-Howe, Hinrich Suhl- Kuskoppermoor, Hinrich Boll-Kuskoppermoor, Johann Thumann-Rumfleth, Nicolaus Karstens-Hakeboe, Hinrich Egge-

*) Vergleiche das Kircheninventar.


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Hakeboe, Hinrich Göttsche-Hakeboe, Johann Gribb-Hakeboe, Peter Brandt-Hakeboe, Johann Egge-Hakeboe.
Der Ursprung dieses Taxthafers, von dem Professor Dr. Dethlefsen*) etwas, aber nicht viel weiß, nämlich nur, was er von dein Hofbesitzer Schröder in Rumfleth erfahren, wird nicht viel dadurch anfgehellt, daß**) „Peter, Gerwards Sohn, im 13. Jahrhundert den Zehnten von 3 Hufen in Kukeskope, dem jetzigen Kuskoppermoor, an das Hamburger Domkapitel verkaufte,“ einigermaßen wenigstens aber durch die „Erbteilungsurkunde zwischen den Sehesteden wegen der Güter Ottenbüttel, Crummenteich, Beckdorff und Beckmünde“ dd. Glückstadt, den 6. Mai 1596.***) Hiernach erhielt nämlich von den 3 Söhnen des Besitzers des Hofes Ottenbüttel Jürgen Sehestede, Henneke, Emeke und Osmaldt, der erstere außer dem Hofe zu Ottenbüttel u.s.w. auch „de twe und twintig Morgen Landes, so Cornelius Johan Petersen itziger Tidt in de Huern hefft, alse desülvigen begrönet und begrasen liggen, dick- und dammfry, solange he und sine Lives Erven dat Landt bewahnen und in ehrer Hebbende beholden werden“ und zwar mit dem Hinzufügen: „Wat averst dat Ungelt van wegen des halwen Howen anlangedt, damit de Acker mochte beschweret werden, dat schall de Besitter des Landes uthgeven und afholden, und woferne he dat Landt verhüten oder verkopen worde, so schall Dick und Damm wedder darum gemaket werden, alse von Oldenshero darup gewesen is,“ und weiter mit dem Bemerken: „Ock schall Henneke Sestede, woferne he sulven up dem bemeldten Lande wahnen morde, edder sine Erven, desgliken sin Hurmann, sovele Torfes up ehre Unkostinge in dem More graven laten, als se tho ehrer Notdurft werden nödig hebben, doch schölen se mit dem Gravende viff Roden von der Geest blifen ok allewege tollenfry fahren, wat se vorm Krummendiek edder im Bekedorpe werden föhren laten.“ Der zweite, Emeke, aber erhielt außer dem Gut Krummendiek und dem Patronatrecht über die Kirche „thom Krummendicke“ und „Lütken Rahde“ usw. auch „den Teyent-

*) Siehe Geschichte der holsteinischen Elbmarschen Band I. Seile 84.
**) Siehe Schröders Topographie.
***) Sie ist kopiert für das Archiv in Hohenaspe.


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haveren (Zehnthafer), so jahrlickes von Helwicks Home in Honnigflete gegeven werbt“ „und ock wat jahrlickes von Peter Poppen Howe des Klostermans na Ludt des Registers gegeven werbt.“ Es ist nach diesem unzweifelhaft, daß Jürgen Sehestede vom Hofe Ottenbüttel und seine Vorfahren schon Marschländereien, und zwar in der angrenzenden Wilstermarsch, besaßen und auf denselben Pächter und Häuersleute wohnen hatten, und um dieser Ländereien und Wohnstätten willen besondere Abgaben, welche zum Teil wenigstens im Zehnthafer bestanden, der Kirche in Hohenaspe, als der Kirche des Hofes Ottenbüttel, zufließen mußten. Vergleichen wir aber auch die in der Erbteilungsurkunde sich findenden Namen mit den Zehnthaberpflichtigen der Wilstermarsch im Jahre 1726, so ist jedenfalls sehr bemerkenswert, daß dort wie hier der Familienname Poppe erwähnt wird, wir haben mithin sicherlich die Sehestedeschen Marschländereien, für welche die Kirche in Hohenaspe Zehnten bezog, da zu suchen, wo 1726 die Poppes und ihre Genossen wohnten, d. h. in Howe, Kuskoppermoor, Rumfleth und Hakeboe. Daß der erste nachweisbare Besitzer des Hofes in Ottenbüttel, der Vogt (advocatus) Heinrich (1149), bereits die späteren Sehestedeschen Marschländereien innegehabt, ist ja freilich nicht zu konstatieren; wohl aber werden in einer Urkunde vom 13. September 1149 Ethlerus de Drage und Hasso, Sohn des Advokaten Heinrich de Ottenedbotele „testes et fautores et cooperatores“, d. i. Zeugen, Begünstiger und Bewerkstellige der Verleihung von Ländereien an der Wilster und an der Stör genannt, und ist es sonach nicht unwahrscheinlich, daß die Zehnthaferlieferung schon in die erste Zeit der wohl schon vor 1164, dem Jahr der Gründung oder des bereits Vorhandenseins der Kirche zu Wilster, existierenden Hohenasper Kirche zurückreicht?

7. Die Roggenlieferung von Ottenbüttel an Heiligenstedten.

Ganz ähnlich verhält sich’s auch mit den 2 Tonnen Roggen, welche eine Landstelle in Ottenbüttel alljährlich um Lichtmeß an das Pastorat in Heiligenstedten zu entrichten hat, und über welche das Archiv für Staats- und Kirchen-


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geschichte*) nur zu sagen weiß, es scheine daraus hervorzugehen, daß der Pflichtige früher dem Kirchspiel Heiligenstedten angehört habe. Auch hier giebt die Erbteiluugsurkunde vom 6. Mai 1596**) genügenden Aufschluß. Von den 3 Söhnen des Jürgen Sehestede zu Krummendiek und Ottenbüttel (1569), des Nachfolgers Emeke Sehestedes (1555), des Sohns Henneke Sehestedes (1531, 1533) auf Krummendiek und der Margaretha geb. von Damm, welcher vermählt war mit Olegart, geb. von der Wisch, erhielt nämlich der 3. Oswaldt die Güter Beckdorff und Beckmünde im Kirchspiel Heiligenstedten und unter andern auch „dat grote Ottenbütteler Holt“. Selbstredend waren der Erbe und seine Nachfolger für diesen seinen auswärtigen Besitz an Heiligenstedten steuerpflichtig, vollends wenn er auf demselben einen Holzvogt als Aussichtsmann wohnen ließ; doch konnte ja dieser auch verpflichtet werden, die Kirchensteuer selber zu tragen. Es ist zwar nicht der erste, vielleicht auch nicht der zweite der Holzvögte in der „Halloh“, dem großen Ottenbüttler Holz, bekannt, wohl aber sind’s die folgenden. Ihre Namen wurden oben auch schon genannt. Der erste unter ihnen, der Holzvogt Detlef Kock, von dem bereits erwähnt wurde, daß er, nachdem er schon den letzten Grafen Rantzau gedient, im Dienst des Markgrafen am 17. Januar 1757 in einem Alter von 81 Jahren gestorben sei, hinterließ eine Tochter Antje. Diese heiratete Hinrich Witt und schenkte ihm 3 Kinder, Detlef, Hinrich und Margreth. Nach ihrem Tode verheiratete sich ihr Witwer als hochfürstl. markgräfl. Holzvogt und Nachfolger seines Schwiegervaters am 24. März 1759 mit Engel geb. Bock, und nachdem auch diese gestorben, trat er zum dritten Mal in die Ehe mit der Witwe Cielke Martens. Seine beiden letzten Ehefrauen schenkten ihm keine Kinder. Er starb den 1. Dezember 1782.
Sein Nachfolger als Holzvogt war sein ältester Sohn Detlef, verheiratet zuerst mit Abel Rubahn von Westermühlen, Mutter von Matthies und Hinrich, dann mit Abel Haß, Mutter von Detlef und Clas, endlich mit Cathrin Margreth

*) Band IV. Seite 140.
**) Siehe oben.


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Boden, Mutter von Anna Abel, Ernst Hinrich, Paul, Cathrin Margreth, Christian, Hans und Cilia. Gestorben den 27. November 1808, wird er als Halbhufner bezeichnet, während sein Vater zuletzt Verlehntstätner war. In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis zu diesen beiden Holzvögten der jetzige Halbhufner Cay, Detlef Witt in Ottenbüttel steht, haben wir bereits oben, wo von den Förstern, Holzvögten u.s.w. die Rede war, gesehen. Hier nur dies noch: Der letztgenannte Halbhufner Witt hat zuletzt die 2 Tonnen Roggen an Heiligenstedten zu liefern gehabt.*)

8. Die Hollgrube.

Aus Baltzer von Ahlefelds Zeit datiert nach dem Kircheninventar das ehemalige Recht des Pastors und des Organisten in Hohenaspe auf je einen Morgen Moorland in der Hollgrube im Gut Mehlbeck. Der Pastor und der Organist konnten dies Land entweder selbst grasen oder auch verhäuern, die darauf haftenden Unkosten und Beschwerden hielt der Besitzer des adeligen Guts Mehlbeck oder auch dessen Häuersmann beständig ab, hatte aber dafür auch den Genuß des Vor- und Nachgrases. Wegen der weiten Entfernung des Grundstücks von Hohenaspe war die Selbstbenutzung so gut wie ausgeschlossen. Zur Zeit des Pastors Hennings wurde von einem Erbpächter beiden á 11 Thlr. cour. dafür bezahlt. Die Ablösung war sehr angebracht.

*) Vergleiche auch die bisher unaufgeklärt gewesene, noch viel seltsamere Lieferung von 7 Tonnen 2 1/4 Himpten Roggen auf Martini aus dem weit entlegenen Dorf Hagen im Kirchspiel Bramstedt an das Pastorat zu Heiligenstedten, die unschwer daraus erhellt, daß Hagen unweit, oder wohl gar innerhalb der Grenzen des uralten adeligen Guts Stilnowe (Stellau) liegt, von wo aus Hartwig Busche (von Krummendiek, Ritter von Ottenbüttel) 1230 mit vier Bewohnern des Dorfes Stellau die Kirche zu Stilnowe (Kirch Stellau auf einer Anhöhe in der sonst flachen Gegend südlich der Stör und am Südufer der Bramau) gründete und das bis hinein ins 18. Jahrhundert Besitz der Familie Krummendiek war und von Burchard Krummendiek (1501) auf seine Tochter, die Gemahlin Christophs von Ahlefeldt, weiter auf deren Sohn Jürgen und endlich auf dessen Neffen, den Sohn Burchard von Ahlefeldts, Baltzer wan Alleweldt, überging (1580). welcher letztere, bekanntlich Besitzer von Heiligenstedten, 1586 das Gut für 16000 Thlr. Species an seinen Schwiegervater Heinrich zu Rantzau auf Breitenburg verkaufte.


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9. Zu den Briefadressen des Pastors Eberwein.

Außer der oben erwähnten französischen Adresse findet sich doch ein paar Mal auch „Pasteur de Eeglise à Hohenaspe“ d. i. Pastor der Kirche zu Hohenaspe, und ebenfalls ein paar Mal die sehr bezeichnende Aufschrift in deutscher Sprache: „Dem Würdigen und Wohlgelehrten, Unserm Lieben, Andächtigen und Getreuen, Herrn Joh. Chr. Eberwein, Pastori der (oder bey der) Kirche zu Hohenaspe.“

10. Die freien Fuhren.

Nach dem Kircheninventar hatten 3 sogenannte Lansten in Hohenaspe, ehemals Bartel Trede und Johann Sommer daselbst, die Pflicht, sämtliche „zum Consistorio und Verwaltung des Gnadenjahres destinierte Fuhren zu verrichten, wogegen ihnen vom Pastore täglich 4 Schilling gewährt wurden.“ Seit der Ablösung dieser Pflicht*) hat der Pastor diese Fuhren selbst zu leisten.

11. Alte Lieferungs- und Zahltermine.

Als Lieferungs- und Zahltermine bestehen noch heute aus alter Zeit Catharinentag (oder der 25. November), Lichtmeß (oder der 2. Februar), Montag nach dem 2. Advent und die auch anderswo gebräuchlichen: Michaelis, Martini, Neujahr, Ostern, Pfingsten, Umschlag, Maitag.

12. Alte Kornmaße.

Eine vormalige Tonne Itzehoer Maß hatte 5 Geesthimpten. Weil eine Itzehoer Tonne = 7 Scheffel 7 7/8 Sechzehntel Scheffel seeländisch Maß, reduzierte man in der Folgezeit unter Abrechnung eines ganz „inconsiderablen Bruchs“ ein Geesthimpten auf 1 Scheffel 8 Sechzehntel Scheffel. Später rechnete man 1 Tonne = 8 Scheffel = 139,121 Liter und brachte, was über 1/32 Liter ergab, mit 1/16 Liter in Anrechnung. Sonach waren die 3 Tonnen Roggen, welche das Gut Drage für die Hofloge an den-

*) Siehe oben die Reallastenablösung


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Pastor zu liefern hatte, 1 Tonne 6 Scheffel 15 5/8 Sechzehntel Scheffel seeländ. Maß und = 2 Hektoliter 607/16 in Liter neustes Maß u.s.w.

13. Brautkronen und Kirchspielzeug.

Die noch zur Zeit des Pastors Hennings und später vom Pastor in Hohenaspe dargebotenen Brautkronen sind ebenso wie die von ihm gelieferten Taufkleider (das sogen. Kirchspielzeug) längst außer Gebrauch gekommen, so daß die jüngere Generation schon von beiden; nichts mehr weiß und, wenn davon die Rede ist, sich beides von den älteren Leuten muß erklären lassen. Alte Bräuche und Sitten sind abgekommen, neue sind an ihre Stelle getreten; ob allemal bessere? Wie viele Bräute tragen jetzt ihren Brautkranz mit Ehren, und wie viele junge Männer treten jetzt, ohne die Unschuld geschädigt zu haben, au den Traualtar?

11. Das Oberinspektorat des Guts Friedrichsruhe.

Zur Zeit der markgräflichen Witwe bestanden nicht nur Justitiariate für die Gutsbezirke Drage und Mehlbeck und das adelige Kloster in Itzehoe, wir begegnen nicht nur dem Königlichen Inspektor und Justitiar zu Drage, Joach. Friedr. Anton Paulsen, dem Regierungsadvokat und Justitiar für Krummendiek und Mehlbeck neben dem Geheimen Legationsrat Baron von Meurer, dem Erbherrn dieser Güter, und dem dänischen Geheimrat und Landrat Cai zu Rantzau, Kammerherrn auf Gaartz, Erbherrn, Ritter und Verbitter der Klöster zu Preetz und zu Itzehoe, sondern auch dem Kanzleirat und Breitenburgischen Oberinspektor und Justitiar des Guts Friedrichsruhe Levin Friedrich Zimmermann auf Osterhof, östlich von Itzehoe.

15. Der Kaisborsteler Teich und die darauf erbaute Kate.

Am 22. November 1836 hatten das Kirchen- und das Armenkollegium zu Hohenaspe sich dahin erklärt, daß, weil „das Besitzthum Borsteler Teich auf dem Grund und Boden des zum Kirchspiel Schenefeld eingepfarrten Dorfes Püschen


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dorf liege und auch zum Schulddistrikt dieses Dorfes gehöre“, dasselbe am besten auch in Kirchen- uud Armensachen nach Schenefeld mit hingezogen werde.
Nachdem die Königl. Oberintendantschaft des Guts Drage zu Itzehoe unterm 10. März demgegenüber geäußert, es erscheine ihr doch „zweifelhaft, ob das Besitzthnm Borsteler Teich wirklich auf dem Grunde des Dorfes Pöschendorf liege,“ entschied am 5. Oktober 1837 die unterm 8. August d. JS. von Pastor With mit Bericht versehene Königliche Regierung zu Gottorf dahin, daß „der Borsteler Teich mit der daraus befindlichen Kate in Kirchen- und Armensachen als zur Gemeinde Hohenaspe gehörig angesehen werden solle,“ und mußte Propst Wolf in Itzehoe dem Kirchen- und Armenkollegium die Anzeige machen, daß für die Zukunft hiernach zu verfahren sei.
Ob diese Entscheidung auf sicherem Grunde ruhte? Die Antwort giebt eine undatierte, jedoch von Pastor Wolf mit „in fidem“ und „Namensunterschrift“ versehene, nach Schrift und Stil unverkennbar noch aus dem 18. Jahrhundert stammende „Nachricht wegen des Kaisborsteler Teiches und der Kate alda“, wonach „die Frau Markgräfin diesen ehemahls herrschaftlichen Teich an einen ihrer Laquaien Nahmens Wilhelm Schall, wohnhaft zu Pöschendorf, gegen Zahlung einer jährlichen Recognition von 2 Reichsthalern geschenkt,“ der Beschenkte aber „zum Konkurs gegangen,“ und, nachdem ein gewisser Piper zu Christinenthal, welcher sofort wieder an einen in Pöschendorf verkauft, ihn ans dem Konkurs gelöst, der qu. Teich von dem alten Marx Langmaack am Tiergarten käuflich erstanden und mit der Kate bebaut worden.
Der neuerdings meist „Ketelsfoor“ (hochdeutsch Ketelsfurth) genannte Besitz, der, höchstens eine halbe Stunde Wegs von Schenefeld entfernt, zu Süden wie zu Westen Schenefelder Nachbarschaft hat, ist, nachdem er öfters seinen Besitzer gewechselt, gegenwärtig Eigentum des H. J. Holtorf, der auch auf dem Hohenasper Kirchhof sein Erbbegräbnis hat.

16. Zu den Besitzern der 7. und 8. Parcele.

Unter den ersten Besitzern der 7. und 8. Parzele hat leider Nebelung keinen Raum gefunden. Er war Besitzer


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der beiden Parzelen, als J. Schnack und Baron von Meurer die beiden anderen größeren Höfe innehatten; denn nicht nur daß sein Name sich in den alten Heberollen neben den Genannten findet und er als 1 1/2 Hufner besteuert worden, das ihm aus der alten Kirchhofskarte von 1815 zugemessene Erbbegräbnis Nr. 119 ist auch dasselbe, wie Nr. 5 auf der neusten Kirchhofskarte, der Grabteil des gegenwärtigen Besitzers der 7. und 8. Parcele. Im übrigen fehlen über ihn alle und jede andere Nachrichten. Nebelhaft wie sein Name ist er gekommen und gegangen.

17. Die Lutherfeier 1883, die Missionsfeste 1893 und 1894 und die Gustav-Adolf-Feier 1894.

Kurz erwähnt sei auch noch, daß über die zweifelsohne stattgehabte Gedächtnisfeier des 400. Geburtstages unsers Dr. M. Luther am 10. November 1883 auch nicht das Geringste aufbehalten ist, sowie daß sowohl am 13. Oktober 1893, als auch am 7. September 1894 besondere Missionsfeste in aller Stille gefeiert worden und am 9. Dezember 1894 des 300. Geburtstages des Schwedenkönigs Gustav Adolf, des am 6. November 1632 bei Lützen, 38 Jahre alt, den Heldentod gestorbenen Retters des evangelischen Deutschlands, in gebührender Weise gedacht worden. Bei Gelegenheit der beiden Missionsfeste berichtete der Missionar Timmcke über die Mission in Indien. Das erste Mal wurde nicht nur am Vormittage im Gotteshaus, sondern auch am Nachmittage im Pastorat gefeiert. Die letztere Feier im Pastorat bestand in freier Konversation der zahlreich erschienenen Gemeindeglieder mit den: Missionar über den Stand der Dinge draußen unter den armen Heiden. Möge dadurch bei vielen auf Dauer ein reges Interesse für die Heidenmission und namentlich für die heimische Mission, deren Arbeitsgebiet das Telugu- und Odija-Land Ostindiens ist, erweckt sein!

18. Schlußbemerkung:

„Daß Drage = Drache, bestätigt der Name „Otto Draco“ in einer Urkunde von 1249. (Vergl. Hasses Regesten. Bd. I. S. 321.)“


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So nimm denn nun dies Büchlein hin,
Mein Heim; dir sei’s geweiht.
Daß ich schon ganz der deine bin,
Zeig es dir allezeit.

Hab ich mich hie und da versehn,
Verzeih es freundlich mir.
Absichtlich ist es nicht geschehn,
Das sag ich offen dir.

Den Spuren, so wie ich sie fand,
Ging ich getreulich nach,
Und hat gestaltet meine Hand,
So gut sie es vermag.

Den kleinen Denkstein, heb‘ ihn auf,
Daß auch die Nachwelt seh‘
Nach fahren noch verzeichnet drauf-.
So stand’s um Aspes Höh‘.

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