Bad Bramstedter Auen: Krumm – gerade – krumm

Unseren natürlichen Gewässern in ganz Europa geht es nicht gut und daher hat die EU eine Wasserrahmenrichtlinie verabschiedet, die nach und nach bis 2021 umgesetzt werden soll. Das führt dazu, dass im Bereich der Bad Bramstedter Auen diverse Renaturierungsmaßnahmen erfolgen sollen oder geplant sind, die teilweise den ursprünglichen, mäandernden Flussverlauf wiederherstellen sollen.

Es hat sich gezeigt, dass die massiven Eingriffe unserer Vorgängergenerationen zwar landwirtschaftliche Erfolge aber eben nicht nur Positives mit bewirkt haben.

Da ist es angebracht, einen Blick zurück zu werfen: Was hat unsere Vorfahren bewogen den ursprünglichen Lauf der Auen zu ändern?

Wann die ersten Änderungen stattfanden, verliert sich im Grau der Geschichte, aber es wird früh gewesen sein, denn der Mensch hat sich die Natur stets nützlich gemacht.

Die erste nachvollziehbare Kunde über den Verlauf der Auen findet sich in einer Landkarte des späten 18. Jahrhunderts. Major Gustav Adolf von Varendorf war vom Statthalter der dänischen Regierung damit beauftragt worden, das Land zu vermessen und so entstand um 1790 die „Topographisch Militärische Charte des Herzogtum Holstein“, die sogenannte Varendorfsche Karte.

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Varendorfsche Karte, Bramstedt

Diese Karte ist sehr präzise, sie diente noch 40 Jahre später als eine Grundlage für die Planung der Altona-Kieler-Chaussee. Um Bramstedt herum sieht man auf der Karte die in großen Schwüngen, Mäandern, verlaufenden Auen.

Südlich des Bleecks fließt die Schmalfelder Au, heute an dieser Stelle Hudau genannt, in zwei großen Kurven. Das änderte sich mit dem Bau der Chaussee und der Friedrichsbrücke  in den Jahren 1831-33, als dieser Verlauf begradigt wurde und große Teile der feuchten Talniederung aufgefüllt wurden. Das war ein verkehrstechnischer Grund für den ersten (?), massiven Eingriff in die Autäler.

Wesentlich mehr spielten allerdings (land-)wirtschaftliche Gründe im Laufe der Zeit eine Rolle, die Auen in ihrem natürlichen Verlauf zu verändern. Ende des 18. Jahrhunderts war im Zuge der sogenannten „Verkoppelung“ das Gemeineigentum an vielen Feldern und Wiesen („gemeine Weide“, „Almende“) in Privateigentum  übergegangen. Damit wuchs auch der Wunsch nach stärkerem Ertrag aus diesen Flächen. Maßnahmen der Be- und Entwässerung waren dazu ein wesentlicher Faktor ebenso wie natürliche Düngung.

Im damaligen Bramstedt war der Besitzer des Gutes Bramstedt (seit 1846 Graf von Kielmannsegg aus dem Hannöverschen) der Vorreiter. Hans-Hinrich Harbeck gibt in seiner ‚Chronik von Bramstedt‘ eine Notiz des Pastors Gerber wieder „1854: … Wiesenfläche des Gutes westlich vom Flecken in letzten Jahren geebnet und erweitert; jetzt hinter dem Gutshof von der Au sich trennender Kanal zur Überrieselung, läuft neben der Au her und liegt höher als das Auwasser.“

Über diese erste Maßnahme berichten die Bramstedter Nachrichten im Mai 1936 und beschrieben das so Zu dem Zwecke hatte man einen breiten Staugraben durch die Wiesen gelegt. In die hinter dem Gutshof vorüber fließende Hudau, einen Zufluß der Bramau, war eine Stauvorrichtung eingebaut worden und von dort wurde der Staugraben mit Wasser gespeist. Dieser hielt sich zunächst links von der Bramau,- um sie dann in einem Troge zu überqueren. So konnten auch die am rechten Ufer liegenden Wiesen mit Wasser versorgt werden. Um die Wirkung zu erhöhen, war beim Trog ein Wasserrad eingebaut, das, von der Bramau getrieben, eine sogenannte Wasserschnecke in Bewegung setzte, die das Wasser aus der Au in den Bewässerungsgraben hob. So hatte man sich alle Mühe gegeben, um den Wiesen möglichst viel des segenspendenden Wassers zuzuführen, aber eine Berieselung im heutigen Sinne mit genauester Verteilung des zuströmenden Wassers und sorgfältiger Ableitung des Rieselwassers durch im Gelände verteilte kleine und kleinste Gräben war es nicht. Wie wenig Wert man auf die Anlage legte, zeigte sich, als das Gut vor einem Menschenalter [um 1870] parzelliert wurde. Da schüttete man den Staugraben zu, und die Wiesen wurden wieder, was sie früher gewesen waren: Dungwiesen.“

alter und neuer Verlauf der Hudau zwischen Hambuegr Straße und Butendoor/Strietkamp

Doch hielt sich bei dieser Maßnahme der Eingriff in den Verlauf der Au noch sehr in Grenzen, denn wesentlich war die Schaffung des Staugrabens und des Wehres, das noch lange im Verlauf der Au zu finden war und auf Höhe der heutigen Schlossbrücke.

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Meyer’sches Wehr hinter dem Schloss in Bad Bramstedt

Die anderen Bramstedter Bauern folgten diesem Beispiel nur zögerlich. An der Schmalfelder Au sollen die Bauern Zimmer und Micheel kleine Maßnahmen umsetzt haben, schreibt die Zeitung.

Ob es die mangelnden Mittel oder praktische Schwierigkeiten gewesen sind? Bis über 1880 hinaus geschah wenig. Dabei war das System, die Auen zu stauen, das Wasser in die angelegten Gräben zu leiten und von dort über die Wiesen verrieseln zu lassen, ein anerkannt und erfolgreich. Schon der für seine Urteilskraft gerühmte Berliner Professor der Landwirtschaft Dr. Alexander von Lengerke hatte in seiner „Anleitung zum praktischen Wiesenbau“ 1844 das Potential der Berieselung auf norddeutschen Wiesen ausführlich hervorgehoben und davon geschrieben, dass bis zu drei Heernten möglich seien.

Zu der Zeit gab es in Bramstedt einen landwirtschaftlichen Verein, dem lange Jahre N.F. Paustian vorsaß. N.F. Paustian war zunächst Verwalter und seit 1857 auch Eigentümer des Gutshofes und der Wassermühle. Dieser Verein arrangierte sich zu verschiedensten Bereichen Vorträge und diskutierte Maßnahmen für eine erfolgreichere Landwirtschaft. 1879 trat ein Gesetz zur Bildung von Wassergenossenschaften in Preußen Kraft und gleichfalls 1879 trat mit Gottlieb Freudenthal ein sehr ideenreicher und umsetzungsstarker Bürgermeister sein Amt an.

Wer auch immer das treibende Element gewesen sein mag – das Thema Bewässerung der Auwiesen nahm Fahrt auf und die Wiesen-Melorationsgenossenschaft Schmalfelder Au wurde gegründet. Die Bramstedter Nachrichten von Mai 1936 schreiben dazu, dass sich dazu 31 Landwirte am 23. Januar 1884 im „Holsteinischen Haus“ zusammenfanden. Bürgermeister Freudenthal wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt. Ihm zur Seite standen die beiden Männer, von denen die Anregung zur Bildung der Genossenschaft ausgegangen war – die Bauern Kaspar Lembcke und Paul Peiserich.

Bürgermeister Freudenthal hatte die Versammlung gut vorbereitet und zuvor das Projekt bei der Provinzialregierung vorgestellt. Das Tal der Schmalfelder Au war das erste im Kreis Segeberg, das in dem Umfang überplant wurde und eines der ersten in Schleswig-Holstein. Ein Oberregierungsrat namens Runde hatte das Areal besichtigt und der Kulturingenieur Mohr arbeitete das Projekt aus und erhielt die zunächst die Bauleitung.

Wie umfangreich der Eingriff war, lässt sich auf einer alten Flurkarte von 1879 aus der Zeit ersehen, die in späteren Jahren fortgeführt wurde. Die Mäander wurden durchstochen und ein umfangreiches System aus Gräben und Stauwehren/Schleusen geschaffen; die Wehre baute der Zimmermeister Köhnke (später: Landweg 53).

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alter und neuer Verlauf der Hudau zwischen Hamburger Straße und Butendoor/Strietkamp

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Brücken über die Staugräben in den Hudauwiesen nahe am Zusammenlauf von Ohlau und Schmalfelder Au

Die bauliche Ausführung hatte der Kätner Sievers aus Nützen übertragen bekommen. Er arbeitete drei Sommer lang daran und beschäftigte sehr viele Tagelöhner, Tippelbrüder. Die Bramstedter Nachrichten schildern das 1936 so: „Etwa 50 Arbeiter wurden drei Sommer hindurch von ihm beschäftigt, größtenteils sogenannte Monarchen — gescheiterte Existenzen, die dem Alkohol verfallen — unter denen zuweilen sogar studierte Leute und adlige Herren zu finden waren. Die Arbeiter erhielten ihren Lohn zum Teil in Marken, die in einer vom Unternehmer betriebenen Kantine in Zahlung genommen wurden. In einem Nebenraum gab es für die Nacht ein Strohlager; wer das Schlafgeld sparen wollte, grub sich eine Höhle in den das Wiesental begrenzenden Abhängen, um dort zu hausen. Als Vorarbeiter fungierten meistens hiesige Leute.“

Erdhöhlenbewohner bei Lentföhrden

Erdhöhlenbewohner bei Lentföhrden

1887 konnten die gesamten Wiesen zum ersten Mal ordnungsmäßig gestaut werden. Beim Baubeginn hatten alle Genossenschaftsmitglieder das Eigentumsrecht an ihren Wiesen der Genossenschaft übertragen müssen. Jetzt erfolgte durch das Kulturamt in Hannover die Neuverteilung.

Die gesamten Kosten beliefen sich damals auf 51.000 RM. Davon wurden durch Staatsbeihilfe 15.000 RM gedeckt.

Den Rest musste die Genossenschaft als Kredit aufnehmen und abtragen. Dazu kamen die Unterhaltungsmaßnahmen und die Beschäftigung eines Wiesenwärters. Das wurde mit jährlichen Umlagen von den Genossenschaftsmitgliedern bzw. den Grundeigentümmern getragen.

Doch das war kein Grund zur Klage, denn – so berichtet die Zeitung „ … aber die Erträge der ausgebauten Flächen steigerten sich dermaßen, daß niemand den alten Zustand wieder herbeiwünscht.“

Soweit der Rückblick auf die Schmalfelder Au Genossenschaft. Sehr bald bildeten sich weitere Genossenschaften für den Ausbau der Wiesen an den anderen Auen und gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatten alle um Bramstedt herum sich erstreckenden Wiesentäler Berieselungsanlagen, an denen außer Bad Bramstedt die Dörfer Schmalfeld, Lentföhrden, Bimöhlen, Hitzhusen, Hagen und Föhrden-Barl beteiligt waren. Und wenn seit 1900 die Viehzucht im Westen des Kreises Segeberg sichtlich in ständig steigendem Maße aufblühte, so liegt ein wesentlicher Grund dafür in den reichen Heuernten die die Rieselwiesen lieferten.

reiche Heuernte in den Bramauwiesen, Fotograf: Diedrichsen

reiche Heuernte in den Bramauwiesen, Fotograf: Diedrichsen

 

Auch in späteren Jahrzehnten wurde kräftig Hand an die Auen gelegt. Vielen älteren Bad Bramstedtern wird erinnerlich sein, wie Ende der 1950er bis Mitte der 1960er, an fast allen Auen mit schwerem Gerät gearbeitet. So wurde zum Beispiel im Wiesensteig eine Brücke über die Bramau entfernt, um 50 Meter weiter zum Friedhof hin eine neue zu errichten. An der Hudau/Schmalfelder Au wurden die letzten leichten Windungen herausgenommen.  Das alte Aubett wurde zugeschüttet. Bewuchs an den Ufern, sollte der sich gebildet haben, wurde aktiv alle paar Jahre entfernt. Die Bewässerungs-/Berieselungsgräben hatten schon in dieser Phase fast keine praktische Bedeutung mehr. So entstanden fast kanalartige Verläufe der ursprünglich lieblichen Autäler.

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Bad Bramstedt Hudau Begradigung 1962

Blickt man aus dem 21. Jahrhundert auf diese Maßnahmen zurück, wird man zunächst feststellen, dass schon seit vielen Jahren unsere Landwirtschaft diese Berieselung der Wiesen nicht mehr braucht. Wer nach dem Kriege geboren ist, kann sich daran kaum erinnern, dass es so etwas je gegeben hat. Und es hat sich ein Stück weit das Bewusstsein geändert, wie man mit Natur umgeht.

Da ist es gut, den Auen jetzt etwas ihrer Ursprünglichkeit zurückzugeben. Die Fließgeschwindigkeit wird vermindert und Ruhezonen entstehen. Das ermöglicht Pflanzen wie Tieren, diesen Raum zurückzuerobern. So kann man diesen Projekten der EU nur viel Erfolg wünschen.

 

Fotos:
a) Ausschnitt aus der Varendorfschen Landkarte

  1. b) das sogenannte Meyer’sche Wehr oder Schlosswehr, links im Häuschen wird sich die Förderschraube befunden haben; Sammlung Schadendorf, Fotograf wohl Julius Struve
  2. c) alte Bramstedter Flurkarte der Niederung von Hudau (früher auch hier Schmalfelder Au genannt) und Ohlau (Lenföhrdener Au) bis zur Friedrichsbrücke unten links. Hellbau der alte Verlauf, dunkelblau der begradigte Verlauf und die Staugräben
  3. d) Erdhöhlenbewohner bei Lentföhrden; Sammlung Schadendorf, Fotograf wohl Julius Struve
  4. e) Heureuter in den Bramauwiesen; Sammlung Schadendorf, Fotograf Diedrichsen
  5. f) Begradigung der Hudau 1962, Sammlung Schadendorf, Fotograf unbekannt
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Kühl: Das Bramstedter Herrenholz

Etwa 1936/7 gab der da schon lange im Ruhestand befindliche August Kühl einen Beitrag über das Herrenholz an seine praktizierenden Berufskollegen als Unterrichts­material. Daher will ich auch Einleitung und Schluß des Beitrages hier wiedergeben, die den Zeitgeist spiegeln, in dem er entstanden ist. Zudem erschien der Beitrag im Januar 1937 in den Bramstedter Nachrichten. Meine Anmerkungen in [ ] Klammern.

Das Bramstedter Herrenholz

Ein Beitrag zum Unterricht in der Heimatkunde von August Kühl.

Meine Einstellung zum. heimatkundlichen Unterricht stand schon, als ich noch im Amte war, in einem gewissen Gegensatz zu der damals landläufigen Meinung, daß die Heimatkunde zur Hauptsache, wenn nicht gar ausschließlich in die unteren Klassen gehöre. Im Laufe der Jahre bin ich immer mehr zu der Überzeugung gekommen, daß der Schwerpunkt des Unterrichts in der Heimatkunde in die letzten Schuljahre zu legen sei. Wenn ich die Bestrebungen für die Gestaltung des Schulunterrichts im national­sozialistischen Staat richtig verstehe, so scheint mir die heutige Zeit recht zu geben.

Das, was ich Ihnen heute als Stoff für die Heimatkunde biete, ist als zur, Hauptsache nur für die Oberstufe verwendbar gedacht.

Zum Bramstedter adligen Gut gehörte in früheren Jahrhunderten eine Hölzung, von der das heutige Herrenholz nur einen kleinen Rest darstellt. Das alte Herrenholz nahm den ganzen Nordwesten der jetzigen Bramstedter Feldmark ein. Seine Ost- und Nordostgrenze war das schmale, fast schluchtartige Wiesental des von Maienbaß herunterkommenden Maienbeck. Jetzt gehört der größte Teil dieses Wiesentals dem Bauer A. Kohfahl. Im Westen und Nordwesten wurde das Herrenholz von der Gemarkung der Dorfschaft Hitzhusen begrenzt. Es umfaßte also außer dem heutigen Herrenholz den nordwärts sich anschließenden Roland-Sportplatz, die den Bauernhof von H. Martens umgebenden Grundstücke und die 14 Tonnen große Hauskoppel des Bauern Johs. Böje. Die Rendsburger Landstraße, die später zur Chaussee nach Brokstedt wurde, teilte das Herrenholz in eine linke und rechte Hälfte. Wahrscheinlich wird auch der Dahlkamp südlich der Chaussee nach Hitzhusen noch zum Herrenholz gehört haben. Da, wo der Dahlkamp zu den Wiesen abfällt, war bis zum Ausbau der Wiesen ein auf beiden Seiten von Bäumen und Gebüsch umrahmter Weg, der Philosophenweg. So hatte ihn der Volksmund getauft, weil der Besitzer des Gutes Professor Meyer, ihn für seine täglichen Spaziergänge nutzte. Vom Schlosse aus gelangte er dorthin über den Heckkamp, der jetzt der Kirche gehört, überquerte auf einem Damm und der Hofbrücke das Wiesental und die Bramau, und war damit am Philosophenweg angelangt. Dieser führte rechts zu der Höhe des Herrenholzes hinan, und links zog er sich am Wiesenrande entlang bis nahe vor Hitzhusen, wo er in dem „Kümmerken“ endigte. Ich nehme an, daß dieser schöne Wald= und Wiesenweg der Rest einer Hölzung gewesen ist, die den Dahlkamp einnahm. (Professor Meyer liegt auf unserem alten Kirchhof, links vom Haupteingang in, die Kirche, begraben.)

Blick vom Schäferberg auf den gerodeten Wald - ca. 1868

Blick vom Schäferberg auf den gerodeten Wald – ca. 1868

Das Bramstedter Gut scheint für die meisten Besitzer nur ein Handelsobjekt gewesen sein und wurde es je länger umso mehr. Zunächst wurde ohne Zweifel der Dahlkamp entwaldet, wurde zunächst noch vom Gute aus bewirtschaftet, später aber parzellenweise an Bramstedter Einwohner verkauft. Wahrscheinlich ist der Verkauf erst erfolgt unter den Besitznachfolgern; von Professor Meyer, der 1840 starb. Dasselbe Schicksal traf den nordwestlichen Teil: Sportplatz und Martensscher Besitz. Nach der Rodung wurde dieses Gelände wohl um 1850 herum, an den Schäfer Jacob Behncke verkauft (Daher der Name Schäferberg für den ansteigenden Teil der Rendsburger Landstraße) . Auch rechts von der Rendsburger Landstraße fing man an zu roden. In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war nur noch ein kleines Stück, von dem Böjeschen Gehöft bis zur Stadt, bewaldet. A. Auf der, der Stadt zugewendeten Höhe, nahe dem Tal des Maienbeck, befand sich ein „Lusthaus“, wo di Gutsherrschaften – soll wohl heißen die Familie des Verwalters – gerne saßen und über den zu ihren Füßen liegenden Ort hinüberblickten.

Das Hesebecksche Haus am Schäferberg

Das Hesebecksche Haus am Schäferberg

Die Stelle, wo das Häuschen gestanden hat, gehört jetzt zum Grundstück des Herrn Hesebeck. Man fand und findet dort noch Steinbrocken, Scherben und vor allem Reste der damals gebräuchlichen weißen Tonpfeifen.

Damals war Besitzer des Gutes ein Graf Kielmannsegg, Erbherr aus Gülzow in Lauenburg. Er scheint nur insofern Interesse an dem Gut gehabt zu haben, als es ihm Gelegenheit bot Geld zu machen.

Behnckes Hofstelle auf dem Schäferberg - später Martens - heute Reihenhäuser

Behnckes Hofstelle auf dem Schäferberg – später Martens – heute Reihenhäuser

Außerdem Geschäft mit dem Schäfer Behnke machte er auch eins mit dem Zimmermeister Heinrich Hesebeck. dem er den dem Orte zunächst liegenden Teil rechts von der Landstraße, etwa 2 Tonnen, verkaufte. Vor dem von diesem erbauten Hause stehen noch zwei schöne Buchen, die vor dem zum Herrenholz gehörten, und neben dem Hause sieht man noch einige Eichen, die damals wohl als heranwachsende Bäumchen mit in das Eigentum des Käufers übergingen. Vielleicht geht man nicht fehl in der Annahme, daß, Graf Kielmannsegg es gewesen ist, der auch den Dahlkamp „parzelliert“ hat. Im Jahre 1848 fing er an, den noch stehenden Teil des Herrenholzes schlagen zu lassen. Man fing an der Hitzhusener Grenze an und arbeitete allmählich nach der Stadt hin. 1856 fielen die letzten Bäume, 1859 wurde das Hesebecksche Grundstück verkauft, und bald darauf wurde auch das sich an dieses Grundstück anschließende Gehölz niedergelegt. Die Bäume, größtenteils schöne Eichen, wurden nach Elmshorn an die Schiffswerft von Kremer geliefert. Der Gutsherr steckte das Geld ein, unbekümmert darum, daß er seinen Besitz und der ganzen Landschaft den schönsten – Schmuck raubte. Geleitet wurde die Abholzung von seinem Inspektor Roggenbau, von dem man sagte, daß er als stiller, Teilhaber dabei auch seine eigene Tasche zu füllen nicht vergessen habe.

An dieser Stelle eine kleine Abschweifung. Hinrich Hesebeck mußte für sein Grundstück einen angemessenen Preis – 2000 Banktaler -zahlen, und sich außerdem verpflichten, jährlich den sogenannten Katentaler an die Gutsherrschaft zu entrichten. Diesen Katentaler zahlten alle Anwohner des Klingbergs jetzt nordwestliche Strecke des Maienbecks, auf der Nordseite von Installateur Bey, auf der Südseite von Briefträger H. Blöcker an. Also wird der Grund und Boden, auf dem diese Häuser stehen, auch einmal gutsherrlich gewesen sein. Das Haus des Schuhmachermeisters Timm nannte man früher die Jägerkate; dort wird also wohl der herrschaftliche Jagd und Forstaufseher gewohnt haben.

Nun zurück zu unserm Thema! Der in den Jahren von 1848 – 56 entwaldete Boden wurde an Bramstedter Einwohner als Ackerland verpachtet. Im Jahre 1874 sollte eine Neuverpachtung erfolgen. Da warf der Wattenfabrikant Hermann Langhinrichs, ein Vaterbruder von Johann Langhinrichs, den Gedanken in die Einwohnerschaft, das Land zu erwerben und wieder aufzuforsten. Um den Gutsherrn geneigt zu machen, das Land billig zu verkaufen, kamen die Pächter Überein, im Termin kein Gebot abzugeben. Das wurde durchgeführt, kein einziger tanzte aus der Reihe. Der Zweck wurde erreicht, es gelang, das rund 10 Tonnen große Stück für 3600 RM. zu erwerben. Käufer waren 60 Bramstedter Bürger; jeder gab 20 Taler = 60 M. her. Inzwischen war man an die Fleckensparkasse herangetreten, diese trat in den Kauf ein und begann sofort mit der Aufforstung. Im Herbst 1883 als die jungen Bäumchen schon verheißungsvoll ihre Zweiglein nach oben reckten, wurde der werdende Wald feierlich unter freudiger Anteilnahme der ganzen Bevölkerung eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben. So erstand das neue Herrenholz dem später noch ein Teil der sich anschließenden Hölzungen auf Hitzhusener Gebiet angegliedert wurde.

Die Anlagen im Herrenholz auf einer Postkarte von ca. 1925/6 - Das Schützenhaus wurde am 31.5.1945 zerstört

Die Anlagen im Herrenholz auf einer Postkarte von ca. 1925/6 – Die Schießhalle wurde am 31.5.1945 zerstört

Wenn es, aber ein Herrenholz gab, mußte da nicht auch ein Bauernholz vorhanden sein? Wo mag dieses gelegen haben? Die Antwort geben einige Flurnamen! Raabarg auf beiden Seiten der Kieler Chaussee, Schalloh im Anschluß an Maienbaß, Düsternhoop östlich von Raabarg, Hasselloh und Elwersloh nach dem Gayen zu, und endlich Roddenmoor beim Gayen. Raabarg und Roddenmoor hängen sicher mit dem Wort „roden“ zusammen, der Name Düsternhoop weist darauf hin, daß man dort unter dichten, das Tageslicht absperrenden Baumkronen wanderte, Loh heißt soviel als Hölzung, Hain. Wir finden es auch eben über die Feldmarkgrenze in dem Halloh – Berg, vielleicht entstanden aus Heiloh = Heidloh = Berg. Die Maienbaßkoppeln, das Quellgebiet des Maienbeck, sind noch in der Erinnerung alter Leute als Wald bekannt. Am Abhang der sich östlich an Maienbaß anschließenden Lieth standen noch bis in unser Jahrhundert hinein zahlreiche stattliche Eichen, und auf der Höhe der Lieth nach Fuhlendorf zu, fand sich vor reichlich 50 Jahren auf einer Koppel noch ein kleiner Waldrest um eine schöne Buche herum, das Gelände war etwas unbequem für den Pflüger zu bearbeiten, das mag der Grund gewesen sein, weshalb man den Walde bis dahin verschont hatte. Jetzt ist er selbstverständlich längst verschwunden die intensive Ausnutzung des Bodens duldet solche „Schandflecke“ nicht. Wenn man den schmalen Weg bei dem Bauern Sievers nach Maienbaß hinaufgeht, so sieht man dort auf einem Wall Heidelbeergestrüpp. Das ist eine Bestätigung der Angabe, daß Maienbaß früher bewaldet war. Das Vorhandensein von Wald in früheren Zeiten wird bestätigt durch die schmalen vielfach gewundenen Wege – Waldwege – die man in Maienbaß sowie auf den Höhen nach Bimöhlen hinaus beobachtet. Charakteristisch sind ferner die oft unregelmäßig geformten Koppeln. an gewinnt den Eindruck, als wenn die Grenzen so gelegt wurden, wie es die jeweilige Rodung mit sich brachte. Zusammenfassend darf festgestellt werden. daß sich ein Bauernholz im Anschluß an das Herrenholz nördlich des Ortes bis an die Bimöhler Grenze erstreckte.

Wann ist dieses Holz verschwunden? Zum Pastorat gehört bekanntlich eine Vollhufe. In einem alten Inventarbuch fand ich eine Notiz, die besagte, daß das Pastorat damals – es war um 1750 – keine Hölzungen mehr hatte. Sie waren also schon vorher der Axt zum Opfer gefallen. So wird es dem ganzen Bauernwald ergangen sein. In einem Aufsatz über Bramstedter Verhältnisse aus dem Jahre 1820 [G.H. Mahncke im Niederelbischen Mercurius] fand ich lobend erwähnt, daß der Gutsherr, der schon früher genannte Professor Meyer, den Baumbestand sehr pfleglich behandelte, während die Bramstedter Bauern leicht geneigt seien „den Bäumen die Axt an die Wurzel zu legen.“ Das läßt darauf schließen, daß die Bauern damals noch gerodet haben. Es werden wohl die letzten Waldstücke gewesen sein, die dann bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts oder eben darüber hinaus allmählich verschwanden.

Das Schicksal der Bauernhölzungen mag etwa folgendermaßen verlaufen sein. Die Nutzungsberechtigten holten sich in früheren Jahrhunderten das Bauholz für ihre Häuser aus dem Bauernwald. Die wenigen noch vorhandenen Fachwerkhäuser aus der damaligen Zeit mit ihren eichenen Schwellen, Ständern und Riegeln, den schweren Eichenbalken und den festen Eichensparren, auch wohl dem aus Eichenbohlen zusammengefügten Brettergiebel, beweisen das. Die beiden den Turm tragenden Holzsäulen in unserer Kirche werden auch einst als besonders hoch- und starkstämmige Eichbäume auf der Lieth auf dem Raabarg oder sonstwo auf der Höhe gestanden haben. Daneben besorgte man sich auch die Feuerung aus der Hölzung. Eichenknorren und Eichenstubben gaben, in den Beilegerofen geschoben, bessere Hitze als Plaggentorf. Die Eichbäume mußten in ihrer Rinde auch die Lohe zum Gerben des Leders liefern. Jeder Schuster hatte bei seinem Hause eine mit Eichenlohe gefüllte Grube, in der er das zu verarbeitende Leder gar machte. Später übernahmen die Gerber diese Aufgabe, aber auch sie verbrauchten die Eichenrinde. Der letzte. Bramstedter Gerber war Gustav Seller. Auf seinem Hofplatz, da wo jetzt sein Sohn Heinrich Seller den Schmiedehammer [Landweg/Sellertwiete] schwingt, war noch um 1900 herum eine Lohkuhle. Alles das fraß am Bestand des Waldes. Um den Nachwuchs bemühte man sich nicht; dafür ließ man Häher und Eichhörnchen sorgen sowie den Wind, der im Herbst die Baumfrüchte fortschleuderte und weitertrug. Denken wir nun noch daran, daß in den Hölzungen das Vieh geweidet wurde, nicht bloß die Schweine – Gerd Gieseler entdeckte beim Schweinehüten auf dem Karkenmoor im Jahre 1681 die erste Bramstedter Heilquelle, die aus dem von einem Schwein bloßgelegten Wurzelwerk einer Eiche hervorsprudelte – sondern auch das Hornvieh, unter dessen Tritt und Biß manches junge Bäumchen verendete, so ist leicht zu verstehen, daß der Wald sich allmählich lichtete. Inzwischen hatte man auch festgestellt, daß auf den Höhen das Korn besser gedieh und mehr Ertrag brachte als auf den sandigen und anmoorigen Koppeln der übrigen Feldmark und die besseren Ackergeräte, die in Gebrauch genommen wurden, ermöglichten auch die Bearbeitung des dort oben etwas schweren Bodens. Man fing an zu roden, das Bauernholz wurde immer kleiner und verschwand schließlich ganz.

In den letzten 50 Jahren sind Tannenbestände an seine Stelle getreten, aber – nicht in zusammenhängenden Flächen und meistens nicht auf den nordwärtsliegenden Höhen, sondern da, wo der sandige Boden Beackerung nicht lohnt. Sie haben allerdings den Vorzug, daß sie auch im Winter Abwechslung in die Landschaft hineinbringen, aber sie bilden im großen und ganzen doch nur einen geringwertigen Ersatz für den ungleich lebensvolleren Laubwald.

Soweit meine Ausführungen. Ich glaube gezeigt zu haben, daß das Kapitel „Herrenholz“ und „Bauernholz“ Gelegenheit gibt zu mancher kulturgeschichtlichen Betrachtung.. Aber der Geschichtsunterricht soll in erster Linie Gesinnungsunterricht sein. Kann man auch den heimatkundlichen Unterricht gesinnungsbildend gestalten? Statt aller Antwort einige Fragen:

Kann Hermann Langhinrichs, können die Pächter der Ländereien wahrscheinlich alles sogenannte kleine Leute – die sich 1874 verschworen, kein Gebot abzugeben und alle ohne irgendeine Ausnahme zu ihrem Worte standen, können die 60 Bürger, die gemeinsam das Land zurückkauften, können die Vorstandsmitglieder der Sparkasse nicht als Vorbilder hingestellt werden in ihrem Gemeinsinn, der sie alle persönlichen Wünsche zurückstellen ließ gegenüber dem einen großen Ziele? Hat nicht die heutige Jugend ein Recht, stolz auf solche Täter zu sein, Großväter und Urgroßväter? Erwächst daraus aber nicht auch die Pflicht, es ihnen in aufopferungsfähigem Gemeinsinn gleichzutun ?

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Kalender „Historische Ansichten aus Bad Bramstedt“ 2018 ist fertig

Seiten aus Bad Bramstedt_2018_A3+quer-2die Kalender Manufaktur Verden hat erneut  einen Kalender mit historischen Bildern von Bad Bramstedt hergestellt, den ich zusammenstellen und texten durfte.

Der Bildkalender ist für das Jahr 2018. Auf großformatigen Bildern werden Leben in der Stadt und Ansichten der Straßenzüge aus dem vergangenen Jahrhundert gezeigt, s. Anhang.

Der Kalender hat die Größe  A3.

Der Verkaufspreis beträgt 18,- € inkl. MWST.

Der Kalender ist erhältlich bei :

Findefuxx, Kirchenbleeck 5, Bad Bramstedt

Lübbert + Hieronymus Buch + Medien, Maienbeeck 15-17, Bad Bramstedt

Voransicht git es hier: Bad Bramstedt_2018_A3+quer-2s

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Bad Bramstedt in den Zeiten – 2. Auflage erschienen

Ab sofort in den Buchhandlungen

Bad Bramstedt. Das 2010 erschienene Buch „Bad Bramstedt in den Zeiten“ erscheint in einer zweiten, ergänzten Auflage und ist im Bad Bramstedter Buchhandel erhältlich.

Ab sofort liegen bei „findefuxx“ am Kirchenbleeck und bei „Buch&Medien“ im Maienbeeck Musterdrucke aus, so dass Interessenten bereits einen Blick hineinwerfen und vorbestellen können.

Die erste Auflage von 1.000 Stück war sehr schnell vergriffen und ist seit 2011 nicht mehr erhältlich. Aufgrund der anhaltenden Nachfrage hat sich der Autor, Jan-Uwe Schadendorf, entschlossen, nun doch einen Nachdruck fertigzustellen und drucken zu lassen. Allerdings wird die 2. Auflage mit zunächst nur 100 Stück klein gehalten und nur bei Bedarf  nachproduziert.

Die neue Auflage unterscheidet sich geringfügig in der Aufmachung von der ersten, inhaltlich ist das Buch fast gleich geblieben. Die neue Auflage hat vier weitere Seiten. Auf diesen Seiten hat der Autor die Rückmeldungen verarbeitet, die er nach der ersten Auflage von Leserinnen und Lesern erhalten hat und die nicht nur bei ihm verbleiben sollen. Das Buch wird zum gleichen Preis wie die erste Auflage (45 EUR) verkauft werden.

Die Besitzer der  ersten Auflage sollen informativ allerdings nicht zurückstehen, daher hat Jan-Uwe Schadendorf die ergänzten vier Seiten auch separat drucken lassen und sie können als Ergänzung der 1. Auflage in den Buchhandlungen „erworben“ werden. „Erworben“ heißt dabei, dass der Autor dafür gern 50 Cent als Spende  in den Spendenboxen für Gudruns Kinder-Stiftung sehen würde, die in den Buchhandlungen aufgestellt sind.

Das Buch mit seinen 328 Seiten und 1.000 Abbildungen stellt die Veränderung der Stadt, ihrer Straßen, ihrer Menschen in sonst nicht vorhandener Form dar, und zeigt dies den geborenen Bad Bramstedtern genauso wie den zugezogenen Bürgern – für den einen ist es ein „da kann ich mich noch erinnern“ für den anderen ein „ach, so sah das einmal aus“. Zu den Bildern wird eine große Menge an Informationen geliefert über die Stadt und die Menschen, die hier lebten und leben.

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Klaus Biel: Bramstedter Vogts-Familien seit 1448

Der Familienforscher Klaus Biel hat mir einen Beitrag zu alten Bramstedter (Vogts-)familien zur Verfügung gestellt, den ich hier gern 1:1 veröffentliche, da diese Thesen und Ableitungen sehr interessant erscheinen:

Klaus Biel                                                                                   Hamburg, 30.11..2016

Bramstedter Vogts-Familien seit 1448

Der Bremer Bürger Volcmar Grelle war von 1296 bis 1314 Ratsmitglied, wobei das letzte Jahr sicher als sein Todesjahr anzusetzen ist. Sein Sohn Burchard Grelle erhielt in Paris den “magister artium”.

Nach seiner Tätigkeit als Dompropst wurde er 1310 Archediakon = Erzdiakon in Rüstringen. Lt.Wikipedia konnte er zwischen den in Fehde liegenden Rüstringern und der Stadt Bremen vermitteln. Nach dem Tod seines Vorgängers Jens Grand (auch Johannes Grant, 1260–1327), gegen den Burchard zeitweise vor der Kurie die Interessen des Erzstifts vertrat, ernannte Papst Johannes XXII. am 25.September 1327 Burchard zum Erzbischof von Bremen. 1327/28 weilte Burchard in Avignon bei der Kurie und empfing die Bischofsweihe und das Pallium (Amtsabzeichen des Metropoliten). Politisch verband er sich nunmehr mit der Kurie als Gegner von König und Kaiser Ludwig IV. dem Bayern, da der Papst machtpolitisch bestrebt war, das Kaisertum deutlich zu schwächen. Es sind aus der folgenden Zeit jedoch keine Handlungen von Burchard bekannt, die sich gegen den Kaiser richteten.

Burchard stellte die unter Jens Grand zerrüttete Ordnung im Bistum Bremen wieder her. Es blieb aber unruhig, Burchard musste mehrmals gegen die Rüstringer ziehen, auch die Kehdinger und Dithmarscher wollten ihn zunächst nicht anerkennen. Gegen Kehdingen erbaute er die Burg Kiek in de Elve, die nach seinem Tod von den Kehdingern wieder zerstört wurde. Die Burgen Thedinghausen und Langwedel gingen ihm verloren.

1329 vermittelte er im Auftrage von Papst Johannes XXII. eine friedliche Lösung beim Kapitel von Cammin bei Streitigkeiten zwischen dem Deutschen Orden und dem Bistum von Breslau. Es war wohl auch seinem Einfluss zu verdanken, dass der Bremer Scholaster (Leiter einer Stiftsschule) Helembert von Vischbeck 1331 gegen den Widerstand von Gerhard III. von Holstein (1293–1340) Bischof von Schleswig wurde.

Ostern 1334 behauptete Burchard, er habe im Bremer Dom die von Erzbischof Adaldag 965 aus Rom mitgebrachten Gebeine der heiligen Cosmas und Damian auf „wunderbare Weise“ wiedergefunden. Zu Pfingsten 1335 ließ er daraufhin anlässlich der Umbettung der Reliquien ein mehrtägiges Fest mit großem Ritterturnier auf dem Bremer Domhof veranstalten. Nachfolger von Erzbischof Burchard wurde 1345 Otto I. aus dem Oldenburger Grafenhaus. Ihm folgte Moritz III. aus demselben Haus als Domdekan. Der Papst ernannte für die gleiche Zeit den bisherigen Bischof von Osnabrück 1327 bis 1359 Gottfried von Ansberg zum Erzbischof von Bremen und Hamburg und noch 12.10.1359 (SHRU 4-832) mit HH.Dekan Hinrich Stapel. In der jetzt folgenden langen Amtszeit von 1359-1395 des Nachfolgers Albert II. von Braunschweig- Wolfenbüttel wurde 1369 festgelegt, dass die jeweiligen Pfandinhaber der landesherrlichen Burg von Hagen = Amt bei Beverstedt Vorsitzende des Gödings der Curia Bramstedt nicht in Holstein – sein sollten (Quelle: Seite 20 “Ritterschaft Erzbistum Bremen“)

Die ersten familienbezogenen Nachrichten aus dem holsteinischen BRAMSTEDT finden sich in Hans Hinrich Harbecks Chronik von Bramstedt auf Seite 153 ff. Allerheiligen 1448 = 1.11. hat das Bramstedter Göding unter Vorsitz von Hans Grelle die Erbschaftssache des verstorbenen Kieler Priesters Herrn Nicolaus Möller verhandelt und beschlossen, ihrem Mitbürger Herman Möller das Zeugnis seiner Bruderschaft zum Verstorbenen auszustellen und bittet den Kieler Rat die Ansprüche des Hynske Teden zurückzuweisen. Bramstedter Bürger Timm Schacht und Jakob (Yake) Hatteke haben mit ausgestrecktem Arm und aufgerichteten Fingern (Eid) stehend vorm Bürgermeister bestätigt, dass beide Kinder des seligen Claus Möller sind. Diese Urkunde war gesiegelt mit “opidum Bramstede”.


1460.5.3. wurde der dänische König Christian I. von Oldenburg nach einigen Auseinandersetzungen vom holsteinischen Adel mehrheitlich zum Herzog Christian von Holstein erwählt. Die Grafschaften Holstein und Stormarn waren aber deutsche Lehen, so dass hier Graf Otto II. Adolfssohn (*1400, †1464) von Schauenburg und Holstein zu Pinneberg nach Salischem Recht der Erbe war, deshalb stimmte Otto II. mit seinen erwachsenen Söhnen dieser Entscheidung  n i c h t  zu und musste danach die alte Pinneberger Burg 1460 mit Kapelle von 18.12.1388 (SHRU 6-798) schleifen.

Christian I. behält als neuer Landesherr für Amt Segeberg im selben Jahr  den mindestens seit 1448 arbeitenden Hans G r e l l e oo Sillie als Bramstedter Vogt bei. Viele Adlige mit ihren Untertanen waren ebenfalls nicht einverstanden und riefen Gerd von Oldenburg, Christians Bruder, zu Hilfe. Seit 1470 kam es zu vielen Kämpfen, worin aber Christian Sieger blieb und die Aufrührer bestrafte (z.B.1472 Husumer Strafgericht).


Wolfgang Prange erwähnt in seiner großartigen Arbeit zum BRAMSTEDTER GUT, dass bereits in Urkunde vom 18.6.1476 ein anderer Vogt Eggert von Sassenhagen in Bramstedt seinem Landesherrn  Christian I. von Dänemark diente.

Burg Sachsenhagen —–heutige PLZ 31553.

Diese Wasserburg liegt 6 km südlich des Steinhuder Meers an der Sachsenhagener Aue und Ziegelbach, erbaut von Herzog Albrecht I. von Sachsen (1175-1260). 1253 gab er einige Landteile an das Stift Minden ab. Als Graf Adolf VI.von Schaumburg oo 1297 Helene (Hille), Tochter des Herzogs Johan I. von Sachsen-Lauenburg, brachte sie 500 Mark reinen Silbers und als Pfand / Verfügungsgewalt über den sächsischen Anteil der Burg und Ortschaft ein. Dieses Pfand wurde  n i e  eingelöst. 8.5.1407 garantierte Graf Adolf IX. (1375-1426) von Schaumburg-Pinneberg Freizügigkeit, Ratsverfassung und Fleckenrechte an Burg und Ort. Sein Sohn ist der o.a.Otto II. Die Burgvögte waren:

21.10.1419 (SHRU-8-159) Dietrich von Sassenhagen = Sachsenhagen eigentlich aber von HALLE zum Stift Minden.

1440 (SHRU 9-88) Sohn Ludolf von Halle oo Jutta von Münchhausen

Sohn Dietrich von Halle + 1513 oo Elisabeth Büsche

1515 (SHRU 9-111) +Dietrich Söhne Gebrüder Hinrich und Franz vonHalle einigen sich wegen Lauenau mit ihres verstorbenen Vaters Bruder Ludolf, dessen Sohn Gerd und seinen anderen Kindern.

Seine Söhne Heinrich und Franz von Halle gaben das Burglehen Sachsenhagen 1518.7.4. (SHRU 9-120) gänzlich an Stift MINDEN zusammen mit anderen Gütern. Ich nehme nun an, dass o.a. Eggert bereits 1472 im Rahmen der „Strafgerichte Christians I. DK zu diesem Amt kam.


Vorkommen des Rufnamens E G H A R D (us) in HAMBURG 1400

Eghard Beerboom (=Birnenbaum) + vor 1423 Hamburg.Rödingsmarkt oo um 1400 Wilburga (= Heiligenname Walburga) Arndesvelt, V Heyno
deren Tochter ABELKE oo 1423 Albert Krantz + 1452,
Kinder:
Johenneke (Krantz-Vater),
EGGERD (Name Vaters Arndesvelt)
und  Hinrich

Vorkommen des Rufnamens E G H A R D  im Amt Segeberg ndt = Eggerd

0) 1448 Eggert WitteJohan in Armstedt zahlt Steuer ins Kloster Itzehoe

1) (1472) 1476.18.6. Stadtvogt Bramstedt Eggerd vonSassenhagen

2) 1477 KornRegister Heiligenstedten: Eggert Stamerjohan in HAGEN 4 Himbten

3) 1477 AR Eggerd VAGET 2 Hufen in Gönnebek = S.d.Henneke VAGET 1444 3 Hufen Gönnebek

4) 1495-1500 (Heinz Viether) EGGERD Kake .1500 Ww. Beke (Koch) Krugwirt auf Burg Segeberg, ist Sohn des Barthold K.Vorgänger in Segeberg

5) 1523-43 Vogt EGGERD Speth in BRAMSTEDT = hdt. Spiess

6) 1526-37 AR Wiemersdorf VH.12 Eggerd Dieck

7) 1551.9.2. Chronik Bramstedt Eggerd Bulte erschlägt Diakon Johs= Hans Wasmer und endet im selben Jahr in Segeberg am Galgen

8) 1569 AR Armstedt EGGERD Jorck VH.6 vom Vater Tiedge 1526

4-8) entfallen, da für die weitere Betrachtung zu spät und in den anderen Fällen Geburt in Hamburg oder 0) in Armstedt bzw. 3) in Gönnebek wären . Mein Ziel: den wahren Namen von 1) herausfinden und EGGERDs (5) Abstammung von GROSSVATER 1) . beweisen. 1) ist nach Namensgebung in Sachsenhagen geboren.

So nachgewiesen bleibt nur noch EGGERD 2) STAMERJOHAN in HAGEN = identisch mit 1).

Es ist nur logisch, dass EGGERDs 2) Besitz in HAGEN  *N*I*C*H*T*  STEUERFREI blieb, da NICHT  in BRAMSTEDT belegen…..u n d  1) EGGERD w a r  1476 VOGT und 5) EGGERD  w i r d 1523 wieder Vogt nach Friedrichs I. Sieg über den bisherigen Christian II. von Dänemark.
Zusätzlich finde ich bedeutsam, dass die Hagener Hufe 3 zum GUTSBESITZ BRAMSTEDT – 1631 – gehörte.

Im Gutsregister Haseldorf 1495 – 1501 (Heinz Viether) erledigt HARMEN SPET viele Reisen und Besorgungen für den Segeberger Amtmann Hans von Ahlefeld + 1500. Hieraus konstruiere ich die ABSTAMMUNG EGGERD 5) SPET von diesem VATER HARMEN SPET oo Vogt Eggerds 1/2) STAMERJOHANs Tochter.

Christian II. von Dänemark verleiht das Vogtsamt am 23.03.1516 (Quelle: Wolfgang Prange) an seinen Parteigänger Diedrich Vaget +1537 oo 1511 Anna Thies +1534 Grafenfehde, Tochter eines Jürgen Thies + ca. 1494,Seuche, dessen Witwe oo2) Roloff Breedholt.
Dadurch dass nach Diedrich Vagets Tod 1537 bereits 1538 2 eheliche Söhne: Christopher V. *1511 = 1538= 27 Jahre und volljährig, 1565 in Tesperhude lebend und bei Abteilung VORMUND für minderjährigen BRUDER Jürgen Vaget *1519.20.2. abgeteilt werden, schließe ich, dass die Väter der Eheleute Christopher Vaget und +Jürgen Thies waren = Bruder des Vize-Propstes Marquard Thies in Gottorf und Enkel des 1479 genannten Marquard Thies sind.

(JO) HENNECKE VAGET 1444 Besitzer von 3 Hufen in Gönnebek dürfte Diedrichs Großvater und dessen Sohn EGGERD VAGET 1477 Gönnebek (2 Hufen) Diedrichs Onkel sein.

Weiter lässt sich aus der neuen Vogtamtsvergabe 1516 schließen, dass der bisherige Amtsinhaber EGGERD STAMERJOHAN *Sachsenhagen 1516, Jan./Feb.= S e u c h e  gestorben war.. Christian II. wird 1523 von Herzog Friedrich von Holstein gefangen gesetzt und Diedrich VAGET als dessen Parteigänger des Amtes enthoben. Friedrich 1523 König von Dänemark setzt den Enkel des alten, verstorbenen Vogtes (1472-1516) EGGERD STAMERJOHAN = EGGERD Spet(h) wieder ins Amt wahrscheinlich bis + 1550.Seuche ein.

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Klaus Biel: Friedrich I. von Dänemark uneheliche Kinder

Das die dänischen Könige neben ehelichen auch diverse uneheliche Kinder hatten, ist reichlich bekannt und z.B. von dem dänischen Historiker Michael Bregnsbo worden.
Deutlich wird daran, dass die Könige auch ihre illegitimen Kinder und deren Mütter meist gut versorgt und ausgebildet haben, so dass ihnen auch bei niederer Herkunft viele Wege offen standen.

Für eine dieser „Verstrickungen“ hat der Familienforscher Klaus Biel mir einen Text zur Verfügung gestellt, der die vermutlichen, familiären Verbindungen aus einer Verbindung Frirdrich I. darstellt.

KlausBiel,  Hamburg, 2.02.2012

Friedrich I.von Dänemark als Großvater Husumer Familien

Angeregt durch die überaus sorgfältig recherchierte Arbeit Richard Festers „Häuser und Geschlechter Alt-Husums“ *1) habe ich mich mit diesem Themenkreis ausführlich beschäftigt. R.Fester ist nach allen Überlegungen nicht zu einer eindeutigen Aussage gekommen, die ich hiermit wagen möchte.

Christian I. von Dänemark  war 21.9.1472 mit bewaffneter Macht vor Husum erschienen und siegreich geblieben, weil die Bürger als Parteigänger seinem Bruder Gerd (IV.) von Oldenburg gehuldigt hatten. Das sog.“Strafgericht“ – Enteignung der Bürger – hielt bis zum 29.9.1472 an. Ihr fiel auch Hans I.Knutzen zum Opfer. In der dazwischen liegenden Zeit wohnte Christian I. im Hause der Witwe Hillcke (Helene*Tetens, V Tete Vedders) des Hans Degener, Sohn des Henning Degener. Als Ausgleich für ihre Kosten und aus Dankbarkeit verschrieb ihr der König  150 ML als Hypothek. Das Degener-Haus war seit 1466 (entspricht wohl Hillckes Heiratsjahr) mit 40 ML belastet des Stallers Tete Veddersen für Seelenmessen seiner verstorbenen ersten Frau (Hillckes Mutter) und zwei ebenfalls verstorbenen Söhnen mit Einwilligung von Hillckes Ehemann Hans Degener. So daß ich davon ausgehe, daß sie dessen Tochter 1.Ehe war.

In der Landesteilung vom 11.8.1490 wählte Friedrich, Christians Sohn mit seinem 18.Geburtstag 3.9.1489 volljährig erklärt,  den nördlichen Teil und wurde Herzog von Gottorf, wozu unter anderem

H u s u m  und der nördliche Teil Dithmarschens gehörten. Zu seiner Huldigung im August 1492 wird er sicherlich dieselbe Herberge in Husum wie schon sein Vater Christian I. 1472 benutzt haben. In Lunden/Dithmarschen fand das Ereignis am 27.08.1492 statt.

Die Huldigung veranlaßt mich, die Geburt seiner ersten natürlichen Tochter – Magdalena – auf 1493 zu datieren. Vater Friedrich war 22 Jahre alt. Die Mutter G e s e k e  hatte es dem Herzog offensichtlich sehr angetan, so daß zwei Jahre später -1495- eine weitere Tochter Catharina geboren wurde. Eine Heirat kam wegen der Standesunterschiede natürlich nicht in Frage. Friedrich oo1) Stendal.10.04.1502 Anna von Brandenburg, Schwester des Kurfürsten Joachim, Herr der Mark. Friedrichs Tochter dieser Ehe erhielt den Namen von seiner Mutter: Dorothea oo Herzog Albrecht von Preußen in Königsberg. Sie wird später noch wichtig und ist 1/2Schwester zu diesen beiden natürlichen Töchtern.

Herzog Friedrich von Gottorf, S.d. Christian I. DK und Dorothea Witwe Christoph.III.DK * von Brandenburg,  * 3.9.1471 + Gottorf 10.4.1533 als Kg.Friedrich I.DK. 1494 gründet er das HUSUMER Minoritenkloster und hält sich dort wieder auf. Nach Baufortschritt wird 1495 mit der Innenausstattung/ Schmuck begonnen. Hierzu mußten diverse Handwerker verpflichtet werden. In der Literatur ist belegt, dass HANS BRÜGGEMANN um 1500 nach HUSUM kam. Ich meine, daß er zu dieser Arbeit beitrug als MEISTER = Seinen 24.Geburtstag hatte er hinter sich, folglich * um 1470 in WALSRODE. Also war er gleichaltrig mit Herzog Friedrich. Dessen Sohn Christian (später III.DK) hatte 1521 mit seinem Lehrer/ Hofmeister Johan von Rantzau Martin Luthers Rechtfertigung in Worms gehört und davon seinem Vater berichtet, der ab dieser Zeit der „Protestantischen Sache“  s e h r  aufgeschlossen gegenüber stand.

Die natürliche Mutter  G e s e k e halte ich für eine Halbschwester der Hillcke Degener *Tetens, da andernfalls beide Geske- Töchter den Großmutternamen Hillcke an ihre Töchter weitergegeben hätten. M.E. ist sie * Tetens, V Tete Veddersen, Staller der 3 Lande: Eiderstedt, Everschop und Uthholm seit 30.6.1461 *2) bis zu seinem Tod 16.12.1473 und seiner 2.Frau  1466.M a g d a l e n a. Tete war es, der Christian I. 1472 zur Milde gegen die Husumer bewog und eine Massenexekution verhinderte. Nach Tetes Tod wurde 1474 sein Sohn Boye Tetens aus 1.Ehe (= VollBruder der Hillcke) Staller-Nachfolger der 3 Lande *2) seines Vaters und sein Vollbruder Volquart Tetens am 8.9.1495 (n a c h  Geburt der beiden natürlichen Töchter) Staller von Nordstrand. Beide Brüder zogen in ihrer Funktion in die Dithmarscher Fehde und starben mit so vielen anderen Edlen am 17.2.1500 bei Hemmingstedt.

Tochter A) Magdalena * 1493 (Name: Friderichsdotter) + Seuche.Grafenfehde 1534

oo1) 1510 Hans II. K n u t s e n = Splenter– ein Färber, Sohn des Hans I.Knutsen, 1513 JURAT in Husum 1514 Ältermann der S.Nicolai-Gilde.1515 Vorsteher des „Heiligen Kreuzes“ und 1521 Hardesvogt. 10.3.1517 bestätigt Herzog Friedrich seinen Erwerb von 36 Denant Land im Dammkog und noch 12 Denant dazu von Moritz Sehestedt.    + Seuche 1521/2

Kinder:
A1) I o h a n n e s  K. (= nach seinem Vater Hans) * 1511/ 9.6.1529 Student Wittenberg + Wittenberg 14.9.1532 ledig
A2) P a u l  K. * ca.1513 + vor 1591 Prozeß „Caspar Hoyer gg.Paul Wirtz“ Paul leiht 1565 500 ML an Eby Ebsen, dem 1/2Bruder seiner Schwägerin =A3)
A3) L o r e n z  K.* 1515/ 1535 Student Wittenberg/ 1561-73 Ratsherr Kiel + Kiel 1576.9.6.Pest oo Anneke Ebsen, T.d.olde Detlef, 1/2 Schwester des Eby Ebsen. Deren Tochter Anneke Knutzen (+) Husum 20.9.1603 verkauft 1591 mit Ehemann Claus Hoyer 7 Demat =3,4 ha Land=Erbteil von Großvater, Färber Hans Knutzen, an Paul Wirtz. Der einzige noch lebende direkte Erbe = Jacob Knutzen =A5) verzichtet auf  Beispruch. Jedoch legt Caspar Hoyer = da Enkel des Färbers Hans Knutzen Beispruch ( = gleicher Erbrang) ein. Er gewinnt den Prozeß und das Land.
A4) M a r i a „Canuta“ =Knutzen * 1517 oo1) 1538 Wwr.Herman Hoyer -s.u.-
A5) J a c o b  K. * 1519 lebt 1591/1595 = Stiftung an Husumer Kirche wird Oheim der Anneke *Knutsen =A31) oo Hoyer genannt.

oo2) noch 1522 Matthias Knutsen (wahrscheinlich S.d.Nickels = Nicolaus 1496/1507) * 1495  1539-57 Stadtkämmerer Kiel + Kiel 1559.14.2.im 64.J. (+) Kiel.S.Nicolai-Kirche

Im Jahre 1522 hält sich Herzog Friedrich in seinem Hause auf = wegen dieser Hochzeit, vermutlich noch weitere Kinder – somit gäbe es 1/2 Geschwister Knutzen in Husum  von gleicher Mutter jedoch verschiedenen Vätern., obwohl gleichen Namens. oo2) 1535 Ursula *Schröder * 1516/  1536 gemeinsames Porträt + Dez.1569 Tochter des Jacob Sch.Bürger und Ratsherr in Kiel u.Margaretha Schele– 1539-1558 Beisitzer im 4Städtegericht und 1542/3 Klage gegen Peter Bekemann.Kiel.

Tochter B) Catharina * 1495 wird Friederichsdotter genannt  + 1534 Seuche

oo 1513 „lange“ Herman H o y e r, S.d.Jacob Hoyer. 5.2.1513 erhält er Abgabenfreiheit (da  Staller für Helgoland) von Herzog Friedrich. 1520 rechnet der Herzog persönlich mit ihm über „Helgoland“ ab.  1477/8 – S.Jacobs Hoyer Brief datiert Husum 10.1.1541 trifft bei Dorothea oo Herzog Albrecht in Königsberg ein mit der Mitteilung von Vater Hermans Tod.

Kinder:
B1) (Gesche-ihre Mutter) Hoyer * 1514 oo 1531 Michel Fester, 1564 Husum 4.2.1552 verkauft er Haus an Schwager Joachim Wetke =B3)
B2) M a r g r e t h a  Hoyer * 1516 + 1561 Kindbett oo Jasper Smede, Flensburg S.d.Nysse (Nicolaus) Smede 1505 Bürgermeister + 1529 Flensburg
B3) C at h a r i n a  Hoyer * 1518 oo Joachim Wetcke = 1545 Jurat Husum-S.Maria 4.2.1552 Haus von Schwager Michel Fester + vor 1561
B4) J a c o b  Hoyer * 1521 – 1539 schickt ihn Vater Herman zur Weiterbildung nach Königsberg zu seiner „Tante“ Dorothea oo1526 Albreccht v.Brandenburg-Ansbach.KÖNIGSBERGER GYMNASIUM -1/2 Schw.s.Mutter, von der er Urlaub erbittet zu der Hochzeit seiner Schwester 3 Wochen vor Micheli = 8.9.1540 und durch Vaters Tod nicht dorthin zurückkehrt. (+) 1572 im Grab der Mutter Catharina T.Marie H.oo Eddens
B5) A n n e c k e (*) 25.1.1523 (Herzog Friedrich weilt zur Taufe in Herman Hoyers Haus = Anna ist der Name Friedrichs 1.Frau !) 29.1.1523 sucht Magnus Munk namens der Jüten Herzog Friedrich in Lange Herman Hoyers Haus in Husum auf. oo 8.9.1540 Johan H o y e r 1545 Stadtvogt Husum = 1572

„C o g n a t u s“ des Kaspar H.A32). Dieses ist der Beweis, daß Mutter Catharina und Kaspar Hoyers Großmutter Magdalena Geschwister also „weibliche Verwandte“ sind.

Johans Schwester Metta H.oo Aug.1558 Johan Pistorius= Becker, der oo vor 12.10.1560 weitere Schwester Marga.H. Johan Pistorius *Husum 29.6.1528 S.d.Dietrich B.+1533 und wird 4.3.1558 Pastor in Tetenbüll und dankt Matthias Knudsen für Zuwendungen.

Kinder:
B51) J a co b  Hoyer 31.5.1559 Wittenberg hat 12.10.1560 Schwager Johan Pistorius, dessen 2.Frau Marga. seines Vaters Schwester ist. oo Ingeborg + 1594
B52) J o h a n Hoyer d.J. = 1572 Schwager des Johan Pistorius
B53) J ü r g e n  H. oo Anna Herford/ kauft 15.4.1583 von Peter Hacke
B54) C h r i s t i n e  H.oo Henning Wyth/Wieth

Witwer H e r m a n  Hoyer + vor 10.1.1541 oo2. 1535 Marike Knudsdotter Splenter, aber in anderen Zusammenhängen ist sie eindeutig als „Canuta/Knutsen“ belegt. Tochter des +Hans Knutzen, Färber und der Magdalena „Friederichsdotter“=A) * 1517 = A.3) + Bischofshof/Fünen 1560.18.9. (+) Knudskapelle

Kinder:
A31) H e r m a n  Hoyer * 1536/ 1555 Schule Lüneburg, 1557 Student in Copenhagen, 1558.19.11. Student in Wittenberg/ 1562 Frankfurt/Oder + Kopenhagen 22.12.1563 bei 1/2 Schwester Magdalena Hamersfort oo Dr.Hieronimus Thenner oo Annecke = 1564 als Witwe Hoyer Geldempfängerin
A32) C a s p a r  Hoyer * 21.7.1538 (Name von Caspar H. 1532 in Rom) + Husum 1594.19.11. 56 J 4 Mon….weiteres siehe unten

Witwe Maria Hoyer (durch Vermittlung Christians III. mit seinem Leibarzt) * 1517 = A.3) + Bischofshof/Fünen 1560.18.9. (+) Knudskapelle

oo2) um 29.9.1541 Dr.med.Cornelius H a m e r s f o r t  * Amersfort/NL.ab 29.9.1540 Hofapotheker er + 6.3.1580 (+) Knudskirche nach weiteren Ehen:

sie + 18.9.1560 Bischofshof/Odense (+) Knudskirche

seine weiteren Ehen:

oo2) 24.8.1561 Wwe. Magdalena des Dr.iur.Bernhard Fries, kgl.Rat *Payen
oo3) 1567 Witwe Anna des Jost Rover + 11.2.1578 T.d.Erich Soltau und Anna Götcke

Kinder der Maria:
A33) M a r g a r e t h a Hamersfort * 1542 Husum
A34) M a g d a l e n a  H.* 1544 Husum + Odense 1623 oo 24.8.1561 Dr.Hieronimus Thenner * Hessen, Vorsteher dt.Kanzlei Kopenhagen 1567 angeklagt wegen Hochverrats + Gefängnis 13.3.1570
A35) C o r n e l i u s  H. d.J. * Kopenhagen 6.5.1546 + 13.5.1627 Odense oo 10.9.1587 Mette thor Smede, Flensburg, T.d.Reinhold u.Gesche Lange
A36) F r i e d r i c h  H. * Kopenhagen 20.5.1548
A37) D o r o t h e a  H.* 1550 Bischofshof/Odense-Fünen + 5.6.1608 oo1) 1572 Nicolaus thor Smede, Flensburg, * 27.3.1547 + 1.10.1590 Flensburg S.d.Thomas thor S.u.Drude (Gertrud) Jepsen  oo2) 10.2.1594 Dr.Matthias Carnarius (1558-1620), Leibarzt Sohn des Dr.Johannes C.(1527-1562) Gottorfer Leibarzt oo Marga.Knutsen, ält.T.d.Matthias K. und der Ursula Schröder

A32) C a s p a r  Hoyer * 21.7.1538 (Name von Caspar H. 1532 in Rom) + Oldenswurth 1594.19.11. 56 J 4 Mon (+) Husum 22.11.

Studien gemeinsam mit Bruder Herman H.1555 Lateinschule Lüneburg/ Wittenberge -dann noch Köln und Straßburg ab 1576 Staller Eiderstedt, Ewerschop und Utholm + 19.Oldenswurth (+) 22.11.1594 oo kurz nach 17.9. = 24.9.1564 Anna Wulff + 26.1.1610, T.d.+Conrad W.Kiel und seiner ersten Ehefrau  Ma.Schele (oo2.Tale Harye d.BM.Paul Tochter)

Kinder:
A321) M a r i e  H.*1567 oo 1583 Jürgen Maes, neuer Staller Nordstrand
A322) M a r g a .H.*1568 oo Tönning 1587 Vinzenz Möller *Hamburg
A323) A n n a  H.*1570 oo …Lackmann, Stade (oo2)?? Schwenck < S.Caspar Schwenck.BM.Stade)
A324) S i l i k e  H.*1572 oo Hans Thies, Garding
A325) H e r m a n  H.*1574 oo 15.4.1599 Anna Ovens Tochter des +Hans O.Koldenbüttel u.+Wencke  Hunnens
A326) M a g d a l e n a  H,*1576 o 16.5.1591 Thomas thor Smede, Flensburg (1564-1625) oo 19.11.1593 Ratsherr Thomas thor Smede, S.d.Reinhold thor S.u.Gesche Lange
A327) C o n r a d  H.*1578 +23.9.1606 oo Dorothea Schultze
A328) H a n s  Adolf  H.(nach Landesfürst)*1580 lebt 1624

Alle genannten Familien entwickelten sich prächtig dank des fürstlichen/königlichen Wohlwollens seitens Friedrich I. und seines Sohnes Christians III. von Dänemark.

Anmerkungen

*1 Zeitschrift für Schleswig-Holstenische Geschichte Band 61 mit Literatur- und ausführlichen Quellennachweisen
*2 „Chronicon Eiderostadense vulgare 1103-1547″J.Jasper/Claus Heitmann, 1977, Verlag H.Lühr & Dircks

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(Alt-) Bad Bramstedt Kalender 2017

Bad Bramstedt. Auch in diesem Jahr gibt es wieder einen Kalender mit Bildern aus Bad Bramstedts „guter alter Zeit“. Erhältlich im Bad Bramstedter Buchhandel für 18 EUR.
Hier gibt es einen Einblick.

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Die Chaussee Altona Kiel in Bramstedt – Trassenverlauf, Änderungen und wirtschaftliche Bedeutung der Chaussee

Jan-Uwe Schadendorf (Beitrag für ein Buch über die Chaussee aus 2014)
Mehr zur Chaussee demnächst unter: http://www.altona-kiel.de

Bad Bramstedt – Trassenverlauf, Änderungen und wirtschaftliche Bedeutung der Chaussee

Ziemlich genau auf halber Strecke zwischen Altona und Kiel liegt die heutige Stadt Bad Bramstedt, vor zweihundert Jahren noch „Flecken Bramstedt“. Dieser Flecken wird schon früh in den Annalen als ein Ort am alten Heerweg oder Ochsenweg genannt, in dem der Fernweg am Fuße eines Höhenzuges, der „Lieth“, die widrigen Verhältnisse des Bramautales und ihrer Zuflüsse durch die moorigen Wiesen quert. Diese prädestinierte Lage war immer wieder für das Auf und Ab des Ortes verantwortlich: Zur Zeit des blühenden Ochsenhandels profitierte der Ort als einer der Marktplätze, an dem sich Käufer und Verkäufer trafen. Zu kriegerischen Zeiten nutzten Heere den Weg, ernährten sich aus dem Land und fügten dem Ort und der Bevölkerung großen Schaden zu.

Schwere Zeiten hatte der Flecken auch hinter sich, als die Pläne für die Chaussee von Altona nach Kiel bekannt wurden. Und so sehr aufgrund der wirtschaftlichen Lage sich die Fleckensvertreter schwer taten bei der Wiederaufrichtung ihres 1814 von Kosaken umgestürzten Rolands, so sehr erkannten sie jetzt die Chance für den Ort, durch die neue Chaussee – und ebenso das Risiko, wenn eine andere Trasse gewählt werde. Es wird von zahlreichen Eingaben der Bramstedter berichtet, in denen sie Bedenken gegen andere Trassen vortrugen (z.B. eine zwischen Bimöhlen und Bramstedt) oder Angebote machten zur Förderung des Baues und zur Kostenminderung für die Krone. Hans Hinrich Harbeck berichtet in seiner Chronik Bramstedts, dass der Flecken mit seinen damals rund 1.500 Einwohnern dem König für die zu erbauenden Brücken 6.000 Fuder Sand (das sind rund 25.000 cbm) und für die Straße über 1.400 Fuder Steine kostenlos zur Verfügung stellen wollte. Wie bekannt, kamen die Bramstedter mit dieser Zusage an ihr Ziel.

abt-80-nr-2576-ii-karte-101_2400Städtebaulich bedeutete dies für den Flecken tiefe Eingriffe. Der alte Ochsenweg, der aus dem Ort nach Nordosten gen Großenaspe führte (heute: Straßen „Bimöhler Straße“, „Großenasper Weg“ und „Gayen“), nahm weitgehend natürliche Höhen und Tiefen des Geländes mit und schlängelte sich in die Lieth, die sich in dieser Gegend aus der Landschaft erhebt.

Die neue Streckenführung kam von Norden in gerade Linie auf den Ort zu und sollte in ebenso gerader Führung die Lieth überwinden, um in das Tal der Bramau und ihrer Zuflüsse hineinzukommen. Diesen Zugang wählten die Planer am östlichen Rand des damals kleinen Ortskerns. Hier waren etwa 20 Höhenmeter auf einer Strecke von nur 500 Metern auszugleichen oder genauer gesagt, mit tausenden Kubikmetern Erdmassen und Stein aufzufüllen. Schon von der Kirche an wurde der „Landweg“ leicht erhöht und dann den Berg hinauf machte man am „Raaberg“ einen kleinen Absatz in der durchgehend ansteigenden Straße, wohl um einen kleinen Verschnaufpunkt für die Pferdegespanne zu haben.

Doch es erwuchsen gleich mehrere solcher schweren Aufgaben im Zuge des Chausseebaues auf dem kurzen Stück durch den Flecken Bramstedt. Die Täler der Bramau (heute an dieser Stelle: Osterau) und der Schmalfelder Au (hier heute: Hudau) waren mit Brückenbauwerken zu queren. Es wurden zwei baugleiche, wunderschöne Brücken errichtet. Die Beeckerbrücke wurde etwa 50 Meter flussaufwärts der alten Brücke und der früheren Furt gebaut. Der vorhergehende Verlauf der Straße ist bis heute an der Platzkante, dem Häusersaum auf der Westseite des „Kirchenbleeck“ erkennbar. Die Beeckerbrücke führte zu einer deutlichen Erhöhung des Geländes, denn es wurden große Erdmassen auf beiden Seiten der Brücke angefahren. So entstanden ganz nebenbei neue Möglichkeiten für weitere Aufschüttungen neben der Brücke. Dort entstanden neue Häuser im Ortszentrum – eines (Jürgen und Sophia Mohr, Kirchenbleeck 2, erbaut 1849) steht noch heute am Beginn der Straße Schlüskamp. Südöstlich neben der Beeckerbrücke genehmigte der Baudirektor von Warnstedt auf Wunsch der Bramstedter die Anlage einer Viehtränke.

Die neue Straßenführung ergab nun einen geraden Weg von der Kirche über die Beeckerbrücke hinweg zum Bleeck mit dem Blick auf den Roland. – Das war eine grundlegende Änderung des Ortszentrums.

Die Bramstedter nutzten die Gelegenheit des Chausseebaues, um auch in ihrer Ortsmitte einige Pflasterarbeiten durchzuführen und so den Platz aufzuwerten. Nur den „Landweg“ wollte die königliche Baukommission nicht auf Kosten des Chausseebaues so pflastern lassen, wie es die Bad Bramstedter es gern gehabt hätten. Er wurde „nur“ macadamisiert.

Die zweite wesentliche Veränderung des Ortsbildes geschah beim Ausgang der neuen Chaussee vom Bleeck gen Süden. Die Bauplanung wählte nicht den alten Weg über die Hambrücke („Ham“ steht für Wald), sondern suchte an der Südwestecke des Bleecks, an einer „In de Hörn“ genannten Landzunge, den Weg hin zum feuchten, teils moorigen Tal der Hudau. Auch hier mussten Steine und Sand in großen Mengen angefahren werden, um vom Bleeck zur neuen Brücke und über das Autal hinweg zu kommen.

Dieses damals „Frederiks-Brücke“ oder heute „Friedrichsbrücke“ genannte Bauwerk bildete sozusagen den Schlusspunkt der Bauarbeiten und wurde 1833 fertiggestellt. Hier weihte König Friedrich VI. persönlich im Sommer 1833 die Chaussee offiziell ein. „1. July 1833“ steht in Stein gemeißelt als Datum an der Brücke. Der König schlug seine Zelte in einer Wiese an der Au auf. Bei der Einweihung soll er – zumindest dem Volksmund nach – ans Geländer geklopft und in Anspielung auf die hohen Kosten sinngemäß ausgesprochen haben: „Es ist doch nur Eisen, ich dachte, es wäre Silber.“

Südlich der Brücke nach einer kleinen Kurve führt die Straße, die noch heute „Altonaer Straße“ bzw. „Hamburger Straße“ heißt, schnurgerade weiter nach Lentföhrden.

Schon die Bauphase der Chaussee war für Bramstedt mit wirtschaftlichen Erfolgen verbunden. Zwar mussten die Bürger auf der einen Seite Land abgegeben und Fuhrdienste leisten, andererseits gab es für die Wirtschaften zu tun und auch dem Handwerk erwuchs Arbeit. So berichtet Monika Frohriep, dass die Hauptschmiede des Chausseebaues in Bramstedt ansässig war, und nach der Vollendung des Baues wurde das zentrale Magazin in Bramstedt eingerichtet (die Lage ist bislang unbekannt geblieben).

Die neuen Straßen führten dazu, dass an ihnen bald Bauplätze entstanden und der Ort sich ausdehnte und neue Gestalt annahm. Nach Fertigstellung der Chaussee profitierte Bramstedt erheblich von den vermehrt durchreisenden Gästen. Gastwirte, Postmeister, Händler seien nur als einige Berufe genannt. Direkt südlich der Beeckerbrücke wurde in diesen Jahren der große Gasthof „Holsteinisches Haus“ ausgebaut, der über Jahrzehnte den Platz an dieser Stelle prägen sollte. Einige gaben ihre Landstellen weitgehend auf, um nur noch Gastwirt zu sein, statt mit schwerer Feldarbeit ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Doch diese Phase der Prosperität währte nur gut zehn Jahre. Eine Eisenbahn sollte von Altona nach Kiel gebaut werden. Die Bramstedter fürchteten, dass die nur durch den Ort durchfahren werde und Nichts im Flecken „hängen bleibe“. Sie verweigerten die Planungen einer Linienführung durch den Ort. Daher wurde 1842/44 die Trasse der Bahn über das benachbarte kleine Örtchen Wrist gewählt.
Genützt hat es den Bramstedtern nichts, im Gegenteil: Schnell stiegen die Menschen von den anstrengenden Fahrten in Pferdefuhrwerken auf die schnellere und bequemere Bahn um. Der Ort litt schwer unter dem starken Rückgang des Verkehrs auf der Chaussee. Als 1898 der Flecken Anschluss an die Eisenbahn nach Süden erhielt (heute AKN), ging es wieder aufwärts und 1916 kam die Verbindung nach Neumünster hinzu.

Erst mit dem Aufkommen des Ottomotors und des Kraftverkehrs gewann die fast hundert Jahre alte Chaussee neue Bedeutung. In den 1920er Jahren wurde die gesamte Chaussee neu gepflastert. Der Abschluss lag in Bad Bramstedt und die Jahreszahl „1926“ ist im Pflaster der Chaussee in der heutigen Altonaer Straße bis heute erhalten geblieben. Diese Zahl war auch im Pflaster unten am Kieler Berg gesetzt worden, ist aber 1971 beim Ausbau des „Landwegs“ verschwunden.

Der Wechsel der Macht im Reich brachte für die Stadt Bad Bramstedt (seit 1910) und die Chaussee neue Entwicklungen. Die Reichsstraße 4, wie sie jetzt hieß, wurde als die „Hauptaufmarschstrecke“ nach Norden gesehen. Die Friedrichsbrücke – so wird bis heute am Ort überliefert – galt für Panzer und anderes schweres Gerät als nicht tragfähig genug. Ferner war der „Kieler Berg“ mit seiner stark abschüssigen Führung ein schwieriges und auch gefährliches Stück Straße, was zahlreiche Unfälle auf Höhe des Hauses von Fliesenlegers Köhnke bewiesen.

Eine andere Streckenführung wurde geplant und noch während des Dritten Reiches begonnen. Zunächst wurde von Süden kommend eine neue Brücke (die später eher unglücklich bezeichnete „Christiansbrücke“) über die Hudau gebaut und von dort an den Bleeck angeschlossen. 1928 war das zuletzt heruntergekommene „Hotel Stadt Hamburg“ im Süden des Bleeck abgebrochen worden und an der Stelle 1930 eine Tankstelle an der „Altonaer Straße“ entstanden. Im Herbst 1940 wurde das danebenstehende, erst 1902 eingeweihte Postamt geräumt und für die neue Straßenführung abgebrochen, die hier nun den Platz erreichte. Diese neue Straße wurde „Hamburger Straße“ genannt und löste auf diesem Abschnitt die „Altonaer Straße“ ab, die fortan nur noch eine geringe Bedeutung hatte und deshalb in den Folgejahrzehnten weitgehend unangetastet blieb.

Im Norden der Stadt kamen die Arbeiten erst nach dem II. Weltkrieg weiter voran. Zwar hatte man schon in den 1930er und 40er Jahren Grunderwerb getätigt und Häuser abgetragen, aber erst jetzt ging es von der Beeckerbrücke aus los. Vom Kirchenbleeck erfolgte ein Durchstich durch die Häuserreihe am „Landweg“ und es entstand die heutige Straße „Liethberg“. Die Gasthöfe „Südpol“ und „Zur Börse“ mussten ganz weichen, ein Haus neben dem „Nordpol“ (heute „Chinarestaurant Ho“) teilweise. Erhebliche Erdmassen mussten abgetragen werden, um den in einem weiten Bogen geführten neuen Anstieg auf die Höhen der Lieth zu schaffen, wo die neue Straße auf die alte Trasse trifft. Die Erde wurde durch die ganze Stadt auf Schienen und in Loren u.a. zur Friedrichsbrücke transportiert, wo das Gelände an der alten und der neuen Brücke damit aufgeschüttet wurde.
Während die Friedrichsbrücke unangetastet blieb, wurde die Beeckerbrücke 1950 sehr verändert. Die alten Granitpfeiler mit den Eisentraversen verschwanden und die Brücke wurde insgesamt verbreitert, allerdings unter Erhaltung der Seitenfronten. 1975/76 wurde die Brücke völlig neu befestigt, um sie – ein „deja vu“ aus den 1930ern – nun für Militärfahrzeuge tragfähig zu machen und sie mit Sprengschächten auszustatten.

Diese neue Straßenführung prägte danach über die Jahrzehnte den Ort, der sich zum Kreuzungspunkt des Ost-West-Verkehrs auf der B 206 und der B 4 entwickelte und ein beliebter Ort zum Rasten und Übernachten wurde. Gastronomie und Hotellerie profitierten besonders, aber auch der Handel. Jedoch stöhnte der Ort unter dem wachsenden Verkehrsaufkommen.

Der Bau der Bundesautobahn A7 brachte ab Beginn der 1970er für einige Jahre Entlastung. Erst die Ortsumgehung, die 2010 für die B 206 fertiggestellt wurde, brachte wieder eine spürbare Beruhigung. Waren es vor dem Bau der Umgehungsstraße über 25.000 Fahrzeuge, die täglich die Beeckerbrücke querten, sind es heute nur noch gut die Hälfte. So bleibt Bad Bramstedt eine Stadt, die mit und von ihren Verkehrsadern lebt.

Bei allen Veränderungen ist bis heute ein ca. 500 Meter langes Teilstück der alten Chaussee weitgehend in dem Zustand erhalten, wie er sich seit 1926 zeigt, bis hin zu einem Halbmeilenstein, einem alten Chausseewärterhaus (Altonaer Straße 34) und natürlich der „Friedrichsbrücke“ – der bis heute schönsten Brücke der Kiel-Altonaer Chaussee. Dieses Ensemble steht seit Januar 2012 unter Denkmalschutz.

Abbildungen und Bildunterschriften:

Abb. 1: Historischer Plan für den Ausbau der Chaussee im Flecken Bramstedt von 1832; alter und neuer Standort der Brücke über die Osterau (der Plan ist gesüdet)

Abb. 2: die Friedrichsbrücke um 1900 (historische Postkarte)

Abb. 3: In den 1930er Jahren: Blick vom Bleek gen Norden, links das „Rolandseck“, rechts das „Holsteinische Haus“

Abb. 4: Die Südseite des Bleeck um 1930

Abb. 5: Von der Baubehörde korrigierte Planzeichnung der neuen Brücke für die Hamburger Straße, 1938

Abb. 6: Umbau und Verbreiterung der Beeckerbrücke, um 1950

Abbildungsnachweis: Stadtarchiv Bad Bramstedt, Sammlung Schadendorf

Textumfang: 14.078 Anschläge (davon die „Anekdote“: 1.549)

Der einzige ehrliche Bramstedter

Eine kleine Anekdote wird über den Gasthof „Stadt Hamburg“ erzählt, die das Auf und Ab der Bedeutung der Chaussee zeigt (aus den Bramstedter Nachrichten vom 19.3.1932):
Bald nach Fertigstellung der Chaussee wurde von dem Zimmermeister Benthin hart an der Chaussee, da, wo sie den Bleeck verläßt, ein stattliches Wirtshaus gebaut. Durch das Haus führte von einem Ende zum andern eine lange Durchfahrt, die Raum für viele Wagen bot. Der Name „Stadt Hamburg“ prangte auf einem großen hölzernen Schild über der Tür.
Der Erbauer verkaufte das Anwesen später an Franz Heinrich Jahncke aus Altona. Als der kam, um sich die Wirtschaft anzusehen, herrschte drinnen Hochbetrieb. In der Durchfahrt stand Wagen an Wagen und die Gaststube war voller Menschen, durchreisenden Fuhrleuten und Bramstedter Einwohnern, die ein Glas nach dem andern leerten. Das gefiel dem Käufer und schnell wurde man sich einig; der Kaufvertrag wurde unterschrieben.
Als der neue Wirt aber dann antrat, war es ganz anders. Die Fuhrleute kehrten zwar ein, verzehrten aber wenig, und die Bürger ließen sich selten blicken. Allmählich kam er dahinter, dass er übers Ohr gehauen worden war. Die Gaststube voll fröhlicher Zecher war bestellte Arbeit gewesen, um ihn zu täuschen. Auf Grund dieser Erfahrung soll Jahncke sich geäußert haben, es gebe in Bramstedt nur einen einzigen ehrlichen Menschen, und das sei der Roland. Der Zuspruch wurde dadurch jedenfalls nicht größer. (…) Trotz aller Widerwärtigkeiten hielt er hier doch bis zu seinem Tode 1851 aus.

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Platte: Zur Geschichte des Schulwesens im Flecken Bramstedt

aus dem heimatkundlichen Jahrbuch des Kreises Segeberg 1986:

Wolfgang Platte: Zur Geschichte des Schulwesens im Flecken Bramstedt

Materielle, personelle und inhaltliche Mängel prägen die Geschichte des Bildungs­- und Schulwesens nicht allein im Flecken Bramstedt, sondern sinngemäß auch in vergleich- baren Landgemeinden, insbesondere in der Zeit vor der Einverleibung der Herzogtümer Schleswig und Holstein in den preußischen Staat.

Aktenmäßig kann die Geschichte des Schulwesens im Flecken Bramstedt bis in das Jahr 1568 zurückverfolgt werden. Aus diesem Jahr sind erstmals Kirchenrechnungen überliefert, aus denen sich Hinweise auf die Unterrichtstätigkeit des Bramstedter Küsters und Organisten Rolefinck ergeben. Schulunterricht wurde, wie in jenen Jahren allgemein üblich, in Nebentätigkeit von kirchlichen Bediensteten erteilt, in der Regel dem Organisten oder Küster. Das hierfür von der Kirchengemeinde gezahlte Entgelt be­trägt bis in das Jahr 1646 hinein unverändert sechs Schilling pro Jahr, eine Besoldung also, die den untergeordneten Charakter des Schulwesens in einer Gemeinde von der Größe Bramstedts deutlich macht, und die nur in Ausnahmefällen zu einem hinreichen­den pädagogischen Engagement motivierte. Hieran änderte auch die äußere Auf­wertung der Position des unterrichtserteilenden Organisten oder Küsters durch die Ver­leihung des Titel „Präceptor“, wie sie im Jahre 1681 im Flecken Bramstedt erfolgte, nur wenig. Ein an den König direkt gerichtetes Schreiben des Bramstedter Ortsgeistlichen aus dem Jahre 1735 spricht hier eine sehr deutliche Sprache: Lehrer, die in der Vergan­genheit im Flecken Bramstedt tätig waren bzw. es zum Zeitpunkt des Schreibens noch sind, werden allesamt als abgedankte Söldner, Vagabunden und Müßiggänger bezeich­net. Besonders beklagt wird hierbei das Fehlen jeglicher sachlicher und pädagogischer Qualifikation der Lehrenden.

Insgesamt müssen die Verhältnisse in Schleswig-Holstein gleichermaßen desolat ge­wesen sein, denn bereits fünf Jahre später, im Jahre 1740 also, verkündet der im Schrei­ben des Bramstedter Ortsgeistlichen angesprochene König Christian VI. ein allgemei­nes Reglement zur Verbesserung des Schulwesens in den Herzogtümern Schleswig und Holstein. Hierin werden erstmals konkrete Angaben sowohl über die Ausbildung als auch über die Besoldung der schleswig-holsteinischen Lehrer gemacht. So sollte ein an­gehender Lehrer seine pädagogischen Fähigkeiten in Form einer Hilfslehrertätigkeit, einer Art von Lehre also, erwerben und diese vor dem Kirchenkollegium in Form einer praktischen und theoretischen Prüfung nachweisen. Nach der erfolgten Ernennung zum Schulmeister sollte er dann neben einem festen Jahresgehalt in Höhe von 170 Reichs­talern eine freie Dienstwohnung mit Garten und Koppel erhalten.

Das am 26. Januar 1740 ergangene Reglement richtet sich insbesondere an das Amt Segeberg, da hier offensichtlich auch erhebliche räumliche Mängel zu beklagen waren. So weist Christian VI. das Amt Segeberg direkt an, nach bereits vorhandenen Normal-Bauplänen Schulgebäude neu errichten zu lassen. Neben einer finanziellen Unterstüt­zung wurde dabei die Gestellung von Baumaterialien aus dem landesherrlichen Besitz zugesagt; mit den Bauarbeiten sollte bereits im bevorstehenden Frühjahr begonnen wer­den. Die zu bauenden Schulhäuser sollten nach Landesart als Fachwerkbauten mit Lehmwänden errichtet werden und eine Grundfläche von 896 Quadratfuß (ein Quadrat­fuß entspricht in Schleswig-Holstein 296 Quadratmillimetern) haben. Als Räumlich­keiten sah der Normalplan eine Schulstube, eine Wohnstube, eine Diele, Schlafzimmer des Lehrers, Kuh- und Schafställe, Bodenraum für Futter und Kornvorräte sowie einen Platz für Feuerung vor.

Das soeben angesprochene königliche Reglement sollte jedoch, zumindest was die geforderten Schulneubauten betraf, für den Flecken Bramstedt reine Theorie bleiben. Zwar wird der Schulunterricht vom 1. April 1744 von einem vollausgebildeten Schul­meister versehen, die Räumlichkeiten blieben gleichwohl jedoch ein Provisorium. Seit dem Jahre 1575 fand der Schulunterricht in dem hinter der Kirche gelegenen Küsterhaus statt, das mit den Jahren zusehends verfiel und angesichts der steigenden Anzahl schul­pflichtiger Kinder auch von der räumlichen Größe den Anforderungen nicht mehr ent­sprechen konnte. Hatte man sich seitens der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten mit den räumlichen Verhältnissen weitgehend abgefunden und das eigentliche Problem mehr im personellen Bereich gesehen, so tritt mit der Einstellung eines nach den da­maligen Verhältnissen als vollausgebildet zu bezeichnenden Pädagogen eine Änderung ein. Anders als seine Vorgänger war der neue Bramstedter Schulmeister Struve nicht be­reit, sich mit den beengten räumlichen Verhältnissen im Küsterhaus abzufinden. Bereits unmittelbar nach seinem Amtsantritt im Jahre 1744 richtet er sich mit einem Gesuch an den Landesherren und drängt auf Abhilfe. Dieses Schreiben gibt einen nicht uninter­essanten Einblick in die „bürokratischen“ Verhältnisse jener Zeit, die denen unserer Tage nicht unähnlich erscheinen. In einer Stellungnahme des Kirchspiels, so Struve, wird zwar die Notwendigkeit eines Erweiterungsbaues bejaht, man wollte jedoch keine Geldmittel zur Verfügung stellen, da auch in den umliegenden Dörfern des Kirchspiels private Ersatzschulen, sogenannte Klippschulen, errichtet würden. Auch die Fleckens­gemeinde sähe keine Notwendigkeit zur finanziellen Beteiligung, da das Küsterhaus Kircheneigentum und der Schulunterricht Kirchenangelegenheit sei. Der König wurde angesichts der geschilderten Verhältnisse um eine Entscheidung gebeten. Auf dem Dienstwege gelangte das Schreiben Struves sowohl in die Hände des zuständigen Amt­manns zu Segeberg als auch in die Hände des Propstes. Beide betonten in ihren Stellung­nahmen die Notwendigkeit eines Erweiterungsbaues, waren aber hinsichtlich der Finanzierung geteilter Auffassung. Am 4. September 1744 ordnete der König zwar den sofortigen Baubeginn an, äußerte sich jedoch nicht zu der noch ungeklärten Finanzie­rungsfrage. Aufgrund der ungeklärten Finanzierung beschloß das Kirchspiel eine provi­sorische Lösung, die sich jedoch schon von Anfang an als unzulänglich erweisen sollte. Allerdings kehrt eine gewisse Ruhe in die schulischen Belange Bramstedts ein, aller­dings auch aus dem Grunde, da sich vom Jahre 1752 an eine private Ersatzschule im Flecken befand, die offensichtlich für eine gewisse Entlastung der „Küsterschule“ sorgte. Erst mit dem Jahr 1798 tauchen erneut Hinweise in den Akten auf, die auf Aktivi­täten zur Verbesserung der schulischen Verhältnisse schließen lassen. In einer gemein­samen Eingabe an das Kirchenvisitatorium in Segeberg fordern die Bramstedter Schul­interessenten die Errichtung eines Schulneubaus, da die beengten Räumlichkeiten im Küsterhaus nicht weiter hinzunehmen seien und die private Klippschule einen zu man­gelhaften Unterricht erteile.

Jedoch sollte es noch siebzehn weiterer Jahre und zahlloser Eingaben bedürfen, bis der Beschluß zum Schulneubau gefaßt worden war. Erst die sich bedrohlich entwickeln­de Einsturzgefahr des alten Küsterhauses bewegte die Kirchenjuraten im Jahre 1815 da­zu, der Errichtung eines Schulneubaues zuzustimmen. Geplant waren neben den Wohn­räumen für den Schulmeister und den Hilfslehrer Schulstuben für 80 — 100 Schüler. Be­reits im Jahre 1816 wurde mit dem Neubau am Kirchenbleeck begonnen, der aber schon im Winter des gleichen Jahres durch den ablehnenden Bescheid der königlichen Rente­kammer, Baukosten in Höhe von 10 000 Mark zu übernehmen, zum Stillstand kam; ein Umstand, der insbesondere vor dem Hintergrund des für die Herzogtümer Schleswig und Holstein sowie Dänemark ungünstigen Ausgangs der Befreiungskriege gegen Napoleon zu verstehen ist. So kam es zu einem neuerlichen Provisorium, das erst mit dem Bau des heute als Kulturhaus der Stadt Bad Bramstedt genutzten Schulgebäudes auf dem Maienbeeck ein vorläufiges Ende fand. Dieser im Jahre 1840 fertiggestellte Schul­neubau wurde jedoch nur durch die Gestellung des Baulandes durch die Fleckens­gemeinde ermöglicht sowie durch die Zusage der Gemeinde, Sachkosten des Schulbe­triebes fortan zu tragen.

Die Schulgeschichte des Fleckens Bramstedt konzentriert sich somit auf drei Gebäu­de: Das hinter der Kirche gelegene und nach der Fertigstellung des neuen Organisten­hauses 1816/17 abgerissene Küsterhaus, das nachfolgende, im Jahre 1971 abgerissene so­genannte Organistenhaus am Kirchenbleeck und das im Jahre 1840 errichtete neue Schulhaus am Maienbeeck. Mit der Errichtung dieses Gebäudes tritt erstmals die politi­sche Gemeinde des Fleckens als Schulträger in Erscheinung, während bislang sowohl die Trägerschaft als auch die Schulaufsicht in den Händen der Kirchengemeinde lag. Mit dem Auftreten der politischen Gemeinde als Schulträger beginnt eine Zeit der Span­nung zwischen Schulträger und kirchlicher Schulaufsicht, die sich in mehreren Ver­suchen des Fleckens, Einfluß auf die Unterrichtsgestaltung zu nehmen, dokumentiert. Unter anderem versuchte die Fleckensgemeinde mehrfach, gegen den Widerstand der Kirche ein Mitspracherecht bei der Besetzung von Lehrstellen durchzusetzen.

Die Errichtung von zwei Schulneubauten in relativ kurzer Zeit kann nicht allein durch steigende Schülerzahlen und die bisherigen räumlichen Provisorien erklärt werden. Angesprochen werden muß auch die regionale wie überregionale Entwicklung, die die Entscheidungsfindung hinsichtlich der Errichtung von Schulneubauten beeinflußte.

Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts rückt das Bildungswesen erneut in den Blick­punkt des landesherrlichen Interesses. In der Zeit von 1797 bis 1814 wird eine Vielzahl von Maßnahmen getroffen, die auf eine Optimierung bzw. Straffung des Schulwesens in den Herzogtümern abzielten. So sollte es nach dem Willen der vom König eingesetz­ten Reformer in der Zeit nach 1814 lediglich zwei Schultypen in den Herzogtümern ge­ben: Die Bürger- oder Fleckenschule und die sogenannte Gelehrtenschule. Letztere sollte lediglich den größeren Städten vorbehalten bleiben. Unterrichtsziel der für unsere Betrachtung maßgeblichen Bürger- oder Fleckenschulen sollte die Vermittlung von Kenntnissen bzw. Fähigkeiten sein, die, wie es heißt, „die Bürgerkinder wirklich be­nötigten“, d. h. eine Beschränkung auf das Wesentliche. Der Lehrplan jener Jahre nach 1814 schreibt somit für die Elementarklassen (vergleichbar mit dem heutigen Grund­schulunterricht) Buchstabenkenntnis und Lesen nach Tabellen bis zum zusammenhän­genden Lesen in Büchern, Schreibübungen unter Berücksichtigung der Grundregeln der Orthographie und Interpunktion, Kenntnis der Zahlen, Kopfrechnen, Verstandes- ­und Gedächtnisübungen, biblische Geschichte, Unterweisung in der christlichen Reli­gion, Singen leichter Choräle und kleiner Lieder vor. In den Oberklassen sollten Übun­gen im ausdrucksvollen Lesen, dem Lesen verschiedener Handschriften, der Unterricht im Schön- und Rechtschreiben im Vordergrund stehen. Interessant ist hierbei eine Unterscheidung von Lerninhalten für Jungen und Mädchen im Bereich der Mathema­tik: Sollte den Mädchen hier lediglich ein Elementarwissen vermittelt werden, so steht für die Jungen eine vertiefende Beschäftigung mit Kopfrechnen, schriftlichen Rechen­übungen sowie der Arithmetik und der Geometrie auf dem Unterrichtsprogramm. Er­gänzend sollte den Oberklassen das Gemeinnützige aus den Bereichen Geschichte, Geographie, Naturlehre, Naturgeschichte, Technologie, biblischer Geschichte und dem Landeskathechismus vermittelt werden. Es wird deutlich, daß ein solches auch aus heutiger Sicht recht umfangreiches Unterrichtsangebot nur in den geeigneten Räumen vermittelt werden konnte.

War die Erstellung von Lehrplänen in der Zeit vor dem 19. Jahrhundert ausschließlich Kirchenangelegenheit, so ist der oben vorgestellte Fächerkanon von einem königlichen Schulkollegium erstellt worden und sollte landesweit Gültigkeit haben. Ebenso wurden Qualifikationsanforderungen sowie die Besoldung für Lehrer landesweit einheitlich festgelegt, lediglich die Aufsicht über die Einhaltung der Lehrpläne sollte in den Hän­den der Kirche verbleiben. Der Kirche wurden dabei besondere Auflagen über die Ab­haltung von Prüfungen und Lehrproben gemacht, so daß ein einheitliches Unterrichts­niveau sichergestellt werden sollte.

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Aber nicht nur die landesherrliche Schulreform ist als Hintergrund für das Engage­ment des Fleckens beim Bau einer Fleckenschule im Jahre 1840 zu sehen. Der Schul­neubau fallt in eine Phase außerordentlicher Prosperität der Fleckensgemeinde, die sich aus den Einnahmen aus dem Wegezoll der im Jahre 1832 durch Friedrich VI. erbauten und durch Bramstedt führenden Kunststraße Kiel-Altona erklärt. Hierdurch nahm die Gemeinde einen großen wirtschaftlichen Aufschwung. Der Bau eines repräsentativen Schulgebäudes sollte dabei nicht nur den entstandenen Wohlstand des Ortes dokumen­tieren, sondern auch das notwendige Bildungsfundament zu legen helfen, dem aufgrund der rapiden Aufwärtsentwicklung des Ortes sich abzeichnenden veränderten Sozialgefüge mit neuen beruflichen und gesellschaftlichen Aufgaben der künftigen Fleckens­bürger entsprechend zu begegnen. Bildung war somit als zukunftsweisende und sinn­volle Investition anerkannt.

Der Euphorie der dreißiger und vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts sollte jedoch schon bald eine Ernüchterungsphase folgen. Die Entscheidung der Bramstedter gegen die Eisenbahn im Jahre 1844 sollte schon bald eine rapide Verarmung des Fleckens zur Folge haben, die dazu führte, daß ein bereits 1845 projektierter Erweiterungsbau zum neuen Schulgebäude 1860 endgültig zu den Akten gelegt wurde.

Die Einführung der preußischen Verwaltung in der im Jahre 1867 gebildeten neuen preußischen Provinz Schleswig-Holstein führte zum Ende der trotz aller bisherigen Be­mühungen um eine Vereinheitlichung des Schulwesens immer noch bestehenden loka­len Eigenheiten. Die im Jahre 1878 schließlich erfolgte Unterstellung der Schulen unter die staatliche Kontrolle machte das Schulwesen fortan vom politischen Willen abhängig. Die Aufgabentrennung zwischen der rein materiellen Trägerschaft der Schule und der inhaltlich-sachlichen Kontrolle des Unterrichtsgeschehens bleibt bestehen, wobei die inhaltlich-sachliche Schulaufsicht in die Verantwortlichkeit der staatlichen Verwal­tung übergeht. Die bisher gegebene subalterne und unübersichtliche Reglementierung des Schulwesens durch lokale kirchliche Behörden wird durch eine gesamtstaatliche Reglementierung ersetzt. Damit ist jedoch auch der Weg frei für eine allgemeine, glei­che und von lokalen Zufälligkeiten unbeeinflußte Bildung. Gleichzeitig wird jedoch auch deutlich, daß die schulische Bildung schon vor der Eingliederung des Schulwesens in die preußische Verwaltung einen vollkommen anderen Stellenwert bekommen hatte, als dies noch zu den Zeiten des Bramstedter Organisten und Lehrers Rolefinck der Fall war.

Anmerkung: Die Abbildung ist nicht „zeitgenössisch“ von 1840, sondern wird aus der zeit des linksseitigen Erweiterungsbaues um 1905 stammen.

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Bad Bramstedter Adreßbücher von 1981/2 und 1989 und Info 1998/99

Bad Bramstedter Adreßbücher 1981-2 und 1989  und Bad Bramstedt Info 1998 / 1999

Bevor der Datenschutz immer größere Bedeutung gewann, gab es an vielen Orten alle paar Jahre Adreßbücher, die einen detaillierten Überblick über die Namen und Wohnplätze der hiesigen Bürger gab – so auch in Bad Bramstedt.

Die mir vorliegende Verzeichnisse sind das Adressbuch 1981-2 und das Adressbuch 1989, wobei das von 1989 schon nicht mehr die Auflistung nach Straßen übernommen hat.

Für alle, die wissen möchten, wer mal in Ihrer Nachbarschaft wohnte, eine tolle Quelle.

Ohnen detaillierte Adressen erschien 1988/99 noch einmal Bad Bramstedt Info aus dem Sommerland-Verlag von Hartmuth Böttcher.

 

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