Schadendorf: Heimatgruß der NSDAP 1941

Von einer alten Bad Bramstedterin erhielt ich dieses Dokument aus den Zeiten des „1000jährigen Reiches“. Es zeigt deutlich, wie überzeugt auch die Nationalsozialisten in Bad Bramstedt von ihrer Sache waren. Ende 1941 glaubte Deutschland an die Erfolge der deutschen Wehrmacht, die überall auf dem Vormarsch war … bzw. der zunächst erfolgreiche Russlandfeldzug war vor Moskau ins Stocken gekommen. (Was man später als „Kriegswende vor Moskau“ bezeichnen wird.)
Den Text habe ich abgetippt, da die Vorlage zu schlecht für einen Scan mit erfolgreicher OCR-Schrifterkennung war. Meine Anmerkungen in [ ] Klammern und als Fußnoten.

Heimatgruß  Der N.S.D.A.P. Ortsgruppe Bad Bramstedt

Auf das Bild klicken, um den Scan des Originals zu sehen.

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Bad Bramstedt, im Dezember 1941

Lieber Bramstedter Kamerad,

Im dritten Jahr seid Ihr draussen, zum dritten Male feiert Ihr das Weihnachtsfest fern der Heimat. Vom Nordkap bis zu den Pyrenäen im Westen, vom Weissen Meer bis zum Schwarzen Meer im Ost, unter der heissen Wüstensonne Afrikas ist die feldgraue Front angetreten, um treu und sicher Wacht zu halten; zum andern in einem gewaltigen Entscheidungskampf auf den bolschewistischen Feind niederzuringen und ihn für immer zu zerschlagen.

Vor einigen Tagen waren die Vertreter der meisten europäischen und ostasiatischen Staaten zu einem Staatsakt in Berlin versammelt. Der Antikominternpakt ist um 5 Jahre verlängert worden. Sieben neue Staaten sind ihm beigetreten und haben damit aller Welt gezeigt, dass auch sie den Bolschewismus als VolksfeindNr.1 erklärt haben. Ihr, die Ihr im Osten den schweren Kampf zu führen habt, kennt den Bolschewismus aus eigener Anschauung. Uns ist es gerade, als wenn Ihr uns zuriefet: „Seid glücklich und froh, dass die bolschewistische Riesenwalze nicht über die deutsche Grenze gekommen ist. Wir halten treue Wacht trotz Schnee und Kälte!“ Ja, Kameraden, das dankt Euch die ganze Nation, und preisen werden es die kommenden Geschlechter. Wir haben zu Euch das feste Vertrauen, dass der Sieg unser ist.

Wann nun die Stunde des Sieges da ist, da Ihr heimkehren dürft, wissen wir nicht. Wir in der Heimat sehen aber, wie Ihr in unerschütterlichem Vertrauen auf Euren obersten Kriegsführer, der das sinkende Reich rettete und nun Europa neu gestaltet, Eure Pflicht treu erfüllt, einerlei ob Ihr im direktem Einsatz seid oder Euch die Führung an einen anderen Platz gestellt hat.

Und nun lieber Kamerad, wollen wir Dir [Dich] etwas aus Deinem Heimatstädtchen Bad Bramstedt wissen lassen.

Abbruch der Häuser Ecke Maienbeeck / Landweg um die Zufahrt zum neuen Liethberg zu schaffen - hier Abbruch des Haues des Zigarrenhändlers Möller

Abbruch der Häuser Ecke Maienbeeck / Landweg um die Zufahrt zum neuen Liethberg zu schaffen – hier Abbruch des Haues des Zigarrenhändlers Möller

Vorweg sei gesagt: Rein äußerlich ist nichts vom Kriege zu sehen, alles steht noch heil und ganz auf seinem Platze. Nur unserem Einwohner Hans Dehn ist etwas „mitgespielt“ worden. Indem ihm ein halbes Haus genommen wurde; der Tommy war nicht daran beteiligt, sondern Dehn musste sich wegen Strassenbaues etwas „zusammenziehen“. Mit diesem Abbruch ist nun der Weg frei für die neue Reichsstrasse über‘n Liethberg.

Bleeck, Schloß um 1940. Die Lagerung der Steine für die Erneuerung der Reichsstraße dauerte mehrere Jahre.

Bleeck, Schloß um 1940. Die Lagerung der Steine für die Erneuerung der Reichsstraße dauerte mehrere Jahre.

Auf dem Bleeck darf man sich aber immer noch in den Bergen wähnen und nur mit Mühe und Not kann man wegen der Sand und Steinmassen zum alten Schloss einen Blick riskieren. Aber bei Tage sind die Arbeitsmaiden – mittlerweile ist ja nun ein neuer Jahrgang eingerückt – doch nicht anwesend. Die Mädels aus der Ostmark helfen schon fleißig bei den Bauernfamilien.

Am Bahnhof präsentiert sich ein schöner Neubau der Fa. Hamann. Das alte Gebäude (die frühere Durchfahrt) war bekanntlich abgebrannt.

Wie wirst Du, lieber Kamerad, erst staunen, wenn sich Deine Schritte während Deines Urlaubs zum Rolandplatz wenden. Dort ist in aller Stille und Abgeschiedenheit der Schiesstand zu einem modernen, allen Anforderungen genügenden Stand hergerichtet worden. Nun können die SA, die Schützenvereine und die Kriegskameradenschaft zu friedlichem Wettkampf aufrufen.

Unser Bürgermeister, der, wie bekannt, als Stabszahlmeister Wehrdienst leistet, ist trotzdem, soweit ihm der Dienst nur irgend die Zeit dazu lässt, mit Eifer am Planen, um unsere ohnehin schon hübsche Stadt der Wiesen und Auen zu verschönern.

Er hat schon mit Fachleuten Pläne über die Gestaltung des Bleecks und anderer Plätze ausgearbeitet. Die Ausführung dieser wirklich grosszügigen Pläne wird Deine Heimatstadt in ein kleines holsteinisches Schmuckkästchen verwandeln. Und dass es nicht beim Planen bleibt, beweisen einige bereits in Angriff genommene Arbeiten.

Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, dass jeder hier in der Heimat seine Arbeit hat. Aber es muss doch vielleicht gesagt werden, mit welchem Eifer von alt und jung für die Wehrmacht gesammelt wird: Nur ein Beispiel: Du hättest das Regiment von Flaschen einmal sehen sollen, das bei der diesbezüglichen Aktion für die Wehrmacht zusammengekommen ist. Das Jungvolk hat seine wahre Freude gehabt.

rechts das Haus Schmidt um 1980 kurz vor dem Abriss

rechts das Haus Schmidt um 1980 kurz vor dem Abriss

Die Hitler-Jugend hat auch im letzten Jahr ihr neues Heim bezogen, das im Stallgebäude von Frau M. Schmidt (Ecke Rosenstraße – Maienbeeck) eingerichtet worden ist.

Die Kreisleitung der NSDAP hat ihre Schulungen wieder aufgenommen, damit möglichst viele Partei- und Volksgenossen aus berufenem Munde über zeitnahe innen- und außenpolitische Fragen unterrichtet werden.

Auch die Organisationen und Verbände schlafen natürlich nicht, wenn ihre Reihen auch stark gelichtet sind. Sturmhauptführer weilt auch im Osten und somit ist Pg. Hans Schümann, Wiemersdorf, wieder als SA-Führer eingesprungen.

Dass wir hier noch lange nicht schlecht leben, beweist die Tatsache, dass der Speck auf der Straße liegt. Ein Einwohner des Landwegs fand nämlich eine saftige geräucherte Schweinsbacke, die allerdings nicht lange auf den richtigen Besitzer zu warten brauchte.

Lieber Kamerad, Du siehst also: Dein liebes Heimatstädtchen ist noch das alte geblieben.

In dieser gewaltigen Zeitenwende, da Ungeheures von Euch verlangt wird, sollt Ihr die Gewissheit haben, dass wir in der Heimat auch auf unserem Posten stehen und in unserer Arbeit dazu beitragen, die Front zu stärken., dass wir bereit sind Opfer zu bringen, und sollten es persönlich schwerste sein.

Diese Gewissheit soll Euch im Kampf stärken, und diese Gewissheit mögt Ihr hinnehmen als das Weihnachtsgeschenk der Heimat an die Front.

Wir senden Euch zur Kriegsweihnacht 1941 die herzlichsten Weihnachtsgrüsse, einerlei, ob Ihr draussen an der Front oder verwundet oder krank im Lazarett liegt oder in den weiten besetzten Gebieten oder in der Heimat so vorbildlich Eure Pflicht erfüllt. Wir bitten die Allmacht, dass es Euch vergönnt sein möge, gesund und munter wieder in Euer Heimatstädtchen zurückzukehren.

Heil Hitler
Euer Ortsgruppenleiter:
I.V.
Dr. Johannssen


Anmerkungen:

Johannssen unterschreibt hier i.V. , da der Ortsgruppenleiter Karl Schlichting (Bleeck 20) offenbar verhindert war.

Dr. Friedlieb Johanns(s)en war Rechtsanwalt und Notar in Bad Bramstedt. Nach dem Krieg engagierte er sich in der FDP und war in Bad Bramstedt von 1959  – 1966 für die FDP Stadtvertreter.

Zu Hans Nickel sagte mit ein Zeitgenosse: Er kam aus Pommern oder Ostpreußen nach Bad Bramstedt. Er war überzeugter Nazi und man setzte ihn im Ort schnell in eine Position als Chausseewärter. Die soll vorher ein  Dibbern innegehabt haben, der als Sozialdemokrat oder Gewerkschafter bekannt war. Dibbern konnte seine Familie dann nur noch mehr schlecht als recht ernähren und nahm sich das Leben.

Hans Schümann Wiemersdorf wurde nach dem Krieg von polnischen Gefangenen erschlagen. Dazu schreibt Karl-Heinrich Delfs in dem Buch „As de Tommys kämen“ (Hans-Otto Wittorf u.a., 2013) : Unser Bürgermeister bis Kriegsende, Hans Schümann, wurde von den polnischen Zwangs arbeitern mit seiner eigenen Axt erschlagen, als er sich gegen ein Verprügeln wehren wollte. Die Rache galt ihm, weil er unter den Fremdarbeitern geborene Säuglinge in ein Ziegeleigebäude unter schlechten hygienischen Bedingungen unterbringen ließ, wobei mehrere Todesfälle durch Typhus zu beklagen waren.

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