Lohse: Das Schloß

Erinnerungen vorgetragen im “Club Alter Bramstedter”

Das Schloß

Ilse Lohse geb. Göttsch

Nun stehe ich hier wieder, wie man sieht,
für mich ein Spaß, wenn es was zu berichten gibt.
Der Lisa fiel es beim letzten Treff gleich ein,
diesmal könnte es das Schloß wohl sein.
Da ich als Kind bin in demselben groß geworden,
ist es auch kein Problem,
Euch heute zur Verfügung zu stehen.

So habe ich lange Zeit nachgedacht,
und folgendes zu Papier gebracht.
1914. – eine Woche vor dem Krieg bin ich geboren,
und als Baby fand ich mich in dem großen Haus als verloren.
Dieses alles konnte ich doch nicht wissen,-
wenn man mir später den Werdegang nicht erzählt hätte.-

Damals, seit 1884 waren die Besitzer die Familie Meyer.
Das Ehepaar Meyer – der Chef als Pappi Meyer genannt,
und für seine Frau man den Namen Mutti Meyer fand.
Sie kamen aus Struvenhütten und brachten 4 Kinder mit,
Mädchen, Marga und Ilse – und 2 Söhne Kurt und Karl Heinz.
Die Marga lebte als Lehrerin in Hannover.
Die Ilse hatte ihren Beruf als Krankenschwester
im Rotenkreuz-Krankenhaus am Schlump in Hamburg.
Der Kurt blieb als Gärtner im Hause,
wo er dann später mit Ehefrau Grete geb. Halk auf dem
Gelände an der Glückstädter Straße eine Gärtnerei betrieb.
Der Karl Heinz war in Hannover als Oberförster tätig,
Leider ist er durch einen Unfall im Nebel sehr früh uns Leben gekommen.

Dieses weiß ich alles von der „Ilse Meyer“
später, nachdem sie 1919 ihren Otto Köhler geheiratet hatte.
Ihr Zuhause war der Tannhof an der Hamburger Straße,
heute Köhlerhof genannt.
Polterabend wurde im Stadt Hamburg gefeiert.
Herrschaftlich und fein, ich, damals 5 Jahre alt,
durfte auch ein paar Stunden dabei noch sein.
Ein kleines Gedicht, welches ich für das Brautpaar vorgetragen,
enthielt nur die besten Wünsche für den gemeinsamen Lebensweg
in allen Ehejahren.
Den kleinen Milchtopf (als Geschenk) überreichte ich mit den Worten:
„Nimm ihn freundlich von mir hin,
bist ja meine gute Freundin,
Halt ihn immer hoch in Ehr,
wollt, daß es Dein Glückstopf wär. „

Diese Feier habe ich nicht vergessen,
die Kökschen servierten das schmackhafte Essen.
Würstchen gab es am laufenden Band,
und für die Unterhaltung
ein Zauberkünstler zur Verfügung stand.

Nur von der Verlobung und Hochzeit und den damaligen Zukunftssachen, weiß ich mir keinen Vers zu machen.

Nun zum Schloß selbst!

Alles hat damals seinen Anfang genommen,
weil meine Mutter lange Jahre ist ins Schloß gekommen.
Dort hat sie 10 Jahre gedient und geschafft,
und mich als Baby schon mitgebracht.
Auch auf dem Tannhof gab’s viel zu tun,
ob auf dem Feld oder in der Villa,
da dachte man nicht sosehr daran,
sich auszuruh’n

So wuchs ich denn auf, ganz frank und frei,
ob im Schloß oder in der Gärtnerei.
An vieles kann ich mich noch gut erinnern,
der schöne Park, die vielen Zimmer,
die große Küche mit dem langen Herd,
der lange Flur, der Eßsaal nach vorn,
alles war damals für mich mit 5 Jahren ganz enorm.

Bei den jungen Mädchen, 10 an der Zahl,
die sich für den Haushalt sollten bilden,
war ich oft Hahn im Korb,
wenn sie auf dem Rasen Tennis spielten.
Diese Damen kamen alle aus der Stadt,
so kannten sie die holsteinische Küche nicht.
Wenn es zum Beispiel mittags Buchweizenklöße gab, aßen sie eben nichts,
sie nannten sie die schwarzen Mäuse, so holten sie sich von
Bäcker Runge zum Kaffee den leckeren Kuchen, nur um satt zu werden.

Die stabile Schloßbrücke – heute nicht weg zu denken –
war damals noch ziemlich wackelig.
Der Weg führte wie heut zum Sommerland.
Links gab es einen schönen Teich,
dahinter ein großes Maiblumenfeld.
Das war damals für mich die große heile Welt.

Alles was mir noch vom Schloßgarten geblieben,
ist ein Bild, wo man mich vor einen großen Baum
auf einen Stuhl gesetzt, während meine Mutter mich von hinten festhielt.
Mit 3/4 Jahr ging es wohl nicht anders.

Erde Juni dieses Jahres gab es eine Führung durch die Räume des
Schlosses, an der mein Hans und ich teilgenommen.
Es war für mich sehr interessant.
Die Räumlichkeiten sind doch so geblieben, wie in meiner Erinnerung,
und zum Teil neu, dieser Zeit entsprechend renoviert.
Besonders das Trauzimmer, welches wir vor 25 Jahren zuletzt gesehen,
als unsere Kinder dort getraut wurden.
So ist in den letzten Jahren vieles neu gediehen, nur Frau „Grete Meyer“
ist noch von den Schloßbesitzern nachgeblieben.
Vor vielen Jahren nun kam das Schloß in den Besitz der Stadt,
die es im Interesse der Bürger und für jeden zugänglich gemacht hat.
Wir wünschen, dies wird immer und in Zukunft so bleiben, wenn auch
später Jüngere die Geschicke der Stadt werden leiten.

Bad Bramstedt, 30.8 95 Eure Ilse Lohse geb. Göttsch

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