Lohse: Der Bleeck

Erinnerungen vorgetragen im “Club Alter Bramstedter”

„Der Bleeck“

von Ilse Lohse geb. Göttsch

Liebe alte Bramstedter!

Nach dem letzten Treffen am 30. August 1995,( da habe ich als Kind mein Dasein im Schloß beschrieben) bekam ich von unserer Lisa einen neuen Auftrag, mit der Bitte doch diesmal über den „Bleeck“ zu schreiben.  Mir sind als Butendoorer Kind auch die herrschaftlichen Bewohner in „Diesem“ bekannt.
Als Schulkind fing der Bleeck gleich an, nachdem ich Butendoor verlassen hatte. Rechts bog und biegt die Mühlenstraße immer noch ab.
Wo heute gleich das Eis Cafe am Anfang, der Name von Schneidermeister Göttsche stand. In der Schulzeit, ich weiß es noch genau, auf der Fensterbank standen viele Kakteen, alle in grün.
Da habe ich mir ein Herz gefaßt, und einmal um einen Ableger gebeten, den sollte ich wohl bekommen, aber dafür hätte er auch gerne Moneten genommen. Das Geld hatte ich natürlich nicht, dafür stand er bei mir  immer im schlechten Licht.
3 Mietwohnungen waren in dem Haus. Nach vorne kannte man Frau Wrage, an der linken Seite Terese Stenbuck und an der rechten Seite zur Mühlenstraße Georg Göttsche.
Weiter zum Bleeck war auch das Sängerheim. Dorthin gingen wir Sonntagnachmittag zum Tanzen. Von 16 – 19 Uhr und nochmals von 20 – 22 Uhr. Dann mußte man aber ganz pünktlich zu Hause sein.

Alsdann kam nebenan die große Familie Zimmer. 12 Kinder sind dort aufgewachsen. Aus allen Geschwistern sind brauchbare Familienmitglieder geworden. Der Vater Jürgen ist früh verstorben. Der jüngste Sohn Paul ging noch gar nicht zur Schule. Von allen ist nur noch unsere heutige Martha Osterhoff nachgeblieben.
Leider sind diese 3 Häuser sowie das Nachbarhaus von Max Wilkens den Bomben im Juli 1942 zum Opfer gefallen. Eine Luftmine schoß in das Sängerheim, diese schaffte es, daß damals ein entsetzliches Leid über viele Familien kam. 10 Tote aus 3 Häusern waren zu beklagen.
Die Nachbarn von Zimmer waren Max und Ida Wilkens. Weil sie keine Kinder hatten, fühlten sie sich verantwortlich für die Zimmer Familie. Es waren sehr nette Leute. Wenn wir Kinder dann zur Schule gingen, (im Sommer saßen sie oft vor der Haustür auf einer Bank) mußten wir immer einen Knicks machen, was wir auch taten, freuten uns aber auch, wenn es mal ohne ging.
Heute man das Rathaus und die Volksbank finden kann. Die Beamten und  Angestellten sind zuständig für jedermann. Braucht mal jemand einen Pass, man hilfreiche Leute vor sich hat.
Den bunten Laden gibt’s nicht nur in der Altonaer Straße, auch das Ehepaar Delfs so einen zu bieten hat. Von frühmorgens bis spät abends und sogar am Sonntag, ist der Kunde König. Urlaub und Freizeit braucht  man hier wohl sehr wenig.
Die Bäckerei und Konditorei Zarp kann auch über treue Kunden in der Woche nicht klagen, aber am Donnerstag – 1 Tag Ruhe in der Woche muß sein, – dann bleibt der Laden zu.
Vormals als es dieses Geschäft noch nicht gab, lebten in einem kleinen Haus die Geschwister Ruhmohr, und im oberen Stockwerk ein Apotheker mit Namen Wuth.
Die Nachbarschaft ist ein Wappenrestaurant. Langhinrichs / Ebeling, und daneben das Hotel Bruse. Der Name früher war Kruse. In meiner Schulzeit gab es im Jahre 1921 einen Tanzlehrer Humfeld, bei dem hatten wir oben im Saal Tanzstunden. Nachfolger war der Bruder von Gertrud Martens. (oft kommt sie noch zum Treffen hier bei uns.) Wir sind gerne dorthin gegangen. Ich denke, nach dem 2. Weltkrieg hat sich das mit unseren Kindern fortgesetzt. Heute gibt es statt Tanzsaal bei Bruse Fremdenzimmer.
Das  nächste Geschäft – Schmuck – Uhren – Optik – ist in den Händen vom Enkel des früheren Markus Witt.
Nebenan ein Sportgeschäft der Firma Puma und Adidas, gehört Hein Thun. Er selbst lebt in Afrika, hat aber mit seiner Schwester Lisa Schreiber eine zuverlässige Vertreterin.

 Vormals gab es den Lebensmittelladen von Quistorf, ganz früher Fülscher, Johann, der Leiter und Berater für alle brauchbaren Gegenstände. Die Eltern sah man oft in der Nacht, wenn man mal spät nach Hause kam und dort vorbei ging, im Wohnzimmer sitzen, ohne Gardinen und Vorhänge am Fenster. Die Heringstonne hatte auch ihre Geschichte. In der hat man wohl mal einen falschen Zopf gefunden, erzählt von Jemand, die es treu und brav miterlebt hat.

Nun kommen wir zur gegenüberliegenden Seite vom Bleeck, die geraden Hausnr. Drei Rechtsanwälte haben ihre Büros in Nr. 8. Früher war es nur eins für Anwalt Jensen.

Vor dem Schloß befindet sich das Jugendzentrum. Ursprünglich sollte der Laden das Blumengeschäft von Kurt und Ilse Meyer werden.- Die Tochter als Floristin sollte es leiten. Leider verunglückte sie 1966 tödlich
So ist das Leben, Freud und Leid hat es schon immer gegeben.

Links vom Schloß- früher Bauer Köhnke- heute der Aldimarkt und die Mode am Markt.

Danach gibt’s den neuzeitlichen Laden Lohmann, Nachfolger von Schlichting dem Besitzer dieser Branche. Bis zu ihrem Tode konnte man Tante Minne immer im blauen Kittel nett und freundlich hinterm Ladentisch stehen sehen. Vor ca 50 Jahren konnte man auch Zucker, Salz und Süßigkeiten kaufen.
Nebenan hat heute ein Türke sich sein Geschäft (Obst und Gemüse) aufgebaut. Davor gingen wir zum Schlachter Möller unser Fleisch und die Wurst kaufen, Später wurde dieser Laden von der Tochter Anni (Rost) übernommen.

 Dann unser Kaisersaal, Familie Fuhlendorf ist einfach nicht wegzudenken, wohin sollten wir wohl unsere Füße lenken, wenn nicht dorthin, wo wir uns treffen alle viertel Jahr? Sie sind einfach Klasse, weil man uns diese Räume zur Verfügung stellt, und denkt Euch mal, ganz ohne Geld. Alle werden von uns verehrt, daß ist doch wohl einen Applaus wert – oder ?
Nebenan ein Neubau steht, wo auch unser Otti Schnepel lebt.

Am Ende es ein Geschäft noch gibt, mit den schönsten Handarbeiten, die jeder liebt.

Das Hotel zur Post das ihrige dazu tut, daß man dort essen kann, schmackhaft und gut.

Das Wichtigste hätte ich bald vergessen! Der Roland – das Wahrzeichen unserer Stadt – als einmalig zählt – in der rechten Hand er sein Zepter hat. Immer hält er die Wacht, ob am Tage oder in der Nacht. Zu seinen Füßen eine bunte Blumenschau – im Sommer alle Sorten, ob in rot oder auch in blau, Jedes Jahr am Tag nach Pfingsten – die Gilde feiert – 3 x mit Marschmusik und Walzer – Tanz um ihn herum – auf dem grünen Rasen, bis die Musikkapelle hört auf mit Blasen.

Auch der Wochenmarkt seit ‘zig Jahren ein Begriff, wo man sich Samstags gerne trifft. Hier hat man Zeit sich zu begegnen, bei herrlichem Wetter lange zu plaudern, es darf natürlich nicht so plötzlich regnen.

Mit diesem Bericht möchte ich hören auf. Wenn’s Euch gefallen hat, oder auch nicht, alles nehme ich gerne in Kauf !!

Eure Ilse Lohse geb. Göttsch.
Bad Bramstedt, den 6.Dezember 1995

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