1973: Festschrift Einweihung der Realschule

1973: Neue Realschule fertig

1973 wird der Neubau der Realschule auf dem Schäferberg oder am Maienbaß, je nachdem von wo man den Zugang sieht fertiggetsellt und eingeweiht.

Zu dem Anlaß wird eine Festschrift erstellt, die hier wiedergegeben ist (2,4 MB groß).

Realschule_Kollegium_1973

Lehrerkollegium 1973

Zur Einweihung
des Realschulneubaus
am 5. Oktober 1973

Zur Einweihung der Realschule und den damit verbundenen Schulveranstaltungen möchten wir alle Gäste und Eltern, insbesondere auch alle Lehrer und Schüler der Realschule, willkommen heißen.
Dem Neubau dieser Schule einschließlich Sporthalle kommt innerhalb der in den letzten Jahren in Bad Bramstedt ausgeführten kommunalen Bauvorhaben besondere Bedeutung zu. Am 1. August 1967 wurde die Realschule eingerichtet und hat nunmehr nach sechs
Jahren ihren vollen Ausbau erreicht. Rückblickend war es ein Weg, der manche Planungsänderung zu überwinden hatte. Es war aber auch ein Weg, der heute seine Richtigkeit bestätigt erhält und zukunftsorientiert ist.
Um bestmögliche äußere schulische Voraussetzungen zu schaffen, ist ein großzügiges, den modernen Anforderungen gerecht werdendes Raumprogramm verwirklicht worden. Diese für die Stadt Bad Bramstedt nicht unerheblichen Investitionen mögen von dem gewünschten Erfolg begleitet werden, daß ein stets guter Leistungsstand für Schülerinnen und Schüler der Realschule gegeben ist.

Bad Bramstedt, den 5. Oktober 1973

Stadt Bad Bramstedt
Warnemünde                                           Endrikat
Bürgervorsteher                              Bürgermeister

Mit großer Freude, wenn auch – auf die Zeit gesehen – etwas ungeduldig , haben die Eltern der Fertigstellung dieser Schule entgegengesehen.
Wenn es Aufgabe der Schulen ist, Unterrichts- und Erziehungsarbeit zu leisten, und sie nach dem Gesetz auch die Verpflichtung dazu haben, so können sie diesen Bildungsauftrag nur erfüllen, wenn auch die bestmöglichen Bedingungen in räumlicher und personeller Hinsicht gegeben sind.
Durch die Anerkennung als Realschule war es notwendig geworden, gerade auf dem Gebiet des Schulraumes und dessen Ausstattung bei immer stärker anwachsenden Schülerzahlen einen entscheidenden Schritt nach vorne zu tun. Die Stadt Bad Bramstedt hat seinerzeit diese Notwendigkeit erkannt und diesen entscheidenden Schritt, nämlich einen Realschulneubau zu planen und zu beschließen, getan. Für uns Eltern begann damit zunächst die Hoffnung, daß sich die schulischen Verhältnisse in absehbarer Zeit positiv ändern würden. So ist dann in drei Abschnitten der Neubau entstanden. Mit viel Verständnis haben nicht nur wir Eltern selbst, sondern auch unsere Kinder in dieser Zeit auftretende Schwierigkeiten hinsichtlich Schulraum und Lehrpersonal einsichtsvoll hingenommen.
Wir Eltern möchten an dieser Stelle Herrn Bürgermeister Endrikat und den Herren der Stadtvertretung unseren Dank aussprechen, daß sie gemeinsam stets mit Wohlwollen die Probleme dieser Schule behandelt haben. Ganz besonders dankbar sind wir dafür, daß sie
trotz finanzieller Sorgen und Schwierigkeiten die Notwendigkeit eines Neubaues der Realschule in den Vordergrund ihrer Pläne gerückt hatten, Wir haben im Laufe der Verhandlungen stets ein offenes Ohr und Verständnis für unsere Wünsche finden können
und wissen das zu würdigen.
Ein gleicher Dank gilt dem Lehrerkollegium. In vielen gemeinsamen Sitzungen und Gesprächen haben sie alle mit ihren Erfahrungen mitgewirkt an der Planung, Einrichtung und Organisation. Sie alle haben mitgeholfen, mit der notwendigen Sparsamkeit den
größtmöglichen Nutzen zu erzielen. Herr Direktor Wieland hat sich außerordentlich darum bemüht, daß die Bauarbeiten zügig vorangingen und die damit verbundenen Verhandlungen laufend geführt wurden. Sein persönlicher Einsatz hat hier sicher zu schnellerem Erfolg geführt.
Wir freuen uns, daß nun das Lehrerkollegium das materielle Rüstzeug haben wird, um unseren Kindern das nötige Wissen zu vermitteln und für alle Beteiligten in angenehmen Räumen gute Unterrichtsmöglichkeiten gegeben sind. Wir wünschen und hoffen, daß das gute Verhältnis zwischen Schule und Elternhaus auch weiterhin bestehen bleibt und wir auch zukünftig gemeinsam zum Wohle unserer Kinder an dieser Schule Wirken und schaffen können.

Fuchs
Vorsitzender des Elternbeirats

Die Entwicklung unserer Realschule

Die Geschichte unserer Realschule beginnt mit der Einrichtung eines Aufbauzuges an der Bad Bramstedter Volksschule im Jahre 1950. Leiter der Schule war Herr Karl Hintmann. Die erste Klasse M 7 mit 36 Schülern und Schülerinnen übernahm Herr Otto Schnepel. 1954 fand die erste Abschlußprüfung statt, die alle 29 Prüflinge bestanden. Von 1955 bis 1967 war die Schule fast immer zweizügig.
Am 1. 8. 1967 wurde der Aufbauzug zur Realschule im Aufbau umgewandelt. Herr Arnold Schümann, der bereits 1957 für den in den Ruhestand versetzten Herrn Hintmann die Schulleitung übernommen hatte, mußte nun beide Schulen leiten. Nach seiner Pensionierung im Jahre 1968 wurden die Volksschule und die Realschule selbständig. Am 7.5.1968 erhielten beide Schulen nach der Wahl durch das Stadtparlament eigene Rektoren. Am 20.7.1970 wurde die Realschule als vollausgebaut anerkannt.
Der ursprüngliche Plan , das alte Gymnasium nach Fertigstellung eines Neubaus für die Unterbringung der Realschule zu nutzen, mußte schon 1969 aufgegeben werden, da die zu erwartende Entwicklung der Schülerzahlen weitergehende Maßnahmen erforderte. Am 27. November 1969 beschloß die Stadtverordnetenversammlung – nach gründlicher Überprüfung der zu erwartenden Schülersituation – eine Neuregelung der Schulverhältnisse. Dazu gehörte der Bau einer dreizügigen Realschule mit allen erforderlichen Sonder- und Nebenräumen. Als Grundstück diente der ursprünglich als Grundschule vorgesehene Neubau am Maienbaß.
Der Bau erfolgte in drei Abschnitten. Nach den  Sommerferien 1970 konnten die ersten zwölf Klassen in Betrieb genommen werden. Die Hauptschule bezog das bisherige Gebäude der Realschule am Maienbeeck. Die dort gelegenen Sonderräume mußten von beiden Schulen noch weiterhin gemeinsam benutzt werden . Das führte zu erheblichen Einschränkungen und Behinderungen im Lehrbetrieb beider Schulen. Erst 1973 konnte dieser Mangel durch die Fertigstellung des letzten Bauabschnitts der Realschule behoben werden.
Der Bau der Sporthalle der Realschule wurde 1971 begonnen. Für Sonderschule, Grundschule, Hauptschule und Realschule stand bis zu diesem Zeitpunkt nur die Mehrzweckhalle am Maienbeeck zur Verfügung. In den Wintermonaten war der
Sportunterricht an diesen Schulen stark eingeschränkt oder konnte gar nicht gegeben werden.

Entwicklung der Schülerzahlen

1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974
Mädchen 102 164 181 216 245 273 311
Jungen 93 129 127 141 187 217 258
Gesamt 195 273 308 357 432 490 569 ca. 630

Die Sporthalle wurde in knapp 13 Monaten errichtet und konnte am 11.11.1972 eingeweiht werden. In dieser kurzen Zeit war die größte Sporthalle des Kreises Segeberg mit den Maßen 29,5 x 49,5 m erstanden.
Schulsport und Vereinssport haben durch die Bereitstellung von ausreichendem Übungsraum einen erkennbaren Auftrieb genommen.
Mit der neuen Realschule ist der Anfang zu einem Schulzentrum gemacht worden, das auf dem von der Stadt und dem Schulverband gekauften Gelände in den nächsten Jahren errichtet werden soll. Diese Maßnahme entspricht der modernen pädagogischen Entwicklung und zeugt von der Weitsicht der Verantwortlichen.
Ich bedank mich bei allen, die· bei der Planung, beim Bau und bei der Einrichtung unserer Schule mit Rat und Tatkraft mitgeholfen haben.

Wieland

Technisches Werken

– Neue Ziele und Wege des Werkunterrichts –
Beschränkte sich der traditionelle Werkunterricht vergangener Epochen hauptsächlich auf das Herstellen ästhetische Gegenstände an denen sogenannte Arbeitstugenden, wie Fleiß, Ausdauer, Sorgfalt usw. eingeübt werden sollten, so ist heute unter ähnlichem Namen (Technisches Werken) ein Unterrichtsfach entstanden, das dem dem Schüler die „Weltwirklichkeit“ erschließen soll. Ein anmaßendes Ziel, so scheint es, das sich in der Tat auch nur verwirklichen läßt, wenn alle Fächer ihren Teil dazu beitragen. Der technische Werkunterricht ist aber im besonderen Maße dazu geeignet, Technik als Stück der Weltwirklichkeit durchschaubar zu machen. Das bedarf einer Erklärung.
Ein Physiklehrer stellt das Naturgesetz in den Mittelpunkt aller unterrichtlichen Bemühungen, um gesetzhafte Grundlagen der Technik aufzudecken. Sein Ziel sind mathematische Relationen zur schnellen Erfassung komplexer Vorgänge. Er bedient sich dabei meistens künstlicher Apparaturen, die leider wenig zum Weltverstehen beitragen, jedoch das Naturgesetz deutlich sichtbar werden lassen. Auch Schülerversuchen liegt stets der erkennende Weg des Forschers zugrunde, der von der Erscheinung zum abstrakten Zusammenhang führt.
Im Werkunterricht hingegen gehen wir den schöpferischen Weg des technischen Entwickelns. Eine Aufgabe wird gestellt und muß durch sinnvolles Zusammenfügen vorgegebener Elemente (Baukasten) gelöst werden (Bild 1). In diesem  Nacherfindungsprozeß können die Schüler individuelle Möglichkeiten entfalten. Sie haben genügend Spielraum, der das Finden und Erfinden anregt und vor allem den Irrtum zuläßt. Durch den hantierenden Umgang werden die abstrakten Lösungen überprüfbar, so daß der Schüler durch Versuch und Irrtum intelligente Verhaltensweisen entwickelt, die ihn befähigen, sich im Falle des Erfordernisses sachgerecht und verständig zu verhalten. Diesen Zustand nennen wir Bildung. Verhält sich also der Schüler sachgerecht und verständig gegenüber technischen Dingen, so ist er nicht nur technisch gebildet, sondern ihm ist ein Stück der Weltwirklichkeit erschlossen, weil unsere Welt in zunehmendem Maße eine technisierte Welt ist.. Gelingt es uns, dem Schüler das gleiche im sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bereich zu vermitteln, so ist die Weltwirklichkeit vollständig erschlossen. Das jedoch läßt sich nur jedoch nur fächerübergreifend verwirklichen.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, welche technischen Problemkreise in der SehnJe behandelt werden müssen, damit sich technische Bildung vollziehen kann. Die Auswahl der Themen bleibt dem didaktischen Geschick des Lehrers üherlassen. Im Grunde sind die Themen austauschbar,wenn sie nur eigene Urteilskraft. Konzentrationsfähigkeit, rasches Reaktionsvermögen, vielfältiges technisches Verständnis sowie technische Sensibilität und Mobilität bewirken.
Man wird die Themen zweckmäßig jedoch so wählen, daß sie für einen ganzen Bereich exemplarisch sind. Zum Beispiel für den Bereich
– Elektrotechnik: Nacherfindung einfacher Schalter bis hin zur Steuerwalze. Thema: Vom Schalter zum Programm (Bild 2)
– Kunststoffverarbeitung: Systematische Belastungsuntersuchungen an selbstlaminierten GFK-Probestreifen.
– Maschinentechnik: I. Nacherfinden einfacher Kraftübertragungssysteme mittels technischer Baukästen; II. Demontage von Verbrennungsmotoren (eventuelle Montage [Bild 3])
Holz- und Tonverarbeitung haben neben moderner Schaltelektronik, Statik (Lastabtragungssysteme), Technischem Zeichnen und Metallverarbeitung weiterhin ihre Plätze im Technischen Werken. Neu hinzu kommen Betrachtungen über die Situation am Arbeitsplatz, das Einüben arbeitsteiliger Werkprozesse sowie die Beurteilung von Gebrauchsgegenständen, so daß der Schüler kritikfähig und somit mündig wird (Bild 4).
Der musische Bereich des Werkens ist weitgehend von der Kunsterziehung, die ebenfalls neue Wege geht, übernommen worden. Bitte haben Sie Verständnis dafür, daß bei uns keine „bunten Masken“ mehr gefertigt werden, denn die sind mit unseren Zielen ncht mehr vereinbar. Selbst die vermeintlich schönen Weihnachtsgeschenke werden nur noch hier und da, sozusagen als „Nebenprodukt“ entstehen können.

Eckhardt Krause

Textiles Werken

*** wird fortgesetzt ***

Dieser Beitrag wurde unter M - Schulen Kultur Soziales veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.