Johann Friedrich Butenschön – Jakobiner, Pädagoge, Rektor, Schriftsteller

Butenschön, Johann Friedrich
Pädagoge, Rektor, Schriftsteller, Redakteur, Jakobiner

historisch gesehen ist Butenschön wohl eine der bedeutendsten Personen der deutschen Geschichte, die Bramstedt als ihren Geburtsort vorweisen. (Lebenslauf)

Johann Friedrich Butenschön (Büste in Landau, Bildvorlage unbekannt)

Zu seiner Person gibt es in der Landesbibliothek in Kiel eine Schrift, die hier mit freundlicher Zustimmung des Autors veröffentlicht werden kann und die 1987 im Biographischen Lexikon Band 8 erschien.

Molzow, Hartwig:

BUTENSCHÖN, Johann Friedrich, geb. 14.06.1764 Bramstedt, gest. 16.5.1842 Speyer; ev. – Pädagoge, Schriftsteller.

Eltern: Johann Barthold Butenschön, geb. 1722 Bramstedt, gest. 3.1.1784 ebd., seit 1765 Kirchspielvogt u. Zolleinnehmer ebd.; Metta Margaretha geb. Basuhn, geb. 1736, gest. 2.10.1770 ebd.; Tochter d. Bramstedter Kirchspielvogts u. Zolleinnehmers Johann Hinrich Basuhn. Der Vater war seit 1772 in 2. Ehe verh. m. Anna Krohn, Tochter d. Kellinghusener Kirchspielvogts Hartwig Krohn.
(Eine Tochter dieser Eltern, also eine Schwester Johann Friedrich Butenschöns heiratete in die Bramstedter
Müllersfamilie Wichmann ein.)

Ehefrau: 1.) Catharina Elisabetha Nagel, geb. 6.02.1772, gest. 19.06.1819 Speyer; verh. 26.09.1797 Straßburg; Tochter d. Straßburger Unternehmers d. öffentlichen Arbeiten Michel Nagel u. d. Anna Barbe geb. Dannenwald. – 2.) Philippine Magdalene Ilgen, geb. 8.12.1787 Grünstadt, gest. 10.10.1866 Speyer; verh. 14.12.1821 Grünstadt; Tochter d. Paul Ilgen (gest. 1818), Kabinettssekretärs d. Grafen zu Leiningen-Westerburg in Grünstadt, u. d. Margaretha geb. Schwarz. Kinder: aus 1.) 8, von denen 1 Sohn u. 2 Töchter B. überlebten, darunter: Wilhelmine Adelaide (Minna), geb. 5.08.1800 Colmar, gest. 21.05.1846 Speyer, verh. m. d. Mathematiker u. Astronomen Friedrich Magnus Schwerd (1792—1821; s. ADB, 33, S. 415-417). – Aus 2.) 1 Sohn, 2 Töchter.

B. wuchs in Bramstedt auf und mußte den Besuch einer höheren Schule gegen seinen Vater durchsetzen, dem er auf dem Hof und in der Schreibstube bis zu seinem 17. Lebensjahr helfen mußte. Die Wißbegier des Jugendlichen veranlaßte schließlich Verwandte, ihm den Besuch des Christianeums in Altona zu ermöglichen, in dessen unterste Klasse er 1782 eintrat. Schon nach drei Jahren erhielt er mit Auszeichnung die Entlassung zur Universität. Zum SS 1785 ließ er sich an der Philosophischen Fakultät der Univ. Jena immatrikulieren, gegen den erklärten Willen seiner Verwandten, die für ihn das bei bedürftigen Studenten übliche Theologiestudium vorgesehen hatten und ihn nun mittellos ließen. Im SS 4786 wechselte B. zur Univ. Kiel über, wo er bei Vertretern der Spätaufklärung wie Martin Ehlers (1732-1800), W. E. Christiani (s. Bd 6, S. 62), J. Chr. Fabricius (s. Bd 2, S. 136), D. H. Hegewisch (s. Bd 5, S. 117) und bei Chr. C. L. Hirschfeld (s. Bd 5, S. 126) studierte. Seinen Lebensunterhalt bestritt er durch Stundengeben in den klassischen Sprachen; die Existenznot trieb ihn aber schon zum Jahresende fort. Er begleitete einen jungen holsteinischen Adligen ins Elsaß und fand in Colmar an Gottlieb Konrad Pfeffels Ecole militaire für protestantische Adlige eine Anstellung als Lehrer für Griechisch und Latein. 1787 ging B. nach Heidelberg, wo er vermutlich auch die Universität besucht hat, vor allem aber zum Broterwerb Sprachunterricht erteilte und Gelegenheitsschriften und Übersetzungen verfaßte. Ein größeres Werk aus dieser Zeit ist das historische Lesebuch über Cäsar, Cato und Friedrich den Großen. Im Zusammenhang mit dieser Arbeit nahm B. brieflichen Kontakt mit dem Schweizer Historiker Johannes v. Müller (1752-1809) auf, der ihn als ein Mentor ermutigte. 1789 wollte B. ihn besuchen; auf dem Weg machte er in Straßburg Station, um die Ereignisse der inzwischen ausgebrochenen Französischen Revolution aus der Nähe zu verfolgen. Im August reiste er nach Zürich weiter, wo er eine von szenischen Darstellungen unterbrochene Romanbiographie Alexanders des Großen und einen Band „Romantische, komische, rührende und moralische Unterhaltungen“ (1791 erschienen), beides in pädagogischer Absicht auf jugendliche Leser gezielt, schrieb. Im August 1790 kehrte er nach Straßburg zurück und immatrikulierte sich am 9. Oktober an der Universität, trat dann aber noch im selben Monat eine Hofmeisterstelle bei der Baronin v. Holland in Stuttgart an, wo er bis September 1792 blieb, als er an die Univ. Jena zurückging, um sein Studium zu beenden. Mit Friedrich Schiller, der dort seit 1789 Universalgeschichte lehrte, trat er sofort in Kontakt, und dieser vermittelte ihm den Druck einiger kleiner Schriften beim Verleger Göschen. Bei Karl Christian Ehrhard Schmidt (1761-1812) und K. L. Reinhold (s. Bd 5, S. 227) hörte er Philosophie und begeisterte sich für Kants „Kritik der praktischen Vernunft“. Seine materiellen Verhältnisse wurden jedoch sehr bald wieder so bedrängt, daß er Jena Mitte Januar 1793 erneut ohne Studienabschluß verlassen mußte, um in Straßburg bei Freunden Hilfe zu suchen.

B. kam in Straßburg wenige Tage nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. am 21.1.1793 an. Er trat bald der „Volksgesellschaft“ („Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit“), dem örtlichen Jakobinerclub, bei, wo er den später als „Henker von Straßburg“ berüchtigt gewordenen Eulogius Schneider (1756-1793) kennen und schätzen lernte. So schloß er sich dem von Schneider geführten Kreis von aus dem Ausland nach Straßburg geeilten Jakobinern an, der dort zeitweilig eine führende Rolle im Revolutionsgeschehen spielte. Er trat in der Volksgesellschaft als Redner auf, war zeitweilig Protokollführer und wurde schließlich von ihr zum Stadtsekretär gewählt. Später gehörte B. auch dem Überwachungskomitee der Jakobiner an („Ausschuß der Wachsamkeit und allgemeinen Sicherheit“), das am 8.10.1793 durch den kurz zuvor ins Elsaß entsandten Kommissar des Nationalkonvents Saint-Just zur Durchsetzung der radikal-revolutionären Politik Robespierres eingerichtet worden war. Als Angehöriger dieses Revolutionstribunals mit Schneider als öffentlichem Ankläger scheint B. sich zurückgehalten zu haben.

Im Frühjahr 1793 hatte B. sich dem vom Straßburger Jakobinerclub aufgebotenen Bataillon der Revolutionsarmee angeschlossen. Seine dreimonatige Verpflichtung zum Feldzug in der königstreuen Vendee verlängerte er, ernüchtert von den Schrecken des Krieges, nicht, sondern er kehrte im September nach Straßburg zurück, wo er seine journalistische Tätigkeit als Mitarbeiter bei der von Schneider herausgegebenen jakobinischen Zeitschrift „Argos“, die er Anfang 1793 begonnen hatte, intensivierte. Auch bei der gleichgesinnten Zeitschrift „Der Weltbote“ arbeitete er mit. Nach der Verhaftung Schneiders im Dezember übernahm B. die alleinige Herausgeberschaft des „Argos“. Zusammen mit einer Gruppe von gemäßigten, überwiegend deutschstämmigen Revolutionären, die zunehmend als verdächtige Ausländer galten, wurde B. dann im Januar 1794 verhaftet und in den Festungsanlagen der Gedeckten Brücken („Ponts Couverts“) der Stadt gefangengehalten; in der Haft konnte er weiterhin den „Argos“ herausgeben und auch eine an das französische Publikum gerichtete Rechtfertigungsschrift verfassen, in der er sich gegen den Vorwurf wehrt, die kosmopolitisch eingestellten ausländischen Revolutionäre seien unzuverlässig („Frederic Butenschoen, sans-culotte danois“, s. Werke). Warum er zunächst nicht – wie die anderen Verhafteten – nach Paris gebracht wurde, wo die sichere Hinrichtung drohte, ist unklar; daß er nach der schließlich doch erfolgten Überstellung an das Pariser Revolutionstribunal um die Jahresmitte 1794 nicht unters Fallbeil kam, wird mit dem allgemeinen Abebben des Justizterrors nach der Guillotinierung Robespierres und Saint-Justs im Juli desselben Jahres zusammenhängen.

Nach seiner Freilassung aus dreimonatiger Haft in der Pariser Conciergerie kehrte B. Ende Oktober 1794 ins Elsaß zurück und wurde von Pfeffel mindestens bis April 1795 in Colmar aufgenommen. Bis ins nächste Jahr hielt er sich dann wieder in Zürich als Hofmeister auf. In dieser Zeit verfaßte er seinen Briefroman „Petrarka“, der ihm einen gewissen Bekanntheitsgrad in literarischen Kreisen verschaffte. Trotz der Enttäuschung über den Verlauf der Revolution und über ihre Führer, die B. in der Vorrede zu diesem Roman äußerte, bekannte er sich in einem Bericht über seine Revolutionserlebnisse und in einer apologetischen biographischen Arbeit über Schneider bei aller Ablehnung der revolutionären Exzesse zu den Zielen der Revolution und zur Revolution als Instrument der politischen Veränderung.

Als, nach der Verabschiedung des Gesetzes vom 25.10.1795 über die Einrichtung von Zentralschulen in den Departements, Pfeffel sich mit Erfolg darum bemüht hatte, seine frühere Ecole militaire in ein solches Institut umzuwandeln, verschaffte er B. im Juli 1796 eine Anstellung als Professor der Geschichte in Colmar. Damit begann für B. eine – vor dem Hintergrund der bewegten Zeitumstände als stetig zu bezeichnende – Karriere im Erziehungswesen beiderseits des Rheins, nur anfangs noch einmal unterbrochen von einem Aufenthalt in Straßburg (Ende 1797), währenddessen er als Übersetzer bei der Departmentsverwaltung arbeitete und die „Straßburger Neue Zeitung“ herausgab. Nachdem 1800 der Geschichtsunterricht an den Zentralschulen für nebensächlich, die Einrichtung von Lehrstühlen für Naturgeschichte für vorrangig erklärt worden war, erhielt B. im November den Lehrauftrag für dieses Fach, den er bis zur Schließung der Zentralschule zum Jahresende 1803 neben dem Geschichtsunterricht wahrnahm. 1801 wurde er Mitglied des Verwaltungsrats der Schule, im Januar 1802 auch Verwalter der Stadtbibliothek, als der er sich um die Bewahrung der aufgelösten Klosterbibliotheken in der Umgegend verdient gemacht hat. Der 1801 gegründeten Colmarer „Societe d’emulation“, einer zeittypischen spätaufklärerischen gelehrten Gesellschaft, die unter dem Vorsitz des Departementspräfekten Felix Desportes mehr als lokale Bedeutung erlangte, gehörte B. als besonders aktives Mitglied an.

Während nach der Schließung der Zentralschulen die meisten ihrer Lehrkräfte in die neu eingerichteten Sekundärschulen übernommen wurden, ging B. 1804 nach Mainz, der Hauptstadt des Departements Donnersberg, wohin er schon im Herbst des Vorjahrs als Professor am Lycee imperial berufen worden war. Diese unter dem Konsulat als Staatsanstalt eingerichtete weiterführende Schule hatte im November 1803 den Lehrbetrieb aufgenommen. B. unterrichtete Geschichte, Latein, Griechisch, Deutsch, Englisch, Geographie und Buchführung, während die meisten anderen Professoren nur ein einziges Fach betreuten. Bereits im Dezember 1804 wurde er zum „Censeur des etudes“ ernannt, womit er einen Sitz im Verwaltungsrat der Schule innehatte und doppeltes Gehalt erhielt. Als am 10.5. 1808 durch Dekret Napoleons die „Universite imperiale“ ins Leben gerufen wurde, teilte man der – als Teil dieser zentralistischen Organisation des Bildungswesens im napoleonischen Kaiserreich – zu bildenden Mainzer Akademie die Departements Saar, Donnersberg und Rhein-Mosel als Unterrichtsprovinz zu. B. wurde seit 1809 als einer von zwei Inspektoren mit Visitationsreisen im Bezirk der Mainzer Akademie betraut. In dieser Funktion übte er seit 1811 auch die volle Disziplinargewalt über die Lehrer der Departements aus. Im September 1812 wurde B. nach dem Tod des Akademierektors Franz Alexander Boucly zum „Recteur provisoire et President“ der Mainzer Akademie ernannt, unterrichtete aber auch weiterhin am Lyzeum. Als sich die Schule vor den heranrückenden alliierten Truppen nach Metz zurückzog, blieb B. in Mainz und richtete einen provisorischen Unterrichtsbetrieb ein; nach der Übergabe der Stadt im Mai 1814 mußte er aber seinen Posten aufgeben. Joseph Görres, der vorher als Lehrer in Koblenz B.s Aufsicht unterstanden hatte, übernahm unter der preußisch-österreichischen Verwaltung des „Generalgouvernements des Mittel-Rheins“ als „Direktor des öffentlichen Unterrichts“ B.s Funktionen und setzte ihn als „Inspektor des öffentlichen Unterrichts“ für die Departements Saar (das Saarland bis einschließlich Trier) und Wälder (Luxemburg) ein. Im August 1814 wurde B. zusammen mit dem Mainzer Hof rat Wilhelm Jung „Schulinspektor“ im Administrationsbezirk der interimistischen österreichischbayrischen „Gemeinschaftlichen Landes-Administrations-Kommission“. Beiden gemeinsam oblag die Leitung des Gymnasium illustre (des vormaligen Lycee) in Mainz. Außerdem wurde B. als Vizepräsident in den Ausschuß für die Verwaltung des Universitätsfonds und in die Zensurkommission berufen.

Im September 1815 wurde B. weltlicher Konsistorialrat im protestantischen Generalkonsistorium in Worms, dem Sitz der österreichisch-bayrischen Verwaltung. Nach der Eingliederung der Pfalz in das Königreich Bayern (Mai 1816) wurde das Generalkonsistorium nach Speyer verlegt und B. zum Kreisschulrat und Konsistorialrat mit Sitz in Speyer ernannt. In dieser Stellung unterstand ihm das gesamte Bildungswesen der neuen bayrischen Rheinprovinz (später „Rheinkreis“), das aufgrund seines Reorganisationsplans von 1816 (s. Werke) ein eigenständiges Gepräge behielt und auch Einrichtungen des französischen Schulwesens bewahrte. B.s Tätigkeit als Schuladministrator war so erfolgreich, daß sie auch in altbayrischen Kreisen Anerkennung fand. Besonders um die Hebung der Lehrerausbildung machte er sich unter großem persönlichen Einsatz verdient, und nach einer zeitgenössischen Statistik stand die Pfalz bald hinsichtlich der Versorgung der Bevölkerung mit öffentlichen Schulen an der Spitze der acht bayrischen Kreise. Feinde machte sich B., der von Jugend an antiklerikal eingestellt und als Christ ein eingefleischter Rationalist war, vor allem beim katholischen Klerus, der die von ihm betriebene Zusammenlegung von kleinen Konfessionsschulen zu Simultanschulen bekämpfte. Als weltliches Mitglied des Generalkonsistoriums hatte er maßgeblichen Anteil an der Unierung der lutherischen und der reformierten Kirche in der Pfalz auf der Generalsynode in Kaiserslautern (August 1818); der weitgehend von ihm verfaßte neue Katechismus war deutlich der rationalistischen Theologie der Heidelberger Schule (Heinrich Eberhard Gottlob Paulus) verhaftet, blieb aber trotz wiederholter heftiger Angriffe von orthodoxer Seite bis 1854 gültig.

Auch außerhalb Bayerns erlangte B. eine gewisse Prominenz, vor allem als Herausgeber der „Neuen Speyerer Zeitung“ (seit Juli 1816), deren z. T. radikaler Liberalismus sowohl bei Sympathisanten wie Ludwig Börne als auch bei Gegnern wie Friedrich Gentz Beachtung fand, wobei das kirchliche Amt des Herausgebers als besonders kurios bzw. empörend empfunden wurde. Wegen der zunehmend scharfen Zensur nach den Karlsbader Beschlüssen von 1819 gab B. Anfang 1821 diese journalistische Tätigkeit auf. Nach dem Regierungsantritt König Ludwigs I. von Bayern im Oktober 1825 verlor er seine Stelle als Kreisschulrat im Zuge der neuen Sparpolitik, nicht zuletzt aber, weil er auch dem neuen König selbst als bekannter ehemaliger Revolutionär und „Demagoge“ verdächtig war. Als Konsistorialrat blieb er bis Mai 1833 im Amt, und noch im September desselben Jahres nahm er als Abgeordneter an der 5. Generalsynode der Union in Kaiserslautern teil. Seine Entlassung erfolgte im Zusammenhang einer Disziplinierung des gesamten Vorstandes des Konsistoriums durch das altkirchlich eingestellte und Ludwigs I. Staatskirchenpolitik unterstützende Oberkonsistorium in München.

B. verdankte die Erfolge in seinen wechselnden Wirkungskreisen offenbar nicht nur seiner Tüchtigkeit, sondern auch charakterlichen Qualitäten. Von seiner Persönlichkeit zeigten sich selbst weltgewandtere Zeitgenossen wie August Hermann Niemeyer beeindruckt (s. Qu.); der Märzrevolutionär Carl Heinrich Alexander Pagenstecher (1799-1869), der B. 1819 nach der Ermordung August v. Kotzebues einen Rechtfertigungsbrief des Attentäters Karl Ludwig Sand zum Abdruck in B.s Zeitung gab, nennt ihn in seinen Lebenserinnerungen (s. Qu.) „Speyers damals berühmtesten Mann“ und beschreibt ihn als einen „feurigen Greis mit scharfen, höchst intelligenten Gesichtszügen und funkelnden Augen.“

Quellen: Ungedruckte Qu., Briefe u. Abdr. v. Briefen nachgewiesen b. Hahn (s. Lit.), S. V u. VII. – Kbb. Bramstedt (Ev.-luth. Kirchengem.). – Kbb. Speyer u. Grünstadt (Zentralarch. d. Ev. Kirche d. Pfalz, Speyer). – Aug. H. Niemeyer, Beobachtungen auf Reisen in u. außer Deutschland, 4: Deputationsreise nach Frankreich im Jahr 1807, Halle 1824, bes. S. 91-95. – Aug. W. Schlegel, Sämtliche Werke, hrsg. v. E. Böcking, 10, Lpz. 1846, S. 201-206 (Rezension d. „Petrarka“, s. Werke). – Briefe v. u. an F. v. Gentz, hrsg. v. F. C. Wittichen u. E. Salzer, 3, München u. Bln 1913, T. 1, S. 384 f., 423, 430 f., 455; T. 2, S. 41. -C. H. A. Pagenstecher, Lebenserinnerungen, hrsg. v. A. Pagenstecher, 1, Lpz. 1913, S. 75 u. 125. – L. Börne, Denkwürdigkeiten d. Frankfurter Zensur, in: Sämtliche Schrr., hrsg. v. I. u. P. Rippmann, 1, [2. Aufl.] Dreieich 1977, S. 880-920, bes. 891.

Werke: Leiden zweyer edlen liebenden nach d. Spanischen d. Don Miguel de Cervantes Saavedra, nebst d. merkwürdigen Leben dieses berühmten Spaniers u. einem Versuche über d. Spanische schöne Literatur, Heidelberg 1789 [1788] (UB Heidelberg). – Caesar, Cato u. Friedrich v. Preussen, ein hist. Lesebuch, ebd. 1789 (Herzog August Bibl. Wolfenbüttel). – Alexander d. Eroberer, T. 1 [mehr nicht ersch.], Zürich u. Lpz. [1791] (UB Kiel). -Romantische, komische, rührende u. moralische Unterhaltungen, T. 1 [mehr nicht ersch.], St. Gallen 1791 (Kreisbibl. Eutin). – Aufruf an d. Bürger d. Ober- u. Niederrheinischen Departements, b. Gelegenheit d. zweiten Kreuzzuges wider d. Franken, in: Argos 1793 (Neudr. Nendeln 1976), 2. Halbjahr, S. 105-109, 113-118. – [Gedicht,] in: ebd., S. 145-147.-Zweiter Aufruf an meine Mitbürger, in: ebd., S. 149-152, 156-159.-Dritter Aufruf, in: ebd., S. 281-284. – Frederic Butenschoen, sans-culotte danois, aux sans-culottes francais, salut et fraternite [Straßburg 1794] (Bibliotheque Nationale, Paris.) -Rede nach Ablegung d. Eides in d. Ges. d. Freunde d. Freiheit u. Gleichheit, ebd. 1794. -Petrarka, ein Denkmal edler Liebe u. Humanität, 1 [mehr nicht ersch.], Lpz. 1796 (Sächsische Landesbibl. Dresden). – Meine Erfahrungen in d. fürchterlichsten Tagen d. fränkischen Revolution, in: Klio 1796 (Neudr. Nendeln 1972), Bd 1, S. 10-35, 334-349 (entgegen Ankündigung keine Forts.). – Bruchstücke über d. Leben u. d. Hinrichtung d. Revolutionairs Eulogius Schneider, in: ebd., S. 270-333 (fälschlich „Beschluß* überschrieben), Bd 2, S. 89-106. – Republikanische Rede, gehalten am Friedens-Feste zu Strassburg den 30. Frimaire 6 [20.12.1797], Straßburg [1797] (Bibliotheque Nationale, Paris). – Die alte goldene Zeit am Rhein, in: Rheinisches Arch. 1, 1810, S. 75-78 (Kopie in d. SHLB). -Merkwürdige Scenen aus d. Bauernkriege v. 1525, in: ebd., S. 357-389 (Kopie ebd.). -Katechismus d. christlichen Religions-Lehre, zum Gebrauche beym Religions-Unterrichte, Speyer 1823 (Pfälzische Landesbibl. Speyer). – Reise-Schilderungen, Flucht-Abentheuer u. Robinsons-Sagen, zur Stärkung u. Richtung d. jugendlichen Muthes, 1 [mehr nicht ersch.], Heidelberg u. Speyer 1826 (UB Freiburg). – (Übs.) Bottin, Rede über d. Eintracht, Straßburg o. J. (Bibliotheque Nationale, Paris).

Literatur: Verz. b. Hahn (s. u.), S. IX-XIV. – ADB, 3, S. 650 f. – NDB, 3, S. 78. – Kordes, S. 47. – L.-S., 1, S. 86 f. – Alberti 1867, 1, S. 106. – Nachruf in: [Augsburger] Allg. Ztg v. 26.08.1842, Beil., S. 1897 f. (auch in: NNdD 20,1842 [1845], S. 393-395). -H. Schreibmüller, Der pfälzische Konsistorial- u. Kreisschulrat F. B„ Kaiserslautern 1917 (SHLB; Separatdruck aus d. Pfälzischen Protestantenvereinskai. 1917). – H. Pfannenschmid, Gottlieb Konrad Pfeffels Fremdenbuch m. biogr. u. kulturgesch. Erläuterungen, Colmar 1892. -J. Lefftz, Die gelehrten u. literarischen Ges. im Elsaß vor 1870, Heidelberg 1931, bes. S. 137,139. – J. Kopp, Der Neuhumanismus in d. Pfalz, Bln 1928 (Monumenta Germaniae Paedagogica, Beih. 3). – H. Hahn, J. F. B., Diss. (masch.) Mainz 1953 (Kopie in d. SHLB). -R. v. Thadden, Protestantismus u. Liberalismus z. Zeit d. Hambacher Festes 1832, in: Liberalismus in d. Ges. d. dt. Vormärz, hrsg. v. W. Schieder, Göttingen 1983 (Gesch. u. Ges., Sonderh. 9), S. 95-114, bes. 100 f., 110 f. – R. Marx, Strasbourg, centre de la propagande revolutionnaire vers l’Allemagne, in: Deutschland u. d. Französische Revolution, hrsg. v. J. Voss, München 1983 (Beih.e d. Francia 12), S. 16-25.

Hartwig Molzow


Im Jahre 2013 erhielt ich auch Süddeustchland von einem Nachfahren der Butenschöns eine Lieferung mit originalen Dokumenten von Johann Friedrich Butenschön, überwiegend Reisedokumente aus seiner Zeit bei Colmar und Straßburg.
Die Dokumente habe ich dem Landsarchiv übergeben.

Hier sind die Scans der Dokumente:


In dem Buch „DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION IM SPIEGEL DER DEUTSCHEN LITERATUR“ aus dem Reclam-Verlag (1979), S. 593ff,   werden zwei Texte von Butenschön wiedergegeben zu seinen Erlebnissen / Sichtweisen aus der revolutionären Zeit:

Rede nach Ablegung des Eides in der Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit (Straßburg, 23. Juli 1793)

Mehr als einmal habe ich zur Großmut gegen die Feinde aufgemuntert und gesagt, daß ein freier Mann ein Mann sei, der Vernunft und Sittlichkeit über alles schätze und der deswegen so freudig in den Streit für sein Vaterland fliege, weil ihm dieses seine schönsten Rechte sichert und ihm am meisten und besten Gelegenheit gibt, sich zur Moralität und zum Glücke auszubilden.
Freilich werden mich die kalten Herzen wenigstens sehr unklug schelten, daß ich am Ende dieser Rede meine Gesinnungen und Hoffnungen so ehrlich auskramte und sogar ein Glaubensbekenntnis hinzufügte, welches man mir irgendwo, wie ich erfahren habe, zum entsetzlichen Verbrechen anrechnet. Ich will es gerade deswegen hierhersetzen und weiter kein Wort dazu sagen, als daß ich es auch jetzt noch, da ich kälter geworden bin, etwa die Floskel im dritten § ausgenommen, für das meinige erkenne. Wohl hatte ich damals alles in einem zu schönen Lichte gesehen, aber meine Absicht bleibt mir immer ehrwürdig, man mag sagen, was man will.
„Ich habe den Eid der Freiheit geschworen und werde ihn halten, so wahr Gott der Allmächtige lebt. Ihr seid jetzt alle meine Brüder und Schwestern, ich will euch lieben, wie man seine liebsten Geschwister liebt, ich will eure Rechte unerschrocken bis in den Tod verteidigen und will mich kräftig bemühen, euch auch durch mein Beispiel zu zeigen: wieviel der Mensch vermag, wenn er will, und wie hoch er sich. erbebt, wenn er sich ein freier Mann fühlt?“
„Höret jetzt mein Glaubensbekenntnis, und hoch klopfe euer Herz empor, wenn es auch das eurige ist.“
1. Ich glaube, so gewiß, als ich Gott und Unsterblichkeit glaube, daß Frankreich eine einzige unzertrennliche Republik ist und bleiben wird. Der Beweis liegt in euren und – auch in meinem Herzen!
2. Ich glaube, daß bald alle Thronen der geistlichen und weltlichen Despoten umgestürzt sein werden. Der Beweis liegt in dem unerschrockenen Mute, in den Säbeln und Kanonen unsrer tapfern Waffenbrüder.
3. Ich glaube, daß die gute Sache bald überall siegen wird. Der Beweis liegt in dem überall hervorstrahlenden Lichte der Aufklärung und in dem rastlosen Eifer der Gesellschaften der Freunde der Freiheit und Gleichheit.
4. Ich glaube, daß Frankreich in kurzer Zeit der glücklichste Staat der Erde sein wird. Der Beweis liegt in den täglich zunehmenden edlen Gesinnungen und Taten unsrer Bürger und Bürgerinnen.
5. Ich glaube, daß die ganze Menschheit den fränkischen Freistaat bald als ihren größten Wohltäter segnen wird. Der Beweis liegt in der sich überall entwickelnden Anerkennung menschlicher Rechte und Pflichten.
6. Ich glaube endlich, daß ich keine meiner Arbeiten besser anfangen und enden kann als mit dem göttlichen Ausrufe: Frei leben oder sterben!

(Klio. Eine Monatsschrift für die französische Zeitgeschichte, Bd. I, 1796, S. 345-347; nach: Les socieülS politiques de Strasbourg pendant les annees 1790 a 1795. Extraits de leurs proces-uerbaus; publies par F. C. Heitr. Strasbourg 1863, S.271)

Meine Erfahrungen in den fürchterlichsten Tagen der fränkischen Revolution (1796)

Ich weiß, was Burke, Rebberg, Girtanner und ihre Anhänger von der fränkischen Revolution gesagt haben, und möchte ihre Sünden gegen die Humanität nicht auf mich nehmen. Ebensowenig billige ich die unbedingte Lobrednerei, aber männliche Würdigung einer
wichtigen Sache verdient meine innigste Achtung. Vielleicht klingt es wunderlich, allein es kommt aus dem Grunde meiner Seele; mein Urteil über die fränkische Revolution ist und wird bleiben: Auch jetzt noch bin ich bereit, für sie Zu sterben! Ich habe sie nicht gemacht, sie ist da, und nun wehe dem, der es wagt, sie rückgängig zu machen!
Doch das wird nimmer geschehen, so viel Blut ist nicht umsonst vergossen, so viel teuer. erkaufte Weisheit nicht umsonst eingeerntet worden. Das alte Gebäu ist umgestürzt, Materialien zu einem neuen, im edlern, humanern Stile liegen fertig, wer wird so törigt sein und die schönen, neuen Quader liegenlassen, um aus dem alten, wurmstichigen, zerschmetterten Gebälk sich eine Wohnung zu bereiten, die in kurzer Zeit unfehlbar wieder zusammenfallen und ihre Bewohner erschlagen muß?
Neue Formen sind überall schwer einzuführen, dringt aber das Werk einmal über einen gewissen Punkt hinaus, so wird’s wenigstens vor der Hand unendlich schwerer, zur alten Form zurückzukehren, und das ist denn auch ein wichtiger Weg zur Vervollkommnung
des Menschengeschlechts.
Übrigens kenne ich keinen mächtigem Beweis des Daseins einer weisen Vorsehung als die Geschichte politischer Revolutionen. Solche Kräfte in solchem Kampfe und dennoch am Ende sichtbarer Gewinn an Weisheit und Humanität, wahrlich, da waltet kein blindes Ungefähr. Wir stehen jetzt wieder auf einer neu errungenen Stufe der Menschenwürde, für uns mag sie noch in Nebel gehüllt sein, unsre Nachkommen sehen schon heller.
… Aus Straßburg hatte mir ein Freund viel Tröstliches geschrieben, ich ging dem Lichte nach, es war das einzige, welches meine dunklen Aussichten erhellte. Man machte mir Hoffnung zu einer Lehrstelle, und ich gewann neuen Mut durch den Gedanken, endlich einmal einen festen, nützlichen Wirkungskreis zu bekommen.
Wie gewöhnlich beschloß ich erst nach Straßburg zu gehen, um nachher um Rat fragen zu können, ob ich auch gehen sollte. Die Meinungen waren geteilt, und die ganze Formalität überflüssig …
Um die Mitte des Monats Januar 1793 ging ich aus Jena, es war scharfer, klingender Frost, und das weiße Totenkleid der Natur rührte mich bis zu Tränen. Ich weiß nicht, was sich in mir regte, aber alles schien mich zu bitten, diese glücklichen Täler nicht zu verlassen. Ich kämpfte mit mir selbst und überwand. Es traf sich, daß gerade an diesem Morgen die fürchterlich schöne Leibgarde des Königs von Preußen66 in Weimar einrückte. Die Preußen gingen nicht gern, mancher Offizier sprach mit Enthusiasmus von der
Revolution. Das war Öl in die helle Flamme meiner Phantasie. Lob aus dem Munde eines Feindes, der mit Bajonett und Kanonen daherstürmt, ist groß und erschütternd. Ich ward jetzt Franke mit Leib und Seele. Die Belagerung von Mainz kam immer näher,
es dürstete mich nach einem Kampf für Menschenrecht und Freiheit. Das dumpfe, schauerliche Rollen der Kanonen und Pulverwagen war Musik in meinen Ohren, und die wehenden Fahnen dünkten mir geheimnisvolle Zeichen einer bessern Welt; meine Wärme für die Revolution stieg bis zur Schwärmerei.
Zwei Stunden vor Straßburg, als ich schon lange den ehrwürdigen Münsterturm durch den Nebel durchschimmern gesehen hatte, begegnete mir ein Dragoner zu Pferd. Im Vorbeireiten rief er mir zu: „Sie haben den König getötet!“, und seine Stimme zitterte, indem er‘ s sagte. Plötzlich verschwanden alle die schönen Bilder um mich her, ich hing dem Gedanken nach, daß es großmütiger gewesen wäre, wenn man ihm das Leben geschenkt hätte, und erinnerte mich vorzüglich an das, was der redliche, gelehrte Reinhold mir bei meiner Abreise aus Jena darüber gesagt hatte.
Ich eilte weiter, kam bald in die Stadt und durchlief sie in mich selbst versenkt. Es war noch früh, auf der Straße fand ich keinen Bekannten. Ich trat in das Haus meiner mütterlichen Freundin, sie hatte eine Schrift in der Hand, und die hellen Tränen rollten ihr übers Gesicht. Die Beschreibung von der Hinrichtung des Königs hatte so sehr auf sie gewirkt. Etwas später ward diese natürliche Empfindung zum Staatsverbrechen gemacht, und es haben rechtschaffene Leute bluten müssen, weil sie sich, wie es hieß, über Ludwigs Tod apitoyiert67 hatten. Ich war mit Leib und Seele für die Republik, hielt selbst den Tod des Königs für
politisch notwendig, aber ich hatte und habe noch Respekt vor diesen Tränen. Dieses mag Kleinigkeit scheinen, aber man wird schon nachher sehen, daß es keine Kleinigkeit war.

(Klio. Eine Monatsschrift für die französische Zeitgeschichte, Bd.1, 1796, S. 17-19, 20 j., 26 f.)


In einer Beilage zur Leipziger Allgemeinen Zeitung Nr. 150 vom 30. Mai 1842 wird über seinen Tod berichtet und ein Nachruf verfasst:

*Aus der Pfalz, 22. Mai. Die Speyerer Zeitung enthält die Nachricht vom Tode Butenschön’s. Seit einer Reihe von Jahren war dieser edle Mann nicht nur von jeder amtlichen Wirksamkeit entfernt, sondnern über den Verlust seines Lieblingssohnes niedergebeugt, zurückgezogen und ohne materielle Theilnahme an den Vorkommnissen des Tages. So erregte denn auch die Kunde von seinem Hinscheiden bei der Masse der Leute beiweitem nicht jene regen Aeußerungen von Theilnahme, wie man hätte denken mögen. Um so inniger aber ist der Schmerz bei Allen, welche im Falle sich befinden, ein geistiges Wirken im vollen Maße zu würdigen.
Butenschön war es, dem wir (in seiner Eigenschaft als Kreisschulrath von 1816-27) die bessere Organisation unsers gesamten Schulwesens verdanken. Er ist es, der am meisten dazu beitrug (als Consistorialrath), daß die Vereinigung der Lutheraner und Reformirten in Rheinbaiern in der Weise erfolgte, wie es geschah, sodaß nach der Vereinigungsurkunde die unirte Kirche nicht als eine der Vernunft widerstrebende erscheint. Was er als politischer Schriftsteller geleistet, bewies am meisten die 1816-21 von ihm redigirte Neue Speyerer Zeitung, in welchem Blatt er mit allen Waffen des Geistes und Verstandes dermaßen für Freiheit, Wahrheit und Recht känpfte, daß diese Zeitung damals nicht nur für die am freisinnigsten, sondern nicht minder für die am geistvollsten redigirte in ganz Deutschland galt, bis endlich die Karlsbader Beschlüsse auch sie zum Schweigen brachten. Aber nicht blos zu den geistvollsten, sondern auch zu den geehrtesten und, was mehr als alles Dies ist, zu den edelsten, charakterfesten und überzeugungstreuesten Männern gehörte Butenschön sein ganzes Leben hindurch. Nie hat er um Gunst geuhlt, nie Opfer zu bringen Bedenken getragen, wo es seiner Überzeugung, wo es der Wahrheit und dem Rechte galt. Man wird nur wenige Charaktere auffinden können, die in dieser Beziehung so völlig makellos stehen wie er. Von der Zeit an, in welcher er, ergriffen von den 1789 und 1790 in Frankreich zur Verwirklichung gelangenden edlen und freisinnigen Ideen, nach Strasburg wanderte, dann freiwillig als gemeiner Soldat für die Sache der Republik in der Vendeé kämpfte, bis an sein Lebensende, ist dieser edle Nordländer (er war 1764 in Holstein gebroen) immer und unter allen Verhältnissen der Nämliche geblieben. In dem wir mit dem so oft ausgesprochenen Wunsche schließen: „Möge er in Frieden ruhen!“ dürfen wir wohl noch hinzufügen: „Möge sein Leben Andern ein Vorbild sein!“


am Orte seiner geburt findet sich 1938 in den Bramstedter Nachrichten einen Notiz:

Johann Friedrich Butenschön
(17647—1842) aus Bramstedt, der sehr früh Waisenkind geworden ist. Unter größten Entbehrungen konnte der Knabe das Gymnasium zu Altona besuchen und studierte ab 1785 in Jena, Kiel und Heidelberg: 1790 ging er nach Straßburg, wurde 1982 Soldat und machte als solcher im Jahre 1792 den Feldzug in der Vendöe mit. Nach Beendigung des Krieges wurde er erster Sekretär der Munizipalverwaltung in Straßburg. 1794 wurde er nach Paris abgeführt und entging dort nur durch Zufall der Hinrichtung. Als Rodespierre gestürzt war, wurde Butenschön Professor und Bibliothekar in Kolmar; ging 1803 als Professor an das Lyzeum nach Mainz, wurde 1809 in Mainz Inspektor und 1812 sogar Direktor der Mainzer Akademie. Ist dann weiter 1816 Regierungs- und Schulrat zu Speyer und hat es dort im Jahre )817 noch bis zum Konsistorialrat gebracht. Seit 1834 lebte er im Ruhestande in dieser alten, deutschen Kaiserstadt und ist darin im Mai 1842 gestorben. Butenschön ist eigentlich durch sein Leben viel interessanter denn als Dichter. Die Literaturgeschichten und biographischen Handbücher kennen nicht einmal seinen Namen. Wir wollen aber das nennen, was Brümmer von Butenschöns Schriften verzeichnet: „Leiden zweier edlen Liebenden“ (Nach Cervantes Saavedra; 1798), das Drama „Alexander der Eroberer“ (1791) und das Buch „Romantische, komische, rührende und moralische Unterhaltungen“, wovon nur ein Teil 1791 herausgekommen ist. So hat dieser heimatliche Dichter sehr früh das Schreiben wieder aufgegeben, wozu ihn seine Aemter auch wohl wenig Zeit gelassen haben werden.
Ein Dichter sehr christlicher Richtung war der Geistliche.


Hier ein paar Links zu Seiten, auf denen Butenschön Erwähnung findet:

https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Speyerer_Zeitung/Neue_Speyerer_Zeitung

https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Evangelische_Kirche_der_Pfalz_%28Protestantische_Landeskirche%29

http://www.evpfalz.de/6704.php
http://www.evpfalz.de/5829.php
http://www.evpfalz.de/werke/archiv/bestand.pdf

http://www.rlb.de/hades/1995/had3dat23.html#3659

http://www.zeit.de/2001/29/Kultur/200129_a-14.juli.xml

http://www.bautz.de/bbkl/s/s1/schneider_eu.shtml

http://histrom.literature.at/cgi/wrapcgi.cgi?wrap_config=hr_bu_all.cfg&nr=81340

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