Geschichte der JFS

Geschichte der JFS, entnommen der Homepage der Schule am 11.2.2016

Die Historie der Jürgen-Fuhlendorf-Schule

Ernst Neumann, Hans Wilhelm Meyer, Ulrich March, Uwe Czerwonka

Die sehr bewegte und interessante Geschichte der Jürgen-Fuhlendorf-Schule ist hier in einzelnen Abschnitten nachzuvollziehen. Bitte wählen Sie rechts die Kapitel über die verschiedenen Zeitabschnitte aus.

1908 – 1922

Zu Beginn unseres 20. Jahrhunderts wurde im Zeichen des steigenden Wohlstandes und Bildungsstrebens im deutschen Kaiserreich in der damals rund 2500 Einwohner umfassenden kleinen Landstadt Bad Bramstedt der Wunsch rege, am Ort eine höhere Privatschule zu errichten. Sie sollte befähigte Kinder aus der Stadt und ihrer Umgebung auf den späteren Besuch einer höheren Lehranstalt vorbereiten. Es ist das Verdienst des damaligen Pastors lic. Dr. Ernst Hümpel, daß er sich zum energischen Verfechter dieses an ihn herangetragenen und von ihm selbst lebhaft gehegten Wunsches machte. Dabei fand er in dem Arzt Dr. med. Paul Wulf einen umsichtigen, tatkräftigen Helfer. In der ganzen Umgegend, auch in Kaltenkirchen und Großenaspe, wurden Werbeabende veranstaltet, an denen Pastor Hümpel durch Darlegung der Vorteile, die das Vorhanden­sein einer solchen Schule für die heranwachsende Jugend biete, mit Erfolg für seinen Plan Stimmung machte. Am 2. Februar 1908 wurde der „Verein für die Höhere Privatschule“ gegründet und beschlossen, die Schule bald ins Leben zu rufen. Es bildete sich ein ge­schäftsführendes Kuratorium, bestehend aus Pastor Dr. Hümpel, Dr. Wulf, Amtsgerichtssekretär Matthies, Viehhändler H. Langhinrichs und Pen­sionsbesitzer G. Meyer aus Bad Bramstedt sowie 0. Möller und Tischler­meister Lüders aus Kaltenkirchen. Der genannte Beschluss fand in der Elternschaft so großen Widerhall, daß man, nachdem die Regierung in Schleswig die einstweilige Genehmigung erteilt hatte, sofort an die Arbeit gehen konnte. Zwei im Wohnhaus (1. Stock!) des Tischlermeisters Graf im Landweg zur Verfügung stehende Räume wurden entsprechend einge­richtet und die Schule am 1. Mai 1908 mit 39 Kindern eröffnet.
Die meisten Kinder besuchten damals die sogenannte Vorschule als Vor­stufe zum Eintritt in die Sexta, einige wenige die Sexta selbst, die Haupt-klasse, wie sie offiziell hieß. Höhere Klassenstufen waren zunächst noch nicht vorhanden. Die Zahl der zur Verfügung stehenden Lehrkräfte aber belief sich auf vier, von denen jedoch nur eine einzige hauptamtlich wirkte: Fräulein Frieda Krüger aus Barmen. Sie war also die erste eigentliche Lehrkraft unserer Schule. Außerdem unterrichteten Pastor Dr. Hümpel, die im Meyerschen Pensionat tätige Lehrerin Fräulein Planier und der an der Volksschule angestellte Lehrer A. Kühl nebenamtlich. Pastor Dr.Hümpel aber als Leiter der Schule gab der jungen Anstalt auf Jahre hinaus ihr Gepräge.
Das Jahr 1909 brachte einen weiteren Fortschritt. Die Schülerzahl wuchs auf 53, und eine dritte Klasse wurde eingerichtet. Auch der erste Lehrer­wechsel trat ein: eine neue hauptamtliche Lehrkraft wurde gewonnen, zwei der bisherigen Lehrerinnen schieden aus, und andere traten an ihre Stelle.
Im Jahre 1910 zählte die Schule bereits 67 Kinder. Zwei neue Klassen­zimmer im Erdgeschoß des genannten Hauses im Landweg wurden in Benutzung genommen. Jetzt gab es außer der Vorschule bereits drei Klassen: Sexta, Quinta und Quarta. Da die Räumlichkeiten dadurch immer enger wurden, richtete das Kuratorium, einer Anregung aus Mitglieder­kreisen folgend, an die Stadt den Antrag, die aufblühende Schule zu über­nehmen. Doch wurde dieser Antrag mit Stimmenmehrheit von dem Stadt­verordnetenkollegium abgelehnt. Vermutlich spielte in damaliger Zeit das Vorurteil, daß eine höhere Schule als eine Art Standesschule anzusehen sei, eine wesentliche Rolle und war vielleicht sogar für die Ablehnung aus­schlaggebend.
Als Pastor Dr. Hümpel erklärte, die Schulleitung niederlegen zu wollen, beschloß das Kuratorium, einen hauptamtlichen Leiter anzustellen. Als solcher wurde Rektor Gehrs aus Borkum gewählt, während Pastor Dr. Hümpel weiterhin – bis Oktober 1912 – als Vorsitzender des Kuratoriums fungierte. Der neue Leiter trat seine Stelle 1911 an. Gleichzeitig erfuhr der Unterrichtsbetrieb insofern eine wichtige Umstellung, als an die Stelle des Latein, das fortab nur noch wahlfreies Unterrichtsfach in der inzwischen neu entstandenen Klasse U III war, Französisch als Hauptsprache trat. So wurde aus der Schule eine Vorbereitungsanstalt für den Übergang auf die Oberrealschule oder das Realgymnasium.
Das ständige Wachsen der Schülerzahl – 1911 waren es schon 73 Kinder – machte den Bau eines eigenen Schulhauses notwendig. Man begann, sich immer eingehender mit diesem Problem zu beschäftigen. Bald ergab sich, daß die ursprünglich vorgesehene Bausumme von 30.000 Mark keineswegs aus­reichte und das Doppelte, also 60.000 Mark erforderlich waren. Als eine hiesige Sparkasse sich bereit erklärte, die Bausumme zu mäßigen Zinsen herzu­geben, wurde noch im gleichen Jahr der Bau beschlossen. Ein schönes Beispiel für Opfersinn und Schulinteresse bekundeten damals viele Eltern und Freunde der Schule, als sie Anteilscheine zeichneten und mit je 300 Mark für die angeliehene Bausumme hafteten. Bis Ende des Jahres stand das Schulhaus im Rohbau da, und am 17. April 1912 konnte die Schule in ihr eigenes, geräumiges und zweckmäßig eingerichtetes schönes Heim ein­ziehen. Sie hatte nunmehr 99 Jungen und Mädchen und umfaßte, abge­sehen von der Vorschule, die Klassen VI – OIII.
Mit dem Einzug in das neue Heim, vier Jahre nach ihrer Begründung, hatte die Schule sozusagen ihre Kinderschuhe ausgezogen. Im allgemeinen blieb die Schülerzahl konstant. Sie bewegte sich um 100 Kinder, von denen rund ein Drittel Mädchen waren. Unterrichtende Lehrkräfte gab es meist fünf. Es war eine kleine Schule, die der Landschaft, in die sie hineingestellt war, einen notwendigen Dienst leistete, ja, für sie allmählich unentbehrlich war. Dies erweist deutlich die Tatsache, daß bereits zum ersten Mal im Jahre 1911 sowohl das Stadtverordnetenkollegium von Bad Bramstedt wie auch der Segeberger Kreistag Zuschüsse leisteten und unsere Schule dieser finan­ziellen Förderung auch weiterhin alle die folgende Jahre hindurch für würdig erachteten.
Der erste Weltkrieg übte auf die Schule keine größere Wirkung aus. Der Schulbetrieb konnte im ganzen aufrechterhalten bleiben. Die Schülerzahl stieg weiterhin und erreichte 1918, als man des zehnjährigen Bestehens der Anstalt – entsprechend der Schwere der Zeit ohne besondere Feierlich­keiten – gedachte, die bisherige Höchstzahl von 171 Kindern. Ehrend sei auch an dieser Stelle der Gefallenen gedacht: Ein jüngerer Lehrer mit Namen Ernst Piur, der gleich zu Beginn des Krieges freiwillig in das Heer eingetreten war, und sechs ehemalige Schüler haben in den Kämpfen von 1914 bis 1918 ihr Leben gelassen. Ein früherer Schüler verlor das Augenlicht.
Auch nach dem Krieg blieb die Schule zunächst in ihrem Bestand so gut wie unverändert. Der Abbau der Vorschulklassen (entsprechend der nunmehr durch Reichsgesetz festgelegten Grundschulpflicht) konnte sogar noch mehrfach hinausgeschoben werden und war erst im Jahre 1932 abgeschlos­sen. Nach genau zehnjähriger Wirksamkeit trat am 1. April 1921 Rektor Gehrs von der Leitung der Schule zurück. Sein Nachfolger wurde Rektor Schneider. Unter ihm erlebte die Schule einen grundlegenden Wandel und trat damit in den zweiten Abschnitt ihrer Geschichte und Entwicklung ein.

1922-1936

Verhältnismäßig leicht wurden die Wirren und Stürme der Inflation von dem Schulverein als Träger der Anstalt überwunden, und die Schule konnte sogar in dieser Zeit einen großen Schritt vorwärts tun. Seit den ersten Jahren ihres Bestehens umfaßte sie, abgesehen von den Vorschulklassen, die Klassen VI bis OIII. Ab Ostern 1922 erhielt sie eine Untersekunda, und im September hieß sie nunmehr amtlich „Realschule e. F.“ Zu Ostern 1923 wurde dann die erste Abschlußprüfung gehalten. Zu diesem Zweck mußten die betreffenden Jungen und Mädchen der letzten Klasse nach Bad Oldesloe fahren und sich an der dortigen Oberrealschule der Prüfung unter­ziehen. Diese brachte eine große Enttäuschung: Nur drei Prüflinge unter sieben bestanden. Mit gutem Recht äußerte in der Mitgliederversammlung des Schulvereins im Mai dieses Jahres ein Kuratoriumsmitglied, der Grund liege hauptsächlich in dem Mangel an geeigneten Lehrmitteln, und ihre Anschaffung sei dringend erforderlich. Das Fiasko hatte ein Gutes: Die Anstrengungen wurden verdoppelt, alle Kräfte wurden angespannt, und so geschah es bei der Abschlußprüfung im Jahre 1924, daß von sechs Prüflin­gen fünf, und im folgenden Jahre, daß von acht Prüflingen sieben in Bad Oldesloe bestanden. Sie war nunmehr in ihrem Weiterbestehen als Realschule, das heißt als höhere Schule, gesichert. Als im Dezember 1926 nochmals an die Stadtverwaltung das Gesuch erging, die Schule zu übernehmen, wurde ausdrücklich betont, daß sie auf jeden Fall Realschule bleiben müsse und eine Umwandlung in eine Mittelschule nicht in Frage komme. Das Gesuch selbst hatte keinen Erfolg.
Nach dem Ausscheiden von Rektor Schneider übernahm ab 1. Oktober 1923 Studienassessor Richard Horstmann die Leitung der Schule. In seiner fast vierjährigen Tätigkeit verstand es Direktor Horstmann, die Schule vor­wärtszubringen und ihre weitere Entfaltung zu fördern. Die allgemein im damaligen deutschen Bildungswesen spürbare Modernisierung und Reformfreudigkeit – dieses Wort im besten Sinne des Wortes gebraucht! -fanden auch an der Realschule in Bad Bramstedt einen günstigen Nieder­schlag. Schulbetrieb und Unterrichtsweise wurden weitgehend umgewan­delt, wobei der Gedanke des Arbeitsunterrichts, eine Lieblingsidee jener Jahre, theoretisch durchgearbeitet und praktisch nach besten Kräften ver­wirklicht wurde. Die Verbindung mit der Elternschaft wurde auf Eltern­abenden gepflegt. Ausflüge, Fahrten der älteren Schüler zum Besuch kultu­reller Veranstaltungen in Kiel und Hamburg, Lesenachmittage, mancherlei Feierstunden sowie Laienspielaufführungen lockerten das Schulleben auf und vermehrten die Schulfreudigkeit. Ab Ostern 1925 wurde Englisch anstatt Französisch die erste Fremdsprache.
1932 wurde Oberstudienrat a. D. Prof. Ernst Hansen aus Flensburg Direk­tor. Er wirkte genau vier Jahre in diesem Amt.
Infolge höherer Anordnung kam es in dieser Zeit wieder einmal zu einem Wechsel in der Fremdsprachenfolge: Ab Ostern 1933 war Französisch in Sexta die erste Fremdsprache, und in Obertertia kam Englisch hinzu. Mitt­lerweile war der Nationalsozialismus zur Macht gelangt. Im Mai 1933 fei­erte die Realschule ihr 25jähriges Bestehen; keiner der Beteiligten konnte ahnen, wie verhängnisvoll sich die politischen Ereignisse dieses Jubiläums­jahres noch auswirken sollten. Im übrigen verdient es vermerkt zu werden, daß die beiden Direktoren in der Zeit von 1933 – 1945 ihre Stellung wahrten, ohne je der damals allmächtigen Partei anzugehören, und die Gerechtigkeit verlangt es nicht minder anzuerkennen, daß auch die führenden Parteifunk­tionäre im damaligen Bad Bramstedt maßvoll genug waren, die Schule im allgemeinen ihre bewährte Eigenart erhalten und weiter pflegen zu lassen.
Oberstudienrat a. D. Dr. Dietrich Heine wurde am 26. März 1936 vom Vorstand der Realschule einstimmig zum Leiter der Anstalt gewählt. Am 15. Oktober trat er sein neues Amt als Schulleiter an.

1937-1949

Der Bericht über die „Ära Heine“ sei mit einer allgemeinen Feststellung begonnen: Vom ersten Tage an bestand ein ausgezeichnetes Verhältnis zwischen Schulleiter einerseits und Vorstand und Kuratorium andererseits, im wohltuenden Gegensatz zu manchen früheren Zeiten, da nur zu oft Differenzen und Spannungen sich unliebsam bemerkbar gemacht hatten. Was aber noch wesentlich wichtiger war: Dr. Heine entfaltete mit seinem Amtsantritt eine energiegeladene, ideenreiche Tätigkeit, die der Schule sichtbaren Auftrieb verlieh.
Anfang Dezember 1936 wurde bekanntgegeben, daß fortab die Schüler der Untersekunda nicht mehr zur Abschlußprüfung die Oberschule in Bad Oldesloe aufsuchen mußten, sondern die Prüfung an der eigenen Schule in Bad Bramstedt im Beisein des Oldesloer Direktors ablegen konnten. Andere bezeichnende Maßnahmen fördernder Art fielen ebenfalls in die erste Zeit nach Dr. Heines Amtsantritt, wie vermehrte Durchführung von Elternabenden und ähnlichen Veranstaltungen und die Begründung einer Kameradschaft ehemaliger Schüler und Schülerinnen der Realschule.
Es war im Frühjahr 1937, als Dr. Heine im Zusammenhang mit der amtlich angeordneten Umbenennung der bisherigen „Realschule e. V.“ in „Private Oberschule für Jungen und Mädchen“ den Vorschlag machte, der Anstalt einen würdigen Namen nach einer historischen Persönlichkeit zu geben. Der Gedanke wurde sehr beifällig aufgenommen. Vorgeschlagen wur­den: „Roland-Schule“, „Gorch-Fock-Schule“, „Graf-Luckner-Schule“ und schließlich „Jürgen-Fuhlendorf-Schule“. Dieser Name wurde gewählt in Erinnerung an den Mann, der als Fleckenvorsteher einst im 17. Jahrhundert die Bramstedter Bauern vor der Leibeigenschaft bewahrte. Seit August 1937 führt unsere Schule mit behördlicher Genehmigung ihren traditionellen Namen.
In Auswirkung der damaligen Schulreform und der sonstigen Maßnahmen des totalitären Staates, die ohne Widerspruch hingenommen werden muß­ten, sank die Schülerzahl in erschreckendem Maße: Sie bewegte sich in den Jahren 1937 und 1938 um 90 und ging sogar im Mai 1939 bis auf 72 zurück. Es zeugt von dem unverwüstlichen Optimismus aller maßgebenden Män­ner im Vorstand und Kuratorium einschließlich des zu diesem gehörenden Direktors Dr. Heine, daß man dennoch nicht verzagte. Die Feier des 30jährigen Bestehens der Schule am 16. Juli 1938 war laut Bericht der „Bramstedter Nachrichten“ aus diesen Tagen der Anlaß zu einem Festakt, wie ihn Bad Bramstedt nur selten begangen hat.
Noch im selben Jahr 1938 bahnte sich eine neue Entwicklung an, die wir rückblickend als wichtigen Markstein im Aufstieg der Jürgen-Fuhlendorf-Schule beurteilen müssen: Im Zuge der damals vom Reichserziehungsminister verfügten „Planung der höheren Schulen“ bot sich ihr die Möglich­keit, trotz ihres privaten Charakters, der doch deutliche Merkmale einer gemeinnützigen Einrichtung auswies, als „Zubringeschule“ anerkannt zu werden, das heißt als eine Schule, die den öffentlichen Anstalten völlig gleichgestellt war, so daß beispielsweise die Abgangszeugnisse ohne weite­res zum Übergang auf öffentliche höhere Schulen berechtigten. Freilich waren wichtige Voraussetzungen zu erfüllen. Besonders hing die Errei­chung des genannten Zieles davon ab, daß ein naturwissenschaftlicher Arbeitsraum und zwei naturwissenschaftliche Sammlungsräume in das Schulgebäude eingebaut und die Sammlungen für Biologie, Chemie und Physik vervollständigt wurden, und dies erforderte bedeutende finanzielle Mehraufwendungen. Die Gesamtkosten dieser Umgestaltung des Schulgebäudes und der Neuerstellungen beliefen sich auf rund 12.000 RM. Da man nicht damit rechnen konnte, sie nur aus Schulgeldern und staatlichen sowie sonstigen öffentlichen Zuschüssen zusammenzubringen, wurden die Eltern aufgefordert, möglichst zahlreich Bürgschaften von je 300 RM zu leisten. Es zeugt von dem Opfersinn und dem Schulinteresse der Elternschaft, daß zahlreiche Zeichnungen erfolgten. Erfreulicherweise brauchte diese Bürg­schaft aber dann nicht in Anspruch genommen zu werden. Der für damalige Verhältnisse umfangreiche Erweiterungsbau begann nach langen Vorarbei­ten im August 1939, drei Wochen vor Kriegsausbruch, und konnte, wenn auch mit mehrmaligen Verzögerungen, durchgeführt werden. Bereits am 25. Januar 1940 wurde die Jürgen-Fuhlendorf-Schule als private Zubringe­schule für die Oberschule in Bad Oldesloe vom Reichserziehungsminister anerkannt und ihr bald darauf die Genehmigung erteilt, zu Ostern 1940 eine Klasse 6 einzurichten. Da diese Klasse nach damaliger Ordnung bereits zur Oberstufe rechnete, war mitten im Krieg der erste Schritt zum weiteren Ausbau der Anstalt getan worden.
Aus dem Lehrerkollegium mußte Studienrat Dr. Helmut Schwarz noch am Ende des Krieges, im März 1945, sein Leben opfern. Wie viele von den frü­heren Schülern der Jürgen-Fuhlendorf-Schule gefallen oder vermißt sind, wird sich schwer endgültig feststellen lassen. Die Zahl 50 dürfte nicht zu hoch gegriffen sein, eine erschütternd große Zahl aus dieser verhältnismä­ßig kleinen Privatschule und ein getreues Spiegelbild jener allgemeinen Erscheinung, daß im zweiten Weltkrieg der Tod unter der deutschen Jugend furchtbare Ernte hielt.
Im übrigen sicherten paradoxerweise Leid, Unglück und Verderben, das deutsche Schicksal jener schweren Kriegsjahre, unserer Jürgern-Fuhlendorf-Schule damals die Existenzberechtigung: Die schweren Luftangriffe auf Hamburg und später auf Neumünster erzwangen die Verlegung größerer Bevölkerungsteile auf die ländliche Umgebung und veranlaßten die Ein­schulung vieler gefährdeter Kinder in ruhigeren Orten. So stieg die Zahl der Jungen und Mädchen bei uns im Laufe des Krieges sprunghaft an, wie fol­gende Übersicht verdeutlicht: 1939: 72, 1940: 91, 1941:117, 1942:104, 1943: 136, 1944: 253. Diese gewaltige Zunahme der Schülerzahl in einem viel zu engen Schulgebäude stellte an die Arbeitskraft und das Organisationstalent Dr. Heines, der selber schon über das Alter hinaus war, in dem man norma­lerweise seinen Beruf ausübt – im Jahre 1944 vollendete er das 70. Lebens­jahr -, die höchsten Anforderungen, zumal gleichzeitig sich andere Schwie­rigkeiten drückend bemerkbar machten: Lehrkräfte waren äußerst schwer zu beschaffen, im Winter bereitete die Frage der Heizung größte Sorgen, und die Knappheit auf allen Gebieten des Lebens nahm täglich zu.
April 1945 hörte der Unterricht auf. Als er auf Anordnung der Militärregie­rung gegen Jahresende wiederaufgenommen werden sollte; galt es, aus dem
Nichts anzufangen. Jeder weiß, daß es damals an allem fehlte. Das Schulge­bäude war vorhanden, doch hatte es durch Belegung mit der Organisation Todt in den letzten Kriegswochen erheblich gelitten und diente jetzt Flüchtlingen als Unterkunft. Als der Unterricht am 28. November 1945 wie­der eröffnet wurde, fanden sich 140 Jungen und Mädchen ein. Die nächsten Wochen brachten laufend Zugänge, so daß die Schülerzahl bis Ostern 1946 auf 270 anschwoll. Die Zahl der Lehrkräfte dagegen war 1945 bis auf zwei zusammengeschrumpft. Dr. Heine eröffnete nach dem Zusammenbruch seine Schule mit Frau Dr. Dreves und Fräulein Jüngst. Sie bildeten den Stamm des neuen Kollegiums, das danach allmählich geschaffen wurde.
Auch nach dem Kriege blieb Dr. Heine trotz seines hohen Alters weiterhin auf seinen Posten. Tatkräftig unterstützt von Herrn Schumann, Hitzhusen, dem stellvertretenden Vorsitzenden des nach dem Kriege neu gebildeten Kuratoriums, sah er eine neue große Aufgabe darin, einen Plan zu verwirk­lichen, der in früheren Jahren schon gelegentlich zaghaft geäußert worden war, den aber je durchzuführen man kaum zu hoffen gewagt hatte: Er beantragte die Einrichtung einer Obersekunda, um die Jürgen-Fuhlendorf-Schule nunmehr zu einer Vollanstalt auszubauen. Dr. Heine fand bei Herrn Oberschulrat Jaquet in Kiel volle Unterstützung in seinem Vorhaben und einen warmen Förderer unserer Schule: Dem Antrag wurde nach formaler Genehmigung seitens der Militärregierung stattgegeben und so zu Ostern 1946 eine Obersekunda eingerichtet.
Am 1. Oktober 1948 legte der hochverdiente Leiter der Schule, Direktor Dr. Heine, sein Amt nieder und trat in den Ruhestand. Bei der Abschiedsfeier wurden ihm in reichem Maße Ehrungen zuteil; von den verschiedensten Seiten wurde ihm dankend Anerkennung bezeugt für seine Verdienste um den überraschenden Aufstieg der Schule in den zwölf Jahren seiner Wirk­samkeit. So war es auch selbstverständlich, daß er bei der Reifeprüfung unserer ersten Oberprima, die von der Kieler Schulbehörde eigens auf den 4. März 1949, seinen 74. Geburtstag, gelegt worden war, als Ehrengast im Prüfungskollegium weilte und berechtigten Stolz und hohe Freude emp­fand, als unsere ersten acht Abiturienten geschlossen durchs Ziel gingen. Die Leitung der Schule hatte nach dem Ausscheiden Dr. Heines für andert­halb Jahre kommissarisch Studienrat Herbst inne; er führte in dieser Zeit die ersten beiden Reifeprüfungen an unserer Schule in den Jahren 1949 und 1950 erfolgreich durch.

1950-1958

Gleichzeitig mit dem soeben dargestellten Aufstieg der Jürgen-Fuhlendorf-Schule seit 1946 trat eine bedrohliche Krise finanzieller Art in Erscheinung, die zeitweise geradezu die weitere Existenz der Anstalt in Frage stellte.
Schon bald nach ihrer Wiedereröffnung Ende 1945 zeigte sich deutlich, daß der alte Schulverein zukünftig nicht mehr in der Lage war, mit Hilfe der einkommenden Schulgelder und verhältnismäßig geringer öffentlicher Zuwendungen in der bisherigen Form die Schule zu erhalten. Mit der Wäh­rungsreform im Jahre 1948 und der etwa gleichzeitig für alle öffentlichen Schulen gesetzlich verankerten Schulgeldfreiheit wurde der Anstalt ihre bisherige Existenzgrundlage völlig entzogen, ja, auch ihre Daseinsberech­tigung ließ sich in Frage stellen, als durch die damals eingeführte sechsjäh­rige Grundschulpflicht die stärksten Klassen der Unterstufe fortfielen und dadurch naturgemäß die Schülerzahl wieder zurückging. Erwähnt sei in die­sem Zusammenhang, daß in Anbetracht dieser ausgesprochenen Notlage dem damaligen Lehrerkollegium das gewiß nicht leichte Opfer auferlegt wurde, für die Zeit vom 1. Januar 1949 bis 31. März 1950 auf 25% des Gehalts zu verzichten. Schließlich war ein gangbarer Weg gefunden, der das Weiterbestehen der Anstalt finanziell gewährleistete: Am 1. April 1950 wurde die Jürgen-Fuhlendorf-Schule eine „Stiftung öffentlichen Rechts“, an die das Land Schleswig-Holstein, der Kreis Segeberg und die Stadt Bram-stedt angemessene geldliche Zuwendungen zu leisten gewillt waren und sich entsprechend verpflichteten. Die Verwaltung der Stiftung und aller Schulangelegenheiten außerhalb des eigentlichen Unterrichts oblag fortab dem Stiftungsvorstand, der an die Stelle des früheren Kuratoriums trat. Vorsitzender dieses Stiftungsvorstandes war für eine kurze Übergangszeit Herr Quistorff und dann mehrere Jahre Herr Bürgermeister Gebhardt. Zur Übernahme der laufenden Verwaltungsgeschäfte erklärte sich unsere hie­sige Stadtverwaltung bereit. Mit Wirkung vom 1. April 1950 übernahm die Leitung Oberstudiendirektor z. Wv. Dr. Neumann, der bereits seit Oktober 1948 dem Kollegium als Lehrkraft angehörte.
Die Verkürzung der höheren Schule durch Einführung der sechsjährigen Grundschulpflicht war nur von kurzer Dauer. Schon zu Ostern 1951 wurde die Grundschulzeit für zukünftige Oberschüler wieder auf vier Jahre festge­legt, und so begann nach Wiedererrichtung der Klassen VI und V unsere Schule, die im März 1951 nur 232 Schüler(innen) zählte, das Schuljahr 1951/52 mit insgesamt 430 Schülern (darunter 182 Mädchen). Das bedeu­tete eine Zunahme von rund 85 %! Auch in den beiden nächsten Jahren stieg die Schülerzahl noch an.
In den Jahren 1951 bis 1956 bestand das schwierigste Problem darin, wie man der drückenden Enge und Raumnot im jetzt viel zu kleinen Schulge­bäude Herr werden sollte. Im Hinblick auf die sicher zu erwartende gewal­tige Zunahme der Schülerzahl hatte der Direktor bereits im Februar 1951 Schritte eingeleitet mit dem Ziel, durch Um- und Erweiterungsbauten innerhalb des Schulgebäudes neue Klassenräume zu schaffen. Um wenig­stens die äußere Durchführung des Schulbetriebes zu ermöglichen, wur­den drei im Gebäude befindliche und noch immer von Privatpersonen benutzte Räume und eine Küche der früheren Direktorwohnung freige­macht, jedoch mußten sie, da die Geldmittel für die Maurer- und Maler­arbeiten fehlten, zunächst in dem Zustand, wie sie waren, in Benutzung genommen werden. Alle ehemaligen Schüler, die zwischen Ostern und Sommerferien 1951 unsere Anstalt besucht haben, werden sich daran erin­nern, wie ausgesprochen primitiv die Verhältnisse damals waren. Erst in den Sommerferien wurden die erwähnten in Klassenräume umgewandelten Wohn- beziehungsweise Küchenräume einigermaßen instandgesetzt. Die Freude über diese baulichen Verbesserungen zu Beginn des zweiten Schul­vierteljahres wurde allerdings noch dadurch getrübt, daß sich die erhoffte Neuanschaffung von Schulmöbeln weiterhin verzögerte. Erst zur Jahres­wende 1951/52 wurde die langersehnte Neuausstattung wenigstens eines Teiles der Klassenräume Wirklichkeit, und sechs Klassenräume wurden mit modernen raumsparenden Zweisitzertischen und entsprechenden Schüler­stühlen geschmackvoll eingerichtet.
Ein Gutes hatten die erwähnten Schwierigkeiten und Unzuträglichkeiten: Auch an höherer Stelle hatte man die Einsicht gewonnen, daß endlich Grundlegendes geschehen müßte. Nach manchen Beratungen und Ver­handlungen zwischen Vertretern der Landesregierung, des Kreises Sege­berg, dessen Landrat, Herr Dr. Alnor, ebenso wie sein Amtsvorgänger Herr Dr. Dr. Pagel, sich die Förderung unserer Schule stets angelegen sein ließ, und unserer hiesigen Stadtgemeinde konnte im Herbst 1954 endlich der erste Spatenstich getan werden. Die lange Frostperiode des folgenden Jahres bedingte dann eine weit längere Unterbrechung der Arbeiten, als man ursprünglich angenommen hatte. Im Mai 1955 wurde das Richtfest gefeiert, und im Dezember war der langersehnte Neubau end­lich fertiggestellt. Beginn des Jahres 1956 wurde mit den Umbauarbeiten im Altgebäude begonnen; und so ergab sich die Notwendigkeit, den gesamten Unterricht in den Neubau zu verlegen. Aber auch diese Übergangszeit lag schließlich hinter uns: Allmählich war auch das Altgebäude in seiner neuen, stark veränderten Form bezugsfertig und verwendungsbereit. Im Juli 1956 konnten der Zeichensaal, fünf Klassenräume sowie die neuen Räume für den Oberstudiendirektor und den Oberstudienrat, das Geschäftszimmer und das Elternsprechzimmer in Benutzung genommen werden. Als letztes Erfordernis blieb die Erstellung zeitgemäßer Räume für die Naturwissenschaften und deren Ausstattung mit den gerade heutzutage so wichtigen Geräten und Utensilien verschiedenster Art. Bereits zu Beginn der Sommerferien 1956 waren die beiden vorgesehenen Fachräume, der eine für Physik, der andere für Chemie und Biologie, samt ihren Nebenräu­men fertiggestellt.
Am 14. August 1952 überreichte Oberschulrat Jaquet als Vertreter des Kultusministeriums in feierlicher Form dem bisherigen kommissarischen Leiter der Schule, Dr. Neumann, die Urkunde über seine Ernennung zum Oberstudiendirektor, dem bisherigen Studienrat  W. Zylka die über seine Ernennung zum Oberstudienrat sowie drei Herren und sechs Damen des Lehrkörpers die Urkunden über ihre Ernennung zum Studienrat bezie­hungsweise zur Studienrätin. Daß damit die Lehrkräfte unserer Schule als Landesbeamte eine gesicherte Position erhielten, durfte mit vollem Recht als Gewinn für die gesamte Jürgen-Fuhlendorf-Schule angesehen werden: Was in den vorangegangenen 44 Jahren sich oft so unliebsam ausgewirkt hatte, gehörte damit der Vergangenheit an: der häufige Lehrerwechsel mit all seinen Schattenseiten.
Durch das „Gesetz über die Unterhaltung und Verwaltung der öffentlichen Schulen“ vom 28. März 1957 wurde mit Wirkung vom 1. April 1957 die Jürgen-Fuhlendorf-Schule in Bad Bramstedt staatliches Gymnasium unse­res Landes. Nach siebenjährigem Bestehen wurde somit die Stiftung öffent­lichen Rechts aufgelöst, und an ihre Stelle trat das Land.

1958-1966

Die Feiern zum 50jährigen Bestehen der Jürgen-Fuhlendorf-Schule wurden vom 28. bis 30. April 1958 begangen. Nach einem gemeinsamen Gottes­dienst der ganzen Schulgemeinde in der Maria-Magdalenen-Kirche und einer Gefallenenehrung für die im 2. Weltkrieg gebliebenen ehemaligen Schüler der Schule, bei der die heute in der Pausenhalle hängenden eiche­nen Gedenktafeln zusammen mit der Holzplastik des Segeberger Künstlers Otto Flath enthüllt wurden, fand am 29. April das Jubiläum seinen Höhe­punkt in einem Festakt im Kaisersaal. An ihm nahmen Vertreter des Kul­tusministeriums (Oberschulrat Theune), Angehörige des Gründers der Schule, des Pastors Ernst Hümpel, Elternvertreter, ehemalige Schüler und Freunde sowie die Schüler der ganzen Schule teil. Den Festvortrag hielt der damalige Schulleiter, Oberstudiendirektor Dr. Ernst Neumann, unter dem Thema „Vom Sinn und Geist der heutigen höheren Schule“. Besonders eindrucksvoll war die Rede des 84jährigen ehemaligen Leiters der Schule, Dr. Dietrich Heine, der die Entwicklung der Schule von 1908 bis 1958 unter den lateinischen Spruch „Per aspera ad astra“ stellte. Nachdem am Abend die Laienspielgruppe das Stück „Der Sturm“ von Shakespeare aufgeführt hatte, klang das Schuljubiläum am 30. April mit einem Schulfest für alle Schüler und einem Festball aus, der bis in den Morgen des 1. Mai, des Tages, an dem 50 Jahre vorher die erste Unterrichtsstunde der späteren „Jürgen-Fuhlendorf-Schule“ stattgefunden hatte, andauerte.
Wenn man die Geschichte der Schule in den letzten 25 Jahren betrachtet, läßt sie sich in drei Abschnitte zergliedern, in denen – mehr zufällig -jeweils ein anderer Schulleiter an der Spitze der Schule stand. Der erste Abschnitt unter Oberstudiendirektor Dr. Neumann dauerte bis zum 31. März 1966 und endete mit seiner Verabschiedung und der Übernahme der Schulleitung durch den bisherigen Oberstudienrat an der Holstenschule in Neumünster, Herrn Johannes Hillmann. Der zweite Abschnitt umfaßt dann die Zeit unter Oberstudiendirektor Hillmann und dauerte bis zum 31. August 1972. Am 1. September 1972 beginnt der dritte Abschnitt. Wäh­rend dieser Zeit stand die Schule zunächst unter der kommissarischen Leitung von Studiendirektor Hans Wilhelm Meyer, ab 20. Februar 1973 unter der Leitung von Oberstudiendirektor Dr. Ulrich March, bis dahin Oberstudienrat an der Ricarda-Huch-Schule in Kiel.
Die fast acht Jahre vom Schuljubiläum bis zur Verabschiedung des da­maligen Schulleiters waren gekennzeichnet durch eine relative Ruhe im Schulgeschehen und durch einen scheinbar unaufhaltsamen politischen und wirtschaftlichen Aufschwung in Staat und Gesellschaft. Wie das Leitwort Dr. Heines „Per aspera ad astra“ in seiner Rede zum Schuljubi­läum hatte erkennen lassen, war die Meinung vorherrschend, daß man für die Schule in der damaligen Zeit eigentlich alles erreicht hatte, was mög­lich war, und daß die im weiteren Verlauf sich ergebenden neuen Wünsche bei der derzeitigen allgemeinen Lage leicht würden erfüllt werden kön­nen. Die wirtschaftliche Lage der Lehrkräfte war gesichert, die so bedrückende Schulraumnot schien durch die Baumaßnahmen der vergangenen Jahre überwunden. Die Schülerzahl blieb zunächst im wesentlichen konstant bei etwa 400, erreichte dann zu Beginn des Schuljahres 1965/66 aber schon die Zahl 470, was vor allem auf die erheblich höhere Zahl von Neuanmeldungen von Sextanern zurückzuführen war. Erstmals in der Geschichte der Jürgen-Fuhlendorf-Schule war es notwendig, drei Sexten einzurichten.
Hier werfen bereits die kommenden Ereignisse ihre Schatten voraus, ohne daß man damals schon die ganze Tragweite der Entwicklung erkannte. Im Jahre 1964 hatte der Heidelberger Professor Georg Picht mit seiner Schrift „Die deutsche Bildungskatastrophe“ die Politiker und Pädagogen der Bundesrepublik Deutschland aufgeschreckt. Picht hatte die Situation in Deutschland auf dem Gebiet der Bildung und Ausbildung sehr pessi­mistisch beurteilt und u. a. gefordert, die Zahl der Abiturienten und Stu­denten erheblich zu erhöhen, mit der Begründung, daß die Bundesrepu­blik Deutschland im Vergleich mit anderen Industriestaaten die niedrigste Zahl an angehenden Akademikern aufzuweisen habe. Dies müsse auf längere Sicht zu einer katastrophalen Benachteiligung der Deutschen im internationalen Wettbewerb führen. Die nun beginnende Diskussion in der Öffentlichkeit kam zwar überwiegend zu dem Schluß, daß die von Picht vertretenen Auffassungen über eine Bildungskatastrophe in Deutsch­land übertrieben waren, führten aber doch in weiten Bevölkerungsschich­ten – gefördert durch die neuen Medien – zu lebhaften Auseinanderset­zungen über den Wert höherer Bildung und schließlich zu einem im ganzen erfreulichen Abbau der Zurückhaltung auch gegenüber den höheren Schulen.
So stiegen von nun an die Anmeldungen zu den weiterführenden Schulen, besonders auch im ländlichen Bereich, zu dem auch der Einzugsbereich unserer Schule gehört, sprunghaft an. Das Ergebnis war für die Jürgen-Fuhlendorf-Schule die schon erwähnte Notwendigkeit der Einrichtung von drei Sexten zu Beginn des Schuljahres 1965 / 66 und damit der Beginn der Drei-zügigkeit für die ganze Unter- und Mittelstufe. Nimmt man die seit 1956 auch in unserer Schule eingeführte Trennung in einen sprachlichen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig in der Oberstufe hinzu, so ergibt sich, daß der für höchstens 15 Klassen konzipierte Erweiterungsbau allmählich nicht mehr ausreichte. Zwar waren die Oberstufenklassen zunächst noch zahlenmäßig schwach und konnten in vielen Fächern als geschlossener Jahrgang unterrichtet werden, doch zeigt schon der Jahresbe­richt der Schule über das Schuljahr 1959 / 60, daß die Einrichtung von Wanderklassen, ein Zustand, den man für überwunden gehalten hatte, wieder notwendig geworden war.
Hinzu kam, daß durch die Einrichtung eines mathematisch-naturwissen­schaftlichen Zweiges die Kapazität der Fachräume in keiner Weise mehr ausreichte. Schon in der Festschrift zum 50jährigen Jubiläum hatte der an der Schule tätige Studienrat Wangerin auf Mängel in der Ausstattung für den naturwissenschaftlichen Unterricht hingewiesen, als die Folgen der Oberstufengabelung noch nicht zum Tragen gekommen waren. Jetzt begann deutlich zu werden, wie recht er gehabt hatte. Mit zwei Räumen für den Unterricht in drei naturwissenschaftlichen Fächern war auf die Dauer ein moderner Unterricht nicht möglich.
So liefen bereits ab 1959 – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt -die ersten zaghaften Bemühungen an, einen neuen Erweiterungsbau für die Schule zu schaffen. Ab 1963 ist dann die Rede von einem vollständigen Neubau der Schule. 1965 wagt der damalige Schulleiter die Voraussage, daß der Neubau 1968 fertig sei. Doch erst unmittelbar vor dem Ende der Amts­zeit Dr. Neumanns, am 3. Februar 1966, wird das für den Neubau vorgese­hene 2,7 ha große Grundstück zwischen Düsternhoop und Großenasper Weg erworben. Damit aber waren die Vorbereitungen für den Neubau zunächst beendet, und Dr. Neumann schließt seinen letzten Jahresbericht 1966 mit der pessimistischen Feststellung: „Angesichts der finanziellen Schwierigkeiten des Landes Schleswig-Holstein hat die Regierung in Kiel das für unser staatliches Gymnasium grundsätzlich genehmigte Bauvor­haben vor kurzem auf unbestimmte Zeit verschoben.“

1966-1972

Am 25. März 1966 wurde der Oberstudiendirektor Dr. Neumann feierlich verabschiedet und trat nach Vollendung des 65. Lebensjahres in den Ruhe­stand. Mit dem 1. April übernahm dann der bisherige Oberstudienrat Johannes Hillmann aus Neumünster die Schulleitung, die er bis zum 31. August 1972 innehatte.
Waren die letzten Jahre unter der Leitung Dr. Neumanns eine Zeit relativer Ruhe gewesen, so ist die Zeit des Direktorats des Oberstudiendirektors. Hillmann eine Zeit der Unruhe und des Wandels. Politisch ging die Regie­rungszeit des Bundeskanzlers Ludwig Erhard zu Ende, und es folgte am Ende des Jahres 1966 in Bonn die Bildung der großen Koalition. An ihr entzündete sich die schon latent vorhandene Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen in unserem Staat. Diese Kritik war schon längere Zeit vor allem von Intellektuellen geübt worden, die dem 1949 ent­standenem Staat „Bundesrepublik Deutschland“ und seiner Gesellschaft eine zu starke Betonung des rein materiellen Wohlergehens vorgeworfen hatten. Sie hatten darüber hinaus häufig die – ihrer Meinung nach – zu starke Westintegration der Bundesrepublik kritisiert und eine Regelung der Beziehung zum Osten vermißt. Durch diese Politik der bisherigen Bundes­regierungen sei eine Wiedervereinigung Deutschlands unmöglich gewor­den. Ganz allgemein wurden die politischen und gesellschaftlichen Struk­turen unseres Staatswesen als „verkrustet“ bezeichnet und der Regierung „Immobilismus“ in wichtigen Fragen vorgeworfen. Nach Gründung der großen Koalition in Bonn hielt man jegliche wesentliche Veränderung für nahezu ausgeschlossen.
Alle diese Strömungen wurden von Teilen der Studentenschaft aufgenom­men. Für sie trat die Kritik an der Bildungspolitik in den Vordergrund. Zum Teil beeinflußt durch die Thesen Pichts, forderten die Studenten ei­ne massive Erweiterung der Bildungsmöglichkeiten, die Vermehrung der Zahl der Abiturienten und Studenten, den Bau neuer Hochschulen und die materielle Förderung auch der weniger Bemittelten. Von den Ge­danken bestimmter Studentengruppen beeinflußt, daß die derzeitige Begrenzung der akademischen Bildung von den „Herrschenden“ gewollt sei, um durch das Fernhalten der höheren Bildung von den breiten Schich­ten der Bevölkerung das bestehende System zu „zementieren“, forderten Studenten eine umfassende Bildungsreform und eine Reform der Universitätsverfassungen und der Schulen. Diese Reformen müßten, um wirk­lich durchgreifend zu sein, mit wesentlichen Reformen von Staat und Gesellschaft einhergehen. In einem Staat wie der Bundesrepublik Deutsch­land seien die notwendigen Reformen im Bildungswesen nur möglich, wenn ihnen grundlegende Änderungen des gesamten Staatswesens voraus­gingen.
So kam es damals zu ausgedehnten Unruhen in den Universitätsstädten, zu Störungen des Lehrbetriebs und zum Teil auch zu gewaltsamen Ausschrei­tungen. Von den Studenten griffen diese Gedanken auf ältere Schüler der höheren Schulen über, so daß auch die Schule mit Forderungen nach durchgreifenden Reformen konfrontiert wurde.
Obwohl die genannten politischen Auseinandersetzungen Bad Bramstedt zunächst noch nicht erreichten, wurde doch schon die Anfangszeit der Schulleitung von Herrn Hillmann durch Unruhe im Schulleben geprägt.
Mit dem Schuljahr 1967/68 sollte der jeweilige Schuljahreswechsel vom 1. April auf den 1. August verlegt werden, so daß die Großen Ferien von diesem Zeitpunkt an die Schuljahre trennen sollten. Um diese Terminum­stellung zu erreichen, wurde in Schleswig-Holstein – wie in den meisten Bundesländern – die Zeit vom 1. April 1966 bis zum 31. Juli 1967 in zwei sogenannte Kurzschuljahre aufgeteilt. So begann das erste Kurzschuljahr mit dem 1. April und endete am 30. November 1966, das zweite schloß sich dann am 5. Dezember an, um dann zum 1. August 1967 wieder in ein normales Schuljahr einzumünden.
Diese Umstellung des Schuljahres und die Einrichtung der Kurzschuljahre bedeuteten eine ungewöhnlich starke Belastung des Kollegiums und der Schülerschaft. Alle Termine, die sonst in zwei vollen Jahren wahrgenom­men werden mußten, waren jetzt innerhalb einer viel kürzeren Zeit einzu­planen. So fanden zwei Reifeprüfungen, zwei Übergangsprüfungen in die Sexta, zwei Versetzungskonferenzen usw. statt. Die Schülerzahl stieg in diesem Zeitraum weiter sprunghaft an, so daß im Kurzschuljahr 1966/67 bereits die gesamte Unterstufe dreizügig geführt werden mußte. Die Zahl der Schüler, die am 1. Mai 1965 noch 470 betragen hatte, stieg zum 1. Mai 1966 auf 539 (14,7%), zum 15. Januar 1967 gar auf 613 (13,7%). Diese 613 Schüler waren in 22 Klassen aufgeteilt, für die nur 14 eigentliche Klassenräume zur Verfügung standen.
Zu Beginn des neuen regulären Schuljahres 1967/68 (Stichtag 1. Septem­ber 1967) war eine weitere Steigerung der Schülerzahl im Vergleich zum Vorjahr auf nunmehr 648 zu verzeichnen, was einen erneuten Zuwachs von 5,7% bedeutete. Jetzt mußten sogar 23 Klassen eingerichtet werden. Die Raumnot an der Schule hatte mit Beginn des neuen Schuljahres allerdings vorerst ihren Höhepunkt überschritten. Auf Initiative des Schulleiters konnten am ersten Schultag acht Pavillonklassen auf dem für den späteren Neubau der Schule vorgesehenen Gelände am Düsternhoop in Betrieb genommen werden, so daß jetzt fast jede Klasse ihren eigenen Raum besaß.
Doch so groß auch die Erleichterung von Lehrern und Schülern sein mochte, daß die Frage der Raumbeschaffung auf diese Weise gelöst war, so wurde dieser Vorteil fast aufgewogen durch die damit neu auftreten­den Schwierigkeiten und Belastungen. Das Hauptgebäude Am Bahnhof 16 und die neuen Pavillonbauten lagen knapp einen Kilometer auseinander. So mußten die Pausen für die betroffenen Lehrer und Schüler oft dazu benutzt werden, bei jeder Witterung von einem Gebäude in das andere zu wechseln. Die kurzen Pausen reichten dafür kaum aus. Es kam daher oft zu Verzögerungen im Unterrichtsbeginn. Die Frage der Sicherheit für die Schüler trat auf, wenn sie während der Pause die Gebäude wechselten und dabei u. a. die Straße Landweg überqueren mußten. Zwar wurden weit­gehend Schüler der Unterstufe in den Pavillons untergebracht, weil sie am wenigsten Fachunterricht erhielten, der in den Sonderräumen Am Bahn­hof erteilt wurde, zwar wurde durch die Stundenplangestaltung versucht, die Wechsel an einem Tag so gering wie möglich zu halten, doch blieb die Belastung gerade für die jüngeren Schüler erheblich. Die Lehrer waren auf die Benutzung ihres eigenen Pkws angewiesen, um pünktlich zum jeweiligen Unterrichtsbeginn zur Stelle zu sein. Der Verlust von echten Pausen für die zwischen den beiden Schulgebäuden pendelnden Lehrer und Schüler sowie die dadurch bedingte Vermehrung der Aufsichten für die übrigen Lehrkräfte bedeuteten eine zusätzliche Beanspruchung. Für diese Sonderbelastungen wurde zunächst weder ein zeitlicher, noch ein finanzieller Ausgleich gewährt. Zu alledem kam noch die Sorge bei Lehrer, Eltern- und Schülerschaft, daß dieser Zustand lange anhalten könne und daß man nach Regelung der schlimmsten Raumnot den Beginn des Neubaus immer weiter hinausschieben könne, weil die finanzielle Situa­tion des Landes auch damals bereits schwierig war. Es kam alles darauf an, den Übergangscharakter der gefundenen Raumlösung immer wieder zu betonen und die maßgeblichen Stellen zu veranlassen, den Neubau mög­lichst bald in Angriff zu nehmen.
Schließlich bedeutete auch der steigende Lehrermangel für die Schule eine erhebliche Belastung. Die Zahl der an der Schule beschäftigten Lehrkräfte konnte mit der zunehmenden Schülerzahl in keiner Weise Schritt halten. So wurden zu Beginn des Schuljahres 1968 / 69 insgesamt 158 Wochenstun­den nicht erteilt, davon 68 in den wissenschaftlichen Fächern.
Im Laufe des Jahres 1968 erreichte die in den Schulen größerer Städte schon länger herrschende Unruhe auch die Jürgen-Fuhlendorf-Schule. Diese verspätete Entwicklung lag wohl einmal an der räumlichen Ferne der Kleinstadt Bad Bramstedt von den großen Universitätsstädten, zum ande­ren möglicherweise auch an der in der Schule herrschenden Atmosphäre, in der der Kontakt zwischen Lehrern und Schülern traditionell überwiegend erfreulich eng war. So hatte der Sprecher der abgehenden Abiturienten 1960 die Verhältnisse an der Schule sehr positiv gewertet und u. a. erklärt, daß sich das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler allmählich einer echten Partnerschaft nähere. An die Stelle der Amtsautorität trete mehr und mehr die natürliche Autorität, die in der inneren Reife, der wissens­mäßigen Überlegenheit, in der Geduld und dem Wohlwollen des Älteren ihren Ursprung habe. Auch wenn man berücksichtigt, daß diese Feststel­lungen bei einer Entlassungsfeier getroffen wurden, bei der aus Höflichkeit und Takt vielleicht manches positiver dargestellt worden ist als es wirklich empfunden wurde, so bleibt doch immer noch genügend Erfreuliches über den Geist an der Jürgen-Fuhlendorf-Schule erhalten.
Die Unruhe, die von einem Teil der Schüler ausging, begann mit einer Flugblattaktion gegen die Entscheidung des Schulleiters, eine Teilnahme der Schüler an der Übertragung der Debatte des Bundestages über die Ver­abschiedung der Notstandsgesetze nicht zuzulassen. Als Begründung für diese Entscheidung wurde geltend gemacht, daß andere Gleichaltrige, die nicht mehr die Schule besuchten, ein solches Recht ebenfalls nicht zugebil­ligt bekommen könnten und daß außerdem eine Information auch außer­halb der Unterrichtszeit in ausreichendem Maße möglich sei. (An einer Veranstaltung der SMV zu diesem Thema an einem Nachmittag kurz vor der Flugblattaktion, auf der ein den Jungsozialisten angehörender Jura­student gesprochen hatte, hatten von allen Schülern der Schule nur fünf [!] teilgenommen.) Im Laufe der Zeit formulierten einige Schüler ihre Forde­rungen, wobei sie vieles von dem wiederholten, was an anderen Schulen bereits gefordert worden war und seitdem die öffentliche Diskussion beschäftigte: Teilnahme von Schülern an Schulkonferenzen, Mitwirkung bei der Zensurengebung, den Lehrplänen und der Lehr- und Lernmittelbeschaffung, Aufhebung des Rauchverbots für Schüler, der „Zensur“ der Schülerzeitungen und zum Teil auch eine radikale Änderung der Lern­inhalte. Trotz der teilweise sehr gegensätzlichen Standpunkte zwischen den genannten Schülern und der Lehrerschaft blieben schwere Zwischenfälle und Konflikte eine Ausnahme, Schüler und Lehrer blieben immer ge­sprächsbereit, und manche Vorschläge von Seiten der Schüler waren durch­aus konstruktiv. Die meisten der genannten Forderungen sind heute erfüllt, obwohl man in manchen Fällen über deren Sinn streiten kann. Die Schule hat vielfach aber auch von den neuen Gedanken profitiert. Der Umgangs­ton zwischen den drei am Schulleben beteiligten Gruppen – Lehrer, Eltern, Schüler – ist zweifellos lockerer und offener geworden, und auch das Verhältnis zwischen Lehrkräften und vorgesetzten Behörden hat sich erfreulich verändert. Positiv zu werten ist ganz sicher auch die Locke­rung des Verfahrens bei der mündlichen Abiturprüfung. Einen unerfreulichchen Höhepunkt erreichte die Unruhe unter der Schülerschaft, als einige unbekannt gebliebene Schüler die Ehrentafeln für die Gefallenen von den Wänden rissen.
Der Beginn des Schuljahres 1969/70 stand im Zeichen der Errichtung der Zweigstelle unseres Gymnasiums in Kaltenkirchen, wo zu Beginn des Schuljahres je zwei Sexten und Quinten eingerichtet wurden, die zunächst in einem neuerbauten Flügel der dortigen Volksschule untergebracht wur­den. Die Lehrkräfte für die vier Klassen wurden zum Teil von Pensionären und Lehrkräften gestellt, die in Kaltenkirchen wohnten und zum Teil noch an anderen Schulen unterrichteten. Die Leitung der Zweigstelle Kaltenkirchen übernahm Oberstudienrat Friedrich Schneider, der bisher an der Jürgen-Fuhlendorf-Schule tätig gewesen war. Kurz nach der Errichtung der vier Klassen wurde in Kaltenkirchen auch mit dem ersten Bauabschnitt für ein neues Gymnasium begonnen, das dann in einigen Jahren selbständig und von der Jürgen-Fuhlendorf-Schule in jeder Hinsicht unabhängig sein sollte. Die Errichtung des Gymnasiums in Kaltenkirchen bedeutete einen tiefen Einschnitt in der Geschichte der Jürgen-Fuhlendorf-Schule. Ein gro­ßer Teil der Schülerschaft, die bisher täglich mit der AKN von Quickborn, Harksheide, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen und Umgebung nach Bad Bramstedt gekommen waren, würde sich künftig nach Kaltenkirchen orien­tieren. Die Schülerzahl in Bad Bramstedt würde sich drastisch verringern. Tatsächlich trat auch schon zu Beginn des Schuljahres eine Verringerung der Schülerzahl ein (Beginn 1968: 681 Schüler, Anfang 1969: 653 Schüler). Diese Verringerung bedeutete zweifellos eine Entlastung des Bad Bramstedter Gymnasiums, wenn diese auch nur von kurzer Dauer war. Eine erhebliche zusätzliche Belastung für das Kollegium der Jürgen-Fuhlendorf-Schule aber war die Versorgung der neuen Zweigstelle mit Lehrern, die mit den vorhandenen Kaltenkirchener Lehrkräften nicht gewährleistet werden konnte. So mußten Kollegen tage- oder stundenweise nach Kaltenkirchen fahren, um hier Unterricht zu erteilen. Die Jürgen-Fuhlendorf-Schule bestand damit aus drei auseinander liegenden Komplexen: dem Hauptge­bäude in Bad Bramstedt, den Pavillons am Düsternhoop und der neuen Zweigstelle in Kaltenkirchen, die immerhin 14 Kilometer von Bad Bramstedt entfernt lag. So war eine außerordentlich komplizierte Planungsarbeit nötig, um die Lehrerversorgung an den drei Stellen zu gewährleisten und die Belastung für die betroffenen Lehrer so gering wie möglich zu halten. Sie blieb ohnehin groß genug.
Einen Höhepunkt erreichte damals die Raumnot für den naturwissenschaft­lichen Unterricht durch die inzwischen herangewachsenen starken Jahr­gänge, die nun die Oberstufe besuchten. Sie mußten sich noch immer mit zwei naturwissenschaftlichen Unterrichtsräumen im Hauptgebäude begnü­gen. Ebenso war der Sportunterricht nur mit größten Improvisationen mög­lich, da für alle Schüler der Jürgen-Fuhlendorf-Schule nur die Meine Halle gegenüber dem Hauptgebäude am Bahnhof zur Verfügung stand, die der Bramstedter Turnerschaft gehörte. So mußten neben dem Schulhof der Radweg am Bahnhof und der Badesteig, also öffentliche Straßen und Wege, zu Hilfe genommen werden, um den Sportunterricht einigermaßen durch­führen zu können. Erstaunlich ist, daß dabei noch zum Teil beachtliche sportliche Leistungen erzielt wurden. Neben Siegen auf Kreis- und Landes­ebene, die vor allem in verschiedenen Turnieren bei Spielen erreicht wur­den, war der vierte Platz unserer Mädchenmannschaft im Finale des Wettbe­werbs „Jugend trainiert für Olympia“ im September 1969 in Berlin ein besonderer Erfolg, der sogar 1970 wiederholt werden konnte. Hierbei muß allerdings betont werden, daß diese Erfolge zu einem guten Teil der Arbeit der Sportvereine der Stadt Bad Bramstedt mit zu verdanken sind.
Die Lösung aller genannten Schwierigkeiten konnte nur durch den nun schon fast ein Jahrzehnt geplanten Neubau erreicht werden. Die Hoffnung von Eltern, Lehrern und Schülern richtete sich auf dieses Ziel, und man erwartete in dieser Zeit fast täglich das Zeichen zum Baubeginn, der späte­stens im Herbst 1970 liegen sollte.
Daher erfaßte alle Beteiligten große Enttäuschung und Erregung, als zu Beginn des Schuljahres 1970 / 7l bekannt wurde, daß eine weitere Verschie­bung des Baubeginns auf das nächste Frühjahr 1971 hingenommen werden müsse. In dieser Situation schlössen sich Lehrerkollegium, Eltern- und Schülerschaft zusammen, um die unhaltbaren Zustände an der Schule end­lich zu beenden und den Beginn des Neubaus möglichst umgehend herbei­zuführen. Es wurde ein Aktionsausschuß gegründet, dem Vertreter der drei am Schulleben beteiligten Gruppen angehörten. Schriftliche Eingaben, Verhandlungen in Kiel und ein Gespräch mit dem Ministerpräsidenten in Bad Bramstedt, die der Aktionsausschuß führte, brachten dann den gewünschten Erfolg. Am 12. November 1970 traf ein Telegramm des dama­ligen Ministerpräsidenten Dr. Lemke ein, in dem er die sofortige Baufrei­gabe mitteilte und die Fertigstellung für das Frühjahr 1972 in Aussicht stellte. Am 19. November begannen bereits die Erdarbeiten auf dem Ge­lände Düsternhoop, das in der Zwischenzeit in Eigenhilfe als Behelfssport­platz hergerichtet und genutzt worden war. Nach kurzer Winterpause gin­gen die Arbeiten im Frühjahr 1971 zügig weiter.
Bis zur tatsächlichen Fertigstellung des neuen Schulgebäudes mit der Turnhalle wurden zur Erleichterung der Schularbeit eine Reihe von So­fortmaßnahmen wirksam: Gegenüber dem Hauptgebäude Am Bahnhof wurden drei Schulbaracken mit sechs großen Klassenräumen aufgestellt, für die zwischen den Pavillons und dem Hauptgebäude pendelnden Schüler wurde ein Schulbus gemietet, und den zwischen den Gebäudekomplexen pendelnden Lehrern wurden Stundennachlaß oder finanzielle Entschädi­gungen zugebilligt.
So begann sich im Laufe des Jahres 1971 die Situation fühlbar zu entspan­nen. Durch den geschlossenen Einsatz von Eltern, Lehrern und Schülern war nun die größte Krise in der Geschichte der Jürgen-Fuhlendorf-Schule gemeistert. Hier gebührt den damaligen Vorsitzenden des Elternbeirats, Herrn Kurt Schmidt, und seinem Stellvertreter, Herrn Dr. Norbert Dettmer, noch einmal besonderer Dank. Ohne ihren energischen und unermüd­lichen Einsatz hätten die damals so schwierigen Probleme sicher nicht so schnell gelöst werden können. Die Aktivitäten für den Schulneubau waren aber auch ein Zeichen für die harmonische Zusammenarbeit aller am Schulleben Beteiligten.
Das Schuljahr 1971/72 stellt den Übergang zu unserer heutigen Schulsitua­tion im allgemeinen dar:
Zu Beginn des Schuljahres 1971 / 72 wurde – wie in allen Schulen des Landes – auch bei uns die Orientierungsstufe eingeführt. Das bedeutet, daß die Schüler der vierten Klasse der Grundschule zunächst nach dem Willen der Eltern und ohne jede Übergangsprüfung für die folgenden zwei Jahre die Hauptschule, die Realschule oder das Gymnasium besuchen können. Ein Gutachten der Grundschule soll es den Eltern erleichtern, für ihre Kin­der die richtige Entscheidung zu treffen. Während der nun folgenden zwei Jahre soll die Eignung der Schüler für einen der drei Schultypen von den unterrichtenden Lehrern festgestellt werden. Bei Nichteignung für das Gymnasium oder die Realschule können die betroffenen Schüler auch gegen den Willen der Eltern „schrägversetzt“ werden, d. h. sie können bei Nichterreichen des Klassenziels vom Gymnasium auf die Real- oder Haupt­schule, von der Realschule auf die Hauptschule zurückversetzt werden, ohne aber dabei ein Schuljahr zu verlieren. Ebenso können Schüler, deren Eignung für die weiterführenden Schulen sich herausstellt, mit Einver­ständnis der Eltern auf die Realschule oder das Gymnasium wechseln.
Zum gleichen Zeitpunkt wurde die Zweigstelle Kaltenkirchen durch Erlaß vom 28. April 1971 zum Gymnasium i. E. (im Entstehen) erklärt und damit selbständig. Die Leitung behielt Studiendirektor Friedrich Schneider. Am 22. Oktober 1971 fand das Richtfest des Neubaus des Bramstedter Gymnasiums am Düsternhoop statt.
Nach langen, z. T. kontrovers geführten Diskussionen wurde durch Konferenzbeschluß vom 27. Januar 1972 mit knapper Mehrheit die Einführung der Studienstufe an der Jürgen-Fuhlendorf-Schule mit dem Schuljahresbeginn 1972 / 73 beschlossen. Der Schulelternbeirat stimmte der Einfüh­rung der Studienstufe auf seiner Sitzung vom 7. März 1972 nahezu einstimmig zu.
Inzwischen gingen die Bauarbeiten am Neubau weiter, so daß zu Beginn des neuen Schuljahres mit der Aufnahme des Unterrichts in den neuen Ge­bäuden gerechnet werden konnte.
Am 1. August 1972 trat der damalige Stellvertreter des Schulleiters, Studiendirektor Alfred Zylka, der bis dahin für die Schulorganisation ver­antwortlich gewesen war, in den Ruhestand. An seine Stelle trat Studien­direktor Hans Wilhelm Meyer.
Am 1. September schied der Schulleiter selbst aus dem Dienst aus und trat in den Ruhestand, so daß mit dem Beginn des Schuljahres 1972 / 73 auch hier ein Neubeginn bevorstand.
Schließlich vollzog sich seit der Einrichtung des Gymnasiums in Kaltenkirchen in dieser Zeit auch eine einschneidende Veränderung im Einzugs­gebiet der Jürgen-Fuhlendorf-Schule. Während aus dem Gebiet südlich der Stadt nur noch einige Oberstufenschüler das Bad Bramstedter Gymnasium besuchten, die meisten anderen dagegen schon das Gymnasium Kaltenkirchen, entwickelte sich zunehmend der Osten des Kreises Steinburg mit den Orten Kellinghusen und Wrist zum Einzugsgebiet der Schule. Während 1963 nur etwa 6% der Schülerschaft aus Kellinghusen gekommen waren, waren es zu Beginn des Schuljahres 1972/73 etwa 22% (126 Schüler aus Kellinghusen und 18 aus Wrist). Damit wurde es nötig, für die auswärtigen Schüler einen eigenen Bushalteplatz auf dem Schulgelände einzurichten, so daß die Schüler bis unmittelbar an die Schule fahren können.

1972-1983

Mit dem 1. September 1972 begann die dritte Phase der Geschichte der Jürgen-Fuhlendorf-Schule seit 1958. Mit nur wenigen Tagen Verspätung konnte der Neubau am Düsternhoop 48 seiner Bestimmung übergeben wer­den. Unter Mithilfe des gesamten Kollegiums und eines großen Teils der Schülerschaft wurde der Umzug vom alten Schulgebäude Am Bahnhof voll­zogen. Außerdem bewährte sich hier – wie immer – der langjährige Haus­meister, Herr Virkus. Es stand nun ein neues Gebäude bereit, das nahezu allen Anforderungen eines modernen Unterrichts gerecht wurde. Dies galt für die naturwissenschaftlichen Fachräume ebenso wie für die vielen Räume für den künstlerisch-gestaltenden Unterricht. Ein Sprachlabor wurde wenig später eingerichtet. Die Schule verfügt über ein Fotolabor, einen Lichtbildraum für den Geographieunterricht, Farbfernsehgeräte und einen modernen Computer. Auch die Innenausstattung mit Mobiliar, Lehr-und Lernmitteln erfolgte sehr großzügig. Zur Schule gehören außerdem ein eigener Parkplatz und ein überdachter Fahrradstand. Ein Sportplatz und eine eigene moderne Turnhalle ermöglichen eine deutliche Verbesserung des Sportunterrichts.
Mit dem Wechsel des Schulgebäudes waren Wechsel auch im personellen Bereich verbunden. Da nach dem Ausscheiden des bisherigen Schulleiters noch keine Neuwahl erfolgt war und die Ausschreibungen für dieses Amt längere Zeit in Anspruch nahmen, mußten alle Ämter der Schulleitung zunächst vorübergehend neu Verteilt werden, um die neuen, ungewohnten Aufgaben einigermaßen lösen zu können. Denn obgleich der Neubau mit dem Beginn des Schuljahres bezogen worden war, blieben noch zahllose Kleinigkeiten zu tun. An vielen Stellen des neuen Gebäudes mußte noch letzte Hand angelegt werden, und die verschiedenen Handwerker waren noch monatelang im Hause, die Inneneinrichtung war noch längere Zeit nicht vollständig. Durch die langen Liefertermine fehlte es an allen Enden, und es war nötig, immer wieder auf die zugesagten Termine zu drängen. An vielen Stellen mußte improvisiert und zunächst auf z. T. altes Mobiliar zurückgegriffen werden. Wochenlang fehlten die Wandtafeln in allen Klas­sen. Nur im Pavillon, der weiterhin genutzt werden mußte und auch heute noch für die Schule unentbehrlich ist, konnte einigermaßen geregelter Unterricht erteilt werden.
Die kommissarische Schulleitung übernahm Studiendirektor Hans Wil­helm Meyer, der einen Monat zuvor nach der Verabschiedung des bisheri­gen Amtsinhabers das Amt des stellvertretenden Schulleiters übernommen hatte. Mit der Wahrnehmung der Geschäfte des stellvertretenden Schullei­ters wurde Studiendirektor Pönisch, mit der Leitung der gleichzeitig neu eingeführten Studienstufe Oberstudienrat Simonsen betraut, der kurz darauf zum Studiendirektor ernannt wurde. Schließlich hatte auch im Schulsekretariat wenige Wochen zuvor ein Wechsel stattgefunden. Frau Käte Saggau, seit Juli 1945 als Sekretärin an der Schule tätig, war zum 1. April ausgeschieden, und Frau Bebensee mußte sich als neue Kraft in ihr Aufgabenfeld einarbeiten.
Auf Grund aller dieser Schwierigkeiten, deren Ende zunächst nicht abseh­bar war, hatte das Kollegium der Schule im Zusammenwirken mit der Elternschaft schon im späten Frühjahr des Jahres den Studiendirektor Meyer bewogen, sich um das Amt des Schulleiters zu bewerben. Da bekannt war, daß es nicht üblich ist, einen Lehrer an der Schule, an der er bisher unterrichtet hat, als Schulleiter einzusetzen, wurde in Anbetracht der Umstände um eine Ausnahmeregelung ersucht.
Tatsächlich blieb die kommissarische Schulleitung monatelang bestehen. Die Lage an der Schule stabilisierte sich erstaunlich schnell. Die neue Um­gebung, das neue und moderne Inventar und die Großzügigkeit aller Räum­lichkeiten wirkten sich auch im Verhalten der Schülerschaft erfreulich aus. Es zeigte sich hier, daß die Umgebung, in der man arbeitet, auf das Verhal­ten von erheblichem Einfluß ist. Auch die neu eingerichtete Studienstufe arbeitete planmäßig, ohne daß es zu erwähnenswerten Schwierigkeiten gekommen wäre. Jedenfalls bleibt festzustellen, daß kein einziger nennens­werter Disziplinarfall das Kollegium beschäftigte.
Erst am 11. Januar 1973 fand nach zweimaliger Ausschreibung die Wahl eines neuen Schulleiters durch den Schulleiterwahlausschuß statt, der aus je fünf Vertretern der Eltern- und Lehrerschaft sowie aus einem Vertreter des Landesschulamtes bestand, der allein über fünf Stimmen verfügte. Der kommissarische Leiter war nicht auf die Vorschlagliste der Kandidaten für das Amt des Schulleiters gesetzt worden. Der Leiter des Landesschulamtes hatte keine Veranlassung gesehen, von der Regel, eine Lehrkraft einer fremden Schule zum Schulleiteramt vorzuschlagen, abzuweichen. So wurde die Schulleiterwahl durch Aktionen der Schüler in der Schule, eine Demonstration in der Öffentlichkeit und einen eintägigen Unterrichtsboy­kott begleitet. Dabei richtete sich der Schülerprotest nicht gegen die Person des neu gewählten Schulleiters, sondern gegen das Verfahren, einen von Lehrern, Eltern und Schülern favorisierten Kandidaten nicht auf die Vor­schlagsliste für das Amt des Schulleiters zu setzen.
Am 11. Januar 1973 wurde der bisherige Oberstudienrat Dr. Ulrich March aus Kiel zum Schulleiter gewählt, der sein Amt am 20. Februar 1973 antrat.
Die nun folgende Zeit brachte trotz ihres turbulenten  Beginns eine Konso­lidierung des Schullebens. Große Veränderungen blieben aus, wenn auch eine ganze Reihe von Reformen von geringerer Tragweite eingeführt wurde.
Die Orientierungsstufe war nur geringen Veränderungen unterworfen und besteht heute 12 Jahre. Hierbei bewährte sich die angestrebte sehr weitge­hende Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Schultypen allerdings kaum und ist heute nur noch auf wenigen Gebieten vorhanden.
Die Studienstufe ist inzwischen in der gesamten Bundesrepublik die ein­zig verbindliche Form der Oberstufe aller Gymnasien. Sie hat viele Wand­lungen hinnehmen müssen und hat sich zu einem organisatorisch außer­ordentlich komplizierten Gebilde entwickelt. Der Grund für die ständigen Veränderungen in dieser Oberstufenform liegt in den unterschiedlichen Erwartungen, die man in der Öffentlichkeit in Bezug auf das Abitur hat. So gab es besonders zur Zeit der Einführung einflußreiche Kräfte, die den Schülern der Oberstufe schon eine weitgehende Spezialisierung und Wahl­freiheit unter dem Unterrichtsangebot zubilligen wollten. Andere, beson­ders aus dem Bereich der Hochschulen, beklagten von Anfang an die zu weitgehende Spezialisierung und führten darauf den Mangel an Allgemein­bildung bei den angehenden Studenten zurück. Heute haben wir zu einer Form gefunden, die zwischen Pflichtfächern zur Sicherung der Allgemein­bildung und Wahlfächern zur Vertiefung von besonderen Neigungen eine Synthese versucht. Sicher ist hier das letzte Wort noch nicht gesprochen, sowohl was die Organisationsform der Studienstufe als auch die Einrich­tung an sich angeht. Vielfach wird bereits wieder die Rückkehr zum alten Klassenverband auch in der Oberstufe gefordert.
Eine für die Entwicklung und die Arbeit der Schule im ganzen positive Neuerung bedeutete im Februar 1977 die Einrichtung der Jürgen-Fuhlendorf-Schule als Ausbildungsschule für die Studienreferendare des Studien­seminars Neumünster. Sicher brachte die Betreuung der Lehramtsanwärter zusätzliche Belastungen organisatorischer und pädagogischer Art für eine Reihe von Kollegen mit sich, auf der anderen Seite bedeutete der Kontakt mit den jungen Referendaren den Zwang zu ständiger Auseinandersetzung mit modernen pädagogischen Fragen und Problemen. Vier bis sechs Refe­rendare werden seitdem in jedem Semester an der Jürgen-Fuhlendorf-Schule ausgebildet und legen hier auch ihr zweites Staatsexamen ab. Man­cher von ihnen ist nach Ablegung der zweiten Prüfung auf eigenen Wunsch an unserer Schule als vollausgebildete Lehrkraft geblieben.
Schließlich bleibt noch zu erwähnen, daß im Juli 1978 das neue Schulgesetz für das Land Schleswig-Holstein verabschiedet wurde, das auch für die Jürgen-Fuhlendorf-Schule einige Veränderungen mit sich brachte. So kann nach dem § 59 des Gesetzes nicht mehr das Land Schleswig-Holstein Trä­ger der Schule sein, sondern an seine Stelle tritt die Gemeinde, in der die Schule liegt, oder der Kreis. Nach längeren Verhandlungen hat sich die Stadt Bad Bramstedt nicht in der Lage gesehen, neben der Trägerschaft für die anderen Schulen auch die für das Gymnasium zu übernehmen, so daß die Jürgen-Fuhlendorf-Schule seit dem 1. Januar 1982 vom Kreis Segeberg als einziges Gymnasium des Kreises übernommen worden ist. Lediglich die Anstellung und Besoldung der Lehrkräfte sind im Zuständigkeitsbereich des Landes geblieben.
Schließlich wurde durch das Schulgesetz die Schulkonferenz als das höch­ste Beschlußorgan der Schule eingerichtet. Die Schulkonferenz besteht aus allen Lehrern und – bei der Größe unserer Schule – aus 15 Elternvertretern und 15 Schülern. Von den Lehrkräften haben nur diejenigen mit zweitem Staatsexamen Stimmrecht.
Betrachten wir am Schluß noch einmal die Lage der Jürgen-Fuhlendorf-Schule im Jahre 1983 zu ihrem 75jährigen Bestehen: Aus der kleinen priva­ten Schule, die am 1. Mai 1908 ihren Unterricht in zwei gemieteten Räumen mit 39 Schülern aufnahm, ist ein modernes Gymnasium geworden. Der Lei­stungsstand der Schule zeigt ein erfreuliches Niveau. Die Schule wird vom Staat bzw. vom Kreis Segeberg getragen und verfügt seit etwa zehn Jahren über ein neues Gebäude am Nordostrand der Stadt, das in seiner Ausstat­tung nahezu allen Anforderungen gerecht wird. Heute, Stichtag 21. Januar 1983, besuchen 751 Schüler die Schule, wobei die hohe Zahl der Mädchen auffällt, die mit 427 zu 324 Jungen eindeutig die Mehrheit bilden. Die Schü­ler der Unter- und Mittelstufe sind auf 19 Klassen verteilt. In der Oberstufe mit 99 Jungen und 108 Mädchen sind 30 Leistungs- bzw. Schwerpunktkurse und 90 Grundkurse gebildet worden, wobei der Fächerwahl der Schüler bei der Organisation in weitestem Maße Rechnung getragen wird und nur ganz wenige Wünsche unberücksichtigt bleiben müssen. Der Unterricht – auch in der Oberstufe – wird nur am Vormittag erteilt (wenn wir von einigen Sportkursen der Oberstufe absehen), eine Bedingung, die für eine Schule mit so hohem Anteil auswärtiger Schüler die Arbeit sehr erleichtert. An der Schule unterrichten heute insgesamt 57 Lehrkräfte, stundenweise Beschäf­tigte und fünf Studienreferendare eingeschlossen.
Nach dem Verlust des südlichen Einzugsgebietes um Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und Quickborn, wo heute eigene Gymnasien bestehen, hat sich das Einzugsgebiet in den Osten des Kreises Steinburg verlagert. Allein aus den Orten Wrist und Kellinghusen stammen heute etwa 28 % unserer Schüler. Die Busverbindungen zu den genannten Orten und den umliegen­den Gemeinden sind ausgebaut worden. Eigene Schulbusse besorgen die Beförderung der Schüler, die unmittelbar vor den Schulgebäuden auf dem Schulgelände abgesetzt werden.
Bis zum Ende des Schuljahres 1981/82 haben an der Schule insgesamt 1085 Schüler das Abitur bestanden, darunter 395 Mädchen, das sind 36,4 %. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß sich auch unter den Abitu­rienten der Anteil der Mädchen ständig vergrößert hat. Möglicherweise spielen hierbei neben einer veränderten Einstellung der Eltern und Schüler zum Abitur auch die erweiterten Wahlmöglichkeiten eine Rolle, die an unserer Schule seit Einführung der Studienstufe bestehen. Zur Abiturprü­fung in diesem Jahr (1983) werden sich 58 Abiturienten melden, davon 31 Mädchen, das sind 53,5%.
Nach einer Untersuchung der letzten 10 Jahre stammen die Schüler unserer Schule aus allen Schichten der Bevölkerung unseres Einzugsgebietes.
Eine Aufteilung nach Berufsgruppen der Eltern ergibt danach folgendes Bild:
Kinder von:
nichtakadem. Angestellten etwa 21 %
nichtakadem. Selbständigen etwa 17%
nichtakadem. Beamten und Soldaten etwa 15,5 %
Akademikern etwa 21 %
Landwirten etwa 13%
nichtselbst. Handwerkern und Arbeitern etwa 11 %
nicht Berufstätigen bilden die Restgruppe.

So hätten wir heute allen Grund, zufrieden zu sein. Wir haben im Schul­wesen im allgemeinen und an unserer Schule im besonderen Fortschritte erzielt, die wir uns vor wenigen Jahrzehnten nicht hätten träumen lassen. Und doch zeigen die Abiturienten der letzten Zeit zunehmend Resignation und einen Pessimismus, der zu dem Erreichten nur schlecht zu passen scheint. Auch viele von ihnen hat die Furcht vor der Ungewissen Zukunft erfaßt. Ist diese Furcht berechtigt?
Sicher ist es heute keine Selbstverständlichkeit mehr, daß jeder Schul­abgänger einen seiner Bildung, Ausbildung und Neigung entsprechenden Arbeitsplatz findet. Davon sind auch Abiturienten und Studenten betrof­fen. Die Hochschulen sind überfüllt, und auch viele Akademiker mit Staats­examen haben Mühe, einen entsprechenden Arbeitsplatz zu finden. Den­noch sollten gerade die Abiturienten daran denken, daß sie zu denen gehö­ren, die von den Sorgen um den Arbeitsplatz noch am wenigsten betroffen sind. Denn sie haben auf Grand ihrer Qualifikation die Möglichkeit, in eine Vielzahl von Berufen auszuweichen. Da dies aber oft auf Kosten derer geschieht, die diese Qualifikation nicht besitzen, wird das Gesamtproblem nur verlagert. Dies zu lösen kann aber nicht mehr in das Aufgabengebiet der Schule fallen, sondern es muß von allen Kräften der Gesellschaft mit aller Energie in naher Zukunft gelöst werden.

1983-2000

Aus drei Gründen stellt die Zeit des ausgehenden 20. Jahrhunderts für die Jürgen-Fuhlendorf-Schule eine Phase der Konsolidierung dar:
1.) Die noch von der Kriegs- und Nachkriegszeit herrührenden Mängel (überhöhte Klassenfrequenzen, unzulängliche Lernmittelausstattung, Raummangel) werden endgültig überwunden.
2.) Ein gewachsenes, fachwissenschaftlich kompetentes und weitgehend auch pädagogisch qualifiziertes und motiviertes Kollegium ist entschlossen, seinen spezifischen Erziehungs- und Bildungsauftrag zu erfüllen, und es wird dabei von einer überaus schulfreundlichen Elternschaft unterstützt.
3.) Die teilweise einschneidenden geistig-politischen Wandlungsprozesse, insbesondere der seit Ende der sechziger Jahre einsetzende pädagogische Paradigmenwechsel, zwingen zu ständiger didaktischer Reflexion und damit zu bewussterem Unterrichtsverhalten. Mancherlei Innovationen bereichern das Schulleben und lassen sich zunächst auch noch mit gymnasialen Grundsätzen wie dem Leistungsgedanken oder dem Prinzip der Allgemeinbildung vereinbaren.
Hatte sich bereits die Übernahme der Trägerschaft durch das Land Schleswig-Holstein günstig auf die schulischen Rahmenbedingungen ausgewirkt, so lässt der neue Schulträger (seit 1982), der Kreis Segeberg, von Anfang an keinen Zweifel daran aufkommen, dass er die ihm zugefallene Aufgabe besonders engagiert erfüllen werde. Tatsächlich beschließen Kreistag und Kreisverwaltung in der Folgezeit eine Fülle von Maßnahmen, die zu einer durchgreifenden Verbesserung der schulischen Situation beitragen.
Zunächst wird 1984 ein großer Buswendeplatz mit übersichtlichen und sicheren Haltestellen eingerichtet – für eine Schule mit rund zwei Drittel auswärtiger Schüler eine unabdingbare Notwendigkeit. Der Kreis Segeberg erwirbt sodann ein größeres Areal im Nordosten des Schulgeländes und sichert damit die räumliche Zukunft der Schule, die sich nur in diese Richtung ausdehnen kann. Im Schuljahr 1987/88 fällt dann die Entscheidung für einen groß angelegtenErweiterungsbau, der die provisorischen Pavillons, in denen die unteren Klassen untergebracht sind, überflüssig macht. Außerdem werden in den folgenden Jahren eine Schülerbibliothek, ein Lehrerarbeitsraum, ein Werkraum, zwei Computerräume und ein Raum für die Schülervertretung errichtet; das Lehrerzimmer wird beträchtlich erweitert. In den Sommerferien des Jahres 1990 beginnt schließlich der Bau einer großen, modernen Sporthalle, die im September 1992 eingeweiht wird. Da die alte Halle bestehen bleibt, eröffnen sich damit optimale Möglichkeiten für den Unterricht im Fach Sport – das letzte Fach, das bis zu diesem Zeitpunkt noch unter Raummangel zu leiden hat. Der Vereinssport in Bad Bramstedt und Umgebung erfährt durch den Bau der Sporthalle erheblichen Auftrieb, was ebenfalls der Schule zugute kommt (sinnvolles Freizeitverhalten vieler Schüler, Kooperation und wechselseitige Anregungen zwischen Schul- und Vereinssport).
Im Jahre 2000 schließlich fasst der Kreistag den Beschluss, das Hauptgebäude der Jürgen-Fuhlendorf-Schule zu sanieren, das in der Folgezeit anstelle des maroden Flachdachs eine neue Dachkonstruktion konventionellen Stils erhält. Zugleich werden die Fassaden erneuert und behindertengrechte Einrichtungen geschaffen (u.a. Bau eines Fahrstuhls).
So erfreulich alle diese Maßnahmen auch sind und so sehr sie die schulische Arbeit er­leichtert und begünstigt haben, so sind für das an einer Schule herrschende Klima und für den pädagogischen Erfolg doch letztlich die hier jeweils versammelten Menschen entscheidend, Lehrer und Schüler in gleichem Maße. Das Verhältnis zwischen beiden Gruppen bleibt an der Jürgen-Fuhlendorf-Schule auch gegen Ende des 20. Jahrhunderts weiterhin im wesentlichen problemlos. Einer der Gründe dafür ist sicher die ländlich geprägte Einzugsregion mit ihrer Überschaubarkeit und ihren gewachsenen Strukturen, die das gegenseitige Verständnis begünstigen. Die Errichtung der neuen Gymnasien in Norderstedt, Quickborn, Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen hat seit den sechziger Jahren den ländlichen Charakter des Einzugsgebiets, das sich nunmehr auf das westliche Mittelholstein beschränkt, weiter verstärkt. Krisenhafte gesellschaftliche Entwicklungen, die sich im letzten Viertel des Jahrhunderts häufen (allgemeiner Autoritätsverfall, Migration, Gewaltbereitschaft, öffentliche Verwahrlosung, Drogenmissbrauch), wirken sich hier natur­gemäß nicht so stark aus wie in den großstädtischen Ballungsgebieten. Die Schülerschaft wird in immer stärkerem Maße an der schulischen Organisation beteiligt: Schüler sitzen in der Schulkonferenz und in sämtlichen Fachkonferenzen und beteiligen sich an der Planung und Durchführung von Projekttagen und Oberstufenfahrten. Gerade bei den immer mehr an Bedeutung gewinnenden außerunterrichtlichen Veranstaltungen entwickelt sich ein vertrauensvolles Verhältnis, das auf gegenseitiger Achtung und Verständnis für die jeweils andere Seite beruht. Vorschläge und Beschlüsse der Schülervertretung werden von den Lehrern vielfach aufgegriffen und diskutiert; die zahlreichen Gespräche zwischen der Schulleitung und dem jeweiligen Schülersprecher verlaufen ausnahmslos in freundlich-verbindlicher Atmosphäre. Kennzeichnend für das Lehrer-Schüler-Verhältnis an der Jürgen-Fuhlendorf-Schule ist auch, dass disziplinarische Probleme nur verhältnismäßig selten, schwere Disziplinarfalle fast gar nicht auftreten. Seit Anfang der neunziger Jahre ist allerdings auch an der Jürgen-Fuhlendorf-Schule bei jüngeren Schülern eine aufkeimende Bereitschaft zur Gewaltanwendung zu beobachten, und trotz des Einsatzes eines unkonventionell, aber erfolgreich arbeitenden Drogenbeauftragten aus dem Kollegium kann der Marihuanakonsum nicht völlig verhindert werden.
Das Verhältnis zwischen Schule und Elternschaft gestaltet sich problemlos, vielfach überaus positiv. Immer wieder heben die Vorsitzenden des Schulelternbeirats (seit 1983 Herr Prox, danach Herr v. Rauch, im letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts Herr Finck) die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kollegium und Schulleitung hervor. Regelmäßig finden, zumeist im Hause des Vorsitzenden, in entspannter Atmosphäre gemeinsame Sitzungen des Vorstandes und mehrerer Vertreter der Schule statt, bei denen mancherlei Schwierigkeiten bereits im Vorfeld ausgeräumt werden können, bevor sie sich zu ernsten Problemen auswachsen. Die Eltern werden in vielfältiger Weise in die Arbeit der Schule mit einbezogen, vor allem im Zusammenhang mit den Projekttagen und dem Schüleraustausch. Die enge Verbindung zu den verschiedenen Partnerschulen wäre überhaupt nicht möglich gewesen, wenn nicht immer wieder zahlreiche engagierte Eltern Quartiere für die Gäste bereitgestellt hätten. Segensreich für die Schule ist auch die Arbeit des Fördervereins, der nacheinander von den Herren Dr. Leupelt, Christiansen, Polster und Jessen geleitet wird. Der Verein, dem einige hundert Eltern und Ehemalige angehören, stellt in jedem Schuljahr rund
15000 DM bereit und ermöglicht damit in einer Zeit knapper öffentlicher Kassen pädagogisch sinnvolle Maßnahmen, an die ohne dieses Geld nicht zu denken gewesen wäre, zum Beispiel im Zusammenhang mit einer Studienreise nach Italien einen Abstecher nach Capri, eine ganze Reihe von Schülerpublikationen und regelmäßig den Ankauf von Büchern, die den Abiturienten als Abschiedsgeschenk der Schule übergeben werden. Problematisch bleibt bis weit in die achtziger Jahre hinein die Unterrichtsversorgung. Die Schülerzahlen steigen unentwegt und erreichen im Jahre 1980 einen Höchststand von 800, die erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts übertroffen wird. Der Lehrermangel ist angesichts der vielen Klassen und Kurse beträchtlich, insbesondere in den Fächern Religion, Physik, Kunst und Musik, wobei für letzteres Fach wie schon in den Jahrzehnten davor lediglich ein einziger Fachlehrer zur Verfügung steht. Seit Mitte der achtziger Jahre beginnt sich jedoch die Lage zu entspannen, da u.a. als Folge des „Pillenknicks“ die Schülerzahl allmählich sinkt (Ende des Schuljahrs 1984/85 nur noch 700 Schüler). Zugleich gelingt es, eine ganze Reihe von leistungsfähigen jungen Kollegen für den Dienst an der Jürgen-Fuhlendorf-Schule zu gewinnen, darunter auch eine ausreichende Anzahl von Fachlehrern für die bisherigen Mangelfächer. In den neunziger Jahren kann dann endlich der volle Unterricht erteilt werden. Zugleich verringern sich die Klassen- und Kursfrequenzen, so dass wirkungsvollerer Unterricht erteilt werden kann. Darüber hinaus ermöglichen diese Entwicklung und das Engagement gerade auch der jüngeren Kollegen es, den regulären Unterricht durch neue Unterrichtsformen zu ergänzen und bisher nicht behandelte Inhalte zu vermitteln, die das Schulleben bereichern und den gymnasialen Bildungsgedanken auf neue Weise zur Geltung bringen. Zwar treten auch in Bad Bramstedt allmählich manche Merkmale des traditionellen Gymnasiums zurück, umfassende Faktenkenntnis etwa, klassische Literatur im Fach Deutsch und in den Fremdsprachen, insbesondere auch die historische Verankerung geisteswissenschaftlicher Themen. Am Ziel einer möglichst umfassenden Allgemeinbildung für jeden Schüler hält das Kollegium jedoch zunächst fest; auch bleibt das Bramstedter Gymnasium eine leistungsorientierte Schule.
Zu den wichtigsten pädagogischen Innovationen gehört die Ergänzung des Unterrichts im Klassen- und Kursverband durch zusätzliche schulische Veranstaltungen. So tritt neben den systematisch und langfristig angelegten Unterricht der „Projekt‘-Unterricht, der entweder an bestimmten Tagen des Schuljahrs für alle Schüler oder im Rahmen klassenübergreifender Sonderveranstaltungen für speziell interessierte Schüler stattfindet. Dabei kommt es immer wieder auch zu fächerübergreifenden Aktivitäten. So finden zum Beispiel wiederholt auf Schloss Salzau „Musische Tage“ statt, an denen bestimmte Themen mit künstlerischen, musikalischen und tänzerischen Mitteln erarbeitet werden.
An den Projekttagen, die einmal im Schuljahr stattfinden, wird der Unterricht nicht in Klassenverbänden und Kursen, sondern in Projektgruppen erteilt, und zwar in aufgelockerter Form und unter weitgehender Mitwirkung der Schüler. Bereits bei der Planung werden Eltern und Schüler mit einbezogen, einzelne Projekte auch von Eltern geleitet. In inhaltlicher Hinsicht dürfen die behandelten Gegenstände naturgemäß nicht zu komplex sein, doch sind im übrigen der Phantasie und der Kreativität kaum Grenzen gesetzt. So werden, um ein beliebiges Beispiel herauszugreifen, an den Projekttagen des Schuljahrs 1993/94 u.a. folgende Projekte angeboten: „Chaos“ in der Mathematik, Heimische Wildtiere, Bronzezeit, Friedrich der Große, Deutsch-französischer Grenzraum. Emil Nolde, Standardtänze. Der Unterricht wird auf diese Weise um die Dimension des Praktischen, Anschaulichen, Erlebnishaften ergänzt. So nehmen die Schüler im Rahmen des Projekts „Heimische Wildtiere“ an einer Revierführung teil, lernen Spuren und Fährten lesen und erleben eine Rothirschbrunft – alles Dinge, die im Rahmen des regulären Biologieunterrichts kaum oder gar nicht möglich sind. Die günstigere Relation zwischen Schüler- und Lehrerzahl gestattet nunmehr auch die deutliche Vermehrung von Arbeitsgemeinschaften. Wie bisher erlernen praktisch alle Schüler zumindest zwei Jahre lang die dritte Fremdsprache, und zwar freiwillig, so dass die entsprechenden Unterrichtsveranstaltungen den Charakter von Arbeitsgemeinschaften haben. Ende der achtziger Jahre werden dann auch Arbeitsgemeinschaften in Italienisch, Russisch und Spanisch, zeitweise auch in Altgriechisch angeboten, so dass interessierte sprachbegabte Schüler auch diese Sprachen erlernen können. Insgesamt beträgt die Zahl der innerhalb eines Schuljahrs stattfindenden Arbeitsgemeinschaften etwa zwanzig, wobei die Fächer Chemie, Kunst, Sport, Geschichte und vor allem Musik stehen im Vordergrund; zwei junge Musiklehrer führen nicht nur die seit jeher bestehenden Chöre fort, sondern bauen zusätzlich zwei Orchester und eine Big Band auf. Die Chöre und Orchester treten nicht nur in Bad Bramstedt auf, wo alljährlich das Weihnachtskonzert und eine weitere größere Konzertveranstaltung stattfinden, sondern auch in anderen Orten des Einzugsgebiets, darüber hinaus bei Konzertreisen ins In- und Ausland.
Große Bedeutung für die Außenwirkung der Schule hat auch die Theater-Arbeitsgemeinschaft, die in den neunziger Jahren die Tradition der legendären Musiktheater-Aufführungen des Musikerziehers Winfried Hahn („Hänsel und Gretel“, „Zauberflöte“, „Freischütz“) fortsetzt und mit überzeugenden Inszenierungen klassischer und moderner Stücke Beifall und Anerkennung findet. Höhepunkte ihrer Wirksamkeit stellen u.a. die Aufführungen von Oscar Wildes „Bunbury“ und Shakespeares „Sommernachts-traum“ in den Jahren 1999 und 2000 dar, die nahezu professionell dargeboten werden.
Als Beispiel für wissenschaftsbezogene Arbeitsgemeinschaften sei eine Geschichts-AG genannt, die von 1991 bis 1996 besteht und während dieser Zeit die erste wissenschaftlich fundierte Kellinghusener Stadtgeschichte erarbeitet, wobei jeder Schüler Archivalien, gedruckte Quellen und Sekundärliteratur für eine bestimmte Epoche erforscht („Geschichte Kellinghusens“, Kellinghusen 1997). Die Sitzungen der Arbeitsgemeinschaft finden zum großen Teil im Kellinghusener Rathaus statt; vielfältige Kontakte mit Fachleuten und sonstigen Interessierten vor und nach dem Erscheinen des Buches festigen die Verbindung der Schule mit ihrem westlichen Einzugsbereich. ‚ Der Öffentlichkeitswirkung der Schule, zugleich aber auch dem Prinzip der wissenschaftlichen Propädeutik dient auch eine periodische Publikation, die „Schriftenreihe der Jürgen-Fuhlendorf-Schule“. In fünfzehn Heften, die zwischen 1975 und 2000 erscheinen, werden neben einigen Lehrerarbeiten vor allem besonders gelungene Schülerstudien veröffentlicht, die aus Referaten und Facharbeiten hervorgegangen sind oder auch extra für die Veröffentlichung in der Schriftenreihe angefertigt werden. Voraussetzung für den Druck ist die Erforschung bisher unbekannter Gegenstände insbesondere der Regional- und Lokalgeschichte des Einzugsgebiets. Auch hier wird von Anfang an die Elternschaft beteiligt: Mitbegründer und Mitherausgeber ist der seinerzeitige Vorsitzende des Schulelternbeirat, Herr Professor Dr. Benthe.
Neben solchen Einzelstudien, neben den Arbeitsgemeinschaften und Projekttagen gewinnen während des Berichtszeitraums weitere außerunterrichtliche Veranstaltungen zunehmend an Bedeutung. Aus den traditionellen Wandertagen und Klassenfahrten, die in der Unter- und Mittelstufe weiterhin durchgeführt werden, entwickeln sich ein- und mehrtägige Exkursionen mit fachspezifischer Zielsetzung und kursübergreifende Studienreisen der Oberstufe: auch der internationale Schüleraustausch wird ständig weiter ausgebaut. Die Exkursionen haben mitunter Projektcharakter, gehen aber im allgemeinen aus dem regulären Unterricht hervor. So stellt der Besuch des Kernkraftwerks Brokdorf, eines Wattenbiotops, einer englischsprachigen Shakespeareaufführung oder der Hamburger Kunsthalle häufig den Abschluss einer entsprechenden Unterrichtseinheit in den Fächern Physik, Biologie, Englisch und Kunst dar.
Neu ist die Studienreise der Oberstufe. Nachdem die Schulkonferenz zunächst noch darüber gestritten hat, ob Oberstufenfahrten nach Auflösung der Klassenverbände überhaupt noch sinnvoll seien, entwickelt sich an der Jürgen-Fuhlendorf-Schule folgendes System: Eine unbegrenzte Anzahl von Lehrern, zumeist Leiter von Leistungskursen, stellen um die Mitte des vorletzten Schuljahrs den Schülern ihr Reisekonzept dar. Die Schüler entscheiden mehrheitlich darüber, welche der angebotenen Fahrten stattfinden – zumeist sind es drei. Zu Beginn des letzten Schuljahrs werden die gewählten Reisen dann gleichzeitig durchgeführt. Es bleibt damit genügend Zeit, sie auf kursübergreifenden Veranstaltungen inhaltlich und organisatorisch vorzubereiten und im regulären Unterricht gewisse Akzente zu setzen. Reiseziele sind in der Regel die großen europäischen Kulturmetropolen, darunter immer wieder Wien und Paris, Rom und London, daneben aber auch ganze Regionen im europäischen Ausland, etwa Schottland, das Elsass oder Südtirol/Venedig. Dabei ergibt sich naturgemäß, dass Schüler, die besonders an den neuen Fremdsprachen interessiert sind, nach Frankreich oder Großbritannien fahren, während historisch-künstlerisch Interessierte südliche Ziele bevorzugen. Insofern stellen vielfach die Leistungskurse Französisch, Englisch und Geschichte die jeweilige Kerngruppe der Fahrten nach Paris, London und Rom dar, was die pädagogische Arbeit vor Ort sehr erleichtert, da der Fahrtleiter einen großen Teil seiner Gruppe gut kennt. Die Nachbereitung findet in ganz unterschiedlicher Weise statt: Mitunter werden lediglich bei einem geselligen Beisammensein Fotos ausgetauscht, aber es kommt auch vor, dass sich Abituraufgaben auf die besuchte Region beziehen, was freilich voraussetzt, dass alle Angehörigen eines Leistungskurses an der Fahrt teilgenommen haben. Schüleraustausch und Schulpartnerschaften mit dem Ausland hat es auch früher schon gegeben, doch gewinnt beides im Zeitalter dichter werdender internationaler Verflechtungen und zunehmenden Wohlstands in der Elternschaft zunehmende Bedeutung. Regelmäßig verbringt eine ganze Reihe von JFS-Schülern ein Schuljahr im Ausland, zumeist in den Vereinigten Staaten, während gleichzeitig bis zu einem halben Dutzend junger Ausländer, überwiegend Amerikaner, während eines Schuljahrs am Unterricht der Jürgen-Fuhlendorf-Schule teilnimmt. Aus diesen Aufenthalten ergeben sich die vielfältigsten internationalen Verbindungen, bis hin zur Eheschließung eines US-Amerikaners und einer Bramstedterin. Mitte der achtziger Jahre wird eine Schulpartnerschaft zwischen der Jürgen-Fuhlendorf-Schule und dem College St. Dominique in Mortefontaine, etwas später eine weitere mit dem College Anne Marie Javouhey in Senlis begründet. Zahlreiche junge Franzosen haben im Rahmen dieser Partnerschaften Schleswig-Holstein kennengelernt, die Bramstedter Austauschschüler nicht nur die französische Provinz, da sowohl Mortefontaine als auch Senlis in der Nähe von Paris liegen. Während Verbindungen mit Schülern des englischsprachigen Raumes immer nur sporadisch zustande kommen, entwickelt sich seit Ende der achtziger Jahre allmählich eine dauerhafte Partnerschaft zwischen der Jürgen-Fuhlendorf-Schule und dem Wirtschaftsgymnasium Mjölby in Mittelschweden. Auch hier steht der Schüleraustausch im Vordergrund. Die jungen Schweden interessieren sich vor allem für deutsche Wirtschaftsunternehmen, legen jedoch den Zeitpunkt ihrer Besuche so, dass schwedische Schülerinnen am St.-Lucia-Tag im traditionellen Kerzenschmuck in Bad Bramstedt auftreten können. Die Besucherzahlen aus Mjölby sprengen zeitweilig alle Dimensionen. So halten sich im Dezember 1997 nicht weniger als 90 schwedische Schüler im Zusammenhang mit einer Konzertreise in Schleswig-Holstein auf. Damit ist die Gästekapazität Bad Bramstedt erschöpft, so dass ein Lübecker Gymnasium um Hilfe gebeten werden muss. . : Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus kommt auch eine Verbindung mit einem polnischen Gymnasium zustande, die auf einer Städtepartnerschaft zwischen Bad Bramstedt und dem hinterpommerschen Dramburg aufbaut. Den Höhepunkt erlebt diese Partnerschaft, als sich geschichtsinteressierte junge Polen mit deutschen Altersgenossen zu einer etwa zwei Jahre lang bestehenden Arbeitsgemeinschaft zusammenschließen, an der auch Schüler des Bramstedter Partnergymnasiums in Greifswald beteiligt sind. Die Gruppe, zu der rund ein halbes Dutzend Schüler von jedem der drei Gymnasien gehören, wollen gemeinsam das Kriegsende und die unmittelbare Nachkriegszeit an der südlichen Ostseeküste, also in Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Pommern, erforschen. Zur Vorbereitung einer entsprechenden Publikation halten sich die Schüler jeweils für einige Tage in Dramburg, Greifswald und Bad Bramstedt auf, von wo aus nicht nur Sehenswürdigkeiten der jeweiligen Region, sondern vor allem auch solche Orte und Gebäude besucht werden, die bei den Ereignissen des Jahres 1945 eine Rolle gespielt haben. Im Frühjahr 2000 erscheint dann die Schrift gleichzeitig in Bad Bramstedt und in Dramburg in einer deutsch- und einer polnischsprachigen Fassung („Kriegsende und Neubeginn an der Ostsee. Holsteinische, vorpommersche und polnische Schülerstudien zum Jahr 1945“). Diese Schrift bringt der Arbeitsgruppe übrigens eine Auszeichnung auf Bundesebene einj nämlich einen Preis der „Deutschen Kinder- und Jugendstiftung“: Zur Entgegennahme der Auszeichnung werden alle deutschen und polnischen Schüler vom Bundespräsidenten auf Schloss Bellevue in Berlin empfangen.
Die weitaus engste Partnerschaft entwickelt sich in den neunziger Jahren zwischen der Jürgen-Fuhlendorf-Schule und einem der drei Greifswalder Gymnasien, der Alexander-von-Humboldt-Schule. Diese Partnerschaft erwächst unmittelbar aus den Ereignissen der Jahre 1989/90 und der Wiedervereinigung Deutschlands. Die Jürgen-Fuhlendorf-Schule ist von den Vorgängen von Anfang an betroffen, da gleich nach der Öffnung der Mauer etwa ein Dutzend Schüler aus der DDR aufgenommen werden, deren schulische Integration sich aufgrund der völlig unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen recht schwierig gestaltet. Wie viele andere westdeutsche Schulen fühlt sich auch die Jürgen-Fuhlendorf-Schule damals von den politischen Vorgängen herausgefordert; Lehrer und Schüler, auch sehr viele Eltern haben das Gefühl, den Ereignissen nicht einfach zusehen zu dürfen. Als die Schule den Tag der Wiedervereinigung festlich begeht, sind bereits die ersten Kontakte zu mecklenburgischen und vorpommerschen Schulen geknüpft Im Laufe des Winters 1990/91 verdichten sich dann die Beziehungen zu einer Greifswalder Polytechnischen Oberschule, die im Sommer darauf in ein Gymnasium umgewandelt werden soll. Das Kieler Kultusministerium ist damit einverstanden, dass die Leiterin dieser Schule, Frau Dr. Scherpelz, die sich im Frühjahr 1991 mit einer vierzigköpfigen Gruppe künftiger mecklenburgisch-vorpommerscher Gymnasialdirektoren eine Woche lang in Schleswig-Holstein aufhält, während dieser Zeit der Jürgen-Fuhlendorf-Schule zugewiesen wird, so dass die Verbindung weiter gefestigt werden kann. Im Frühsommer beschließt dann die Schulkonferenz einstimmig die Partnerschaft. In Greifswald werden die Umwandlung in ein Gymnasium und der Abschluss der Partnerschaft mit einer feierlichen Abendveranstaltung begangen. Zugleich gibt die Big Band der Jürgen-Fuhlendorf-Schule ein öffentliches Konzert im Freilichttheater des Klosters Eldena, das nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Zweck der Veranstaltung ist es auch, die Greifswalder Öffentlichkeit auf die nunmehrige Alexander-von-Humbold-Schule und auf die neue Schulart aufmerksam zu machen. Am folgenden Vormittag übergibt dann in Anwesenheit aller Schüler und Lehrer eine Bramstedter Eltern- und Lehrerdelegation auf dem Schulhof zahlreiche bunt verpackte Kartons mit neuen Büchern im Wert von 2500 DM – eine Spende von Eltern und Buchhändlern aus Bad Bramstedt. Diese Bücher, die später wiederholt ergänzt werden, bilden den Grundstock der Schulbibliothek und stellen damit für das neue Gymnasium eine wichtige Hilfe dar.
In der Folgezeit entwickelt sich ein überaus reger Austausch von Schülern, Eltern und Lehrern, der bis um die Jahrhundertwende anhält und beide Seiten in vielfacher Weise bereichert. Der Lehreraustausch vollzieht sich zunächst vorzugsweise in der Form, dass einige Bramstedter Lehrer für ein bis zwei Wochen an der Alexander-von-Humboldt-Schule unterrichten, während Greifswalder Lehrer mit der gleichen Fächerkombination deren Unterricht in Bad Bramstedt übernehmen. Auf diese Weise fällt kein Unterricht aus, und beide Seiten können in fachlicher und pädagogischer Hinsicht voneinander lernen, zumal die beiden Schulen Fachkonferenzen und sonstige dienstliche Veranstaltungen so terminieren, dass sie in die Zeit der Anwesenheit der Gäste fallen.
Dass sich die Partnerschaft so fruchtbar entwickeln kann, ist vor allem auch der Elternschaft beider Schulen zu verdanken, die immer wieder Quartiere für Eltern, Lehrer und Schüler organisiert und sich in ihrer Gastfreundschaft wechselseitig zu überbieten sucht. So stellt der Schulelternbeiratsvorsitzende der Jürgen-Fuhlendorf-Schule immer wieder sein Haus für Logiergäste, Treffen mit Besuchern, Besprechungen und Festlichkeiten zur Verfügung. Im August/September 1996 findet eine gemeinsame Oberstufenfahrt nach Rom statt, an der zu etwa gleichen Teilen Schüler der beiden Abschlussjahrgänge teilnehmen. Die Fahrt bedeutet eine der letzten Aufbauhilfen aus Bad Bramstedt, denn in den folgenden Jahren wird immer deutlicher, dass die Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, die sich mittlerweile zu einem der leistungs­fähigsten Gymnasien Mecklenburg-Vorpommerns entwickelt hat, das gesamte schulische Leben aus eigener Kraft gestalten kann. Damit gibt es für die Jürgen-Fuhlendorf-Schule keine innere Notwendigkeit mehr für ein Partnerschaftsverhältnis zu einer Schule im Inland.
Weitere Einzelheiten zur Entwicklung der Partnerschaft zwischen beiden Schulen sind dem Heft 14 der „Schriftenreihe der Jürgen-Fuhlendorf-Schule zu entnehmen, das von fünf Bramstedter und Greifswalder Schülern verfasst worden ist („Ein Beitrag zur deutschen Einheit. Die Partnerschaft zwischen dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium Greifswald und der Jürgen-Fuhlendorf-Schule Bad Bramstedt“, Bad Bramstedt 1997). Mit dem Regierungswechsel von 1988 erfasst der bildungspolitische „Paradigmenwechsel“ auch Schleswig-Holstein in stärkerem Maße als zuvor. Wenn es auch eine ganze Reihe von Jahren dauert, bis Erlasse, Lehrpläne und Prüfungsordnungen den neuen Vorstellungen entsprechen, so ist doch von vornherein klar, dass es um die Substanz des Gymnasiums bisheriger Prägung geht. Schlagwortartig lässt sich die neue bildungspolitische Zielsetzung wie folgt kennzeichnen:
Schule hat vornehmlich eine gesellschaftspolitische Funktion: die Herstellung von Chancengleichheit für die nachwachsende Generation. Das gegliederte Schulsystem soll deshalb durch vereinheitlichende Schulformen wie die Gesamtschule oder Gemeinschaftsschule ersetzt werden.
An die Stelle umfassender Persönlichkeitsbildung tritt die Ausbildung anwendungsbezogener Fertigkeiten, an die Stelle fachimmanenter Inhalte treten weitgehend methodisch verstandene „Kompetenzen“.
Der Schüler spielt eine selbständige Rolle beim Lernprozess; der Lehrer wandelt sich vom „Unterweisenden“ zum „Moderator“.
Die neuen Lehrpläne weisen – eine schleswig-holsteinische Spezialität – für alle Fächer fünf „Kernprobleme“ aus, an denen sich der Unterricht zu orientieren hat. Damit wandelt sich das Verständnis von fächerübergreifendem Unterricht grundlegend.
Ob beziehungsweise in welchem Umfang sich diese Vorstellungen längerfristig durchsetzen lassen, ist um die Jahrtausendwende noch offen. Zweifellos stehen aber die Gymnasien Humboldtscher Prägung – und damit auch die Jürgen-Fuhlendorf-Schule noch vor ihrem Jahrhundertjubiläum – vor völlig neuen, krisenhaften Herausforderungen – nicht, was das Lehrer-Schüler-Eltern-Verhältnis oder die materielle Ausstattung angeht, wohl aber hinsichtlich ihres pädagogischen und unterrichtlichen Profils und ihres Verständnisses von Bildung und Erziehung.

2000-2008

Die Ausführungen folgen nicht der Chronologie der Abläufe, sondern setzen für diesen Zeitraum deutliche Schwerpunkte, stellen die Veränderungen dar und geben einen Ausblick auf Kommendes.

Zeit der Veränderungen

Kann die Zeit des ausgehenden 20. Jahrhunderts von Herrn Dr. Ulrich March als Phase der Konsolidierung gekennzeichnet werden, so ist der Beginn des 21.  Jahrhunderts von weitreichenden Veränderungen geprägt, die jede einzelne Schule und das Schulsystem insgesamt grundlegend umgestalten werden.

Ansteigende Schülerzahlen und Wechsel im Leitungs- und Lehrerkollegium

Zu diesen Veränderungen gehören das Anwachsen der Schülerzahlen, die entsprechende Vergrößerung des Kollegiums und die fast vollständig neue Zusammensetzung der erweiterten Schulleitung.

Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die die Jürgen-Fuhlendorf-Schule  besuchen, steigt in dem Zeitraum 2000 bis 2008 von 700 auf 1000 an. Das Kollegium erweitert  sich auf über 60 Lehrkräfte, wobei sich  zahlreiche Veränderungen im Kollegium durch Pensionierungen, Versetzungen und die Neueinstellung von Kolleginnen und Kollegen ergeben. Auch gibt es eine starke Tendenz zur Teilzeitbeschäftigung, sei es aus persönlichen, familiären Gründen oder um die rapide gestiegene Belastung  zu reduzieren.

Nach der Pensionierung von Herrn Dr. Ulrich March wird die Schulleiterstelle ausgeschrieben und  Herr Uwe Czerwonka als neuer Schulleiter gewählt.

Nachdem Herr Otto, Herr Sievert und  Herr Hüseler in Pension gegangen sind, werden die Stelle des stellvertretenden Schulleiters mit Herrn Langkabel, die Oberstufenleitung mit Herrn Rozanski und die Mittelstufenleitung mit Frau Berner besetzt. Die Funktionsstelle des Koordinators für schulfachliche Aufgaben wird vom Ministerium aufgrund der gestiegenen Schülerzahl ausgeschrieben und  Herrn Dannmeier übertragen.

Bauliche Veränderungen – Zusammenarbeit mit dem Schulträger

Die gestiegenen Schülerzahlen machen bauliche Veränderungen notwendig.  Der Bedarf an Klassenräumen wird zunächst  durch die Aufstellung von bis zu vier Container-Klassenräumen gedeckt. Ab Herbst 2005 wird jedoch mit dem Anbau von vier Klassenräumen und einem zusätzlichen Computerraum begonnen. Der Bau wird bei laufendem Schulbetrieb bis zum Beginn des Schuljahres 2005/2006 fertig gestellt, und so kann die Zahl der Container-Klassenräume von vier auf zwei reduziert werden.

Der Schulträger sorgt durch die Neuausstattung des Lehrerzimmers, die Neugestaltung der Lehrerbibliothek und des ehemaligen Raucherzimmers sowie die Anpassung der Chemie-Fachräume an die neuesten Sicherheitsstandards für eine weitere Verbesserung der räumlichen Gegebenheiten. Ferner sind die Deckenstatik der Fachräume und des Verwaltungstraktes überprüft und die  notwendigen  Sanierungsmaßnahmen ohne  Störungen des Schulbetriebes in vorbildlicher Weise durchgeführt worden. Das für die Baumaßnahmen zuständige Facility-Management und die Schule kooperieren dabei in sehr enger Absprache.

Die Erweiterung des Schulgebäudes durch den Neubau bewirkt eine wesentliche, jedoch nur vorübergehende Verbesserung der Raumsituation.

Die Schule war ursprünglich auf Dreizügigkeit ausgelegt, muss aufgrund der Schülerzahlen zurzeit in einigen Klassenstufen eine Fünf- bis Sechszügigkeit verkraften und muss sich – wenn die Prognosen zutreffen – in Zukunft konstant auf eine Vierzügigkeit einstellen.

Im Jahr 2008 ist festzustellen, dass weiterhin zwei Klassenräume in Containern vorgehalten werden müssen. Auch besteht bei der jetzigen Schülerzahl und in Folge der im kommenden Schuljahr beginnenden Reform der Oberstufe ein Bedarf an größeren Klassenräumen, und die Fachräume (Kunst, Musik, Naturwissenschaften) müssen schnellstens dem Bedarf angepasst werden. Um die Aufrechterhaltung eines ordnungsgemäßen Schulbetriebs zu gewährleisten und den pädagogischen Anforderungen zu entsprechen, wird – im Abgleich mit dem Musterraumprogramm – der Zusatzbedarf ermittelt und einvernehmlich festgelegt. Ein fachräumlicher Bedarf (Ausbau und Neubau) in den naturwissenschaftlichen Bereichen Chemie, Physik und Biologie sowie für Kunst und Musik wird in intensiven Gesprächen, an denen das Facility-Management, die Schulleitung und die Fachschaftsvertreter beteiligt sind, festgestellt.

Die bei Schulbegehungen festgehaltenen Wünsche und Anregungen im Bereich der Bauunterhaltung werden im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten umgesetzt bzw. in Planung gegeben. Die kontinuierlich steigenden Schülerzahlen und veränderte fachwissenschaftliche und pädagogische Anforderungen erfordern jedoch immer wieder bauliche Maßnahmen und Umgestaltungen.

Mit großem Engagement setzen sich alle an Schule Beteiligten und zahlreiche Sponsoren für die Einrichtung einer Cafeteria ein, denn aufgrund der längeren Aufenthaltszeiten der Schülerinnen und Schüler in der Schule ist eine Versorgungsmöglichkeit dringend notwendig.

Das Schulprogramm als Rahmen der schulischen Entwicklung

Seit der Jahrtausendwende wendet sich die öffentliche und politische Aufmerksamkeit verstärkt bildungspolitischen Fragen zu. So wird die nationale und internationale Diskussion seitdem sehr stark von PISA und den Folgen bestimmt. Auf Landesebene sorgt im Jahre 2000 zunächst der Auftrag der Landesregierung, dass jede Schule ein eigenes Schulprogramm entwickeln soll, für Diskussionsstoff. Mit der Schulprogrammarbeit als erstem Schritt soll einerseits jede Schule die Möglichkeit erhalten, eigene Stärken und Schwächen zu erkennen und zu benennen und klare Schwerpunkte zu setzen. Auch soll die Autonomie der Schulen gestärkt werden. Andererseits wird aber auch deutlich gemacht, dass sich Schulen verstärkt einer Kontrolle ihrer Ergebnisse unterziehen müssen.

Schulprogrammarbeit soll dabei im Dreischritt von Zielsetzung, Umsetzung und Evaluation zu einer zentralen Steuerungs- und Entwicklungsinstanz der Schule werden.

Und so entwickeln Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte unserer Schule zu Beginn des neuen Jahrhunderts in einer großen Kraftanstrengung ein Schulprogramm, das im Jahre 2002 von der Schulkonferenz, in der Lehrkräfte, Eltern und Schülerinnen und Schüler vertreten sind, verabschiedet wird und eine Grundlage für die schulische Weiterentwicklung darstellt.

Alle Beteiligten sind dabei zu der Erkenntnis gekommen, dass die Probleme von Schule und Gesellschaft im pädagogischen Bereich nicht durch einen wie auch immer gearteten großen Wurf gelöst werden können, sondern nur in einem Prozess der kleinen, konkreten Schritte, der von Eltern, Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften gemeinsam getragen wird.

Das Schulleben verändert sich in den folgenden Jahren nach 2002 weiter, neue Ziele und Aufgaben werden deutlich.  Das Schulprogramm muss aktualisiert und in Orientierung an den aktuellen Anforderungen neu ausgerichtet werden.

Im Jahr 2008 erarbeitet ein Gremium, das aus  Vertretern der Eltern- sowie der Schülerschaft und des Kollegiums besteht, eine Vorlage für das neue Schulprogramm.

Bei der Fortschreibung des Schulprogramms wird trotz kontroverser Diskussionen immer wieder deutlich, dass Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie das Kollegium letztlich den weiteren Weg der Schule gemeinsam gestalten wollen und eigene Empfindlichkeiten zurückstellen und Kompromisse suchen und finden. Erstmals werden dem neuen, fortgeschriebenen Schulprogramm Leitsätze vorangestellt, die das pädagogische Fundament der Jürgen-Fuhlendorf-Schule prägnant ausdrücken. So heißt es dort:

Unsere schulische Gemeinschaft ist von den folgenden gemeinsamen Werten und Zielen geprägt:

  • Jeder ist für die Gemeinschaft wichtig, und jeder übernimmt nach seinen Kräften Aufgaben für die Gemeinschaft.
  • Wir unterstützen unsere (Mit-)Schülerinnen und (Mit-)Schüler in ihrer Entwicklung zu selbstständigen, selbstbewussten und verantwortungsbewusst handelnden Menschen, die nicht nur sich selbst, sondern auch den Mitmenschen und die Gemeinschaft wahrnehmen und achten.
  • Individuelles und gemeinsames Lernen sehen wir als Chance, durch Anstrengung, Verbindlichkeit und Leistung unsere Talente und Fähigkeiten zu entdecken sowie uns selbst weiterzuentwickeln und die Gemeinschaft voranzubringen.
  • Unser Umgang miteinander ist von Achtung, Vertrauen, Hilfe und Toleranz geprägt. Wir vertreten unsere Meinung und streiten mit Worten und Argumenten um den richtigen Weg. Wir sind bereit, die besseren Argumente gelten zu lassen und unsere Meinung gegebenenfalls zu ändern.
  • Unterricht abwechslungsreich, motivierend, fördernd und fordernd zu gestalten, ist die Aufgabe aller an unserer Schule mitwirkenden Gruppen.
  • Die Gestaltung unserer Schule als Lern- und Lebensraum ermöglicht es allen, sich in der Schule wohl zu fühlen und sich mit der Schule zu identifizieren.

Evaluation im Team –  Anstoß zu  Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung

Der Besuch des EVIT-Teams im Herbst 2006 vermittelt der Schule eine genaue Analyse der Qualität sowie Hinweise auf Bereiche, in denen Handlungsbedarf für die weitere schulische Entwicklung ersichtlich ist.

Die externe Evaluation von Schulen im Team ist seit 2004 flächendeckend in Schleswig-Holstein eingeführt worden. Ziel des Verfahrens ist es, die Qualität einer Schule zu erfassen und Rückmeldungen für die Weiterentwicklung zu geben. Zugrunde gelegt sind 49 Qualitätskriterien, die in einem Handbuch zusammengefasst sind. Im Zentrum des Verfahrens steht die Qualität des Unterrichts, erfasst werden aber auch die räumlichen Verhältnisse, die Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus, die Zufriedenheit von Lehrkräften und Schülerschaft und die Arbeit der Schulleitung.

Im Oktober 2006 überprüft ein EVIT-Team von vier  Schulexperten (zwei Vertreter des Ministeriums, eine Vertreterin des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) sowie  ein Schulleiter einer vergleichbaren Schule) anhand eines festgelegten Verfahrens die wichtigsten Qualitätsbereiche der Jürgen-Fuhlendorf-Schule. Im Rahmen dieses Verfahrens  werden Eltern, Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler  befragt, zahlreiche Gespräche geführt und statistische Daten ausgewertet. An den zwei Besuchstagen wird der Unterricht  beobachtet, damit ein möglichst genaues und umfassendes Bild von der Arbeit der Schule entworfen wird.

Die Erkenntnisse aus dem Schulbereich werden vom EVIT-Team in einem Bericht zusammengefasst, der in den schulischen Gremien erörtert und ausgewertet wird.

Dieser EVIT-Bericht gibt der Schule eine deutliche Rückmeldung über die schulische Situation. Zwar wird im Bericht festgestellt, dass die Zufriedenheit mit der Schule bei Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften gleichermaßen hoch ist, dass der Unterricht fachlich anspruchsvoll ist und in einer freundlichen Atmosphäre stattfindet und dass der Umgangston respektvoll und wertschätzend ist, aber es werden auch Schwächen überaus deutlich benannt. So wird vor allem kritisiert, dass die Selbstständigkeit und Eigenaktivität der Schülerinnen und Schüler noch nicht genügend gefördert wird, dass leistungsstarke und leistungsschwache Schülerinnen und Schüler noch nicht angemessen gefördert werden, dass die Aufgabenbereiche der Schulleitungsmitglieder nicht klar genug geregelt sind, dass der Informationsfluss nicht optimal ist und dass noch nicht entschieden genug nach dem beschlossenen Schulprogramm gearbeitet wird. Auch die Zusammenarbeit der Lehrkräfte untereinander und mit den Eltern wird als verbesserungswürdig angesehen.

Insgesamt zeigt sich, dass die Schule den Generationenwechsel im Kollegium und in der Schulleitung sowie die kontinuierlich wachsenden Schülerzahlen noch nicht optimal verarbeitet hat.

Zur Auswertung des  EVIT-Berichts werden binnen eines Monats in über 30 Klassen Elternabende durchgeführt und eine „Prioritätenliste“ erstellt, die die von der Elternschaft vorrangig angestrebten Veränderungen verdeutlicht.

Das Kollegium diskutiert den Bericht auf mehreren Konferenzen intensiv und offen. Zwar ist für alle eine derartige Form der Kritik an der eigenen Arbeit neu, und nicht jeder Kritikpunkt kann geteilt und angenommen werden, aber insgesamt führt der kritische EVIT-Bericht einerseits zu einer Solidarisierung mit der Schule und andererseits zu einer Aufbruchstimmung. Eine Zielvereinbarung mit der Schulaufsicht im Ministerium wird geschlossen, und zahlreiche Veränderungen werden in Angriff genommen.

Im Schuljahr 2006/2007 und im laufenden Schuljahr wird eine Vielzahl von Maßnahmen wirksam:

  • Entwicklung eines Methodencurriculums für die Klassen 5 und 6
  • Entwicklung eines Förderkonzeptes mit einem Schwerpunkt bei den 7. und 8. Klassen
  • Ausbildung von Streitschlichtern
  • Ausbildung von Schulsanitätern
  • verbindliches Berufspraktikum in den 10. Klassen
  • Berufsberatung durch eine Beraterin für akademische Berufe der Bundesagentur für Arbeit
  • Klärung und Festlegung der Arbeitsbereiche der Schulleitungsmitglieder
  • Teilnahme von Schulleitungsmitgliedern an den Konferenzen der Fachschaften
  • Einrichtung des Rates der Fachvorsitzenden
  • Gründung eines Eltern-Lehrer-Chores
  • Veröffentlichung einer Online-Zeitung („Der EinBlick“)
  • Einrichtung von „Vorhabenwochen“, in denen verstärkt außerschulische Lernorte eingebunden werden können
  • Veranstaltungen, die von der Schüler-, Eltern- und Lehrerschaft gemeinsam beschlossen, geplant und durchgeführt werden können (Flohmarkt, Konzerte)

Im Herbst 2008 wird die Schulaufsicht die Schule erneut besuchen, um Einblicke in die Weiterentwicklung des Schullebens zu erhalten.

Eltern und Schülervertretung –  Partner für die Weiterentwicklung der JFS

Für die Entwicklung der Schule stellt die Zusammenarbeit mit den Eltern, den Klassenelternbeiräten und dem Schulelternbeirat, dem Förderverein und der Schülervertretung eine verlässliche Grundlage dar. Eltern bringen sich in vielfältiger Form in das Schulleben ein und bereichern den Schullalltag und das Schulleben durch unterschiedliche Aktionen. Die Unterstützung zeigt sich beispielsweise bei Projekten, der Leitung von Arbeitsgemeinschaften, der Ausgestaltung von Klassenräumen, der Einrichtung der Mediothek, der Einrichtung von Schließfächern für die Schülerschaft, bei Elterninformationsabenden und musikalischen Veranstaltungen oder Sponsorenläufen.

Der Schüleraustausch mit unseren Partnerschulen in Frankreich, Polen, Russland und Schweden wird, getragen von der Lehrerschaft und den Eltern, weiter ausgebaut. Durch die  hervorragende Unterstützung der Eltern, die unsere Gäste bei sich aufnehmen, sind diese vielfältigen Kontakte erst möglich. Die Partnerschaft zu Greifswald bleibt weiter formal bestehen, wird aber leider nur einmal durch ein gemeinsames Kunstprojekt im Bereich der Oberstufe mit Leben erfüllt.

Die von Frau Susanne Lüdtke initiierte und von ihr monatlich als E-Mail verschickte Schulzeitung „Der EinBlick“ vermittelt durch die Vielfalt der von unterschiedlichen Autorinnen und Autoren geschriebenen Beiträge ein lebendiges Bild des schulischen Lebens. Mit dem „EinBlick“ ist  ein sehr modernes und wirksames Medium geschaffen worden, um Informationen schnell und direkt an die Bezieher der Schulzeitung zu vermitteln. Denn eine große und weiter wachsende Schule leidet doch erheblich darunter, dass niemand die zahlreichen Aktivitäten an unserer Schule mehr überschauen kann.

Klassenelternbeiräte begleiten und unterstützen die organisatorische und pädagogische Arbeit der jeweiligen Klassenkollegien. Hierbei ist besonders die Bereitschaft, sich auf Elternabenden mit pädagogischen Fragen zu beschäftigen und gemeinsam mit den in den Klassen tätigen Lehrkräften bei Problemen zu Lösungen zu gelangen, verstärkt zu beobachten und sehr zu begrüßen.

Die Vorsitzenden des Schulelternbeirates,  Herr Fink, Herr Dr. Gather  und seit dem Jahr 2006 Herr Lauff unterstützen und begleiten die schulische Arbeit und die Entwicklung der Schule mit außergewöhnlich hohem persönlichem Engagement. Die gemeinsame Arbeit in den Gremien ist stets von großem Vertrauen  und Verständnis für die schulischen Belange gekennzeichnet.

Bei den Sitzungen des Schulelternbeirates werden von den Eltern Fragen und Anliegen in offener Form vorgebracht. Das gemeinsame Ringen um konstruktive, für die Schule umsetzbare und tragbare Lösungen steht dabei immer im Vordergrund.

Maßnahmen, die sich durch Krankheitsvertretungen ergeben, Fragen, die aus Klassenzusammenlegungen entstehen, und andere Aspekte der schulischen Weiterentwicklung werden im Schulelternbeirat durchaus kritisch hinterfragt.

Unterstützung wird gegeben bei der Umsetzung der im Schulprogramm festgehaltenen Ziele, bei der Überarbeitung des Schulprogramms, bei Anträgen an die Schulkonferenz,  einer Vortragsreihe, bei Projekten, der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung des EVIT-Besuchs, bei musikalischen Veranstaltungen, bei Elterninformationsabenden  zum Übergang auf die weiterführende Schule sowie beim Schüleraustausch.

Die Arbeit des Fördervereins stellt ein sehr wichtiges Element für das schulische Leben dar. Dank des sehr großen Einsatzes des Vorstandes mit seinem Vorsitzenden Herrn Jessen gelingt es dem Verein, die Zahl der Mitglieder zu erhöhen. Die zur Verfügung gestellten Mittel fördern die Arbeit der Fachschaften und unterstützen die Schule in vielfältigem Maße zum Wohle der gesamten Schülerschaft.

Die Schülervertretung engagiert sich in verstärktem Maße für die Anliegen der Schule und soziale Projekte. Deutlich wird dies bei der Arbeit am Schulprogramm, der Teilnahme an den Fachkonferenzen und in der Schulkonferenz. Regelmäßig beteiligen sich Schülerinnen und Schüler an dem von der Schülervertretung beantragten und von der Schulkonferenz beschlossenen „Sozialen Tag“ von „Schüler helfen Leben“. Am „Sozialen Tag“, der seit 1998 in Schleswig-Holstein und  seit 2006 jährlich bundesweit stattfindet, arbeiten Schülerinnen und Schüler, um das Geld für Projekte in Südosteuropa zu spenden. Auch in diesem Jahr beabsichtigen viele Schülerinnen und Schüler, sich am 8. Juli 2008 für soziale Projekte zu engagieren.

Außerunterrichtliche Aktivitäten

Neben dem Unterricht gibt es vielfältige Aktivitäten, die die Schule zum Lebens- und Erfahrungsraum für Schüler gestalten.

Im Bereich der pädagogischen Arbeit der Schule wird deutlich, dass die vielen Arbeitsgemeinschaften, die sportlich, musisch-kreativ oder mathematisch ausgerichtet sind, großen Zuspruch finden. Die Arbeitsgemeinschaften Ball und Spiele, Basketball, Bibel, Big Band, Bücherei, Chor, Fußball, Gartenbau, Handarbeit, Homepage, Mathematik, Modellbahn, Mediothek, Polnisch, Schach, Schülerzeitung, Tanz, Theater, Open Office, Orchester, Volleyball bereichern das Schulleben.

Aufführungen der Theater- und Musikarbeitsgruppen sowie Ausstellungen anderer Gruppen (Kunst, Modelleisenbahn und andere) ermöglichen Schülerinnen und Schülern ihre Arbeit zu präsentieren und tragen ebenfalls dazu bei, die Schule in der Öffentlichkeit darzustellen.

Hervorzuheben ist, dass sich neben Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern auch Eltern (Handarbeits-, Polnisch- und Tanz-AG)  engagieren.

Weitere pädagogische Schwerpunkte stellen die Teilnahme an Wettbewerben dar. Jugend debattiert, Mathematik-Olympiade, Schulbanker, Weihnachtsaufgabenwettbewerb Mathematik, Lange Nacht der Mathematik und  Big Challenge sind Veranstaltungen, an denen erfreulich viele Schüler der JFS teilnehmen. Die Teilnahme an sportlichen Wettbewerben (Crosslauf, Handball, Kreisbestenkämpfe Leichtathletik) werden ebenfalls fortgesetzt, wobei als besonderer Erfolg hervorzuheben ist, dass die Handballmannschaft in der Wettkampfklasse Jungen II Landessieger wird und beim Bundesfinale „Handball“ Wk II Jungen in Berlin im Schuljahr 2005/2006 den fünften Platz belegt.

Im Rahmen der von allen am Schulleben beteiligten Gruppen getragenen Veranstaltungen ist als ein herausragendes Ereignis der UNICEF-Lauf am Ende des Schuljahres 2006/2007 hervorzuheben. Dieser Lauf erbringt über 25.000 Euro, von denen die Hälfte der UNICEF übergeben wird. Die an der Schule verbleibende Hälfte der Einnahmen ist für die Ausstattung bzw. den Aufbau einer Cafeteria vorgesehen.

Vernetzung mit Institutionen und Fachkräften aus der Region

Im Bereich der Drogenprävention liegt ein weiterer Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit.  Die Jürgen-Fuhlendorf-Schule ist seit dem Herbst 2005 rauchfreie Schule.

Die Präventionsarbeit wird in Zusammenarbeit mit der ATS Suchtberatungsstelle Kaltenkirchen fortgesetzt und ergänzt durch die Zusammenarbeit mit der Polizei und der Segeberger Mühle, um die Aufklärung über Gefahren, die sich mit der Nutzung des Internets und des Handys ergeben, zu verstärken.

Im Bereich des Verkehrsunterrichts nimmt die Schule regelmäßig am Verkehrswettbewerb teil und arbeitet eng mit der örtlichen Polizei im Rahmen der Verkehrssicherheit für Fahrradfahrer zusammen.

Doch die Gegenwart der Polizei beschränkt sich nicht auf die Gewalt- und Suchtprävention und die Überprüfung der Verkehrssicherheit. Mit Herrn Lorenz, Polizeioberkommissar von der Polizeidienststelle Bad Bramstedt, übernimmt ein ehemaliger Schüler der JFS die Aufgaben eines Kontaktbeamten und sorgt für häufige polizeiliche Präsenz. Herr Lorenz stellt sich in vielen Klassen und Gremien vor und macht deutlich, dass er seine Rolle als Ansprechpartner ernst nimmt.

Hilfen zur Berufsvorbereitung und Berufsfindung

Ebenfalls finden Maßnahmen zur Berufsvorbereitung und Berufsfindung einen stärkeren Einzug in das Schulleben. Die Schulkonferenz macht das Berufspraktikum für die 10. Klassen ab dem Jahr 2007 verbindlich. Bewerbungstraining, Wirtschaftspraktikum, individuelle Beratung durch das Berufsinformationszentrum, individuelle Studien- und Berufsberatung, die Teilnahme an der örtlichen Berufsbildungsmesse sowie der Messe Nordjob eröffnen den Schülerinnen und Schülern einen erweiterten Zugang zu Berufsfeldern.

Förderung von Schülerinnen und Schülern

Die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderer Begabung ist ebenfalls  Gegenstand unserer pädagogischen Bemühungen. Dank der Unterstützung der Stiftung der Sparkasse Südholstein werden  Schülerinnen und Schülern außerschulische Angebote gemacht. Zurzeit besuchen über 50 Schülerinnen und Schüler die angebotenen Kurse.

In Bezug auf die Förderung von leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern wird ein erstes Konzept entwickelt und umgesetzt.  Seit dem Schuljahr 2007/2008 bietet die Schule Schülerinnen und Schülern der Klassen 7 und 8 die Möglichkeit, an Förderkursen in den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch, Latein und Mathematik teilzunehmen, um vorhandene Defizite in einem begrenzten zeitlichen Rahmen zu beheben.

Schülerinnen und Schüler  mit Lese- und Rechtschreibschwäche werden in der Orientierungsstufe  weiterhin  im Rahmen des Legasthenie-Unterrichts gefördert.

Attraktiv sind  auch die Angebote der Förderung, die durch den Einsatz von Fremdsprachenassistentinnen ermöglicht werden. Landeskundliche Einsichten und sprachliche Fähigkeiten werden durch Konversationskurse vertieft und der  Fremdsprachenunterricht durch Muttersprachlerinnen bereichert.In Zusammenarbeit mit dem Institut Français ist es so im Schuljahr 2004/2005 möglich, dass eine französische Fremdsprachenassistentin 64 Schülerinnen und Schüler auf spezielle Sprachprüfungen (DELF A1 bis A6) erfolgreich vorbereitet.

Gemeinwesenorientierung und Zusammenarbeit mit den Schulen

Die Schule nimmt regelmäßig an den Sitzungen des Örtlichen Bildungsrates teil und ist in unterschiedlichen Arbeitsgruppen, die sich mit bildungspolitischen Fragen der Region beschäftigen, vertreten. Die Zusammenarbeit mit Schulleitungen des Schulverbandes und der Region sowie Treffen von Lehrkräften ermöglichen Absprachen und  Abstimmungen in organisatorischen und  pädagogischen Aufgabenfeldern. Der Übergang von den Grundschulen auf die Jürgen-Fuhlendorf-Schule wird durch diese Maßnahmen und gegenseitige Besuche vorbereitet und unterstützt.

Die Ausbildung von Referendarinnen und Referendaren wird durch die Zusammenarbeit mit Partnerschulen in Neumünster ergänzt und bereichert.

Neustrukturierung des Schulsystems

Das neue Schulgesetz führt seit dem Jahre 2007 zu weitreichenden Veränderungen in der Schullandschaft.

Die bisherigen Haupt- und Realschulen werden auf Antrag der jeweiligen Schulträger in Regional- bzw. Gemeinschaftsschulen umgewandelt.

Das Gymnasium bleibt als weiterführende Schulart bestehen, wird aber auch weitreichend neu umgestaltet.

  • Das Zentralabitur wird eingeführt. Schon in diesem Schuljahr sind an unserer Schule in den Leistungskursfächern Mathematik,  Englisch, Deutsch, Biologie und Physik zentrale Prüfungsaufgaben von den Schülerinnen und Schülern des 13. Jahrgangs bearbeitet worden.
  • Die Schülerinnen und Schüler, die im Schuljahr 2008/2009 in die 5. Klasse eines Gymnasiums wechseln, gilt die Reduzierung des bisher neunjährigen gymnasialen Bildungsganges auf acht Schuljahre, das heißt die im kommenden Sommer neu eingeschulten Fünftklässler werden erstmals im Schuljahr 2015/2016 die  Abiturprüfung  nach acht Schuljahren ablegen.
  • Im Schuljahr 2008/2009 werden Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe in der neuen Struktur der Profiloberstufe unterrichtet. Damit werden das Kurssystem und die Unterscheidung von Leistungs- und Grundkursen abgeschafft. In Zukunft findet der Unterricht in der gesamten Oberstufe fast ausschließlich im Klassenverband statt.
  • Abiturprüfungen im Rahmen der strukturierten Oberstufe werden zum ersten Mal von Schülerinnen und Schülern der gymnasialen Oberstufe am Ende des Schuljahres 2010/2011 abgelegt.

Wie in allen Schularten wird auch am Gymnasium stärker als bisher die Förderung der einzelnen Schülerin und des einzelnen Schülers als das zentrale Ziel aller schulischen Arbeit und als durchgängiges Unterrichtsprinzip verwirklicht werden.

Hierbei werden folgende Instrumente weiter entwickelt und stärker eingesetzt:

  • die Arbeit mit individuellen Lernplänen,
  • offene und binnendifferenzierende Unterrichtsformen,
  • frühzeitiges Methodenlernen,
  • inner- und außerschulische Förderprozesse.

Um die veränderte Unterrichtskultur zu unterstützen, wird ab dem kommenden Schuljahr die Kontingentstundentafel als Instrument der Flexibilisierung der Organisation des Unterrichts eingeführt. Dies bedeutet, dass unsere Schule mehr pädagogischen Gestaltungsspielraum erhält, da die für die einzelnen Fächer vorgesehenen Stunden nicht mehr je Jahrgangsstufe ausgewiesen werden, sondern bezogen auf die Orientierungsstufe (Klasse 5 und 6) bzw. auf die  Mittelstufe (Klasse 7-9). Die Oberstufe umfasst im achtjährigen Bildungsgang die Einführungsphase (Klasse 10) und eine Qualifikationsphase (Klasse 12 und 13).

Infolge des neuen Schulgesetzes des Landes Schleswig-Holstein wird sich voraussichtlich eine Änderung der Schulträgerschaft ergeben. Bisher ist die Jürgen-Fuhlendorf-Schule das einzige Gymnasium des Kreises Segeberg mit dem Kreis als Schulträger gewesen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht geklärt, welcher Träger  für unsere Schule zuständig sein wird. Zu hoffen ist jedoch, dass die Phase der Unsicherheit nur kurz bleibt und die Entwicklung unserer Schule in vertrauensvoller Zusammenarbeit weiter vorangetrieben werden kann.

Ausblick

Veränderungen haben die vergangenen Jahre geprägt, Veränderungen werden die kommenden Jahre prägen, ein Ende ist noch nicht abzusehen. Schüler, Eltern und Lehrkräfte müssen sich auf Neues einstellen und können von Neuem profitieren.

Was in einer globalisierten Wirtschaft notwendig sein mag, dass nämlich das Tempo der Veränderungen immer mehr zunimmt und kaum ein Stein auf dem anderen bleibt, ist im pädagogischen Bereich und im menschlichen Zusammenleben und Miteinander problematisch. So bemühen sich alle an Schule Beteiligten darum, Umgangsformen und Elemente, die das bisherige Schulleben geprägt und strukturiert haben, auch in der Zukunft zu bewahren und mit Leben zu erfüllen. So wollen wir das Engagement für unsere Schule beibehalten und vertiefen, einen freundlich lockeren, aber respektvollen und von gegenseitiger Achtung geprägten Umgangston bewahren und die vertrauensvolle Zusammenarbeit aller an Schule Beteiligten fortführen. Die Einschulung der neuen Schülerinnen und Schüler, Konzerte, Adventssingen, Theateraufführungen, Klassen- und Studienreisen, Besuche der Partnerschulen, Abi-Streich, Abi-Zeitung, die Entlassung der Abiturientinnen und Abiturienten sowie der Abi-Ball werden bei allen ersichtlichen Veränderungen als Traditionen der Schule ihren Platz im Schuljahr behalten.

Die Voraussetzungen, dass die Jürgen-Fuhlendorf-Schule den zukünftigen Veränderungen und den damit verbundenen Herausforderungen gut begegnen kann, sind durch eine engagierte und kritisch-wohlwollende Elternschaft, eine offene und aufnahmebereite Schülerschaft und ein erfahrenes und fachlich fundiert ausgebildetes Lehrerkollegium in hohem Maße gegeben.

Gemeinsam mit Eltern und Schülerinnen und Schüler wird es auch in Zukunft gelingen, die Jürgen-Fuhlendorf-Schule zum Wohle aller weiterzuentwickeln.

2008-2013

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