aus: Heimatkundliches Jahrbuch des Kreises Segeberg, 1960, S. 15 ff
Gerhard Müller, Bad Bramstedt:
Die eisenzeitliche Besiedlung Bad Bramstedts
und seiner Umgebung
In einer Gesamtübersicht wurde von mir in dem „Heimatkundlichen Jahrbuch für den Kreis Segeberg 1959“ die Besiedlung Bad Bramstedts und seiner Umgebung in früh- und vorgeschichtlicher Zeit, von der ausgehenden älteren Steinzeit bis zur Völkerwanderungszeit, dargestellt. Da in einer solchen auf Einzelheiten in den einzelnen Zeitstufen natürlich nicht eingegangen werden kann, soll in dem nachfolgenden Beitrag die Zeit von der ausgehenden Bronzezeit bis zur jüngeren römischen Eisenzeit ausführlicher behandelt werden. Eine Häufung von Funden gerade aus dieser Zeit im Raum in und um Bad Bramstedt veranlaßte dazu, diese vorrangig zu erarbeiten.
Um eine bessere Übersicht der einzelnen Zeitstufen zu gewinnen, möchte ich nachfolgend die Stufengliederung der Eisenzeit aufzeigen, wie sie von Dr. Hans Hingst, Schleswig, in „Vorgeschichte des Kreises Stormarn“ veröffentlicht ist.
Die vorrömische Eisenzeit nach Zeitangaben v. G. Schwantes
Die ältere vorrömische Eisenzeit 500 – 250 v. Chr.
Die jüngere vorrömische Eisenzeit 250 – 0 v. Chr.
Die römische Eisenzeit nach H. J. Eggers
Die ältere römische Eisenzeit 0 – 150 n. Chr.
Die jüngere römische Eisenzeit 150 – 350 n. Chr.
Die Völkerwanderungszeit nach 350 n. Chr.
Während die Funde aus der Bronzezeit in dem Gebiet in und um Bad Bramstedt nur vereinzelt auftreten, mehren sie sich vom Beginn der älteren vorrömischen Eisenzeit. Dieses muß im Rahmen der Besiedlungsentwicklung unseres Landes gesehen werden. Am Ende der Bronzezeit, vornehmlich aber mit Beginn der Eisenzeit um 600 v. Chr., muß das wirtschaftlich-soziale Gefüge des bronzezeitlichen Menschen im Norden völlig ins Wanken geraten sein. Das hat mehrfache Gründe.
Schon während der jüngeren Bronzezeit hatte sich das bis dahin warme und trockene Klima zu wandeln begonnen. Die Niederschläge nahmen mehr und mehr zu, wobei gleichzeitig die Temperatur absank. Eine Folge der verstärkten Niederschläge war es, daß die schwereren Lehmböden so vernässten, daß der Mensch diese Gebiete zum großen Teil nach und nach aufgab, da er sie mit seinen primitiven Ackergeräten nicht mehr bearbeiten konnte und empfindlichere Getreidearten nicht mehr reif wurden. Er zog sich in die Gebiete mit leichteren Sandböden zurück, die während der vorangegangenen Trockenzeiten wenig nutzbar waren. Damit waren aber auch Not und Armut verbunden, was aus den in dieser Zeit zum Teil geradezu ärmlichen Bestattungen hervorgeht. Zuweilen konnte noch nicht einmal ein Topf zur Aufnahme des Leichenbrandes Verstorbener geopfert werden. So kommt es, daß auch auf den Urnenfriedhöfen in Bad Bramstedt Kammern ohne Urnen vorkommen, wo der Leichenbrand einfach auf einen Stein geschüttet ist. In einigen Kammern ist die Asche nur mit einer flachen Schale überdeckt. Gleichfalls fallen auch die Grabbeigaben in dieser Zeit ärmlich aus, zum Teil sind überhaupt keine vorhanden. Das alles hat dazu beigetragen, daß das Wissen um diese Zeit weniger bekannt ist, was nicht verwunderlich ist, denn die imposanten Grabhügel aus der Stein- und Bronzezeit , sowie die schönen Geräte aus Flintstein finden selbstverständlich mehr Beachtung, als unscheinbare Scherbenstückchen und Bruchstücke aus Eisen und Bronze. Auch Bodenverfärbungen und flache Steinpflaster fallen dem nicht geübten Auge nicht auf, da sie nichts sagend sind. Erst eine Fülle von Einzelbeobachtungen läßt ein genaueres Bild dieser Zeit erkennen.
Ein weiterer Umstand hat neben dem vorstehend Aufgezeigten zu der Umsiedlung im Lande beigetragen und zwar das Abreißen der Handelsbeziehungen des Nordens zum Südosten und nach Irland. Die Ausbreitung keltischer Stämme und deren Wanderungen aus ihrer Heimat in Ostfrankreich und Süddeutschland nach West- und Nordwesteuropa, sowie an der Donau entlang bis nach Kleinasien, brachten große Umwandlungen im mitteleuropäischen Raum. Diese unterbrachen die noch in der jüngeren Bronzezeit lebhaften Handelsverbindungen zwischen Süd und Nord, in der das gesamte Rohmaterial für Waffen und Geräte aus dem Süden eingeführt werden mußte.
Stürme und Seegang verhinderten den einfachen bronzezeitlichen Schiffen die Überfahrt nach Irland. Eine Isolierung und eine kulturelle Verarmung des Nordens war die Folge. Ein großer Teil der Bevölkerung war gezwungen, seine alte Heimat zu verlassen. In dieser Zeit, um 600 v. Chr. ist der Beginn der Völkerwanderung zu suchen.
Die in der Heimat verbliebenen Menschen bildeten Siedlungsschwerpunkte auf den weiten sandigen Geestgebieten Mittelholsteins und im Bereich der Sander, zu denen auch die Segeberger Heide gehört. Als Sander bezeichnet man mächtige Massen von Vorschüttsanden, die von dem Gletscher durch große Ströme, die aus riesigen Gletschertoren hervortraten, aufgetürmt wurden. Auf ihnen wehte der feinere Sand zu ausgedehnten Binnendünenfeldern zusammen. Diese ebenen Sanderflächen sind im Bad Bramstedter Raum durch eine größere Zahl verhältnismäßig breiter Auniederungen in größere und kleinere Geestinseln zergliedert. Die Auniederungen erstrecken sich in südwestlicher Richtung, immer breiter werdend, auf die Stör zu.
Der nunmehr bevorzugte Anbau von Roggen und Gerste, der Übergang zu festgebauten Wohnungen, die Anlage von Ställen für das Vieh, da es nicht mehr, wie in den älteren Wärmeepochen, in den Wintermonaten draußen bleiben konnte, und die dadurch bedingte vorausplanende Vorratswirtschaft brachte eine Umstellung in der Wirtschaftsform. Daneben zwang der Mangel an Kupfer und Zinn oder Zink den Menschen, sich dem Eisen zuzuwenden, was eine völlige Umgestaltung der Metallverarbeitung erforderte. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß das in dem Raum um Bad Bramstedt vorhandene Raseneisenerz mit hohem Eisengehalt die Menschen neben den gesuchten Bodenverhältnissen anzog und daß deshalb hier ein Siedlungszentrum entstand , dessen Eisenverhüttung die Wirtschaftsgrundlage bildete. Funde an Eisenschlacken, Rennfeueröfen und Ausheizherden sind Belege dafür, daß dieses heute nicht mehr bekannte Gewerbe in dem hiesigen Gebiet ansässig gewesen sein muß. Eine sehr interessante und kaum bekannte Urkunde vom 30. September 1286 berichtet über die auch noch spätere Verarbeitung der Eisenerze dieses Raumes. Da sie für das Vorhandensein von Raseneisenerz sehr aufschlußreich ist, soll sie im Nachfolgenden wörtlich gebracht werden:
„W i r Adolf von Gottes Gnaden von Holstein und Stormarn und Graf in Schauenburg a n e r k en n e n mit dieser Urkunde und bezeugen öffentlich vor allen rechtgläubigen Christen, mögen sie jetzt anwesend sein oder später das vorliegende Schriftstück einsehen oder anhören, d a ß a l l e G e h ä s s i g k e i t e n, die neulich zwischen Uns und Unserem Vogt in Segeberg auf der einen Seite und dem gläubigen Herrn Abt und den Herren des Konvents des nach Zisterzienserregel lebenden Klosters Reinfeld der Diözese Lübeck auf der anderen Seite a n l ä ß l i ch ei n e r g e w i s s e n E i s e n a u f g r a b u n g (occasione cuiusdam ferridodine (eig. ferrifodinä); ferrifodina = Eisengrube), welche die genannten gläubigen Herren innerhalb der Gemarkung des Dorfes Bimöhlen (infra terminos ville boyemolen) zu ihrem eigenen und ihres Klosters vollem Recht und in der Hoffnung auf Gott den Herrn vernehmen ließen, s o o d e r s o h i n – u n d h e r w e c h s e l t e n, durch alle Dienstleute freundschaftlich und vollständig zum Einschlafen gebracht und i n d e r W e i se b e e n d e t w e r d e n , d a ß wir dem vorgenannten A b t u n d K o n v e n t von Reinfeld und seinen Mönchen d i e erwähnte E i s e n g r u b e mit allen ihren Rechten und Nutzungen gänzlich frei und quitt üb e r l a s s e n u n d zu ruhigem und friedlichen Besitz a b t r e t e n .
In Unserem eigenen und Unseren Erben Namen ü b er t r ag en w i r dem Abt und Konvent in Reinfeld, jetzt und ihren Nachfolgern in Ewigkeit, Ansehen und Gewalt (auctoritatem et potestatem) dahingehend, d a ß s i e f r e i und mit Genehmigung Zugang haben sollen, w a nn un d w o immer sie mit Gottes Beistand in ebendemselben Dorf Bimöhlen (boye-molen) oder in irgendwelchen anderen Gemarkungen ihres übrigen Besitzes oder auf Ländereien, die Unseren Herren (von Reinfeld?) anderwo rechtmäßig zugewiesen sind, u n t e r i r d i s c h e A b l a g e r u n g e n des Eisen oder eines anderen Metalls oder nutzbares Gestein a u f s pü re n u n d a u f f i n d e n, und daß sie von sich aus oder durch ihre Beauftragten Eisen- oder andere Metallgruben sowie Steinbrüche einrichten und anlegen dürfen. Auch mögen sie daselbst auf der Höhe wie in der Niederung Anordnungen treffen, graben, Rauten errichten, verkaufen, abtransportieren bis in alle Ewigkeit und machen, was ihnen selbst für diese Zeit als nützlich und gut scheint, ohne daß ihnen je von Uns noch von Unseren Erben und Nachfolgern und Vögten und sonstigen Untergebenen eine gegenteilige Willenskundgebung entgegengesetzt wird.
Zum getreuen Zeugnis dieser Sache und zur sicheren Beeidung (fidem) wurde Unser Siegel vor Augen der Anwesenden angeheftet. Im Jahre des Herrn 1286, am Tage vor den Kalenden des Oktobers.“ 1)
Bislang galt die Eisenverhüttung im Lande als mittelalterlich. Untersuchungen von Dr. Hingst haben ergeben, daß rund 25 % der sicher datierten Verhüttungsweise in die Zeit um 500 v. Chr. bis zur Zeitenwende und 55 % der Quellen in die Zeit von Chr. Geb. bis zur Mitte des ersten nachchristlichen Jahrtausends zuzuordnen sind.
Bei der Betrachtung der Raseneisenerz- und Schlackenfundplätze wird man feststellen, daß die Flächen, die den Auniederungen abgelegen sind, keine Funde aufweisen. Die Fundplätze liegen vielmehr an den Randzonen zwischen den Sanderflächen und den Auniederungen, besonders an dem Hang des Höhenzuges, Lieth genannt, der das Tal der Oster- und Bramau nach Norden begrenzt. An diesem Höhenzug liegen auch ausschließlich die Urnenfriedhöfe. Das Raseneisenerz, welches den Rohstoff für die Eisenverhüttung lieferte, liegt in größeren und kleineren Blöcken, bis zu 1 m Mächtigkeit oftmals unter einer stärkeren Wiesendecke oder unter Schwemmsand.
Die Erzvorkommen in unserem Lande sind auf das Gebiet westlich der Endmoräne der letzten Vereisung beschränkt und hier wiederum vornehmlich auf das Gebiet der sandigen Geest. Ein freigelegtes Lager Raseneisenerz ist gut an dem Weg vom neuen Kurhaus zum Birkengrund, kurz vor genanntem Lokal zwischen Weg und Schmalfelder Au zu erkennen. Das Erz entsteht als Niederschlag in feuchten humusreichen Gegenden. Durch Zersetzung organischer, meist pflanzlicher Substanzen enthält die Bodenluft Kohlensäure. Wird diese durch Sickerwasser aufgenommen, so vermag die Kohlensäure im Wasser in Verbindung mit Humussäure Eisen aus dem Boden zu lösen. Tritt später das eisenhaltige Wasser wieder zutage durch Quellen oder Grundwasseraustritte, so wird unter Einwirkung niederer Pflanzen, Temperaturänderung oder sauerstoffreichen Wassers Eisenöd gefällt 2). Zunächst zeigt sich Raseneisenerz als lockere, erdige Masse. Bei weiterer Anreicherung wird sie fester, dann schwarzblau und wirkt wie Schlacke. Nicht zu verwechseln mit Raseneisenerz ist Ortstein, eine Bildung der Heide. Das hiesige Raseneisenerz hat einen Eisengehalt von etwa 30 %.
Über die Verhüttung von Raseneisenerz hat Dr. Hans Hingst, Schleswig, im „Heimatkundlichen Jahrbuch für den Kreis Segeberg 1955“ ausführlich berichtet. Ich kann mich daher auf die wichtigsten Hinweise beschränken . Die Erze wurden in so genannten „Renn-Öfen“ verhüttet, in denen sie der nicht genügenden Temperatur (1050 Grad) wegen nicht geschmolzen, sondern nur gesintert werden konnten. Man gewann eine Eisenluppe, die noch große Mengen Schlacken enthielt. Diese mußte danach, nachdem die Luppe auf dem Anheizofen wieder rotglühend erhitzt worden war, herausgeschmiedet werden. Der Vorgang wurde solange wiederholt, bis das Eisen weich und schmiedbar war.
Eine solche Rennofenanlage wurde von mir auf dem „Kapellenhof“ in der Bimöhler Straße, in nächster Nähe der Erzlager in den Wiesen der Osterau, freigelegt. Der Fundplatz liegt an dem aufsteigenden Hang zum Raaberg. Es handelt sich um so genannte Grubenöfen, die in Gruppen dicht beieinander lagen. Unter einer stark gestörten Humusschicht (das Gelände war gepflügt worden) von 40 cm waren in der sandigen Schicht 80 cm bis 1 m tiefe steilwandige Gruben ausgehoben worden, die mit einer 2 – 4 cm dicken Lehmschicht ausgekleidet waren. In einer aufgegrabenen Fläche von 2,5 mal 2,5 m wurden 3 Rennöfen und 1 Ausheizofen freigelegt.
Die Öfen liefen unten in einer flachmuldigen, lehmausgekleideten Wanne von 60 cm Durchmesser aus. Der Lehm war hartgebrannt und bildete Ziegelklumpen. Ofen 1 und 3 enthielten bizarr geformte Schlackenstücke, Holzkohle und holzkohleangereicherte Erde. Bei Ofen 2 lag auf dem flachmuldigen Boden ein etwa 40 Pfund schwerer Eisenklotz, Ofensau genannt, mit einem Durchmesser von 40 cm und 15 cm Höhe. Er war leicht durchsetzt von Holzkohleteilchen und Steinstückchen und ist offenbar absichtlich liegengelassen worden, weil der Sinterprozeß mißlungen war, da er zu viel Kohlenstoff aufgenommen hatte. Schmiedbares Eisen darf nur 0,02 % Kohlenstoff enthalten. Neben Ofen 2 und 3 befand sich in 60 cm Tiefe ein Herdpflaster aus kindskopfgroßen Steinen von 80 cm Durchmesser. Auf der Herdfläche verstreut lagen gebrannte Lehmklumpen, Holzkohlestückchen und abgebrochene bläulichglänzende Eisenbrocken von etwa 4 mal 7 cm, die das Aussehen von einem geflossenen Eisenstrang mit herausstehenden Tropfenbildungen hatten. Außerdem wurden jastorfzeitliche Scherben auf ihm gefunden, die eine Datierung der Anlage ermöglichten. Die angrenzenden Sande zeigten einen deutlichen Glasfluß.
Bei dieser Anlage handelt es sich um einen Ausheizofen, auf den die abgeschlagenen Eisenstücke zum Nachglühen gebracht wurden. Interessant war es, festzustellen, daß die Anlage aller Wahrscheinlichkeit nach überdacht gewesen sein muß, denn auf Grund von Erdverfärbungen zeichneten sich Pfostenlöcher ab. Nach Angaben des Besitzers des Geländes waren in früheren Jahren beim Rigolen (Pflügen) bereits 10 bis 15 solcher Öfen freigelegt worden und es liegen unter einer ungestörten Hoffläche sicher noch weitere Öfen. Da bei den Grabungen mehrere Siedlungshorizonte zu erkennen waren, muß das Gelände aufgewohnt worden sein, was auf eine längere Besiedlungsdauer schließen läßt.
Die Spuren von Siedlungsplätzen sind nur schwer zu erkennen, da sie zumeist heute entweder unter der Ackeroberfläche oder unter einer Humusschicht der Wälder liegen, bzw. wieder überbaut wurden. Man findet sie durch das Absammeln von durch den Pflug an die Oberfläche geworfenen Schlackenstücken, Tongefäßscherben und durch Erdverfärbungen in Kieskuhlen usw. bei intensiven oftmaligen Geländebegehungen . Wertvolle Hinweise geben auch offene Herdstellen, die durch ebene oder leicht muldenförmige Steinpflaster gebildet werden. Sie haben im allgemeinen innerhalb von Häusern gelegen. Meistens sind die Steine geschwärzt und durch das Feuer rissig geworden oder eingeplatzt. Auf ihnen und daneben befinden sich reichhaltig Holzkohlen. Solche Herdstellen sind sichere Hinweise auf ehemalige Siedlungsplätze.
Es wurden bisher gefunden:
8 bis 10 Herdstellen im „Heckkamp“, Glückstädter Straße,
eine, weitere werden vermutet, Unter der Lieth 56,
eine Koppel „Husdohl“, Bimöhler Straße,
eine hinter dem Ledigenheim, Ochsenweg,
eine bei Kaufmann Wulff,
5 bis 6 auf dem „Reher“, Bimöhlen,
einzelne auf dem Nachbargrundstück vom „Heckkamp“.
(Genauere Beschreibungen hierüber sind in meinem Bericht im Jahrbuch für den Kreis Segeberg 1959 enthalten).
Außer Herdstellen, Eisenschlacken und Tongefäßscherben sind Urnenfriedhöfe der Nachweis von Besiedlungsplätzen. Friedhöfe und Siedlungen liegen, wie bereits an anderen Orten nachgewiesen werden konnte, auch im Raume in und um Bad Bramstedt unmittelbar beieinander.
Neben zahlreichen Einzelfunden von eisenzeitlichen Urnen sind in Bad Bramstedt bisher zwei Urnenfriedhöfe freigelegt worden.
Der erste erstreckt sich westlich der B 4 zwischen der Straße Unter der Lieth und der Rosenstraße, früher mit „Hinter den Höfen“ bezeichnet, demnach auch an dem Hang „Lieth“ gelegen, der das Bramautal nach Norden begrenzt. Nach einem Bericht von Konrektor Kühl aus dem Jahre 1905 wurden auf dem Acker des damaligen Bäckermeisters Biehl hinter der Straße Hinter den Höfen, unterhalb der Lieth, nachfolgend aufgeführte Urnen gefunden. In diesem Schreiben ist gleichfalls vermerkt, daß von Herrn Biehls Vater vor etwa 30 Jahren auf dem gleichen Grundstück „Urnen in Menge“ geborgen worden seien.
Graubraune Urne, topfförmig, mit 2 Henkeln, oben ausgebrochen, so daß nur ein Henkel vorhanden ist. (K. S. 11793) Maße: Höhe 20 cm, Boden 10 cm Durchm., oben 21,5 cm Durchm. Inhalt: Leichenbrand und eine eiserne Nadel, 7,5 cm lang, zerbrochen (Abb. 6, untere Reihe 2. Stück).
Zerbrochene dunkelgraue Urne mit helleren Schollen und etwa 5 cm hohem Rand. Unterhalb desselben Verzierung von parallelen Strichen, die im Winkel zusammenstoßen – Todendorfer Typus – Abb. 5, rechts. (K. S.794) Inhalt: Leichenbrand, sowie ein gestielter weidenblattförmiger Zungengürtelhaken von etwa 7 cm Länge (Abb. 6, obere Reihe, 2. Stück) und eine eiserne Nadel, Fragment, 17 cm lang, mit einem Rest von dünnem Bronzeblech, vermutlich handelt es sich um eine Flügelnadel mit verwaschen profiliertem Kopf (späte Form).
Urne, hellrötlichbraun, Rand ausgebrochen, Henkelansatz vorhanden, 25 cm hoch, Breiten: 24 – 19 – 10 cm. (K. S. 11795) Inhalt: Leichenbrand und Fragment einer eisernen Schmucknadel mit bronzeverziertem Kopf, bestehend aus 5 durch senkrechte Röhren, getrennte Querwulste. Die untere ruht auf einem profilierten Endstück. Unterhalb diesem scheint die Nadel ausgebogen gewesen zu sein. 8,8 cm lang. (Abb. 6, untere Reihe, 1. Stück.) Außerdem lag in der Urne ein Flintknollen, wie sie in den Urnen von Bordesholm vorkommen.
Urne, dunkelgrau bis dunkelbraun mit helleren Schollen, hoher, bauchiger Krug mit Z Henkeln unter dem Ansatz des gerade aufsteigenden Halses. Maße: 23 cm hoch, Hals 9 cm. Breite: 9 bis 21 cm, Abb. 2, Links. (K. S. 11796) Der darauf Liegende Deckel war zerbrochen. Inhalt: Neben Leichenbrand Fragment einer eisernen Nadel, 6,5 cm Lang. (Abb. 6, untere Reihe, Mittelstück.)
Aus einer weiteren zerstörten Urne wurde ein eiserner Zungengürtelhaken geborgen, 10 cm lang, mit einem am unteren Ende nach oben gebogenen Haken. Das langgestreckte Dreieck erweitert sich bis zu 3 cm und biegt dann nach innen um zu einem kurzen, ca. 1 cm breiten Haken. (Abb. 6, obere Reihe, Stück 1.) (K. S. 11797)
Sämtliche Urnen standen innerhalb von Steinkammern.
Von dem gleichen Grundstück wurden später weiter geborgen:
Urne, hellbraun, dunkelschollig, nach oben und unten eingezogen, die größte Weite liegt fast in der Mitte, der senkrechte Rand, ca. 3,5 cm hoch, ist ein wenig umgelegt, nach unten durch eine Furche abgesetzt. 2 Henkel, die vorhanden waren, sind abgebrochen. 21,5 cm hoch, 11 bis 22 cm Durchm. (K. S. 12513) Inhalt: Leichenbrand und eine eiserne Nadel, bei der es sich um eine Rollennadel mit hochliegender schwacher Kröpfung handelt, 7,6 cm lang.
Große, rötlich und bräunlichschollige Urne mit eingezogenem Unterteil, nach oben zum abgesetzten, beschädigten Hals mit etwas verdicktem, ausgebogenem Rand. Unter der Halsansatzfurche befindet sich an einer Stelle eine flachhalbkreisförmige, kantige, erhabene starke Leiste. 27,5 cm hoch, 13,5 bis 29 cm Durchm. (K. S. 12840) Inhalt: Leichenbrand. (Abb. 4, rechts.)
Später wurden noch eine weitere Anzahl Urnen von demselben Friedhof freigelegt, die gleichfalls in einer Steinkammer standen, mit dem Fuß etwa einen Meter unter der Oberfläche.
Auf Grund der gemachten Urnenfunde wurde vom Landesamt für Vorgeschichte, Kiel, eine fachkundliche Ausgrabung vom 12. bis 15. Oktober 1905 durch Dr. Knorr auf dem bezeichneten Gelände durchgeführt, und zwar auf dem Grundstück des Gärtners Harbeck, das neben dem Biehlschen Grundstück lag. Sie hatte nachfolgendes reichhaltiges Ergebnis:
Grab 1: (K. S. 11912/1) Über ein Häufchen von Leichenbrand war eine Schale gestülpt, die einen Henkel hatte, der jedoch abgebrochen war. Sie bestand aus graubraunem Ton und hatte eine graubraune Glätte. Die Maße waren 19,5 X 7,5cm. Zwischen den verbrannten Knochenresten befanden sich einzelne Stücke Eisen. In einer Steinkammer war der Leichenbrand auf einen flachen Stein geschüttet worden. (Abb. 5, links.)
Grab 2: In einer Steinkammer stand eine rötlichbraune, birnenförmige Urne, ähnlich wie 11912/6, mit einziehendem Hals und Henkel, oben und unten glatt, in der Mitte geraubt, Höhe: 24 cm, oberer Durchmesser: 15 cm, weitester 24 cm. Sie war gefüllt mit Leichenbrand. (K. S. 11912/2)
Grab 3: Urne, graubraun, kugelig, mit hohem, geradem, etwas geschweiftem 6 cm hohem Hals, 27 cm hoch, Weite 10 bis 24 cm Durchm. Inhalt: Leichenbrand. (Abb. 4, links.)
Grab 4: (K. S. 11912/4) In einer Steinkammer standen 2 kleine, stark zerstörte Urnen übereinander. Die untere enthielt geringen Leichenbrand. Durchmesser beider ca. 12 cm, Boden der unteren kreisrund, ca. 3 cm Durchm.
Grab 5: (K. S. 11912/5) Kleine, graubraune Urne mit deutlich abgesetztem Hals, 10 cm hoch, 5 – 11,5 Durchm., mit Leichenbrand.
Grab 6: Graubraune, gut erhaltene Urne mit 2 Henkeln, einer davon abgebrochen, 27 cm hoch, 15 – 25 cm Durchm. Sie war bedeckt mit einem Deckel mit einem Henkel und zu dreiviertel mit Leichenbrand gefüllt. (K. S. 11912/6) (Abb. 2, rechts.)
Grab 7: (K. S. 11912/7) Das Grab 7 enthielt nur Scherben von einem dünnwandigen schwarzen Gefäß und wenig Leichenbrand.
Grab 8: (K.S. 11912/S) Entsprechend wie in Grab 1 war über einen Haufen Leichenbrand auf einem flachen Stein eine Schale aus graubraunem, glattem Ton gestülpt. 11 cm hoch, 23 cm Durchm. Zwischen dem Leichenbrand lag ein kleiner Bronzebeschlag.
Grab 9: Das Grab Nr. 9 war insofern besonders interessant, weil es eine dünnwandige Urne aus glänzend schwarzem Ton enthielt, die vom Todendorfer Typus war. – Diese Art Urnen wurden in mehreren gut erhaltenen Exemplaren auf dem Friedhof von Todendorf bei Bargteheide gefunden und wurden nach dem Fundort kurz als Todendorfer Urne bezeichnet. Sie hat einen niedrigen, stark rundlich ausladenden unteren Teil. Die Stehfläche ist nur wenige Zentimeter groß und oft nach oben in Form eines Schälchens ausgezogen. Auf ihm sitzt ein wenig einziehender gerader Hals, der oben in einem breiten, schräg stehenden Rand abschließt. Die Konturen sind stets sehr scharf und regelmäßig gearbeitet, daß man versucht ist, an die Herstellung mit einer Drehscheibe zu denken. Bei der aufgefundenen Urne legt sich der Henkel, der abgebrochen ist, in einer scharf geschnittenen Leiste an den Hals. Er endet meist unter dem Rande des Gefäßes. Diese Urnen lassen eine Nacharbeit nach Metallgefäßen erkennen, als deren Vorbild die importierten Hallstatt-Gefäße anzunehmen sind. Diese Formen kommen aber auch bei einer Reihe von Goldschalen vor. Diese Urnen gehören mit zu dem Bestand der ältesten eisenzeitlichen Friedhöfe. – Maße: 12 cm hoch, 5 – 18 cm Durchm. (K. S. 11912/9) (Abb. 1, links.) Inhalt war nicht erhalten.
Grab 10: (K.S. 11912/10) Grab Nr. 10 enthielt ein kleines Töpfchen, oder eine kleine Tasse aus grauem Ton. Die untere Hälfte ist bauchig, darüber hat sie einen hohen geschweiften Rand, der von einem Henkel überspannt wird. Inhalt nicht erhalten. 9 cm hoch, 4,5 bis 11 cm Durchm. (Abb. 5, Mitte.)
Grab 11: (K.S. 11912/11) Unterer Teil einer braunen, dunkelscholligen
Urne, ca. 13 cm Durchm. Inhalt: Leichenbrand.
Grab 12: (K. S. 11912/12) Rötlichbraune, dunkelschollige Urne, 31 cm hoch, mit hohem, einziehendem Hals, 15 – 31 cm Durchm. Inhalt: Leichenbrand.
Grab 13: (K.S. 11912/13) Fragment einer graubraunen Urne, bauchig mit 5 cm hohem Hals, unterhalb desselben Strichornament. Inhalt: Leichenbrand und Fragmente von 2 eisernen Nadeln mit Nadelöhren. Es handelt sich offenbar um Nähnadeln. (Abb. 6, untere Reihe, Nr. 4 und 5.)
Grab 14: (K. S. 11912/14) Hellbraune, birnenförmige Urne, die nach unten stark eingezogen ist, mit kurzem Hals, unterhalb desselben 2 Henkel, die abgebrochen sind. 23 cm hoch, 13 – 24 cm Durchm. (Abb. 1, rechts.) Inhalt: Leichenbrand und als Beigabe ein kleiner eiserner gestielter Zungengürtelhaken mit gerundetem Übergang zum Laschenende, an beiden Enden umgebogen. Diese sind von großer Bedeutung für die Aufteilung der verschiedenen Gruppen der Urnenfriedhöfe. Sie waren von der ältesten vorrömischen Eisenzeit bis in die jüngere vorrömische Eisenzeit ein beliebtes Gebrauchsstück. Sie sind vermutlich eine neue Erfindung der germanischen Schmiede, lassen jedoch erkennen, daß der Schmied mit dem neuen Werkstoff noch nicht recht umzugehen verstand. Sie sind aus Eisenblech getrieben und haben an den Enden in kleine Haken auslaufende Zungengürtelhaken. Die Formen variieren nur wenig, und die Verzierung beschränkt sich auf nachlässig angebrachte Randkerben der Zungengürtelhaken. Auf fast allen ältesten eisenzeitlichen Friedhöfen sind sie gefunden worden. Die Maße betragen: 9 cm lang, 3 cm breit. (Abb. 6, obere Reihe, letztes Stück.)
Grab 15: (K. S. 11912/15) Ein zweiter Zungengürtelhaken stammt aus einer hellrötlichbraunen Urne mit 6 cm hohem Hals und Henkel. Er ist 6 cm lang und 1,8 cm breit und ähnelt dem aus Grab 14. (Abb. 6, obere Reihe, Stück 3.) Die Rautenform ist jedoch weniger markant. Neben Leichenbrand enthielt die Urne außerdem noch das Fragment einer eisernen Nadel, 3 cm lang.
Grab 16: (K. S. 11912/16) Gelbbraune, birnenförmige Urne mit gerade
ansteigendem Hals. Unterhalb desselben sind die Ansatzstellen
von 2 Henkeln, die abgebrochen sind. Höhe 24 cm, Breite 13 bis 22 cm. Inhalt: Leichenbrand und geringe Reste einer eisernen Nadel und eines Zungengürtelhakens.
Sämtliche in den Gräbern 1 bis 16 gefundenen Urnen standen auf einem flachen Bodenstein in einer Steinkammer, die mit einem Stein verdeckt war. Sie waren meist recht tief im Boden, bis zu 90 cm unter der Erdoberfläche. Auch später wurden noch weitere Urnen aus diesem Urnenfriedhof freigelegt, die aber zerbrochen waren und leider nicht erfaßt sind.
Westlich von dem vorstehend beschriebenen Gräberfeld wurden von dem Grundstück des Gärtners Kofahl gleichfalls weitere Urnen geborgen, die sicher zu dem gleichen Urnenfriedhof gehören. Sie standen ebenfalls in Steinkammern. Daneben wurden aber auch in etwa ein Meter Tiefe zwischen größeren Steinen Leichenbrandreste ohne Urnen gefunden. Von etwa 15 bis 20 Urnen sind nur nachstehende erfaßt worden:
1. (K. S.11962/1) Bauchige Urne, nach oben sich verengend, mit niedrigem Hals. An diesen lehnt sich ein zerbrochener HenkeL Unterhalb des Halses ist eine Strichmusterverzierung vorhanden. 20 cm hoch, 8 – 25 cm Durchm., ohne Inhalt.
2. (K. S. 11962/2) Birnenförmige Urne aus hellbraunem Ton, ohne
Inhalt, 18 cm hoch, 16 – 27 cm Durchm.
3. (K. S. 1196213) Fragment einer topf förmigen, rötlichbraunen
Urne ohne Inhalt.
4. (K.S. 11962/4) Aus zerstörten Gräbern ein kleines, hellgraubraunes Beigefäß (Tränenkrüglein), das zwischen zwei größeren Urnen stand, am Rande mit waagerechten Strichen verziert, 3 cm hoch, 1,5 – 4,5 cm Durchm.
5. Aus einer zerstörten Urne ein mondsichelförmiges Messer, 6 cm Lang.
Von dem gleichen Urnenfriedhof „Hinter den Höfen“ stammen auch die in dem Garten von Fotograf Julius Struve und auf der nördlich daran anschließenden Koppel von Runge gefundenen Urnen und Beigaben.
1. (K. S. 12841) Gelblich-grauschollige Urne, topfförmig bauchig, mit schwach saumartig umgelegtem Rand. Die beiden Henkel über der größten Weite sind abgebrochen. Höhe 26 cm, 14,5 bis 24 cm Durchm. Inhalt: grober Leichenbrand. (Abb. 3, links.)
2. (K.S. 12982) Hell- und dunkelgraubraunschollige Urne, bauchig, nach oben einrundend, und hier der abgesetzte, stark zerstörte, schwach ausbiegende Rand. Auf der runden Schulter befindet sich ein Henkel, ein zweiter ist abgebrochen. Bedeckt war die Urne mit einer flachen Deckelschale mit verdicktem, flachem Rand aus gleichem Material, die jedoch zerbrochen ist. 4 cm hoch, 18 cm Durchm. Urnenmaße: 29 cm hoch, 14 – 26 cm Durchm. Inhalt: Leichenbrand. (Abb. 3, rechts.)
3. An Beigaben wurden aus zerstörten Urnen geborgen: eine eiserne Nadel, ein bronzener Ring und eine weitere eiserne Nadel, die erfaßt sind.
Auch von dem Grundstück der Witwe Will sind mehrere Urnen ausgegraben worden, von denen die meisten jedoch zerdrückt sind.
Wenn man nur die erfaßten Urnen von diesem Gräberfeld „Hinter den Höfen“ zusammenzählt, so erhält man die stattliche Anzahl von mindestens 60 Urnen. Man kann aber ohne Zweifel gut die doppelte Zahl annehmen, da die meisten zerstört waren und daher nicht geborgen werden konnten. Da sogar mit den Urnen gehandelt wurde, kommt sicher noch eine ganze Menge hinzu, von denen keine Kenntnis mehr vorhanden ist, so daß bei grober Schätzung man gut auf etwa 150 Urnen von diesem Gräberfeld kommt. Der Tonware und den Beigaben nach zu urteilen, gehört dieser Urnenfriedhof in die ältere vorrömische Eisenzeit, etwa von 500 bis 250 v. Chr.
Ein zweiter Urnenfriedhof bestand auf dem Gelände hinter der ehemaligen Lamaakschen Ziegelei, heute Düsternhoop, auf dem ansteigenden Südhang des Raaberges. Nach Meldungen des ehemaligen Ziegelmeisters sind in den Jahren vor 1905 dort mindestens 20 Urnen sicher erkannt worden, die mit Leichenbrand gefüllt waren. Sie waren in einer Steinkammer und auch ohne eine solche beigesetzt gewesen in einer Tiefe von einem Meter unter der Erdoberfläche. Da sämtliche Urnen zerbrochen waren, sind sie weggeworfen worden. Es wurden aber auch Aschen- und Knochenreste ohne Urnen in Steinsetzungen, von denen einzelne Steine geschwärzt waren, gefunden worden, aber auch solche ohne jegliche Urne und ohne Steinsetzung. Sicher sind auch hier die meisten Gräber, ohne erkannt worden zu sein, bei dem Abgraben des Lehms zerstört worden.
Einzelne Urnenfunde sind gemacht worden: bei dem Neubau Schnoor in der Bimöhler Straße, bei dem Bau des Gefallenendenkmals 1939/1945 im Herrenholz, 4 Gräber in dem Wall südlich der Osterau, in Hitzhusen, Bimöhlen und Fuhlendorf.
Sicher werden auch in Zukunft noch weitere Urnenfunde gemacht werden können, die zur Abrundung der Kenntnisse der Besiedlung zu dieser Zeit beitragen können.
Abschließend kann man zur Siedlungsgeschichte des aufgezeigten Raumes zu folgendem Schluß kommen, daß am Beginn der vorchristlichen Eisenzeit eine auffallend dichte Verteilung von Siedlungsplätzen und Urnenfriedhöfen festzustellen ist, die wahrscheinlich auf die Einwanderung einer Siedlerwelle zurückzuführen ist. Vermutlich ist das Vorhandensein von Eisenerz der Anlaß zur Besiedlung dieser Sanderlandschaft gewesen. Die Siedlungsplätze und die Urnenfriedhöfe liegen in unmittelbarer Nähe beisammen und nach der Lage beider zu urteilen, sind es bäuerliche Weilersiedlungen, die von Menschengruppen angelegt wurden, die etwa größeren Bauernsippen entsprechen könnten. Auffallend ist, daß die Bestattungen auf den Urnenfriedhöfen mit der ausgehenden älteren vorrömischen Eisenzeit abbrechen, woraus geschlossen werden kann, daß auch die Besiedlungsdichte von dieser Zeit ab bereits wieder stark abgenommen hat.
1) Schlesw.-Holst.-Lauenb. Regesten und Urk. ed. P. Hasse… Hbg. Lpz. 1886 ff.
II p. 287 (Original in Kopenhagen). Übersetzt und freundlichst zur Verfügung
gestellt von Herrn Dr. Ralf, dem ich an dieser Stelle herzlich dafür danke.
2) nach: „Wanderndes Museum“, Schau III