Begradigung der Reichsstraße 4 in Bad Bramstedt 1938 ff.

von Jan-Uwe Schadendorf, Bad Bramstedt

In den Jahren 1830 – 1833 ließ der dänische König Friedrich VI. die erste Kunststraße im Herzogtum Holstein zwischen Altona und Kiel bauen.
Dieser Bau brachte für Bramstedt zahlreiche Veränderungen. Der Bau war mit bedeutenden Veränderungen in den Wegeführungen, des Gewässerverlaufes, neuen Brücken und erheblichen Erdarbeiten für Straßen und Dämme verbunden. Die Verkehrsanbindung nach Altona, Hamburg und Kiel wurde deutlich verbessert und die Reisezeit reduzierte sich um mehrere Stunden.

Die Folge war ein spürbarer Aufschwung des Ortes. Hatte der Kirchspielvogt im Jahre 1828 für Bramstedt dem Amt Segeberg noch 1.105 Einwohner gemeldet, so waren es bei der Volkszählung 1835 bereits 1.378 an der Zahl.1) Ein rasanter Anstieg von rund 25 % in nur 7 Jahren, der den prosperierenden Ort widerspiegelte.

Doch hielt dieses Aufleben nur für knapp 20 Jahre an bis die Eisenbahn von Hamburg nach Kiel an Bramstedt vorbei gebaut wurde und immer mehr Transporte auf der Bahnlinie stattfanden. Die Chaussee fiel in der Bedeutung zurück. Erst zur Jahrhundertwende 1900 führten wirtschaftlicher Aufschwung und aufkommender Autoverkehr zur Wiederbelebung der Chaussee. Die Straße wurde ständigen Verbesserungen unterzogen, die größte war die Pflasterung mit Kleinpflaster, die 1926 ihren Abschluss in Bad Bramstedt fand. Dort wurde die Jahreszahl am Kieler Berg und An der Altonaer Straße ins Pflaster gesetzt.

Altonaer Straße



Einige Abschnitte der jetzt als Reichsstraße 4 bezeichneten Chaussee stellten sich bald als Problem- und Unfallschwerpunkte heraus. Dazu gehörte u.a. der Kieler Berg mit seinem steilen Anstieg in die nördliche Richtung und der rasanten Abfahrt stadteinwärts. Immer wieder gab es Meldungen über Unfälle an der Kreuzung Landweg / Kieler Berg – wozu vielfach umgestürzte Last(kraft)wagen zählten. Manchmal zur Freude der Anlieger, für die es „Strandgut“ einzusammeln gab.

So entstanden bei den Behörden Planungen, die Straßenführung in Bad Bramstedt zu ändern und die erkannten Problembereiche zu beseitigen. Militärische Erwägungen spielten dabei eine wohl nicht unmaßgebliche aber bislang nicht recherchierte Rolle.

Ende der 1930er Jahre war es dann soweit: Die Trassenführung stand fest und mit den Arbeiten konnte begonnen werden. Der innerörtliche Ausbau in Bad Bramstedt war 1937/38 vorbereitet worden und begann 1938.

Stadtplan um 1937

Am 11.9.1937 berichten die Bramstedter Nachrichten (BN) kurz über Pläne, beschreiben den künftigen Verlauf und melden „Mit dem Beginn der Arbeiten zur Begradigung der durch Bad Bramstedt führenden Reichsstraße ist nun bald zu rechnen, nachdem in der vorigen Woche die letzten Vermessungen durchgeführt wurden. Die neue Linienführung der Reichsstraße beginnt in der Altonaerstraße bei der Autowerkstatt von Weller (Haus Nr. 38). Die neue Straße führt über das Villengrundstück von Krüger … durch die Wiesen östlich der Altonaerstraße und mündet dann bei der Großtankstelle in den Bleeck ein. … Der Besitzer des Villengrundstück in der Altonaerstraße erhielt in diesen Tagen den Vorbescheid, bis zum Frühjahr 1938 das Haus zu räumen. Das Gebäude wird abgebrochen. Die gefährliche Kurve bei Kaufmann Schröder [Landweg] und die Kurve an der Altonaerstraße werden also in absehbarer Zeit aus der Reichsstraße verschwinden.“

Gustav Reimers und Frau Ella geb. Hesebeck vor ihrer Villa, die 1908 erbaut und 1920 an Herrn Krüger aus Boostedt verkauft wurde

Im Frühjahr des Jahres 1938 geht es zunächst im Norden und im Süden der Stadt los.
Im Süden wird mit dem Bau der neuen Brücke über die Hudau begonnen. Die Zeitung vom 3.5.1938 meldet, dass seit letzter Woche „die Spundbohlenwände für die Brückenpfeiler in den weichen Wiesenboden hineingetrieben“ und die Arbeiten von der Firma Kruse aus Brunsbüttelkoog durchgeführt werden. Den Auftrag für den eigentlichen Brückenbau habe die Firma Ohlsen & Lawinsky aus Kiel erhalten.

handkorrigierte, genehmigte Bauzeichnung der Brücke Firmenbezeichnung: Ohle & Lovisa Quelle: LBV SH

Am anderen Ende der Stadt wird nördlich der Straße Unter der Lieth der Liethhang abgetragen bis hin zum früher dem Gärtner Frost gehörenden Haus. Dort laufen alte und neue Straße zusammen.

Das war eine sogleich mit Problemen behaftete Aktion.
Am 14.5.1938 ist zu lesen „Beim dem Durchbruch der Lieth für die neue Führung der Reichsstraße Altona-Kiel sind starke Wasseradern angeschnitten worden. Schon seit Wochen senden sie ihr Wasser hinunter zur Straße ‚Unter der Lieth‘.“ Der Bericht schließt mit den Bedenken „Hoffentlich wirkt sich dieser erneute Aderlaß nicht allzu ungünstig auf die von ihr versorgten Brunnen aus.“

Bad Bramstedts Boden- und Wasserverhältnisse waren also auch schon zu der Zeit ein signifikantes Problem.

Die aus der Lieth gewonnenen Sandmassen wurden mittels einer Feldbahn, die von Nord nach Süd durch den Ort gelegt war, mit Loren in die Hudauniederung gebracht.

„Der Bau der Brücke über die Hudau im Zuge der neuen Reichsstraße nähert sich seinem Ende“, heißt es Ende Juli in der Zeitung. „Täglich rollen die Lorenzüge wieder durch die Stadt, teils um den beiderseitigen Zugang zur Brücke herzustellen, teils um das Wiesengelände neben der Brücke aufzuhöhen.“ Dieser neue Damm und die seitlichen Aufschüttungen führten dazu, dass nordöstlich der Hudau der „Kaffeegraben“ umgeleitet werden musste. Das Gelände zwischen der Friedrichsbrücke und der neuen Brücke nördlich der Au – eine Wiese des Erbhofbauern H. Rave im Butendoor – wurde soweit aufgehöht, dass es später sogar als Bauplatz dienen konnte (Schmied Liebig, Altonarer Straße 3).

Die Feldbahngleise am Liethberg

Als die Erdbewegungen im Jahre 1938 sehr weit vorangekommen waren, wurden die Pflasterarbeiten vorbereitet.

Auf dem Bleeck wurden ab Anfang 1939 Baumaterialien in erheblichem Umfang angefahren und gelagert, so fuhr die Bramstedter Firma Reske allein 2.000 Kubikmeter Steinmehl aus Bordesholm an und lagerte es auf dem Bleeck. Große Mengen Steine kamen mit der Bahn aus den sächsischen Steinbrüchen bei Senftenberg und wurden gleichfalls zum Bleeck gefahren und dort gelagert.

Nachdem diese Arbeiten die wesentlichen Voraussetzungen für die neue Straße geschaffen hatten, erfolgten weitere Abbrüche von Gebäuden in der Stadt. Im Februar/März 1939 wurde am Kirchenbleeck das Gasthaus „Zum Südpol“ abgebrochen, die Besitzer zogen nach Hamburg. Die Zeitung schreibt mit Wehmut „Der Südpol ruft bei den Bramstedtern so manche alte Erinnerung wach. Vor vielen Jahren ist die Familie Wesselmann von Westfalen kommend in Bramstedt eingewandert. Bis zum Jahre 1861 war in dem Haus eine Bäckerei untergebracht. Der Großvater des jetzigen Besitzers, Nikolaus Wesselmann, richtet im Jahre 1862 eine Herberge und später einen Krug ein. Als in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts die Aue zu Bimöhlen begradigt wurde, hatte Vater Wesselmann für die Arbeiter eine fliegende Schänke eingerichtet.“

Bereits 1896 war das sogenannte Wragesche Haus, das direkt vor dem heutigen Haus Maienbeeck 1 (Altes Amtsgericht) stand, niedergerissen worden. Aber erst mit den Abbrüchen Wesselmann und des Nachbarhauses Möller entstand der Kirchenbleeck in der Größe, die wir ihn heute als historisch ansehen.

Der Platz vor der Kirche um 1938. Ganz links im Bild das Steigersche Haus und Maienbeeck 1. Die Autos stehen vor dem Landhaus, heute „Feuerstein“ vor den heutigen Häusern Im Winkel stehen die Häuser von Zigarren-Möller und „Zum Südpol“ . Dann folgte die Dreiertwiete und „Zur Börse“ (Landweg 1) vorn rechts im Bild die Ecke des Hauses Bornhöft, dass direkt an der Kirchenmauer stand.

So änderte sich in sehr kurzer Zeit sehr viel im vertrauten Stadtbild.

Die Bauarbeiten blieben auch für manchen alten Brauch der Bad Bramstedter nicht ohne Folgen. Das Materiallager auf dem Bleeck brachte in jenen Jahren kleine Sorgen mit sich:
Zu Pfingsten 1939 ging der Tanz um den Roland über Sand und Stein „Nach alter Sitte ging es aber trotzdem unter Marschmusik auf etwas beengten Steigen und fast „gebirgsmäßig anmutenden Pässen“ dreimal um den Roland.“, schrieben die Bramstedter Nachrichten.

Der Straßenbau schritt indes weiter voran.

Von Süden kommend verläuft die neue Trasse ab dem „Stadt Hamburg“ (heute „Gutschmecker“, Hamburger Straße 37) durch die Vorgärten der damaligen Besitzerin Fräulein Bade, dann über den alten Ochsenweg und schneidet von dem schönen Gehölz, in dem sich der Tannenhof (heute: „Köhlerhof “) versteckte, die äußerste westliche Spitze ab. Der Hof selbst blieb unangetastet, um „künftig aus gesicherter Form geruhsam den hastenden und lärmenden Verkehr vorbeifluten lassen“, wie es die Zeitung nannte.

Der nächste Grundstücksbesitzer wurde allerdings sehr stark betroff en. Wie schon fast ein Jahr zuvor gemeldet, erfolgte der Ende Oktober 1938 der Abbruch der Villa, die der Bramstedter Gustav Reimers nur wenige Jahrzehnte zuvor, an der Altonaer Straße hatte errichten lassen. Den Abriss nahmen die Zimmermeister Mohr (Bad Bramstedt) und der Maurermeister Rathjen (Lentföhrden) vor.

Seinerzeit ging man mit Rohstoffen/Baumaterialien sorgsamer um als heutzutage. Nicht Arbeitslohn war das teure Gut, sondern das Material. So auch in diesem Fall. Den nachgebliebenen großen Obst- und Gemüsegarten des Villengrundstückes hatte der Wegemeister Brorsen erworben und baute „sich dort unter Benutzung der beim Abbruch gewonnenen Steine ein behagliches, mit Reth gedecktes Heim“ (heute: Hamburger Straße 29 und immer noch unter Reet.).

Beim nachfolgenden Haus des pensionierten Postschaffners A. Schwarz blieben Haus und Hof erhalten, aber einen Teil seines Schweinestalls büßte er ein und sein Garten wurde durch den Straßenbau von seinem Gehöft abgeschnitten. Was von ihm übrig blieb, liegt seitdem samt einer Wiese jenseits der Straße.
Diese seinerzeit abgeschnittenen Flächen sieht man noch heute – zum kleinen Wäldchen – herangewachsen östlich der Hamburger Straße liegen und dahinter die 2019 zum Biotop umgestaltete Wiese.

Seine Nachbarn zum Norden hin (Steenbock und Brauerei) traf es immer weniger und der Garten des Buchhalters Röstermund (Altonaer Straße 25) wurde nur noch eben gestreift . Dann führt die Straße durch das Wiesental auf einem fast drei Meter hohem Damm zu der von der neuen, massig wirkenden Brücke überschrittenen Hudau.

Die Brücke wurde aus Steinquadern errichtet und damit ähnelt sie vom Material der älteren Friedrichsbrücke, die nur gut 100 Meter weiter flußabwärts stehen blieb. Dieser Neubau hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Friedrichsbrücke uns bis heute weitgehend unverändert erhalten blieb und von einigen Historikern als die schönste historische Brücke Schleswig-Holsteins bezeichnet wird.

Jenseits der Brücke geht es in den idyllische Garten der Geschwister Hesebeck – vormals Besitzer des Stadt Hamburg am Bleeck – und denjenigen des Postmeisters.

Dem davor stehenden Postgebäude, auch erst gut 50 Jahre alt, war dasselbe Schicksal beschieden wie der Villa Reimers: Es musste verschwinden.

Der Abbruch verzögerte sich allerdings geraume Zeit, da zunächst ein vollständiger Neubau der Post im Schlüskamp neben der Wassermühle von Paustian geplant wurde. Davon ging man noch im Sommer 1939 aus.

Luftbild von ca. 1930, im Vordergrund die Abbruchstelle des „Stadt Hamburg“ (Hesebeck), rechts daneben das Postamt am Bleeck

Der Krieg brachte die Pläne durcheinander und so meldet die Zeitung erst am 29. Oktober 1940, dass nun im Oeslerschen Hause im Landweg (Haus Nr. 22) das Postamt in gemieteten Räumen errichtet werde. Die Wohnungen im Oberschoss bleiben privat und auch die Autowerkstatt Oesler hinter Vordergebäude wird weiter betrieben werden. Der Umzug erfolgte am 8. Dezember 1940 und war als Übergangslösung gedacht bis nach dem Krieg am Schlüskamp neu gebaut werde.
Diese Übergangslösung hielt 70 Jahre lang an, bis 2010 die Post aus dem Gebäude am Landweg auszog. Der geplante Standort am Schlüskamp wurde von der Schleswag für ein Umspannwerk eingenommen.

Bereits im Oktober 1939 waren die Pflasterungsarbeiten der Fahrbahn der neuen Reichsstraße in dem Bauabschnitt nördlich der Stadt so ziemlich beendet. Die Bewohner der Straße „Zum Liethberg“ konnten wieder etwas bequemeren Fußes zu ihren Häusern gelangen. Diese lagen zum Teil jetzt tiefer als die sich in sanfter Steigung zum Liethberg schlängelnde Reichsstraße. Das ist bis heute sichtbar an dem Haus vor der heutigen Shell-Tankstelle, das damals dem Sparkassenleiter Sievers gehörte.
Um von dort zum Kirchenbleeck zu kommen, musste ein weiteres Haus weichen. Auf Höhe der Rosenstraße stand das Haus des Bäckermeisters Bernhard Schulze am Liethberg, gerade gut 10 Jahre alt. Doch es war im Weg und wurde im März 1940 abgetragen. Das gut erhaltene Baumaterial fand im Herbst des Jahres Verwendung zum Bau eines Wohnhauses, das sich der Einwohner Wilhelm Schlüter neben dem Hausgrundstück von Frau Lahann am Schlüskamp (Haus Nr. 17) errichten ließ.

So rückte die Straße von Norden und Süden kommend an die letzten Häuser heran, die dem Durchbruch zu Kirchenbleeck und Bleeck noch im Wege standen.

Im Norden am Kirchenbleeck mussten gleich mehrere Gebäude weichen, der bereits erwähnte „Zum Südpol“ ebenso wie das benachbarte Zigarrengeschäft Möller. Die nördlich davon stehende Gaststätte „Zum Nordpol“ (heute China-Restaurant Ho) verlor den rechten Teil seines Gebäudes, der an der sogenannten Dreiertwiete lag. Das war ein schmaler Weg, der nach Norden führte. Im Volksmund wurde dieser Weg auch „Miegentwiet“ genannt (miegen = Wasser lassen), ob des häufigen Verrichtens einer kleinen Notdurft der Gäste der drei benachbarten Gasthöfe „Nordpol“, „Südpol“ und „Zur Börse“, der der Familie Steckmest gehörte. Das Haus „Zur Börse“ trug die heute nicht mehr vorhandene Hausnummer 1 im Landweg.

Abbruchmaterialien des „Südpol“ lagern vorm „Nordpol“ (heute Chinarestaurant„Ho“)

Das Steckmestsche Haus hatte die längste Geschichte aufzuweisen. 400 Jahre Familiengeschichte hingen laut Tageszeitung mit diesem Bauernhof zusammen. Den Abbruch nahm im Dezember 1940 der Dachdeckermeister Gustav Ritschel vor.
Die Familie Steckmest siedelte um an die Bimöhler Straße, wo sie eine neue Bauernstelle hatte erbauen lassen. Ein nicht ganz unproblematischer Standort berichtet die Zeitung und erwähnt, dass einige hundert Fuder Erd- und Steinmassen aufgebracht werden mussten, um dass Grundstück auch bei schlechtem Wetter passierbar zu machen.

Mit dem Abriss des Hauses „Zur Börse“ war der Durchbruch nach Norden geschafft und auch im Süden erfolgte dieser Schritt kurz danach. Das leer gezogene Postamt am Bleeck wurde Anfang Januar 1941 ebenfalls von Ritschel abgebrochen und das gewonnene Baumaterial hatte der Gastwirt Fritz Fick erworben. So waren auch im Süden des Bleecks die Voraussetzungen geschaffen worden, die Innenstadt an die neue Straße anzuschließen.

Doch die Kriegszeiten hinterlassen bereits Spuren im Bauzeitenplan. So steht am 29.5.1941 in den Bramstedter Nachrichten „Man geht jetzt daran, die fertigen Abschnitte der Reichsstraße bei dem früheren Steckmestschen Grundstück sowie bei der alten Post an den Kirchenbleeck, bezw. an den Bleeck behelfsmäßig anzuschließen. Wenn das geschehen ist, kann der gesamte Verkehr auf der neuen Straße eröffnet werden. Kirchenbleeck und Bleeck bleiben aber vorläufig wegen der Kriegsverhältnisse noch im alten Zustand liegen. Infolgedessen werden leider die Materialberge am Roland auch in diesem Sommer noch nicht verschwinden.“

Schrittweise ging es weiter. Ende Juni gelangte man bis an das Denkmal 1870/71 vor dem Rasendreieck am Bleeck. Es musste ein Stück weichen. Auch Linden wurden entfernt. Die Friedenseiche konnte indes stehen bleiben, obwohl sie hart bedrängt wurde durch die neue Straße.
Dort vereinigten sich die neue Straße, die Altonaer Straße und die Straße Richtung Butendoor auf dem Bleeck.

Danach schweigen die Bramstedter Nachrichten zu diesem Straßenbau. Eine offizielle Einweihung oder Übergabe scheint es nicht gegeben zu haben. So pausierte der Straßenbau offenbar während der restlichen Kriegzeit.

Die offenen Maßnahmen, die Mitte 1939 noch im Segeberger Kreis- und Tageblatt (3.6.1939) beschrieben wurden, kamen erst nach dem Krieg oder gar nicht zur Ausführung: So war die Rede davon, dass evtl. der Roland versetzt werden müsse. Dass hänge davon ab, wo die geplante Reichsautobahn etwa 7-8 Kilometer westlich von Bad Bramstedt eine Anschlussstelle bei Föhrden erhalten werde. – Diese Autobahn, dann allerdings östlich der Stadt, ließ noch gut 30 Jahre auf sich warten und wurde erst zur Olympiade 1972 eröffnet.

Die Beecker Brücke wird verbreitert und saniert. Die Eisengeländer zwischen Granitpfeilern werden durch ein modernes Gitter ersetzt.

Auch die Verbreiterung der Beecker Brücke war in den Jahren 1940/1 geplant. Sie fand 1949/50 statt und bildete quasi den Abschluss der Straßenerneuerung durch Bad Bramstedt nach dem Krieg.
Den Eingriff in das Ortsbild durch die Begradigung der Reichsstraße 4 beschrieb der Autor des Zeitungsberichtes vom 3.6.1939 mit den Worten: „Wie eine alles, was ihr in den Weg kommt, verschlingende Riesenschlange frißt sich die neue Straße durch die Stadt hindurch. Vieles wird durch ihren Bau zerstört, aber es ist doch ein Werk, das schwere Übelstände beseitigt und dazu mithilft, daß der gewaltige Verkehr, der Tag und Nacht seinen Weg durch unser Städtchen nimmt, reibungslos bewältigt wird.“

Ob sich unsere Vorväter vorstellen konnten, dass der umfangreiche Autoverkehr ein Thema sein wird, das Bad Bramstedt bis heute beschäftigt, trotz aller weiteren Straßen- und Brückenbauten? Und ob sie sich zudem vorstellen konnten, dass eine autoverkehrsgerechte Stadt einmal nicht mehr das oberste Ziel sein wird?


1) Heimatkundliches Jahrbuch des Kreises Segeberg 1977


 

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