Aus dem Nachlaß von Otto Schnepel jun. erhielt ich diese Abschrift der Urkunde, die 1924 im Sockel des Ehrenmales der 1914-18 Gefallenen vermauert wurde.
Der Text zeigt deutlich, wie sehr der seinerzeitige Ruhrkampf die Stimmung im Lande beeinflußte und wie sehr deutsch-nationale Stimmungen auch hier am Orte festzustellen sind. Nun ist deutsch-national nicht gleich nationalsozialistisch, aber den ein oder anderen Namen finden wir Jahre später an vorderer Stelle am Orte wieder als die Nationalsozialisten die Macht ergriffen.
URKUNDE
zum Ehrenmal für die im Weltkriege 1914 – 1918
gefallenen Söhne der Stadt Bad Bramstedt.
Auf Veranlassung des Kriegervereins für Bad Bramstedt und Umgegend wählten im Jahre 1921 die Vereine und Körperschaften Bad Bramstedts einen Ausschuß für die Errichtung eines Ehrenmals für die im Weltkriege 1914 – 1918 gefallenen Söhne der Stadt. Dieser Ausschuß bestand aus folgenden 11 Personen: Lehrer Otto Schnepel als Vorsitzendem, Buchhändler Alfred Warnemünde als Kassierer, Bürgermeister Reimer Jensen, Bürgermeister a.D. Gottlieb Freudenthal, Photograph Julius Struve, Holz- und Kohlenhändler Claus Hein, Maurermeister Johannes Wrage, Photograph Friedrich Hamann, Organist August Kühl, Viehhändler Hermann Langhinrichs und dem während der Ausführung des Denkmals verstorbenen Leutnant zur See a.D. Curt Lorenz. Der erste Entwurf zum Denkmal und die dafür gesammelten Geldmittel wurden ein Opfer der GeIdentwertung.
Erst nach Einführung der Rentenmark konnte der Ausschuß den Bau des Denkmals beginnen. Der Entwurf zum Denkmal ist vom Bildhauer Heinrich Mißfeldt, Berlin, einem geborenem Holsteiner, der auch die 6 Namentafeln, die Sandsteinfigur, die Pfeilerbedachung und die Widmungstafel in seiner Werkstatt in Berlin anfertigte, während die Maurerarbeiten vom Steinhauer Johannes Wrage und das Bruchsteinmauerwerk vom Steinhauer Wilhelm Kreutz, beide aus Bad Bramstedt, ausgeführt wurden.
Die Grundsteinlegung zum Denkmal erfolgte am 16. September 1924 durch den Ausschuß. Im Sockel des Denkmals sind eingemauert:
1 ) diese Urkunde,
2) deutsches Papier= und Hartgeld sowie Notgeldscheine der Stadt Bad Bramsted,
3) einige Zeitungen.
Zur Zeit der Grundsteinlegung des Ehrenmals war
Präsident des Deutschen Reiches Ebert,
preußischer Ministerpräsident Braun,
Oberpräsident in Schleswig – Holstein Kürbis,
Landrat des Kreises Segeberg Dr. Ilsemann ,
Bürgermeister von Bad Bramstedt Jensen.
Zur Zeit der tiefen Erniedrigung Deutschlands, als Franzosen und Belgier an Rhein, Ruhr und Saar über das Versailler Friedensdiktat hinaus das Recht beugten und Gewalttat auf Gewalttat häuften, als viele Tausende deutscher Männer, Frauen, Greise und Kinder um ihrer Treue zum deutschen Vaterlande willen aus diesen Gebieten von Haus und Hof vertrieben wurden, als Männer wie Leo Schlageter und Willy Dreyer als Märtyrer der Deutschen Sache starben, als das deutsche Vaterland infolge der fortwährenden Bedrückungen der Feinde, vor allem der seine Kräfte übersteigenden Reparationslasten unter vielen inneren Unruhen, ja Bürgerkämpfen litt, ist die Arbeit für dieses Denkmal begonnen und ausgeführt worden, das da sein soll ein Zeichen des Dankes an die Gefallenen und eine Mahnung an das lebende Geschlecht und die Nachkommen, den herrlichen Geist unsrer Gefallenen lebendig zu erhalten und zu beherzigen, daß der Weg zu Deutschlands Freiheit nur durch Deutschlands Einigkeit geht.
„Und stehst du dann, mein Volk, bekränzt vom Glücke
in deiner Vorzeit heilgem Siegerkranz,
vergiß die treuen Toten nicht und schmücke
auch unsre Urne mit dem Eichenkranz!“ (Theodor Körner)
Bad Bramstedt , den 16. September 1924.
Der Ausschuß für die Errichtung des Ehrenmals
(gez.) O. Schnepel | Gottlieb Freudenthal | Johannes Wrage |
Julius Struve | Alfred Warnemünde | August Kühl | Friedrich Hamann |
Sammelliste
Für das Kriegerdenkmal in Bad Bramstedt (1924)
G. Freudenthal | RM 100 | Wilhelm Reimers | RM 50 | |
Cl. Hein | “ 400 | F. Neumann | “ 100 | |
R. Krumlinde, Ringofen | “ 200 | K. Sievers | “ 50 | |
H. Büchler | “ 200 | W. Schuldt | “ 50 | |
M. Wilkens | “V 250 | Johann Osterhoff | “ 50 | |
Heirnich Fick | “ 100 | O. Ziegerer | “ 50 | |
J. Langhinrichs | “ 200 | W. Horst | “ 50 | |
D. Tiedemann | “ 200 | Marc (?) | “ 50 | |
C. Schlüter | “ 100 | C. Freudenthal | “ 50 | |
A.Warnemünde | “ 200 | Dr. Schultz | “ 50 | |
J. Fülscher | “ 100 | Kuno Paustian | “ 50 | |
S. Bornhöft | “ 100 | Johann Petersen | “ 50 | |
B. Paulsen | “ 100 | R.A. Rademacher | “ 100 | |
O. Wilkens | “ 1000 | Dr. Gühne | “ 50 | |
J. Schnoor | “ 200 | Dr. Stedtfeldt | “ 200 | |
O.A. Köhler | “ 200 | M. Witt | “ 50 | |
Heinrich Rave | “ 200 | Klaus Runge | “ 50 | |
G. Freudenthal | “ 100 | Dr. Johannsen | “ 100 | |
Hermann Harder | “ 200 | Schloicka | “ 20 | |
Otto Paustian | “ 200 | H.F. Quistorff | “ 50 | |
Hans Rathje | “ 100 | I.H. Möller | “ 50 | |
G. Steffens | “ 100 | Fr. Hingst | “ 50 | |
Rudolf Runge | “ 50 | C.F. Seller | “ 50 | |
H.&W. Schröder | “ 100 | Dr. Kühl | “ 20 | |
Hermann Rathjen | “ 50 | H. Kruse | “ 50 | |
Ernst Harm | “ 100 | W. Fuhlendorf | “ 50 | |
H. Koch | “ 40 |