Zimmermann / Schadendorf: Professor Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer

Professor Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer

Jurist, Bibliothekar, Weltreisender, Journalist, Schriftsteller, Bühnenautor

An diesen Mann, der in seiner Zeit mit fast allen Größen der Literatur und des Theaters Kontakte pflegte und sich nicht nur als Kritiker und Übersetzer Respekt erwarb und der mehr als die Hälfte seines Lebens in Bramstedt lebte, soll an dieser Stelle erinnert werden.

Bereits kurz nach seinem Tod veröffentlichte die Verlegersgattin Elisabeth Campe eine Biographie Meyers. Diese läßt sich allerdings hier nicht wiedergeben, da das Original in Fraktur gesetzt ist und mithin mit Schrifterkennungsprogrammen kaum zu erfassen ist. (Nachtrag 2011: google.books hat das Buch gescannt und als Text bereitgestellt)

Jedoch hat sich im Jahre 1890 ein Doktorand – Curt Zimmermann – in Halle/Saale mit Meyer intensiv befaßt und diese Doktorarbeit habe ich zwischenzeitlich erlangen und verarbeiten können: F.L.W. Meyer – sein Leben und seine schriftstellerische Wirksamkeit.

An anderen Stellen finden sich weitere kleinere Beiträge zu Meyer, die hier wiedergegeben sind:

Ein „Weltmann“ zog sich nach Bramstedt zurück

Ein Beitrag von Horst Zimmermann in „300 Jahre Bramstedter Heilquellen“, Bad Bramstedt 1981.
Abdruck mit frdl. Genehmigung der Rheumaklinik Bad Bramstedt

Meyer

Freidrich Ludwig Wilhelm Meyer

Das Gut Bramstedt und damit auch das Schloß/Torhaus haben im Verlauf von 450 Jahren 22 Besitzer gehabt. Unter ihnen befindet sich Professor Friedrich Ludwig Wilhelm MEYER, der das Gut 1796 für 40.000 Taler erwarb. Am 1. September 1840 starb MEYER In Bramstedt. Seine Erben bekamen das Gut.
Ein in seiner Form aufwendiges Grabmal gleich links neben dem Eingang der Maria-Magdalenen Kirche erinnert an Professor MEYER.
Als „Harburger Meyer“ ist der in Harburg gebürtige – 28. Januar 1759 – in die Literaturgeschichte, zumindest als Nebenfigur, eingegangen. 1785 wurde er als 26jähriger außerordentlicher Professor der Philosophie und der Deutschen Literatur an der Universität Göttingen. Eine Brieffreundschaft verband ihn mit einer der geistreichsten Frauen ihrer Zeit, mit Caroline SCHELLING, geschiedene Schlegel. Caroline über Meyer 1780: „Seine edle Seele drückt sich auf seinem Gesicht so sehr aus und macht einem so sicher“. Geschildert wird der „Harburger Meyer“ als gutaussehender Mann, als Weltmann, der außerdem sehr belesen ist. — Jäh bricht die Freundschaft mit Caroline ab, es kommt zu einer Trennung für immer.

Prof. Friedrich Ludwig Wilhelm MEYER, der spätere Bramstedter Gutsbesitzer, im Urteil der Literaturgeschichte: „Der Weltmann, der reichbegabte Mann, ist in seinem 81 Jahre langen Leben nie imstande gewesen, ein Werk zu schreiben, das ihn überdauert. 13 dicke Bände, darunter viele Theaterstücke, waren schon bei Lebzeiten vergessen“.

Von Prof. MEYER stammt die Meyersche Stiftung. Sie besagt: „Sterbe ich als Besitzer des Gutes Bramstedt, so vermache ich der Bramstedter Armenkasse 500 Reichsthaler… und der Weddelbrooker Armenkasse gleichfalls 500 Reichsthaler. Nach dem Tod von Prof. MEYER wurden Arme aus Bad Bramstedt und Weddelbrook erstmals am 1. September 1841 mit Gaben aus der Stiftung bedacht.



Ein Lied aus Meyers Feder: (von www.recmusic.org)

Una

Text by Friedrich Ludwig (Wilhelm) Meyer (1759-1840)Set by Johann Rudolf Zumsteeg (1760-1802), Kleine Balladen und Lieder Heft I no. 3


Bleich flimmert in stürmender Nacht
Der Mond durch die klirrenden Fenster,
Als Una zur Zeit der Gespenster
Aus drückenden Träumen erwacht.

Und düstres Gemurmel umschlich
Ihr Lager, wie ängstliche Klagen,
Dann schien ihr ein Seufzer zu sagen:
O weine nicht länger um mich!

Guglielmo, sie kannte den Ton,
Es trugen dich innig Betrübten
Aus Armen der einzig Geliebten
Die tosenden Fluthen davon,

Vor Schrecken entfärbte sie sich
Und wagte das Haupt nicht zu heben,
Und wieder vernahm sie mit Beben:
O weine nicht länger um mich!

Hoch klopfte die wallende Brust;
Das Licht ihrer Augen ward trübe;
Noch war sie entbehrender Liebe,
Sie war sich nichts weiter bewußt!

Eh langsam ihr Pulsschlag entwich,
Vollbrachte der Seiger die Stunde,
Da rief es mit scheidendem Munde:
O weine nicht länger um mich!

Des Morgens belebender Blick
Erheitert den Himmel aufs neue.
Nie kehrte für Una, die Treue,
Ein Morgen der Liebe zurück.

Da wandte zum Meere sie sich: –
Guglielmo, die Liebende haben,
Dich suchend, die Wellen begraben!
Nun weint sie nicht länger um dich!

 


Literatur Lexikon, Autoren und Werke deutscher Sprache, Bertelsmann Lexikon Verlag

Meyer, Friedrich Ludwig Wilhelm,
* 26. (28. ?) 1.1758 (1759 ?) Harburg, + 1.9. 1840 Gut Bramstedt/Holstein. — Publizist u. Bühnenschriftsteller.
M., Sohn eines Oberpostmeisters, besuchte zunächst das Johanneum in Hamburg, ein Jahr das Hamburger Gymnasium u. nach dem Tod des Vaters die gelehrte Schule in Ihlefeld; 1775 – 1779 studierte er in Göttingen Jura. Nach dem Examen, auf der Suche nach einem gesicherten Einkommen, arbeitete er zunächst als Privatsekretär in St. Petersburg u. Berlin, für kurze Zeit auch in Wien. Erst 1783 erhielt M. die Stelle eines Regierungsauditors am Justizkollegium in Stade, wo er Friedrich Ludwig Schröder wiedertraf, den er schon von Hamburg her kannte. Beide schlossen enge Freundschaft u. arbeiteten auch künstlerisch zusammen: Schröder spielte in M.s Schauspiel Kronau und Albertine (gedr. Wien 1783) selbst mit, u. M. bearbeitete Stücke von Schröder; er wurde Schröders erster Biograph.

1785 setzte sich Heyne für M. ein u. verschaffte ihm in Göttingen eine Stelle als Bibliothekar, ein Amt, das dieser bis 1788 wahrnahm. Neben seiner Bibliothekarstätigkeit war er einer der Erzieher der engl. Prinzen von Sussex, Cambridge u. Cumberland. Während dieser Zeit unternahm er mehrere Reisen, die ihn u. a. mit dem Weimarer Kreis, auch mit Schiller, zusammenbrachten; M. schloß viele Bekanntschaften u. knüpfte Kontakte in literar. Zirkeln.

1788 stellte er seine berufl. Arbeiten in Göttingen ein u. hielt sich drei Jahre in England, Frankreich u. Italien auf. In jenen Ländern interessierte er sich sehr für das Theaterleben; in England lernte er den konservativen Staatstheoretiker u. Politiker Edmund Burke kennen.

Erst im Sept. 1791 kehrte M. nach Deutschland (Hamburg) zurück, arbeitete noch einige Jahre als Schriftsteller in Berlin, war 1795 bis 1797 redaktionelles Mitgl. der Monatsschrift »Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmackes«, die er zusammen mit Friedrich Eberhard Rambach herausgab. Als sein jüngerer Bruder Friedrich Albrecht Anton Meyer (* 29.06.1768, t29. Ii. 1795), der ebenfalls Bühnenschriftsteller war, schon mit 27 Jahren starb, verbesserte sich M.s finanzielle Situation, so daß er 1797 das in Stolbergischem Besitz befindl. Gut Bramstedt (nahe Hamburg) kaufen konnte, wo er bis zu seinem Tod publizistisch tätig blieb.

M. machte sich als Rezensent u. Übersetzer engl., frz. u. ital. Werke einen Namen (Wilhelm Hodges Reisen durch Ostindien, während der Jahre 1780, 1781, 1782 und 1783. Hbg. 1793. George Hamiltons Reise um die Welt in den Jahren 1790-1792. Bln. 1794. Johanne Lane Buchanans Reisen durch die westlichen Hebriden während der Jahre 1782 bis 1790. Bln. 1795). In Zeitschriften u. Almanachen veröffentlichte er Lyrik, so in Heinrich Reichards »Theater-Kalender«, im »Musenalmanach« von Voss, im Göttinger u. in Schillers »Musenalmanach«; M. schrieb Aufsätze u. Kritiken in der »Litteratur- und Theaterzeitung«, im »Journal von und für Deutschland« u. in den »Göttingischen Gelehrten Anzeigen« . Auch die meisten seiner Schauspiele publizierte er zunächst in Theaterzeitschriften. Zeitgenossen hoben seine Übersetzungsleistungen hervor. M. übersetzte u. bearbeitete Dramen u. Singspiele frz. Autoren wie Madame de Beaunoir, Florent C. Dancourt, Joseph de Lafont, MarcAntoine Le Grand, Marivaü, Marmontel u. Jacques-Marie Boutet de Monvel, engl. wie Susanna Centlivre, William Congreve, Fielding, Samuel Foote, Arthur Murphy u. Shakespeare.

WEITERE WERKE: Sammlungen: Neue Theaterstücke. Bln. 1782. — Beyträge, der vaterländ. Bühne gewidmet. Bln. 1793 (enthält die Lustsp.e Der Schutzgeist; Wie gewonnen so zerronnen; Der Schriftsteller; Die Prüfung). – Schauspiele. Altona 1818 (enthält Der Abend des Morgenländers; Spiel bringt Gefahr; Vertrauen; Der Glückswechsel). – Einzelausgaben: Das Blendwerk. Gotha 1781 (kom. Oper). — Die Reue vor der Hochzeit. Bln. 1782 (Singsp.). — Die Heirath durch ein Wochenblatt. Wien 1786 (Posse). — Briefe über Schauspielkunst, Theater u. Theaterwesen in Dtschld. Hbg. 1798. — Friedrich Ludwig Schröder. Beitr. zur Kunde des Menschen u. des Künstlers. 2 Tle., Hbg. 1819.

Literatur: Curt Zimmermann: F. L. W. M., sein Leben […]. Ein Beitr. zur Litteraturgeschichte des 18. u. 19. Jh. Diss. Halle 1890.

Friedhelm Auhuber


Der Schriftsteller FriedrichLudwigWilhelmMeyer (1758-1840) war nach dem Jurastudium Privatsekretär in St. Petersburg, Berlin und Wien und wechselte 1785 als Bibliothekar an die Göttinger Universitätsbibliothek. Während dieser Zeit zudem als Erzieher englischer Prinzen tätig, unternahm er einige Reisen und knüpfte Kontakte zu literarischen Kreisen, u.a. zu Friedrich Schiller. Nach Aufgabe der Bibliotheksstelle (1788) bereiste er Großbritannien, Frankreich und Italien und hielt sich seit 1791 als freier Schriftsteller in Berlin auf. Als sein Bruder Friedrich Albrecht Anton Meyer 1795 starb, verbesserte sich Meyers finanzielle Situation, so daß er 1797 das Gut Bramstedt kaufen konnte, wo er bis zu seinem Tod lebte. Er veröffentlichte Lyrik und Bühnenstücke und übersetzte englische, französische und italienische Werke.

Dieser Beitrag wurde unter B1 - Schlossbesitzer, E - Personen und Persönlichkeiten veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.