Lexika: Friedrich Ludwig Schröder – Ein großer Schauspieler und sein Bezug zu Bramstedt

Friedrich Ludwig Schröder

Friedrich Ludwig Schröder

Friedrich Ludwig Schröder

Der Bramstedter Schloßbesitzer Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer war Weggefährte, Freund und Biograph des wohl größten deutschen Schauspielers und Regisseurs seiner Zeit, F.L. Schröder. Daher hier zu Schröder einige Notizen:

Aus: Literatur Lexikon, Autoren und Werke deutscher Sprache, Bertelsmann Lexikon Verlag

Schröder, Friedrich (Ulrich) Lud(e)wig, * 2.01.1744 Schwerin, + 3.09.1816 Rellingen bei Hamburg
Grabstätte: Hamburg, Ehrengrab auf dem Ohlsdorfer Friedhof (umgebettet). – Schauspieler, Theaterdirektor, Dramatiker.
Als Sohn des Berliner Organisten Johann Diedrich Schröder u. der Schauspielerin Charlotte Schröder (spätere Ackermann) verbrachte S. seine Kindheit überwiegend auf Wanderschaft mit der Schauspieltruppe seines Stiefvaters Konrad Ernst Ackermann. Als Dreijähriger stand er in St. Petersburg zum ersten Mal auf der Bühne, als Zehnjähriger spielte er die Arabella bei der Uraufführung von Lessings Miß Sara Sampson. Erziehung u. Ausbildung empfing er unregelmäßig. Der junge S. widmete sich zunächst vornehmlich als Tänzer dem Ballett, übernahm aber zgl. kom. Bedientenrollen in Ackermanns Truppe, die sich 1764 in Hamburg niederließ. Während der durch Lessing berühmt gewordenen Periode der Hamburger Entreprise (1767/68) hatte sich S. dem als Stegreifspieler der Wiener Tradition bekannten Joseph von Kurz-»Bernardon« in Mainz angeschlossen. Mit der Rückkehr zur Truppe des Stiefvaters begann S.s Aufstieg als Schauspieler in den unterschiedlichsten Rollenfächern. Bald wurde ihm von Ackermann die künstlerische Leitung übertragen, die S. nicht zuletzt in krit. Auseinandersetzung mit dem bis dahin dominierenden Konrad Ekhof, der seit 1764 der Truppe angehörte u. sie nun verließ, angestrebt hatte. Nach Ackermanns Tod (1771) übernahm S. die Leitung des Hamburger Theaters.

Auf diese erste Direktion (bis 1780) gründet sich vornehmlich S.s überragende theatergeschichtl. Bedeutung im 18. Jh. Dramaturgisch Schüler Lessings u. Diderots, schauspieltheoretisch Anhänger Francesco Riccobonis u. Bewunderer David Garricks, setzte S. als erster den neuen, am Grundsatz einer »naturwahren« Menschendarstellung orientierten Schauspielstil durch u. arbeitete an der Perfektionierung der Illusionsregie: Er schaffte z. B. die normierte Gebärdensprache ab, trainierte mit dem Ensemble Ausdrucksgesten u. stummes Spiel u. beseitigte das Enface-Sprechen. Damit einhergehend arbeitete S. an einer Spielplanreform, die trotz Konzessionen an das auf leichte Unterhaltung fixierte Publikum literarisch ambitioniert war. S. gründete die Hamburger Gesellschaft der Theaterfreunde, in der neben den Shakespeare-Dramen in Wielands Übersetzung auch Herders Programmschrift Von deutscher Art und Kunst u. die neuen Dramen des Sturm und Drang gelesen wurden. Der Spielplanreform diente auch die »Hamburger Preisausschreibung« (1775), durch die dt. Autoren ermutigt werden sollten, für die Bühne zu schreiben. Bevorzugt wurden Prosadramen u., bei Übersetzungen, weitgehend den dt. Verhältnissen angepaßte Stücke. Die Alexandrinertragödie nach frz. Muster verschwand aus dem Repertoire; statt dessen dominierte unter S.s Direktion das bürgerl. Trauerspiel. Zugleich verhalf S. durch dramaturgische Bearbeitung den von der Kritik zunächst als Lesedramen abgestempelten Stücken des Sturm und Drang zur Bühnenpräsenz, so Goethes Götz, Wagners Reue nach der That, Klingers Zwillingen u. Lenz‘ Hofmeister.

S.s bedeutsamste Tat war die Einbürgerung Shakespeares auf der dt. Bühne. Angespornt vom Erfolg seiner Hamlet-Inszenierung (Hamburger Premiere 20.09.1776), brachte S. zwischen 1776 u. 1779 Othello, den Kaufmann von Venedig, Maß für Maß, König Lear, Richard II., Heinrich IV. u. Macbeth zur Aufführung, die jedoch nicht alle gleichermaßen erfolgreich waren. daß sich die Dramen Shakespeares, die bis dahin als unspielbar gegolten hatten, nun auf der dt. Bühne durchsetzten, ist einerseits S.s neuem Schauspielstil zu verdanken, andererseits aber seiner Bearbeitung der Stücke, die sowohl der Illusionsregie als auch dem bürgerl. Erwartungshorizont des 18. Jh. gerecht zu werden versuchte, indem z. B. Handlungen konzentriert, Ortswechsel eingeschränkt, Motivationen pßchologisch verdeutlicht, Charaktere moralisch stärker akzentuiert u. tragische Schlüsse gemildert wurden. Gastspiele in Berlin, Wien, München u. Mannheim (1779/80) sorgten dafür, daß S.s Schauspielreform u. seine Shakespeare-Inszenierungen auf den wichtigsten dt. Theatern bekannt wurden.

1773 hatte S. die Schauspielerin Anna Christina Hart geheiratet. Mit ihr ging er 1781 nach Wien (bis 1785), wo er am Burgtheater nicht nur seinen Ruf als überragender Schauspieler festigte, sondern auch der meistgespielte Autor war. Den größten Teil seines umfangreichen dramat. Werks bilden Übersetzungen, Bearbeitungen u. Umarbeitungen engl., frz. u. ital. Stücke. Neben den Goldoni-Bearbeitungen Der Hofmeister oder das Muttersöhnchen (Wien 1780) u. Der Diener zweyer Herren (Schwerin, Wismar 1794) waren vor allem S.s freie Bearbeitungen engl. Komödien von John Fletcher, William Congreve, Richard Cumberland, Oliver Goldsmith, Richard B. Sheridan, George Farquhar u. anderen erfolgreich; dies nicht zuletzt deshalb, weil S. den Charakter der Vorlagen meist stark veränderte, um sie dem Typus des bürgerlichen Rührstücks anzunähern. Am reinsten ist dieser in S.s bekanntestem Originalschauspiel, Der Vetter in Lissabon. Ein bürgerliches Familien-Gemälde (Bln. 1786), verwirklicht, das nach Ludwig Tieck als »der Vater und Stammherr so vieler Ifflandischen und Kotzebuischen Familiengemälde« anzusehen ist. Die Handlung macht dem bürgerlichen Zuschauer Identifikationsangebote: Es geht um die Wiederherstellung der aufgrund väterlicher Autoritätsschwäche gestörten Familienordnung durch das Auftreten eines idealen Vertreters der Hausvaterrolle: des sowohl reichen als auch moralisch vorbildlichen Vetters aus Lissabon.

Nach Hamburg zurückgekehrt, übernahm S. 1786 erneut die Direktion des Theaters. Ein Versuch, Schiller als Theaterdichter für Hamburg zu gewinnen, scheiterte. Kotzebues Stücke gewannen nun Dominanz im Spielplan, u. S. kam den Wünschen des Publikums mit prunkvoll ausgestatteten Opern entgegen. 1793 gründete er, der sich von Beginn an für die soziale Hebung u. Absicherung des Schauspielerstandes eingesetzt hatte, eine Pensionsanstalt für Schauspieler. – Am 18.03.1796 nahm S. in seiner Glanzrolle als Odoardo Galotti offiziell Abschied von der Hamburger Bühne u. zog sich 1798 auf seinen Landsitz in Rellingen zurück.

Die für Zeitgenossen u. Nachfahren unbestrittene Bedeutung S.s als Schauspieler u. Theaterleiter gründet sich auf die Durchsetzung eines realistischen Schauspielstils, die Einbürgerung Shakespeares auf der dt. Bühne, seinen Einsatz für die Sturm-und-Drang-Dramen u. sein Bestreben, »den Deutschen wenigstens ein Bild einer wahren Nationalschaubühne aufzustellen« (Karl August Böttiger in: Minerva für 1818. Lpz. 1818). S.s dramat . Produktion ist von ephemerer Bedeutung. Immerhin geben seine Bearbeitungen u. Originalschauspiele rezeptionsgeschichtlich wichtige Aufschlüsse über Konventionen des bürgerl. Illusionstheaters in einer seiner bedeutsamsten Phasen.

AUSGABEN: S.s dramat. Werke. Hg. Eduard v. Bülow. Einl. Ludwig Tieck. 4 Bde., Bln. 1831. – Herausgeber: Hamburgisches Theater. 4 Bde., Hbg. 1776-79. – Beytrag zur dt. Schaubühne. 3 Bde.. Bin. 1786-go. – Slg. v. Schausp.en für‘s Hamburgsche Theater. 4 Bde.. Schwerin. Wismar 1790-94.
LITERATUR: Johann Friedrich Schink: S.s Charakteristik als Bühnenführer, mim. Künstler. dramat. Dichter u. Mensch. Lpz. 1818. – Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer: F.L.S. […].
2 Tle., Hbg. 1819. — Berthold Litzmann: F. L. S. […]. 2 Bde., Hbg., Lpz. 1890 u. 1894. – Alexander v. Weilen (Hg.): Der erste dt. Bühnen-Hamlet. Die Bearb.en Heufelds u. S.s. Wien 1914. – Else Pfenniger: F. L. S. als Bearbeiter engl. Dramen. Diss. Zürich 1919. – Paul Felix Hoffmann: F. L. S. als Dramaturg u. Regisseur. Bln. 1939. – Dieter Hoffmeier: Ästhet.
method. Grundlagen der Schauspielkunst F. L. S.s. Dresden 1955.— Dieter Hadamczik: F. L. S. in der Gesch, des Burgtheaters. Bln. 1961. – Horst Albert Glaser: Das bürgerl. Rührstück. Stgt. 1969.

Wolfgang Ranke


Und zum Freimaurer Schröder: von http://www.ezm-hamburg.de/

FRIEDRICH LUDWIG SCHRÖDER
Geboren am 3. November 1744 in Schwerin. Schröder war Direktor des
Deutschen Theaters in Hamburg, als er am 8. September 1774 in die
Loge „Emanuel zur Maienblume“ zum Freimaurer aufgenommen wurde.
1787 kehrte er von einem Aufenthalt in Wien zurück und wurde
zum Meister vom Stuhl seiner Loge gewählt.

Zu dieser Zeit herrschte in der deutschen Freimaurerei ein kaum Überschaubares
Durcheinander an Ritualen, HochgradSystem und Ritterspielen.
Nach intensiven Studien über Geschichte und Ursprung der Freimaurerei,
die er in seinen „Materialien zur Geschichte der Freimaurerei seit ihrer Entstehung 1723“
zu Papier brachte, stand für ihn fest, daß die drei
Johannisgrade Lehrling, Geselle und Meister das gesamte menschliche
Leben umfassen und somit am ehesten geeignet erscheinen, die freimaurerische
Arbeit an der eigenen Vervollkommnung zu gestalten.

Schröders bis heute wirkende Leistung bestand in der Schaffung eines
aus diesen Erkenntnissen entstandenen nüchternen und sachlichen Rituals,
das gleichwohl Seele und Gemüt anspricht und zur geistigen Auseinandersetzung
mit dessen Inhalten anregt. Hieran arbeitete er unter Mitarbeit
namhafter Brüder, zu denen auch Johann Gottfried Herder gehörte. Nach
diesem Ritual arbieten heute unzählige Logen inder ganzen Welt.

Schröder hat maßgeblich die Gründung der Vereinigten 5 Hamburgischen Logen
betrieben, die im Jahr 2000 unter großer öffentlicher Anteilanhme ihr 200-jähriges
Bestehen feiern konnten. Er war Stuhlmeister unserer Loge „Emanuel zur Maienblume“
von 1787-1799 und starb am 3. September 1816. Ihm zu Ehren ziert sein Portrait heute
unser Logensiegel.


https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Ludwig_Schr%C3%B6der

Dieser Beitrag wurde unter E - Personen und Persönlichkeiten veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.