Lorenzen-Schmidt: Wiebke Kruse – eine holsteinische Bauerntochter?

Klaus-J. Lorenzen-Schmidt

Wiebke Kruse – eine holsteinische Bauerntochter?

Vortrag vor der Detlefsen-Gesellschaft am 2. Februar 2000

Im „Steinburger Jahrbuch“ 1982 veröffentlichte die Glückstädter Literatin Waltrud Bruhn einen kleinen Aufsatz unter dem Titel: „Wiebeke Kruse. Beitrag zur Restaurierung des ,Wiebke-Kruse-Turmes‘ in Glückstadt 1978/79″ (S. 178-194). Die Autorin, die aus ihrer Sympathie für Wiebke Kruse keinen Hehl macht und quasi 330 Jahre nach dem Tod dieser Frau ihr ein Denkmal setzen will, schreibt: „Es ist Wiebeke Kruse nicht an der Wiege gesungen worden, wie merkwürdig und glanzvoll, außergewöhnlich und beschwerlich ihr Leben verlaufen sollte, dieser kleinen Wiebeke, die in Föhrden-Barl bei Bramstedt geboren worden war als Tochter des Vollhufners und freien Bauern Hans Kruse. Ihr Geburtsdatum ließ sich bis heute nicht ausmachen, denn das Kirchspiel Bramstedt hatte auch unter den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges zu leiden gehabt; doch wollen wir uns das Geburtsdatum etwa um 1610 denken. Wiebeke hatte noch eine Schwester und zwei Brüder. Wir können uns wohl vorstellen, in welch ruhiger Beschaulichkeit und althergebrachter Ordnung ihre Kindheit in der bäuerlichen Umgebung verlief. Noch war es jenes Föhrden-Barl vor dem Dreißigjährigen Kriege. Wenn wir nun aber erfahren möchten, wie das Leben Wiebekes lief, wie sie es bewältigt haben mag, welche Persönlichkeit sie gewesen ist, ja, vielleicht nur, wie sie ausgesehen hat, so geraten wir in das Thema einer .Personenwüstung‘.“ (S. 178 f.) In der Tat: Die historische Person Wiebke Kruse, die 1629 Geliebte des dänischen Königs Christian IV. (geb. 1577, regierte 1588 bis zu seinem Tod 1648) wurde, ist hinsichtlich ihrer Herkunft und ihres Lebensweges vor dem Zusammentreffen mit dem König kaum zu fassen. Umso vorsichtiger muss man angesichts des Fehlens historischer Zeugnisse mit der Rekonstruktion einer Biographie verfahren. Keinesfalls aber darf man eine romanhafte Erzählung zur Grundlage ihrer Rekonstruktion machen. Genau das aber hat Waltrud Bruhn getan, indem sie sich kritiklos auf ein 1866 in Hamburg erschienenes Werk von Johanna Mestorf stützte; es trägt den Titel „Wiebeke Kruse, eine holsteinische Bauerntochter. Ein Blatt aus der Zeit Christians IV“ Johanna Mestorf ist zweifellos eine bedeutende Frau in der schleswigholsteinischen Geschichte. Geboren am 17. April 1829 in Bramstedt als Tochter eines dort praktizierenden, jedoch bald nach ihrer Geburt gestorbenen ehemaligen Regimentschirurgen und Arztes, besuchte sie die höhere Mädchenschule in Itzehoe. Nach der Konfirmation wurde sie nach Schweden geschickt, von wo sie als Hausdame der italienischen Gräfin Faletti di Villa Faletto nach Italien reiste. 1858/9 kehrte sie zu ihrer inzwischen nach Hamburg gezogenen Familie zurück und übte verschiedene Tätigkeiten aus, u.a. bei dem lithographischen Institut von C. Adler in Hamburg. Sie legte verschiedene Veröffentlichungen vor, deren fünfte die genannte romanhafte Erzählung war. Ansonsten beschäftigte sie sich mit der Übersetzung von Werken zur nordischen Ur- und Frühgeschichte ins Deutsche und gewann unter anderem dadurch tiefe Kenntnisse auf diesem Gebiet. Deshalb wurde sie 1873 als Kustodin des Museums für Vaterländische Alterthümer in Kiel angestellt. Sie war die erste Professorin in Preußen und starb, hochgeachtet und -geehrt, am 20. Juli 1909 in Kiel.

Die Wiebke-Kruse-Erzählung hatte sie im Alter von 37 Jahren veröffentlicht, und die Bearbeitung zeigt nicht nur in reichem Maße zeittypisches Kolorit, sondern auch die spezifischen Befindlichkeiten einer Frau des 19. Jahrhunderts, der eine weibliche Karriere als Ehefrau und Mutter versagt geblieben war. In ihr wird Wiebke Kruse tatsächlich als Tochter des Förden-Barler Hufners Hans Kruse gezeichnet, die eine unmädchenhafte Jugend verbringt, weil sie Jungenspiele mehr interessieren als geschlechtsspezifische Freizeitvergnügungen: „’Ist das ein Sonntagsvergnügen für ein sittiges Mädchen,‘ brummte der Vater weiter, ’sitzt sie hier und vertreibt die Zeit mit Knabenspielen, statt mit den anderen Mädchen ins Holz zu gehen und Maiblumen zu pflücken. Mädchen, Mädchen, wenn der liebe Gott Dich plötzlich abriefe, da könnten wir es erleben, dass statt der Mädchen mit den Blumensträußen Dir die Buben das Geleite gäben, und statt des Kranzes einen Peitschenstiel auf Deinen Sarg legten.'“ (S. 8) Von einer „Taterschen“ (Zigeunerin) war den Eltern geweissagt worden: „’… sie wird einen alten Wittwer heirathen und durch ihn zu Gelde kommen; aber weite, lange Wege muss sie gehen, bis es so weit kommt'“ (S. 10). Diese Zigeunerin wird der „running gag“ der Erzählung, denn immer wieder greift sie im weiteren Verlauf der Erzählung mit Vorhersagen und geheimnisvollen Tips ein, um Wiebke Kruse zu helfen. Belohnt wird sie schließlich mit einer kleinen Kate, die ihr die zu Vermögen gekommene Wiebke schenkt. Das erste Zusammentreffen zwischen Wiebke Kruse und König Christian IV. wird von Johanna Mestorf wie folgt geschildert: Der König reitet mit seinem Gefolge („der damalige Besitzer des adeligen Gutes Bramstedt, Arndt Stedingk; ihnen folgte der Stallmeister des Königs Wenzel Rothkirch, und zwei holsteinische Edelleute, Sigmund Pogwisch und Wolf v. Buchwald; dahinter das Gefolge, die Dienerschaft und die Leibwache“ – S. 22) von Hitzhusen her nach Bramstedt ein. Er erblickt Wiebke bei durchaus weiblicher Beschäftigung: „Auf einer Waschbrücke, welche am Vordergrunde von einem Garten ins Wasser hinaus gelegt war, stand in der kleidsamen Tracht des Landes, mit hochgeschürztem Rocke, ein junges Mädchen und spülte und klopfte das sauber gewaschene Leinenzeug. Als sie die vornehme Reiterschar über die Brücke ziehen sah, hielt sie verwundert inne und schaute, den Körper leicht nach vorn gebeugt, das Waschholz in der erhobenen Rechten, neugierig auf die Fremden, ohne zu ahnen, dass sie selbst einen malerischen Ruhepunkt für die Augen der vornehmen Herren bildete.“ (S. 22 f.) – Johanna Mestorf hat hier mit einer Fußnote „historisch“ angemerkt, ohne indessen anzugeben, worauf diese Einschätzung beruht. Offensichtlich soll das Wort „historisch“ bedeuten, dass es sich um ein quellenmäßig abgesichertes historisches Ereignis handelt; allein bleibt diese Bemerkung ohne weiteren Nachweis und ohne jede Möglichkeit der Überprüfung eine schiere Behauptung – sie ist nicht verifizierbar. – Es kommt zu einem Gespräch zwischen dem König und der Bauerntochter, in deren Verlauf sich der Landesherr entscheidet, das Mädchen in den Dienst seiner morganatischen Gattin Kirsten (Kirstine, Christine) Munk (1598-1658) zu nehmen. Wenig später kommt es zu einem Gespräch zwischen den Eheleuten über die Neueinstellung; der König fragt: „’Und mit meiner Holsteinerin bist Du zufrieden?‘ ,Das ist ein merkwürdiges Mädchen,‘ rief Christine lebhaft. ,5ie hat zwar bäuerische Sitten und eine bäuerische Sprache, aber ein so scharfer Verstand, ein so feines Schicklichkeitsgefühl und eine so strenge Moralität sind mir selten vorgekommen. Auch mit den Kindern weiß sie umzugehen. Die kleinen wollen sich bei niemandem anders gedulden, selbst die heftige, herrschsüchtige Anna Catharina wird unter Wiebeke’s Aufsicht weich wie Wachs, ohne dass ein hartes Wort vonnöthen wäre.‘ ,Es war also ein glücklicher Augenblick, in dem ich sie von der Waschbrücke herbeirufen ließ,‘ meinte der König lächelnd. ,lch will nicht vorschnell in Urtheil und Plänen sein,‘ begann Christine von neuem, ,doch möchte ich, wenn Ew. Gnaden nichts dagegen hat, dies Mädchen in verschiedenen nützlichen Dingen unterweisen lassen und mir eine brauchbare, schätzbare Hofjungfer an ihr erziehen.‘ ,Auf derlei Sachen versteht Ihr Frauen Euch besser, als ich,‘ entgegnete der König. .Meine Einwilligung gebe ich dazu….'“ (S. 37 f.) Wiebke folgt ihrer Dienstherrin und deren Gemahl in den Kaiserlichen Krieg nach Niedersachsen, wo Christian IV. bei Nienburg einen nicht ungefährlichen Sturz mit seinem Pferde tut, von dessen Folgen er sich durch ein Heilmittel der alten Zigeunerin, die schon in Bramstedt zweimal auftauchte, erholen kann. Nach der bitteren Niederlage in Lutter am Barenberg erfolgt der Rückzug über Glückstadt. Der Krieg hielt noch bis zum Frieden von Lübeck 1629 an. 1628 kam es zum Bruch zwischen Christian IV. und Kirsten Munk, weil diese 1627/28 eine Liebschaft mit dem Grafen Otto Ludwig von Solm hatte. Wiebke Kruse war Ende 1628 aus dem Dienst von Kirsten Munk ausgeschieden und in den Dienst bei deren Mutter, Ellen Marsvin auf Kjaerstrup (Fünen), eingetreten. Johanna Mestorf gibt eine „Beschreibung“ der jungen Frau: „Es war Wiebeke Kruse, die wir hier in modischem Kleide als Dame wiederfinden. Frau Ellen hatte vollendet, was ihre Tochter einst begonnen, indem sie Wiebeke als ihre Gesellschafterin in ihr Haus eingeführt, und Wiebeke machte ihrer neuen Stellung Ehre. Der gediegene Kern ihres biederen festen Charakters hatte ihrem äußeren Wesen von je her das Gepräge ruhigen Selbstbewußtseins verliehen. In den vier Jahren, die sie bei der Gräfin Munk verlebt, hatte sie den äußeren Schliff angenommen, so dass ihr tactvolles anspruchsloses Benehmen keinen Verstoß gegen die Sitten der vornehmen Welt machte. Ihre äußere Erscheinung hatte durch diese Umwandlung nicht gewonnen. Ihr Gesicht war vielleicht zu voll und rosig, um auf Schönheit Anspruch machen zu können. Schlug sie aber die klaren, nußbraunen Augen auf, so wurde man durch den Blick so wunderbar gefesselt, dass man die unschönen Züge gar nicht bemerkte.“ (S. 123) Gleichwohl umwarb der König sie, als er 1629 Kjaerstrup besuchte; sein Werben wurde von Ellen Marsvin unterstützt. Allerdings wollte der König sich nicht von Kirsten Munk, die inzwischen in eine Art Verbannung vom Hof geschickt worden war, scheiden lassen. „Im Herbste [1629] hatte er auf einer in Regierungsgeschäften unternommenen Reise auch Fünen berührt und wiederum auf Kjaerstrup gerastet, wo sein Erscheinen für Wiebeke Kruse von wichtigen Folgen war. Die junge Holsteinerin war längst zum klaren Verständniß ihrer Lage gekommen und hatte seitdem auch ihre innere Ruhe wiedergewonnen. Sie sagte sich, dass sie einerseits durch eine Verbindung, wie der König und Ellen Marsvin sie im Auge hatten, den Fluch ihres Vaters auf sich laden würde, während es andererseits in ihre Hand gegeben sei, dem Landesvater in bezug auf sein Privatleben die Achtung seiner Unterthanen zu erhalten. Eine gottgefällige Lösung dieser Frage glaubte sie gefunden zu haben und wartete gelassen der Rückkehr des Königs, um sie seiner Entscheidung anheimzustellen. Als der König sich mit Wiebeke Kruse in Frau Ellen’s Schreibzimmer allein befand und sie fragte, ob sie die Antwort für ihn fertig habe, erinnerte sie ihn an jenen Tag, als er, unter der großen Linde im Schloßgarten zu Bramstedt sitzend, ihrem Vater Hans Kruse aus Föhrden Gehör schenkte, der ihm die Verantwortung für das Wohlergehen seiner Lieblingstochter so dringend ans Herz legte, dass der König ihm bewegt die Hand gereicht und gelobt hatte Vaters Stelle an ihr zu vertreten und entweder in Dänemark für ihre Zukunft zu sorgen oder sie mit Ehren heimzuschicken. ,Was würde Hans Kruse sagen, wenn er hörte, dass der König bei Lebzeiten seiner Gemahlin mich aufforderte ihre Rechte, ihre Pflichten zu übernehmen?‘ schloß Wiebeke ihre Erklärung. .Hast Du ausgeredet?‘ fragte der König. .Nein!‘ ,So sprich weiter!‘ ,Ew. Majestät betrachtet sich vor den Augen des Höchsten als von der Gräfin Munk rechtmäßig geschieden, obwohl Sie es durch weltliche Gerichte nicht aussprechen lassen will. Wenn nun aus dieser Ursache meine Stellung niemals auf Billigung und Achtung der Welt Anspruch erheben darf, so kann sie doch vor dem Herrn geheiligt sein, indem sie durch die Hand eines seiner Diener auf Erden geweiht wird.‘ Ich verstehe Dich,‘ versetzte der König. ,Und wenn dies nicht geschähe? ,So würde ich ohne Bedenken zur Waschbrücke zurückkehren und, in dankbarer Erinnerung der Gnade und Huld meines Königs, als ehrliche Magd mein Brod verdienen.‘ Der König erhob sich, verließ das Zimmer, und bald darauf sah man seinen Leibkutscher mit einem leeren Wagen vom Hofe fahren, in welchem er nach Verlauf einer Stunden den Ortsgeistlichen zurückbrachte. Der König schloß sich mit dem Pfarrer ein, und als er, nach einer langen Unterredung mit demselben, Wiebeke Kruse hereinrief, da errieth Frau Ellen, was drinnen, der Welt zum ewigen Geheimniß, vorgehe. Als Wiebeke nach einer Weile an der Hand des Königs vor Ellen Marsvin trat, lag eine feierliche Ruhe auf ihrer Stirn. Sie wußte, dass sie nicht nach weltlich gültigen Formen dem Könige angetraut sei, aber das Opfer, welches sie brachte, hatte göttliche Weihe erhalten, und sie betrachtete sich von Stunde an bis zu ihrem letzten Athemzuge als rechtmäßige Gattin Christian’s von Dänemark.“ (S. 137 ff.) Die Aussöhnung mit dem Vater konnte schließlich auch herbeigeführt werden, wozu nicht wenig beitrug, dass sie 1631 das Gut Bramstedt von ihrem Lebensgefährten als Geschenk erhielt. Als liebevolle, brave Frau sorgte sie nach Kräften für Christian. „Alle Sorgen, allen Kummer schüttete König Christian in das treue theilnehmende Herz seiner nunmehrigen Lebensgefährtin, die durch ihren scharfen klaren Verstand, ihre Besonnenheit und ihr warmes Herz zu einer Freundin Christian’s IV. wie geschaffen war. Sie beschwichtigte seinen Zorn, sie verscheuchte seine trüben Gedanken, erheiterte ihn durch fröhliches Geplauder und pflegte seiner durch unaufhörliche Strapazen angegriffenen Gesundheit. Sie begleitete ihn auf allen Reisen zu Wasser und zu Lande, theilte manche Gefahr, manche ernste und manche frohe Stunde mit ihm. Im übrigen war Wiebeke Kruse’s Stellung nicht beneidenswerth. Standes- und andere weltliche Vorurtheile verschlossen ihr die Thür der adeligen Gesellschaft. Niedrige Schmeichler und Glücksucher wußte sie fernzuhalten, und trotz der offenen Erklärung des Königs glaubten doch die meisten, dass Wiebeke an Christine Munk’s Verstoßung Schuld sei.“ (S. 142 f.) Die Jahre gingen hin; Wiebke gebar dem König zwei Kinder. Bei dem Seegefecht auf der Kolberger Heide (1645) erlitt der König eine Verwundung, die ihn der Sehkraft seines linken Auges beraubte. Wiebke war gegen das Gebot des Königs zur Stelle und übernahm seine Pflege. Johanna Mestorf gibt den fiktiven Dialog zwischen den beiden wieder; er gipfelt in dem Ausruf Christians: „’Du bist zum Weibe eines Helden geboren, Wiebe, und Du verdienst besser, die Krone einer Königin zu tragen, als manche geborene Fürstin!'“ (S. 177) Die Geschichte um Wiebke Kruse endet schließlich mit dem Tod Christian IV. und der unmittelbar folgenden Exmittierung seiner Lebensgefährtin aus Schloß Rosenborg.

Was Johanna Mestorf 1866 zum Druck gab, musste zahlreiche Elemente des vollständig Fiktiven in sich tragen. Ihre Vermischung von Wahrheiten und Dichtung beeinflußten aber ihre Zeitgenossen nachhaltig. Dazu trug auch bei, dass die ungewöhnliche Karriere der Wissenschaftlerin Mestorf ihr romantisches Frühwerk zu einem quasi-wissenschaftlichen Historiengemälde adelte. So referierte Pastor Johannes Kähler in seinem Heimatbuch über das Stör-Bramautal,1) dass das Gut Bramstedt im Mai 1631 von König Christian IV. seiner Geliebten Wiebke Kruse aus Föhrden geschenkt worden sei. Wenig später sagt er auf das Bestimmteste: „In Föhrden …, eigentlich im nördlich der Bramau liegenden Barl, ist Wiebke Kruse auf dem jetzigen Rühmannschen Hofe geboren.“2) Die Mestorfsche Erzählung trug also Früchte. Was ist an der Vermutung dran? Glücklicherweise liegt als Ergebnis jahrelanger Kleinarbeit das Hofstellenverzeichnis von Föhrden und Barl aus der Hand Hans Riedigers vor.3) Hierin finden wir die wenigen Barler Hufen mit ihren Besitzern im 16. und 17. Jahrhundert, erarbeitet aus den Segeberger Amtsrechnungen. Sehen wir sie uns an:

– Hufe 1 -1526 Hinrik Volßer, 1533-1560 Clawes Stekemest, 1569
Marquard Kruse, 1600-1620 Marquard Carstens, 1629-1642 Hans
Voltzer.

– Hufe 2 -1526-1537 Eler Kruße, 1543 Hartich Kruße, 1560 Hinrik
Kruße, 1569-1620 Henneke Kruße (möglicherweise mehrere gleichen Namens), 1629 des letzteren Witwe Wibke Kruße, 1633-1642
Jasper Carstens.

– Hufe 3 -1526-1543 Clawes Detleffs, 1560-1569 Hartich Kruse I,
1600-1620 Hartich Kruse II, 1629 Henke Kruse, 1633-1642 Hartich
Kruse III, 1656-1665 Henneke Kruse.

– Hufe 4 -1526-1537 Henneke Kruße, 1543 Carsten Kruse, 1560-1620
Hinrik Kruse, 1629 Jasper Kruse, 1633-1654 Henneke Kruse, 1657-
1665 Lütke Henneke Kruse. Diese Hufe war seit 1827 im Besitz der
Rühmanns, die hierher von Lockstedt eingeheiratet hatten.

Wir sehen: Kein. Hans Kruse, schon gar kein Nachweis einer Tochter Wiebke in den Jahren vor 1630 – höchstens eine Hufnerswitwe dieses Namens. Kirchenbuchmaterial, das familiäre Zusammenhänge erkennen ließe, gibt es in Bramstedt erst nach der Mitte des 17. Jahrhunderts. Ein Nachweis über die Barler Herkunft von Wiebke Kruse, der Geliebten Christian IV., kann nicht geführt werden. Welches mögen aber die Motive von Johanna Mestorf gewesen sein, Wiebke Kruse als Kind des Kirchspiels Bramstedt zu skizzieren und so in gewisser Weise in die Heimatkunde einzuführen? Wir sahen, dass Johanna Mestorf in Bramstedt geboren wurde und die ersten Lebensjahre verbrachte; sie mag auf den Namen gestoßen sein, als sie sich später mit ihrer Heimat beschäftigte, denn Wiebke Kruse war tatsächlich Gutsbesitzerin in Bramstedt. 1631 erwarb König Christian IV. das Gut und schenkte es ihr 1633.4) Über ihre Zeit als Gutsherrin wissen wir wenig – wohl auch, weil sie sich selten dort aufhielt und die Rekonstruktion des 1628 im Krieg zerstörten Betriebes und dessen Neueinrichtung ganz dem Segeberger Amtmann und ihrem Bruder, dem Hausvogt in Krempe, dann in Segeberg, Hinrich Kruse, überlassen hat. Der König selbst mischte sich mit zahllosen Aufträgen ein. Die Wirtschaft leitete ein Vogt. Das ebenfalls von Johanna Mestorf geschilderte Idyll einer für ihre Untergehörigen treusorgenden Gutsherrin findet keinerlei quellenmäßige Stütze.

Übrigens ist die Mestorfsche Legende nicht die einzige, die sich um die Herkunft der Geliebten des Königs rankt. Detlef Detlefsen, der Nestor der Elbmarschenforschung, zitiert in seiner „Geschichte der holsteinischen Elbmarschen“ in einer Fußnote aus dem Werk des von F.C. Dahlmann herausgegebenen Dithmarscher Chronisten Johannes Adolfi Köster, genannt Neocorus, dass der König auf der Flucht von Glückstadt nach Diekhusen in Dithmarschen in der Zeit vom 7./17. Juni 1627 „in die Gefahr gekommen [sei], den Feinden [den kaiserlichen Truppen] in die Hände zu fallen, und durch eines Vollmachts Tochter Wiebke gerettet sei, der er zum Dank das sog. Turmhaus am Hafen zu Glückstadt erbaut habe; [der Glückstädter Historiker] Lucht [Glückstadt oder Beiträge zur Geschichte dieser Stadt, Kiel 1854, S. 29]. Doch scheint hier eine an die spätere Geliebte des Königs, Wiebke Kruse, sich anlehnende Sagenbildung vorzuliegen.‘ 5)

Alle neueren dänischen Forscher, die sich mit Christian IV. und seiner Zeit befassen, stehen hinsichtlich der Herkunft von Wiebke Kruse vor demselben Rätsel, das Johanna Mestorf durch eine einfache Legende zu lösen suchte – welche „Lösung“ in der holsteinischen lokalhistorischen Literatur begierig aufgenommen und munter weiterverbreitet wurde. So heißt es bei Benito Scocozza, ihr „Hintergrund ist unbekannt“6) Dasselbe sagt auch Steffen Heiberg7), der vermutet, dass Ellen Marsvin, die Mutter von Kirsten Munk, den König in Kontakt mit Wiebke Kruse brachte.8) Aber nun muss kurz auf die Geschichte der Beziehung zwischen dem König und seiner morganatischen Gattin Kirstine (Christine, Kirsten) Munk und seiner Geliebten Wiebke Kruse eingegangen werden, um das Umfeld der Herkunftsfrage der Königsgeliebten zu klären.

Christian IV. hatte aus dynastischen und machtpolitischen Gründung 1597 die Tochter des Kurfürsten und Herzogs von Brandenburg, Anna Katharina (1575-1612) geheiratet, die ihm drei Söhne gebar, nämlich Christian (1603-1647), Friedrich (1609-1670) und Ulrich (1611-1633). Schon vor dem Tod seiner Gattin hatte der König wenigstens eine außereheliche Beziehung zu der Kopenhagener Bürgermeisterstochter Kirsten Matsdatter (?-?), aus der der Sohn Christian Ulrich Gyldenløve (1611-1640) hervorging. Es besteht kein Grund zu der Annahme, dass Christian IV. nicht auch Beziehungen zu anderen Frauen unterhielt; über diesen unehelichen Sohn sind wir – wie auch bei den anderen unehelichen Kindern – nur durch die formelle Akzeptanz als Bastard durch Beilegung des Namens „Gyldenløve“ (Goldenlöwe) unterrichtet. Dieser Name taucht übrigens nicht nur bei den unehelichen oder nebenehelichen Kindern Christian IV. auf, sondern findet auch bei seinen Nachfolgern Verwendung. 1614/15 hatte der König eine Liebesbeziehung zu der Bürgertochter Karen Andersdatter (?-?), aus der der Sohn Hans Ulrich Gyldenløve (1615-1645) hervorging. Um 1615 nahm der 40jährige König jedoch eine Liaison zu der erst 17jährigen Tochter des dänischen Hochadligen Ludwig Munk und dessen Ehegattin Ellen Marsvin 9), Kirsten Munk (1598-1658), auf. Sie konnte jedoch nur unter der Bedingung der morganatischen Eheschließung 10) von den Eltern gebilligt werden. Aus dieser Ehe, die formell bis zum Tod des Königs 1648 andauerte, gingen sieben Kinder hervor: Amalie Katherine (1618-1633), Sophie Elisabeth (1619-1657), Leonora Christina (1621-1698), Waldemar Christian (1622-1656), Elisabeth Augusta (1623-1677), Christiane (1626-1670) und Hedwig (1626-1678). Ein achtes Kind, die Tochter Dorothea Elisabeth (1629-1687), wurde vom König nicht als sein Kind anerkannt („det kasserede froken“ = das eingezogene Fräulein). Alle diese Kinder waren keine Prinzen und Prinzessinnen, sondern gehörten dem dänischen Hochadel an. Als Königskinder waren sie „gute Partien“ für Mitglieder ihrer Klasse, auch, weil über sie nahezu direkter Zugang zum König möglich wurde. So heiratete Amalie Katherine Franz Rantzau, Sophie Elisabeth den Reichsgrafen Christian Pentz,“ Leonora Christina Corfitz Ulfeldt, Elisabeth Augusta Hans Lindenov, Christiane Hannibal Sehestedt und Hedwig Ebba Ulfeldt. Auf diese Weise blieb Kirsten Munk mit ihren Kindern auch auf das engste mit dem dänischen Hochadel verbunden, nachdem sie wegen ihrer Affäre mit dem Grafen Otto Ludwig von Solm (1597-1634), genannt der Rheingraf, 12) 1627 – 1628 schließlich 1630 vom königlichen Hof verbannt wurde 13) und ihr weiteres Leben auf den jütischen Gütern Boller und Rosenvold in einer Art Hausarrest verbrachte. Ihre jüngste Tochter Dorothea Elisabeth wurde, wie gesagt, von Christian IV. aufgrund dieser Vorfälle nicht als seine Tochter anerkannt – das geschah erst nach dem Tod Christian IV. durch den dänischen Reichsrat. Wiebke Kruse, die als Dienstmädchen bei Kirsten Munk diente, scheint dem König von der Mutter seiner Gattin, Ellen Marsvin, als Geliebte angedient -etwas frechere dänische Autoren (B. Scocozza und S. Heiberg) sagen: „ins Bett geschoben“ – worden zu sein. Über die Motive lässt sich in Ermangelung schriftlicher Äußerungen der Beteiligten nur spekulieren. Eine Hoffnung der Schwiegermutter mag gewesen sein, den Einfluß ihres Clans auf den König zu erhalten. Diese Hoffnung trug, denn es scheint, als habe Wiebke Kruse ihrer vormaligen Dienstherrin keine Loyalität erwiesen. Vielmehr muss sie Christian IV. gegenüber wohl recht viel von den Intimitäten Kirsten Munks berichtet haben. Nur so lässt sich erklären, dass der König 1632 seiner pro-forma-Frau eine Reihe von Fragen stellen lassen konnte, die allesamt recht genaue Kenntnisse der Vorgänge inbesondere um den Rheingrafen verraten. dass es Kirsten Munk nicht egal sein konnte, wie töricht sie ihre Gefühle ihrem Gatten, dem König, gegenüber ausgedrückt hatte, wird durch eine Reihe von Aktionen deutlich, die sie – sicher auch gedrängt von ihrer Mutter und anderen Mitgliedern ihres Familienkreises – unternahm, um den Bruch zu kitten. Unter anderem versuchte sie, über den Hamburger Alchimisten Heinrich Becker den König verzaubern zu lassen. Ein kompromittierender Brief wurde abgefangen, Becker in Hamburg auf Betreiben des Hofes inhaftiert. Er starb in der Untersuchungshaft, noch bevor ihm der Prozeß gemacht werden konnte. Wichtiges Belastungsmaterial war sogleich nach seiner Verhaftung auf Betreiben des niederländischen Gesandten in Hamburg, Voppe van Aitzema, vernichtet worden.14) Allein – der König dachte nicht daran, sich seiner Gattin wieder anzunähern, sondern verbreiterte eher die Distanz zu ihr. Ein unerlaubter Besuch in Altona und Glückstadt (bei ihrer mit Christian Pentz verheirateten Tochter) – bei letzterem kam es sogar zu einer Begegnung der Wagen von Kirsten Munk und Wiebke Kruse – führte sogar zu einer Verschärfung des Arrestes in Jütland. 15) Wiebke Kruse lebte als früheres Dienstmädchen am Rande des Hofstaates. Sie war – wie B. Scocozza schreibt – die uneheliche königliche Bettgefährtin, die sich in den Nebengemächern aufhielt und vom Hochadel verachtet wurde.16) Ihre beiden Kinder Ulrich Christian Gyldenløve (1630-1698) und Elisabeth Sophie Gyldenløve (1633-1654) wurden allerdings vom Hochadel als königliche Bastarde akzeptiert. Die Tochter heiratete 1648 Claus von Ahlefeldt (1614-1674) und erbte nach dem Tod ihrer Mutter das Gut Bramstedt. Die Mutter hingegen sah sich schon bei Lebzeiten Christians Anfeindungen ausgesetzt. Insbesondere kämpften die Töchter Kirsten Munks und deren Ehegatten für die Rehabilitation ihrer (Schwieger)Mutter, nicht zuletzt auch, um ihre eigenen Positionen bei Hofe zu verbessern. Schon 1644 hatte der Reichshofmeister Corfitz Ulfeldt der Rentekammer verboten, eine Pension an Wiebke Kruse zu zahlen, ohne ihn zu unterrichten – eine Maßnahme, die von Christian IV. sofort kassiert wurde. Hinzu kam, dass die Kirsten-Munk-Partei sich voll auf den Kronprinzen Christian stützte, der Wiebke Kruse ebenfalls nicht günstig gesonnen war; dessen Tod auf einer Badereise zu seinen Schwiegereltern, dem Herzogs- und Kurfürstenpaar von Sachsen 1647, zerstörte die schönsten Hoffnungen dieser Seite. So blieb nur die Hoffnung auf baldigen Tod der unseligen Rivalin.17) Dieser ließ jedoch auf sich warten. Die Kinder Wiebke Kruses, die nun im Erwachsenenalter standen, knüpften eine Allianz mit dem zweiten Prinzen, Friedrich, der überraschend zum Kronprinzen aufgerückt war. Christian Ulrich Gyldenløve hatte unter Friedrich im Ersten Schwedischen Krieg (Torstenson-Krieg 1643-1645) gekämpft und sich ausgezeichnet; Claus von Ahlefeldt als sein Schwager stand dem neuen Kronprinzen ebenfalls nahe. Es scheint, als habe der gealterte und erschöpfte Christian IV. in den Monaten nach dem Tod seines Lieblingssohnes Christian kaum noch das Durchsetzungsvermögen gehabt, mit einem Machtwort die Intrigen und Kulissenkämpfe zu Ungunsten seiner Lebensgefährtin zu beenden.

Kaum hatte der König am 28. Februar 1648 aufschloß Rosenborg bei Kopenhagen für immer die Augen geschlossen, da handelte die Kirsten-Munk-Partei rasch. Corfitz Ulfeldt gab sogleich die Anweisung, die kranke und bettlägerige Wiebke Kruse aus dem Schloß zu exmittieren. Er war es auch, der den Reichsrat bewegen wollte, der gehaßten Lebensgefährtin des toten Königs wegen „Lügen und Hinterziehungen“ den Prozeß zu machen. Der Reichsrat verweigerte sich diesem Ansinnen – und der Tod Wiebke Kruses verhinderte weitere Nachstellungen. Sie starb Ende April 1648 und wurde auf Geheiß Corfitz Ulfeldts bei Nacht ohne jedes Zeremoniell auf dem Friedhof vor der Norreport (Nordertor) der Kopenhagener Umwallung „rakkersvis“ (auf Henkersart) begraben. Die Tochter hatte sie in der Lieb-Frauen-Kirche in Kopenhagen bestatten lassen wollen. Noch aber war Friedrich III. nicht gekrönt und konnte seinen Schutz für die Familie von Wiebke Kruse nicht voll wahrnehmen.

So endete das Leben von Wiebke Kruse elend. Immerhin war sie Besitzerin des Gutes Bramstedt, das sie ihrer Tochter Elisabeth Sophie verh. von Ahlefeldt und derem Gatten vererbte, in deren Familienbesitz es bis 1698 verblieb. Das Haus in Glückstadt, das 1630/1631 erbaut und ihr am 8. Mai 1638 vom König geschenkt worden war, erbte der Sohn Christian Ulrich Gyldenløve, der es 1653 für 6.500 Mark an Johann Möller und Wilhelm Coppin, zwei Glückstädter Kaufleute, verkaufte.18) Mit zwei holsteinischen Orten bleibt also Wiebke Kruse trotz ihrer höchstwahrscheinlich dänischen, jedenfalls nicht bramstedtisch-förden-barlischen Abkunft eng verbunden. Ob allein diese Verbindung dazu ausreicht, sie kurzerhand in die Reihe der „verdienten Frauen“ Glückstadts aufzunehmen und sie mit einem Straßennamen erinnernd zu ehren, wage ich zu bezweifeln. Wiebke Kruse war keine kraft eigener Leistung besondere Frau, sondern nichts weiter als ein wahrscheinlich wohlgefälliger Spielball im höfischen Intrigenspiel am dänischen Königshof der Jahre 1628 bis 1632 und dann die Frau, die dem alternden dänischen den doch relativ bitteren Lebensabend versüßte.

1) J. Kähler, Das Stör-Bramautal, Stellau o.J., S. 113
2) J. Kähler, Das Stör-Bramautal, Stellau o.J., S. 117.
3) H. Riediger, Bauernhöfe und Geschlechter im altholsatischen Siedlungsgebiet des Kirchspiels Bramstedt, Band 1: Fuhlendorf-Föhrden-Barl-Wiemersdorf, Bad Bramstedt 1988.
4) Vgl. W. Prange, Entstehung und innerer Aufbau des Gutes Bramstedt, in: ZSHG, 91 (1966), S. 121-175, bes. S. 155-158.
5) D. Detlefsen, Geschichte der holsteinischen Elbmarschen, Bd. 2, Glückstadt 1892, S. 196, Fn. 3.
6) B. Scocozza, Christian 4., København 1987, S. 230: „baggrund er ukendt“
7) S. Heiberg, Christian 4. Monarkie. Mennesket og Myten, København 1988: „Vi ved intet om Vibeke Kruses baggrund, end ikke om hun er danske. En engelsk gesandt kaldte hende i 1632 ,et fruentimmer af meget lav herkomst‘.“ (S. 320)
8) Ebda., S. 319.
9) Es war im Adel bis in das 18. Jhdt. hinein üblich, dass sich die Ehefrau als Hinweis auf ihre Abkunft mit ihrem Vaters- oder Geschlechtsnamen nannte.
Auch in Holstein finden sich zahlreiche Belege für diese Übung, so bei Christine von Halle, der Gattin Heinrich Rantzaus (u.a. auf Breitenburg).
10) Der Begriff kommt vom lat. matrimonium ad morganaticum – Ehe auf bloße Morgengabe und wird für unebenbürtige Adelsheiraten verwendet; später: Mißheirat, frz. mesalliance.
11) C. Pentz spielte als zeitweiliger Gouverneur und Kommandant von Glückstadt, auch als Amtmann von Steinburg keine besonders glückliche Rolle und wurde 1649 von seinem Halbschwager Friedrich III. sogleich abgelöst und mit dem Amt Flensburg getröstet. Schon Christian IV. hatte ihn kurz vor seinem Tode abgesetzt und an seiner Stelle Claus von Ahlefeldt, den Schwiegersohn Wiebke Kruses, eingesetzt. Doch weigerte sich Pentz, seinen Posten zu verlassen, und ließ nach dem Tod des Königs die Glückstädter Garnison einen Eid auf den Reichsrat schwören, was wegen der Unzuständigkeit des Reichsrates für das Herzogtum Holstein unhaltbar war. Die Anordnung Christian IV. wurde von dessen Sohn und Nachfolger Friedrich III. umgesetzt. Vgl. S. Heiberg, Enhjornigen Corfitz Ulfeldt, København 1993, S. 97
12) Graf Otto Ludwig von Solm war Oberst eines geworbenen Reiterregiments im Dienst des Königs, wurde 1626 Hofmarschall und ging nach dem Ende seiner Affäre mit Kirsten Munk 1628 in schwedische Dienste. – Vgl. auch: Fru Kirstens Børn. To kongebørns begravelser i Roskilde domkirke, udg. af Nationalmuseet, København 1988.
13) Kirsten Munk hatte ihrem Gatten am 11. November 1628 den Zutritt zu ihrer Schlafkammer verweigert – das äußere Zeichen für den Bruch zwischen beiden.
14) S. Heiberg (wie Anm. 7), S. 318. Hexerei- und Zaubereivorwürfe gab es noch mehrfach. So wurde im August 1647 Karen Reinhardt, ein früheres Dienstmädchen von Wiebke Kruse, in Kopenhagen vernommen, weil sie im Gespräch gesagt hatte, der König und seine Geliebte wären verzaubert – B. Scocozza (wie Anm. 6), S. 251.
15) Vgl. K.-J. Lorenzen-Schmidt, Glückstadt im Spiegel der eigenhändigen Briefe Christian IV., in: Vorträge der Detlefsen-Gesellschaft Glückstadt, 2 (1999), S. 16-41, insbesondere Anhang 1, Nrn. 151,154 und 155; S. Heiberg (wie Anm. 11), S. 70.
16) B. Scocozza (wie Anm. 6), S. 230.
17) Am 13. Februar 1647 wünschte Corfitz Ulfeldt in einem Brief an Christen Thomassen Sehestedt, den Reichskanzler, dass Wiebke Kruse an ihrer Krankheit sterben möge – S. Heiberg (wie Anm. 11), S. 73.
18) Vgl. G. Köhn, Das kgl. Schloß Glücksburg und die Adelspalais der Residenzstadt Glückstadt, in: Jb. Steinburg, 29 (1985), Anhang, S. 1-33, hier: S. 10; H.R. Möller, Glückstadt. Ein Führer durch das Stadtdenkmal und seine Geschichte, Glückstadt 1994, S. 93.

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