Vogelschützengilde: Geschossen wird am Herrenholz

ein Bericht aus der Umschau (Kaltenkirchen) vom 30. Mai 2010:

Bad Bramstedt (psm) – Die Vogelgilde von 1695 gratuliert der Stadt Bad Bramstedt zum 100jährigen Stadt Jubiläum. Horst Ebeling berichtet, was vor 1 00 Jahren bei der Vogelgilde so los war: Neuer König wurde Claus Schlüter, Besitzer des Hotels Rolandseck. Vier Jahre zuvor hatte Claus Schlüter das Hotel als Neu-und Anbau am nördlichen Bleeck neu errichtet. Das Gildefest fand damals noch auf dem eigenen 50 Ar großen Grundstück zwischen Butendoor und AKN-Trasse statt. Die Gemarkung hieß „Vogelstange“ und war von 35 Pappeln umrandet. Die Vogelstange selbst war 28 Meter hoch und wurde von Leinen gehalten. Die zwei Zelte, Schieß- und Festzeit, wurden im Laufe des Jahres oft vermietet und so bekam die Gilde für die Unkosten zum Fest einen kleinen Ausgleich. Aus den Rechnungsbüchern geht hervor, dass auch jedes Jahr für die „Pflege des Walles, Abhalten der Jungens vom Schießen, Wachthalten des Nachts, Streichen des Zeltdaches (gegen durchnässen)“, bezahlt wurde.

Die Bramstedter Turner durften um 1900 das Gelände an der Vogelstange im Butendoor mitbenutzen.

Am 20. Mai 1910, dann das Schreiben vom Bürgermeister und der Polizeiverwaltung Bramstedt, in dem der Vogelgilde wegen der Beschwerde eines Anwohners wegen „Gefährdung von Leben und Eigentum“ dass das Schießen dort nicht mehr erlaubt wird. Sofort wird noch am gleichen Tage, nachmittags um 17 Uhr, eine dringende Versammlung in das „Holsteinische Haus“ (Gildehaus) einberufen. Die Ältersleute und Achtmänner sind in „großer Aufregung versetzt“ und konferieren mit Bürgermeister Rhode. Nach einer gemeinsamen Besichtigung des Platzes an der „Vogelstange“ wird beschlossen, die Vogelstange etwas zu drehen, so dass der anwesende Beschwerdeführer Rave seine Familie nicht mehr bedroht sieht und seine Anzeige zurückzieht. Rave verpflichtet sich, „an dem Festtage mit seiner Familie seine Wohnung verlassen zu wollen“, worauf von Bürgermeister Rhode und Polizeiverwalter für dieses Jahr „die Abhaltung des Festes in alt gewohnter Weise, ohne jegliche Einschränkung“ noch genehmigt wurde.

Die Eintragung in das Gildebuch 1910 endet folgendermaßen: „Es wird somit das Schießen nach dem Vogel im Jahre 1910 zum letzten Male auf der alten Vogelstange geschehen. So geschehen in Bad Bramstedt im Jahre 1910 am 20. Mai, dem Tage, nachdem unsere Mutter Erde von dem Schwanze des Kometen von Halley berührt wurde. Die Älterleute: Johannes Huß -Johann Fülscher“.

Von nun an wurde zwischen 1911 und 1914 die Vogelstange mit Pferden in das Gehölz der Bramstedter Spar-und Leihkasse hinter dem alten Kurhaus gebracht. Dieses Gelände wurde jedoch bald an das aufstrebende Solbad verkauft, so dass der Schützenverein „Roland“, gerade 1911 gegründet, der Vogelgilde helfend zur Seite stand. Außer in der Zeit des Zweiten Weltkrieges wird bis heute am Herrenholz das Gildezeit errichtet und dort auf den hölzernen Vogel geschossen.

Dieser Beitrag wurde unter C - Jürgen Fuhlendorf, Die Gilden, Bevölkerung veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.