Koch: Tagung 1999 – Johanna Mestorf

übernommen aus homepage: http://www.uni-kiel.de/ufg/mestorf.htm

JOHANNA MESTORF Ausschnitt aus einem Gemälde von Dora Arnd al Raschid.

JOHANNA MESTORF Ausschnitt aus einem Gemälde von Dora Arnd al Raschid.

* 15. April 1828 in Bad Bramstedt
zeitlebens wurde von Johanna Mestorf ihr Tauftag (17. April 1829) als Geburtstag angeführt
+ 20. Juli 1909 in Kiel

Vater: Jacob Heinrich Mestorf (1796 – 1837), Arzt in Rendsburg und Bramstedt
Mutter: Sophia Katrina Georgina Mestorf, geb. Körner (1794 – ?)

Trotz des frühen Todes ihres Vaters und der damit verbundenen Armut der Familie erhielt J. Mestorf eine Ausbildung an der Höheren Töchterschule, Itzehoe. Danach arbeitete sie längere Zeit als Erzieherin bei der Familie des Grafen Piper-Engsoe in Schweden und reiste durch Italien und Frankreich. Ab 1859 war sie als Fremdsprachensekretärin in Hamburg tätig.
Durch die seit 1863 erschienen Übersetzungen der Hauptwerke der skandinavischen Archäologie machte J. Mestorf diese der deutschen Forschung zugänglich. Auch in späteren Jahren fungierte sie als Kontaktperson zwischen den skandinavischen und deutschen Archäologen. Der 1866 erschienene Roman „Wibecke Kruse, eine holsteinische Bauerntochter“ zeugt wie auch ihre volkskundlichen Arbeiten von ihrer tiefempfundenen Heimatverbundenheit.
Ab 1869 gehörte J. Mestorf als freie Mitarbeiterin dem Kieler Museum an. Bei der Umstrukturierung in das „Museum für Vaterländische Alterthümer“ erhielt sie 1873 die neu geschaffene Stelle als Kustodin. 1891 wurde J. Mestorf als erste Frau in Preußen an die Spitze eines staatlichen Museums und Universitätsinstitutes berufen, 1899 zur Professorin (ohne Lehrbefugnis) ernannt. In ihrem letzten Lebensjahrzehnt wurde sie mehrfach geehrt.
Unter J. Mestorfs Ägide wurde der Grundstock für die Erforschung der Vorgeschichte Schleswig-Holsteins gelegt. Die reichen Sammlungen des Archäologischen Landesmuseums in Schloß Gottorf, Schleswig, gehen auf sie zurück. Da sie die Gefahr der unzureichenden Auf-bewahrung von prähistorischen Funden in Privatsammlungen und kleinen Museen erkannte, kämpfte sie für die zentrale Magazinierung, auch um die Zugänglichkeit für wissenschaftliche Forschungen zu gewährleisten. Sie richtete den Fundkatalog aller bekannt gewordenen Funde Schleswig-Holsteins ein, ein bis heute fortgeführtes Archiv. Schon 1877 forderte sie die Ernennung von Vertrauensleuten in den einzelnen Gemeinden, die als Kontaktpersonen zwischen der Bevölkerung und dem Museum dienen sollten, um Bodenfunde vor ihrer unbedachten Zerstörung zu bewahren. Diese Tradition wurde von dem später gegründeten Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein übernommen.

Hauptwerke (Auswahl)
Vorgeschichtliche Alterthümer aus Schleswig-Holstein (Hamburg 1885).
Urnenfriedhöfe in Schleswig-Holstein (Hamburg 1886).
Die Hacksilberfunde im Museum vaterländischer Alterthümer in Kiel. Mitth. des Anthr. Vereins VIII, 1895.
zahlreiche Artikel besonders in: Archiv für Anthropologie

Ehrungen
Kleine Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft; Silberner Frauenverdienstorden; Schwedische Goldene Medaille;
Ehrenmitglied der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, der Svenska Fornminnesföreningen,
der Finska Fornminnes-föreningen und der Anthropologischen Gesellschaft Wien; Dr. med. h.c. (Kiel 1909)

[Eva-Maria Mertens, Dipl.Prähist., Stralsund]


http://www.uni-kiel.de/ufg/tagungme.htm

Johanna Mestorf – Werk und Wirkung

Internationale Tagung vom 15. bis 17. April 1999
anläßlich ihres 170. Geburtstages, 100. Jahrestag der Verleihung der Professorenwürde und 90. Todestag.
Veranstalter sind das Institut für Ur- und Frühgeschichte und das Seminar für Volkskunde.
Tagungsort ist das Schloß in Bad Bramstedt, Kr. Bad Segeberg.

Das Jahr 1999 ist aus archäologischer und volkskundlicher Sicht ein Johanna-Mestorf-Gedenkjahr. Es gilt ihren 170. (offiziellen) Geburtstag und den 100. Jahrestag ihrer Ernennung zur Professorin zu feiern und ihres 90. Todestages zu gedenken. Diese Ereignisse nehmen das Institut für Ur- und Frühgeschichte und das Seminar für Volkskunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zum Anlass, an diese bedeutende Wissenschaftlerin mit einer dreitägigen Tagung zu erinnern.
In 18 Vorträgen soll die wissenschaftliche Leistung von Johanna Mestorf gewürdigt, der historische Hintergrund ihrer Tätigkeit, die Rezeption ihrer Forschung zu Archäologie und Volkskunde sowie die Situation von Frauen in der Wissenschaft um die Jahrhundertwende beleuchtet werden. Ergänzt wird das Programm durch eine Stadtführung, einen öffentlichen Abendvortrag zu Forschungen über den Ochsenweg und einer halbtägigen Exkursion entlang des Ochsenweges.

Der Tagungsort ist das Schloß in ihrem Geburtsort Bad Bramstedt. Die Tagungssprachen sind deutsch und englisch. Bei Bedarf wird eine kostenlose Kinderbetreuung während der Vorträge angeboten.

Es wird eine Tagungsgebühr von DM 30,- erhoben, die Exkursion kostet nochmals DM 30,-.

Anmeldungen sind bis zum 15. März 1999 an folgende Adresse zu richten:

Institut für Ur- und Frühgeschichte
z. Hd. Julia K. Koch M. A.

Christian-Albrechts-Universität
24098 Kiel

Tel.: 0431/8803173
Fax: 0431/8807300


Vorläufiges Tagungsprogramm

Mittwoch, 14. April
15.30 Uhr Öffnung des Tagungsbüros, voraussichtlich im Schloß in Bad Bramstedt, Kr. Bad Segeberg
16 Uhr Stadtführung mit dem Archivar Herrn Jacobsen, Treffpunkt: vor dem Schloß.

Donnerstag, 15. April
Begrüßung

1. Vortragsblock: Einführung
Dagmar Unverhau, Berlin: Johanna Mestorf. Lebensabschnitte
Ronald Heynowski, Dresden: Archäologie um die Jahrhundertwende
Monika Setzwein, Kiel: Frauenbildung im Kaiserreich

2. Vortragsblock: Forschungen damals
Marc Andresen, Kiel: Johanna Mestorf als Prähistorikerin. Zum Konzept und Bedeutungswert ihrer
archäologischen Forschungen
Ralf Busch, Hamburg: Johanna Mestorfs Wirken im Hamburger Museum für Völkerkunde
Tobias Springer, Nürnberg: Johanna Mestorfs Arbeiten für das Germanische Nationalmuseum
Barbro Johnsen Welinder, Stora Skedvi: Johanna Mestorf and Sweden
Stine Wiell, Haderslev: Johanna Mestorf und die dänische Archäologie

abends: Empfang der Stadt Bad Bramstedt

Freitag, 16. April
3. Vortragsblock: Forschungen bis heute in Archäologie und Volkskunde
Nina Hennig, Kiel: Johanna Mestorf und die Volkskunde
Wijnand van der Sanden, Assen: Johanna Mestorf und die Moorleichenforschung
Johanna Brather, Potsdam: Urnenfriedhöfe Schleswig-Holsteins. Forschungen im Anschluß an die
Tätigkeiten der Johanna Mestorf
Ralf Wiechmann, Hamburg: Wikingerzeitliche Schatzfunde – alte Meinungen, neue Perspektiven

4. Vortragsblock: Forscherinnen um die Jahrhundertwende
Elisabeth Arwill-Nordbladh, Göteborg: Hanna Rydh, eine schwedische Forscherin um die
Jahrhundertwende
Julia K. Koch, Kiel: Käte Rieken, geb. von Preen – eine Schülerin J. Mestorfs
Christine Burckhardt-Seebass, Basel: Frauen forschen im Feld (Frauen in der Volkskunde)
Irma Wehgartner, Würzburg: Spurensuche: Frauen in der Klassischen Archäologie vor dem 1. Weltkrieg

abends: öffentlicher Vortrag
Bernd Zich, Schleswig: „Ochsenweg/Hærvejen“ – Auf den Spuren des bedeutendsten Fernweges der
Cimbrischen Halbinsel

Samstag, 17. April
6. Vortragsblock: Johanna Mestorf und ihre Kollegen
Tove Hjørungdal, Göteborg: Ein Vergleich: Johanna Mestorf und Friedrich Lisch
Christian Andree, Kiel: Rudolf Virchow und Johanna Mestorf

nachmittags:
Exkursion unter der Leitung von B. Zich: Relikte des „Ochsenweges“ diesseits und jenseits der Eider


zur Tagung verteiltes Programm:

Johanna Mestorf. Werk und Wirkung – Programm

Mittwoch, 14. April 1999
15.30-17.00 Öffnung des Tagungsbüros, Standort: Eingangsraum im Schloß
16.00 Stadtführung mit dem Archivar Herrn Manfred Jacobsen,
Treffpunkt: vor dem Schloß

Donnerstag, 15. April 1999
08.00 09.00 Öffnung des Tagungsbüros Begrüßung

Einführung
Diskussonsleitung: Stine Wiell
09.15-10 00 Dagmar Unverhau, Berlin
Johanna Mestorf. Lebensabschnitte
10.00-10.45 Ronald Heynowski, Dresden
Die Situation der Archäologie um die Jahrhundertwende
10.45-11.30 Thomas E. Fischer, Bamberg
Die Anfänge des Frauenstudiums um 1900

11.30-13.00 Mittagspause

Theorie und Praxis
Diskussonsleitung: Ralf Wiechmann
13.00-13.45 Marc Andresen, Kiel

Johanna Mestorf als Prähistorikerin. Zum Konzept und Bedeutungswert ihrer

15 15- 15.45 Tee- und Kaffeepause

Johanna Mestorf und Skandinavien
Diskussonsleitung: Ralf Wiechmann
15.45-16.30 Barbro Johnsen Welinder, Stora Skedvi
Johanna Mestorf. The Link between Swedish and Continental
Archäology in the Golden Age
16.30-17.15 Stine Wiell, Haderslev
Johanna Mestorf und die dänische Archäologie

19.00 Empfang der Stadt Bad Bramstedt im Schloß

Freitag, 16. April 1999

Wirkung bis heute in Archäologie und Volkskunde
Diskussonsleitung: N.N.

09.00-09.45 Nina Hennig, Kiel
Johanna Mestorf und die Volkskunde

09.45-10.30 Wijnand van der Sanden, Assen
Bog Body research since Johanna Mestorf

10.30-10.45 Tee- und Kafteepause

10.45-11.30 Johanna Brather, Potsdam
Urnenfriedhöfe Schleswig-Holsteins. Forschungen im Anschluß an die
Tätigkeiten der Johanna Mestorf

11.30-12.15 Ralf Wiechmann, Hamburg
Wikingerzeitliche Schatzfunde – alte Meinungen, neue Perspektiven

Zeitzeuge Johanna Mestorfs
Diskussonsleitung: Barbro Johnsen Welinder
14.00-14.45 Christian Andree, Kiel
Rudolf Virchow und Johanna Mestorf

14.45-15.15 Tee- und Kaffeepause

Frauen in der Wissenschaft I
Diskussonsleitung: Barbro Johnsen Welinder

15.15-16.00 Julia K. Koch, Preetz
Käthe Rieken, geb. von Preen – eine Kollegin Johanna Mestorfs

16.00-16.45 Irma Wehgartner, Würzburg
Spurensuche; Frauen in der Klassischen Archäologie
vor dem 1. Weltkrieg

Öffentlicher Vortrag im Schloß

19. 30 Bernd Zich, Schleswig
,Ochsenweg/Härvejen‘ – Auf den Spuren des bedeutendsten
Fernweges der Cimbrischen Halbinsel

Samstag, 17. April 1999

Frauen in der Wissenschaft II
Diskussonsleitung: Elisabeth Arwill-Nordbladh

09.30-10.15 Viola Maier, Lübstorf
Die Herzogin von Mecklenburg-Schwerin (1856-1929)

10.15-11.00 Elisabeth Arwill-Nordbladh, Göteborg
Hanna Rydh – eine Forscherin mit vielen Dimensionen

11.00-11.30 Eva-Maria Mertens, Karnin-Friedrichshof
Resümee der Tagung

Exkursion Relikte des „Ochsenweges‘ diesseits und jenseits der Eider unter der Leitung von Bernd Zich, Schleswig

13.00 Abfahrt, Treffpunkt vor dem Schloß, Bad Bramstedt
Stationen; Krogaspe, Brammerau
15.00 Tee- und Kaffeepause im Hotel Conventgarten, Rendsburg
Stationen:,Kropper Busch“, Dannewerk
18.30 Rückkehr Bad Bramstedt


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