Lohse: Die Mühlenstraße

Erinnerungen vorgetragen im “Club Alter Bramstedter”

Die Mühlenstraße

Ilse Lohse geb. Göttsch

Es ist mal wieder soweit, 1/4 Jahr ist eine lange Zeit.
Seit wir in Juni uns nicht mehr geseh’n,
und damals mußten aus einandergeh’n.
Durch Zufall haben wir in unserm Haus vor Wochen,
mit uns’rer Lisa gesprochen.
Thema war natürlich unser Treffen im September.
Und prompt bekam ich den Bescheid – und Auftrag – den sie mir gleich gab –
über die Mühlenstraße zu berichten – wenn möglich, auch noch zu dichten.
Zeit zum überlegen hatte ich ja fürwahr genug, so wurde folgendes daraus –
wenn auch nicht gerade ein geschriebenes Buch.

So fange ich denn gleich mit den Ende Butendoor und Rechtsabbieger Mühlenstraße an.

Das Haus von Werner Fick (Eltern Max und Anne) steht schon seit meiner Kindheit. Vor dem jetzigen Parkplatz oder Terrasse muß noch eine alte Kate gestanden haben. Besitzer war ein Hans Geert. In der Haustür war eine große Luke – wie üblich bei Gripp und Böje im Butendoor. Dieser Besagte hatte eine Haushälterin Frau Koller mit Tochter Herta. Da gab es früher die Rede davon – daß ‚Geert‘ ganz plötzlich starb. Frau Koller gab dann ihr Erlebnis zum Besten: ‚Erst smitt he mi mit de Katt und dann blift he doot.‘ Danach sind Mutter und Tochter nach Hasenmoor oder Schmalfeld gezogen. Also aus den Augen, aus dem Sinn.

Die Nachbarn von Werners Eltern waren damals die Familie Zarp, eine Bäckerei mit kleinem Laden wurde von der ältesten Tochter – auch Meisterin – geführt. Der Vater starb ganz früh an Blutvergiftung. Es waren viele Geschwister da. Karl, der den heutigen Laden im Bleeck vor Jahren mit seiner Frau Else eröffnete. (Er selbst starb ganz plötzlich. Heute wird das Geschäft von seinem Sohn Karl Heinz mit Frau geführt.

Diese haben das Geschäft und den Laden und das Cafe ganz groß auf Zack gebracht. Es gab auch noch die Mädchen Anneliese und Martha, Ernst der Jüngste, lebt soviel ich weiß noch im Nachbarort Fuhlendorf.
Die Anneliese war, wenn ich nicht irre, im vorigen Jahr mal hier bei uns im Treff.

Nun weiter zur Mühlenstraße.
Als Nachbarn sind die Familie Mordhorst in dritter Generation geblieben. Willi und Cläre – inzwischen auch im Rentenalter. Bis zu ihrem Tod lebte Elsa Mordhorst geb. Zimmer nebenan im Altenteilhaus, noch recht lange dort.

Nebenan gibt es das Haus – früher Julius Kreutz – links eine Mietwohnung, wo es die Kranzbinderei Lauer gab. Man kam gleich von draußen in die Küche und dann ins Zimmer. Starker Tannenduft kam einem entgegen, so war man froh, wenn man wieder draußen war. Diese Leute haben auch mal im Bleeck gewohnt, zwischen Schlichtung und Schlachter Möller, ob nun vor oder nach der Mühlenstraße ?

Im Nachbarhaus gab es die Familie Thies. Leider starb der Sohn zuerst, dann die Eltern kurze Zeit danach. Heute gibt es dort ein Studio für Fußpflege. Weiter kannte man nebenan früher während meiner Schulzeit Frau Hartmann – eine Schneiderin – die oftmals meine Kleider genäht hat, war auch nicht so teuer.
Durch einen langen Gang kam man zu einer Hinterwohnung für Frau Lepper, schon eine alte Dame.

Das nächste Haus mit Familie Fritz Fick – eine ganz alte Oma lebte bei den Kindern. Ich denke, sie war such die Oma von unserer Martha Witte. Man kannte sie, weil sie fast jeden Tag zu den Kindern im Butendoor ging – immer mit halber Schürze. Weiter in der Mühlenstraße es ein Mehrfamilienhaus. Ob Besitzer Heinz Wulf? Der war sehr bekannt durch seinen Pferdehandel. Er immer mit Reitstiefel und Angeber. „Was kostet die Welt“? Mit den Zigeunern, die oft auf dem Rasen im Butendoor lagerten, kam er auch prompt ins Geschäft.

Maria und Josef waren seine Feinde. Ansonsten war er, wie auch seine Frau Frida geb. Dummersdorf gutmütige Leute.

Im nächsten Haus fand die Familie Stamerjohann – noch verwandt mit der Familie Zimmer in Bleeck. Heute wohnen die Ebelings vom Bleeck in diesem schon früher erworbenen Haus.

Am Ende der Straße gab es eine kleines Haus – dieses gehörte zur Mühle Paustian – später Schlüter. Bewohner war die Familie Blunk. Der Vater von Minna Blunk (sie wohnt im Strietkamp und heißt heute Siegert. Auch die Mutter und wie auch meine Mutter haben oft zusammen auf dem Feld gearbeitet. So holte ich dann die Minna ab, um mit ihr was zu unternehmen. Wenn ich dann von draußen in die Küche kam, lag sie vorm Herd, den sie putzen sollte, vor sich auf dem Fußboden einen Roman.

Heute stehen noch zwei weitere Häuser am Ende der Straße.

Nun zur gegenüberliegenden Straßenseite.

Da ist zunächst ein Neubau von Gerd Kiel – dann kommt ein Doppelhaus mit Mietwohnungen. Das letzte Haus gehörte früher der Familie Krüger.

Dann kam und kommt auch heute noch ein Durchgang zum Bleeck.

Familie Blöcker – Vater Friseur – wohnt in einem Mietshaus der Besitzerin Mine Delfs. 1928 wurde dann das Haus Butendoor 1 gebaute, wo Schwiegertochter Käte heute noch mit Tochter Anke und Familie ihr Zuhause hat. Ihr Ehemann und Vater Otto, auch Friseur starb viel zu früh, vor ein paar Jahren.
Neben Blöckers war damals das Gefängnis mit dicken Mauern, und die Wohnung der Familie Bradtke. Hin und wieder hatten diese dann mal einen Insassen zu beherbergen.

Weiter – sozusagen als Nachbar – existierte die Familie Wilhelm Meyer.
Der einzige Sohn Ernst (zwei Schwestern von ihm Gerda und Alma kommen auch noch gerne von auswärts nach hier,) hat später mit Frau Anne geb. Rickert sein Zuhause prima auf Vordermann gebracht. Man kann sich nur freuen, wenn man sieht, was sich doch mit viel Geschick und Liebe aus einem früheren Grundstück und Haus machen kann.

Daneben dann das Haus von Hans und Sophie Zimmer. Beide sind schon lange nicht mehr. Aber Tochter Karin mit ihrem Mann Arnold Witt als Nachfolger haben es ebenfalls immer wieder erneuert und verschönert.

Nun komme ich zum Schluß. Heute sage ich, „Hut ab für die Mühlenstraße“.
War es früher auch holperiges Pflaster- kann sie heute Vorbild für Bad Bramstedt sein.

Eure Ilse Lohse geb. Göttsch

Bad Bramstedt, den 11. September 1996

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