Die Partnerschaft zwischen dem Alexander-von-Humboldt -Gymnasium Greifswald und der Jürgen-Fuhlendorf-Schule Bad Bramstedt

Alexander Behnsen – Daniel Fehlhaber – Matthias Finck – Andreas Röske – Ulrike Teßmann

EIN BEITRAG ZUR DEUTSCHEN EINHEIT

Die Partnerschaft zwischen dem
Alexander -von-Humboldt -Gymnasium Greifswald
und der Jürgen-Fuhlendorf-Schule Bad Bramstedt

SCHRIFTENREIHE
DER
JÜRGEN-FUHLENDORF-SCHULE

Herausgegeben von U. March

HEFT 14
Bad Bramstedt 1997

Inhalt
I. Anbahnung und Begründung der Partnerschaft . . ……… . Seite 4
II. Lehreraustausch . . . … . ….. . …… .. .. ….. ….. .. . Seite 9
m. Schüleraustausch …………. … …… . …. . ……. Seite 12
IV. Elternaustausch ……………………………… Seite 18
V. Materielle Unterstützung für das
Alexander-von-Humboldt-Gymnasium …….. .. ……. . Seite 27
VI. Gemeinsame Veranstaltungen …….. . … . …… .. …. Seite 30
VII. Bilanz und Ausblick ………………………….. Seite 35
VlII. Nachwort .. …… … . ……….. . .. . …. . …. . .. .. Seite 39
IX. Anmerkungen . …… .. ……………………… . Seite 39


Die vorliegende Veröffentlichung erscheint textgleich als Heft 14 der „Schriftenreihe der Jürgen-Fuhlendorf-Schule“ und als Heft 1 der neugegründeten „Schriftenreihe des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums“. Autoren sind Schüler beider Schulen, Herausgeber die Schulleiter. Die Zusammenarbeit zweier Schulen kann nicht sinnfälliger zum Ausdruck kommen; diese Schrift ist selbst Dokument der Partnerschaft, die sie beschreibt.

Wie aus der folgenden Darstellung hervorgeht, ist die Partnerschaftsarbeit beider Schulen stets zukunftsorientiert gewesen. Die neugegründete Greifswalder Schriftenreihe soll, wie dies in Bad Bramstedt seit langem der Fall ist, künftig auch befähigten Schülern des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums Gelegenheit geben, ihr Erstlingswerk der schulischen und außerschulischen Öffentlichkeit vorzustellen. Auf diese Weise bekennen sich beide Partnerschulen ausdrücklich zur wissenschaftlichen Propädeutik und damit zur Idee des Gymnasiums.

Die Finanzierung dieses Heftes, das in verhältnismäßig hoher Gesamtauflage erscheint, wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht die Haniel-Stiftung einen namhaften Betrag bereitgestellt hätte. Es ist der bisherige Höhepunkt vielfältiger Hilfs-, Förderungs- und Unterstützungsbemühungen, die unsere Partnerschaft von Anfang an begleitet haben. Die Anerkennung unserer Arbeit, die sich darin zeigt, ist uns Ansporn, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.

Greifswald / Bad Bramstedt, im Frühjahr 1997

Helga Scherpelz
Ulrich March

I. Anbahnung und Begründung der Partnerschaft

Bis Ende des Schuljahres 1989/90 war das heutige Alexander-von-Humboldt-Gymnasium eine Polytechnische Oberschule mit über 600 Schülern, 40 Lehrern und 27 Klassen.
Nach der Wende wurden im 9. und 10. Schuljahr Leistungsklassen gebildet, die ab 1991 weiter zum Abitur geführt werden sollten. Die Umstrukturierung, die im September 1990 begann, wurde mit der Eröffnung des Gymnasiums am 1.9.1991 fortgesetzt. Begonnen wurde mit den Klassenstufen 7 bis 11. Mit der Eröffnung des Gymnasiums wurde die bisherige Ostrowski-Schule in das
Alexander-von-Humboldt-Gymnasium umbenannt.
Ein Jahr vor der Eröffnung des Gymnasiums war Frau Dr. Scherpelz zur Direktorin der Schule ernannt worden. Vorher war sie als Lehrerin für Biologie und Chemie und als Fachberaterin für Biologie tätig gewesen.

Die Jürgen-Fuhlendorf-Schule wurde im Jahr 1908 gegründet und ist damit eines der ältesten Gymnasien im südlichen Schleswig-Holstein. Die Schule, die seit jeher ein betont gymnasiales Profil anstrebt, wird von rund 650 Schülern besucht und hat 55 Lehrkräfte. Schulleiter ist seit 1973 Herr Oberstudiendirektor Dr. March.

Wie ist es nun gekommen, dass diese beiden – damals noch sehr unterschiedlichen – Schulen eine Partnerschaft miteinander eingegangen sind? Die erste Anregung ging von der Elternschaft der Jürgen-Fuhlendorf-Schule aus. Noch vor dem 3. Oktober 1990 schlugen einige Mitglieder des Schulelternbeirates vor, die Jürgen-Fuhlendorf-Schule solle Verbindung zu einer möglichst weit östlich gelegenen Schule der DDR aufnehmen. Als daher der Schulleiter Dr. March auf einer Geschichtsfachtagung eine Kollegin aus Greifswald traf, nämlich die damals an der Ostrowski-Schule tätige Frau Pietsch, fragte er sie, ob ihre Schule an einer Partnerschaft interessiert sei. Auf ihre bejahende Antwort hin skizzierte er auf einem Zettel den Charakter und die pädagogische Zielsetzung der Jürgen-Fuhlendorf-Schule mit der Bitte, diese Aufzeichnungen an Frau Dr. Scherpelz zu übergeben. Daraus entwickelte sich ab Januar 1991 ein Schriftwechsel beider Schulleiter, der die wechselseitige Bereitschaft erkennen ließ, eine Schulpartnerschaft miteinander einzugehen.

Am 29. Januar 1991 befasste sich die Lehrerkonferenz der Jürgen-Fuhlendorf-Schule mit dem Thema einer Partnerschaft zu einer Schule in Mecklenburg-Vorpommern .

Nach Aussagen von Schulleiter Dr. March war es nach der Partnerschaftseuphorie, die nach der überraschend gekommenen deutschen Einheit in der alten Bundesrepublik herrschte, äußerst schwierig, eine geeignete Schule zu finden, da vor allem die Schulen, die im westlichen Teil des Landes Mecklenburg-Vorpommern lagen, bereits Partnerschaften mit Hamburger Schulen eingegangen waren. Allerdings kam auch nur eine Schule dieses Landes in Frage, da es allgemein üblich geworden war, dass Schulen aus Schleswig-Holstein und Hamburg ihre Partnerschulen im nördlichsten neuen Bundesland suchten.

Um die Aufnahme partnerschaftlicher Beziehungen mit der JürgenFuhlendorf-Schule bewarben sich folgende Schulen: 1. die POS Malehin, 2. die EOS Saßnitz, 3. die POS Loitz, 4. ein Schweriner Gymnasium und 5. die Ostrowski-Schule Greifswald. Der Konferenz lag ein Schreiben von Frau Dr. Scherpelz vor, in dem sie betonte, dass ihre Schule an einer schnellen Kontaktaufnahme sehr interessiert sei. Aus diesem Grunde schlug sie folgende Maßnahmen vor:
1. Gegenseitiger Besuch der Schulleiter und von drei bis vier Lehrern im März 1991 für ungefähr drei Tage mit privater Unterbringung
2. Gegenseitiger Besuch von Schülern mit einem Lehrer
Als möglichen Zeitpunkt für diese Besuche nannte Frau Dr. Scherpelz die Monate April und Mai des Jahres 1991. An Vertreter des Lehrerkollegiums der Jürgen-Fuhlendorf-Schule erging eine Einladung für den 16./17. März. Die Teilnahme der Gastschüler am Unterricht an der Greifswalder Schule sah Frau Dr. Scherpelz als besonders wichtig an 2).

Wohl auch als Reaktion auf dieses Schreiben entschloss sich das Lehrerkollegium der Jürgen-Fuhlendorf-Schule in der Konferenz vom 29. Januar 1991 nach ausführlicher Diskussion mehrheitlich zur weitergehenden Kontaktaufnahme mit der Greifswalder Schule. Es wurde entschieden, eine Delegation für den Besuch in Greifswald zu bilden. Dieser Delegation sollte mindestens je ein Vertreter der einzelnen Fachgruppen angehören.
Aus einem Schreiben von Frau Dr. Scherpelz an Herrn Dr. March vom 5. Februar 1991 geht hervor, dass der beschlossene Besuch der Bad Bramstedter Delegation unter der Leitung des Schulleiters Dr. March in Greifswald am 9. März 1991 stattfand 3).

In einer Dienstbesprechung der Jürgen-Fuhlendorf-Schule am 1. April 1991 erstatteten die Delegationsmitglieder Bericht. Ergebnisse des Besuches waren:
1. großes Interesse bei der möglichen Partnerschule, 2. Vereinbarung eines Gegenbesuches für den 10.-12. Mai 1991,3. Angebot eines Projektes Greifswald-Rügen als Auftakt für den Schüleraustausch.
Weiterhin hoben die Delegationsmitglieder die angenehme Atmosphäre und das freundliche Entgegenkommen der Greifswalder Kollegen hervor 4).

Am 10. Mai 1991 fand in Bad Bramstedt eine Schulkonferenz statt, an der auch Frau Dr. Scherpelz teilnahm. Ein Tagesordnungspunkt dieser Konferenz war die in Aussicht genommene Partnerschaft und deren Gestaltung. Beraten wurde über folgende Punkte:

1. Einwöchiger Schüleraustausch (Mittelstufe) zusätzlich zu den normalen Klassenfahrten.
Es wurde bei diesem Vorschlag nicht festgelegt, ob die Teilnahme auf freiwilliger Basis beruhen sollte oder ob sie Pflicht sei. Frau Dr. Scherpelz bedauerte, dass die Oberstufe nicht am Austauschprogramm teilnehmen sollte. Herr Dr. March erläuterte dann die Schwierigkeiten, die durch das Kurssystem der Oberstufe entstünden. Frau Berner regte an, dass auch Fachlehrer die Möglichkeiten haben sollten, Fahrten vorzubereiten.
Die Einbeziehung von Eltern in die Austauschprogramme sollte nach Meinung von Frau Dr. Scherpelz nicht vergessen werden.

2. Lehreraustausch für ein bis zwei Wochen auf freiwilliger Basis (in den ersten Jahren).
Von den Elternvertretern Herrn Finck und Frau Lange wurde angemerkt, dass durch den Austausch kein zu großer Unterrichtsausfall entstehen dürfe.
Herr Dr. March und Frau Dr. Scherpelz betonten die Gegenseitigkeit der Austauschprogramme und befürworteten den Versuch, einen solchen Erfahrungsaustausch vorzunehmen.

3. Sonderexkursionen
Solche Exkursionen sollten zu bestimmten Anlässen (zum Beispiel zur Gründung des Greifswalder Gymnasiums am 26. August 1991) stattfinden.
Sie sollten auf einzelne Fächer begrenzt sein (Kunstausstellungen, Konzerte von Musikgruppen, gemeinsame Sportwettkämpfe etc.).

Neben diesen drei Vorschlägen wurde noch die Möglichkeit des Einzelaustauschs während der Ferien von Herrn Finck angeregt, Herr Otto schlug gemeinsame Klassenfahrten an denselben Zielort vor.

Nach der Diskussion über diese Vorschläge wurde der Antrag gestellt, die Partnerschaft in diesem Sinne zu realisieren. Er wurde einstimmig angenommen s. Weitere Gestaltungsmöglichkeiten der Partnerschaft wurden nach den ersten Erfahrungen in der Schulkonferenz der Jürgen-Fuhlendorf-Schule am 27. März 1993 besprochen:

1. Teilnahme von Schülern und Lehrern aus Greifswald an den Projekttagen der Jürgen-Fuhlendorf-Schule
2. Teilnahme einer Delegation von Schülern und Lehrern der JürgenFuhlendorf- Schule an der Einweihungsfeier des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums
3. Hilfe der Jürgen-Fuhlendorf-Schule bei der Einrichtung einer Schülerbibliothek am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium (ca. 1000 Bücher)
4. 500-DM-Spende der Bad Bramstedter Lehrer für das Lehrerzimmer in Greifswald
5. Wahl der Bad Bramstedter Religionslehrerin Frau Schneider als Beauftragte für partnerschaftliche Beziehungen
6. Lehreraustausch mit Übernahme des Unterrichts
7. Einladung von Frau Dr. Scherpelz zum Abitur an der Jürgen-Fuhlendorf-Schule
8. Besuch der Bad Bramstedter Schülervertretung in Greifswald
9. Übermittlung von Abiturthemen an das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium
10. Fachkonferenzen unter Bad Bramstedter Beteiligung in Greifswald
11. Geldsammlung der Eltern sowie eine weitere Buchspende

Herr Dr. March übte während dieser Schulkonferenz Kritik an den Bundesländern Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, deren Unterstützung nur sehr mäßig sei.

Überhaupt erwies sich der mangelnde staatliche Rückhalt als hinderlich für die Entwicklung der Partnerschaft. Keine einzige der im Folgenden geschilderten Austauschaktionen wurde als Dienstreise anerkannt, so dass Lehrer, Schüler und Eltern ihre Fahrten zur Partnerschule in der Regel selbst finanzieren mussten.
Unterstützung gab es dagegen von Vereinigungen und Stiftungen, insbesondere von den Fördervereinen beider Schulen, der Arbeitsgemeinschaft „Staat und Gesellschaft“, den Bad Bramstedter Rotariern, der Robert-Bosch-Stiftung, die insgesamt DM 2.047,- zur Verfügung stellte, und vor allem von der Haniel-Stiftung, der die Entstehung und Drucklegung dieser Publikation zu verdanken sind.

Inzwischen war am 28. August 1991 das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium begründet worden. Auf dem Schulhof der ehemaligen Ostrowski-Schule hatten sich zahlreiche Gäste versammelt, unter ihnen Oberbürgermeister Dr. Reinhard Glöckner. Ihm war es besonders wichtig, die Bedeutung des Gymnasiums als einer zur Hochschulreife führenden Bildungsstätte für die Universitätsstadt hervorzuheben, und er gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass nun mehr junge Leute diesen Schulabschluss erreichen könnten. Weitere Gäste waren Senator Dr. Jürgen Drenckham, die Schulamtsleiter aus der Stadt und dem Landkreis sowie eine zehnköpfige Delegation des Kollegiums der Jürgen-Fuhlendorf-Schule.

Schon monate- und wochenlang wurde auf diesen Tag hingearbeitet. Neue Fachräume waren entstanden, das Gebäude neu gestaltet und möbliert. Auch ein Förderverein für die Schule wurde gegründet. Im Ganzen gesehen wurde es ein erfolgreicher Tag und damit ein guter Auftakt für die künftige Arbeit des neuen Gymnasiums.

Mit großer Freude konnten die Mitglieder des Greifswalder Elternrates im Rahmen dieser Festveranstaltung von den Eltern des Partnergymnasiums in Bad Bramstedt mehrere große, fest verschnürte Bücherpakete als Geschenk entgegennehmen. Diese Bücher bildeten den Grundstock des Literaturbestandes der Greifswalder Schülerbibliothek. Eingeleitet wurden die Eröffnungsfeierlichkeiten schon am Vorabend mit einem Freiluftkonzert der Bad Bramstedter Schüler-Big Band in der Klosterruine Eldena; die Leitung hatte Herr Studienrat Handtke.

II. Lehreraustausch

In den Jahren der Teilung hatte sich das deutsche Schulwesen in Ost und West völlig unterschiedlich entwickelt. Für die Lehrkräfte galt es daher, möglichst viel voneinander zu lernen und möglichst schnell eine gemeinsame Basis für die Zukunft zu finden. Gelegentliche Begegnungen zwischen Bad Bramstedter und Greifswalder Lehrern hätten da nicht ausgereicht. Aus diesem Grund waren beide Partnerschulen von Anfang an entschlossen, einen systematischen Lehreraustausch zu organisieren, der dann während der frühen neunziger Jahre im Mittelpunkt der partnerschaftlichen Beziehungen stand.

Der Austausch vollzog sich in der Weise, dass – meist für den Zeitraum einer Woche – Bad Bramstedter Lehrer am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium unterrichteten, während gleichzeitig Greifswalder Kollegen deren Unterricht an der Jürgen-Fuhlendorf-Schule übernahmen. Da nach Möglichkeit Lehrer der gleichen Fächer ausgewählt wurden, konnte der Unterrichtsausfall an beiden Schulen gering gehalten werden. In der Regel wurden während der Austauschzeiten Fachkonferenzen und Informationsveranstaltungen angesetzt, und die Gastlehrer nahmen am gesamten schulischen Leben teil. Durch die Vielzahl dienstlicher und persönlicher Gespräche, die sich dabei ergaben, war jeweils ein umfassender Gedankenaustausch möglich. Die Austauschlehrer beider Schulen hatten so Gelegenheit, ihren fachlichen und pädagogischen Horizont zu erweitern. Außerdem konnte schnelle und wirksame Hilfe beim Aufbau des Greifswalder Gymnasiums geleistet werden – insofern eine wesentliche Unterstützung, als es diese Schulart in der DDR nicht gegeben hatte.

Schon vor der Eröffnung des neuen Gymnasiums war ein Lehreraustausch zwischen den beiden Schulen durchgeführt worden. Zehn Greifswalder Lehrer und zwei Schüler fuhren vom 10. bis zum 13. Mai 1991 nach Bad Bramstedt. Hierbei handelte es sich um Frau Guth, Frau Hartwig, Frau Bettin, Frau Schier, Frau Pietsch, Frau Maletzke, Herrn Jantsch, Herrn Biester, Herrn Dr. KoreIl und die Direktorin Frau Dr. Scherpelz sowie den Vertreter des Schülerrates, Patrick Perlick, und die Redakteurin der damaligen Schülerzeitung, Christiane Zeiger. Diese erste Greifswalder Delegation wurde, wie auch alle nachfolgenden, freundlich empfangen und mit einem reichhaltigen Programm in die Arbeit eines Gymnasiums eingeführt. So nahmen die Gäste zum Beispiel an der Schulkonferenz teil, konnten im Unterricht hospitieren und an einer Stadtführung teilnehmen, die Herr Oberstudienrat Platte durchführte. Während des Aufenthaltes wurden aber auch wichtige Themen zur inhaltlichen Ausgestaltung des Partnerschaftsverhältnisses diskutiert, da die Beziehungen erst seit kurzem bestanden und dieses Treffen das erste überhaupt in einem größeren Rahmen war. Im Vordergrund stand der Gedankenaustausch zwischen den Lehrern. Auf Grund der großen Anzahl der mitgereisten Lehrer, die fast alle Fächer vertraten, konnten viele didaktische Fragen geklärt werden (Unterrichtsformen, Medieneinsatz, Kurssystem der Oberstufe etc.).

Ende November 1991 fuhren die Greifswalder Lehrerinnen Frau Kawellis und Frau Pöthkow für eine Woche nach Bad Bramstedt und wurden im Unterricht der Jürgen-Fuhlendorf-Schule eingesetzt, während Frau Schneider Frau Renfer-Gleisberg und Herr Wittstock deren Unterricht in Greifswald übernahmen. Für interessierte Greifswalder Schüler bestand die Möglichkeit, mit der Religionslehrerin Frau Schneider über Probleme und Inhalte dieses Faches zu sprechen, das es zu diesem Zeitpunkt an der Schule noch nicht gab. Außerdem fanden Fachkonferenzen der Englisch- und Geschichtslehrer statt, an denen die Bad Bramstedter Gäste als Fachkollegen teilnahmen.

Zu einem weiteren Lehreraustausch kam es noch im selben Schuljahr. Vom 10. bis zum 13. März 1992 übernahmen Herr Dr. Willert und Herr Dr. Putzer

[Foto] Lehrer der Jürgen-Fuhlendorf-Schule im Dienstzimmer von Frau Dr. Scherpelz

den Unterricht von Frau Werth und Frau Bergmann am Humboldt-Gymnasium, die dafür in Bad Bramstedt unterrichteten. Wiederum wurden Fachkonferenzen durchgeführt, und zwar für die Fächer Chemie, Biologie und Geographie. Die von Frau Schneider begonnenen Informationsveranstaltungen zum Fach Religion wurden durch Herrn Willert weitergeführt. Die
Austauschlehrer hatten aber nicht während des ganzen Vormittags Unterricht, sie konnten auch in anderen Klassen oder Fächern hospitieren. So waren sie in der Lage, sich einen Überblick über die pädagogische Arbeit am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium zu verschaffen.

In den folgenden Schuljahren wurde der Lehreraustausch planmäßig fortgeführt und auf das gesamte Fächerspektrum ausgedehnt. 1992 unterrichteten – jeweils im Austausch gegen Greifswalder Kollegen – Herr Treichel (Latein, Griechisch) und Frau Reebs (Englisch, Französisch) am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, 1993 Frau Schwarten (Englisch, Erdkunde) und Herr Tesch (Physik, Mathematik) und 1994 Herr Langkabel (Englisch, Französisch) und Herr Lucht (Mathematik, Sport). Im Jahre 19921eistete ferner der damalige cand. rer. nat. Gundolf March, ehemaliger Schüler des Jürgen-Fuhlendorf-Gymnasiums, ein vierwöchiges Schulpraktikum am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium ab und übernahm zeitweilig wegen Abwesenheit der einzigen dortigen Lehrkraft den gesamten Lateinunterricht. Besonders wertvoll für das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium war die Anwesenheit der Latein- und Französischlehrer, da Latein in DDR-Zeiten überhaupt nicht und Französisch nur in sehr geringem Umfang unterrichtet worden war.

Am Rande sei noch vermerkt, dass an den vier Studienreisen nach Rom, die Herr Dr. March zwischen 1991 und 1996 für mecklenburgisch-vorpommersche Geschichts- und Lateinlehrer durchführte, stets auch Kollegen des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums teilgenommen haben.

III. Schüleraustausch

Beim Schüleraustausch ging man so vor, wie es die Schulkonferenz der Jürgen-Fuhlendorf-Schule am 10. Mai 1991 beschlossen hatte.
Jeder Schüler aus Bad Bramstedt und Greifswald sollte in seiner Mittelstufenzeit mindestens einmal die Möglichkeit haben, an einem offiziellen Austausch zwischen den beiden Schulen teilzunehmen, wobei die Teilnahme auf freiwilliger Basis erfolgte. Die Dauer des Aufenthaltes an der jeweiligen Partnerschule wurde auf 4-5 Tage begrenzt. Es wurde beschlossen, die Gastschüler privat bei passenden Familien unterzubringen. Das geht aus den Fragen nach Hobby und Alter hervor, die jedem Schüler vor dem eigentlichen Austausch gestellt wurden; die jeweiligen Angaben wurden der gastgebenden Familie zugeleitet, so dass sich bereits im Vorfeld des Austauschs eine private Korrespondenz entwickeln konnte.

Der erste offizielle Schüleraustausch zwischen dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium und der Jürgen-Fuhlendorf-Schule fand dann im Herbst 1991, also kurz nach der Umwandlung der POS in das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, statt.

Aus Bad Bramstedt reisten die Untertertia a und die Untertertia b nach Greifswald. Als Lehrer fuhren Herr Treichel (Latein, Mathematik, Griechisch) und Herr Gaipl (Deutsch, Geschichte) mit. In Greifswald wurde die Organisation des Austauschs von Herrn Burmeister gestaltet. Nach Angaben damals Beteiligter hat das Programm folgendermaßen ausgesehen:

1. Tag:
– Abfahrt in Bad Bramstedt um ca. 8.00 Uhr
– Ankunft am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium um ca. 17.30 Uhr
– Begrüßung durch Frau Dr. Scherpelz
– Rest des Tages zur freien Verfügung
– Unternehmungen mit den Gastfamilien

2. Tag:
– Morgens gemeinsamer Schulbesuch (Teilnahme der Bad Bramstedter Schüler am Unterricht)
– am Nachmittag gemeinsamer Stadtrundgang unter der Führung des Greifswalder Lehrers Burmeister mit Besichtigung der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, des Doms St. Nikolai, der historischen Altstadt und der Ruine des Zisterzienserklosters Eldena
– Abend zur freien Verfügung
3. Tag:
– Morgens Aufbruch der Bad Bramstedter Schüler zu einer Tagestour nach Stralsund und Rügen, Besichtigung des Doms und der Altstadt von Stralsund, Strandwanderung und Besuch des Kaps Arkona auf Rügen
– Abend zur freien Verfügung
4. Tag:
– Gemeinsamer Schulbesuch am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in den ersten beiden Stunden
– Abfahrt der Bad Bramstedter Gäste.

Aus diesem Programm kann man deutlich erkennen, dass es beim Austausch zwischen der Jürgen-Fuhlendorf-Schule und dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium von Anfang an nicht nur darauf ankam, Unterrichtserlebnisse auszutauschen, die Schüler sollten auch die Gelegenheit erhalten, die jeweils andere Stadt und das jeweils andere Bundesland kennenzulernen. Sicherlich trug die Euphorie, die ein knappes Jahr nach der deutschen Wiedervereinigung herrschte, nicht unwesentlich dazu bei, dass dieser erste Austausch sowohl von den beteiligten Bad Bramstedter Schülern als auch von den Lehrern als Erfolg angesehen wurde. Nach Aussagen von Herrn Dr. March gab es von Seiten des Lehrerkollegiums im Allgemeinen breite Zustimmung zu der Form des Zusammenarbeitens der bei den Schulen. Die Bad Bramstedter Schüler hielten vor allem die Fahrt nach Rügen und die Teilnahme am für sie bis dahin unbekannten Russischunterricht für die Höhepunkte der Exkursion. Auch ist anzumerken, dass die Atmosphäre in den Gastfamilien als durchweg positiv bezeichnet wurde.

Vom 4. bis zum 7. Mai 1992 fand dann der Gegenbesuch der Greifswalder Schüler in Bad Bramstedt statt. Die Teilnahmeliste und die Verteilung entsprachen denen des vorangegangenen Austauschs. Nach den Erinnerungen der beteiligten Schüler Muss das Programm etwa so ausgesehen haben:

1. Tag:
– Abends Ankunft der Greifswalder Schüler in Bad Bramstedt
– Verteilung auf die Gastfamilien
2. Tag:
– Morgens gemeinsamer Schulbesuch an der Jürgen-Fuhlendorf-Schule
– Fahrt der Greifswalder Gäste nach Hamburg
– Abend zur freien Verfügung
3. Tag:
– Fahrt der Greifswalder Schüler zur schleswig-holsteinischen Westküste und nach Lübeck
– Abend zur freien Verfügung
4. Tag:
– Rückreise der Gäste aus Greifswald

Der nächste offizielle Austausch zwischen den beiden Schulen fand dann im Jahre 1993 statt. Diesmal besuchten zuerst Greifswalder Schüler in der Zeit vom 25. bis zum 29. Juni die Jürgen-Fuhlendorf-Schule. Wie schon oben beschrieben, wurden auch diese Schüler nach Alter und Hobby befragt. Die gastgebenden Schüler kamen ausnahmslos aus der Quarta.

Nach Aussagen einiger Schüler hat das Programm ähnlich ausgesehen wie das des ersten Besuches Greifswalder Schüler in Bad Bramstedt.
Allerdings gab es durch die Verlängerung des Besuches um einen Tag auch etwas mehr Zeit zur individuellen Gestaltung durch die Gastfamilien. Die Fahrt nach Hamburg wurde außerdem durch eine Fahrt nach Friedrichstadt ersetzt.

Der Gegenbesuch der Bad Bramstedter Schüler unter der Leitung von Frau Demberger (Mathematik, Sport) und Herrn Krause (Geschichte, Deutsch) in Greifswald fand dann in der Zeit vom 20. bis zum 25. August statt. Auch hier stand nach Aussagen der Bad Bramstedter Schüler neben Freizeit und dem gemeinsamen Schulbesuch eine Fahrt nach Stralsund und Rügen auf dem Programm, das also auch mit dem des ersten Austauschs vergleichbar ist. Allerdings wurde auch dieser Besuch auf fünf Tage verlängert.

Im September 1994 fuhren rund 50 Bad Bramstedter Quartaner unter der Leitung von Frau Manzke, der Klassenlehrerin der Quarta a, nach Greifswald; der Gegenbesuch der Gastgeber in Bad Bramstedt fand im Sommer unter der Leitung von Frau Pane Farre und Frau Dr. Schönfeldt statt.

Mit dem Besuch von Bad Bramstedter Schülern der Quarta und Untertertia in Greifswald begann der bis jetzt letzte wechselseitige Austausch zwischen beiden Schulen. Er fand in der Zeit vom 25. bis zum 29. August 1995 statt. Nach dem Auftreten von „Schwierigkeiten bei der inneren Vereinigung“ hatten sich die beiden Schulen dazu entschlossen, den Mittelstufenaustausch möglichst für alle Schüler durchzuführen.
Das übliche Programm vor Ort wurde diesmal durch eine Reihe von Exkursionen in vorpommersche Ziel gebiete ergänzt. Im Einzelnen lief die Fahrt wie folgt ab:

1. Tag:
– Anreise der Bad Bramstedter Schüler
– Gang durch die Greifswalder Innenstadt
– Aufnahme der Schüler durch ihre Gastgeber
2. Tag:
– Fahrt mit der Eisenbahn nach Saßnitz
– Fahrradwanderung durch den Stubbenkammer-Forst zum Königsstuhl und zu den Kreidefelsen
– Eisenbahnfahrt zum Seebad Binz
– Rückfahrt nach Greifswald
3. Tag:
– Gelegenheit zu Unternehmungen mit den Gastfamilien
4. Tag:
– Teilnahme am Unterricht des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums
– Ausflug nach Lubmin / Ostsee
S. Tag:
– Eisenbahnfahrt von Greifswald nach Stralsund
– Führung durch die Stralsunder Innenstadt

Die mitreisenden Bad Bramstedter Lehrkräfte waren Herr Schwesig (Erdkunde, Französisch) und Herr Dr. March 6).
Der Gegenbesuch der Greifswalder mit einer Beteiligung von 52 Schülern fand vom 6. bis zum 10. November 1995 statt; das Programm sah wie folgt aus:

1. Tag:
– Eintreffen der Gäste
– Rest des Tages zur freien Verfügung
2. Tag:
– Teilnahme der Gäste am Unterricht in Quarta, Untertertia und Obertertia
– Nachmittag zur freien Verfügung
3. Tag:
– Große Schleswig-Holstein-Rundfahrt der Gäste und Gastgeber unter der Leitung von Herrn Dr. March und Herrn Schwesig
4. Tag:
– Fahrt der Gäste nach Hamburg unter der Leitung von Herrn Wittstock
– Abschiedsfest der Gäste und Gastgeber im .Cafe Sievert in Wrist
5. Tag:
– Rückkehr der Gäste nach Greifswald

Begleitet wurden die Greifswalder Gäste von den Lehrerinnen Frau Dr. Schönfeldt und Frau Pane Farre 7).

Seit Anfang 1997 laufen die Vorbereitungen für einen im Frühsommer 1997 stattfindenden Schüleraustausch, an dem wiederum mehr als 100 Mittelstufenschüler beider Schulen beteiligt sind. Nach Greifswald fahren die Untertertia a und die Untertertia c unter der Leitung ihrer Klassenlehrer Treichel und Gaipl, während der Gegenbesuch der Greifswalder von Herrn Zocher organisiert und geleitet wird.

Auch für die Zukunft ist geplant, dass möglichst jeder Bramstedter Schüler mindestens einmal während seiner Schulzeit nach Greifswald fährt und umgekehrt. Viele Schüler besuchen die Partnerschule jedoch häufiger, denn die offiziellen Austauschprogramme werden noch durch die Fahrten ergänzt, die die Schülervertretung der Jürgen-Fuhlendorf-Schule und der Schülerrat des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums gemeinsam durchführen. Diese Austauschunternehmungen werden von den beiden Gremien der Schülerschaften organisiert und beruhen vor allem auf persönlichen Bekanntschaften zwischen einzelnen Schülern. Besondere Verdienste haben sich in diesem Zusammenhang die Schülerinnen Maike Rohwer und Susanne Hädicke erworben. Sie waren es auch, die den bis jetzt wichtigsten von Schülern selbst geplanten Austausch organisierten. Er fand in der Zeit vom 4. bis zum 7. Februar 1994 statt. Aus Greifswald reisten vier Schülerinnen und Schüler an, die von einem Referendar der dortigen Schule begleitet wurden.

Daneben gab es mancherlei informelle Besuchsreisen. Sie beruhten auf privaten Kontakten und hatten auch mehr den Rahmen von privaten Besuchen. Natürlich haben die jeweiligen Gäste, sofern der Besuch nicht in den Ferien stattfand, auch am Unterricht der jeweiligen Partnerschule teilgenommen. Über diese Besuche enthalten die Akten der SV allerdings keine Angaben.

[Foto] Konzert der JFS-Big Band in den Ruinen des Klosters Eldena.

IV. Elternaustausch

Schon sehr bald nach dem Schulkonferenzbeschluss, ein Partnerschaftsverhältnis zu begründen, kam es auch zwischen den Eltern zu ersten Kontakten. Bereits rund ein halbes Jahr vor der offiziellen Eröffnung des Greifswalder Gymnasiums gab es den ersten Briefwechsel zwischen dem Schulelternbeiratsvorsitzenden der Jürgen-Fuhlendorf-Schule, Herrn Finck, und dem
dem Amte nach vergleichbaren Schulelternratsvorsitzenden Herrn Vohswinkel aus Greifswald. Nach einem Gespräch mit Frau Dr. Scherpelz hatte sich Herr Finck am 21. Februar 1991 entschlossen, einen Brief an Herrn Vohswinkel zu schreiben. In diesem ersten Brief erklärte er zunächst die Struktur und die Aufgaben der Bad Bramstedter Elternvertretung. Er schrieb weiter, dass es „selbstverständlich wirkt, wenn eine Partnerschaft zwischen den beiden Schulen von den jeweiligen Eltern mitgetragen und gefördert wird“. Herr Finck machte deutlich, dass die Elternschaft der Jürgen-Fuhlendorf-Schule hinter dieser Aussage steht und dass sie sich „Begegnungen mit einer solchen Zielsetzung wünscht“ 8).

In diesem Brief wird auch klar, was sich die Bad Bramstedter Eltern von dieser Schulpartnerschaft versprachen. Man hoffte, von der Auf- und Umbruchsituation, in der die Greifswalder Schule sich befand, und der Art und Weise, in der die Greifswalder ihre Probleme bewältigen würden, viel zu lernen. Man wollte durch eine Partnerschaft auf Elternseite die Begegnung der beiden Schulen noch festigen.

Außerdem sahen die Bad Bramstedter Eltern darin eine gute Möglichkeit, die Schule, ihr Umfeld und den Ort Greifswald, in den ihre Kinder während der Austauschprogramme fahren würden, näher kennenzulernen. In allererster Linie aber wollten die Eltern der Jürgen-Fuhlendorf-Schule zunächst einmal Hilfe anbieten. Hier lag der selbst gewählte Schwerpunkt der Bad Bramstedter Eltern am Anfang der Partnerschaft.

In dem Brief an Herrn Vohswinkel wird dieser Unterstützungswunsch auch ganz deutlich. Herr Finck schreibt in seinem Brief, dass die Bad Bramstedter Elternschaft „möglicherweise auch in der Lage wäre, ganz konkret zu helfen, wo Hilfe gewünscht wird“.
Mit dem Wunsch auf baldige Begegnung beider Seiten und der Bitte um Beantwortung seines Briefes endet Herr Finck. Dieser Brief war der Anfang der Partnerschaft zwischen der Jürgen-Fuhlendorf-Schule und dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium auf der Ebene der Eltern.
Um Bad Bramstedt und die Partnerschule näher kennenzulernen, kamen vom 10. bis zum 12. Mai 1991 unter anderem auch zwei Elternvertreter aus Greifswald zu Besuch nach Bad Bramstedt.

Die beiden Vertreter, Herr Vohswinkel als Elternratsvorsitzender und Frau Reiter als ein weiteres Mitglied der Elternvertretung, besuchten am 11. Mai auch eine Vorstandssitzung des Schulelternbeirates der Jürgen-Fuhlendorf-Schule 9). Sie wollten sich am Beispiel der Eltern des Bad Bramstedter Gymnasiums darüber informieren, wie Elternarbeit funktionieren kann. Deshalb wurde die Sitzung auch „mit dem Schwerpunkt, Elternvertretern der zukünftigen Partnerschule in Greifswald Informationen bzw. Hilfe bei der dortigen Elternarbeit anzubieten“ 10, abgehalten. Durch Frau Dr. Scherpelz wurde laut Protokoll der Jürgen-Fuhlendorf-Schule der Vorschlag unterbreitet,
„eine Zusammenarbeit der Elternräte auf inhaltlicher Ebene“ zu beginnen. Dabei sollten die Eltern wechselseitig an Schulkonferenzen teilnehmen und ihre Erfahrungen austauschen. Es wurde weiterhin über die Gründung eines Fördervereins am zukünftigen Gymnasium in Greifswald gesprochen. „Man einigte sich, dass der dortige Förderverein am Tag der Schuleröffnung gegründet werden sollte“.

Da die Greifswalder Schule noch Jugendbücher für ihre Schülerbücherei brauchte, gründete man dafür eine Arbeitsgruppe Bad Bramstedter Eltern. So kam es bis zur offiziellen Schulgründung schon zur ersten partnerschaftlichen Unterstützung.

Am 27. Juni 1991 schrieb Herr Vohswinkel einen Brief an Herrn Finck, in dem er ihn „anlässlich der Eröffnung des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums“ einlud, bei ihm während dieser Zeit zu wohnen „. Außerdem erwähnte Herr Vohswinkel die ersten erfolgreichen Anfänge der Elternarbeit in Greifswald und bat Herrn Finck, sich die Vorfassung der Satzung des zu gründenden Fördervereins in seiner Eigenschaft als Rechtsanwalt einmal anzuschauen.

In dem Antwortschreiben vom 2. Juli schrieb der Bad Bramstedter Elternbeiratsvorsitzende nach einigen Anmerkungen zu dem Satzungsentwurf, dass er wahrscheinlich mit insgesamt fünf Elternvertretern kommen würde, um den Eröffnungsfeierlichkeiten beizuwohnen. Er bedankte sich für die Einladung, während dieser Zeit bei Familie Vohswinkel wohnen zu dürfen 12).
Herrn Finck war es dann aber aus persönlichen Gründen unmöglich, an den Eröffnungsfeierlichkeiten teilzunehmen.

Am 15. Oktober 1991 erhielten die Eltern der Jürgen-Fuhlendorf-Schule den ersten offiziellen Brief des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums.
Der Vorsitzende des Schülerrates, Ronny Brandenburg, berichtete von der ersten Schulkonferenzsitzung des Gymnasiums. Gleichzeitig bedankte er sich im Namen aller Schüler, Lehrer und Eltern für die Geschenke zur Eröffnung. Auch Frau Dr. Scherpelz schrieb noch einen Brief an die Bad Bramstedter Eltern. In diesem Schreiben berichtete sie rückblickend über die Eröffnungsfeier am 26. August. Frau Dr. Scherpelz brachte ihr Bedauern darüber zum Ausdruck, „dass kein Elternvertreter des Bad Bramstedter JürgenFuhlendorf-Gymnasium dabei sein konnte“. Wie Ronny Brandenburg bedankte auch sie sich noch einmal im Namen aller Eltern, Schüler und Lehrer des Greifswalder Gymnasiums für die Bücherspende und äußerte den Wunsch, dass der Kontakt so intensiv wie bisher fortgesetzt würde 13).

Am 31. Dezember 1991 erhielten die Mitglieder des Elternfördervereins der Jürgen-Fuhlendorf-Schule von Herrn Zühlke, dem neuen Vorsitzenden des Greifswalder Elternrates, und Frau Dr. Scherpelz einige Exemplare der ersten Auflage des Kalenders des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums als Dank für die Unterstützung.

In dem Bericht des Schulelternbeirates der Jürgen-Fuhlendorf-Schule über das Schuljahr 1990/91 wird die „Mitwirkung der Eltern bei der Entstehung des Partnerschaftsverhältnisses zum Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Greifswald“ „als Höhepunkt des Schuljahres empfunden“. Im Jahresbericht von 1990/91 des Bad Bramstedter Gymnasiums schreibt Herr Finck in seiner Funktion als Schulelternbeiratsvorsitzender, dass die „Förderung des Partnerschaftsverhältnisses zum Alexander-von-Humboldt -Gymnasium Greifswald“ einen Schwerpunkt der Tätigkeit der Eltern bildete 14).

Am 3. Juni 1992 war die Partnerschaft zwischen den Eltern der Schulen wieder Tagesordnungspunkt einer SchuleIternbeiratssitzung der JürgenFuhlendorf-Schule. Man plante eine erneute Bücherspende für das Greifswalder Gymnasium 15). Für die Überbringung der zweiten Bücherspende wurde der erste Besuch des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums von Bad Bramstedter Elternvertretern geplant. In einem Vermerk kündigte Herr Finck den Besuch von „voraussichtlich fünf Eltern“ im Oktober 1992 an. Am 1. Oktober 1992 lud Herr Finck die Vorsitzenden der Klassenelternbeiräte ein, am 25. Oktober mit nach Greifswald zu fahren. Er wollte „mit möglichst vielen Eltern nach Greifswald fahren, um auf diese Weise zusätzlich die Verbundenheit zu zeigen“ 16). Alle interessierten Eltern sollten sich mit Herrn Finck in Verbindung setzen.

Mit Frau Ster, Frau Heumann, Frau von Bodelschwigh, Frau Hansmann, Herrn Bethke und Herrn Finck mit seiner Frau besuchten dann auch sechs Elternvertreter des Bad Bramstedter Gymnasiums Ende Oktober das seit gut einem Jahr bestehende Gymnasium in Greifswald. In der „Ostsee-Zeitung“ vom 28. Oktober 1992 wurde über diesen Besuch ausführlich berichtet. Seit diesem Besuch, der allen sehr viel Spaß gemacht hatte, verlagerte sich die zukünftige Zielsetzung der Partnerschaft zwischen den Eltern beider Schulen. Der ursprüngliche Schwerpunkt der Unterstützung verlagerte sich jetzt mehr hin zum „Wunsch der Begegnung“. In dem Jahresbericht der JürgenFuhlendorf-Schule von 1992/93 beschrieb Herr Finck die Fahrt nach Greifswald als ein für alle Beteiligten ganz besonderes Erlebnis. Er schrieb, dass „die freundschaftliche Beziehung zu Eltern, Lehrern und Schülern in Greifswald vertieft wurde“ 17).

Am 18. Dezember 1992 bedankte sich auch Frau Dr. Scherpelz noch einmal persönlich in einem Brief für den Besuch und die Bücherspende bei der Elternvertretung der Jürgen-Fuhlendorf-Schule und schenkte jedem der Vertreter, die Greifswald besucht hatten, als Dankeschön einen von Greifswalder Schülern im Kunstunterricht erstellten Kalender.

[Foto] Begegnung Bad Bramstedter und Greifswalder Eltern.

Am 24. Februar 1993 wurde in der Vorstandssitzung des Schulelternbeirates noch einmal betont, „dass bei der allgemeinen Pflege der Partnerschaft zu Greifswald die Sach- und Geldspenden etwas in den Hintergrund treten sollten, dafür die zwischenmenschlichen Kontakte stärker gefördert werden sollten“ 18)
Zu diesem Zweck hatte Herr Finck während der Vorstandssitzung erklärt, dass er in Greifswald vor Ort klären wolle, „ob bei dem in Betracht kommenden
Personenkreis Interesse besteht“. Falls dies der Fall sein sollte, wollte er „sogleich Einladungen aussprechen“ 19).

So besuchten dann etwa 15 Monate nach dem ersten Besuch zweier Elternratsmitglieder erneut Vertreter der Elternschaft des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums Bad Bramstedt. Vom 27. bis zum 29. August 1993 verbrachte eine neunköpfige Abordnung der Greifswalder Elternschaft drei Tage bei Bad Bramstedter Eltern. Für diese drei Tage hatten die Gastgeber ein umfangreiches Programm vorbereitet 20. Zunächst nahmen die Gäste an einer Vorstandssitzung der Elternvertretung der Jürgen-Fuhlendorf-Schule teil, um zu erfahren, welche Probleme diese als Eltern mit der Schule haben, und auf welche Art und Weise diese Probleme in Angriff genommen werden. Am Samstag, dem 28. August, besuchten die Eltern gemeinsam den Unterricht der Jürgen-Fuhlendorf-Schule und waren danach bei einer Führung durch das Schulgebäude anwesend, wo sich die Greifswalder Elternvertreter anschauen konnten, wie die Bad Bramstedter Schule ausgestattet ist und wo Unterschiede zum Alexander-von-Humboldt-Gymnasium vorhanden sind. Für die Greifswalder Eltern hinterließ die Schuleinrichtung ein „eindrucksvolles Bild“ 21). Sie bemerkten, dass das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in einigen Punkten noch Aufholbedarf habe.
Am Nachmittag wurde dann Bad Bramstedt besichtigt, und am Abend stand ein gemütliches Beisammensein im Hause von Familie Finck auf dem Programm.

Ehe die neun Elternvertreter aus Greifswald am Sonntagnachmittag wieder zur Heimreise antraten, besuchten sie noch unter der Leitung von Herrn Dr. March die Hansestadt Lübeck. Anhand des Reiseberichtes der Greifswalder Eltern kann man erkennen, dass es allen sehr gefallen hatte. Dieser dreitägige Besuch der Greifswalder Elternvertreter in Bad Bramstedt ist sowohl in einer Bad Bramstedter als auch in einer Greifswalder Regionalzeitung dokumentiert. In der „Ostsee-Zeitung“ war ein Artikel über den Besuch zu lesen, den Herr Zühlke verfasst hatte, und auch in der „Segeberger Zeitung“ wurde etwas über das Treffen geschrieben.

In einem Brief an Herrn Finck vom 21. September 1993 brachte Herr Zühlke nochmals die Freude, die alle bei dem Austausch hatten, zum Ausdruck. Er schrieb, dass „alle beteiligten Eltern immer wieder schwärmten, wenn man bei einem Treffen auf ihren Besuch in Bad Bramstedt zu sprechen kam“ 22).
Herr Zühlke berichtete dann noch von der positiven Entwicklung des Greifswalder Gymnasiums und der letzten Wahl des Elternrates. Am Ende des Briefes sprach der Elternratsvorsitzende aus Greifswald noch eine Einladung an die Bad Bramstedter Eltern zu einem Gegenbesuch aus. Als Datum dieses Besuches wurde der Zeitraum zwischen dem 3. und 5. Juni 1994 vorgeschlagen. Wegen dieser Einladung setzte Herr Finck im März ein Schreiben auf, in dem er alle Elternvertreter ansprach, sie mögen sich bei Interesse für eine Teilnahme an dem Greifswaldbesuch mit ihm in Verbindung setzen. Er bat um eine möglichst breite Beteiligung. Am 12. April 1994 erhielt Herr Finck dann einen Brief von Herrn Zühlke. In diesem Brief übersandte Herr Zühlke offiziell die angekündigte Einladung an die Bad Bramstedter Eltern.
In dieser schlugen die Greifswalder eine Bad Bramstedter „Abordnung von 10 bis 15 Personen“ vor, die dann privat bei Greifswalder Eltern untergebracht würden.
Weil die Reaktionen auf sein Schreiben vom März noch etwas gering waren, wandte sich Herr Finck am 18. April 1994 erneut an die Elternvertreter der Jürgen-Fuhlendorf-Schule. Er übermittelte die Einladung aus Greifswald und bat um Rückmeldung, falls der Wunsch bestünde mitzufahren.
Am 31 . Mai stand dann die endgültige Teilnehmerliste fest. Mit den Ehepaaren Finck, Ehlers, Kielmann, Schiefer, Lorenz, sowie Herrn Dr. March, Frau Lange, Frau Ellerbrock und Herrn Kruse fuhren 14 Eltern der Schüler der Jürgen-Fuhlendorf-Schule nach Greifswald. Dort wurden sie bei Herrn Zühlke und bei den Familien Wilke, Giese, Freiberg, Braatz, Scherpelz, König, Prinz und Dette für die Dauer des Besuches untergebracht.
Die Elternvertreter der Jürgen-Fuhlendorf-Schule hatte als Gastgeschenk eine Geldspende mitgebracht, die für Buchprämien für die besten Abiturienten verwendet wurde.
Nachdem die Bad Bramstedter Eltern am Freitagabend, dem 3. Juni, angekommen waren, besichtigte man am Samstag die Ostseeinsel Rügen. Am Abend gab es ein gemütliches Beisammensein bei Familie Braatz. Nachdem man am nächsten Tag die Klosterruine Eldena besichtigte und den Besuch mit einem Abschlussessen in der „Wiecker Brücke“ beendete, fuhren die Bad Bramstedter Eltern wieder zurück nach Hause.

Zwei Wochen nach dem Besuch erhielt Herr Finck am 17. Juni 1994 einen Brief von Frau Dr. Scherpelz. Sie schrieb, dass sie gehofft hatte, „den Dank der Eltern, Lehrer und Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums“ „persönlich übermitteln zu können“, was leider nicht möglich war. Weiterhin sagte Frau Dr. Scherpelz, dass die Greifswalder Eltern „begeistert von dem Zusammensein mit den Bad Bramstedter Eltern“ waren, „obwohl man sich kaum oder fast gar nicht kannte“ 24). Sie freute sich über die „ungezwungene und herzliche“ Atmosphäre, in der der ganze Besuch stattgefunden hatte. Mit mehrfachem Dank an alle beteiligten Eltern der Jürgen-Fuhlendorf-Schule beendete Frau Dr. Scherpelz ihren Brief. Nicht nur die Greifswalder Eltern waren von diesem Besuch der Bad Bramstedter Eltern in der Hansestadt begeistert. Auch den Eltern der Jürgen-Fuhlendorf-Schule hatte diese Reise viel Spaß gemacht. Das wurde im Bericht des Schulelternbeirates über das Schuljahr 1993/94 deutlich.
Hier hob Herr Finck den Besuch der Partnerschule als „besonders erfreulich“ hervor 25). „Die ohnehin gute Beziehung konnte zusätzlich vertieft werden“, schreibt er in seinem Bericht. Während der Vorstandssitzung am 5. Oktober 1995 planten die Bad Bramstedter Eltern eine Einladung an die Eltern aus Greifswald. Es wurde der Zeitraum zwischen dem 16. und 18. Juni 1995 ausgewählt. Aus diesem Grund verfasste Herr Finck am 4. Mai 1995 ein Schreiben an die Klassen- und Jahrgangselternvertreter der JürgenFuhlendorf-Schule, in dem er diesen Besuch ankündigt.
Er schreibt, dass alle Eltern solche Besuche „in bester Erinnerung“ haben. Da die Unterbringung der Gäste privat erfolgen sollte, bat Herr Finck die Bad Bramstedter Eltern darum, „zu prüfen, ob sie Gäste aufnehmen und sich an dem gemeinsamen Wochenende beteiligen können und wollen“ 26). Falls dies der Fall sei, sollte man sich mit ihm in Verbindung setzen.

Am 23. Mai teilte die neue Elternratsvorsitzende des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums, Frau Braatz, mit, dass sieben Elternvertreter aus Greifswald Bad Bramstedt besuchen wollten. Sie hätten alle privat untergebracht werden können, obwohl die Reaktion der Bad Bramstedter Eltern auf den Besuch „nicht gerade überwältigend war“ 27. Bis auf das Ehepaar Braatz und Herrn Dette mussten aber alle anderen Vertreter absagen. Die drei Greifswalder Eltern wohnten während des Aufenthaltes in Bad Bramstedt bei den Familien PöhIs und Lorenz.

Am 16. Juni 1995 war die Ankunft mit einem anschließenden Essen bei Familie Pöhls. Am 17. Juni besichtigten die Eltern zunächst die JürgenFuhlendorf-Schule und danach Kellinghusen. Der Abend wurde bei Familie Finck verbracht. Am Sonntag, dem 18. Juni 1995 fuhren die Greifswalder nach einem Besuch Schleswigs und Haithabus wieder nach Hause. Auch dieser Besuch war ein sehr schönes Erlebnis für alle Beteiligten.
Auf der Schulelternbeiratssitzung der Eltern der Bad Bramstedter Schüler vom 12. September 1995 erklärten die beteiligten Elternvertreter noch einmal, dass der Besuch der Greifswalder sehr viel Spaß gemacht hatte.
Nach einer etwas längeren Pause erhielt Herr Finck am 31. Juli 1996 ein Fax von Frau Braatz, in dem sie ihn „und interessierte Eltern zu einem Besuch nach Greifswald anlässlich des fünf jährigen Bestehens des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums“ einlud 28).
Diese Einladung galt für die Zeit vom 14. bis zum 16. September, wobei für den 16. eine Festveranstaltung am Humboldt-Gymnasium geplant war (später auf den 20. September verlegt), bei der die Bad Bramstedter Eltern dann als Ehrengäste teilnehmen sollten.
Auch auf der Schulelternbeiratssitzung der Jürgen-Fuhlendorf-Schule am 11. September 1996 wurde dieses Thema noch einmal aufgegriffen.
Am Donnerstag, dem 19. September, fuhren dann mit Frau Sundt, Herrn Winkelmann, Frau Stäcker, Herrn Ehlers und dem Ehepaar Finck sechs Bad Bramstedter Eltern nach Greifswald, die bei den Familien Terberger, Braatz und Preetz untergebracht wurden. Am Freitag waren die Eltern bei der Festveranstaltung des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums zu Gast. Abends gab es dann ein gemeinsames Abendessen der Eltern und Lehrer.
Am 21. September wurde eine Tagestour zur Ostseeinsel Hiddensee unternommen, und am Sonntag begaben sich die Bad Bramstedter Eltern nach einem Stadtrundgang durch Greifswald wieder nach Hause.

V. Materielle Unterstützung für das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium

Zu Beginn der Schulpartnerschaft stand die konkrete Hilfe für das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium im Mittelpunkt der Überlegungen in Bad Bramstedt. Gleich nach der Begründung der Partnerschaft kamen bei einer spontanen Sammlung im Kollegium der Jürgen-Fuhlendorf-Schule DM 500, zusammen, für die dringend benötigte Literatur, insbesondere Fachlexika für das Lehrerzimmer der Partnerschule, gekauft wurde. In mehreren Aktionen wurden erhebliche, nicht mehr benötigte Bestände der Bramstedter Schülerbücherei nach Greifswald gebracht. Auch den Bramstedter Eltern ging es zunächst vorwiegend um die materielle Unterstützung der Partnerschule. So wurde auf der Vorstandssitzung des Bad Bramstedter Schulelternbeirates vom 10. Mai 1991 erstmals der Tagesordnungspunkt „Hilfestellung für das Alexander-von-Humbo1dt-Gymnasium Greifswald“ anberaumt. Auf dieser Vorstandssitzung, die auch Frau Dr. Scherpelz besuchte, wurde eine Arbeitsgruppe gebildet. Ihr gehörten Frau Ellerbrock, Frau Ster und Frau Heumann an. Sie sollten „sich um Buchspenden aus Familien der Jürgen-Fuhlendorf-Schule bemühen, um diese der Partnerschule zur Verfügung stellen zu können“, da die Schule in Greifswald , wie Frau Dr. Scherpelz auf der Sitzung erklärte, einen dringenden Bedarf an Jugendbüchern hatte 29).
Diese Arbeitsgruppe rief die Aktion „Schülerbibliothek Greifswald“ ins Leben und forderte die Eltern und Schüler der Jürgen-Fuhlendorf-Schule zu Buch- und Geldspenden auf.
Insgesamt kamen so DM 1.460,- an Geldspenden zusammen. 278 Bücher wurden gesammelt, wobei zur Spendenaktion der Eltern die Buchhandlung Wäser und die Firma Haack einen Großteil der Bücher gestiftet hatten, die in bemalten Kartons dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium am 26. August 1991 zur Schuleröffnung übergeben wurden 30). In einer Urkunde für Frau Dr. Scherpelz und den Greifswalder Elternratsvorsitzenden Herrn Vohswinkel wünschten die Mitglieder der Arbeitsgruppe der Greifswalder „Schülerschar für die Zukunft unbeschwerte, fruchtreiche Jahre der Lernens, der Elternschaft Mut und Geduld zur Unterstützung der Schüler und nicht zuletzt auch dem Lehrerteam Tatkraft, Humor und Entschlossenheit für seine neue Aufgabe“ 31).

In seinem Bericht über das Schuljahr 1990/91 bedankte sich der Bad Bramstedter Schulelternbeirat noch einmal bei Frau Ster, Frau Ellerbrock und Frau Heumann für ihren Einsatz bei der Hilfsaktion für das Greifswalder Gymnasium und wies gleichzeitig noch darauf hin, dass man auch bei der Gründung eines Fördervereins am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium hatte behilflich sein können 32).
Auch Frau Dr. Scherpelz und der Vorsitzende des Greifswalder Schülerrates Ronny Brandenburg bedankten sich in Briefen an die Bad Bramstedter Elternschaft noch einmal für die „wertvolle Hilfe“, die sie „beim Aufbau einer Schülerbücherei geleistet“ hatten 33).

Aufgrund des Erfolges der ersten Sammelaktion und des „nach wie vor dringenden Bedarfs“ an Schulbüchern beschloss der Vorstand der Bad Bramstedter Elternvertretung auf einer Sitzung am 3. Juni 1992, „den bereits gelegten Grundstock für die Schülerbibliothek zu erweitern“ und eine weitere Sammelaktion ins Leben zu rufen 34).
Die Elterninitiative „Schülerbibliothek Greifswald“ wurde erneut ins Leben gerufen, und Frau Ster, Frau Heumann und Frau Ellerbrock wandten sich zusammen mit Herrn Finck im Mai 1992 mit einem Brief an die Eltern der Bad Bramstedter Schüler.
Nachdem sie sich zunächst nochmals für die Spende im letzten Jahr bedankten, baten sie danach um eine Geldspende von „etwa DM 5,-“ und einer eventuellen Abgabe von geeigneter Jugendliteratur oder Sachbüchern 35). Insgesamt kamen so etwas mehr als 1000 Bücher für die Schülerbibliothek in Greifwald zusammen, die sich aus Bücherspenden von Eltern und den
Buchhandlungen Höch und Haack sowie Buchanschaffungen von den Geldspenden in Höhe von DM 1.000,- zusammensetzten. Diese Bücher wurden am 26. Oktober 1992 durch fünf Elternvertreter in Greifswald bei einem Besuch übergeben.

Besonders bei Frau Ster bedankte sich Herr Finck im Bericht des Schulelternbeirates über das Schuljahr 1991/92 „für ihren großen Einsatz“ bei der Sammelaktion.
Auf der Vorstandssitzung des Bad Bramstedter Schulelternbeirates am 24. Februar 1993 stellte der Vorstand fest, „dass bei der allgemeinen Pflege der Partnerschaft zu Greifswald die Sach- und Geldspenden etwas in den Hintergrund treten sollten, dafür die zwischenmenschlichen Kontakte stärker gefördert werden sollten“ 36).
Seitdem lag der Schwerpunkt der Partnerschaft zwischen den beiden Gymnasien auch von Seiten der Eltern nicht mehr in der Unterstützung des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums, sondern in der gegenseitigen Begegnung.

VI. Gemeinsame Veranstaltungen

Neben dem Lehrer-, Schüler und Elternaustausch gab es noch zahlreiche weitere Veranstaltungen, die im Rahmen der Partnerschaft zwischen der JürgenFuhlendorf-Schule und dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium durchgeführt wurden. Kurz nach der Begründung der Partnerschaft fanden an der Jürgen-Fuhlendorf-Schule Projekttage statt; in diesem Zusammenhang wurde auch eine geographische Exkursion nach Rügen, Stralsund und Greifswald durchgeführt, an der eine Projektgruppe der Jürgen-Fuhlendorf-Schule beteiligt war. Die Leitung lag bei Herrn Schwesig und bei Frau Demberger, die übrigens bereits bei der Anbahnung der allerersten Kontakte zwischen den beiden Partnerschulen beteiligt gewesen war.

Sowohl in Bad Bramstedt als auch in Greifswald wurden wiederholt Sportturniere durchgeführt, bei denen unter anderem Schülermannschaften der Jürgen-Fuhlendorf-Schule und des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums antraten. Das letzte dieser Schulsportturniere wurde am 20. Mai 1996 in Greifswald veranstaltet. Es war ein ganztägiges Basketballturnier für
Gymnasien aus Greifswald, zu dem auch eine Auswahlmannschaft des Jürgen-Fuhlendorf-Gymnasiums eingeladen wurde.
Das Gymnasium stellte ein zehnköpfiges Team zusammen und fuhr zu dem Turnier nach Greifswald, wo die Teammitglieder und ihre Betreuer bei Greifswalder Schülern, die ebenfalls am Turnier teilnahmen, untergebracht wurden.
Sieger des Turniers wurde ungeschlagen die erste Mannschaft des HumboldtGymnasiums, während sich die Bad Bramstedter mit dem letzten Platz zufrieden geben mussten.

Auch der Rotary-Club Bad Bramstedt hat die Bad Bramstedt-Greifswalder Partnerschaft aktiv gefördert.
Er bot 12 Schülern des Humboldt-Gymnasiums die Durchführung eines Praktikums für die Dauer von zwei Wochen im Frühjahr 1996 an. Folgende Praktikumsplätze wurden bereitgestellt:
– im Bereich Veterinärmedizin
– im Bereich Architektur
– im Bereich Medizin
– im Bereich Medizin / Verwaltung
– in der Landwirtschaft
– bei einem Rechtsanwalt / Notar
– bei einem Bauingenieur
– im Amtsgericht
– im Bereich Innenarchitektur
– im Bereich Sozial- und Heilpädagogik
– in einer Apotheke.

Die Versicherungs- und Reisekosten wurden vom Rotary-Club übernommen, die Unterbringung erfolgte in den Familien von Clubangehörigen. Nachdem die Bewerber sich bei Frau Albrecht, der Greifswalder Schulsekretärin, angemeldet hatten, wurde die Teilnehmerliste nach Bad Bramstedt gefaxt, und das Projekt wurde in die Tat umgesetzt. Nach der erfolgreichen Durchführung dieses Projektes lud der Rotary-Club Bad Bramstedt fi1r den Jahresbeginn 1997 erneut zu einem Praktikumsaufenthalt ein. Sieben Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums leisteten in ähnlicher Weise wie bei der ersten Aktion dieser Art ihre Praktika vom 2. bis zum 15. Februar in Schleswig-Holstein ab und hatten am Rande auch Gelegenheit, am Unterricht der JürgenFuhlendorf-Schule teilzunehmen.
Eine weitere gemeinsame Veranstaltung waren die zwei Begegnungsseminare für Schüler aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern in Langwedel in Mittelholstein, an denen jeweils eine Klasse des Bad Bramstedter und des Greifswalder Gymnasiums teilnahm.

Das erste dieser Begegnungsseminare fand vom 26. bis zum 31. Oktober 1992 statt. In einem Brief an Frau Dr. Scherpelz schilderte Dr. March die Einzelheiten zu dem Seminar. Unter anderem sollte zum Beispiel über die „Wende“, über die „Probleme und Perspektiven des deutschen Einigungsprozesses“, über den „Demokratisierungsprozess“ und über „Polen – unser Nachbar im Osten“ diskutiert werden 37). Vor allem aber wollte man die Begegnung zwischen Ost und West fördern.

Deshalb veranstaltete die „Arbeitsgemeinschaft Staat und Gesellschaft e.V.“, die auch schon das erste Seminar organisiert hatte, in der Zeit vom 27. bis zum 31. März 1995 erneut ein Begegnungsseminar für eine Klasse aus Bad Bramstedt und eine aus Greifswald. Wieder wurde über die „Wende“ diskutiert.
Ansonsten verschob sich der Diskussionsschwerpunkt diesmal jedoch in Richtung europäische Frage. „Europa auf dem Weg zur politischen Union“, „Welche Zukunft hat Europa?“ oder „Die neue europäische Sicherheitspolitik“ lauteten die Themen – ein Indiz dafür, dass die Probleme zwischen Ost und West hier schon in den Hintergrund rückten 38).
Man sah die Begegnung zwischen den Schülern aus West- und Ostdeutschland schon als viel selbstverständlicher an als noch zweieinhalb Jahre zuvor.

Ein Höhepunkt der gemeinsamen Veranstaltungen war eine von beiden Schulen im September 1996 durchgeführte Studienreise nach Rom. Die Fahrt wurde von Herrn Dr. March und Frau Dr. Scherpe1z geleitet. 15 Schüler des Fuhlendorf-Gymnasiums und 10 Schiller des Humboldt-Gymnasiums nahmen teil, nämlich Claudia Bätcke, Laura Berndt, Christina Finele, Rebecca Tenschert, Philipp Grunert, Alexander Behnsen, Alexander Loch, Karen Schleeh, Jessica Glismann, Daniela Freyny, Julia Strümpler, Inga Barth, Franziska Fischer, Ilka Schlapkohl, Stephanie Ladiges, Janine Rechei, Christian Kuhn, Frank Reiche, Maren Holdschick, Daniel Fehlhaber, Christiane Wilke, Udo Meinhardt, Sandy Gentner, Jana Wegner und Vera Dünkel 39).

Gemeinsam erkundeten die Schüler vor allem das historische Zentrum der „Ewigen Stadt“. Untergebracht war die Reisegruppe in einem Kloster in Trastevere, von wo aus die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gut zu erreichen waren.

Im Einzelnen sah das Programm wie folgt aus:
30. August:
– Anreise mit der Bahn und erstes Treffen der beiden Gruppen auf dem Hamburger Hauptbahnhof
1. September:
– Ankunft in Rom, Bezug der Zimmer im Kloster, Besuch des Forum Romanum, des Kolloseums, des römischen Staatsgefängnisses und des Laterans
2. September:
– Besuch der Spanischen Treppe, des Trevibrunnens, des Kapitols und des Quirinalspalastes
3. September:
– Besuch des Vatikanstaates mit den Vatikanischen Museen und dem Petersdom
4. September:
– Teilnahme an einer Generalaudienz von Papst Johannes Paul ll., Besuch der Katakomben „San Sebastian“
5. September:
– Ganztägige Exkursion nach Ostia Antica, dem ausgegrabenen altrömischen Hafen
6. September:
– Besuch der Kapitolinischen Museen
– Nachmittag zur freien Verfügung
– Abreise am Abend
7. September:
– Rückreise und Trennung der beiden Gruppen in Hamburg Hauptbahnhof.

Ein wesentlicher Aspekt der Fahrt, der für den Weiterbestand der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen den Schulen wohl von größerer Wichtigkeit sein könnte, ist, dass sich die Teilgruppen aus Greifswald und Bad Bramstedt sofort mit dem Beginn der Reise oder spätestens am ersten Abend zu einer einheitlichen Gesamtgruppe vereinigten.
Bei den gemeinsamen abendlichen Stadterkundungstouren und Restaurantbesuchen, aber auch in den teilweise sehr heftig, aber immer fair und freundlich geführten Diskussionen, an denen sich auch die mitgereisten Lehrkräfte beteiligten, zeigte sich, dass zwischen den Schülern aus den alten und den neuen Bundesländern keine „Mauer in den Köpfen“ mehr besteht; jedenfalls musste jeder Teilnehmer der Fahrt unweigerlich einen solchen Eindruck gewinnen. Auch die Tatsache, dass die im Kloster wohnenden Nonnen sich jeden Morgen beim Fahrtleiter beschweren mussten, dass es in der Nacht wieder einmal zu laut gewesen sei, zeigt, dass den Gesprächen zwischen den einzelnen Fahrtteilnehmern nie der Stoff ausging. Auf dieser Reise wurden private Kontakte geknüpft, die auch nach Ende der Reise nicht abrissen. Diese Fakten beweisen, dass die Partnerschaft zwischen dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium und der Jürgen-Fuhlendorf-Schule eine positive Entwicklung genommen hat und im Gegensatz zu vielen Partnerschaften zwischen Schulen aus den alten und den neuen Bundesländern auch nach fünf Jahren noch äußerst lebendig ist. Diese Entwicklung ist sicher sehr eng mit der Person der beiden Schulleiter verbunden, was eben auch in der Tatsache zum Ausdruck kommt, dass sie es waren, die die erste gemeinsame Studienfahrt der Abschlussjahrgänge durchführten. Der von ihnen eingeschlagene Weg ist, wie der nicht zu leugnende Erfolg der Romfahrt eindrucksvoll beweist, der richtige, wenn es darum geht, die Partnerschaft auch in der Zukunft lebendig zu gestalten.

Ein weiterer Höhepunkt der partnerschaftlichen Beziehungen beider Schulen war die Jubiläumsfeier des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums anlässlich seines fünf jährigen Bestehens.

Die Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten wurden zu großen Teilen in der vorangegangenen Projektwoche geleistet. In dieser Woche hatten die Schüler die Möglichkeit, in einem der vielen Projekte an der Ausschmückung der Schule für den als Ende der Projektwoche geplanten Festtag mitzuwirken. So entstanden in der Woche viele Bildtafeln, Modelle, Wandzeitungen und Vorführungen, die alle im Rahmen der Feierlichkeiten gezeigt wurden. Doch auch schon Wochen vorher wurde das Schulhaus mit viel Engagement verschönert. Ganze Bildwände entstanden, die den Ablauf der Sanierung der Schule sowie den alltäglichen Unterricht, Klassenfahrten und andere schulische Ereignisse darstellten.

Das Programm des 20. Septembers 1996 sah vor, dass die Festveranstaltung mit einem Auftritt des Chores beginnen sollte. Nach einem Instrumentalstück von Schülern und einem Lehrer begann dann Frau Dr. Scherpelz mit der Festrede. Darauf folgten noch viele andere Reden, zum Beispiel von Herrn Finck und seiner Tochter Christina, die sowohl an der allerersten Austauschfahrt als auch an der Studienreise nach Rom teilgenommen hatte. Auch Schüler, Lehrer und Eltern aus Bad Bramstedt waren beim Festakt zugegen.

Nach dem offiziellen Teil konnten sich die Gäste mit den von Eltern bereitgestellten Speisen stärken und sich die Ausstellungen, Sportwettkämpfe und Vorführungen von Tanz- und Theatergruppen ansehen.

Vll. Bilanz und Ausblick

Am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium wurde Anfang 1997 eine Umfrage zur Partnerschaft mit der Jürgen-Fuhlendorf-Schule veranstaltet. Einem Teil der Schülerschaft – etwa zwei Dutzend Schülern je Jahrgang – wurden folgende
Fragen vorgelegt:
1. Kennt Ihr unsere Partnerschulen? (ja / nein)
2. Kennt Ihr unsere Partnerschule in Bad Bramstedt? (ja / nein)
3. Wart Ihr schon einmal in Bad Bramstedt (Partnergymnasium)? (ja / nein)
4. Würdet Ihr gern nach Bad Bramstedt zu unserer Partnerschule fahren? (ja / nein)

Wenn Frage 3 mit ja beantwortet wurde, fiel die 4. Frage weg, und es wurden folgende Fragen gestellt:

5. Wie oft wart Ihr schon in Bad Bramstedt? (1 / 2 / 3 mal)
6. Wie hat es Euch gefallen? (sehr gut / gut / nicht ganz so gut / überhaupt nicht)
7. Würdet Ihr gern noch einmal fahren? (ja / nein)

Folgende Tabelle gibt die Umfrageergebnisse wieder:

Bei einer in Bad Bramstedt veranstalteten repräsentativen Umfrage zur Partnerschaft zwischen dem Bad Bramstedter und dem Greifswalder Gymnasium, bei der die Schüler nach ihren Erfahrungen über die Schulpartnerschaft befragt wurden, ergab sich folgendes Meinungsbild:

In den Jahrgängen der Unterstufe, die noch nicht in Greifswald waren, wussten ca. 12% der Schüler nicht, was eine Partnerschule ist. 42% der Unterstufenschüler konnten nicht auf die Frage antworten, ob die Jürgen-Fuhlendorf-Schule Kontakte zu anderen Schulen in Form einer Partnerschaft hat. Von den übrigen 58% dieser Schüler hatten über 90% schon etwas von einer Partnerschule in Greifswald gehört. Eine Partnerschule in Frankreich war zu etwa 50% bekannt. Obwohl sie meistens nicht viel über die Schulpartnerschaft zu dem Greifswalder Gymnasium wussten, wollten 68% dieser Unterstufenschüler gerne an einem Schüleraustausch mit dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium teilnehmen.

Die Meinung der Schüler der Mittel- und Oberstufe über diese Schulpartnerschaft, von denen 42% schon einmal in Greifswald waren und zu 82% schon einmal einen Greifswalder Gast aufgenommen hatten, fiel sehr differenziert aus. 38% der Schüler empfanden diesen Austausch als mäßig. 43% hatten sehr gute bzw. gute, 19% schlechte Erinnerungen an einen oder mehrere Besuche in Greifswald. Generell stehen diese Schüler der Idee einer Partnerschule in den fünf neuen Bundesländern aber positiv gegenüber. Nur 8% sind gegen eine solche Partnerschaft.

Dies alles zeigt, wo die Schwerpunkte der Schulpartnerschaft für die Schüler der Jürgen-Fuhlendorf-Schule liegen. Bis zum ersten Besuch in Greifswald oder der Greifswalder in Bad Bramstedt wissen die meisten Schüler kaum etwas über die Partnerschaft zwischen den bei den Gymnasien. Das heißt, dass die Partnerschaft erst mit dem Austausch, der in der Mittelstufe stattfindet, aktuell wird. Dieser Austausch, der normalerweise aus Besuch und Gegenbesuch von Klassen eines Jahrgangs beider Schulen besteht, ist für viele von den Schülern der Jürgen-Fuhlendorf-Schule der einzige Kontakt mit der Partnerschule. Nur 3,8% aller Schüler waren öfter als ein Mal in Greifswald. Diese sind fast alle Mitglieder der Bad Bramstedter Schülervertretung. So ist der Kontakt Bad Bramstedter mit Greifswalder Schülern für alle meistens ein einmaliges Ereignis. Dies sei vielleicht auch ein Grund für das nur durchschnittliche Ergebnis der Umfrage auf die Frage, ob den Schülern der Austausch gefallen habe, meinte die Schülersprecherin der Jürgen-Fuhlendorf-Schule, Kathrin Hamann, als sie zu dem Umfrageergebnis Stellung nahm.

Wie es den Schülern gefallen hat: Wie oft wurden Greifswalder Schüler in einer Bad Bramstedter Familie aufgenommen?

Im Gegensatz zu der zweiten Schülersprecherin Henrike Kaack und dem vorherigen Schülersprecher Florian Sahling, die mit einem solchen Ergebnis gerechnet hatten, hatte Kathrin sogar, „eher erwartet, dass es negativer“ ausfiele. Sie führte das darauf zurück, dass es für viele Schüler vor allem bei den ersten Austauschprogrammen schwierig gewesen sei, mit den Verhältnissen in den neuen Bundesländern klarzukommen. „Wenn man dort ist, ist alles anders. Und das finden viele erst einmal schlecht“, schilderte Kathrin die Gefühle, die einige Schüler gehabt haben mögen, als sie Greifswald besuchten.
Henrike sah einen weiteren Grund dafür darin, „dass die Schüler zu viel erwarten, wenn sie nach Greifswald fahren“. Auch Florian erzählte, dass er bei seinem ersten Besuch 1991 mit seiner Klasse in Greifswald „schlechte Erfahrungen“ gemacht hatte. Aber bei allen weiteren Besuchen und Gegenbesuchen auf der Ebene der Schülervertretung, hatte er „sehr gute Erfahrungen gemacht“ und „gute Freunde gefunden“.
Auf die Frage, wie sich die Partnerschaft entwickelt habe, sagte Kathrin, dass es im Laufe der Zeit für alle am jeweiligen Austausch Beteiligten einfacher geworden sei, weil sich „die Lebensverhältnisse zwischen den Menschen angenähert“ hätten. Das Gefühl, sich bei einem Besuch in Greifswald „schämen zu müssen, dass es einem besser geht“, verschwindet langsam, erklärte sie weiter.

Zur Frage der Entwicklung der Partnerschaft zwischen den Gymnasien in Bad Bramstedt und Greifswald sagte Herr Dr. March, dass man Abstriche machen muss, wenn man die Entwicklung „an der Euphorie nach dem Fall der Mauer“ misst. Wenn man die Entwicklung von der Zeit an betrachte, wo man erkannte, dass der Prozess der deutschen Einheit ein sehr langwieriger ist, dann hätte die Partnerschaft seit ihrem Beginn nicht an Intensität verloren, erklärte der Direktor der Jürgen-Fuhlendorf-Schule.
Er persönlich empfand die gemeinsame Studienfahrt nach Rom für Oberstufenschüler beider Gymnasien im Frühherbst 1996 als einen Höhepunkt nicht nur für die Partnerschaft, sondern aller Studienfahrten, die er bis jetzt geleitet hat.

Der Bad Bramstedter Elternbeiratsvorsitzende, Herr Finck, schätzte den Charakter der Partnerschaft ähnlich ein. Er war der Meinung, dass die Intensität der Partnerschaft über die Jahre hinweg gleichgeblieben ist. Man hätte nur „die Anstöße der Elternschaft verstärken“ müssen, weil die Beziehung zwischen Ost- und Westdeutschland „selbstverständlicher geworden“ ist. Da die Anfangseuphorie etwas gewichen und das Thema Hilfe für die Partnerschule nicht mehr so akut ist, sind Fahrten nach Greifswald und aus Greifswald hierher „noch wichtiger“ geworden, damit die Partnerschaft bestehen bleibt, sagte Herr Finck.

Durch die Tatsache, dass sich die Lebensverhältnisse langsam annähern, wird die Schulpartnerschaft in Zukunft in ihrer Intensität vielleicht doch abnehmen, meinte Henrike, weil der Hauptgrund für die Gründung einer solchen Partnerschaft die Unterstützung und das gegenseitig aufzubauende Verständnis zwischen Ost- und Westdeutschland gewesen war. Herr Dr. March äußert sich auf die Frage der Zukunft der Schulpartnerschaft ähnlich. Er hielt es für das Beste, wenn die Partnerschaft nicht mehr nötig sei, „weil kein Unterschied zwischen Ost und West mehr da ist“.

Alle Interviewten sind sich darin einig, dass Beziehungen wie die zwischen den Gymnasien in Greifswald und Bad Bramstedt sehr wichtig sind für das Zusammenwachsen der beiden Teile Deutschlands. Und solange dieser Prozess noch nicht abgeschlossen ist, halten die Vertreter der Schülerschaft, der Eltern und Herr Dr. March diese Schulpartnerschaft für unbedingt erhaltenswert.

VIII. Nachwort

Während einer Vielzahl von Begegnungen zwischen Schulleitungen, Eltern, Lehrern und Schülern beider Schulen konnten wir alle aus dem reichen Erfahrungsschatz der Bad Bramstedter schöpfen und Schritt für Schritt in der Umstrukturierung der einstmals sozialistisch geprägten Einheitsschule vorankommen.
Es ist mir deshalb ein Bedürfnis, hier noch einmal im Namen der Lehrer,
Eltern und Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums allen Lehrern, Eltern und Schülern des Jürgen-Fuhlendorf-Gymnasiums in Bad Bramstedt Dank zu sagen für den Umfang und die Vielfalt aller Hilfeleistungen in der Aufbauphase des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums.
Dass sich im Laufe der Zeit die Partnerschaftsbeziehungen gewandelt haben, liegt auf der Hand.
Mit dem Hineinwachsen in die deutsche Einheit und dem Prozess des langsamen Zusammenwachsens der alten und neuen Bundesländer wurde aus der ursprünglichen Einseitigkeit der Schulpartnerschaft eine Beidseitigkeit auf allen Ebenen.
Möge die Schulpartnerschaft zwischen dem Jürgen-Fuhlendorf-Gymnasium Bad Bramstedt in Schleswig/Holstein und dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Mecklenburg-Vorpommern weiter Bestand haben, und möge sie als Bindeglied zwischen altem und neuem Bundesland bestehen bleiben, um die Grenzen in den Herzen und Köpfen der jungen Menschen endgültig
zu beseitigen.

H. Scherpelz

IX. Anmerkungen

1. Protokoll der Lehrerkonferenz der Jürgen-Fuhlendorf-Schule vom 29.1.1991
2. Brief von Dr. Scherpelz an Dr. March vom 3.1.1991
3. Brief von Dr. Scherpelz an Dr. March vom 5.2.1991
4. Protokoll der Dienstbesprechung der Jürgen-Fuhlendorf-Schule vom 1.4.1991
5. Protokoll der Schulkonferenz der Jürgen-Fuhlendorf-Schule vom 10.5.1991
6. Brief von Frau Dr. March und Herrn Schwesig an die Eltern (Bad Bramstedt) vom 15.8.1995
7. Brief von Dr. March und Herrn Schwesig an die Gasteltern (Greifswald) vom 15.8.1995
8. Brief von Herrn Finck an Herrn Vohswinkel vom 21.2.1991
9. Einladung vom 29.4.1991
10. Sitzungsprotokoll vom 11.5.1991
11. Brief von Herrn Vohswinkel an Herrn Finck vom 24.6.1991
12. Brief von Herrn Finck an Herrn Vohswinkel vom 2.7.1991
13. Schreiben von Frau Dr. Scherpelz vom 21.11.1991
14. Jahresbericht der Jürgen-Fuhlendorf-Schule zum Schuljahr 1990/91
15. Protokoll vom 3.6.1992
16. Brief an die Eltern der Jürgen-Fuhlendorf-Schule vom 1.10.1992
17. Jahresbericht der Jürgen-Fuhlendorf-Schule zum Schuljahr 1991/92
18. a.a.O.
19. a.a.O.
20. Bericht Greifswalder Eltern über einen Besuch
21. a.a.O.
22. Brief von Herrn Zühlke an Herrn Finck
23. Einladung vom 12.4.1994
24. Brief von Frau Dr. Scherpelz an Herrn Finck vom 17.6.1994
25. Jahresbericht der Jürgen-Fuhlendorf-Schule zum Schuljahr 1993/94
26. Brief an die Eltern der Jürgen-Fuhlendorf-Schule vom 4.5 .1995
27. a.a.O.
28. Fax von Frau Braatz an Herrn Finck vom 31.7.1996
29. Protokoll vom 11.5.1991
30. Bericht von Frau Ster über die Hilfsaktion
31. Brief der Arbeitsgruppe
32. Jahresbericht der Jürgen-Fuhlendorf-Schule zum Schuljahr 1990/91
33. Briefe von R. Brandenburg und Frau Dr. Scherpelz an die Eltern der Jürgen-Fuhlendorf-Schule
34. Protokoll des Schulelternbeirates vom 3.6.1992
35. Brief an die Eltern
36. Protokoll vom 24.2.1993
37. Programm des Begegnungsseminars von 17.6.1992
38. Programm des Begegnungsseminars von 13.2.1995
39. Bescheinigung Dr. Marchs für italienischen Behörden und Museen

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