Witte: Der Schlüskamp

Erinnerungen vorgetragen im “Club Alter Bramstedter”

S c h l ü s k a m p

Bei diesem Namen stellt sich die Frage des “ Woher“ was bedeutet „Schlüßkamp“.
Die erste Silbe des Wortes ist sicher in Verbindung zu bringen mit dem Wort „Schleuse“. Dieses, aus dem Niederländischen stammende Wort, steht nicht nur für z.L. Schiffsschleuse, sondern auch für „Wehr“.
Es wurde also Wasser gestaut um es geregelt abzulassen und so die Wasserkraft zu nutzen. In diesem Fall hat man eine Getreide = wohl auch eine Lohmühle und eine Sägerei mit der Wasserkraft betrieben.
Die zweite Silbe „Kamp“ soll sich ableiten von „Kampagne – Campania“ und ist zu übersetzen mit flaches Land

Die erste Erschließung oder Verbesserung der Oberflächenverhältnisse des Schlüßkamps wurde um das Jahr 1900 begonnen. Bis dahin war es ein wohl sandiger Feldweg zum Erreichen der Mühle und der anliegenden Nutzflächen.

1900 wird auf Antrag der Kirche ein 5m breiter „Fußsteig“, parallel zum Weg, gefordert.

1910 Pflasterung der ersten Hälfte, von Nr. 18 bis zum Bahnhofshotel.

1912 Pflasterung der zweiten Hälfte

Es folgt nun die Bebauung des Schlüßkamps von ca 1900 bis ca 1945. Hierbei nimmt das Mühlengelände eine Sonderstellung ein. Ab 1945 kann ich aus eigener Wahrnehmung nur sehr wenig beitragen, da mein Wohnsitz nicht mehr Bad Bramstedt war, sondern nur familiäre Bindungen mich nach Bad Bramstedt führten.

Nr.: 1
1910 Zwischen Pastorat und Dr. Schumann soll ein Gemeindehaus gebaut werden
1912 Die Finanzierung ist gesichert
1913 Vollendung steht bevor
Frau Köhler stiftet eine Glasmalerei
Am 26. Aug. findet die Einweihung statt.
1914 Warteschule (2,5 – 6 Jahre ) eingerichtet
1915 Kirchliche Frauenhilfe kauft einen Flügel, z.T. auf Kredit.
Maler Wilhelm A. Wrage schenkt dem Gemeindehaus einen Gemäldeentwurf
„Einführung der Reformation in Hamburg“
1916 Der Jungfrauenverein besteht 10 Jahre.
1919 Gründung eines Vereins für Kriegsheimstätten
1919 Ein Heimatmuseum wird eingerichtet.
1920 Bildung einer Baugenossenschaft
1921 Aufstellung einer Liste der“ Bekenntnisfreunde“ zur Landeskirchenversammlung.
Für mich war hier der Standort des Kirchenbüros.

Nr.: 3
1902 Es wird vermerkt, daß Maler A. Bumann ein Geschäft bei Awe eröffnet.
1906 Awe verkauft sein Haus an Dr. jur. Schumann. Dieser eröffnet eine Kanzlei.
Er ist der erste Rechtsanwalt und Notar am Ort und auch der erste Autobesitzer.
1923 Dr. Schumann stirbt.
Ich kann mich nur daran erinnern, daß Dr. Anders hier seine Praxis hatte.
Heute befinden sich auf dem Grundstück, nach dem Abriss des Praxis- und
Krankenhausgebäudes, 2 Wohnblocks für Senioren unter Nr. 3a und 3b.

Nr.:5
ca 1910 In diesem Haus wohnte der Photograph Kröger und betrieb sein Geschäft.
Jetziger Eigentümer soll Herr Peglow sein. Ein Namensschild weist auf eine Heilpraktikerin Angelika Dumat hin.

Wir befinden uns nun am “ Raamakerstieg“ und holen die andere Straßenseite nach. übrigens hat der Fußweg seinen Namen nach einem“ Raamaker“ ( Stellmacher), der auf der Landwegs – Seite eine Werkstatt hatte.

Nr.: 2
1905 Kosteneinholung für die Erstellung eines E – Werkes. Im Mai waren genügend Hauseigentümer bereit anzuschließen. Ein entsprechender Bauantrag wurde gestellt und genehmigt. Die Wahl des Grundstückes erfolgte zügig und fiel auf Schlüßkamp Nr. 2
1906 Bereits nach ca 15 Monaten konnte das E – Werk in Betrieb genommen werden. Frau Erika Freudental, wohl eine Tochter des damaligen Bürgermeisters, schaltete das Werk am 23. September um 19.30 Uhr ein. Schon am 7. Juli waren sehe die ersten unterirdischen Kabel zu den Grundstücken Stegemann, Schlüter und Fülscher verlegt worden.
1910 Es murrten neue Maschinen beschafft werden, da die vorhandenen, mit einer Leistung von 140 Ampere, nicht mehr reichten. Ein Schornstein, 35 m hoch, wurde am 15. Oktober fertig.
1915 Das Werk beteiligte sich mit 50.000 Mark am Bahnerweiterungsbau nach Neumünster.
1918 Nach einer erheblichen Unterschlagung durch den Betriebsleiter wurde dieser entlassen. Ein Verkauf mußte ins Auge gefaßt werden, wurde aber mit einer 2/3 Mehrheit abgelehnt.
1922 Günstige Strompreisangebote führten zu dem Anschluß an das Überlandwerk

Nr.: 6
Ursprünglich war dies das erste Spritzenhaus in Bramstedt.
In den Jahren 1930 / 40 wohnte hier eine Fa. Süllau. Herr Süllau war viele Jahre Maschinenführer eines Drachkasten der Firma Ernst Harm im Landweg. Später erwarb Herr S. Bornhöft das Grundstück und bewohnte es.

Nr.: 8 Erste Hinweise auf eine Mühle reichen weit zurück. Bereits von 1537 bis 1653 wird eine Mühle in königlichem Besitz erwähnt. Sie wurde mit weiteren Grundstückes an Wiebke Kruse übertragen. Der jetzige Bau wurde von dem Müller Paustian in den Jahren 1852 / 53 erstellt
Auf dem gleichen Grundstück arbeitete auch eine Sägerei, von deren Wiederinbetriebnahme 1919 berichtet wurde.
Auch gab es hier noch eine Lohmühle, die nach dem Bau einer solchen in Weddelbrook wohl technisch überholt wurde und ihren Betrieb aufgab.
Ihre Glanzjahre dürfte die Getreidemühle während der Caprivi – Jahre 1890 / 94 erlebt haben , Stichwort Russengerste.

Nr.: 10 1953 Bau eines Wohngebäudes durch die Schleswag. Es soll zum Verkauf stehen.

Nr.: 12 1955 Bau eines Betriebsgebäudes durch und für die Schleswag. Ein Verkauf soll inzwischen erfolgt sein.

Zwischen Nr. 12 und Nr. 16 verläuft der Badesteig. Etwas versetzt zum Raamakerstieg stellen beide, den Schlüßkamp kreuzend, eine Verbindung de Landwegs mit der heutigen wie auch früheren Badeanstalt her.

Nr.: 16 Bossmann

Nr.: 16a Bossmann ,Anbau nach 1945

Nr.: 18 1899 Es wird berichtet : „neben Bossmann käuft Schumacher Heismann ein Grundstück
Rund 100 Jahre nutzte die Familie über 3 Generationen das kleine Wohnhaus.
Inzwischen wurde es verkauft und abgerissen.

Nr.: 20 1900 Wird 1906 als Glaserei erwähnt
1912 Der Glaser Bohri empfiehlt Papier, Spiegel und Bilder.
1919 Das Angebot wird erweitert um Spielwaren und Puppen.
Hinsichtlich dieses Grundstückes sind mir die Namen Schlapkohl , Meinert und Groth noch geläufig.

Nr.: 22 19o9 wird das Haus von einer Witwe Rave an Herrn Blumeier verkauft.

Wie schon bei Nr. 18 erwähnt, wurden auch die Häuser 2o und 22 abgerissen.

Nr.: 24
19o5 Der Schlachter O. Wilken will eine Schlachterei zwischen der Villa Erika und dem Grundstück der Witwe Rave bauen.
19o6 Die Schlachterei soll Ende September in Betrieb gehen.
Am 26. Sept. wird ein 1600 Pfund schwere Bulle geschlachtet, nachdem er zuvor durch den Ort geführt worden war.
1912 Herr Wilkens möchte auf dem hinterem Grundstück eine Schweinemästerei bauen.
1916 Der Betrieb wird modernisiert. Ein Heißluftmotor wurde ersetzt durch einen Dampfkessel und ein Schornstein, 25 m hoch erstellt.
1917 Nach Monaten des Umbaus wurde im Januar der Schlachtereibetrieb wieder aufgenommen.
später Stich u. Co – Martens – heute Thomsen

Nr.: 26
1903 Die Villa „Erika “ wird von dem Photographen Fr. Hamann gebaut. Er wird 1904 und 1910 in Verbindung mit dem Bürgerverein erwähnt.
1909 wird die Villa von RA Rademacher,
1920 von Dentist Harder und
1922 von Tierarzt Dr. Bißmann, genutzt.
1940 Etwa um diese Zeit bewohnte der Photograph Kröger mindestens den gläsernen Anbau und betrieb hier sein Geschäft.
Er zog später um in das Haus Nr. 5.

Nr.: 28 Geläufig sind mir nur die Namen Gripp und Thoms.

Nr.: 30 Hier wohnte Willi Dehn und betrieb von hier ein Taxi-Unternehmen.

Nr.:32
1905 Am 8. März schreibt die Zeitung, daß der Kaufmann Fülscher von Gastwirt Schlüter eine Koppel gekauft habe. Zunächst wird vom Bau einer Schrotmühle jedoch schon am 22. März bereits vom Bau eines Hotels berichtet
1905 Die für den 1. September vorgesehene Eröffnung wurde auf den 14. September verschoben.
Betreiber des Hotels war eine G.m.b.H., Gesellschafter waren der Kaufmann Fülscher und der Zimmermeister Thode.
1919 Im März starb Herr Huß im Alter von 63 Jahren. Schon im April übergab Frau Huß den Geschäftsbetrieb mit dem Inventar an Herrn Jürgensen.
Die Immobilie Bahnhofshotel wurde im gleichen Monat an Herrn Alexander, dem Besitzer des Solbades, verkauft.
Schon im März des gleichen Jahres ließ Herr Alexander die Immobilie versteigern und Herr Rademacher wurde Eigentümer.
1921 wurde von einer Geschäftsübernahme durch Herrn Göbel berichtet.
um 1940 wurde das Anwesen als Mehrfamilienhaus genutzt. Das am Hauptgebäude befindliche Kino wurde nach meinen Erinnerungen über mehrere Jahre von der Familie Fuhlendorf, Bleeck, betrieben.
um 1950 wurde die Immobilie von der Familie Kütbach erworben und blieb in der Nutzung m.E. unverändert.
Inzwischen befindet sich auf dem gleichen Grundstück eine Anwaltskanzlei des Sohnes, des jetzigen Bürgermeisters
der Stadt Bad Bramstedt.

Nun gehen wir zurück bis an den Raamakerstieg und setzen die Betrachtung fort mit

Nr.: 7
1906 Familie Reich übernahm eine Töpferei von Willer.
1915 John Reich wurde als Spielmann des Sportvereins erwähnt
1916 John Reich fällt am 5. Mai in Frankreich.

Nr.: 7a 7b wurden abgetrennt von Nr. 7 . Eigentümer an den 3 Grundstücken war in den 40 bis 60iger Jahren Werner Vöge.

Nr.: 9
1888 erschien ein Inserat, es wurden Jungpflanzen von Herrn Sieg angeboten. Persönlich kann ich mich daran erinnern, daß es einen kleinen Laden in dem Haus gab und von Frau Sieg Backwaren verkauft wurden.
Heute wird das mehr gepflegte Haus von Herrn Dr. Schiefer bewohnt. Ein betonter Balken über dem früheren Ladeneingang und dem heutigen Hauseingang trägt folgenden Spruch:
„Dies Haus ist mein und doch nicht mein – ich hab nur ne Wohnung drin
und kommt der Tod, so muß ich fort, er läßt mich nicht an diesem Ort“.

Nr. 11 1905 Das Grundstück wurde von der Kirche angeboten
um 1940 war Frau Ostermann Eigentümerin, Familie Rühmann nutzte eine Mietwohnung.

Nr. 13 Hier wohnte um 1940 Familie Ehlers.

Nr.: 15 bis 29 Die Einfamilienhäuser und anschließenden Wohnblocks wurden nach 1945 gebaut.

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