Schinz-Schäfer: Der Schäferberg

Erinnerungen, vorgetragen im Club “Alte Bramstedter”

Der Schäferberg

Lisa Schinz-Schäfer. Bad Bramstedt

Vom Maienbeeck kommend gabelt sich der Weg, Eine Straße führt in den Dahlkamp, also Richtung Itzehoe. Der andere ist der Schäferberg. Damals eine Splitstraße mit einem Sandweg daneben für Gespanne, In der Mitte liegt das Herrenholz. Noch zu meiner Kinderzeit 1925 bis 1930 ging man durch ein großes, schönes schmiedeeisernes Tor direkt auf das Ehrenmal (1914-18) zu. Das Tor verschwand im Laufe der Zeit, Dort wo heute das stattliche Herrenholz steht, war zu früher Zeit eine ausgedehnte Heidelandschaft: Die Lieth, die man dann bepflanzte. Als der Wald herangewachsen war, ließ der Gutsherr von Kielmannsegg ihn abholzen. Nur der damaligen Bevölkerung war es zu verdanken, daß man einige Bäume stehen ließ. Sie wünschte sich ein paar Ruheplätze. Das war um 1762. *) Nach ca. 100 Jahren, 1874, bepflanzte man das Gebiet mit Buchen, die bis heute eine stattliche Stärke erreichten, wo eine große Kolonie Krähen von Jahr zu Jahr ihr Quartier bezieht und man von der kleinen Pforte die Eichhörnchen beobachten kann. Der Schäferberg bekam sicher seinen Namen von einem zur damaligen Zeit am Berg wohnenden Schäfer. Danach wohnte dort eine Familie Behnke **) und dann Bauer Fam. Herrmann Martens mit den Kindern Kurt, Dieter, Edith, Elke und Manfred. Nach deren Schulzeit ging Kurt mit Frau Lilo nach Kanada, danach wieder in Bad Bramstedt starb er im Jahre 1999. Dieter war im Tiefbau tätig und Manfred wurde zuerst Maurer und später Bauer in Wiemersdorf, Beide starben recht früh. Die Mädchen heirateten Bauern in Sievershütten und Hüttblek. Zum Haus der Familie Martens führte eine steile Auffahrt zum Wirtschaftsgebäude und eine steile Treppe zum Wohnhaus. In demselben wurden schon früh mehrere Zimmer ausgebaut für eventuelle Kurgäste, wird heute vermutet. Außerdem stand zwischen beiden Aufgängen eine große Veranda, die im Krieg, so mein Wissen, als Kornspeicher benutzt wurde und später nach gründlicher Renovierung richtete man dort einen Kindergarten ein, Tante Gerda Michelsen und Tante Hanna Kümpel, geborene Schnoor, führten dort das Regiment.

An Martens schloss sich noch eine Koppel und eine Weide an, dann stieß man auf Hitzhusener Gebiet

Wir beschreiben jetzt die rechte Seite des Schäferberges. Ein noch wunderschönes Haus mit zwei Säulen, die einen kleinen Balkon tragen, wurde um die Jahrhundertwende von einer Familie Hesebeck gebaut. Zum Haus gehörte zu beiden Seiten ein großer Garten. An der Straßenseite stehen noch heute große Buchen. Eine direkt vor dem Haus stehende wurde im Jahre 1990 aufwändig operiert, um dann doch ein   paar   Jahre   später    Im  Zuge   der   Straßensanierung   und   der Kanalisation abgesägt zu werden, wie  auch der zweite gesunde Baum. Alles zusammen für zigtausende von Mark.

Am Rande des Gartens, vor der Straßenbiegung, steigt die Böschung steil an und man gelangt auf den Hof vom damaligen Besitzer Wilhelm Mohr und Frau Emma, in Weddelbrook geboren. Beide fingen zu wirtschaften an, nachdem Wilhelm sich sein Geld als Gutsknecht, Müllergehilfe und Schlachter der hiesigen Wurstfabrik verdient hatte. Drei Kinder gingen aus der Ehe hervor. Der Sohn starb früh, Tochter Amanda heiratete einen Gendarm, der nach Garding in Eiderstedt versetzt wurde. Anna heiratete den ältesten Sohn vom Bauer und Fuhrkutscher Böje aus Butendoor. Wilhelm Mohr, sowie Johannes und Anna Böje, strebten beide und bauten sich so ein Anwesen zusammen, das Jahr für Jahr vergrößert wurde. Zwei Kinder wurden geboren; Lisa und Hubert. Lisa heiratete später nach dem Krieg im Jahre 1950 den Ostpreußen Willi Schinz, der leider nach siebenjähriger Ehe auf einer kleinen Pachtstelle in Hitzhusen starb. Sie hatten zwei Kinder im Alter von zweieinhalb und viereinhalb Jahren.

Hubert übernahm nach der Hochzeit mit Hannelore Meyer aus Brokstedt später den elterlichen Hof mit seinen Kindern Erika und Gerd. Erika ging zu ihrem Bauern nach Wittorferfeld und Gerd übernahm den Hof vom Vater. Vier Jungen und eine Tochter hat die neue Generation, die den Hof weiter zum ansehnlichen Hof führte, der sich spezialisiert hat auf Saatgetreide, Zuckerrüben und Eier.

Nach Kriegsende, 31.05.1945, flogen Martens und Böje durch die Restmunition der Wehrmacht die von Engländer bewacht wurde, in die Luft. Kein Stein blieb aufeinander, und der Keller glühte noch sechs Wochen. Davon berichtete ich aber schon unter der Überschrift „Weltuntergang 1945″.

Die Hauskoppel wurde an die Stadt verkauft, um auf dieser eine Schule mit Sportplätzen zu bauen. 1950 begann mit dem Aufbauzug die Geschichte der Realschule. Rektor war Karl Hintmann. Die erste Klasse übernahm Otti Schnepel mit 36 Schülern M7. Danach begann man mit dem Bau der Sporthalle und noch einer Schule, der Hauptschule. Beide Schulen stehen zwischen unserem damaligen Obstgarten, einem kleinen hübschen Teich und einer Vertiefung, die von alters her „Moses Grab“ hieß. Unterhalb der Schulen von Fuhlendorf kommend fließt der Maienbeeck. Wenn man genau hinsieht, entdeckt man am nächsten Grundstück, daß das Wohnhaus von Hannes Mohr, einem Bruder von Wilhelm, auf Schulgelände steht. Die Brüder einigten sich damals, da ansonsten die Kinder zur Schule nach Hitzhusen gemußt hätten. Das Wirtschaftsgebäude steht auf Hitzhusener Gebiet. Nachzutragen ist noch, daß beim Schulbau man auf ausgezeichnete Spuren einer Besiedlung aus der Eisenzeit 6 – 300 vor Chr. stieß. Die meisten Fundamente wiesen eine Größe von 5×13 und kleiner aus.  Ein Urnengrab wurde auch gefunden. Wegen guter Eisenerzvorkommen zog es Siedlungsstämme aus dem Norden an. Raseneisenerz bildete damals eine gute wirtschaftliche Grundlage, und durch die Auen gab es eine gute Verkehrslage.

Nachtrag: Nach dem Krieg 1945 fing eine Baufirma an, Kies abzubauen, was sich dann doch nicht lohnte. So entstand die jetzt mit ein paar Bäumen bewachsenen Kuhle an der Straße auf Böjes Grundstück. Im Jahre Ende 50 wurde eine Teerstraße mit Fahrradweg gebaut. Man nahm zur Verbreiterung den Wirtschaftsweg dazu. Auf Martens‘ Hauskoppel entstand ein neues Wohngebiet, das bis ans Herrenholz und an den Schießplatz reicht. Der Hesebeck’sche Garten wurde bebaut. Auch der Notruf 112 hat dort neuerdings einen Neubau bezogen. So hat sich wie überall sehr viel verändert am Schäferberg.

Julius Timm hatte seine Bienen eine Zeit lang an der Böschung Hesebeck-Böje.

 *) Anmerkung: Das Abholzen des Waldes erfolgte durch einen von Kielmannsegg Mitte des 19. Jahrhunderts
**) Behnckes Landstelle und Logierhaus  brannte um 1910 ab und er baute dann am Alten Kurhaus das Behncke’sche Solbad neben das erste Bad des Mathhias Heesch.

Dieser Beitrag wurde unter F0 - Alte Bramstedter erinnern sich veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.