Rückert / Lohse: Der Köhlerhof

Erinnerungen vorgetragen im “Club Alter Bramstedter”

Der Köhlerhof

von Ilse Lohse geb. Göttsch und Marianne Rückert geb. Ubben

Liebe „Alte Bramstedter“

Es ist mal wieder soweit, und ich stehe hier und bin gerne bereit, heute zu berichten über den Köhlerhof an der Hamburger Straße.
Lange Jahre war und ist dieser bekannt in Stadt und Land. Der Name Köhlerhof geht sicher in die Geschichte von Bramstedt ein, und wie könnte es anders sein: Mein Hans und ich kennen dieses Fleckchen Erde ganz genau, weil wir oft hierher kamen, zu besuchen vom Hof die Bauersfrau.

Vor zig Jahren war es der Tannhof, noch sehr gut in meiner Erinnerung. Das Ehepaar Köhler wie man weiß, waren die Besitzer einer schönem großem Villa. Doch zuvor mußte erst noch geheiratet werden. Ilse Köhler früher Krankenschwester in Hamburg im DRK Krankenhaus. Ihr Otto war meistens im Ausland tätig. Die Ilse stammte vom Schloß. Der Polterabend wurde im Stadt Hamburg am Bleeck gefeiert. Es war am 18.11.1919 Ich, damals 5 Jahre alt, durfte für ein paar Stunden mit.

Im Schloß gab es die Gärtnerei. von Kurt Meyer, aber es gab auch Gärtnergehilfen. Einer dieser Leute war ein Zauberer. So noch in Erinnerung, wie dieser Knackwürste aus dem ärmel holte.
Als ich vom Schloß geschrieben habe, wißt Ihr ja, daß ich in demselben aufgewachsen bin, weil meine Mutter dort im Krieg 10 Jahre gearbeitet hat . So ergab es sich, daß sie auch oft im Köhlerhof geschafft hat, also damals „Tannhof“.

Vor Jahren hat man dieses Gebäude zu dem heutigen Treff Hotel umgebaut. Die abends beleuchteten Buchstaben laden zur Einkehr in jetziges Restaurant oder einem Nachtquartier ein.

Für Ilse Köhler wurde ein Bungalow gebaut. In diesem hat sie sich sehr wohl gefühlt. Also ist sie fast bis zu ihrem Tode auf dem Grundstück geblieben, wie es ihr Wunsch immer gewesen ist. Wenn sie auch allein war so hat sie sich nie gefühlt. Alle damaligen Verwandten , Freunde und Bekannten haben sich um sie gekümmert. Ihr Ehemann Otto wurde früher Schlips und Kragenbauer genannt, lebt schon, lange nicht mehr. Viel Freude machten die Enten, wenn sie vom Teich zur Terrasse kamen, am sich ihr Futter zu holen. Leider gab es auch mal Ratten, die mit Rattengift zum Sterben verurteilt wurden.

Genauso gab es in den vorhandenen Gebäuden, die leer standen, eine Weberei. Da hat es sich so zugetragen, daß einer der dort diensthabenden Herren ganz ungewollt jemanden sehr laut begrüßt hat mit den Worten: „Das wallte Gott“ und herein kam der Pastor. Wer es war, wußte niemand, evtl. konnte es unser damaliger Pastor West gewesen sein. Dieses ist alles Vergangenheit. Heute sind die jetzigen Autostellplätze nicht mehr wegzudenken.

Ilse Lohse
Bad Bramstedt, 3.12.1998

Wir möchten noch etwas ergänzen zum Köhlerhof, früher Tannenhof berichten.

Zu dem idyllisch gelegenen Tannenhof, jetzt das Gebäude Köhlerhof-Donatus, gehörte unter anderem ein großes gemischtes Waldgebiet mit Tannen, und Laubbäumen. Dann folgten noch Stauwiesen an der Hudau und Lentföhrdener Au entlang, jetzt Köhlerhof Teich und Verlobungsweg.

Auch an der Seite des Ochsenweges bei den Mergelkuhlen waren Weide und Ackerland. Vom Erzählen seines Vaters hörte mein Mann Werner, daß die Besitzer dort in früheren Jahren in dem Waldstück auch Rollschuh gelaufen sind. Es war ein schöner breiter Weg dort angelegt. Aus Neugierde hat. Werner als Junge dort mal mit einer Schaufel nachgeguckt, ob es auch stimmt mit der Rollschuhbahn. Als er ungefähr einen guten Spatenstich tief war und die Humusschicht abgetragen hatte, kam eine schöne glatte Fläche fester grauer Asphaltschicht zum Vorschein.
Durch die langen Jahre waren so viele Blätter auf den Weg gefallen und hatten ihn zugedeckt, und verschüttet. Außerdem wurde der Weg auch vom Hof aus zum Ausreiten in die schöne Feldmark genommen.

Der Arzt Dr. Gühne, der in einer schönen Villa an der Hamburger Straße wohnte, und Otto Köhler waren verwandt oder verschwägert. Das schöne parkähnliche Grundstück reichte von der Hamburger Straße an den 0chsenweg. Später war dort viele Jahre die Pension von Matyba und Ahrens. Jetzt sind auf dem Gelände die Häuser der Parkstraße. (Dr. Gühne und Otto Köhler waren eine Zeitlang in Argentinien als Farmer tätig gewesen.

Zu der Familie Köhler noch etwas.
Die Mutter von Otto Köhler war in Hamburg Schiffsausrüsterin und verdiente damit ihr gutes Geld und war wohlhabend.
Dieser wunderschöne Wald war als Park angelegt, und somit flanierte und lustwandelte man darin, oder lief auf Rollschuhen auf der Rollschuhbahn, denn es war ein schöner langer Asphaltweg im Wald. Da auch idyllisch gelegene Ländereien dazu gehörten, konnte man auch zum Ausreiten und auf die Jagd gehen.

Marianne Rückert
Bad Bramstedt, den 10.2.1999

Ich habe hier noch einen. kleinen Bericht zum ehemaligen Tannenhof jetzt Köhlerhof.
Diese Daten erhielt ich von ehemaligen, Flüchtlingen, die aber längst Einheimische von uns geworden sind und dort arbeiteten, und zwar von den Familien Stockmann und Steincke.

Kurz nach dem Krieg, so ungefähr 1947/48 wurde im früheren Kuhstall des Köhlerhofs eine Weberei eingerichtet. Die Webstühle stammten aus der Tuch un Wollspinnerei Fabrik Wolf aus Guben in der Lausitz. Guben liegt an der Neiße, an der polnischen Grenze. Der Fluß ist die Grenze, sie teilt die Stadt. Diese Webstühle waren zum Teil ausgeglüht und sehr reparaturbedürftig Das heißt, sie mußten hier erst gründlich wieder instand gesetzt werden, ehe die richtige Arbeit, das Weben, vonstatten gehen konnte. Es waren 10 große Webstühle, die der Fabrikant Wolf von der Tuch und Wollspinnerei mit viel Elan und Schwung wieder fertig bringen ließ. Da sieht man, mit wieviel Aufwand und Strapazen die Menschen damals an diese Aufgaben herangegangen sind, um wieder arbeiten zu können, um in Lohn und Brot zu stehen. Es wurde rund um die Uhr gearbeitet, also Tag und Nacht in zwei Schichten Gefertigt und gewebt wurden hier zum größten Teil Woll- und Mantel- und Kammgarnstoffe und Velours

In dem kleinen Gesindehaus am Köhlerhof wurden diese fertigen Produkte, also die Woll- und Kammgarnstoffballen auf Fehler geprüft. Wenn fehlerhafte Stellen vorhanden waren, wurden, sie kunstgestopft. Das Prüfen ging folgendermaßen von statten: Die fertigen Stoffe gingen über ein Lichtband auf den Tischen, damit man die Fehler gut sehen konnte, und dann wurden sie kunstgestopft und zu Ballen aufgerollt. Zur Lagerung der fertigen Stoffballen diente der große Boden über dem Kuhstall.

Nach einigen Jahren, so um etwa 1955 ging diese Weberei nach Neumünster in die Lederfabrik Köster in der Brachenfelder Straße – Ringstraße, gegenüber der Holstenbrauerei. Diese Weberei von der Woll- und Tuchspinnerei Wolf in der ehemaligen Lederfabrik Köster wurde dann etwa 1964 abgerissen. Jetzt steht dort unter anderem die Krankenkasse.

Marianne Rückert, 25 2.1999

Während des Krieges wurden im Köhlerhof Chemikalien Fässern und Korbflaschen gelagert von einer Flensburger Firma. Mit diesen Chemikalien wurden Firmen und Apotheken in Norddeutschland beliefert. Unter anderem auch die Roland-Apotheke von Herrn Neumann. Nach dem Krieg gerieten die Fässer und Korbflaschen in Vergessenheit und wurden erst wieder entdeckt, als der Köhlerhof abgerissen wurde. Viele Fässer und Flaschen waren beschädigt. Die Firma in Flensburg war inzwischen pleite gegangen. So wurden die Chemiekalienfässer und Flaschen untersucht und im Klärwerk zwischengelagert und dann vom Wegezweckverband entsorgt.
Diesen Bericht habe ich von Herrn Heinlein, der in der Weberei im Köhlerhof gelernt hat und später zum Klärwerk gegangen ist.

Martha Witte 23.2.1999

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