Rückert: Das Kurhaus

Erinnerungen vorgetragen im “Club Alter Bramstedter”

Das Kurhaus

von Marianne Rückert, geb. Ubben 6.3.1996

Ich möchte Euch heute vom Kurhaus berichten.

Das Gründungsjahr vom neuen Kurhaus war 1929. Es wurde in Kaiser – Wilhelm Wald, oder wie man später auch sagte, im Stadtwald erbaut. Die Stadt Bad Bramstedt stellte ein 60 Morgen großes Waldgelände zur Verfügung. Im Oktober 1930 fand die Einweihungsfeier des Neuen Kurhauses in festlich geschmückten Räumen, mit 200 geladenen Gästen statt. Im Februar 1931 war dann die offizielle Inbetriebnahme des Hauses mit Patienten Einige 100 mtr weiter nördlich vom Hauptgebäude entfernt, idyllisch an der Aue gelegen, wurde das „Kurhaus an den Auen“ erbaut. Hier waren damals nur Privatpatienten untergebracht. Dieser Betrieb war vom Kurhaus abgesondert und wurde von privater Seite verwaltet.

Der Direktor Oskar Alexander, war auch schon Pächter und Direktor des Neuen Kurhauses. Mit ihm vom Alten Kurhaus kamen auch seine Hausdame Frl. Theresa Rausch, Chefarzt, Dr. Schulz, die Mamsell Schmidt und noch viele Angestellte mehr. Sie hat insgesamt über 30 Jahre mit ihrem ganz persönlichen Einsatz und Kraft die Geschicke im ganzen Haus geleitet. (Sie verstarb im Oktober 1951 – 64 Jahre alt, und sie ist hier in Bad Bramstedt beerdigt.)

Auch mein Vater wechselte vom Alten Kurhaus nun zum Neuen Kurhaus, und wurde der Verwalter der landwirtschaftlichen Abteilung eingesetzt. Somit zogen wir von unserem Haus am Dahlkamp zum Kurhaus um. Ich war 6 Jahre alt und fand alles ziemlich aufregend, und interessant. Anfangs war es eine Schweinemästerei. Von den Speiseabfällen, dem sogenannten „Drang“ wurden die Schweine gemästet und dann geschlachtet. Es kam ein Schlachter, zerlegte die Teile und es wurde auch Wurst gemacht.

Dieses brachte zu der damaligen Zeit eine wesentliche Bereicherung und war eine Hilfe für die Küche, die es sehr zu schätzen wußte.

1952 wurde ich eingeschult. Dieses muß für meinen kleinen Hund „Flocki“ sehr schwer gewesen sein. Vermißte er mich doch in den Vormittagsstunden. Wenn ich dann Mittags aus der Schule kam, und ich in den kleinen Weg, kurz hinter Kurhaus an den Auen im Wald, laut Flocki rief, dann kam er angesaust. Die Begrüßung war auf beiden Seiten herzlich.

In dieser Zeit fing mein Vater auch mit einigen Milchkühen an. Später wurde ein Kuhstall am Schweinestall angebaut, und so fing die Aufzucht der Tiere an. Weiden wurden zugepachtet auf dem Reepen. Auch die Milch wurde zum größten Teil an die Küche geliefert. Natürlich wurde sie untersucht und kontrolliert.

Neben der Landwirtschaft lag die Gärtnerei. Es waren damals 2 Leute, die im Treibhaus Topfblumen und Pflanzen zogen, und draußen in vielen Beeten Schnittblumen säten und pflanzten. Mit diesen Blumen wurden im Haus die Flure, Zimmer, Aufenthaltsräume, Säle und das Lesezimmer und Schreibzimmer geschmückt. Zur Adventszeit wurden von den Gärtnern schöne, große Adventskränze gebunden und auch im Haus verteilt und aufgehängt. Es sah sehr hübsch und beeindruckend aus.

Das Haus besaß seine eigenen Handwerker, Maler, Tischler, Elektriker, Schlosser, Klempner und Installateure, sowie Heizer für ein großes Kesselhaus. Eine Wäscherei, Trockenanlagen, Desinfektionsräume und eine Nähstube gehörten auch dazu. Dadurch wurde der Betrieb stets auf einen reibungslosen Ablauf gebracht, denn in allen Bereichen mußte der Betrieb weiterlaufen. Hier darf man das große Badehaus auch nicht vergessen, mit all den Angestellten. Ob es die Badefrauen oder Männer, oder die Männer in der Mooraufbereitung, in den sogenannten „Moorküchen“ oder die Moorkolonne draußen auf dem Moor waren, ohne sie ging es nicht.

Damals in den ersten Jahren wurde das Moor für die Bäder vom Moor mit Loren, von einem Pferd gezogen, es war unser Moritz, zu den Bädern gebracht. Dieser Weg zum Moor schlängelte sich sehr idyllisch durch die Feldmark und wurde von so manchem Patienten sehr bestaunt.

Hier in den Moorküchen wurde dann das Moor zu heißem Brei verrührt, kam in große Holzbottiche und wurden damals Bäder verabreicht.
Die Bottiche hatten Nummern und die Moorbäder wurden so 3-4 mal von dem gleichen Patienten benutzt. Später wurde das Pferd durch eine kleine Lock ersetzt, diese fuhr am Tag so 4-5 mal hin und her. Diese Moorbahn wurde dann 1977 eingestellt. Seit dieser Zeit kam das Moor dünn durch eine Pipeline zur Mooraufbereitung.

Außerdem waren in den Anfangsjahren noch zwei Reitpferde im Stall, Elfi und Thaler. Sie wurden vom Direktor Alexander und von Frau Schulz, der Frau vom Chefarzt geritten.

Neben dem Moor hat die Sole auch immer eine große Bedeutung gehabt. Sie kam viele Jahre von der Pumpstation vom Lohstückerweg. Genutzt wird sie immer noch, seit 1929 die eigene Moorsolequelle der Klinik, aus 54 mtr Tiefe. Mit Erfolg wurde die letzte Bohrung nach Sole von der Stadt 1977 durchgeführt am Raaberg. Die Sole mit 23% Salzgehalt wird per Pipeline zur Klinik gepumpt um dort verdünnt in den Bädern genutzt zu werden, z.B Hallenbäder…. Lange bestand für die Klinik eine eigene Wasserversorgung. Seit 1980 besorgt dieses die Stadt, die umfangreiche Erweiterungen am Wasserwerk vornahm.

Das Neue Kurhaus hat auch eine kleinen Bahnhof. Immer war die Haltestelle der AKN für das Kommen und für den Abtransport der Kurgäste wichtig. Verbilligte Fahrkarten gab es anfangs von der AKN für die Strecke Hamburg – Bad Bramstedt. Klein ist der Bahnhof noch, mit den Jahren etwas herausgeputzt.

Gegenüber vom Kurhausbahnhof liegt das „Kurhotel Gutsmann“. Damals in dem alten Schießstand und der Sandkuhle erbaut. Es ist mit den Jahren des öfteren erweitert worden und ein recht großer, komfortabler Hotelbetrieb daraus entstanden, wo es sich gut speisen und feiern läßt.
Etwas weiter über die Bahnschienen führt ein Weg zu dem „Haus Tanneneck“. Früher war da nur Feld und Wiese. „Opa Weiß“ hatte dort einen kleinen „Andenkenladen“, vorwiegend konnte man dort originelle „Ansichtskarten“ vom Kurhaus, der „Verabreichung der Bäder“ kaufen und sonstiges. Auch mit den Jahren, durch allerlei Erweiterungen und Anbauten ist Haus Tanneneck ein großer Betrieb geworden. Das Haus lädt gerne zum „Tanz-Tee“ ein.

Nun noch einmal zurück zum Bahnhof. Während des Krieges wurde die Rheumaheilstätte Lazarett. Besonders das Jahr 1942 kamen Lazarettzüge an, mit vielen Verletzten und schwer verwundeten Soldaten. Anfang 1942 wurde eine Chirurgie Abteilung mit eigens 250 Betten geschaffen. Kurz darauf wurde diese Zahl schon erhöht. Im weiteren Verlauf des Krieges wurde die Kapazität ständig erhöht und erreichte bei Kriegsende 1300 Soldaten, die untergebracht, ärztlich, sowohl auch für das leibliche Wohl versorgt werden mußten. Es wurden alle Flure, Gemeinschaftsräume, Gymnastiksaal, Brunnenhalle und das Badehaus belegt. Man stelle sich mal vor, wie die vielen Landser ärztlich und küchenmäßig zur damaligen Zeit versorgt werden konnten. Zu der Zeit waren viele Frauen, Männer waren fast alle Soldat, hier aus dem Ort und Umgebung kriegsverpflichtet, um zu helfen. Auch ich war zu der Zeit in der großen Küche beschäftigt. Von der Küche ging das Essen dann in großen Thermostöpfen auf die Stationen, um dort in Portionen heiß ausgefüllt zu werden. Ebenfalls die Kalte Küche sowie die Kaffee oder Teeküche hatten damals viel zu tun.
Nach dem Krieg 1950/51 wurde ein neuer großer Küchen- und Wirtschaftsraum mit entsprechendem Keller und Kühlräumen, sowie eine Diätküche und Diätspeisesaal angebaut.

1946 wurde das Lazarett vollständig aufgelöst und in ein Flüchtlingskrankenhaus – Influekrankenhaus unter britischer Kontrolle umgewandelt.
Ab Frühjahr 1947 können wieder ungefähr 150 Betten mit Rheumakranken belegt werden. Im Mai 1948 wurden vereinzelt Moorbäder verabreicht. Wegen Kohlenmangel konnte es nicht früher geschehen.
Im April 1953 stand das Kurhaus nach fast 14 Jahren erstmals wieder vollends zur Behandlung Rheumakranker zur Verfügung.

Nachdem 1951 durch eine Aufstockung des Hauptgebäudes um eine Etage mit ungefähr 145/150 Betten vergrößert wurde, und der Badering wurde wieder vollends renoviert, vom Maler hin bis zum Installateur.

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