Röstermundt: Vom ehemaligen Amtshaus im Flecken Bramstedt

aus: Heimatkundliches Jahrbuch für den Kreis Segeberg, 1963, S. 48 f

MaxRöstermundt, Bad Bramstedt:

 Vom ehemaligen Amtshaus im Flecken Bramstedt *)

Auf dem gleichen Grundstück an der Ostseite des früheren „Grünen Angers“, des jetzigen „Bleecks“ im heutigen Bad Bramstedt, auf dem nunmehr das Rathaus steht, befand sich einst das Amtshaus des Amtes Segeberg. Der Sitz des Amtes war 1728 von Segeberg nach hier verlegt worden. Friedrich IV. hatte die notwendigen Baulichkeiten errichten lassen. Bei den Planungen für die Bauten und für die Anlage eines großen Gartens war man auf eine gelegentliche Einkehr von Königen und Fürsten sehr wohl bedacht gewesen. So hatte das eigentliche Haus zwei Stockwerke, und es befanden sich unten elf und oben sieben Wohnzimmer. Ausgestattet waren die Räume mit sieben eisernen Öfen und mit drei Kachelöfen. In einem anderen Zimmer befand sich dagegen nur ein Beileger. Zehn der Räume waren tapeziert. Ein weiterer Raum war mit Dammast bezogen. Im Wohnhaus befand sich noch eine Küche mit Speisekammer. Auch hatte es zwei große Keller. Über dem Raum der Küche befand sich eine Räucherkammer. In einem sog. Nebengebäude befand sich das Sekretariat. Es hatte eine geräumige Diele und unten drei und oben zwei Zimmer. Vorhanden waren daselbst zwei Beileger und ein Kachelofen. Ferner befanden sich dort ein Keller und auch ein Waschhaus oder auch, wie man es dem gelegentlichen Zweck nach nannte, ein Brauhaus. Das Wasch- bzw. das Brauhaus war mit einem Backofen ausgestattet, wie auch mit einem eingemauerten Kessel. Feuerungsräume waren gleichfalls vorhanden. Das gleichwie Grundstück hatte auch noch eine Scheune, 101 Fuß lang und 34 Fuß breit. Die Scheune enthielteine Remise für 4-6 Pferde und wurde gelegentlich auch zum Dreschen gebraucht. Stallraum war vorhanden für 6 Pferde und 5 Kühe. Auch eine Kutscherkammer un eine Holzkammer, in der 40 und mehr Faden Holz untergebracht werden konnten, befanden sich dort, wie auch ausreichender Bodenraum und unten weitere Stallräume zur Unterbringung von Schweinen, Gänsen und Hühnern. Im Garten, von Hecken eingezäunt, befanden sich zahlreiche Blumenanlagen, etwa 80 Obstbäume der besten Sorten, wie auch verschiedene Spargelbeete. Eine Lindenallee zierte zusätzlich das Grundstück. Die Hofstelle wahr durchgängig gepflastert. Auf ihm befand sich auch noch eine Pumpe, obwohl das Amtshaus die Berechtigung hatte, von einem Nachbargrundstück Wasser nach Bedarf zu entnehmen. Hof und Garten waren mit einer eichenen Planke einigefriedigt. Die Einfriedigung hatte eine Länge von 641 Fuß. Jenseits der Hudau, beim sog. Schafstall, lag noch ein Fischteich, worin 1 1/2 Zuber Karpfen und Karutschen aufbewahrt werden konnten. Das zum Amtshaus gehörende Land bestand aus 6 Tonnen urbarem Land und aus weiteren 2 Tonnen Unland. Ein Stück der Ländereien lag auf dem Strietkamp, das damals für den Bau eines Gefängnisses vorgesehen war. In der Kirche hatte das Amtshaus einen Mannesstand wie auch – nach damaliger Ausdrucksart – einen Stand für ein Frauenzimmer. Alle Bauten dienten als Wohnung für den Amtmann und für etwaige Gäste, wie auch zur amtlichen Beschäftigung der Beamten und zur weiteren Unterbringung von privaten Bediensteten des Amtmanns.

1782 wurde der Sitz des Amtmanns wieder nach Segeberg verlegt. 1839 wurde das Amtshaus abgebrochen, und es wurden daselbst zwei neue Häuser – unter einem Dach miteinander verbunden – gebaut. Nach mancherlei Besitzwechsel und nach mancherlei baulichen Veränderungen entstand schließlich das Bramstedter Rathaus.

Wiederholt war im Amtshaus königlicher Besuch, so 1760 zweimal, und ferner 1762 und 1767; Im Jahre 1770 befanden sich der König Chr. VII und die Königin hier auf der Durchreise nach Traventhal. Auch sie werden hier Einkehr gehalten haben.


*) Nach dem Inhalt der Akten VII B IX 2 Nr. 34 des Landesarchivs Schleswig-Holstein in Schleswig.

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