Mohr: Das Bramautal und seine Bedeutung für die Landwirtschaft

Ein Beitrag aus den Bramstedter Nachrichten des Jahres 1938 erwähnt Schiffahrt, Fischreichtum u.v.m.

Das Bramautal und seine Bedeutung für die Landwirtschaft

Nach einem Vortrag von W. Mohr, Föhrden-Barl

mm Das Bramautal war früher das Belt eines gewaltigen Urstroms. Er reichte von der Weddelbrooker Lieth bis zu den Quarnstedter Höhen. Die großen Findlinge, die Ton-, Sand- und Kieslager sind Zeugen jener Zeit, die als Eiszeit bezeichnet wird. Nach deren Ende gingen die Wassermassen zurück, füllten aber immerhin noch das jetzige Wiesental. Allmählich entstand dann das Flußbett der heutigen Bramau. Sie schlängelte sich in vielen Krümmungen dahin. Häufig trat sie über ihre Ufer und überschwemmte die Wiesen. Diese waren teils sumpfig, teils mit Triebsand bedeckt. Für die Landwirtschaft waren sie wertlos.
Alte Leute rühmen den Fischreichtum der Bramau in früheren Zeiten. Hechte und Lachse bis 8 Kilogramm waren keine Seltenheit. Einmal erlegte ein Bauer Reimers in Föhrden einen Stör von 60 Kilogramm. Er wurde aber von dem Tier samt dem Flschstecher in die Aue gezogen und ging so der Beute verlustig. Später fand man den verendeten Fisch bei Stellau. Infolge der Verunreinigung der Stär und der Geradelegung der Bramau ging der Fischbestand immer mehr zurück. Lohnend war früher auch die Jagd auf Wasservögel. Der alte Peter Schnack erzählte, daß er in seinen jungen Jahren 2-300 Enten jährlich geschossen habe.
Bei Stellau, Föhrden-Barl und Hitzhusen gab es Furten durch die Bramau. 1858 wurde in Föhrden die erste Brücke über die Aue gebaut. Auswärtige mußten für die Benutzung der Brücke eine Abgabe zahlen. Erst 1910 wurde das Brückengeld aufgehoben. Die Bramau war früher schiffbar. Noch um 1850 befand sich in Föhrden ein Ladeplatz. Ziegelsteine wurden ausgeladen, Holz verfrachtet.

Föhrden-Barl Brücke

Föhrden-Barl Brücke

Als 1781 die Flurgemeinschaften in Föhrden-Barl aufgeteilt wurden, erhielt auch das „Unland“ an der Bramau seine Besitzer. Man fing mit dem Einebnen an, um Heu zu gewinnen, aber dieses wurde oft durch die Johanniflut fortgetrieben. Der Bauer Rühmann legte um 1850 Rieselwiesen an. Das Rieselwasser wurde durch eine Schnecke aus der Aue gefördert. Vor Ueberschwemmung schützte er die Wiesen durch Deiche. Seine Wiesen brachten wesentlich höhere Erträge als die der anderen Bauern. Wohl auf seine Anregung hin schlossen sich 1888 alle Wiesenbesitzer zusammen, um die Miesen ausbauen zu lassen. 1891 war alles fertig. Die Aue war geradegelegt, die Schleusen waren gebaut, die Wiesen eingeebnet und von kleinen und großen Gräben durchzogen. Nun wurden die Wiesen anteilmäßig den Bauern übergeben, nur Rühmann behielt seine alten Wiesen, wie er sich das ausbedungen hatte. In den ersten Jahren lieferten die Wiesen nur wenig Heu, und mancher Bauer schimpfte auf die Wassergenossenschaft, aber von Jahr zu Jahr besserten sich die Erträge, und der Viehbestand konnte vielfach verdoppelt werden. Die „Dungwiesen“ wurden für die Heugewinnung entbehrlich : sie wurden in Jungviehweiden umgewandelt.
Mit den lieblichen Wäldern auf seinen Uferhöhen, dem prächtigen Grün der Wiesen, die von dem Silberband der Bramau durchflossen werden, gehört das Bramautal zu den schönsten Landschaften unserer engeren Heimat. Man beobachtet immer wieder, wie Fremde, die des Weges kommen, stehen bleiben und sich an dem schönen Bild erfreuen.
Wesentlich anders lagen und liegen die Verhältnisse an der unteren Bramau, von Stellau bis zu ihrer Einmündung in die Stör. Jede höhere Flut verursachte hier eine Ueberschwemmung der weiten Wiesenflächen. Um 1700 begann man dort mit Unterstützung des Grafen von der Breitenburg, dem die Besitzer zinspflichtig waren, Deiche anzulegen. Aber immer wieder traten Deichbrüche ein, deren Ausbesserung mit großen Kosten verbunden war. Dazu kam, seit die obere Bramau reguliert ist, die Ansammlung großer Sandmassen vor der Störmündung. Diese Versandung, derer man nicht Herr werden konnte, zwang zu neuer Erhöhung aller Deiche um zwei Fuß; trotzdem bleiben aber Ueberflutungen nicht aus, wie erst dieser Winter es gezeigt hat. — Den reichen Erträgen, den diese weiten Fluren liefern, steht viel Arbeit und Sorge, stehen gewaltige Ausgaben gegenüber.

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