Finck: Ein Jahr lang wohnte der König im Schloß

Im Jahr 1968 wurde das frisch renovierte „Schloss“ der Öffentlichkeit vorgestellt und eine Festveranstaltung fand statt. Der Bad Bramstedter Stadtarchivar Hans Finck schrieb dazu den folgende Beitrag am 10.12. in den Bramstedter Nachrichten. Den Festvortrag hielt Wolfgang Prange zur Geschichte des Bad Bramstedter Gutes. Meine Anmerkungen in [ ]  Klammern.

Ein Jahr lang wohnte der König im Schloß

Restauriertes Marstallgebäude wird morgen seiner Bestimmung übergeben – Wunsch aller Bürger: Möge m seinen Räumen stets ein Geist walten, der dem Ganzen und der Allgemeinheit dient!

Sanierung des Schlosses

Sanierung des Schlosses

Morgen, am 11. Dezember, wird das Marstallgebäude in Bad Bramstedt seiner Bestimmung übergeben. Die Bramstedter nennen dieses Haus volkstümlich „das Schloß“. Zu einem Schloß gehört eigentlich ein König, und dieser war da. Dieses Haus gehörte mit dem Gut einmal (1631-1632) dem König. Das Haus hat viele Namen: neben der volkstümlichen Bezeichnung Schloß wird es amtlich Marstallgebäude bezeichnet, d. h. nach Duden Pferdestall. Weiter heißt es oft Torhaus entweder nach dem Tor, das mitten durch das Haus führt oder das den Gutshof vom Flecken abschloß. Vielleicht stammt dieser Name auch von der alten Bezeichnung „Port Huus“, welcher plattdeutsch oder französisch ist und auf hochdeutsch Pfortenhaus hieße. Außerdem wurde dieses Haus noch Vorhaus, das „Neue Haus“ oder auch ganz einfach Wohnhaus benannt. Man würde gut tun, diesem Hause jetzt einen Namen zu geben, der auch im Volksmund akzeptiert wird.

Vieles entsteht, vieles vergeht, vieles ersteht wieder in neuem Glanze. Wenn man die dicken Mauern dieses wunderbar restaurierten – Hauses sieht, wandern die Gedanken zu den Erbauern. Wie lange steht dieses Haus nun eigentlich? Die Bemerkung eines Mitarbeiters beim Bau und der BBN [Bad Bramstedter Nachrichten, ein Mitteilungsblatt des Bürger- und Verkehrsvereins] 12/69, daß es im Jahre 1647 errichtet ist, stimmt und stimmt doch lange nicht. Das Haus gehörte zum Gut, zum adeligen Gut Bramstedt. Ein adeliges Gut war es um 1540 geworden. Nun fragt man sich, wo hat der Besitzer Dirick Vaget gewohnt, stand dieses jetzt restaurierte Haus schon, d. h. stand es bereits in seinen Grundfesten?

Geht man noch einen Schritt weiter in die Vergangenheit zurück, findet man um 1360 nach Staphorst, Hamburg. Kirchengeschichte I, S. 492 unter Nr. 332 aus dem Verzeichnis verlorener Urkunden des Joachim Niehusen eine Bulle Bernhards von Schauenburg, des Probsten von Hamburg über 20 Mk. Einkünfte von der Burg Bramstedt und dem, was dazugehört. Im Jahre 1364 verhandelt Graf Adolf von Holstein mit Hamburger Ratsherren in „Villa Bramstede“ und kommt zu einer Einigung. Die Form der Verhandlung wird mit „placitum habere“ umschrieben. (Schl.-Holst. Reg. IV. Nr. 1074). Schröder Biernatzki weiß in seiner Biographie von 1841, S. 82 zu berichten: „Bramstede … Diese vormals ansehnliche Ortschaft soll früher die Residenz des Grafen Johann von Holstein gewesen sein.“
Wenn man daraus nun schließt, daß Bramstedt einer der Wohnsitze der Holsteiner Grafen gewesen ist, und daß Bramstedt im 14. Jahrhundert eine Burg besaß, so fragt man sich, wo hat die „Burg des Grafen“ gelegen. Daraus ergibt sich die weitere Frage, ist diese Burg mit dem 1751/52 abgebrochenen Schloß gleichzusetzen, und wo hat dieses gestanden. Zwei Möglichkeiten , bleiben offen: Das Schloß/die Burg, das man sich als ein sehr einfaches Bauwerk vorstellen muß, lag zwischen Hudau und Bleeck, also auf der Insel zwischen allen Auen, weil es dort am meisten geschützt war, oder es lag westlich der Hudau (zwischen Hudau und der Straße Sommerland). Dann wird es aber von einem Wassergraben umgeben, also ein Wasserschloß gewesen sein, z. B. Gut Stegen. Beweise dafür wären die Flurbezeichnung „Burggraben“ (heute Arbeitsamt), die Bezeichnung Wiese mit Reet und einige frühere Karpfenteiche auf diesem Gelände auf einer Karte aus dem Jahre 1782, bzw. den ersten preußischen Katasterkarten. In Kirchenakten wird über die Lage leider nichts berichtet, sondern nur, daß die Mauern so fest gewesen sind, daß es besonderer Anstrengungen bedurfte, um sie niederzulegen. Ein Beweis für die Gleichstellung von castrum und dem Hof von Dirick Vaget, der am Bleeck dem Roland gegenüber lag, wird wohl nie mit Sicherheit erbracht werden können. Dirick Vaget bewirtschaftete seinen nicht unbeträchtlichen Eigenbesitz von 4 Hufen auf der Bramstedter Feldmark von diesem Hofe, also auch von diesen Häusern aus.
Sichere Nachrichten über Vorgänger des Torhauses finden sich 100 Jahre spater, als Arndt Steding Besitzer war und den Hof an den König verkaufte. ln einer Nachricht vom 15. 12. 1631 heißt es über die Beschaffenheit des Hofes (Gebäude und Ländereien): „Erstlich ist der Hof, so zuvor mit einem Wohnhaus und Scheune bebaut gewesen, dorch den Brandt ganz gebloßet, also daß wenig Befriedigung fast mehr vorhanden. Es liegen aber bei dem Hofe 4 kleine Heller und Fischteiche, davon keiner besetzt“. Bei dem großen Brand im Jahre 1628 im Dreißigjährigen Krieg haben also die Häuser des adeligen Gutes auch gelitten. Vermutlich ist der bauliche Zustand der Häuser ein Grund mit gewesen für den Verkauf an König Christian IV. In den Jahren 1631 und 1632 Ist dann viel Geld für den Wiederaufbau des Hauses gezahlt worden. In einem ‚“Schriftstück, „Geldt und Kornregister Stedings Gühter zu Bramstett, durch die Konn. Mayt. gnädigst erkauft, wovon durch Johann Vogt unterschiedliche Zettel und Scharteken eingesandt und in diese Form gebracht.

Es wurden am 6. 8. 1631 bezahlt:

an einen (Dach)decker, so ein kleines Haus auf
Stedings Hof gedeckt
10 Mk 8 ß
 für 1 400 Schof (Stroh zum Decken)  ca. 53 Mk.
 einem Sager (Säger und Nagelschmiede waren Berufe)
für einen Baum zur Brücke
 5 Mk.

am 2. November: Johann Vaget mit ihnen aufgemessen
und bezahlt vor Breede (Bretter) zu sägen, zu be …. den,
Boden des Neuen Vorhauses

18 Mk
25. November, selbige Säger noch einen Baum gesäget
zur Stuben im Vorhause = 4 Mk.,
4 Mk
 noch einem Zimmermeister und seinen Gesellen, so ein
jeder 9 Tage am Vorhause Döhren und Finster (Türen
und Fenster) gearbeitet zu 16 ß dem Meister u. 14 ß dem Gesellen
16 Mk. 14 ß
 Dem Gläser Hans Wulf vor 12 Fenster um Vorhause zu 10 ß  7 Mk.   8 ß

(1 Rthlr. = 3 Mk., 1 Mk. = 16 ß, Schilling).

Es folgen dann Ausgaben an die Grob- und Feinschmiede für Nägel und „Eisenzeug“, und „was zu dem neuen Vorwergke und Gebäude (gebauv) zu Brambstede auf Stedings Hofe ferner ausgegeben An. 1632“:

Nach Kisdorf gesandt zu den Sagers, so allda im Carspel (Kirchspiel Kaltenkirchen) zu Stedings Hof nach Bramstedt sageten = 30 Mk.. Vor 12 000 Reetschoof samt der… = 532 Mk. Zum Olschlo (dem) Paul Wesell vor Dreilings-Nagel .. . = 9 Mk.“
Es folgen weitere Posten an Aufgaben für das Planwerk, Bohlen und Sägerlohn, teils mit Angaben über gesägte Ellen. An Michel Kl…korn, einen Maurer, wird für Arbeit um Fundament des Vorwerkes 20 Mk. 12 ß bezahlt. Auf den Belegen 16 bis 22 folgen Ausgaben für Bauholz, Bretter, Dreilings-Nägel (Preis für je Stück — 1 Drilling), Schoof u. Arbeitslohn, meist angegeben für das Neue Vorwerk zu Brambstede. Die Summe der Baukosten betrug 1808 Mk. 9 ß 9 Pfennig. Der buchführende Vogt stellt fest, daß in diesem Jahr mehr ausgegeben als eingenommen ist, „das zum angefangenen Neuen Gebäude verwendet und von der Segebergischen AmtsHebung abgetragen worden, daher solche Post(en) auch im Amtsregister zur Ausgabe mit eingeführt = 1 673 Mk. 9 ß.“

PrangeK2Liest man die vorstehende Abrechnung sehr genau, kann man feststellen, daß 1628 bereits Häuser des adlig. Gutes abgebrannt sind, also vorhanden waren, ihre Namen sind genannt worden, eine Brücke (vermutlich über die Hudau) und ein“ Plankwerk (Einfriedigung) waren vorhanden. Das viele Schoof läßt auf die Bedachung schließen, Zum mindesten der Stallung. Eigenartigerweise sind Ziegelsteine und Dachziegel nicht genannt. Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen? Ist das nun restaurierte Haus damals schon in seiner jetzigen Form vorhanden gewesen? War es mit Stroh oder Ziegeln gedeckt, war es nur eingeschossig, ist es bis zur Übergabe an Wiebke Kruse überhaupt fertig ausgebaut worden? 15 Jahre später erfolgt eine weitere Begutachtung und ein weiterer Ausbau. Der König selbst hat sich anscheinend eingehend mit dem Bau beschäftigt, denn viele „Bestellscheine“ sind von ihm persönlich unterschrieben, so am 10. 3. und 14. 4. 1635 ein Schreiben betr. das Plankwerk, am 19.7. und 18.8.1639 je eine Bestellung von ca. 48 Tonnen Segeberger Kalk. Daß der König auch recht sparsam sein konnte, ergibt sich aus einer Bestimmung vom 3.7.1643. Daß das markante Tor an unserem jetzigen Torhaus einmal in Krempe als Stadttor diente, ist bekannt, vermutlich ist es unter den gleichen Umständen nach Bramstedt gekommen, wie Holz und Steine, zu denen er befohlen hat: „… als wir das Zimmer(holz) samt den Steinen von dem alten Zeughaus zu Krempe nach Bramstedt auf den Hof daselbst wieder destiniret (bestimmen)“. Der Amtmann erhielt den Befehl, zu versuchen, ob nicht die Untertanen in den beiden Kirchspielen Bramstedt und Kaltenkirchen, jeder zwei Fuhren freiwillig und kostenlos ausführen, um das Baumaterial von Krempe nach Bramstedt zu befördern. Vielleicht erklären sich aus dieser Maßnahme die verschiedenen Steinformate im jetzigen Durchgang des Hauses. Der Grund des Hauses und das Fundament scheint nach dem Brand von 1628 erhalten geblieben zu sein, denn einmal würden 1631 mehr als 20 Mk. für das Fundament eines neuen Hauses ausgegeben worden sein, und z.a. geht aus einem „specificirten Verzeichnis der Unkosten, die zu den Bramstedtischen Gebäuden, zu Arbeitslohn und sonst aufgewendet werden sollen“ (August 1647) eine Beschreibung des Hauses hervor. Es heißt: „Die Länge des Stalles ist 130 Fuß, die Breite 34 Fuß,… “ Nimmt man für diese Zahlen Holsteiner Fuß (296 mm) und rechnet sie in Hamburger Fuß (286 mm) um, ergeben sich die Maße für eine 125 Jahre später angefertigte Beschreibung, die den heutigen Maßen des Hauses noch entspricht.

Varendorfsche Karte von ca. 1786 zeigt den Gutshof mit seinen Gebäuden

Varendorfsche Karte von ca. 1786 zeigt den Gutshof mit seinen Gebäuden

Auf 20 Schriftstücken, meist Gutachten, Voranschlägen etc. wird das Haus nur einmal als Stall bezeichnet, ansonsten immer als Port-, Pfordt-Haus, also Torhaus. Neben den vielen Balken, Unterschlägen, Hahnenhölzern, Ständern, Latten und Scherwänden werden u. a. Ständer und Lattierung für 36 Pferde(boxen) aufgeführt. Berechtigt diese Zahl zu dem Namen Marstall? Vier Hufen wurden vom Hofe aus bearbeitet, dafür brauchte man m.E. mindestens ca. 32 Ackerpferde. Manches ist aus diesen Schriftstücken zu entnehmen, so heißt es z. B.: „Der obere große Sahl (Saal), wo Ihre Königl. Majest. pflegten zu logieren, ist gesunken, wegen der vielen Mauersteine, so die Schwedischen (30-jähr. Krieg) darauf gebracht…“ Also haben der König und Wiebke Kruse schon in diesem‘ Hause und nicht in dem 1751 abgebrochenen Haus gewohnt. Weiter ist zu lesen, daß die Portal- und Türgriffe, sowie die Schnitzarbeiten zerhauen oder weggebracht sind, daß der Anstrich des Hauses erneuert werden muß, daß das Schauer über dem Keller weggebrochen ist.

Es ist dann von April bis Oktober 1647 festgehalten worden in einem „Register, was auf Ihr. Königl. Majest. befehligte Schreiben zur Erbauung des Neuen Hauses, Brücken und Plankwerk zu Bramstede an Gelde vom Amte Segeberg ausgegeben und bezahlt worden Anno 1647.“:

den Zimmerleuten 1 969 Mk.
den Sägern (Sägern) 324 Mk.
den Dischern 599 Mk.

den Mauerleuten nebst
Gesellen und Handlangern

1 630 Mk.
dem Grobschmied 761 Mk.
Mauersteine u. Dachsteine 1 125. Mk.
Muschelkalk      414 Mk
6 822 Mk.

Etwa 100 Jahre später befand sich der Hof Bramstedt im Besitz, vom Baron Grote und nachmals seiner Witwe, die das Anwesen verkaufen wollte. Als sich drei Bramstedter Hufner dafür interessierten, wurde festgestellt, daß der Landesherr Vorkaufsrecht hatte und allerlei Pertinenzien und Rechte auf dem Hof lagen. Die Rentekammer verlangte einen Bericht über den Zustand des adeligen Gutes. Im Punkt 3 dieses Berichtes schreibt der Kirchspielvogt H. Wulf, daß „die Gebäude auf dem Hofe sich bekanntermaßen in dem größten Verfall befinden und 4. das Gut auch weder mit gehörigen Bau-Pferden noch mit Kühen und Schafen, so wie es sein sollte, besetzt, die Ländereien nicht recht bebauet gewesen und viele (zum Gut gehörige) Hufen wüste, zu deren Verbesserung meiner unmaßgeblichen Meinung nach wohl 10 000 Rthlr. dürften erfordert werden“!

Der nun folgende Besitzer , Graf Stolberg (1751 – 1756) muß das Torhaus gründlich renoviert und baulich in seine jetzige Form gebracht haben (oder sein Nachfolger). Über Haus und Hof, an denen sich in 20 Jahren kaum viel änderte, berichtet eine in der letzten Stadtverordnetenversammlung angesprochene „Beschreibung und Anschlag nebst den Bedingungen, unter welchen das . . . im Flecken Bramstedt belegene adelige Guth Bramstedt, sonst auch Stedinghoff genannt, mit Zubehörungen verkauft werden soll. Gedruckt in Glückstadt 1774“.. Nach einer allgemeinen Darstellung der Lage folgt eine Beschreibung des Wohnhauses (133 x 35 Fuß, 2 Etagen hoch, „von einer starken Mauer aufgeführt und mit Ziegeln gedeckt“. Alle damals aufgeführten 11 Räume sind heute (10) noch vorhanden. Besonders bezeichnet werden die Tapeten, die Öfen und der große Saal. Weiter 1 heißt es: „Die sämtlichen Zimmer sind gegipst, und ist die schönste Stuccatur-Arbeit und einige Verguldung angebracht“. Die jetzige untere linke Hälfte wurde als Milchkeller und Magazin genutzt. Auf dem Hofplatz standen ein Reitstall (48 x 20 Fuß), die Scheune (108 x 52 Fuß) von 12 Fach mit Abseiten zu Schweine- und Hühnerställen, eine Remise (36 x 27 Fuß) für Torf und Wagen, ein Backhaus (30 x 18 Fuß) mit einer Kammer für den Verwalter und einem Kuhhaus (10 x 42 Fuß) für 50 bis 60 Stück Vieh, Pferdeställen und Volkskammern (?). Alle Wände der Wirtschaftsgebäude waren in Tafelwerk errichtet. Der Pferdestall für 7 Pferde, das Backhaus und das Kuh-Haus waren mit Ziegeln, die anderen Gebäude mit Reet und Land-Schoof gedeckt. In der neu errichteten Brandgilde sind die Hofgebäude zu einer Summe von 9 700 Rthlr. eingeschrieben. In dieser Beschreibung wird noch vermerkt, daß die Wirtschaftsgebäude nach dem in Bramstedt 1758 gewüteten großen Brande erst „neu erbauet und in gutem Stande sind, auch daß an dem Wohnhause und mit Planken und Stacketten umgebenen Garten ein sehr Beträchtliches verwand ist.“

Als das Gut Bramstedt im Jahre 1841 erneut und zwar von Meyers Erben (Meyers Grab links vor der Kirchentür) verkauft werden sollte, erfolgt wieder eine Beschreibung in der öffentlichen Ausschreibung. Es heißt u. a.: „Was den Hof betrifft, so ist das massiv gebaute Wohnhaus von 133 Fuß Breite und 35 Fuß Tiefe mit den / Wirtschaftsgebäuden hart am Flecken Bramstedt gebaut und sind die Gebäude … zu 11700 Rthlr. versichert. . . Der unmittelbar neben dem Hause belegene Gemüse- und Obstgarten ist teils durch ‘ den Aue-Fluß, teils durch Planken befriedigt und mit Einschluß des Hofraumes etwa 1 1/2 Tonnen haltend.“ Eine wesentliche Veränderung war also bis dahin nicht eingetreten.

Von den 1774 vorhandenen Gebäuden auf dem Hof sind 1782 die Remise und das Backhaus schon nicht mehr gezeichnet, warum nicht? Das Kuh-Haus und die Scheune sind vor der Jahrhundertwende 1900 abgebrochen bzw. abgebrannt. Der Reitstall wurde zuletzt anders genutzt, war sogar Wohnung und ist 1968 abgebrochen.

Interessant dürfte die Besitzerfolge auf dem Hof und damit im Torhaus sein: ,

um 1530 — 1538/40 Dirick Vaget und seine Witwe
1540 — 1571/72 Caspar Fuchs (Heirat mit Witwe Vaget)
1571/72 —1575 seine einzige Tochter und Erbin Elisabeth,
1575 — 1604 heiratet Gerhard Steding (holst.-gott. Vizekanzler)
1604 — 1611 Witwe Steding
1611 — 1631 Arndt Steding
15.2.1631 — 16.11.1633 Christian IV.
15.11.1633 —April 1648 Wiebke Kruse
1648— 1649 Elisabeth Sophie Güldenlöwe (Wiebkes Tochter)
1649 — 1674 Klaus v. Ahlefeldt (Ehemann von obiger)
1674 — 1697/98 Christine Sophie Amalie v. Örtzen (1. Ehe) bzw. v. Kielmannseck (2. Ehe)
1698 — 1751 Baron von Grote
1751 Baron v. Printz, als Erbteil
1751 — 1756 Graf Christian Günther zu Stolberg
1756 — 1774 Markus Nicolaus Holst
1774 -— 1796 Ferdinand Lawätz
1796 —1840/42 Professor Friedrich L. W. Meyer und Erben
1842— 1857 Landdrost v. Lütken
und nach ihm Graf L. v. Kielmannsegge
1857— 1904 N. F. Paustian
1874 Ende des adeligen Gutes, in den Flecken eingemeindet
1904 — 1925 Georg Meyer
1925 — 1965 Gärtnermeister Kurt Meyer
ab 1965 Stadt Bad Bramstedt

Das Haus am Bleeck, Wohnhaus der Eigentümer des adeligen Gutes und nachmaligen Hofes, dürfte 400 Jahre die Geschicke Bramstedts miterlebt haben. Wieviel Leid, wieviel Freude hat es gesehen, wieviel menschliche Schicksale sind in seinen Mauern begonnen, erlebt und beendet. Möge in diesem Torhaus mit seinem alten markanten Tor immer ein Geist wohnen, der der Allgemeinheit und dem Ganzen dient.

Hans Finck


Anmerkung: Entgegen der Überschrift des Artikels ist im Text nicht erkennbar, wann Wiebeke Kruse allein oder mit Christian IV. in Bramstedt gewohnt hat. Er hatte bis in die 1630er sein Königshaus in Krempe und ließ ab 1630 ein Schloss in Glückstadt bauen. Dazu schreibt Dr. Gerhard Köhn in seinem Buch zur Baugeschichte des Glücksburger Schlosses auf Seite 108ff: „1632 kann ich Wiebke Kruse, die Geliebte Christian IV. zum ersten Mal in Glückstadt nachweisen (RA Faestningsregnskaber Glückstadt, Proviantregnskaber Bd. 2), 1633 zum ersten Mal als Bewohnerin des Turmhauses (LAS Abt. 133 Nr. 281 fol. 78), das ihr 1638 von Christian IV. geschenkt wird (LAS Abt. 133 Nr. 155). Aber schon ein Jahr vorher war sie nach Bramstedt in ein Haus, das Christian IV. ihr 1636 hatte bauen lassen, übergesiedelt. …“ Für die Übersiedlung nach Bramstedt gab Köhn mir den urkundlichen Hinweis: Bygnings- og Elbtoldpengeregnskaber Nr. 13 (3 Bände 1637/38), Beleg Nr. 413.


Am 28.11.1957 veröffentlichte Max Röstermundt in den Bramstedter Nachrichten einen Bericht zum Torhaus / Schloß:

Aus der Geschichte des Torgebäudes des früheren adeligen Gutes in Bad Bramstedt

An der Westseite des „Grünen Angers“, des heutigen Marktplatzes, lagen die Baulichkeiten eines früheren adeligen Gutes. Dieses Gut hatte Besitzungen auch in Borstel, Hagen, Hitzhusen, Wiemersdorf und in Weddelbrook. Die Baulichkeiten in Bramstedt bestanden aus dem eigentlichen Schloß, aus je einem Torgebäude im Westen und im Osten, aus einem Reitstall, einer Scheune und aus sonstigen kleineren und größeren Stallungen und dergl.

Eigentümer des Gutes bezw. seiner Vorläufer waren der königliche Gesandte Casper Fuchs (seit 1541), der schleswig-holsteinische Minister Gerhard Steding (verstorben 1606), anschließend dessen Erben (Ww. Elisabeth Steding und Kinder), ferner Christian IV. König von Dänemark und Herzog von Schleswig und Holstein (seit 1631), Wiebke Kruse (seit 1633), dann deren Tochter Elisabeth Sophie von Ahlefeldt, alsdann deren Tochter Christine (verheiratet in erster Ehe mit dem Obersten Claus von Oertzen und in zweiter Ehe mit Johann Gottfried Graf von Kielmannsegg). Späterer Eigentümer war u. a. auch Graf Christian Günther zu Stollberg (1750-1755), derzeitiger Segeberger Amtmann. Seine Söhne Christian (geb. 1748 in Hamburg) und Friedrich Leopold (geb. 1750 in Bramstedt) waren Studenten in Halle und in Göttingen und Mitglieder des Hainbundes gewesen. Beide waren sie befreundet mit Goethe. In den letzten Jahren seines Aufenthalts in Bramstedt hatte der Vater mit seiner Familie in dem östlich gelegenen Torgebäude Wohnung genommen, da er das eigentliche Schloß in den Jahren 1751/52 hatte abbrechen lassen.

Von allen Baulichkeiten des adeligen Gutes ist nur noch das jetzige, am Marktplatz gelegene Torgebäude (mit Festungstoren aus Krempe) verblieben. Es diente einst als Marstall, später als sog. Cavalierhaus und schließlich (seit Niederlegung des Schlosses) als Wohnhaus. Es wurde 1780 zum Geburtshaus des Astronomen Heinrich Christian Schumacher.

In 1774 hatte es (nach einem Umbau im Jahre 1773) folgende Räume: unten 1 Stube (für das Gesinde), 1 Zimmer mit wachstuchenen Tapeten, 1 Zimmer mit wollenen Tapeten, 1 Küche mit großer und kleiner Speisekammer, oben 2 Zimmer mit leinenen Tapeten, einen Saal und 2 Schlafzimmer. Unten links vom Eingang befand sich der Milchkeller.

Das Alter dieses Baues ist nicht mit Sicherheit anzugeben. Aus Teilen des verwendeten Materials wird ein ungefähres Alter von 300 Jahren angenommen. Nach wiederholten Bränden in Zeiten des 30jährigen Krieges und später wurde es stets wiederhergestellt. Die unmittelbare Lage am damaligen „Grünen Anger“ läßt darauf schließen, daß an der gleichen Stelle stets und zu allen Zeilen ein Gebäude gestanden hat, also auch zu Zeiten Casper Fuchs und seiner Vorbesitzer. Aus der wiederholten Anwesenheit holsteinischer Grafen in Bramstedt im 14. Jahrhundert könnte sich ferner folgern lassen, daß diese in Bramstedt Besitz hatten und zwar dort, wo noch heute ein Torgebäude verblieben ist.

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